Konzert, Kirche in Bergkirchen (Lippe) am Sonntag, 07.02.2016 um 16:30 Uhr
Am Sonntag, 7. Februar 2016, enden die Winterkonzerte in der Kirche zu Bergkirchen um 16.30 Uhr mit der Winterreise von Franz Schubert. Zu Gast sind dann der Professor der Hochschule für Kirchenmusik Halle Christopher Jung (Bariton) und der Professor der Musikhochschule Detmold Piotr Oczkowski (Klavier). Die Winterreise ist einer der bekanntesten Liederzyklen der Romantik und wurde von nahezu allen bedeutenden Liedsängern (Bass, Bariton, Tenor), aber auch von Sängerinnen (Mezzosopran, Alt, Sopran) interpretiert.
Anstelle von Eintrittskarten wird eine Kollekte gesammelt.
Weitere Informationen erhält man unter:
www.bergkirchen.net, E-Mail: musik@bergkirchen.net
Die Texte der Winterreise stammen von Wilhelm Müller (1794–1827). Müller kam aus Dessau und verkehrte im schwäbischen Dichterkreis um Ludwig Uhland, Justinus Kerner, Wilhelm Hauff und Gustav Schwab. Franz Schubert fühlte sich von den Texten unmittelbar angesprochen und vertonte sie im Todesjahr Wilhelm Müllers. Die ersten 12 Gedichte verarbeitete er, laut Autograph, im Februar 1827. Diese wurden dann am 24. Januar 1828 von dem Wiener Verleger Tobias Haslinger veröffentlicht. Wahrscheinlich im Spätsommer 1827 stieß Schubert dann auf die restlichen 12 Gedichte, die er nun auch vertonte. Diese wurden erst sechs Wochen nach Schuberts Tod, am 31. Dezember 1828 veröffentlicht. Schubert und Müller sind sich nie persönlich begegnet. Ob dieser noch vor seinem Tode 1827 von Schuberts Vertonungen erfuhr, ist unklar.
„Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh’ ich wieder aus“ – mit diesen Versen beginnt die „Winterreise“, mit dem Schubert eine Darstellung des existentiellen Schmerzes des Menschen gelang. Im Verlauf des Zyklus wird der Hörer immer mehr zum Begleiter des Wanderers, der zentralen Figur der Winterreise. Dieser hat nach einem Liebeserlebnis, das bereits vor Beginn des Zyklus abgeschlossen ist, Liebe und Geborgenheit bewusst und aus eigener Entscheidung hinter sich gelassen und zieht ohne Ziel und Hoffnung hinaus in die Winternacht. Das Werk Müllers kann auch als politische Lieddichtung begriffen werden, in der er seine von den Fürsten enttäuschte und verratene Vaterlandsliebe; d. h. die Hoffnung auf Freiheit, Liberalismus, und Nationalstaat; thematisiert.
Innerhalb des Zyklus lässt sich kein durchgehender Handlungsstrang erkennen. Es handelt sich eher um einzelne Eindrücke eines jungen Wanderers. Auf den 24 Stationen seines passionsgleichen Weges ist er zunächst starken Stimmungsgegensätzen von überschwänglicher Freude bis hin zu hoffnungsloser Verzweiflung ausgesetzt – von Schubert durch den häufigen Wechsel des Tongeschlechts verdeutlicht –, bevor sich allmählich eine einheitliche, jedoch vielfältig schattierte, düstere Stimmung durchsetzt.
Im Ausklang des Zyklus trifft der Wanderer auf den Leiermann, der frierend seine Leier dreht, aber von niemandem gehört wird. Die Melodie erstarrt hier zur banalen Formel, das musikalische Leben hat sich verflüchtigt und das Gefühl scheint aus einem verloschenen Herzen entwichen zu sein – und doch gelingt Schubert in dieser Szenerie unendlicher Hoffnungslosigkeit hier eines seiner anrührendsten und gleichzeitig schlichtesten Lieder.
Mit der Frage „Willst zu meinen Liedern deine Leier dreh’n?“ endet die „Winterreise“. Manche sehen in diesem Lied die Kunst als letzte Zuflucht dargestellt, andererseits wird der Leiermann, dem der Wanderer sich anschließen will, auch als Tod gedeutet.

Jung (Bariton) & Oczkowski (Piano)
Biographie: Bariton Christopher Jung
Der Bariton Christopher Jung begann früh mit seiner musikalischen Ausbildung. Er spielte als Kind Viola und war mehrfach Preisträger bei Jugend musiziert. Mit 10 Jahren wurde er als Knabensopran von E.L Schmid unterrichtet und übernahm bald solistische Aufgaben u.a. am Mannheimer Nationaltheater unter Donald Runnicles. Nach dem Stimmwechsel und einem 1. Preis als Bariton beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert studierte er zunächst Medizin, bevor er von 1993 bis 1998 an den Musikhochschulen Berlin und Leipzig bei Prof. Helga Forner ein Gesangsstudium und ein Gesangspädagogikstudium mit Auszeichnung absolvierte. Im Jahr 2000 folgte das Konzertexamen ebenfalls mit Auszeichnung. Parallel dazu wurde er in den Meisterklassen von Dietrich Fischer-Dieskau und Aribert Reimann unterrichtet. Er besuchte Meisterkurse bei Hans Hotter, Walter Berry, Werner Hollweg, Claudia Eder und Hartmut Höll.
Nach mehreren Auszeichnungen und Preisen (u.a. Deutsche Schubertgesellschaft, Suder-Lied-Wettbewerb) gab der Bariton sein Operndebüt in der Rolle des Papageno in Mozarts Zauberflöte am Mittelsächsischen Theater Freiberg. Seither führen ihn zahlreiche Engagements an renommierte Bühnen im In- und Ausland u.a. zum Theaterfest nach Delphi (Griechenland), mit einer “Winterreise” nach Indien, zum MDR Musiksommer, zu den Semanas musicales nach Chile nach Venezuela und Kuba, den Dresdner Musikfestspielen, dem Bachfest Leipzig, dem Kunstfest Weimar, an die Komische Oper Berlin, an die Oper Leipzig, an das Opernhaus Halle und gemeinsam mit Graham Johnson an die Kölner Philharmonie. In der Opernwelt 2000 wurde er für seine Interpretation des „Hans Sachs“ von A. Lortzing als „Bester Nachwuchssänger“ nominiert.
Er unterrichtet als Professor an der Hochschule für Kirchenmusik Halle (Saale) und an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Zahlreiche Rundfunk und CD Aufzeichnungen dokumentieren sein bisheriges Schaffen.
Biographie: Pianist: Piotr Oczkowski
Pianist: Piotr Oczkowski entstammt einer Musikerfamilie und wurde in Krakau, Polen, geboren. Im Alter von sechs Jahren emigriert er nach Maracaibo, Venezuela. Eine größere Gruppe polnischer Musiker wird zur Gründung des Symphonischen Orchesters Maracaibo von der venezolanischen Regierung angestellt, darunter auch die Eltern. Seinen ersten Klavierunterricht erhält er mit acht Jahren bei der Konzertpianistin Elzbieta Sobkowicz, die auch mit übersiedelte. Schon mit 11 Jahren debütierte er als Solist mit Joseph Haydns D-Dur Klavierkonzert mit dem Symphonischen Orchester Maracaibo. Bald darauf folgten Aufnahmen im venezolanischen Rundfunk und Fernsehen als auch weitere Auftritte mit diversen venezolanischen Orchestern. Mit 15 Jahren ging Oczkowski nach Bloomington, USA, als „Special Student“ an die Indiana University und wurde in die Klavierklasse des chilenischen Pianisten und Komponisten Alfonso Montesino aufgenommen. In Bloomington legte er sein High-School-Diplom ab. Im Alter von 17 Jahren kam er mit einem Stipendium des DAAD Bonn nach Deutschland und beginnt ein Hochschulstudium an der Nordwestdeutschen Musikhochschule in Detmold bei Prof. Friedrich Wilhelm Schnurr. Dort absolvierte er 1990 seine Reifeprüfung im Fach Klavier.
Seine Ausbildung setzte er als Stipendiat des venezolanischen Kultusministeriums CONAC mit einem Aufbaustudium am Richard-Strauss-Konservatorium, München, bei dem russischen Pianisten Vadim Suchanov fort. Er nahm an den internationalen Meisterkursen mit dem russischen Professor Dimitri Bashkirov am Mozarteum Salzburg und dem Ruhr-Klavierfestival in Recklinghausen teil. Sein weiterer musikalischer Weg führte ihn zu Prof. Elgin Roth, Hamburg und zu Prof. Dr. Marco Antonio de Almeida, der ihn zur Aufnahme des Studiums im Fach „Musikpädagogik und Aufführungspraxis“ an der Martin-Luther-Universität Halle/Saale führte. Dieses Studium schloß Oczkowski im Herbst 2000 mit Auszeichnung ab.
1995 nahm er an den „Polnischen Kulturtagen in Bayern“ mit mehreren Konzerten teil. 1999 spielte er das Eröffnungskonzert des Festivals „Von Chopin bis Penderecki“ im Prinzregententheater München. Im Mai 2000 absolvierte er die von der Schmidt-Bank organisierte Konzerttournee „Musik in der Bank“ durch Bayern und Sachsen. Weitere Konzerte fanden in der Meistersingerhalle Nürnberg, in der Musikhalle Hamburg, in „Jameos del Agua“ auf Lanzarote und in Sao Paulo, Brasilien statt. 2005 und 2006 nahm er am Festival de Música de Londrina in Brasilien als Pianist und Dozent teil. Auch 2007 ist seine Teilnahme vorgesehen.
Oczkowski spielte als Solist mit dem Warren Symphony Orchestra, Detroit, USA, dem Orquesta Sinfónica de Maracaibo, Venezuela, dem Orquesta Filarmónica de Venezuela, dem Philharmonischen Kammerorchester Wernigerode, der Westsächsischen Philharmonie und dem Philharmonischen Staatsorchester Halle. Neben seiner pianistischen Karriere ist er auch in seiner pädagogischen Arbeit sehr produktiv: 1998 wurde er Lehrbeauftragter an der Martin-Luther-Universität, Halle/Saale im Fach Korepetition und Liedbegleitung. Seit November 2000 war er dort als Dozent für das Hauptfach Klavier und Liedgestaltung tätig. Im Oktober 2006 übernahm er eine Professur als Leiter des Hochbegabtenzentrums an der Hochschule für Musik Detmold.
Pianist: Piotr Oczkowski ist Preisträger folgender Wettbewerbe:
1983 Indianapolis Concert Competition, Indiana, USA
1983 Grand Rapids International Piano Competition, Michigan, USA
1989 I. Nationaler Chopin-Wettbewerb in Caracas, Venezuela
1991 VIII. Lateinamerikanischer Klavierwettbewerb „Teresa Carreño“, Caracas, Venezuela
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