Nach Streitgesprächen über Deutschlands derzeit meistdiskutiertestes Buch, haben meine Bekannte Ulrike und ich nach heftigen Diskussionen entschieden, uns mit den Menschen zu beschäftigen, die sich hinter den Zahlen und Statistiken verbergen. Mein Vorschlag zum Night Prayer in die Duisburger Moschee mit abschliessendem Konzert zu fahren, wurde von ihr begeistert angenommen. Gleichzeitig fand an 9 weiteren Orten anderer Glaubensrichtungen eine ähnliche Veranstaltung statt, z.B. im Hindu-Tempel in Hamm-Uentrop, der Serbisch-Ortodoxen Gemeinde in Dortmund, der Alevitischen Gemeinde in Bergkamen oder auch im Essener Dom. Um 20.00 Uhr fand dann in jeder Location ein typisches Konzert statt.
19.00 Uhr Führung mit Koranlesung: Pünktlich zur Führung treffen wir ein. Wir sind beeindruckt, die Kuppeln, reich verziert mit Kalligraphien und Bildschmuck im osmanischen Stil sind eine Augenweide, dazu der weiche Teppich, der noch neu riecht, lädt zum Verweilen ein. Der Iman intoniert einen Vers und gerät wortwörtlich ins Schwitzen. Das Gebäude wurde 2008 fertiggestellt und ist mit rund 1800 Plätzen eine der größten Moscheen Deutschlands. Die Gemeinde ist ausserdem sehr aktiv, Führungen werden angeboten, verschiedene Bildungsprogramme mit Sprachkursen uvm. rundet das Angebot ab.
Langhalslaute „Tanbur: Birol Yayla, Murat Aydemir, Özata Ayan
Längsflöte „Ney“: Aziz Senol Filiz, Salih Bilgin, Bülent Özbek
Rahmentrommeln: Fahrettin und Ferruh Yarkin und Gesang: Mehmet Kemiksiz
Die Komponisten entstammen von ca. 1700-zeitgenössisch, wobei sich einige Musiker des Ensembles auch als Komponisten betätigt haben. Viele Stücke erinnern mich an das Konzert vom Freitag, aber es ist weniger meditativ, sondern im prallen Leben angesiedelt. Neben uns sitzt ein Typ, der wie in Trance zum Rhythmus mit dem Kopf wackelt. Dadurch, dass wir so nah dran sitzen, erleben wir alles natürlich auch sehr intensiv. Zudem ist es rhythmisch sehr ansteckend. So super hatten wir es nicht erwartet.
Die einzigen zwei Kritikpunkte, die ich anzubringen habe ist, dass es keine Pause gab, wo eventuell ein Austausch mit Gemeindemitgliedern oder Musikern hätte stattfinden können. Als zweites, nicht alle Veranstaltungen auf einen Zeitpunkt zu legen, mich hätte auch der Hindu Tempel oder die Synagoge interessiert. Auf jeden Fall waren wir uns einig, dass der Besuch heute eine gute Idee war und so hat uns Herr Sarrazin indirekt einen interessanten Abend beschert.