Biografie Peter Harvey – Bariton

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Peter Harvey, Bariton

Peter Harvey, Bariton

Peter Harvey begann sein Studium am Magdalen College in Oxford mit den Fächern Französisch und Deutsch. Auch nach dem Wechsel zum Musikstudium blieb seine Liebe zur Sprache immer fester Bestandteil seiner Arbeit als Sänger. Er setzte sein Studium an der Guildhall School of Music and Drama in London fort. In dieser Zeit gewann er einige internationale Gesangswettbewerbe, u.a. die Walther Gruner Lieder Competition, den English Song Award und den Peter Pears Award. Seine über 100 CD-Einspielungen umfassen eine Zeitspanne von acht Jahrhunderten mit einem Schwerpunkt der Musik aus der Zeit des Spätbarocks.

Zusammen mit den English Baroque Soloists und dem Monteverdi Choir unter der Leitung von Sir John Eliot Gardiner war Peter Harvey einer der herausragenden Teilnehmer der „Bach Cantata Pilgrimage“, deren Konzerte auch auf CD erschienen sind. Hier sang er u.a. die berühmte Solokantate Ich hab genug. Ebenfalls von Bach sang er kürzlich Kantaten in Paris und Leipzig sowie den Christus in der Johannes-Passion bei den BBC Proms. Er ist ein langjähriger Solist des von Paul McCreesh geleiteten Gabrieli Consorts, mit denen er im Théâtre du Châtelet (Paris), Lincoln Center (New York) und dem Barbican (London) auftrat. In deren kürzlich erschienen und mit dem Grammy Award ausgezeichneten CD-Aufnahme von Haydn’s Schöpfung sang er den Adam. Außerdem erschienen gemeinsame Aufnahmen der Matthäus-Passion (Bach), Solomon (Händel) und der Marienvesper von Monteverdi (alle bei Deutsche Grammophon). Er nahm mehrere Werke des frühen Bachs mit dem Purcell-Quartett und Emma Kirkby für Chandos auf. Kürzlich erschienen bei BIS Rameaus Weltliche Kantaten. Er trat mit The Sixteen (BBC Proms, Spanien, Brasilien) auf und arbeitet regelmäßig mit dem Orchestra of the Age of Enlightenment unter Ivan Fischer und Gustav Leonhardt, mit denen er kürzlich die Johannes-Passion in London, Seoul und Tokio aufführte. Peter Harvey singt häufig mit dem BBC National Orchestra of Wales in der St. David’s Hall, Cardiff (Haydn Schöpfung, Bach Weihnachtsoratorium). Mit dem BBC Symphony Orchestra unter Colin Davies sang er Schuberts Messe in Es-Dur.

Da er fließend Französisch spricht, arbeitet Peter Harvey regelmäßig mit vielen verschiedenen Gruppen in Europa, im Besonderen mit La Chapelle Royale und Collegium Vocale Ghent (Philippe Herreweghe) zusammen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit entstanden viele Aufnahmen einschließlich CPE Bach’s Auferstehung und Himmelfahrt Jesu. Er sang mit Christoph Rousset und Les Talens Lyriques in der Oper von Versailles. Mit dem Concert Spirituel unter der Leitung von Hervé Niquet machte er zahlreiche Aufnahmen des geistlichen Repertoires aus der Zeit des französischen Barocks, Purcells Dido und Aeneas und King Arthur (Concertgebouw Amsterdam und Opéra Comique Paris) sowie La Cambiale der Matrimonio (Rolle des Slook) von Rossini. Aufnahmen mit Il Seminario Musicale und dem französischen Countertenor Gérad Lesne enthalten Raritäten wie Scarlattis Oratorium Sedecia und Galuppis zupackendes Confitebor tibi Domine. Er trat des Öfteren mit Jean-Claude Malgoire auf. Seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Schweizer Dirigenten Michel Corboz führte ihn nach Frankreich, die Schweiz und nach Japan (Mendelssohns Elijah, Bachs Passionen) und brachte verschiedene Aufnahmen hervor, darunter zwei Versionen von Faurés Requiem. Die zweite Einspielung gewann den „Choc de l’Anée“ der französischen Fachzeitschrift „Le Monde de la Musique“.

Die Netherlands Bach Society nahm gemeinsam mit Peter Harveys Mozarts Requiem, Bachs Weihnachtsoratorium und h-moll-Messe (kürzlich beim Tanglewood Festival in den USA) auf. In einem vom Fernsehen übertragenen Konzert zu Ostern vorigen Jahres führten sie die wenig bekannte Johannes-Passion von Georg Gebel auf. Mit Ton Koopman gastierte er im Musikverein Wien (Bach), im Théâtre des Champs Elysée in Paris, in Verona und Rom. In Deutschland sang er mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, mit La Stagione in Frankfurt und beim den HÄNDEL-Festspielen in Halle (Athalia von Händel)sowie mit dem Stuttgarter Kammerchor und Frieder Bernius, mit dem er vor kurzem Händels Messiah aufgeführt und eingespielt hat.

Peter Harvey wendet sich zunehmend dem Liedrepertoire zu. Schuberts Winterreise führte er mit Roger Vignoles auf Festivals in Cambridge und Lugo in Spanien auf. Gemeinsam mit dem auf historische Hammerflügel spezialisiertem Pianisten Gary Cooper nahm er dieses Werk für LINN Records – Label of the Year bei den Grammophone Awards 2010 – auf. Er gab Liederabende auf Festivals in Großbritannien, Kanada und Frankreich und nahm die Schottischen Lieder von Beethoven mit Jérôme Hantaïs Klaviertrio auf (Naïve). Auf anderen Liederabenden führte er frühe Lieder mit Laurence Cummings, Mozart in Barcelona sowie in Londons Purcell Room Lautenlieder und Lieder mit Matthew Wadsworth (Laute und Gitarre aus dem 19. Jahrhundert) und Gary Cooper auf.

Die großen Jubiläen des Jahres 2009 führten Peter Harvey an so entfernte Orte wie Calgary, Berlin, Cremona und Moskau, wo er Händels Messiah sang. Bei dem BBC-Promenaden-Konzert des Gabrieli Consorts im Juli des Jahres sang er den Adam in Haydns Schöpfung in einer großbesetzten Aufführung, deren CD-Einspielung 2008 mit dem Gramophone Award ausgezeichnet wurde. Ostern letzten Jahres hatte er die große Ehre, gemeinsam mit dem Boston Symphony Orchestra in der ersten Aufführung der Matthäus-Passion Bachs von Bernard Haitink zu singen. Peter Harvey gründete und leitet das Magdalena Consort, welches sich hauptsächlich auf die Vokalwerke Bachs konzentriert. Sie traten u.a. in Santiago de Compostela in Spanien und in der Bach-Kirche in Arnstadt für den Mitteldeutschen Rundfunk auf.

http://www.peterharvey.com/index.html

http://www.magdalenaconsort.com/

http://www.bach-cantatas.com/Bio/Harvey-Peter.htm

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Pressestimmen

 Einen weiteren interpretatorischen Höhepunkt der Platte bietet Peter Harvey mit seiner famosen Deutung der Jesus-Partie: Harvey kann mit einiger Begründung als der momentan vielleicht prägnanteste Bach-Bassist betrachtet werden. Seine technisch perfekt basierte Stimme ist durch die Lagen sehr ausgeglichen, klanglich nobel, warm und extrem intonationsstark, zudem gebietet Harvey über eine auch idiomatisch perfekte Aussprache des Deutschen. Diese üppigen Qualitäten bringt er in eine eigenständige Deutung der Jesus-Worte ein: Es ist ein im Klang schlanker, hochemotionaler, in etlichen Farben plastisch gestalteter Jesus zu hören. Harvey setzt diese feinsinnige Deutung jenen Interpretationen entgegen, die Jesus nur als stimmlich füllige, in ihrem Ausdruck eher invariante und wenig bewegte Figur von entrückter Würde deuten.
Klassik.com, April 2011

Makellos frei sind Tongebung und Intonation, bruchlos wird die Stimme durch die Register geführt. Besonders auffällig ist die schon erwähnte Deutlichkeit der Aussprache, gepaart mit großer Sensibilität für formale und inhaltliche Aspekte : Bei dieser ‚Winterreise‘ braucht niemand ein Textbuch. In diesem Punkt hat Harvey ganz sicher auch etlichen Sängern deutscher Muttersprache etwas voraus, kein Anflug von Akzent oder Verfärbung beschwert seinen Vortrag.
Klassik.com, Januar 2011

Zunächst fällt die schiere Schönheit dieser Baritonstimme auf. Dann überrascht die nahezu perfekte Diktion: So selbstverständlich und mühelos hörten wir das Deutsche aus dem Mund eines britischen Sängers vielleicht zuletzt von Janet Baker. …
Wer beim Lesen von Peter Harveys eigenem Beihefttext zur Kenntnis nimmt, wie minutiös er sich mit den Textquellen auseinandergesetzt hat, der wundert sich auch nicht mehr, dass es ihm gelungen ist, seinen Akzent mit linguistischer Akribie zu minimieren.
Rondo Magazin, Dezember 2010

Schließlich der einmal mehr überzeugende Peter Harvey: Er bringt genau jene virile Noblesse ein, die ein Bass für Händel-Partien braucht. Einerseits nur leichter Wohlklang oder andererseits eine zu schwere Stimme würden an Händels ästhetischen Vorstellungen scheitern. Harvey verfügt aber über eine soliden Kern, den er geschmeidig-elegant auch durch die technischen Herausforderungen der repräsentativen Arien führt.
Klassik.com, März 2010

Und schließlich ist da noch der Bariton Peter Harvey, der, stimmlich souverän, einen besonders schönen Moment beisteuert.
Hannoversche Allgemeine Zeitung, Februar 2010

Zwar entspricht Peter Harvey nicht der reizvollen Tradition des leicht angerauten, überwältigend stimmgewaltigen Bassisten, bietet aber mit seiner bezaubernd schönen Baritonstimme und seinem stets traumwandlerisch sicheren Zugriff auf die Details des Textes musikalische Rhetorik der feinsten Sorte.
Rondo Magazin, Mai 2009

Peter Harvey, der sich mit seinem edlen, sonoren und berückend wohlklingenden Material mehr und mehr zum Mercedes der „historisierenden“ Baritone entwickelt, steuert ein ebenso profundes wie flexibles Fundament bei.
Rondo Magazin, Juli 2003

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