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Radiotipps zur Karwoche 2012 mit Bachs Matthäus-Passion und Johannes-Passion und anderer Passionsmusik


Links zu den Radiosendern sind auf der Seite WebRadios zu finden.

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2.4.

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SR 2
20:04-22:30
Reinhard Keiser
Die Brockes-Passion
Zsuzsi Tóth, Sopran (Tochter Zion – Magd 1 – Gläubige Seele 1);
Jan Van Elsacker, Tenor (Evangelist);
Peter Kooij, Bass (Jesus);
Vox Luminis
Les Muffatini
Dirigent: Peter van Heyghen
Konzert vom 1. April 2012 aus dem AMUZ, Antwerpen

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3.4.

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Deutschlandradio
22:00-22:30
Alte Musik
Nicht des Predigers wegen …“
Leipziger Passionsaufführungen im 18. Jahrhundert
Von Andreas Glöckner

„Des Predigers wegen wären die Leute gewißlich nicht so zeitig und mit so grossem Gedräng in die Kirche gekommen, sondern – wie vermutlich – der Music wegen“, bemerkte ein Leipziger Theologiestudent über eine Passionsaufführung im Jahre 1721. Schon zu jener Zeit galt die alljährliche Passionsdarbietung als das zentrale Musikereignis im Kirchenjahr – nicht nur in der städtischen Musikpflege, sondern auch an den mitteldeutschen Höfen.
Johann Sebastian Bach hat mit seinen Passionsmusiken alles bisher Dagewesene weit in den Schatten gestellt. Leider sind von den fünf Werken, die er nach Aussage eines Ende 1750 verfassten Nachrufes komponiert haben soll, nur zwei vollständig überliefert. Sei über 100 Jahren versucht die Bach-Forschung, das Rätsel der verschollenen Passionen aufzuklären und ist dabei nur teilweise erfolgreich gewesen. Bachs Nachfolger im Thomaskantorat haben die Tradition der Passionsaufführung fortgeführt, jedoch hatte diese in späteren Jahren (seit 1766) nicht mehr denselben Stellenwert wie in seiner Amtszeit.

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5.4. – Gründonnerstag

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DRS II
15:30 – 17:00
Fiori Musicali
Stabat Mater
Vertonungen von Domenico Scarlatti, Antonio Vivaldi, Emanuele Astorga.

Klara (Belgien)
19:00-22:00
J.S.Bach: Johannespassion
Ruth Ziesak, Sopran
Andreas Scholl, Altus .
James Gilchrist, Tenor Evangelist,
Erik Stoklossa, Tenor Arien
Dietrich Henschel Bass Arien
York-Felix Speer, Bass Christus
Nederlands Kamerkoor
Le Concert Lorrain
Christoph Prégardien, Dirigent
VRT-opname – [1:50:00]

http://radio.klara.be/radio/10_programmas.php?datum=120405&xml_program=KL14120405OLOG.xml
oder
http://www.worldconcerthall.com/en/schedule/bachs_st_john_passion_from_antwerp/2938/

Download des Programmheftes als PDF (in Niederländisch)

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6.4. – Karfreitag

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Nordwestradio
13:05-15:00
u.a.:
Gottfried Heinrich Stölzel
Teil I und II aus Brockes Passion „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“
Constanze Backes und Dorothee Mields, Sopran
Henning Voss, Altus
Knut Schoch und Andreas Post, Tenor
Florian Mehltretter und Klaus Mertens, Bass
Kammerchor Michaelstein
Telemann-Kammerorchester Michaelstein
Leitung: Ludger Rémy

MDR figaro
13:05-15:45
Georg Philipp Telemann: „Der Tod Jesu“, Passionsoratorium TWV 5:6
Caroline Weynants, Sopran
Ria Struyven, Sopran
Clint Van der Linde, Alt
Marion Kreike, Alt
Gerd Türk, Tenor
Roel Willems, Tenor
Hugo Oliveira, Bass
Jan Matthé, Bass
Il Fondamento
Leitung: Paul Dombrecht
(Aufnahme vom 10. März 2012 aus der Konzerthalle „Georg Philipp Telemann“)

HR 2
15:05-17:00
Carl Heinrich Grauns Oratorium
„Der Tod Jesu“
Dorothe Mields und Joanne Lunn, Sopran / Thomas Hobbs, Tenor / Sebastian Noack, Bariton
Collegium Vocale Gent
Akademie für Alte Musik Berlin
Leitung: Daniel Reuss

(Aufnahme vom 8. April 2011 im „De Bijloke“, Ghent)
Seit seiner Uraufführung im Jahre 1755 war „Der Tod Jesu“ des königlich-preußischen Hofkapellmeisters Carl Heinrich Graun (1704-1759) für mehr als hundert Jahre das erfolgreichste deutsche Passionsoratorium. So wurde es im 19. Jahrhundert alljährlich für den königlichen Hof in Berlin aufgeführt, bis man 1858 zu Bachs Matthäus-Passion wechselte. Der Musikjournalist Detmar Huchting schreibt über Grauns Oratorium: „Im Gegensatz zur oratorischen Passion, die das Geschehen um den Kreuzestod Jesu jeweils auf der Grundlage eines der vier Evangelientexte dramatisch gestaltet, stellt Grauns ’Der Tod Jesu‘ ein meditatives Passionsoratorium dar, in dem die menschliche Nachempfindung der Leidensgeschichte das Übergewicht gegenüber der theatralischen Nacherzählung des Opfertodes des Erlösers Jesu Christi als heilsgeschichtliches Zentralgeschehen erhält.“ hr2-kultur sendet heute die Aufnahme von Grauns Oratorium „Der Tod Jesu“ aus dem Konzertsaal De Bijloke in Gent unter der musikalischen Leitung von Daniel Reuss.

SWR 2
17:05-21:00
Musik zum Karfreitag – LIVE
J
ohann Sebastian Bach:
Matthäuspassion

Mark Padmore (Evangelist)
Michael Nagy (Christus)
Julia Doyle, Grace Davidson (Sopran)
Damien Guillon, Robin Blaze (Altus)
Thomas Hobbs, Hans Jörg Mammel (Tenor)
Peter Kooij, Stephan MacLeod (Bass)
Chor und Orchester des Collegium Vocale Gent
Leitung: Philippe Herreweghe
(Direktübertragung aus dem Festspielhaus in Baden-Baden)

„Andere verteidigen ihre interpretatorische Freiheit, aber das ist nur falsche Routine. Ich verteidige die Partitur.“ Wie hier in einem „Zeit“-Interview scheut der belgische Dirigent Philippe Herreweghe auch sonst klare Worte nicht. Er ist einer der wenigen echten Stars der Alte-Musik-Szene – mit einem für diese Szene typischen verwinkelten Lebensweg. Herreweghe begann als Psychiater. Er weiß, wovon er redet, wenn er Komponisten auf die Couch legt: „Bachs Konzeptionen sind unglaublich gesund und tief, er hat überhaupt nichts Autistisches. Er ist eine Quelle reinen Wassers.“

NDR, Nordwestradio,kulturradio rbb, MDR figaro, HR 2, SR 2, BR klassik
19:00 – 22:30(23:00)
Johann Sebastian Bach
Matthäus-Passion BWV 244
Christina Landshamer, Sopran
Matthias Rexroth, Altus
Wolfram Lattke, Tenor
Klaus Mertens und Gotthold Schwarz, Bass
Thomanerchor Leipzig
Gewandhausorchester Leipzig
Leitung: Georg Christoph Biller
Live-Übertragung aus der Thomas-Kirche in Leipzig

Ö1
19:30-22:15
Johann Sebastian Bach: „Matthäus-Passion“, BWV 244
Maximilian Schmitt (Evangelist);
Tobias Berndt (Christus),
Christina Landshamer,
Franziska Gottwald,
Lothar Odinius,
Markus Eiche
RIAS Kammerchor;
Concerto Köln,
Dirigent: Hans-Christoph Rademann;
(aufgenommen am 22. April 2011 in der Berliner Philharmonie).
Präsentation: Bernhard Trebuch

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7.4. – Karsamstag

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nordwestradio
17:05-19:00
Wolfgang Amadeus Mozart
Passionskantate „Grabmusik“ KV 42
Ann Murray, Sopran
Stephen Varcoe, Bass
Südfunk-Chor
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart
Leitung: Neville Marriner
Tomaso Giovanni Albinoni
Adagio
Il Giardino Armonico
Johann Kuhnau
Passionsmotette „Tristis est anima mea
Wilhelmshavener Vokalensemble
Leitung: Ralf Popken
Gottfried Heinrich Stölzel
Teil III und IV aus Brockes Passion „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“
Constanze Backes und Dorothee Mields, Sopran
Henning Voss, Altus
Knut Schoch und Andreas Post, Tenor
Florian Mehltretter und Klaus Mertens, Bass
Kammerchor Michaelstein
Telemann-Kammerorchester Michaelstein
Leitung: Ludger Rémy
Am Mikrofon: Wolfgang Stapelfeldt

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8.4. – Ostersonntag

NDR
22:05 – 24:00
Musikfest Bremen

Buxtehude, Bach
Bach Collegium Japan
Arp-Schnitger-Festival II

Dietrich Buxtehude:
Präludium in g
Vater unser im Himmelreich, Choralbearbeitung
Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ, Choralfantasie

Johann Sebastian Bach:
Gott, man lobet dich in der Stille, Kantate BWV 120
Dietrich Buxtehude:
Te Deum laudamus, Choralfantasie
Johann Sebastian Bach:
Der Friede sei mit dir, Kantate BWV 158
Wir danken dir, Gott, wir danken dir, Kantate BWV 29
Bach Collegium Japan:
Rachel Nicholls, Sopran
Robin Blaze, Countertenor   
Gerd Türk, Tenor    . 
Peter Kooy, Bass
Masato Suzuki, Orgel
Ltg.: Masaaki Suzuki
Aufzeichnung vom 30. August in der St. Cyprian- und Corneliuskirche, Ganderkesee

Der japanische Dirigent, Organist und Cembalist Masaaki Suzuki hat 2011 den Musikfest-Preis Bremen erhalten. Mit dieser Auszeichnung werden seit 1998 Solisten, Dirigenten und Ensembles geehrt, die in der internationalen Musikwelt Akzente setzen und das Musikfest Bremen maßgeblich bereichern. Bereichert hat der Spezialist für Alte Musik Suzuki das Musikfest Bremen in jüngster Zeit auch durch seine künstlerische Leitung des Arp-Schnitger-Festivals, einer Konzertreihe innerhalb des Festivalprogramms, die in ausgewählten Kirchen der Region mit originalen Instrumenten des berühmten Orgelbauers veranstaltet wird.

„Buxtehude & Bach & Schnitger“ war das Konzert des Bach Collegiums Japan unter Masaaki Suzukis Leitung in der St. Cyprian und Cornelius Kirche Ganderkesee betitelt. An der Schnitger-Orgel spielte Masaaki Suzukis 1981 in Den Haag geborener Sohn Masato Suzuki, Gesangssolisten des Abends waren Rachel Nicholls, Sopran, Robin Blaze, Countertenor, Gerd Türk, Tenor und der Bassist Peter Kooy. Jeweils drei Werke von Johann Sebastian Bach und dem von ihm viel bewunderten Dietrich Buxtehude wurden unter Beteiligung der Schnitger-Orgel in Ganderkesee einander gegenübergestellt.

Radiotipps mit Passionen 2011


Auch dieses Jahr gibt es eine überreiche Auswahl an Sendungen mit Passionsmusik. Viele davon habe ich aus den Programmen der Rundfunk- und TV-Sender herausgesucht. Die TV-Übertragungen bekommen einen eigenen Beitrag, es wird sonst einfach zu lang. Neben den Passionen von Bach in verschiedenen Aufführungen gibt auch andere Vertonungen aus der Barockzeit, darunter ein erst kürzlich wiederentdecktes Oratorium von Reinhard Keiser. Aber auch zeitgenössische Komponisten haben ihre Deutungen zu Papier gebracht und so können wir mit Werken von Frank Martin, Krzysztof Penderecki und Sofia Gubaidulina der Passionsgeschichte von anderer Seite nähern und dann vielleicht auch die Passionen Bachs wieder ganz neu entdecken.

Noch ist diese Liste nicht vollständig, einige Sender aktualisieren leider ihre Programmvorschauen sehr, sehr kurzfristig. So auch Radio 4/Netherlands. Aber ich bin sicher, dass die Johannes-Passion am Palmsonntag live übertragen wird. Die Sendequalität ist deutlich höher als bei BBC. Dafür können 7 Tage lang bei BBC eventuelle Aufnahmepannen ausgebügelt werden. Ich werde diese Liste zu gegebener Zeit aktualisieren.

Es lohnt sich auch, einmal die Programme der regelmäßigen Sendungen der Radiosender mit geistlicher Musik zu beachten. Hier gibt es viel Schönes zum Thema Passion. Es würde jedoch den Rahmen sprengen, alles hier aufzuführen. Ich füge noch einmal den Link der Seite an, auf der ich eine Zusammenstellung der Sendungen in diesem Blog veröffentlicht habe:
https://meinhardo.wordpress.com/?s=regelmäßige+Sendungen+mit+Bachkantaten+und+geistlicher+Musik

Die Seite mit den Links zu den Webseiten und Livestreams der Radiosender ist nicht mehr ganz aktuell. Ich werde sie in nächster Zeit aktualisieren. Aber auf dieser Seite ist eigentlich jeder Sender mit klassischer Musik in Europa zu finden:
http://www.listenlive.eu/

Radiosendungen

6.4.

SWR2
19-20
Geistliche Musik
Christoph Graupner: Passions-Kantaten
Ensemble Concerto grosso
Violine und Leitung: Swantje Hoffmann
Anton-Webern-Chor
Leitung: Hans Michael Beuerle
(Konzert vom 13. März in der Martinskirche Freiburg

17.4.

HR2
6-7
Geistliche Musik
Glocken der evang. Stadtkirche Haiger, Lahn-Dill-Kreis

Haydn: Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze
Inga Nielsen, Sopran / Gabriele Schreckenbach, Alt / Martyn Hill, Tenor / Matthias Hölle, Baß / Kammerchor Stuttgart / Württenbergisches Kammerorchester Heilbronn / Frieder Bernius)

BBC
radio 4 – Niederlande (noch nicht online angekündigt, wird aber wohl übertragen)
1.15pm – 16pm (14:15 – 17 MESZ)
Bach: St John Passion, BWV 245
James Gilchrist, tenor, Evangelist
Thomas Bauer, bass, Christ
Henriette Bonde-Hansen, soprano
Bernarda Fink, mezzo-soprano
Werner Güra, tenor
Florian Boesch, bass
Netherlands Radio Choir
Royal Concertgebouw Orchestra
Jan Willem de Vriend, conductor.
Live from the Concertgebouw in, Amsterdam; The Dutch contribution to the Day is a long-standing event in the Concertgebouw’s calendar.
http://www.bbc.co.uk/programmes/b0106z8t

BBC
6pm – 8pm (19-21 MESZ)
Carl Heinrich Graun: Der Tod Jesu
Dorothee Mields, soprano
Joanne Lunn, soprano
Thomas Hobbs, tenor
tba, baritone
Collegium Vocale, Ghent
Akademie für Alte Musik, Berlin
Daniel Reuss, conductor
A concert from De Bijloke, Ghent featuring Collegium Vocale Ghent.
http://www.bbc.co.uk/programmes/b0106z8t

rbb kulturradio
20-23
Frank Martin: „Golgotha“
Oratorium für Sopran-, Alt-, Tenor-, Bariton- und Bass-Solo, gemischten Chor, Orchester und Orgel
Lena Lootens, Sopran
Mechthild Georg, Alt
Alexander Stevenson, Tenor
Michel Brodard, Bariton
Hans Peter Scheidegger, Bass
Martin Steinert, Orgel
Chor der St. Hedwigs-Kathedrale Berlin
Alois Koch dirigiert die Berliner Symphoniker
Aufnahme vom 22.3.1993 in der Berliner Philharmonie
Anschließend Musik von Haydn

MDR Figaro
22-24
Georg Philipp Telemann: Matthäuspassion (1730), TWV 5:15
Natalie Buck, Sopran;
Ulrike Mayer, Mezzosopran;
Michael Zabanoff, Tenor;
Florian Götz, Bariton;
Matthias Vieweg, Bass
Biederitzer Kantorei, Cammermusik Potsdam, Leitung: Michael Scholl
(Aufzeichnung vom 18.03.2011, Konzerthalle „Georg Philipp Telemann“, Magdeburg)
Konzert aus Magdeburg – zum Auftakt der Karwoche für die Europäische Rundfunkunion (EBU)

18.4.

Deutschlandradio Kultur
20-21:30
Krzysztof Penderecki: Lukas-Passion (Passio et mors Domini Nostri Jesu Christi
Secundum Lucam)
Sandra Trattnigg, Sopran
Artur Rucinski, Bariton
Tomasz Konieczny, Bassbariton
Ahmad Mesgarha, Sprecher
MDR Rundfunkchor Leipzig
Philharmonischer Kinderchor Dresden
Dresdner Philharmonie
Leitung: Krzysztof Penderecki
Konzert aus dem Kulturpalast Dresden
Aufzeichnung vom 26.3.11

DRS II
20-22
Diskothek im Zweiten
Johann Sebastian Bach: Matthäus-Passion, BWV 244
Sie gilt heute als die Passionsmusik schlechthin: Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion. Lange Zeit vernachlässigt und zu Bachs Zeiten oft verpönt und als zu opernhaft gescholten, hat Felix Mendelssohn mit seiner legendären Aufführung von 1829 das Werk aus der Vergessenheit gerissen. Die monumentale Passion, die fast drei Stunden dauert, ist ein Höhepunkt in Bachs Schaffen. Entsprechend zahlreich sind denn auch die Aufnahmen, die es auf dem Markt gibt. Wie unterschiedlich, gerade auch was die Besetzung des Chors anbelangt, die Matthäuspassion aufgeführt werden kann, wird in der Diskothek im Zwei anhand 5 verschiedener Interpretationen deutlich.
Gäste von Eva Oertle sind der Cembalist Jörg-Andreas Bötticher und der Tonmeister Andreas Werner.
(Wiederholung: Samstag, 23.4., 14-16 Uhr)
 

19.4.

Deutschlandfunk
21-22:50
Musikforum Grundton D 2010 – Konzert und Denkmalschutz für die östlichen Bundesländer (9)
Reinhard Keiser/Menantes: Oratorium Passionale ›Der blutige und sterbende Jesus‹ (1729)
Cantus & Capella Thuringia
Leitung: Bernhard Klapprott
Aufnahme vom 2.10.10 aus St. Petri-Kirche, Wandersleben/ Thüringen

Christian Friedrich Hunold (1680 – 1721), bekannt unter dem Pseudonym Menantes, war der berühmteste unter den deutschsprachigen ›galanten‹ Autoren des frühen 18. Jahrhunderts. So waren u.a. seine Kantaten- und Oratorienlibretti Grundlage für Vertonungen von so bedeutenden Komponisten wie Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Georg Philipp Telemann. Anlässlich seines 330. Geburtstages wurde im vergangenen Jahr in Wandersleben in Thüringen, dem Geburtsort von Menantes, ein musikwissenschaftlicher Sensationsfund vorgestellt und von dem Ensemble Cantus & Capella Thuringia unter Leitung von Bernhard Klapprott neu zum Klingen gebracht: das Passionsoratorium ›Der blutige und sterbende Jesus‹ von Reinhard Keiser, dem berühmten Hamburger Opernkomponisten, mit dem Text von Menantes. Nach der Uraufführung im Jahre 1705 galt das Werk als verschollen, bis die Leipziger Musikwissenschaftlerin Christine Blanken vor vier Jahren in der Berliner Staatsbiliothek das Partitur-Autograf einer Spätfassung wiederentdeckte.
Im Rahmen eines ›Grundton D‹- Konzertes am 2. Oktober 2010 in der Wanderslebener St. Petri-Kirche wurde nun diese musikalische Kostbarkeit einer breiten Öffentlichkeit nach mehr als 270 Jahren erstmals wieder zugänglich gemacht.

22.4. – Karfreitag

SWR 2
8:00-8:30
Arvo Pärt: „Stabat mater“
Lynne Dawson (Sopran)
David James (Kontratenor)
Rogers Covey-Crump (Tenor)
Gidon Kremer (Violine)
Vladimir Mendelssohn (Viola)
Thomas Demenga (Violoncello)
Hilliard Ensemble

rbb Kulturradio
15-19
JOHANN SEBASTIAN BACH: MATTHÄUS-PASSION BWV 244
Camilla Tilling, Sopran
Magdalena Kozená, Mezzosopran
Topi Lehtipuu, Tenor (Arien)
Mark Padmore, Tenor (Evangelist)
Thomas Quasthoff, Bariton (Arien)
Christian Gerhaher, Bariton (Christus)
Rundfunkchor Berlin
Einstudierung: Simon Halsey
Knaben des Staats- und Domchors Berlin
Einstudierung: Kai-Uwe Jirka, Peter Sellars
Simon Rattle dirigiert die Berliner Philharmoniker

Aufnahme vom 9. April 2010 in der Berliner Philharmonie
anschließend:
Johann Sebastian Bach
Musikalisches Opfer BWV 1079,
Regis Iussu Cantio Et Reliqua Canonica Arte Resoluta
Musica Antiqua Köln
Reinhard Goebel

WDR3
15-18:30
Johann Sebastian Bach: Matthäus-Passion BWV 244 für Soli, Chor und Orchester
Yeree Suh, Sopran; Terry Wey, Altus;
Andreas Weller und Jörg Dürmüller, Tenor;
Christian Immler, Bariton; Konstantin Wolff, Bass;
Knabenchor Gütersloh, Einstudierung: Sigmund Bothmann;
WDR Rundfunkchor Köln, Einstudierung: David Marlow;
WDR Sinfonieorchester Köln,
Leitung: Simon Halsey
Aufnahme einer Aufführung aus der Kölner Philharmonie, bei der ein Teil des Publikums die Choräle mitsingen konnte.
Parallele Ausstrahlung in Dolby Digital 5.1 Surround-Sound

DRS II
16-18
Jan Disms Zelenka: Gesu al Calvario
Passions-Oratorium
Rheinische Kantorei

Das Kleine Konzert
Leitung: Herrmann Max

Nordwestradio
17-19
Carl Philipp Emanuel Bach: Matthäus-Passion
Deborah York, Sopran
Franziska Gottwald, Mezzosopran
Jörg Dürmüller, Tenor
Klaus Mertens, Bass
Amsterdam Baroque Choir
Amsterdam Baroque Orchestra
Leitung: Ton Koopman
Mitschnitt des DLR vom 1. September 2002 aus der St. Wilhadi Kirche in Stade, Musikfest Bremen
Am Mikrofon: Wolfgang Stapelfeldt

BR klassik
17:05-22
Johann Sebastian Bach: „Matthäus-Passion“
Barbara Bonney, Gill Ross, Ruth Holton, Ann Monoyios, Sopran;
Anne Sofie von Otter, Mezzosopran; Michael Chance, Countertenor;
Anthony Rolfe Johnson, Howard Crook, Tenor;
Andreas Schmidt, Olaf Bär, Bariton; Cornelius Hauptmann, Bass;
Monteverdi Choir London;
English Baroque Soloists:
John Eliot Gardiner

SWR2
18-21
Johann Sebastian Bach: Johannespassion
Evangelist: Thomas Walker
Christus: Gianluca Buratto
María Espada (Sopran)
Maria Riccarda Wessling (Alt)
Thomas Michael Allen (Tenor)
Andrew Foster Williams (Bass)
Chor und Orchester Al Ayre Espanol
Leitung: Eduardo López Banzo
(Direktübertragung aus dem Festspielhaus in Baden-Baden)
Am Karfreitag, dem 7. April 1724, erklang in der Leipziger Nikolaikirche erstmals Johann Sebastian Bachs Johannespassion. Das zweistündige, häufig aufgeführte Werk zählt zu den eindrucksvollsten Vertonungen der Leidensgeschichte Jesu. Auf dem Fundament spätbarocker und zugleich höchst expressiver Klangwelten vereinen sich Wort und Ton zu einer bis heute faszinierenden Bibelauslegung. Deshalb messen sich an ihm Ensembles aus Deutschland, genauso wie aus Japan und Spanien. Ein jeder fügt dem Stück eigenes hinzu, einem Stück, das ewig vollkommen ist wie ewig unvollendet. Erst im Klang kommt das Werk zu sich. Bei uns sorgt für diese Klangwerdung ein spanisches Ensemble, das Preise für seine Aufnahmen iberischer Musik sammelt. Von diesen Quellen her erobert es sich Bach, der über allen Nationen schwebend allen Nationen gleich zugänglich und fremd ist. Ein Buch mit sieben Siegeln, das zu jedem Menschen in seiner ihm vertrauten Muttersprache spricht.

NDR
19-22
Matthäuspassion BWV 244 von Johann Sebastian Bach
Ute Selbig, Sopran / Britta Schwarz, Alt
Martin Petzold, Tenor / Matthias Weichert und Thomas Laske, Bass / Thomanerchor Leipzig
Gewandhausorchester / Ltg.: Georg Christoph Biller

Ö1
19:30-22
Johann Sebastian Bach: „Johannespassion“, BWV 245
La Chapelle Rhénane, Leitung: Benoit Haller;
Julian Prégardien, Tenor (Evangelist);
Benoit Arnould, Bariton (Jesus);
Dominik Wörner, Bariton (Petrus und Pilatus);
Salomé Haller und Tanya Aspelmeier, Sopran;
Julien Freymuth und Pascal Bertin, Countertenor; Michael Freyfar und Philippe Froeliger, Tenor; u. a. (aufgenommen am 11. September 2008 in der Kirche des Dominikanerklosters Guebwiller im Departement Haut-Rhin, Frankreich).
Präsentation: Bernhard Trebuch

MDR Figaro
HR2
SR2
Deutschlandradio Kultur
francemusique

20-23
Johann Sebastian Bach: Matthäuspassion BWV 244
Maximilian Schmitt, Tenor (Evangelist); York Felix Speer, Bass (Jesus);
Christina Landshamer, Sopran; Franziska Gottwald, Alt;
Lothar Odinius,Tenor; Markus Eiche, Bass
RIAS Kammerchor, Concerto Köln,
Leitung: Hans-Christoph Rademann
(Live aus der Berliner Philharmonie)

BR-Klassik
21:42-23:00
Calliope Tsoupaki: „Lukas-Passion“
Marcel Beekman, Tenor; Raneen Hanna, Ioannis Arvanitis, Gesang; Neva Özgen, Kemance; Harris Labrakis, Ney; Bassem Alkhouri, Qanun; Mitglieder des Egidius Kwartet und des Ioannis Arvanitis Byzantinischen Chors; Nieuw Ensemble: Ed Spanjaard

Nordwestradio
22-24
Sofia Gubaidulina: Johannes-Passion
Natalja Korniewa, Sopran
Wiktor Luziuk, Tenor
Fedor Mozhaev, Bariton
Gennadij Bessubenkow, Bass
Kammerchor St. Petersburg
Chor und Orchester des Mariinski-Kirow-Theaters St. Petersburg
Leitung: Walerij Gergejew
Am Mikrofon: Marita Emigholz

23.4.

Nordwestradio
17-19
Johann Sebastian Bach: Johannes-Passion BWV 245
Mieke van der Sluis, Sopran
Graham Pushee, Altus
Harry Geraerts, Tenor
Gustav Hehring und Phillip Langshaw, Bass
Bremer Domchor
Steintor Barock Bremen
Leitung: Wolfgang Helbig
Am Mikrofon: Wolfgang Stapelfeldt

NRK
14-17
Johann Sebastian Bach: Matthäuspasjonen (arr. Mengelberg)
Karl Erb, tenor
Wilhelm Ravelli, bass
Jo Vincent, sopran
Ilona Durigo, alt
Louis van Tulder, tenor
Herman Schey, bass
Amsterdam Toonkunst kor
„Zangslust“ guttekor
Concertgebouw-orkesteret
Dirigent: Willem Mengelberg

WDR3
16-17:45
Die Markus-Passion von Johann Sebastian Bach
WDR 3 Variationen
Mit Klaus Leymann
Ein paar Indizien sprechen dafür, dass Bach auch eine (eher klein dimensionierte) Markus-Passion geschrieben hat. Die Musik ist verschollen; aber seit dem 19. Jahrhundert behauptet die Forschung, Bach habe in seiner Markus-Passion in großem Stil auf eine Kantate, die sogenannte „Trauerode“, zurückgegriffen. Dieser Stand der Forschung wurde zu einer unentwegten Versuchung, das Werk für eine Aufführung zu ergänzen, mit gesprochenem Text, Rezitativen und Chören von Bachs Zeitgenossen oder von mutigen Neutönern. Das Ergebnis ist unbefriedigend. So beschloss vor ein paar Jahren der Cembalist, Organist und Dirigent Ton Koopman, alle Forschung zu ignorieren. Aus allerfeinsten Bach-Stücken stellte er in völliger Freiheit selbst eine Markus-Passion zusammen. Sie ist ganz und gar nicht authentisch, aber durchaus faszinierend.

Gescheiterte Versuche einer Rekonstruktion – J.S. Bach und die Markus Passion? – Konzert in der Herrenhäuser Kirche


Hallo Bachfreunde!

„Rede vom toten Markus-Passions-Gebäude herab‘: Die Bach-Passion, die es nicht gibt.

Viele Bach-Experten, von  Smend über Hellmann bis zu dem in unserer Gemeinde lebenden Prof. J.Koch haben sich die Frage gestellt: wie ist der aufgrund des Markus-Evangeliums gedichtete Passions-Text  des Leipzigers Henrici  musikalisch so zu unterlegen, dass er Bach-Dignität erreicht. Da die ‚Orginalvertonung‘ fehlt, wird alles neu belebt, was vor 1731 in weltlichen Werken entstanden war und im Parodie-Verfahren von Bach herangezogen hätte werden können. Fragen waren auch: was passt vom Versmaß; was war der damaligen Leipziger Gemeinde von Bach-Chören/Arien noch unbekannt.

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Kantorei Herrenhausen J.S. Bach Markus Passion

Kantorei Herrenhausen J.S. Bach Markus Passion

Am Samstag, 13.3.2010  – durfte ich mit Volker zusammen eine  verdienstvolle Aufführung der „Herrenhauser Kantorei“ erleben, in der ein Zeitgenosse Bach’s zur ‚Amtshilfe‘ herangezogen wurde: Reinhard Keiser, Hamburger Opernhaus-Direktor und Bach’s Freund. Gewiss war es für uns ein gelungener Abend. In der beeindruckenden Jugendstil-Kirche trat eine ‚wohlbestallte Kirchenmusik‘ auf.

Camerata Instrumentale Hannover - Chor: Kantorei Herrenhausen

von links: Evangelist Jens Zumbült, Tenor - Dieter Goffing, Bass - Goetz Phillip Körner, Tenor

Gesangs-Solisten von links: Götz Philip Körner, Tenor, - Jens Zumbült, Tenor-Evangelist, - Meinhard Dollansky, Countertenor, - Ester Mertel, Sopran

Im sonst ausgewogenen Vokalquintett blieb nur der (wahrscheinlich) indisponierte Countertenor Meinhard Dollansky unter Niveau, der Chor bestand seine Sache gut. Im Eingangs- und Schlusschor-, entnommen aus der Trauerode BWV 198,   wurde ich sogleich zu einem mir gewohnten Bach-Stil geführt. In den Chorälen war noch viel Bach-Wärme enthalten. In den Rezitativen, Dialogen und Turbae-Chören kam dann ein ABSTURZ.

Warum das Ganze?

Nur weil im Nekrolog und nach Berichten eines Bach-Sohns  von fünf Passionen  berichtet wird, sucht die Fachwelt seit Smend eine anscheinend verlorene ‚Passions-Musik Bach‘s auf Markus‘  zu rekonstruieren. Wir kennen aus dieser Annahme keine Note, besitzen lediglich ein Textbuch einer „Passionsmusik nach dem Evangelisten Marco“. Dies Text-Gedicht stammt von Bachs Librettisten Christian Friedrich Henrici (alias Picander) und findet sich in dessen „Ernst-, Scherzhafften und Satyrischen Gedichten“ von 1732. Als Aufführungsdatum teilt Picander den Karfreitag 1731 mit.  Festzuhalten ist: da kennen wir einen Textdichter, den Bach immer zuerst in seinem Sinne bearbeitet hat-, mehr noch: durch Bach erst wurde der Gelegenheitsdichter Henrici, der im Hauptberuf Postobersekretär war, aufgewertet als Librettist vieler Leipziger Kantaten und Passionen. Bach’s Zusammenarbeit mit Henrici ging aber nur, weil  Bach immer glättend und akzentuierend eingegriffen hat. Schwülstigkeiten oder nicht in Bach’s Theologie passende Ausdrücke wurden gestrichen.

Wenn ich am Libretto Picander’s entlang gehe, fallen mir doch einige ‚Wortungetüme‘ und Defizite auf, die ich aus Bach’s anderen Werken nicht kenne. Sie klingen fremd und entsprechen nach meiner Kenntnis nicht Bach’scher Passionsdeutung.

a)  Der Passions-Bericht: Da der Markus-Text festlag, kann ich im Markus-Bericht selbst keine Textkritik üben. Meine Kritik gilt nur den Rezitativen und freien Dichtungen. Zur Vertonung dieser bezog  man sich wie gesagt in der Herrenhäuser Auführung auf den zeitgenössischen und von Bach geschätzen Opernkomponist Reinhard Keiser. Keiser vertont aber die Rezitative völlig undramatisch und verzichtet auf die für Bach so typische Tonsprache. Bereits Bachs Zeitgenosse, der Musikkritiker Mattheson, stellte diese Tonsprache als Bach’s Spezifikum dar. Er urteilte: „Bachs Musik ist nichts anderes als Tonsprache oder Klangrede.“ Um  so mehr fällt dann auf, dass die Christusworte mit den Streichern grundiert sind.

Jetzt klingt Christus zwar nach Bach, aber es fehlt immer noch z.B. das ‚hoheitsvolle‘, das z.B.den Christus der Johannespassion so unverwechselbar macht.  Auch die sog. Turbae-Chöre lagen ja textlich fest, sind aber als Äußerungen der Volksmenge äußerst knapp und instrumental schwach unterlegt. Es fehlen die ‚Affekte‘, die gerade in den Volkschören unbedingt gebraucht werden. Am ehesten konnte noch der Chor Nr. 30 dies bringen. Dieser etwas ‚gebremste‘ Turbae erinnerte mich an die ‚Glashütter Passion‘ eines Anonymus aus der Nach-Schütz-Zeit.

b)    Vgl. nochmal den Text des Markus-Gedichts: http://www.emmaus.de/ingos_texte/markus_txt.html

c)    Die freien Dichtungen:

Chor 1: ‚Geh Jesu, geh zu Deiner Pein. =  zu platt !

Arie (Alt) Nr.7: Mein Heiland, dich vergess ich nicht! = rührend !

Choral 9:  ‚… bessre bald Dein Leben‘ =  simple Vertröstung !

Choral 11: ‚Es wird noch alles werden gut…‘ = Billig !

Arie (Sopran 13) Formulierung ‚er ist vorhanden‘ =  kein Bach-Begriff !

Choral 18+21+23: Passt genau! Wie auf einer Insel der Seligen, flüchte ich mich auf diese Bach-Choräle.

Choral 27: ‚Menschenkraft‘ = kein Bach-Begriff !

Arie (Sopran) 33: ‚Welt und Himmel nehmt zu Ohren, Jesus schreit überlaut …‘: 1. ‚nehmt zu Ohren‘, habe ich sonst nie in einem Bach-Text gehört, 2. ‚überlaut‘ ist so eine platte Formulierung. Dass Jesu Schreien am Kreuz mit ‚überlaut‘ ausgedrückt wird, finde ich bei Bach sonst nicht.

Schlußchor 37: ‚Grab und Leichenstein‘ sind aus Schlusschor Matthäus-Passion (Text ja auch von Picander) bekannt. Diese beiden Begriffe werden aber nie mit ‚ ich will mich bei Jesu weiden‘ (Vorstellung von Jesu=Hirte – Mensch=Schaf) verknüpft. Von ‚Grabschrift‘ ist bei Bach auch nie die Rede. Man kann an die frühe (1713 ?) Weimarer Kantate BWV 63 ‚Christen ätzet diesen Tag in Metall und Marmorsteine‘ denken, in der als Librettist ein Pfarrer aus Halle vermutet (vgl. Dürr, Kantaten S.108).  Nachdem der ‚reife‘ Bach aber in Leipzig Kirchenmusiker ist und im Anstellungsvertrag die Konkordienformel unterschrieben hatte (= Theolog. Charta, die den luth-reformat.Glauben zusammenfasst), muss Bach lutherisch im Sinne der ‚Freiheit eines Christenmenschen‘ gedacht haben: Jesu Schicksal soll nicht ‚eingemeißelt‘ werden, sondern ist eher dem ‚ängstlichen Gewissen‘ zu empfehlen, das es in Freiheit annimmt oder eben nicht.

Vgl. dazu nochmal in Nr.37 den Schluss des Markus-Gedichts: Bei deinem Grab und Leichenstein will ich mich stets, mein Jesu, weiden, und über dein verdienstlich Leiden von Herzen froh und dankbar sein. Schau, diese Grabschrift sollst du haben: „Mein Leben kömmt aus deinem Tod, hier hab‘ ich meine Sündennot und Jesum selbst in mich begraben.“

Mein Fazit:

Man soll die Markus-Passion des Picander als Sprachgedicht stehen lassen. Die Vertonung-Versuche mit Bach-Parodien sind gescheitert.

Man sollte würdigen, dass Bach auch an den Texten seiner Librettos gearbeitet hat. Erst mit dieser Textarbeit konnte seine authentische Tonsprache entstehen.

Es ist schade, dass einmalige Bach-Arien ( z.B. BWV 54, 1 für Alt) unter Wert ‚recycelt werden‘. Bach’schen Töne sollen einem nichtsagenden Text tragen.

Zugegeben: Da waren in Eingangs- und Schlußchor  Bach-Parodien auch mal annähernd gelungen,  Die Choräle (2 davon aus WO) aus Bach’schen Choralsammlungen hatten mich in der Aufführung oft für vorhergehende ‚Grausamkeiten‘ entschädigt

Letztlich kann ich Bach aber nicht auf die wackelige Grundlage ‚Markus-Passion‘ stellen. Weniger Bach ist oft mehr.

Noch 2 Literaturtipps: Lucia Haselböck, Bach-Textlexikon 2004

Johann Boumann, Musik zur Ehre Gottes, daraus besonder S.44-52,  Die musikalisch-rhetorischen Figuren

Als PDF ist eine Anlistung der Versuche einer Rekonstruktion der Markus Passion von J.S. Bach hinterlegt und einsehbar.

Link: Rekonstruktionen der Markus Passion J.S. Bach

Gruß    @Wolfgang

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Ein Link zu den Fotos der Aufführung J.S. Bach Markus-Passion durch die Kantorei Herrenhausen nachstehend:

Link: http://picasaweb.google.com/meinharderich/JSBachMarkusPassionHerrenhauserKircheAm13032010?authkey=Gv1sRgCKj9h7u4odCPowE&feat=directlink

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