Dirigent und Musiker Helmuth Rilling übergibt die Leitung der Internationalen Bachakademie in 2013 an Hans-Christoph Rademann

News aus der Klassikszene!

Rilling geht nach 30 Jahren Foto: Bachakademie

Rilling geht nach 30 Jahren Foto: Bachakademie

Mehr als drei Jahrzehnte leitete Helmuth Rilling die von ihm gegründete Internationale Bachakademie in Stuttgart und erarbeitete sich in der Musikszene den Namen „Bach-Papst“. Zum Abschied von seinem Lebenswerk hat sich Bundespräsident Joachim Gauck angekündigt. Mit einem Festkonzert im Stuttgarter Beethoven-Saal am 24. August 2013 will Rilling symbolisch sein Amt an das neue Führungsduo, Hans-Christoph Rademann als künstlerischen Leiter und Gernot Rehrl als neuen Intendanten, übergeben.

»Musik darf nie bequem sein, nicht museal, nicht beschwichtigend. Sie muss aufrütteln, die Menschen persönlich erreichen, sie zum Nachdenken bringen.«

Dies ist das persönliche Leitbild Helmuth Rillings, des Dirigenten, Lehrers und Botschafter Bachs in der ganzen Welt.

1954 gründete Helmuth Rilling die Gächinger Kantorei, 1965 kam das Bach-Collegium Stuttgart als instrumentaler Partner dazu. Ab dieser Zeit datiert die intensive Beschäftigung Helmuth Rillings mit dem Werk Johann Sebastian Bachs. Er hat außerdem zur Wiederentdeckung der romantischen Chormusik beigetragen und fördert durch regelmäßige Kompositionsaufträge die zeitgenössische Musik. Mit seinen Ensembles gibt Rilling international Konzerte und ist gefragter Gastdirigent bei führenden Orchestern in aller Welt – darunter die Wiener Philharmoniker, das New York Philharmonic, das japanische NHK Symphony Orchestra und andere namhafte Klangkörper. Eine besondere Freundschaft bindet ihn seit über dreißig Jahren an das Israel Philharmonic Orchestra, das er zusammen mit der Gächinger Kantorei in über 100 Konzerten dirigierte. Die nächste gemeinsame Konzertserie ist für 2013 geplant.

Schallplatten-, Hörfunk- und Fernsehproduktionen dokumentieren das Schaffen Helmuth Rillings. Als erster Dirigent spielte er sämtliche Kantaten J. S. Bachs ein; zum Bach-Jahr 2000 erschien unter seiner künstlerischen Gesamtleitung mit der EDITION BACHAKADEMIE die Gesamtaufnahme des Bachschen Werkes auf 172 CDs. Mit der Einspielung von Krzysztof Pendereckis »Credo« gewann er den Grammy 2000 für die beste Chor-Darbietung und wurde erneut 2001 für die Einspielung von DEUS PASSUS von Wolfgang Rihm nominiert. Auf CD sind zuletzt Werke von Haydn, Händel, Gubaidulina (»Passion und Auferstehung Jesu Christi nach Johannes«, ausgezeichnet mit dem Echo Klassik 2008) sowie Brittens »War Requiem«, der von Rilling initiierte Messiah von Sven-David Sandström und das Verdi-Requiem erschienen. Rillings jüngste Aufnahme, Honeggers »Jeanne d’Arc«, erscheint 2012.

Eine Video mit Helmuth Rilling

Bach-Kantate – BWV 148 „Bringet dem Hern Ehre seines Namens“ (1 bis 3)

1. Bringet dem Hern Ehre seines Namens
2. Ich eile, die Lehren des Lebens zu hören (at 3:54)
3. So, wie der Hirsch nach frischem Wasser schreit (at 9:06)

Gächinger Kantorei Stuttgart
Bach-Collegium Stuttgart
Helmuth Rilling, Director

Soprano: Arleen Augér;
Altos: Gabriele Schreckenbach, Helen Watts;
Tenors: Kurt Equiluz, Lutz-Michael Harder;
Bass: Philippe Huttenlocher

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(Textauszüge: Rilling-Homepage und  – Von Marcel Mund – dapd, KIZ)

Grüße

Volker

 

4 Gedanken zu „Dirigent und Musiker Helmuth Rilling übergibt die Leitung der Internationalen Bachakademie in 2013 an Hans-Christoph Rademann

  1. yo21031685

    Hallo Volker!
    Im Rahmen der Bach-Gesamtausgabe (Hänssler Classic) besitze ich auch die Rilling-Gesamtausgabe Bachscher Kantaten. Ich habe sie immer gerne gehört. Zunehmend haben aber andere große Interpreten Rilling von seinem Thron verdrängt. Leonhardt und Harnoncourt (Teldec-Ausgabe), Herreweghe und Masaaki Suzuki gefallen mir heute in weiten Teilen besser als Rilling. Es ist gut, daß er jetzt den Stab weitergibt. Er hatte seine große Zeit und hat auch großes geleistet. In meinem Musikregal wir er aber in der zweiten Reihe vorlieb nehmen müssen.
    Gruß
    Yo

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    1. Wolfgang

      wolfgang
      9. November 2012 um 09:26
      Liebe BachfreundINNEN!

      Helmut Rilling-, es ist angemessen, daß der Bundespräsident ihm dankt für seine Lebensleistung.
      Rillings Aufnahmen der Bach-Kantaten hatten mich seit meiner Jugend als Radiosendung begleitet. Dadurch-, das Rilling seine ganze Aufmerksamkeit dem gewaltigen ‘Korpus der Bach-Kantaten’ gewidmet hat und dies auch in den Radiosendungen seit den 60-ger Jahren regelmäßig ausgestrahlt wurde, konnte eine breite Öffentlichkeit mit diesem ganz individuellen und sich jeden Sonntag anders und neu darbietenden Bachkantaten-Oevre bekanntwerden. Es wurde deutlich, daß Bach nicht nur aus Oratorien und Passionen bestand, sondern jeden Sonntag mit neuen musikalischen Überraschungen aufwartet. Denn das war ja die typische unverwechselbare Leistung von Bach, daß er trotz der Widerstände in der Leipziger Zeit, 4 – 5 erhaltene Kantatenjahrgänge – von den verlorenen ganz zu schweigen !!! – , während des gesammten Kirchenjahres getreulich seine musikalischen Linien gezogen und durchgehalten hat. Dazu kommen dann noch die Mühlhausener und Weimarer Sonntags-Kantaten.

      Rilling hatte sich als Erster mit ‘medialer Unterstütrzung’ auf ‘diese Spur’ begeben und herausgearbeitet, daß viele musikalische Motive, die dem ‘geneigtem Hörer’ ja aus Passionen und WO bekannt waren, im Alltagsgeschäft der Kantaten bereits angelegt waren.

      Gerade gestern hörte ich eine ‘Vezweiflungsarie’ aus irgendeiner Kantate während einer langatmigen Autofahrt und dachte: ‘Das ist ja das Modell der ‘Verzweiflungs-Arie des Petrus ‘Ach, mein Sinn, wo willst Du endlich hin?’

      Rillings Interpretation der Bach-Kantaten, die oft (wie in diesem Eröffnungsbeitrag) als ‘romantisch’ fast ‘verhöhnt’ und ‘abgeschoben’ wird, konnte viel beitragen, zu einem angemessenen VERKÜNDIGUNGSSTIL. Ja-, Verkündigung, denn das bleiben ja die Bach-Kantaten, wenn sich auch in den jetzt vorliegenden zeitgenössischen Gesamtaufnahmen andere Absichten einmischen.

      Man höre sich jetzt nur mal das ‘starke’ Alt-Rezitativ ‘So wie der Hirsch nach frischem Wasser schreiet …’ (BWV 148, 3 + vgl.Video oben) gesungen von Helen Watts an. Dazu fällt mir ein: Kraftvoll, die Stimme steht nicht absolut im Mittelpunkt, dafür aber der ‘Goldglanz’ der Streicher, viel Raumklang, der eine fast ‘mystische Komponente’ rein bringt.
      Dagegen:
      der Alt-Auftritt von Nathalie Stutzmann in Sir Gardiner’s SDG 159:
      Mir fällt auf: Die Alt-Stimme, die eigentlich von den Streichern als ‘Basis des Ganzen’ untermalt wird, (vgl.Christus-Rezitative in Matthäus-Passion) kommt jetzt viel klarer und mit viel Tremolo raus, hört sich klar und sängerisch brilliant. Auch scheint mit die Aufnahme-Technik viel weiter entwickelt.

      Dennoch ziehe ich die Interpretation von Helen Watts und der Führung der Streicher von Helmut Rilling der technisch besseren Aufnahme 2 vor. Warum? Weil sie die VERKÜNDIGUNGS-INTENTION besser trifft. Wie der Text des Alt-Rezitativs ja sagt, geht es um die ‘Kinder dieser Nacht’, die aufgerüttelt werden sollen. Hintergrund und Begründung dieses ‘Aufrüttelns’ ist der ‘Goldglanz’ der Worte Jesu.

      Zugegeben-, spitzfindig und subjektiv und zudem zu sehr auf ‘Verkündigung’ bedacht, mag meine Einschäzung sein. Aber heute ist es notwendig, wieder mal ‘GEGENZUSTEUERN’, da die musikalisch ‘glanzvolle’ Interpretation oft auf die Spitze getrieben wird. Dem Hörer gehen dann wichtige Absichten des Komponisten verloren.

      Diese ‘VERKÜNDIGUNGs-Anstöße wieder in’s Rollen zu bringen, bleibt das Verdienst von Helmut Rilling. Gerade der ‘moderne’ Radio- und CD-Hörer braucht das, um Bach zu verstehen.

      Gruß
      Adamo

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  2. Volker Autor

    Danke Yo für deinen Kommentar wo ich vollauf mit übereinstimme. Es ist gut, wenn Rademann folgt und neue Akzente setzen kann er wird ein großartiger Nachfolger sein davon bin ich überzeugt. Rilling seine Gesamt-Aufnahmen hatte ich vor Monaten für einen sehr günstigen Preis, ich meine 90 €, bezogen und warten nun darauf, dass sie angehört werden…!!

    Lieben Gruß
    Volker

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  3. Volker

    Lieber Wolfgang,

    deinen Kommentar zu Rilling habe ich in einem anderen Beitrag gefunden und habe ihn jetzt hier an richtiger Stelle hinzugefügt. Wundere dich nicht, dass Du ihn unter dem J.S. Bach-Stiftungs-Beitrag nicht mehr finden wirst.

    Deine persönliche Einstellung zu Rilling ist mir sehr wohl bekannt und bist ein großer Verehrer seiner Bach-Kantaten. Rilling hat meiner Meinung nach teilweise hervorragende Gesangs-Solisten/innen verpflichtet die ich teilweise bei Gardiner nur bedingt als eine gute Besetzung vorfinde, aber darüber lässt sich streiten, ein jeder hat seine sukzessive Meinung dazu und das ist auch gut so.

    Mir ist Rilling in seiner Interpretation (Chor und Orchester) wie ein fungierendes Kirchenensemble am werkeln, sehr behäbig und breit musiziert im Stile eines Karl Richters und fühle mich nur teilweise von dieser Interpretation angesprochen wenngleich er ebenfalls hervorragende Einspielungen vorweisen kann. Sein überzeugendes Wirken als Bach-Interpret bleibt in einem haften und wird durch einen würdigen Nachfolger fortgesetzt werden, der in seinem persönlichen Stil die Bach-Kantaten erklingen lassen wird.

    Wenn Gardiner musiziert, bin ich wie elektrisiert und freue mich über das großartige Barockorchester mit seinem unnachahmlichen Sound und sein Reisetagebuch liegt neben mir mit den Ausführungen zu der entsprechenden Kantate und bin mit dem Text und der Musik im Einklang. Das heisst doch dann im Umkehrschluss, es müssen nicht immer Kirchenmusiker sein, die Bach-Kantaten zu vermitteln wissen, es sind auch religionslose Interpreten in der Lage, dem Hörer die Musik und Worte der Bach-Kantaten zu offenbaren im Sinne einer Verkündigung und das erfahre ich bei diesem großartigen Bach-Interpreten.

    Weitere Namen könnten genannt werden wie: Koopman, Herreweghe, Harnoncourt, Suzuki, Rifkin, Rademann, Corboz, Fasolis, etc., die ebenfalls zu meinen Favoriten gehören und großartige Bach-Interpreten sind….

    Ich wünsche dir und allen ein schönes Wochenende.

    Gruß
    Volker

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