Fast 30 Jahre nach seiner ersten Aufnahme der Matthäus-Passion legt der britische Dirigent und Musikforscher John Eliot Gardiner beim eigenen Label Soli Deo Gloria eine zweite Aufnahme von Bachs gewaltigem Chorwerk vor. Die Einspielung entstand am Ende einer Konzerttournee, die den legendären Monteverdi Choir und die English Baroque Soloists auf insgesamt 16 Stationen durch ganz Europa führte. Das Album dokumentiert den Schluss- und Höhepunkt dieser Bachreise, ein Konzert, das am 22. September 2016 im Dom zu Pisa aufgezeichnet wurde.
Während Gardiner in seiner früheren Aufnahme noch auf eine Riege namhafter Vokalsolisten setzte, lässt er nun die Ariensänger und Soliloquenten aus den Reihen des Chores hervortreten. Er bewegt sich damit nicht nur näher an den historischen Aufführungsbedingungen, er bewirkt dadurch auch eine größere Geschlossenheit des Gesamtklangs.
Rezensionen:
»[Gardiner] ist immer Herr des Geschehens … Mit dem ganzen Körper wiegt er sich auf und ab, zeichnet mit den Händen sorgsam-geschmeidig die Linie einer jeden Stimme nach. Mal bündelt er den Klang zu größter Dichte, dann fächert er ihn wieder sanft auf … Dass im Übrigen sowohl der Monteverdi Choir als auch alle Solisten komplett auswendig singen, ist keine Selbstverständlichkeit, für Sir John Eliot jedoch Voraussetzung, um die Dramatik, die sich in der Musik Bachs konzentriert, möglichst wirkungsvoll zur Geltung zu bringen. Es ist ihm gelungen.« (Leipziger Volkszeitung)
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»Gardiner gestaltet die Musik mit beeindruckender Souveränität. Den Chorälen wird jede ›Viereckigkeit‹ genommen durch eine textgebundene, im Sinne eines Enjambements über viele der Fermaten hinwegziehende Phrasierung. Es wird in Chor und Orchester aus der Sprache heraus musiziert, sodass Bachs meisterhafter Gebrauch der musikalischen Rhetorik zu voller Geltung kommt. In dieser Aufnahme ist die Erfahrung nicht nur der vorangegangenen Tournee, sondern eines ganzen künstlerischen Lebens enthalten.« (Fono Forum, April 2017)
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Um mit dem Positiven anzufangen: diese Aufnahme ist nach einer längeren Tournee durch Europa entstanden. Am Ende stand eine Live – Aufführung in Pisa. Der Monteverdi-choir ist seit Jahrzehnten eine der Spitzenchöre in dieser Welt und die Leistung, die dieser Chor, inspiriert durch Herrn Gardiner, hier erbringt, ist einfach großartig. So differenziert (virtuos und gewaltig der „Blitze“-Chor, ganz zart und leise „wenn ich einmal soll scheiden“). Das wird Chores sonst nirgend so erreicht. Wäre die Matthäuspassion ein reines Chorstück, hätte Gardiner wieder einmal eine Referenz Aufnahme vorgelegt.
Aber leider (oder Gott sei Dank) finden sich natürlich in diesem Werk zahlreiche solistische Partien. Natürlich kann man loben, welche Stimmen Gardiner in seinem Chor hat (denn er besetzt die solistische Partien, außer Evangelist und Jesus, mit Mitgliedern seines Chores). Aber die Qualität dieser Stimmen erreicht nicht das Niveau des Chores. Soweit Gar einen Altus einsetzt, gefällt mir dies auch nicht (gar nicht zu vergleichen mit den herrlichen Aldis denen, die dieses Werk gesungen haben).
Nach wie vor nimmt Gardiner oftmals sehr zügig. Das hatte vor 30 Jahren schon bei seiner ersten Aufnahme wenig gefallen, wobei ich feststelle, dass er nunmehr (2016) nicht mehr dogmatisch schnell ist, sondern mit seinen Tempi sehr viel mehr differenziert.
Fazit: Chorisch ganz hervorragend, als Gesamteindruck allerdings nicht so überzeugend.
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 22.03.2015 begehen wir den Sonntag „Judika„
Der Name des Sonntags Judika leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: „Judica me, Deus, et discerne causam meam de gente non sancta“ (Ps 43, 1;)
Von diesem Sonntag an bis zum Karsamstag wird auch die Gloria-Patri-Strophe, die üblicherweise an jeden Psalm angefügt wird, nicht mehr gesungen, weil mit diesem Sonntag nach altem Brauch die eigentliche Passionszeit beginnt. Das wird in der neuen Agende (dem EGb) nicht mehr so gesehen. Dort schweigt Gloria Patri erst ab dem Sonntag Palmarum.
Nach dem Sonntag Laetare, an dem die Hingabe Jesu bedacht wurde, betont nun der Sonntag Judika den Gehorsam Christi genauso wie unseren Gehorsam. Es geht also um unsere Antwort auf Gottes Handeln und Gebot, die unaufgebbare Dualistik der Gnade Gottes: wenn sie nicht angenommen wird, kann sie auch nicht wirken. Es ist die Freiheit der Selbstentscheidung, von Gott geschenkt, die uns auch das Verderben bringen kann. Die Texte zeigen uns in teilweise grausamer Härte, wie Gehorsam immer auch zum Segen führt.
Auf dem Weg zum Kreuz erkennen wir den Gehorsam, mit dem Jesus alle Schmach, die ihm zugefügt wurde, geduldig getragen hat. Im Evangelium dieser Woche wird deutlich, dass, wenn wir Anspruch auf einen Platz an Jesu Seite erheben wollen, von uns der gleiche Gehorsam gefordert wird. Aber wir erfahren immer wieder, dass wir zu solchem Gehorsam nicht fähig sind, und sind dankbar, dass Jesus Christus durch seinen Gehorsam unser aller Heil bewirkt hat.
Wochenspruch:
Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele. (Mt 20, 28)
Wochenlied:
“O Mensch, bewein dein Sünde groß“ (EG 76)
YouTube – Musikvideo zum Wochenlied
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Video: J.S. Bach „O Mensch, bewein dein Sünde groß“
J.S. Bach Matthäus-Passion BWV 244 (Interpret: Ton Koopman)
„Dramma per musica“ BWV 201
Geschwinde, ihr wirbelnden Winde“
Der Streit zwischen Phoebus und Pan
Mit dieser weltlichen Kantate ergreift Bach das Wort in eigener Sache.
Er kämpft für die hohen Ansprüche, die jede wahre Kunst und damit
seine eigene Musik stellt, er zieht zu Felde gegen das Ignorantentum,
das sich mit leichter Kost begnügen möchte, und er wählt für diese ihm
todernste Angelegenheit die Form des heiteren „Dramma per musica“.
Er wählte dazu die alte griechische Sage, dass Apollo zum Musikwettstreit
herausgefordert sei und als Sieger den Unterlegenen hart bestraft.
Sendung von ARTE – Festival d’Ambronay, 2011.
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In loser Reihenfolge stelle ich bemerkenswerte Werke
Johan Helmich Roman (1694-1758 ) schwedischer Barockkomponist
Johan Helmich Roman (* 26. Oktober 1694 in Stockholm; † 20. November 1758 in Haraldsmåla in der Nähe von Kalmar), war ein schwedischer Komponist der Barockzeit.
Johan Helmich Roman erhielt ersten Musikunterricht von seinem Vater, einem Mitglied der königlich schwedischen Hofkapelle. Bereits vor 1711 wurde er selber Mitglied der Hofkapelle. König Karl XII. erlaubte ihm in der Zeit von 1715 bis 1721 einen Studienaufenthalt in England, wo er sich bei Johann Christoph Pepusch und Attilio Ariosti weiterbildete. In dieser Zeit hatte er eine Anstellung beim Herzog von Newcastle und Begegnungen mit bedeutenden Musikern, wie Georg Friedrich Händel,Francesco Geminiani, Giovanni Battista Bononcini und anderen. Nach seiner Rückkehr im Jahr 1721 wurde er Vizekapellmeister der Hofkapelle und ab 1727 deren Leiter.
Da er der erste schwedische Komponist war, der eine größere Bedeutung erlangte, wird er „Vater der schwedischen Musik“ oder auch „der schwedische Händel“ genannt. Roman war ein Freund der leichteren, italienischen Barockmusik. Musikalisch folgte er dem Vorbild des graziösen, eher weniger polyphonen Stils von Domenico Scarlatti und Giovanni Pergolesi.
Romans Werk umfasst Suiten, Solokonzerte und Symphonien sowie vielfältige Werke im Bereich der Kammer- und Kirchenmusik.
YouTube-Video
Johan Helmich Roman
Work: Cantata – Bröllopsmusik – Aria: Förnöjen eder sälla par
Aufführungsort: Walpole St. Peter, Norfolkam 05.03.2000
BWV 1„Wie schön leuchtet der Morgenstern“
Kantate für den Sonntag „Mariä Verkündigung“
Der Höhepunkt dieses Konzerts war die Kantate zu Mariä
Verkündigung
BWV 1 „Wie schön leuchtet des Morgenstern“,die 1725 in Leipzig uraufgeführt wurde, in einem Jahr, als Verkündigung und Palmsonntag auf einen Tag fielen. Es ist nicht viel Phantasie nötig, um die Bedeutung dieser doppelten Feier zu ermessen, die mit dem Ende der Fastenzeit kam, als in der Kirche wohl keine Musik zu hören war. Bachs zweiter Jahrgang schloss mit dieser jubelnden Frühlingskantate (auf die am folgenden Freitag die Uraufführung der Matthäus-Passion gefolgt wäre, hätte er sie rechtzeitig vollendet). Sie war auch die erste Kantate, die von der Bach-Gesellschaft im ersten Band (von 45) der Ausgabe von 1850 veröffentlicht wurde. Man fragt sich, wie Subskribenten-Komponisten wie Schumann und Brahms mit Bachs einfallsreicher und meisterhafter Manier umgegangen sein mögen, einen der bewegendsten und bekanntesten Choräle Luthers mit seinen kontrapunktischen Texturen zu umweben. Die Partitur ist üppig, majestätisch und ‚östlich’, sie erinnert an die Epiphanias-Kantate BWV 65 Sie werden aus Saba alle kommen, die wir ein paar Monate zuvor in Leipzig aufgeführt hatten, und das gilt für die Instrumentierung – Hörner, Oboen da caccia und Streicher (aber diesmal keine Blockflöten) – in gleicher Weise wie für das Metrum – ein würdiges Zeremoniell in F-dur im 12/8-Takt in der einleitenden Choralfantasie. Das Werk beginnt mit einem intimen Tableau, das die Verkündigung darstellt:
Ein sanftes Solo für die zweite Violine wird von der ganzen Gruppe beantwortet, von den beiden Violinen und schließlich paarigen Hörnern, Oboen und Violinen in der Dominante echohaft wiederholt und führt zu einem recht unzeremoniellen ‚Schwof’ – einen Tanz von anderthalb Takten sowie eine rhapsodische Darbietung für die ganze Kapelle über einer pulsierenden Folge von Fs der im Oktavabstand geführten Basslinie, bevor Nicolais Melodie in einem eindrucksvollen Chorsatz von den Sopranstimmen und (manchmal) dem ersten Horn in langen Noten präsentiert wird.
Wie in BWV 182 ist die Begrüßung durch die Menge mitreißend und voller Jubel, vor allem auf dem Höhepunkt des Satzes, ‚hoch und sehr prächtig erhaben’, wo sich der Akzent auf die Majestät und Pracht verlagert, so bei der dreimaligen Wiederholung der Worte ‚reich von Gaben’. Ich hatte den Eindruck, das Publikum war mit Nicolais Liedmelodie vertraut genug (auf Englisch ist sie unter dem Titel ‚How brightly shines the morning star’ bekannt), um diesen ‚unsichtbaren Kreis menschlicher Mühen’ erstehen zu lassen, wie Yo Yo Ma es ausdrückte, wenn ausführende Musiker und Zuhörer auf gleiche Weise in eine gemeinsame oder gemeinschaftliche Handlung eingebunden sind. Es war ein Gefühl, das ich vierundzwanzig Stunden später bei einem Rockkonzert in der Royal Albert Hall noch einmal hatte, wo Sting ein paar Takte aus bekannten Songs mit seinem Publikum, das ihn anbetete, in einer Art Litanei austauschte. Es sind Augenblicke wie diese, wenn ein besonders starkes Band zwischen Musikern und ihren Hörern vorhanden ist, dass man eine kleine Vorstellung davon bekommt, wie diese Kantaten bei ihrer Uraufführung in Leipzig aufgenommen worden sein mögen – oder wenigstens wie Bach wollte, dass sie aufgenommen würden.
Die festliche Stimmung dieser Kantate bleibt in ihren heiteren Tanzrhythmen erhalten: mit würdevoller Zeremonie in dieser Eingangsfantasie, mit Flammen züngelnd in der ersten Arie (für Sopran mit Oboe da caccia), jubilierend im Dreiertakt in der reich verzierten zweiten Arie (für Tenor und, wie es sich gehört, den ‚Ton der Saiten’) und schließlich in einer mitreißenden vierstimmigen Harmonisierung eines 15 weiteren Textes von Philipp Nicolai, diesmal mit einer unerhörten Melodie für das zweite Horn. Musik, die in den Ohren klingt und zu Tränen rührt, zumal Strahlen der Frühlingssonne auf das Stichwort ‚Morgenstern’ durch die klaren Glasfenster der Kirche blitzten.
”Das Bachfest 2015 steht unter dem Motto “So herrlich stehst Du, liebe Stadt!”. Zum Jubiläum der Ersterwähnung Leipzigs vor 1.000 Jahren werden musikalische Werke aufgeführt, die in der sächsischen Metropole entstanden oder mit ihrem Musikleben unmittelbar verbunden sind.
Vom 12. bis 21. Juni 2015 sind namhafte Künstler und Ensembles eingeladen, darunter Sir J. E. Gardiner, Philippe Herreweghe und das Collegium Vocale Gent, Masaaki Suzuki und als “Ensemble in residence” das Ensemble 1704 unter Leitung von Vaclav Luks.
Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2015 beginnt am 15. Oktober 2014.
Die DVD enthält die Filmaufnahmen der kompletten Kantate, den Einführungsworkshop sowie die Reflexion des Referenten. Zudem beinhaltet die DVD das Filmportrait der J. S. Bach-Stiftung.
an jährlich vier Bach-Wochenenden (Donnerstag, Freitag & Sonntag) und in ergänzenden Sonderkonzerten das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach auf. Die geistlichen Kantaten erklingen dabei im Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Bestimmung im Kirchenjahr.
Auf der Webseite zum Projekt finden Sie alle Informationen rund um Termine, Karten, Künstler:
Professionelle Qualität in Bild und Ton: Jede Woche kommt ein Chorsatz, eine Arie oder ein Choral hinzu! So können Sie mit Bach:vokal verbunden bleiben, auch wenn gerade kein Konzert ansteht.
Unter dem nachstehenden Link sind veröffentlichte Videos auf YouTube einsehbar..!!
J.S. Bach, Kantate BWV 67„Halt im Gedächtnis Jesum Christ“: Nr. 1 Coro | solistenensemble stimmkunst | Stiftsbarock Stuttgart (Konzertmeisterin: Lisa Immer) | Leitung: Kay Johannsen
J.S. Bach, Kantate BWV 67 „Halt im Gedächtnis Jesum Christ“: Nr. 2 Aria„Mein Jesus ist erstanden“ | Andreas Weller, Tenor
J.S. Bach, Kantate BWV 67 „Halt im Gedächtnis Jesum Christ“: Nr. 3 Recitativo „Mein Jesu, heißest du des Todes Gift“, Nr. 4 Choral „Erschienen ist der herrlich Tag“ & Nr. 5 Recitativo „Doch scheinet fast, dass mich der Feinde Rest“ | Hanna Roos, Alt
J.S. Bach, Kantate BWV 67 „Halt im Gedächtnis Jesum Christ“: Nr. 6 Aria „Friede sei mit euch“ & Nr. 7 Choral „Du Friedefürst, Herr Jesu Christ“ | Christian Villiger, Bass
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 06.04.2014 begehen wir den Sonntag „Judika„
Der Name des Sonntags Judika leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: „Judica me, Deus, et discerne causam meam de gente non sancta“ (Ps 43, 1;)
Von diesem Sonntag an bis zum Karsamstag wird auch die Gloria-Patri-Strophe, die üblicherweise an jeden Psalm angefügt wird, nicht mehr gesungen, weil mit diesem Sonntag nach altem Brauch die eigentliche Passionszeit beginnt. Das wird in der neuen Agende (dem EGb) nicht mehr so gesehen. Dort schweigt Gloria Patri erst ab dem Sonntag Palmarum.
Nach dem Sonntag Laetare, an dem die Hingabe Jesu bedacht wurde, betont nun der Sonntag Judika den Gehorsam Christi genauso wie unseren Gehorsam. Es geht also um unsere Antwort auf Gottes Handeln und Gebot, die unaufgebbare Dualistik der Gnade Gottes: wenn sie nicht angenommen wird, kann sie auch nicht wirken. Es ist die Freiheit der Selbstentscheidung, von Gott geschenkt, die uns auch das Verderben bringen kann. Die Texte zeigen uns in teilweise grausamer Härte, wie Gehorsam immer auch zum Segen führt.
Auf dem Weg zum Kreuz erkennen wir den Gehorsam, mit dem Jesus alle Schmach, die ihm zugefügt wurde, geduldig getragen hat. Im Evangelium dieser Woche wird deutlich, dass, wenn wir Anspruch auf einen Platz an Jesu Seite erheben wollen, von uns der gleiche Gehorsam gefordert wird. Aber wir erfahren immer wieder, dass wir zu solchem Gehorsam nicht fähig sind, und sind dankbar, dass Jesus Christus durch seinen Gehorsam unser aller Heil bewirkt hat.
Wochenspruch:
Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele. (Mt 20, 28)
Wochenlied:
“O Mensch, bewein dein Sünde groß“ (EG 76)
YouTube – Musikvideo zum Wochenlied
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Video: J.S. Bach „O Mensch, bewein dein Sünde groß“
J.S. Bach Matthäus-Passion BWV 244 (Interpret: Ton Koopman)
CANTATE: “ Der Tod ist verschlungen in den Sieg “ (Interpret: Hermann Max)
pour le jour de PÂQUES – (TWV 1:320 Francfort 1721)
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J. S. Bach
„Dramma per musica“ BWV 201
Geschwinde, ihr wirbelnden Winde“
Der Streit zwischen Phoebus und Pan
Mit dieser weltlichen Kantate ergreift Bach das Wort in eigener Sache.
Er kämpft für die hohen Ansprüche, die jede wahre Kunst und damit
seine eigene Musik stellt, er zieht zu Felde gegen das Ignorantentum,
das sich mit leichter Kost begnügen möchte, und er wählt für diese ihm
todernste Angelegenheit die Form des heiteren „Dramma per musica“.
Er wählte dazu die alte griechische Sage, dass Apollo zum Musikwettstreit
herausgefordert sei und als Sieger den Unterlegenen hart bestraft.
Sendung von ARTE – Festival d’Ambronay, 2011.
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In loser Reihenfolge stelle ich bemerkenswerte Werke
Johan Helmich Roman (1694-1758 ) schwedischer Barockkomponist
Johan Helmich Roman (* 26. Oktober 1694 in Stockholm; † 20. November 1758 in Haraldsmåla in der Nähe von Kalmar), war ein schwedischer Komponist der Barockzeit.
Johan Helmich Roman erhielt ersten Musikunterricht von seinem Vater, einem Mitglied der königlich schwedischen Hofkapelle. Bereits vor 1711 wurde er selber Mitglied der Hofkapelle. König Karl XII. erlaubte ihm in der Zeit von 1715 bis 1721 einen Studienaufenthalt in England, wo er sich bei Johann Christoph Pepusch und Attilio Ariosti weiterbildete. In dieser Zeit hatte er eine Anstellung beim Herzog von Newcastle und Begegnungen mit bedeutenden Musikern, wie Georg Friedrich Händel,Francesco Geminiani, Giovanni Battista Bononcini und anderen. Nach seiner Rückkehr im Jahr 1721 wurde er Vizekapellmeister der Hofkapelle und ab 1727 deren Leiter.
Da er der erste schwedische Komponist war, der eine größere Bedeutung erlangte, wird er „Vater der schwedischen Musik“ oder auch „der schwedische Händel“ genannt. Roman war ein Freund der leichteren, italienischen Barockmusik. Musikalisch folgte er dem Vorbild des graziösen, eher weniger polyphonen Stils von Domenico Scarlatti und Giovanni Pergolesi.
Romans Werk umfasst Suiten, Solokonzerte und Symphonien sowie vielfältige Werke im Bereich der Kammer- und Kirchenmusik.
YouTube-Video
Johan Helmich Roman
Work: Cantata – Bröllopsmusik – Aria: Förnöjen eder sälla par
Aufführungsort: Walpole St. Peter, Norfolkam 05.03.2000
BWV 1„Wie schön leuchtet der Morgenstern“
Kantate für den Sonntag „Mariä Verkündigung“
Der Höhepunkt dieses Konzerts war die Kantate zu Mariä
Verkündigung
BWV 1 „Wie schön leuchtet des Morgenstern“,die 1725 in Leipzig uraufgeführt wurde, in einem Jahr, als Verkündigung und Palmsonntag auf einen Tag fielen. Es ist nicht viel Phantasie nötig, um die Bedeutung dieser doppelten Feier zu ermessen, die mit dem Ende der Fastenzeit kam, als in der Kirche wohl keine Musik zu hören war. Bachs zweiter Jahrgang schloss mit dieser jubelnden Frühlingskantate (auf die am folgenden Freitag die Uraufführung der Matthäus-Passion gefolgt wäre, hätte er sie rechtzeitig vollendet). Sie war auch die erste Kantate, die von der Bach-Gesellschaft im ersten Band (von 45) der Ausgabe von 1850 veröffentlicht wurde. Man fragt sich, wie Subskribenten-Komponisten wie Schumann und Brahms mit Bachs einfallsreicher und meisterhafter Manier umgegangen sein mögen, einen der bewegendsten und bekanntesten Choräle Luthers mit seinen kontrapunktischen Texturen zu umweben. Die Partitur ist üppig, majestätisch und ‚östlich’, sie erinnert an die Epiphanias-Kantate BWV 65 Sie werden aus Saba alle kommen, die wir ein paar Monate zuvor in Leipzig aufgeführt hatten, und das gilt für die Instrumentierung – Hörner, Oboen da caccia und Streicher (aber diesmal keine Blockflöten) – in gleicher Weise wie für das Metrum – ein würdiges Zeremoniell in F-dur im 12/8-Takt in der einleitenden Choralfantasie. Das Werk beginnt mit einem intimen Tableau, das die Verkündigung darstellt:
Ein sanftes Solo für die zweite Violine wird von der ganzen Gruppe beantwortet, von den beiden Violinen und schließlich paarigen Hörnern, Oboen und Violinen in der Dominante echohaft wiederholt und führt zu einem recht unzeremoniellen ‚Schwof’ – einen Tanz von anderthalb Takten sowie eine rhapsodische Darbietung für die ganze Kapelle über einer pulsierenden Folge von Fs der im Oktavabstand geführten Basslinie, bevor Nicolais Melodie in einem eindrucksvollen Chorsatz von den Sopranstimmen und (manchmal) dem ersten Horn in langen Noten präsentiert wird.
Wie in BWV 182 ist die Begrüßung durch die Menge mitreißend und voller Jubel, vor allem auf dem Höhepunkt des Satzes, ‚hoch und sehr prächtig erhaben’, wo sich der Akzent auf die Majestät und Pracht verlagert, so bei der dreimaligen Wiederholung der Worte ‚reich von Gaben’. Ich hatte den Eindruck, das Publikum war mit Nicolais Liedmelodie vertraut genug (auf Englisch ist sie unter dem Titel ‚How brightly shines the morning star’ bekannt), um diesen ‚unsichtbaren Kreis menschlicher Mühen’ erstehen zu lassen, wie Yo Yo Ma es ausdrückte, wenn ausführende Musiker und Zuhörer auf gleiche Weise in eine gemeinsame oder gemeinschaftliche Handlung eingebunden sind. Es war ein Gefühl, das ich vierundzwanzig Stunden später bei einem Rockkonzert in der Royal Albert Hall noch einmal hatte, wo Sting ein paar Takte aus bekannten Songs mit seinem Publikum, das ihn anbetete, in einer Art Litanei austauschte. Es sind Augenblicke wie diese, wenn ein besonders starkes Band zwischen Musikern und ihren Hörern vorhanden ist, dass man eine kleine Vorstellung davon bekommt, wie diese Kantaten bei ihrer Uraufführung in Leipzig aufgenommen worden sein mögen – oder wenigstens wie Bach wollte, dass sie aufgenommen würden.
Die festliche Stimmung dieser Kantate bleibt in ihren heiteren Tanzrhythmen erhalten: mit würdevoller Zeremonie in dieser Eingangsfantasie, mit Flammen züngelnd in der ersten Arie (für Sopran mit Oboe da caccia), jubilierend im Dreiertakt in der reich verzierten zweiten Arie (für Tenor und, wie es sich gehört, den ‚Ton der Saiten’) und schließlich in einer mitreißenden vierstimmigen Harmonisierung eines 15 weiteren Textes von Philipp Nicolai, diesmal mit einer unerhörten Melodie für das zweite Horn. Musik, die in den Ohren klingt und zu Tränen rührt, zumal Strahlen der Frühlingssonne auf das Stichwort ‚Morgenstern’ durch die klaren Glasfenster der Kirche blitzten.
Bachfest Leipzig 2014 – “die wahre Art”vom 13. Juni – 22. JUNI 2014
Das Bachfest Leipzig 2014 findet vom 13. bis 22. Juni 2014 statt und steht unter dem Motto »die wahre Art« – eine Reminiszenz an das 1753 erschienene und bedeutendste Lehr- und Studienwerk »Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen« von Carl Philipp Emanuel Bach. Das Werk des zweitältesten Bach-Sohnes bildet im Jahr seines 300. Geburtstages den inhaltlichen Schwerpunkt im Bachfest Leipzig. Seine Kompositionen erklingen im Kontext des Œuvres von Vater Johann Sebastian und seinem Taufpaten und Hamburger Amtsvorgänger Georg Philipp Telemann.
Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2014 startet am 15. Oktober 2013.
Am Sonntag, dem 9. März 2014 sind ab 15 Uhr im Sommersaal des Bach-Museums Les Amis de Philippe und Wolfgang Brunner (Hammerflügel) mit dem Programm »Herbst der Empfindsamkeit« zu Gast. Es erklingen Quartette, die im letzten Lebensjahr C. P. E. Bachs entstanden.
Im Anschluss an das Konzert diskutiert ab 17 Uhr Moderator Peter Korfmacher im Vorfeld desBachfestes Leipzig 2014 mit dem Cembalisten und Dirigenten Bernhard Klapprott und Bach-Forscherin Dr. Christine Blanken unter dem Motto »Die wahre Art« über C. P. E. Bachs Wirken als Lehrmeister und seine Kompositionen für Klavier.
Das öffentliche Gespräch und das Konzert im Sommersaal werden aufgezeichnet und sind zirkaeine Woche nach dem Veranstaltungstermin im Bach Channel des Bach-Archivs Leipzig unter:
Die DVD enthält die Filmaufnahmen der kompletten Kantate, den Einführungsworkshop sowie die Reflexion des Referenten. Zudem beinhaltet die DVD das Filmportrait der J. S. Bach-Stiftung.
Die Karwoche beschert uns wieder eine Überfülle an wahrscheinlich fantastischen Sendungen. Damit die Übersichtlichkeit nicht leidet, teile ich die Radiotipps auf 3 Seiten auf. Hier stelle ich erst einmal die Radiosendungen jenseits von Passion vor. Die Sendungen mit Passionsmusik, vor allem natürlich die großen Passionen von Johann Sebbastian Bach,aber auch unbekanntere Werke, kommen auf einem zweiten Seite. Zuletzt greife ich noch einmal explizit die Sendungen der BBC rund um Gardiners Bach Marathon auf. Sie verdienen eine eigene Vorstellung.
.
25.3.
. NL Radio4 (Niederlande) 20.00 – 23.00
Johann Sebastian Bach – Missa in F BWV 233
Johann Sebastian Bach – Oster-Oratorium BWV 249
Amaryllis Dieltiens / Ilse Eerens Sopraan
Michael Chance, Altus
Thomas Walker, Tenor
David Wilson-Johnson, Bas
Orkest van de Achttiende Eeuw, Cappella Amsterdam o.l.v. Daniel Reuss
Live vanuit het Muziekgebouw aan ‚t IJ . SRF2 20.00 – 22.00
Johann Sebastian Bach: Das wohltemperierte Klavier, Band II
Das Wohltemperierte Klavier von J.S. Bach ist eine Sammlung in zwei Teilen von je 24 Praeludien und Fugen in allen Dur- und Molltonarten.
Es ist das erste Werk, das systematisch alle auf dem Tasteninstrument spielbare Tonarten abhandelt. 1722 ist der erste, rund 20 Jahre später der zweite Band entstanden.
J.S. Bachs Wohltemperiertes Klavier nimmt in der Klavierliteratur eine Sonderstellung ein: Beethoven nannte Bachs Wohltemperiertes Klavier seine musikalische Bibel, Robert Schumann schrieb in einem seiner Briefe, das Wohltemperierte Klavier sei seine Grammatik, und Anton Rubinstein kam zu dem Schluss, dass das Wohltemperierte Klavier die Evangelien für jeden ernsthaften Künstler darstelle, der nach Höherem strebt.
Bach schrieb sein wohltemperiertes Klavier, wie es der Titel sagt, für Clavier, also für Tasteninstrument, was damals Cembalo, Clavichord oder Orgel sein konnte. Das Werk wird auch heute sowohl auf Cembalo als auch auf dem modernem Klavier gespielt. Von Bachs zweitem Band des Wohltemperierten Klaviers stehen sich in der Diskothek je drei Aufnahmen auf modernem Konzertflügel und drei auf historischen Instrumenten gegenüber.
Eva Oertle diskutiert mit dem Cembalisten Jörg-Andreas Bötticher und der Pianistin und Kulturmanagerin Franziska Weber.
. Ö1 15.05 – 16.00
Apropos Musik
In paradisum
„Ins Paradies mögen die Engel dich geleiten, bei deiner Ankunft die Märtyrer dich empfangen und dich führen in die heilige Stadt Jerusalem“. So die Anfangsworte eines lateinischen Hymnus, der im Mittelalter noch Teil der Sterbeliturgie war, d. h. er wurde am Übergang vom Leben zum Tod gesungen. Im Laufe der Liturgiegeschichte wurde er Teil der Exequien, in der Musik hat er in Requiem-Vertonungen Eingang gefunden. Besonders schöne Musikbeispiele aus der Liturgie der katholischen Totenfeier stammen von Gabriel Fauré, Maurice Duruflé , Luigi Cherubini oder Tomas Luis de Victoria.
.
29.3.
. Dkultur 20.03 – 22.00
Trauermusiken in Dresden
Johann Friedrich Fasch: Lamento für 2 Oboen, 2 Flöten, Klarinette, Streicher und Basso continuo
Jan Dismas Zelenka: Requiem D-Dur ZWV 46
ca. 21:00 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
Johann Sebastian Bach: Trauerode „Lass, Fürstin, lass noch einen Strahl“ BWV 198
Claudia Barainsky, Sopran
Anke Vondung, Alt
Virigil Hartinger, Tenor
Christoph Pohl, Bass
Tomislav Lucic, Bariton
Dresdner Kammerchor
Sächsische Staatskapelle Dresden
Leitung: Reinhard Goebel
Semperoper Dresden
Aufzeichnung vom 24.03.2013
Zum Tod Augusts des Starken schrieb der Dresdner Kirchen-Compositeur Jan Dismas Zelenka mit dem Requiem D-Dur 1733 eines seiner bedeutendsten Werke. Johann Sebastian Bach hatte schon 1727 für den Tod von Augusts evangelisch gebliebener Ehefrau Christiane Eberhardine seine Trauerode komponiert – Barockspezialist Reinhard Goebel vereint nun beide Werke mit einer vermutlich für Dresden geschriebenen Instrumentalkomposition Johann Friedrich Faschs.
Wie kaum ein anderer setzt Reinhard Goebel mit seinen Interpretationen immer wieder Maßstäbe auf dem Gebiet der historischen Aufführungspraxis. Goebel stand mehr als 30 Jahre lang an der Spitze des von ihm gegründeten Ensembles Musica Antiqua Köln; für sein Wirken wurde er national und international mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen bedacht. Inzwischen musiziert er auch zunehmend mit großen Symphonieorchestern, darunter das DSO Berlin, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und das Gewandhausorchester Leipzig.
Sein besonderes Interesse gilt seit jeher dem barocken Repertoire der Dresdner Hofkapelle – und so kam es 2009 zu einer ersten Begegnung zwischen Goebel und der heutigen Staatskapelle. Diese Zusammenarbeit soll ab 2013 jeweils zu Palmsonntag kontinuierlich fortgesetzt werden.
.
30.3.
. NL Radio4 19.00 – 23.00
Opera live
Georg Friedrich Handel: Poro, Re dell’Indie
Franco Fagioli (Poro),
Sonia Prina (Erissena),
Kristina Hammarström (Gandarte), James Gilchrist(Alessandro)
David Wilson-Johnson (Timagene).
Kammerorchester Basel
Leitung: Enrico Onofri.
Aufnahme von 6. Juni 2012 in Basel. .
. Dkultur 22.00-22.30
“ … wohl ein großer Musicus
aber kein Schulmann …“
Johann Sebastian Bach als Kantor, Kapellmeister und Director musices
Von Andreas Glöckner
Mit der Übernahme des Thomaskantorats sah sich Bach vor eine Fülle neuer und ungewohnter Aufgaben gestellt. Nachdem er an den Höfen zu Weimar und Köthen mit festangestellten und professionellen Musikern zu konzertieren gewohnt war, musste er sich in Leipzig auf eine neue und mitunter instabile Aufführungssituation einstellen. Bereits nach einigen Amtsjahren hatte Bach seinen künstlerischen und praktischen Wirkungsradius sukzessive erweitert: als Leiter eines der beiden Leipziger Collegia musica, als Verleger eigener Kompositionen, durch den Verleih und Vertrieb von Aufführungsmaterialien oder Musikinstrumenten. Zudem unterrichtete er eine Vielzahl von Schülern. In späteren Jahren hat Bach in zunehmendem Maße fremde Kompositionen zur Aufführung gebracht. Infolge von Konzert- und Privatreisen oder auswärtigen Orgelprüfungen musste er sich des öfteren im Amt vertreten lassen. Dass dies mit seinen Verpflichtungen als Kantor und Lehrer der Scholae Thomanae schwer in Einklang zu bringen war und von seinen Vorgesetzten nicht vorbehaltlos gebilligt wurde, bezeugt die Bemerkung des Bürgermeisters Christian Ludwig Stieglitz bei der Wahl des Nachfolgers, Herr Bach wäre zwar „wohl ein großer Musicus aber kein Schulmann“ gewesen.
.
26.10.
. Ö1 22.05-24.00
Ö1-Klassikportrait
Johann Sebastian Bach ertasten. Paul Gulda und die wohltemperierten Klaviere im Studio 3. Gestaltung: Albert Hosp
Die ursprüngliche Idee: Eine Sendung über Bachs „Wohltemperiertes Klavier“; mit live gespielten Tonbeispielen. Was daraus wurde: Ein angeregtes Treffen im Studio 3, dem einst „Kammersaal“ genannten Raum im Herzen des ORF-Funkhauses, mit dem Thema „Bach“ und einer Hommage an den Raum.
Pianist Paul Gulda wollte eigentlich nur die Akustik testen und sich für eines der zur Verfügung stehenden Klaviere entscheiden; zusammen mit dem von ihm mitzubringenden Cembalo wäre dann das Instrumentarium für die Sendung konzipiert gewesen. Guldas Begeisterung für alle drei Flügel im Studio 3 ließ jedoch eine ganz andere Ausrichtung des Sendungs-Konzeptes entstehen; und so verbrachten, im Frühjahr 2012, zwei Tontechniker, ein Aufnahmeleiter, ein Moderator und eben Paul Gulda, mehrere Stunden in „Kammersaal“, um sich vom Klang der Klaviere zu diversen Gedankenflügen über Bach inspirieren zu lassen.
Das Ergebnis gibt es in dieser Sendung zu hören: Gespräche, Erörterungen, Vermutungen, vor allem aber viel Live-Musik an drei höchst unterschiedlichen, wohl temperierten Flügeln, gespielt von einem profilierten, einfallsreichen, musikantischen und unprätentiösen Künstler. Albert Hosp hörte zu, blätterte um und griff manchmal ein …
Duration: 2 hours
First broadcast: Sunday 28 October 2012
Presented by Martin Handley
Sir John Eliot Gardiner conducts his Monteverdi Choir in Beethoven’s Missa Solemnis, for the first time in 10 years, recorded at the Barbican Hall, London.
„From the heart-may it in turn go to the heart!“ wrote Beethoven on the score of his Missa Solemnis. Composed in order to inspire devotion in performers and audiences alike, it is one of his grandest, most challenging works. The wonderfully expressive music reflects the text of the Catholic mass, and many contrasting styles, with influences from renaissance polyphony to baroque and classical masses, can be heard. The result is a monumental, moving piece.
BBC
19:30-22:00 (20:30-23:00)
Musical Revolutuions – Down of the Cantata Live from Wigmore Hall, London
Anna Prohaska, soprano James Gilchrist, tenor
Benjamin Hulett, tenor
Academy of Ancient Music
Jonathan Cohen, director, keyboards.
Falconieri: Ciaccona in G major
Monteverdi: ‚Zefiro Torna‘ from Madrigali e canzonette a due e tre voci
Monteverdi: ‚Se vittore si belle‘ from Madrigali guerrieri et amorosi
Strozzi: ‚Udite, amanti‘
Monteverdi: ‚Ardo e scoprir‘ from Madrigali guerrieri et amorosi Interval B Marini: Passacaglia in G minor from Sonate da Chiesa e da Camera
Castello: Sonata No.15 à 4 from Sonate Concertate in Stile Moderno Libro Secondo
Monteverdi: Act 1 Scene 2 of Il ritorno di Ulisse in patria
Zanetti: Saltarello della Battaglia
Monteverdi: Il combattimento di Tancredi e Clorinda
The Academy of Ancient Music at the Wigmore Hall in a programme of cantatas and instrumental music by Monteverdi and his contemporaries. At the heart of the first Italian cantatas was a new and astonishing emphasis on the voice. Deeply-felt emotions are laid bare in such works as Monteverdi’s joyous celebration of spring in ‚Zefiro Torna‘ and Strozzi’s lovelorn lament ‚Udite, amanti‘ Instrumental music of thrilling inventiveness intersperses the programme, which culminates in Monteverdi’s Il combattimento di Tancredi e Clorinda. Here, love and war collide to startling dramatic and musical effect, and an age-old tale is brought vividly to life through this freshly-minted form.
NDR kultur
20:05 – 22:00 – 24:00
Prisma Musik
Thema: Bach in Weimar
Eine Sendung von Peter Wollny
Als Bach 1808 die Anstellung als Organist in Mühlhausen hinter sich ließ, ging er mit der Aussicht nach Weimar, Musiker in der herzöglichen „Capelle und Kammermusik“ zu werden, wie es in seinem Mühlhäuser Kündigungsschreiben heißt. Der musikliebende Herzog muss jedoch schon früher auf das überragende Talent des jungen Bach aufmerksam geworden sein, dessen Orgelwerke, die in damaligen Ohren erschreckend ungezügelt geklungen haben müssen, ihr musikalisches Umfeld haushoch überragten. Es folgte ein ertragreiches musikalisches Jahrzehnt, das Weimar noch immer zu einer der wichtigsten Wirkungsstätten des späteren Thomaskantors macht, auch wenn die Weimarer Zeit in einer schrillen Dissonanz endete, einer Art Beugehaft, mit der man den jungen Musiker zum Bleiben zwingen
wollte, den es nach Köthen zog. Heute ist Weimar nicht nur die Stadt der klassischen deutschen Literatur, sondern noch immer ein bedeutendes Zentrum der Bachforschung, haben sich in den 2004 leider durch einen Brand stark dezimierten Beständen der herzöglichen Bibliothek doch wichtige Handschriften und Quellen erhalten. So machte zum Beispiel vor wenigen Jahren ein spektakulärer Fund von sich Reden, den Leipziger Bachforscher machten: eine Orgeltabulatur von der Hand des jungen Johann Sebastian Bach. Zu diesen Forschern gehörte Peter Wollny, der uns die Bach-Stadt Weimar vorstellt.
22:05 Variationen zum Thema
Johann Ernst von Sachsen Weimar: Sonata D-dur für Trompete, 2 Violinen und Basso
continuo
Virtuosi Saxoniae
Johann Adam Reincken: Choralfantasie „An Wasserflüssen Babylon“
Jean-Claude Zehnder, Orgel
Alessandro Marcello: Concerto d-moll für Oboe, Streichorchester und Basso
continuo
Albrecht Mayer / Cappella Istropolitana
Johann Sebastian Bach: Concerto C-dur nach Johann Ernst von Sachsen-Weimar
BWV 594
Ton Koopman, Orgel
Toccata d-moll BWV 913
Gustav Leonhardt, Cembalo
Concerto in d-moll nach Alessandro Marcello BWV 974
Glenn Gould, Klavier
Ich hatte viel Bekümmernis, Kantate BWV 21
Paul Esswood, Alt / Kurt Equiluz, Tenor
Walker Wyatt, Bass / Wiener Sängerknaben
Chorus Viennensis / Concentus musicus Wien
Ltg.: Nikolaus Harnoncourt
29.4.
rbb kulturradio
15:04-17:00
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY
Eine Sendereihe von Christine Lemke-Matwey 17. Folge
Bach und Händel: Mendelssohn als Bearbeiter
Heute ein Sakrileg, einst ganz selbstverständlich: Auch Felix Mendelssohn pflegt einen denkbar freien Umgang mit den von ihm ausgegrabenen und aufgeführten Partituren aus vergangener Zeit. Als würde er die Werke schöpferisch weiterdenken, unterwirft er sie einer Revision nach seinen eigenen ästhetischen Maßstäben.
Links zu den Radiosendern sind auf der Seite WebRadios zu finden.
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2.4.
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SR 2
20:04-22:30 Reinhard Keiser
Die Brockes-Passion Zsuzsi Tóth, Sopran (Tochter Zion – Magd 1 – Gläubige Seele 1);
Jan Van Elsacker, Tenor (Evangelist); Peter Kooij, Bass (Jesus); Vox Luminis
Les Muffatini
Dirigent: Peter van Heyghen
Konzert vom 1. April 2012 aus dem AMUZ, Antwerpen
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3.4.
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Deutschlandradio
22:00-22:30 Alte Musik
Nicht des Predigers wegen …“
Leipziger Passionsaufführungen im 18. Jahrhundert
Von Andreas Glöckner
„Des Predigers wegen wären die Leute gewißlich nicht so zeitig und mit so grossem Gedräng in die Kirche gekommen, sondern – wie vermutlich – der Music wegen“, bemerkte ein Leipziger Theologiestudent über eine Passionsaufführung im Jahre 1721. Schon zu jener Zeit galt die alljährliche Passionsdarbietung als das zentrale Musikereignis im Kirchenjahr – nicht nur in der städtischen Musikpflege, sondern auch an den mitteldeutschen Höfen.
Johann Sebastian Bach hat mit seinen Passionsmusiken alles bisher Dagewesene weit in den Schatten gestellt. Leider sind von den fünf Werken, die er nach Aussage eines Ende 1750 verfassten Nachrufes komponiert haben soll, nur zwei vollständig überliefert. Sei über 100 Jahren versucht die Bach-Forschung, das Rätsel der verschollenen Passionen aufzuklären und ist dabei nur teilweise erfolgreich gewesen. Bachs Nachfolger im Thomaskantorat haben die Tradition der Passionsaufführung fortgeführt, jedoch hatte diese in späteren Jahren (seit 1766) nicht mehr denselben Stellenwert wie in seiner Amtszeit.
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5.4. – Gründonnerstag
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DRS II 15:30 – 17:00 Fiori Musicali
Stabat Mater
Vertonungen von Domenico Scarlatti, Antonio Vivaldi, Emanuele Astorga.
Nordwestradio
13:05-15:00 u.a.: Gottfried Heinrich Stölzel
Teil I und II aus Brockes Passion „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“ Constanze Backes und Dorothee Mields, Sopran
Henning Voss, Altus
Knut Schoch und Andreas Post, Tenor
Florian Mehltretter und Klaus Mertens, Bass
Kammerchor Michaelstein
Telemann-Kammerorchester Michaelstein
Leitung: Ludger Rémy
MDR figaro
13:05-15:45
Georg Philipp Telemann: „Der Tod Jesu“, Passionsoratorium TWV 5:6 Caroline Weynants, Sopran
Ria Struyven, Sopran
Clint Van der Linde, Alt
Marion Kreike, Alt Gerd Türk, Tenor
Roel Willems, Tenor
Hugo Oliveira, Bass
Jan Matthé, Bass
Il Fondamento
Leitung: Paul Dombrecht
(Aufnahme vom 10. März 2012 aus der Konzerthalle „Georg Philipp Telemann“)
HR 2
15:05-17:00
Carl Heinrich Grauns Oratorium
„Der Tod Jesu“ Dorothe Mields und Joanne Lunn, Sopran / Thomas Hobbs, Tenor / Sebastian Noack, Bariton
Collegium Vocale Gent
Akademie für Alte Musik Berlin
Leitung: Daniel Reuss
(Aufnahme vom 8. April 2011 im „De Bijloke“, Ghent)
Seit seiner Uraufführung im Jahre 1755 war „Der Tod Jesu“ des königlich-preußischen Hofkapellmeisters Carl Heinrich Graun (1704-1759) für mehr als hundert Jahre das erfolgreichste deutsche Passionsoratorium. So wurde es im 19. Jahrhundert alljährlich für den königlichen Hof in Berlin aufgeführt, bis man 1858 zu Bachs Matthäus-Passion wechselte. Der Musikjournalist Detmar Huchting schreibt über Grauns Oratorium: „Im Gegensatz zur oratorischen Passion, die das Geschehen um den Kreuzestod Jesu jeweils auf der Grundlage eines der vier Evangelientexte dramatisch gestaltet, stellt Grauns ’Der Tod Jesu‘ ein meditatives Passionsoratorium dar, in dem die menschliche Nachempfindung der Leidensgeschichte das Übergewicht gegenüber der theatralischen Nacherzählung des Opfertodes des Erlösers Jesu Christi als heilsgeschichtliches Zentralgeschehen erhält.“ hr2-kultur sendet heute die Aufnahme von Grauns Oratorium „Der Tod Jesu“ aus dem Konzertsaal De Bijloke in Gent unter der musikalischen Leitung von Daniel Reuss.
SWR 2 17:05-21:00 Musik zum Karfreitag – LIVE
Johann Sebastian Bach:
Matthäuspassion Mark Padmore (Evangelist) Michael Nagy (Christus) Julia Doyle, Grace Davidson (Sopran)
Damien Guillon, Robin Blaze (Altus)
Thomas Hobbs, Hans Jörg Mammel (Tenor) Peter Kooij, Stephan MacLeod (Bass)
Chor und Orchester des Collegium Vocale Gent
Leitung: Philippe Herreweghe
(Direktübertragung aus dem Festspielhaus in Baden-Baden)
„Andere verteidigen ihre interpretatorische Freiheit, aber das ist nur falsche Routine. Ich verteidige die Partitur.“ Wie hier in einem „Zeit“-Interview scheut der belgische Dirigent Philippe Herreweghe auch sonst klare Worte nicht. Er ist einer der wenigen echten Stars der Alte-Musik-Szene – mit einem für diese Szene typischen verwinkelten Lebensweg. Herreweghe begann als Psychiater. Er weiß, wovon er redet, wenn er Komponisten auf die Couch legt: „Bachs Konzeptionen sind unglaublich gesund und tief, er hat überhaupt nichts Autistisches. Er ist eine Quelle reinen Wassers.“
NDR, Nordwestradio,kulturradio rbb, MDR figaro, HR 2, SR 2, BR klassik
19:00 – 22:30(23:00)
Johann Sebastian Bach
Matthäus-Passion BWV 244 Christina Landshamer, Sopran
Matthias Rexroth, Altus
Wolfram Lattke, Tenor
Klaus Mertens und Gotthold Schwarz, Bass
Thomanerchor Leipzig
Gewandhausorchester Leipzig
Leitung: Georg Christoph Biller
Live-Übertragung aus der Thomas-Kirche in Leipzig
Ö1 19:30-22:15 Johann Sebastian Bach: „Matthäus-Passion“, BWV 244 Maximilian Schmitt (Evangelist);
Tobias Berndt (Christus),
Christina Landshamer,
Franziska Gottwald,
Lothar Odinius,
Markus Eiche
RIAS Kammerchor;
Concerto Köln,
Dirigent: Hans-Christoph Rademann;
(aufgenommen am 22. April 2011 in der Berliner Philharmonie).
Präsentation: Bernhard Trebuch
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7.4. – Karsamstag
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nordwestradio
17:05-19:00 Wolfgang Amadeus Mozart
Passionskantate „Grabmusik“ KV 42 Ann Murray, Sopran
Stephen Varcoe, Bass
Südfunk-Chor
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart
Leitung: Neville Marriner
Tomaso Giovanni Albinoni
Adagio
Il Giardino Armonico
Johann Kuhnau
Passionsmotette „Tristis est anima mea“ Wilhelmshavener Vokalensemble
Leitung: Ralf Popken Gottfried Heinrich Stölzel
Teil III und IV aus Brockes Passion „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“ Constanze Backes und Dorothee Mields, Sopran
Henning Voss, Altus
Knut Schoch und Andreas Post, Tenor
Florian Mehltretter und Klaus Mertens, Bass
Kammerchor Michaelstein
Telemann-Kammerorchester Michaelstein
Leitung: Ludger Rémy
Am Mikrofon: Wolfgang Stapelfeldt
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8.4. – Ostersonntag
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NDR
22:05 – 24:00
Musikfest Bremen
Buxtehude, Bach
Bach Collegium Japan
Arp-Schnitger-Festival II
Dietrich Buxtehude:
Präludium in g
Vater unser im Himmelreich, Choralbearbeitung
Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ, Choralfantasie
Johann Sebastian Bach:
Gott, man lobet dich in der Stille, Kantate BWV 120
Dietrich Buxtehude:
Te Deum laudamus, Choralfantasie
Johann Sebastian Bach:
Der Friede sei mit dir, Kantate BWV 158
Wir danken dir, Gott, wir danken dir, Kantate BWV 29
Bach Collegium Japan:
Rachel Nicholls, Sopran Robin Blaze, Countertenor . Gerd Türk, Tenor . Peter Kooy, Bass
Masato Suzuki, Orgel
Ltg.: Masaaki Suzuki
Aufzeichnung vom 30. August in der St. Cyprian- und Corneliuskirche, Ganderkesee
Der japanische Dirigent, Organist und Cembalist Masaaki Suzuki hat 2011 den Musikfest-Preis Bremen erhalten. Mit dieser Auszeichnung werden seit 1998 Solisten, Dirigenten und Ensembles geehrt, die in der internationalen Musikwelt Akzente setzen und das Musikfest Bremen maßgeblich bereichern. Bereichert hat der Spezialist für Alte Musik Suzuki das Musikfest Bremen in jüngster Zeit auch durch seine künstlerische Leitung des Arp-Schnitger-Festivals, einer Konzertreihe innerhalb des Festivalprogramms, die in ausgewählten Kirchen der Region mit originalen Instrumenten des berühmten Orgelbauers veranstaltet wird.
„Buxtehude & Bach & Schnitger“ war das Konzert des Bach Collegiums Japan unter Masaaki Suzukis Leitung in der St. Cyprian und Cornelius Kirche Ganderkesee betitelt. An der Schnitger-Orgel spielte Masaaki Suzukis 1981 in Den Haag geborener Sohn Masato Suzuki, Gesangssolisten des Abends waren Rachel Nicholls, Sopran, Robin Blaze, Countertenor, Gerd Türk, Tenor und der Bassist Peter Kooy. Jeweils drei Werke von Johann Sebastian Bach und dem von ihm viel bewunderten Dietrich Buxtehude wurden unter Beteiligung der Schnitger-Orgel in Ganderkesee einander gegenübergestellt.
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8.3.
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SWR2 20:03-21:00
Alte Musik Die wichtigsten Quellen der historischen Aufführungspraxis (5/7)
„Aus der Seele muss man spielen, und nicht wie ein abgerichteter Vogel“
Barocke Gesangstraktate (5/7)
Marcus Stäbler im Gespräch mit dem Dirigenten Hermann Max
Die Singstimme ist idealer Weise „hell, rein, stark, biegsam, fest, leicht, gleich und von beträchtlichem Umfange“. So zumindest fordert es der Kapellmeister Johann Adam Hiller Ende des 18. Jahrhunderts. Aber was heißt das konkret? Wie haben sich die Gesangstechnik und Klangideale im Lauf der Jahrhunderte gewandelt? Und was können wir darüber überhaupt mit einiger Sicherheit sagen, da es ja keine Aufnahmen aus dieser Zeit gibt? Marcus Stäbler spricht über diese Fragen mit dem Dirigenten Hermann Max, der sich intensiv mit der Gesangspraxis vergangener Jahrhunderte auseinandergesetzt hat. Seit vielen Jahren arbeitet er mit Sängern, und für seine Konzerte und Aufnahmen mit der „Rheinischen Kantorei“ hat er höchste Anerkennung und zahlreiche Preise bekommen.
(Teil 6, Donnerstag, 15. März, 20.03 Uhr)
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11.3.
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BBC3 13-14 (14-15)
The Early Music Show
After his time working for Prince Leopold of Anhalt in Cöthen, Johann Sebastian Bach took a substantial drop in salary and public standing to work as Cantor in Leipzig. The role primarily involved teaching at St Thomas School, but also meant that Bach was responsible for the music in the German town’s four churches. Lucie Skeaping takes a closer look at Bach’s time in the German town, where Bach remained from 1723 until his death in 1750.
. Deutschlandfunk 21:05 – 23:00 Musikfest Bremen „Verabschiedung eines Fürsten“ Johann Sebastian Bach: Köthener Trauermusik BWV 244a Ein geistliches Pasticcio
Sabine Devieilhe, Sopran Carlos Mena, Countertenor James Gilchrist, Tenor / Benoît Arnould, Bass
Ensemble Pygmalion / Ltg.: Raphaël Pichon
Aufzeichnung vom 13.9.2011 in der Kirche Unser Lieben Frauen, Bremen
Die Alte Musik ist sein Hauptgeschäft. Als der Intendant des Musikfestes Bremen und gebürtige Bremer Thomas Albert im Jahr 1989 Professor für Barockvioline an der dortigen Hochschule der Künste wurde, entschloss er sich kurzerhand zur Gründung eines Festivals, das heute neben dem Schleswig-Holstein Musik Festival und den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern zur Trias der großen Musikfestivals in Norddeutschland gehört. Im Spätsommer 2011 konnte das Musikfest Bremen neben vielen hochkarätigen Aufführungen wie einer Zauberflöten-Inszenierung des Starregisseurs Peter Brook auch eine Sensation der Bach-Forschung präsentieren. Die Bach-Kantate „Klagt, Kinder, klagt aus aller Welt“, die im März 1729 zu den Begräbnisfeierlichkeiten des Fürsten und ehemaligen Dienstherren Bachs, Fürst Leopold in Anhalt-Köthen, uraufgeführt wurde, ist in ihrer Urfassung nämlich verschollen. Erst 2010 gelang eine Rekonstruktion der „Köthener Trauermusik“ auf Grund des erhalten gebliebenen Librettos und vieler Parallelen in der Textstruktur zur „Matthäus-Passion“ BWV 244 und zur „Trauerkantate für die Kurfürstin Christiane Eberhardine“ BWV 198.
Das französische Ensemble Pygmalion und sein Leiter Raphaël Pichon stellten die rekonstruierten Arien und Accompagnato-Rezitative in der Kirche „Unser Lieben Frauen“ in Bremen am 13. September vor. Bereits 2010 war das Ensemble Pygmalion mit Werken Jan Dismas Zelenkas und der Bach-Familie beim Musikfest Bremen zu Gast.
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6.2.
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DRS II 15:03-17:00 Parlando Jörg-Andreas Bötticher, Cembalist der Extraklasse
Als Keyboarder in einer Band hat Jörg-Andreas Bötticher angefangen. Heute unterrichtet er Cembalo und historische Aufführungspraxis an der Schola Cantorum Basiliensis.
Für «Parlando» hat er sich ans Cembalo gesetzt und die Kunst des Improvisierens und Generalbassspielens vorgeführt.
DRS II 20:00-22:00 Diskothek im Zweiten Carl Philipp Emanuel Bachs Cellokonzerte
Mit seinen Cellokonzerten beschreitet Carl Philipp Emanuel Bach noch ziemlich unbekannte Wege. Denn bisher diente das Cello fast ausschliesslichals treuer Gefährte in der Tiefe, um das Cembalo beim Begleiten zu verstärken.
Der Bach-Sohn nutzt das solistische Neuland wo er kann: mal lässt er das Soloinstrument von „Wolke fünf“ herunterschweben, mal balgt es sich mit dem Orchester um das Motiv. Der Kampf geht schliesslich so aus, dass jede Partei eine Hälfte kriegt.
Als Gäste diskutieren die Cellistin Maya Amrein und die Geigerin Meret Lüthi.
Nordwestradio 20:05-22:00 Der Klang nach der Klage
Johann Sebastian Bach – Ricercare a 6 voci aus dem „Musikalischen Opfer“ BWV 1079
Wolfgang Amadeus Mozart – Adagio und Fuge c-moll KV 546
Johann Sebastian Bach – Kantate „Ich habe genug“ BWV 82
Wolfgang Amadeus Mozart-Sinfonie Nr. 40 g-moll KV 550
Florian Boesch, Bariton
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
Leitung: Sir Roger Norrington
Mitschnitt vom 7.Oktober 2011 aus der Glocke, Bremen
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8.2.
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NDR kultur 13:05-14:00 Die heilende Wirkung Bachs Friederike Westerhaus im Gespräch mit Christine Schornsheim
In Klassik à la carte spricht die Cembalistin Christine Schornsheim über Bach und andere musikalische Einflüsse.Schon zu Lebzeiten Bachs waren die beiden Bände à 24 Präludien und Fugen sehr beliebt. Sie sind eine Fundgrube für die unterschiedlichsten musikalischen Formen und eine Herausforderung für jeden Spieler. Für ihre neue CD spielte die Cembalistin Christine Schornsheim dieses zentrale Werk auf einem kostbaren Johannes Ruckers-Cembalo von 1624 und nutzte die klanglichen Möglichkeiten dieses Instrumentes. Geschulte Ohren schwärmen von der dunklen und noblen Basslinie und dem transparenten Klang dieses Cembalos. Für Schornsheim hat Bachs „Wohltemperiertes Clavier“ zeitlebens eine heilende Wirkung gehabt: Diese Musik spende ihr Ruhe und reinige die Seele.
Meisterin auf fünf Tasteninstrumenten
Seit ihrem Klavierstudium an der Hochschule für Musik in Berlin ist Schornsheim, Jahrgang 1959, überwiegend als Solistin am Cembalo und am Hammerflügel tätig. Sie trat unter Dirigenten wie Sir Georg Solti, Claudio Abbado oder Peter Schreier auf und ist zu Gast bei wichtigen internationalen Festivals. Im Februar 2005 erschien das von ihr an fünf historischen Tasteninstrumenten gespielte Gesamtwerk Joseph Haydns für Cembalo, Hammerklavier und Orgel. Dafür erhielt sie den „Echo Klassik 2005“ und den „Preis der deutschen Schallplattenkritik“. Nach einer 14-jährigen Lehrtätigkeit an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig erhielt Schornsheim im Oktober 2002 die Professur für historische Tasteninstrumente an der Hochschule für Musik und Theater in München.
Über ihre Lehrtätigkeit, ihr Ensemble „Münchner Cammer Music“ und ihre musikalischen Einflüsse spricht Schornsheim in Klassik à la carte.
9.2.
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SWR 2 20:03-21:00 Alte Musik „Aus der Seele muss man spielen, und nicht wie ein abgerichteter Vogel“ Die wichtigsten Quellen der historischen Aufführungspraxis (1/7) Johann Mattheson: „Der Vollkommene Capellmeister“ Dagmar Munck im Gespräch mit Silke Leopold
Der Slogan „Alles was man wissen muss“ ist nicht etwa eine Erfindung unserer postmodernen Informationsgesellschaft. Schon vor über 250 Jahren hat der Komponist und Musikforscher Johann Mattheson damit für sein Handbuch geworben: „Der Vollkommene Capellmeister“ heißt es, und es enthält „alle Sachen, die einer wissen, können, und vollkommen inne haben muss, der einer Capelle mit Ehren und Nutzen vorstehen will“ – so liest man auf der Titelseite. Mattheson hat ein Allround-Buch geschrieben: Es enthält eine Musikgeschichte, eine knapp zusammengefasste Musiktheorie, eine Anleitung, wie man eine Melodie geschmackvoll verziert bis hin zu ganz handfesten praktischen Tipps, etwa wie ein Kapellmeister für Disziplin und Ordnung sorgen kann – alles ist drin in diesem knapp 500 Seiten dicken (und damit eigentlich erstaunlich dünnen) Buch. Dank Matthesons witzig-ironischer Schreibe kann man es auch heute noch mit Vergnügen lesen. (Teil 2, Donnerstag, 16. Februar, 20.03 Uhr)
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12.2.
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SWR2 15:05-17:00 Joshua Rifkin Dagmar Munck im Gespräch mit dem amerikanischen Dirigenten, Cembalisten, Pianisten und Musikwissenschaftler
Aus New York kommt der Revolutionär der Bach-Interpretation der letzten Jahrzehnte! Mit seinem 1978 gegründeten „The Bach Ensemble“ setzte Joshua Rifkin erstmals seine neuen musikwissenschaftlichen Erkenntnisse in Klang um: Die Chorpartien in Bachs Werken überließ er – wie Quellen es belegen – vier Solisten. Was damals „unerhört“ war, der neue, durchsichtige, lebendige, ganz bewegliche und individuelle Klang des Solistenquartetts, hat in den letzen Jahrzehnten immer mehr prominente Anhänger gefunden. Aber Joshua Rifkin lässt sich weder auf Bach, noch auf Barockmusik reduzieren. In seinen Anfängen besuchte er die Darmstädter Ferienkurse für neue Musik, war Schüler von Stockhausen. In den frühen 70er-Jahren hat er erstmals die Ragtimes von Scott Joplin wieder ausgegraben und aufgenommen und damit den Film „Der Clou“ inspiriert. Rifkin forscht im Bereich der Barock- und Renaissancemusik, die er mit seinem eigenen Ensemble aufführt, dirigiert Werke von Monteverdi bis Strawinsky, von Bach bis Strauss und kann sich kriminalistisch auch in entlegene historische Themen verbeißen, wenn er auf eine spannende Fährte kommt.
NDR 22:05 – 24:00 Musikfest Bremen „Verabschiedung eines Fürsten“ Johann Sebastian Bach: Köthener Trauermusik BWV 244a Ein geistliches Pasticcio
Sabine Devieilhe, Sopran Carlos Mena, Countertenor James Gilchrist, Tenor / Benoît Arnould, Bass
Ensemble Pygmalion / Ltg.: Raphaël Pichon
Aufzeichnung vom 13.9.2011 in der Kirche Unser Lieben Frauen, Bremen
Die Alte Musik ist sein Hauptgeschäft. Als der Intendant des Musikfestes Bremen und gebürtige Bremer Thomas Albert im Jahr 1989 Professor für Barockvioline an der dortigen Hochschule der Künste wurde, entschloss er sich kurzerhand zur Gründung eines Festivals, das heute neben dem Schleswig-Holstein Musik Festival und den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern zur Trias der großen Musikfestivals in Norddeutschland gehört. Im Spätsommer 2011 konnte das Musikfest Bremen neben vielen hochkarätigen Aufführungen wie einer Zauberflöten-Inszenierung des Starregisseurs Peter Brook auch eine Sensation der Bach-Forschung präsentieren. Die Bach-Kantate „Klagt, Kinder, klagt aus aller Welt“, die im März 1729 zu den Begräbnisfeierlichkeiten des Fürsten und ehemaligen Dienstherren Bachs, Fürst Leopold in Anhalt-Köthen, uraufgeführt wurde, ist in ihrer Urfassung nämlich verschollen. Erst 2010 gelang eine Rekonstruktion der „Köthener Trauermusik“ auf Grund des erhalten gebliebenen Librettos und vieler Parallelen in der Textstruktur zur „Matthäus-Passion“ BWV 244 und zur „Trauerkantate für die Kurfürstin Christiane Eberhardine“ BWV 198.
Das französische Ensemble Pygmalion und sein Leiter Raphaël Pichon stellten die rekonstruierten Arien und Accompagnato-Rezitative in der Kirche „Unser Lieben Frauen“ in Bremen am 13. September vor. Bereits 2010 war das Ensemble Pygmalion mit Werken Jan Dismas Zelenkas und der Bach-Familie beim Musikfest Bremen zu Gast.
Alte Musik
Bachs h-Moll-Messe: ein „immerwährender Prüfstein“ der Bachforschung
Von Michael Maul
Bachs monumentale h-Moll-Messe beschäftigt die Wissenschaft, seit es die musikwissenschaftliche Bachforschung gibt.
Das Stück bildete 1954 den ersten Band der „Neuen Bach-Ausgabe“ und 2010 in einer Neuausgabe – als Auftakt zur „Revidierten Neuen Bach-Ausgabe“.
Trotz immer ausgefeilterer Methoden sind aber noch immer nicht alle Rätsel rund um den Notentext, die Adressaten und die Entstehungsumstände des Stückes gelöst. Die Sendung gibt einen Einblick in 100 Jahre Forschung zur h-Moll-Messe; sie schildert die Wege und Irrwege der Bachforschung und berichtet von neuesten Forschungsansätzen und Hypothesen, die darauf abzielen, die offenen Geheimnisse von Bachs Opus ultimum doch noch zu ergründen.
davor:
20:03-22:00
Kölner Philharmonie
Aufzeichnung vom 3.11.11
Johann Sebastian Bach
Messe h-Moll BWV 232 für Soli, Chor und Orchester
Sunhae Im, Sopran
Marie-Claude Chappuis, Mezzosopran
Lawrence Zazzo, Countertenor
Magnus Staveland, Tenor
Michael Nagy, Bass
RIAS Kammerchor
Concerto Köln
Leitung: René Jacobs
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10.11.
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Ö1
10:05-11:35
Alte Musik im Konzert.
Chor und Orchester des Bach Collegiums Japan, Leitung und Orgel: Masaaki Suzuki; Hana Blaziková, Sopran; Robin Blaze, Countertenor; Gerd Türk, Tenor; Peter Kooij, Bass.
Dietrich Buxtehude: Präludium G-Dur, BuxWV 149
Johann Gottfried Walther: Herzlich lieb hab ich dich, o Herr, LV 95
Johann Sebastian Bach: a) Ich liebe den Höchsten von ganzem Gemüte, Kantate,
BWV 174; b) Ich lebe, mein Herze, zu deinem Ergötzen, Kantate, BWV 145; c)
Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust, Kantate, BWV 170; d) Man singet mit Freuden
vom Sieg, Kantate, BWV 149
(aufgenommen am 10. Februar im Takemitsu Memorial in Tokio).
Präsentation: Bernhard Trebuch
Deutschlandfunk 21:05-22:50
Festspiel-Panorama
Festival Alte Musik Knechtsteden 2011
Huldigungsmusiken für Queen und Himmelskönigin
Henry Purcell
›Funeral Sentences for Queen Mary‹. Geistliche Gesänge
›Love’s Goddess Sure Was Blind‹.Birthday Ode for Queen Mary
Alessandro Melani
Marienvesper
Veronika Winter, Maria Skiba, Elisa Rabanus, Magdalene Harer, Sopran
Franz Vitzthum, Edzard Burchards, Altus James Gilchrist, Hans Jörg Mammel, Tenor
Markus Flaig, Matthias Vieweg, Bariton
Das Kleine Konzert
Leitung: Hermann Max
Aufnahme vom 22.9.11 aus der Klosterbasilika Knechtsteden
(22:00 Nachrichten)
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13.11.
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NDR 11:03-13:00
Ring Barock der NDR Radiophilharmonie
Georg Philipp Telemann
Deus judicium tuum regi da, Psalm-Motette für Soli, Chor und Orchester
Der Tag des Gerichts, Singgedicht in vier Betrachtungen von Christian Wilhelm Alers für Soli, Chor und Orchester
Christine Landshamer, Sopran
Wiebke Lehmkuhl, Alt
Markus Brutscher, Tenor
Stephan Genz, Bariton / Bass
NDR Chor / NDR Radiophilharmonie
Ltg.: Reinhard Goebel
Aufzeichnung vom 4.3.2011 in der Orangerie Herrenhausen
Im Ring Barock der NDR Radiophilharmonie war der Dirigent Reinhard Goebel am 4. März 2011 mit zwei geistlichen Werken Telemanns zu Gast. Reinhard Goebel war prominenter Mitinitiator des Ring Barock und gastiert regelmäßig am Pult der NDR Radiophilharmonie in Hannover. Seit einigen Jahren wandelt der international gefragte Experte des Barockklangs und der historischen Aufführungspraxis verstärkt auf den Spuren Georg Philipp Telemanns. Mit Konzerten und CD-Einspielungen setzt er sich für dessen weniger gespielte, aber nicht minder großartige Musik ein. Dafür wurde ihm 2002 der Telemann-Preis der Stadt Magdeburg verliehen.
Aller guten Dinge sind drei: nach Die schöne MüllerinundSchwanengesangist jetzt mit der Winterreise die Aufnahme des dritten großen Liederzyklus von Franz Schubert mit James Gilchrist und Anna Tilbrook bei ORCHID Classics veröffentlicht worden. Und – um es vorweg zu nehmen – diese Aufnahme bietet noch einmal eine Steigerung, und ich möchte meinen Eindruck ganz profan zusammenfassen: Das Beste kommt zum Schluss!
In Winterreise vertonte Franz Schubert, wiederum wie bei Die schöne Müllerin, Gedichte von Wilhelm Müller. Auch hier gibt es ein den ganzen Zyklus durchziehendes Grundgerüst. Ein junger Mann verlässt seine Freundin/Geliebte und die Stadt, in der sie lebt. Im Laufe der folgenden 23 Lieder durchlebt er alles, was ein an der Liebe verzweifelter Mensch aushalten zu müssen glaubt. Die erste Hälfte des Zyklus ist eher von der Flucht aus der Stadt und von dem Blick auf sein Inneres bestimmt, während sich in der zweiten Hälfte, die Schubert ein halbes Jahr später vertonte, der Blick des jungen Mannes eher nach außen richtet und die Todessehnsucht immer mehr wächst. Zum Schluss hat er als Begleitung nur einen alten Leiermann, der an seiner Leier drehend im Nichts entschwindet. Als Schubert seinen Freunden die erste Hälfte des Zyklus vorführte, waren diese über das düstere Wesen der Lieder bestürzt. Schubert jedoch hielt sie für seine besten Werke. Mittlerweile gehört die Winterreise zu den wichtigsten Werken im Bereich des Kunstliedes.
Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen, mich diesem Werk zu nähern, wartete ich gespannt auf diese CD, nachdem ich durch die beiden zuvor erschienen vom Saulus zum Paulus im Bereich Lied bekehrt wurde. Und James Gilchrist ist gemeinsam mit Anna Tilbrook wieder der Sänger, der sich NICHT auf das Podium stellt und den Zuhörer ob seiner großen Kunst in Ehrfurcht erstarren lässt. Nein, er klettert herunter auf Augenhöhe und ist der Erzähler, der mitleidet, der auf alle Distanz verzichtet, der den Zuhörer an die Hand nimmt und ihm dank seiner Eindringlichkeit keine Chance gibt, sich den geballten Emotionen zu entziehen. Da höre ich, wie getrieben sich der junge Mann fühlt, wie hilflos, wie die Zeit stehen bleibt, er wie gelähmt ist oder wie plötzlich das Grauen und der Schmerz mit großer Kraft hervorbricht. Ich höre große Spannungsbögen, ganz fahle, aber auch sehr innige, zarte Töne, sowie Töne, die einfach verschwinden und andere, die wehtun. Ich höre und fühle die Erschöpfung und die Verzweiflung darüber, die ganze Seelenqual und die Aggressivität, die emotionale Berg- und Talfahrt, die Eiseskälte in der Winterlandschaft und im Herzen und das Fragezeichen ganz am Ende. Gilchrist scheut sich nicht, bis an die Grenzen des Singbaren und auch darüber hinaus zu gehen. Dadurch wird es eine ganz besonders berührende Reise, mit einer Spannung, die sich von Lied zu Lied steigert. Ich brauchte eine lange, sehr lange Zeit der Stille, bis ich wieder bei mir selbst war – in der Gewissheit, dass nach jedem Winter ein Frühling kommt, dass es nach jeder Dunkelheit wieder hell wird. Denn auch dies steckt in der Musik. Nicht im Text, aber in der Musik. So habe ich es jedenfalls bei dieser Aufnahme empfunden. Ich lasse es jetzt bei diesem Gesamteindruck und gehe nicht auf einzelne Lieder ein. Denn als ich den Versuch machte, die Lieder mit Text vor den Augen und Stift in der Hand zu hören, packte mich sehr schnell dieser Sog, den beide Künstler entfachen, nämlich sich einfach der Musik zu überlassen und mit auf die Reise zu gehen.
Hilfreich ist dabei natürlich auch die exzellente Aussprache von James Gilchrist, die in kaum einem Punkt den nicht muttersprachlichen Sänger erkennen lässt. Jedenfalls hat mich nichts aus meiner Versenkung während des Hörens herausgeholt. Ganz im Gegenteil – dieser Sänger weiß ganz genau, was er singt und er bezieht das Element Sprache und den Sprachfluss sehr bewusst in seine Interpretation mit ein. Da gibt es z.B. zart hingetupfte, an anderen Stellen explodierende Konsonanten, wie es in dem jeweiligen Kontext einfach nicht anders sein kann. Das ist selbst bei deutschen Sängern, auch bei durchaus sehr bekannten, nicht selbstverständlich. Ganz besonders fiel mir der natürliche Sprachfluss auf. Vielleicht ist es ja auch für einen ausländischen Sänger von Vorteil, unbelastet mit den Unterrichtseinheiten zu Sturm und Drang während der Schulzeit und der in jedem Wunschkonzert anzutreffenden Silcherschen Männerchorversion von Am Brunnen vor dem Tore dieses Werk zu entdecken und somit vielleicht nicht als „Lyrisches Ich“ Distanz halten zu müssen.
Man hört, dass James Gilchrist und Anna Tilbrook dieses Werk schon sehr oft gemeinsam aufgeführt haben, wie James Gilchrist in seinem umfangreichen Beitrag zur Winterreise im Allgemeinen und im Besonderen im Booklet (auch wieder in deutscher Übersetzung) ausführt und dass sie sehr, sehr vertraut damit sind. Meiner Meinung nach ist dies die ausgereifteste und am meisten berührende Interpretation, die ich von beiden zusammen bzw. von James Gilchrist im Bereich Lied gehört habe. Fast bedauere ich es etwas, dass Franz Schubert nicht 4 große Liedzyklen vertont hat und diese kleine Reihe hiermit beendet ist.
Dies sind meine ganz persönlichen Eindrücke, die ganz bestimmt nicht jeder teilen wird. Aber hört selbst und bildet Euch Euer eigenes Urteil.
Diese Aufnahme ist vor der renommierten britischen Musikzeitschrift „BBC Music Magazine“ in seiner Weihnachtsausgabe als „Einspielung des Monats“ ausgezeichnet worden. Unter der Überschrift „Eine abschreckende Winterreise“ zeigt sich Michal Tanner beeindruckt von James Gilchrists „verheerender Winterreise“. Ein paar kurze, übersetzte Auszüge zeigen dies deutlich:
[…]Dies ist eine eindrucksvolle, tief beunruhigende Einspielung dieses bedeutendsten Liederzyklus. […]
[…]Gilchrist ist stetig frisch und erfrischend in seinem Annäherungsversuch, ohne jemals gekünstelt zu wirken. Das Gleiche gilt, eigentlich noch mehr, für seine Pianistin Anna Tilbrook. Sie setzt in nahezu jedem Lied neue Glanzlichter […]
[…]Gilchrist und Tilbrook brechen zu der langen Reise mit viel Hoffnung und Erwartung auf, als ob sie eine Chance spüren, dass die Dinge nicht so schlimm sind wie sie scheinen. Dies verstärkt nur das unerträgliche Leiden, das später kommt, wenn dem Wanderer die Hoffnung verloren geht[…]
[…]Natürlich ist die Winterreise so metaphysisch großartig, dass mehr als eine Einspielung einschließlich der verschiedenen „Wilden“ unbedingt erforderlich ist. Ich werde die CD jedoch als eine der unbedingt erforderlichen Interpretationen ebenso wie eine der am besten ausgewogenen zwischen zwei Partnern schätzen. […]
Derzeit ist die CD in Deutschland bei Amazon und JPC zu erhalten. Wer über ein PayPal-Konto verfügt, kann auch direkt beim Label Orchid Classics bestellen. Dank günstigem Kurs und Verzicht auf Versandkosten auch nach Deutschland ist das eine günstige Alternative.
Seit 20 Jahren gibt es in Knechtsteden bei Dormagen ein Festival für Alte Musik. Herrmann Max ist der künstlerische Leiter dieses Festivals, das zu seiner Anfangszeit die damals noch nicht so populäre Historische Aufführungspraxis in die industriegeprägte Stadt zwischen Köln und Duisburg holen wollte.
Die Basilika in Knechtsteden
In diesem Jahr lautet das Motto „Zeitgenossen“. Hermann Max hat ein Programm aus bekannten Werken und Neuentdeckungen zusammengestellt, das von mittelalterlichen Gesängen der Hildegard von Bingen bis zu Klaviermusik von Arnold Schönberg reicht. Er hat dafür namhafte Künstler aus dem In- und Ausland verpflichten können, wie z.B. die katalanische Sopranistin Nuria Rial, den amerikanischen Sarod- und Dhotar-Virtuosen Ken Zuckerman, die Ensembles Musica Alta Ripa und La Dolcezza, die Frauen-Schola Ars Choralis Coeln und den Pianisten Hardy Rittner.
Hermann Max, Bildrechte Martin Roos
Das Eröffnungskonzert am Freitag, 16. September 2011 in der romanischen Klosterbasilika Knechtsteden wird Hermann Max mit Johann Sebastian Bachs Messe in h-Moll mit seinen Ensembles Rheinische Kantorei und Das Kleine Konzert gestalten. In dem mit „Leidenschaften“ betitelten Programm am Donnerstagabend, 20 Uhr sind zu hören Henry Purcells wundervolle Kirchenmusik und die Erstaufführung von Alessandro Melanis „Marienvesper“, die Max rekonstruiert hat.
Ein Geheimtipp ist das Konzert unter dem Titel „Belcanto“ am Freitag, 23. September, 20 Uhr mit dem englischen Tenor James Gilchrist. Hermann Max schwärmt: „Er ist ein höchst expressiver Sänger mit toller Gestik.“ Passend zum erregenden, leidenschaftlichen Stoff in Claudio Monteverdis „Tornate“ und „Combattimento di Tancredi e ClorindaFestival“ und Matthew Lockes „Curtain tune“. Begleitet werden die Sänger James Gilchrist, Bethany Seymour und Jan Kobow von einem Ensemble, dessen Leiterin den Konzertbesuchern als „Star“-Geigerin von L’Arpeggiata bekannt ist: Veronika Skuplik, die in diesem Fall als Leiterin des Bremer Ensembles „La Dolcezza“ auftritt.
Der Deutschlandfunk bringt hierzu eine aktuelle Dokumentation:
18.9. Deutschlandfunk 15:05-16:00
Das Verborgene in der Musik entdecken
Hermann Max und seine vielfältigen Alte-Musik-Projekte
Von Rainer Baumgärtner
Für Hermann Max ist 2011 ein Jahr der Feierlichkeiten. Nicht nur der 1941 in Goslar geborene Kirchen musiker und Dirigent selbst begeht einen runden Geburtstag, sondern auch die drei von ihm ins Leben gerufenen musikalischen Institutionen feiern Jubiläen. Zentrum im Schaffen des ehemaligen Dormagener Kirchenmusikdirektors sind seine beiden Ensembles, die Rheinische Kantorei, ein Chor, der vor gut 25 Jahren aus der Jugendkantorei Dormagen hervorging, sowie das vor 30 Jahren gestartete Orchester Das Neue Konzert. Mit ihnen ging Max sein Ziel an, das Verborgene in der Musik zu entdecken, ein Weg, auf dem es viele Hindernisse zu überwinden galt. Erschüttern und aufrütteln will er mit seinen Interpretationen, wobei ein zweiter Aspekt des Entdeckens oft darin besteht, dass er bislang verborgene Musik des 17. bis 19. Jahrhunderts wieder an die Oberfläche bringt. Als Forscher und Herausgeber hat er eine große Zahl derartiger Stücke ausgegraben, angefangen bei vielen Werken aus der weitverzweigten Familie Bach. Jährliches Aushängeschild seiner Aktivitäten ist das Festival Alte Musik Knechtsteden, das im September zum 20. Male stattfindet. Hier präsentiert Hermann Max stets seine eigenen neuesten Projekte und er bietet Gastensembles ein Forum für interessante Programme. Zusammen haben sie die Veranstaltungsreihe in der romanischen Basilika unweit von Dormagen zu einem der führenden deutschen Alte-Musik-Festivals werden lassen, das der Deutschlandfunk von Anfang an mit Aufnahmen begleitet hat.
Kultursender der ARD bis auf BR-klassik
20-22:30
Bachwoche Ansbach Johann Sebastian Bach:
„Geist und Seele verwirret“, BWV 35;
„Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“, BWV 170;
Reinhard Keiser:
Concerto D-dur; Jan Dismas Zelenka: „Hipocondrie“
Freiburger Barockorchester
Violine und Leitung: Petra Müllejans
Solisten: Andreas Scholl, Countertenor; Karl Kaiser, Flöte; Wolfgang Zerer, Orgel
Aufnahme vom 2. August 2011
.
radio clásica, Spanien 20-22 Semana Bach de Ansbach. Transmisión directa desde la Iglesia de San Juan de Ansbach, Alemania. BACH: Ofrenda musical, BWV 1079. J. Savall (vla da gamba), Le Concert des Nations. Dir.: J. Savall. (auch 11.8. – Radio4 NL)
.
11.8.
. radio4-NL
19-23 Le Concert des Nations o.l.v. Jordi Savall, viola da gamba Bach – Das Musikalische Opfer BWV 1079 opname 4 augustus 2011 (Ansbach Bach Week) anschließend: Nicholas Angelich, piano
Liszt – Années de pèlerinage – troisième année: Italie
opname 7 augustus 2011 (La Roque d’Anthéron)
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Deutschlandfunk
21:05-22:00 A-Cappella-Festival 2011 „Gesang aus den Tiefen der Jahrhunderte“ Armenisch-liturgischer Gesang und traditionelle Lieder über das Licht, Liebesleid und dasLand der Steine
Ensemble LUYS
Aufnahme vom 23.6.11 aus der Evangelisch-reformiertenKirche, Leipzig
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12.8.
. france musique
20-23
Mozart’s La Finta Giardiniera Rosemary Joshua Sandrina
Klara Ek Arminda
Elizabeth Watts Serpetta
Daniela Lehner Ramiro James Gilchrist Contino Belfiore
Andrew Kennedy Don Anchise
Andrew Foster-Williams Nardo
Richard Egarr director & harpsichord
Konzertaufnahme vom 28.6.2011aus dem Theatre de Champs Elysées, Paris, France
.
Deutschland Radio Kultur;
12. August 2011; 20:00 – 22:00 Uhr
Johann Sebastian Bach – wiederaufgefunden, wiederhergestellt live aus der Oberkirche Arnstadt
Johann Sebastian Bach
Ouverture D-dur BWV 1068a – hypothetische Urfassung der 3. Orchestersuite
Konzert für Oboe d“amore A-dur – rekonstruierte Urfassung des Cembalokonzerts BWV 1055
ca. 21.00 Konzertpause mit Nachrichten
Johann Sebastian Bach
„O! angenehme Melodei“, Kantate BWV 210a – rekonstruierte Huldigungskantate
Gabriele Hierdeis, Sopran
The Bach Ensemble
Leitung: Joshua Rifkin
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14.8.
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NDR kultur
11-13 Johann Bernhard Bach: Orchestersuite Nr. 4 D-Dur für Streicher und Basso continuo
Johann Joachim Quantz: Flötenkonzert D-Dur
Johann Sebastian Bach:
Violinkonzert E-Dur BWV 1042
Schweigt stille, plaudert nicht, Kantate BWV 211 – Kaffee-Kantate –
Anke Briegel, Sopran / Florian Lohmann, Tenor
Albrecht Pöhl, Bass / Brian Berryman, Traversflöte
Hannoversche Hofkapelle
Konzertmeisterin: Anne Röhrig
Aufzeichnung vom 1. Juli 2011 im Galeriegebäude Herrenhausen
Zum ersten Mal ist die Hannoversche Hofkapelle in diesem Jahr beim Ring Barock des NDR zu Gast.
Anne Röhrig, die langjährige Konzertmeisterin der Hannoverschen Hofkapelle, wird das Konzert vom Konzertmeisterpult leiten und übernimmt den Solopart in Johann Sebastian Bachs Konzert E–Dur für Violine, Streicher und Basso continuo.
Der „Coffee“ ist nichts für kleine Mädchen? Albrecht Pöhl (Bariton), Anke Briegel (Sopran) und Florian Lohmann (Tenor) beweisen in der sogenannten „Kaffee–Kantate“ von Johann Sebastian Bach, dass schon vor 300 Jahren ein gewisser Starrsinn und ein koketter Augenaufschlag der Töchter die Autorität der Väter zum Schmelzen brachte.
Ein Cousin 2. Grades von Johann Sebastian Bach, Johann Bernhard Bach der Ältere, muss sich vor dem Genius seines Anverwandten mit seinen vier Orchestersuiten durchaus nicht verstecken. In diesem Konzert wird die Orchestersuite Nr. 4 in D–Dur zu hören sein.
Als „Hannoversche Erstaufführung“ könnte man das Konzert D-Dur für Flöte, Streicher und Basso continuo von Johann Joachim Quantz bezeichnen. Er schrieb als Hofkomponist und Flötenlehrer Friedrichs des Großen eine große Zahl dieser hochvirtuosen Konzerte: Brian Berryman, Traversflöte, ist der Solist in diesem Feuerwerk der Flötenkunst.
Ich habe das Konzert „in natura“ gehört – große Klasse. ich hoffe, das kommt bei der Sendung auch zum Ausdruck.
stelle ich für jeden Sonntag im Kirchenjahr den Besuchern von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 17.07.2011 begehen wir den – 4. „Sonntag nach Trinitatis“
Der 4. Sonntag nach Trinitatis wendet sich der Gemeinde zu. Sie wird als Gemeinde der Sünder gesehen, die der Gnade Gottes bedarf. Ohne die Erkenntnis der eigenen Sünde ist es unmöglich, die Gnade Gottes anzunehmen, weil man sie nicht für nötig hält. Selbstgerechtigkeit entsteht, die dann in Überheblichkeit und Menschenverachtung mündet. Wichtig ist der Aspekt der Gemeinschaft; wir sind Sünder eben nicht (nur) als Individuen, sondern als Gemeinschaft, indem wir z.B. durch Schweigen teilhaben an dem Unrecht, das an anderen durch Menschen unserer Gemeinschaft geschieht.
Am 4. Sonntag nach Trinitatis werden wir daran erinnert, dass wir eine Gemeinde von Sündern sind, die der Vergebung bedarf. So haben wir auch nicht das Recht, unseren Nächsten zu richten. Wir wissen aber um die große Gnade, dass Gott gerade denen nachgeht, die in Schuld gefangen sind.
Barmherziges Herz der ewigen Liebe, BWV 185, Kantate am 4. Sonntag nach
Trinitatis für Soli, vierstimmigen Chor, Trompete, Oboe, Streicher und
Basso continuo; Magdalena Kozená, Sopran; Nathalie Stutzmann, Alt; Paul
Agnew, Tenor; Nicolas Teste, Bass; Monteverdi Choir;
English Baroque Soloists,Leitung: John Eliot Gardiner
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Sebastian Knüpfer
Quaemadmodum desiderat cervus, Geistliches Konzert für Bass, Violinen
und Basso continuo; Peter Harvey, Bass; King´s Consort, Leitung: Robert King
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Georg Friedrich Händel
O Praise the Lord With One Consent, Anthem für Sopran, Chor, Bläser,
Streicher und Basso continuo; Emma Kirkby, Sopran; Iestyn Davies, Altus;
James Gilchrist, Tenor; Neal Davies, Bass; Choir of Trinity College,
Cambridge; Academy of Ancient Music, Leitung: Stephen Layton
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/YouTube: BWV 24 –
„Ein ungefärbt Gemüte“
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Kantaten-Beschreibung zum BWV 24 –BWV 177 und BWV 185
von „Sir John Eliot Gardiner“ ist als PDF-Download nachstehend hinterlegt!
Kantaten für den 4. Sonntag nach „Trinitatis“ (Aufführungs-Ort: Tewkesbury Abbey am 16. Juli 2000)
Gardiner – Ausführungen zum BWV 24 „Ein ungefärbte Gemüte“
……., Daher atmeten wir erleichtert auf, als wir schon am nächsten Tag unsere Pilgerreise fortsetzen konnten, diesmal mit der Tewkesbury Abbey als Ziel, wo das Cheltenham Festival stattfand. Wenn man zu einer Diät zurückkehrt, die aus Kantaten besteht, kann man sich des Gefühls nicht erwehren, dass die anhaltende Popularität, der sich Bachs Orchestersuiten und Konzerte erfreuen, ein einseitiges Bild dieses Komponisten vermittelt und demzufolge vielen Menschen der Einfallsreichtum und die tiefen Erkenntnisse entgehen, die in seinen Kantaten verborgen sind. Man spürt, dass Bachs Ziel hier nicht die ‚reine Komposition’ war, bei der Anlass, Umstände und Auswirkungen der Aufführung keine Rolle spielen würden. Diese Musik, ausgefeilt bis ins letzte Detail, ist genau zugeschnitten auf die Liturgie und die Lesung des Evangeliums, den Lauf der Jahreszeiten sowie die Musiker, die ihm an einem bestimmten Tag zur Verfügung standen. Das ganze Spektrum künstlerischer Möglichkeiten auszubreiten, war also ein praktisches, kein abstraktes Ziel, und die musikalische Wissenschaft wollte er als ein Mittel verstanden wissen, ‚Einsicht in die Tiefen der Weltweisheit’ zu gewinnen, wie es J. A. Birnbaum stellvertretend für ihn formulierte, als Beweis, ‚dass […] die Musica von Gottes Geist […] angeordnet worden’, wie er selbst in seinem Exemplar von Calovs Bibelkommentar als Randbemerkung notierte.
Welchen Glauben man auch immer haben mag, wie könnte man in Zweifel ziehen, dass sich Bach in der gesamten Musik, die er komponierte, probte und aufführte, Gottes Gnade bewusst war – unter der Voraussetzung, dass all dies andächtigen Geistes geschah? Christoph Wolff verweist in seiner Bach- Monographie auf Bachs ‚niemals endenden musikalischen Empirismus, der theoretisches Wissen bewusst mit praktischer Erfahrung verband’ und gelangt zu dem Schluss: ‚Vor allem jedoch artikulieren Bachs Kompositionen, als über alle Maßen kunstreiche musikalische Ausarbeitungen, nichts Geringeres als die schwierige Aufgabe, für sich selbst einen Gottesbeweis zu führen – vielleicht das einzige Trachten seiner musicalische Wissenschaft.’ Naturwissenschaftler jener Zeit wie Newton und Johann Heinrich Winckler glaubten nicht nur, dass sich theologische Grundsätze empirisch beweisen ließen, sondern sahen auch keinen Widerspruch zwischen Naturwissenschaft und Christentum. Auch Bach sah ‚die leitende Hand des Weltenschöpfers in jenem Zweig der Wissenschaft, in dem er sich am besten und vermutlich besser als irgendeiner seiner Zeitgenossen auskannte’.
Aber er macht es uns nicht immer leicht. Wie zum Beispiel sollen wir die ersten Zeilen von
BWV 24 „Ein ungefärbt Gemüte“ – ‚von deutscher Treu und Güte’ auffassen? Vielleicht liegt in diesen Worten kein größerer Chauvinismus als in der Gewohnheit der Engländer im 17. Jahrhundert, sich mit Israel als dem auserwählten Volk zu identifizieren. Immerhin heißt es im Tagesevangelium: ‚Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet’ (Lukas 6, 36–42), und der Heuchler muss sich die Frage gefallen lassen: ‚Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und den Balken in deinem Auge wirst du nicht gewahr?’. Bachs Musik in BWV 24 weist keinen oberflächlichen Glanz auf: Wir müssen uns durch die äußere Schale durcharbeiten und dürfen uns durch die ‚trockenen, didaktischen Darlegungen und ungehobelten Verurteilungen menschlicher Schwächen’ in Neumeisters Text nicht irritieren lassen (wie es Gillies Whittaker offensichtlich tat).
Bach beginnt mit einer Arie für Alt, einem würdevoll schreitenden Stück im Menuettstil mit unisono geführten Violinen und Bratschen, das uns auf seine eigenwillige Weise eine Vorstellung von diesem ‚ungefärbt Gemüte’ vermittelt. Das sich anschließende Tenor-Rezitativ ist eine eigenständige und musterhafte Predigt in Miniaturform zum Thema ‚Redlichkeit… eine von den Gottesgaben’, denn ‚von Natur geht unsers Herzens Dichten mit lauter Bösem um’. Mit dem Motto seines abschließenden Ariosos mahnt er, ein Christ solle ‚sich der Taubenart bestreben und ohne Falsch und Tücke leben’. In der Tat so, ‚wie du den Nächsten haben willt’. Das ist mit Sicherheit der Kerngedanke des Mittelsatzes und für Bach der richtige Zeitpunkt, die große Kanone hervorzuholen und uns deutlich vor Ohren vor zu führen, worum es geht: Zum ersten Mal in der Kantate hören wir den Chor, begleitet von einem Clarino über der vollen Streichergruppe, der uns zweimal mit dem Leitsatz konfrontiert: ‚Alles nun, das ihr wollet, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen’. Er wird zunächst als ein schwungvolles ‚Präludium’ im Dreiertakt präsentiert, danach als Doppelfuge (immer noch im Dreiertakt) mit der Vortragsanweisung ‚vivace allegro’, die zuerst von den vier Concertisten, dann dem vollständigen Chor vorgetragen wird. Ihr Thema ist geschmeidig, das Gegenthema zerrissen, sprunghaft, gar nervös erregt. Diese Methode, seinen Chor anzukündigen (er beginnt dazu noch nach stummer Achtelzählzeit), ist weder das, was man erwarten würde, noch lässt sich diese Passage leicht bewältigen. Bei den Proben waren viele Durchgänge nötig, bis wir zu einer einigermaßen befriedigenden Interpretation gelangten, auf der Basis der ‚alla breve’-Vorgabe für die Fuge.
Eine Attacke mit Feuer und Schwefel auf die Heuchelei folgt als Bass-Accompagnato (Nr. 4) mit wilden Akkorden der Streicher, Dolchstößen gleich. Nach achtzehn Takten weichen diese Hiebe einem milder stimmenden Appell: ‚Der liebe Gott behüte mich dafür’. Auf ein sanftes Stück (Nr. 5) für doppelte Oboen d‘amore und Tenor, das uns zu ‚Treu und Wahrheit’ mahnt, folgt ein ausgedehnter Choral mit einem Text Johann Heermanns, ‚O Gott, du frommer Gott’, dessen acht Verszeilen von verwässerten, pastoralen Interludien für die Oboen und Streicher (und eine pulsierende Clarinolinie in tiefer Lage) durchsetzt sind. Er endet mit der Bitte, ‚dass in solchem Leib ein unverletzte Seel und rein Gewissen bleib’. Welch ein Unterschied zu den gewundenen Aufschreien des Büßers in den Kantaten des vergangenen Sonntags!
. Ein Name, der in Interviews mit Sir John Eliot Gardiner und auch in seinem Reisetagebuch immer wieder auftaucht – Nadia Boulanger. DRS II stellt die Künstlerin vor.
DRS II 15 – 17 Parlando
«Jeder Akkord eröffnet eine neue Perspektive» – Nadia Boulanger im Portrait
Die Pariser Rue Ballu No. 36 ist eine Adresse für Musikergenerationen.
Regelmässig pilgerte die Hautevolee der internationalen Musikszene in die Wohnung der Pädagogin, Musikerin und Komponistin Nadia Boulanger zum Unterricht.
Aaron Copland, Daniel Barenboim oder John Eliot Gardiner und viele mehr lernten bei der bekannten Musikerin. Man sprach auch von Nadias «Boulangerie». Als Dirigentin und Pianistin war sie ebenso erfolgreich wie als Komponistin.
Obwohl mit dem 2. Preis des Prix de Rome ausgezeichnet, gab sie das Komponieren mit dem Kommentar auf «Ich habe kein Talent». Die grosse Begabung schrieb sie ihrer bereits mit 25 Jahren verstorbenen Schwester Lili zu. Ihrem Werk widmete Nadia Boulanger ihr Leben.
Im Gespräch mit dem Komponisten und Musikwissenschaftler Prof. Krzysztof Meyer, mit Ausschnitten aus Reden von Nadia Boulanger im Original und mit der Musikerin als Dirigentin und Pianistin lässt Bettina Brand ein Stück Musikgeschichte wieder aufleben.
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5.7.
. Eine Wiederholung aus dem letzten Jahr:
HR2
20-22
Bach: Messe h-Moll BWV 232
Dorothee Mields und Hana Blaziková, Sopran
Damien Guillon, Alt
Thomas Hobbs, Tenor
Peter Kooij, Bariton
Collegium Vocale Gent mit Orchester
Leitung: Philippe Herreweghe
(Aufnahme vom 3. September 2010 in der Georgenkirche, Schwarzenberg/ Erzgebirge)
Johann Sebastian Bach komponierte die h-Moll-Messe nicht in einem Stück, sondern die einzelnen Teile nach und nach. Bereits 1724 schrieb er für den Leipziger Weihnachtsgottesdienst das später in die h-Moll-Messe übernommene „Sanctus“. Die beengenden Verhältnisse in Leipzig führten dazu, dass Bach auch nach anderen Arbeitsmöglichkeiten Ausschau hielt und zu auswärtigen Höfen Kontakt knüpfte. Für den Amtsantritt Friedrich Augusts II. als Kurfürst von Sachsen 1733 schrieb er „Kyrie“ und „Gloria“, die später in die h-Moll-Messe aufgenommen wurden. Mit dieser Missa brevis bewarb sich Bach um den Titel eines Hof-Compositeurs am Dresdner Hof, den er dann auch 1736 erhielt. Der Anlass zur Vervollständigung der Missa brevis zur Missa tota bis 1749 ist nicht bekannt, doch steht sie im Einklang mit der in Bachs letztem Lebensjahrzehnt zu beobachtenden Tendenz zum Zusammenstellen komplexer Gruppen von Werken vorbildlichen Charakters. Die Messe in h-Moll geriet lange in Vergessenheit. Erst 1834 und1835 kam es in Berlin wieder zur vollständigen Aufführung. Die Resonanz war enthusiastisch, Bachs h-Moll-Messe wurde als „größtes musikalisches Kunstwerk aller Zeiten und Völker“ gepriesen. hr2-kultur sendet heute Abend eine Aufnahme vom letztjährigen Musikfest Erzgebirge unter der musikalischen Leitung des belgischen Bach-Spezialisten Philippe Herreweghe.
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6.7.
. Mit Freude denke ich an das Konzert des Magdalena Consorts in der Bachkirche von Arnstadt zurück. Jetzt haben wir das Vergnügen, das Ensemble wieder hören zu können – live aus der Tewkesbury Abbey – wieder mit Johann Sebastian Bach.
Cheltenham Festival 2011: Tewkesbury Abbey
‚To the Power of Three‘:
J.S. Bach Sinfonia to Cantata no. 42 (BWV.42) ‚Am Abend aber desselbigen Sabbaths‘
J.S. Bach Cantata no.78 (BWV.78) ‚Jesu, der du meine Seele‘
J.S. Bach Brandenburg Concerto No 3 (BWV.1048) in G major
Pause
J.S. Bach Motet (BWV.230) ‚Lobet der Herrn, alle Heiden‘
J.S. Bach Cantata no 147 (BWV.147), ‚Herz und Mund und Tat und Leben‘
J.S. Bach’s cantatas BWV147 „Herz und Mund und Tat und Leben“ with its famous chorale „Jesu Joy of Man’s Desiring“, and the more reflective yet equally glorious „Jesu, der du meine Seele“, are testament both to Bach’s personal faith and his fascination with the religiously significant number, three. The Magdalena Consort and director and baritone Peter Harvey complete their tribute to Bach’s fascination with numbers with the Brandenburg Concerto no 3, scored for three violins, three violas and three cellos and the virtuosic motet „Lobet den Herrn“.
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7.6.
. Aufnahmen, die immer mal wieder zu hören sind – und die man sich immer mal wieder anhören kann:
BR-klassik
13-14
Musik im Originalklang
Orchestre Révolutionnaire et Romantique: John Eliot Gardiner
Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 2 D-dur;
Robert Schumann: Konzertstück, op. 86 (Susan Dent, Roger Montgomery, Gavin Edwards, Robert Maskell, Horn)
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8.7.
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Der Vollständigkeit halber auch die weiteren Konzerte vom Bachfest Leipzig:
. MDR Figaro
20-22
BACHFEST LEIPZIG 2011
„Eine venezianische Vesper“
Werke von Claudio Monteverdi, Giovanni Gabrieli, Tarquinio Merula, Gabriele Sponga Usper u.a.
Vox Humana, Cappella Gregoriana di Venezia, Venice Baroque Orchestra
Leitung: Andrea Marcon
„… eine Musik, wie ich sie kunstvoller in meinem Leben nicht mehr hören werde. Ihr Komponist, der sehr berühmte Claudio di Monteverde führte sie auf, begleitet von vier Theorben, zwei Zinken, zwei Fagotten, zwei Violinen, einer Baßviola von ungeheueren Ausmaßen, Orgel und anderen Instrumenten – ganz zu schweigen von 10 oder 12 Singstimmen. Ich war hingerissen vor Vergnügen.“
Unter überwältigendem Eindruck stehend, berichtet der niederländische Dichter Constantijn Huygens über seinen Besuch einer venezianischen Vesper im Jahr 1620. Ihre Blüte erlebte die musikalische Vesper zu dieser Zeit vor allem im italienischen Raum, eng verbunden mit dem Namen Claudio Monteverdis. Dieser hatte mit der „Marienvesper“ (1610) schon vor seinem Amtsantritt als Kapellmeister an San Marco in Venedig eine wegweisende Sammlung von Psalmen und Konzerten vorgelegt.
Mehr als 30 Jahre später erschien unter dem Titel „Selva morale e spirituale“ sein zweites Hauptwerk der sakralen Musik. Eine Vesper speziell zum Pfi ngstfest komponierte Monteverdi freilich nicht – zusammengestellt aus seinen Sammlungen, ergänzt durch Werke seiner Zeitgenossen und gregorianische Antiphonen erklingt eine venezianische „Vespro di Pentecoste“.
Aufzeichnung vom 18.6.2011, Thomaskirche, Leipzig
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9.7.
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MDR Figaro 20-22:30
Bachfest Leipzig 2011
Johann Christian Bach: „Zanaide“
Opera seria in drei Akten
Libretto: Giovanni Gualberto Bottarelli
Der Tenor James Gilchrist sammelte seine ersten sängerischen Erfahrungen im Kirchenchor, bevor er als Knabensopran im Chor des New College in Oxford und als Tenor im Chor des King’s College in Cambridge sang. Schon während seines Medizinstudiums trat er mit Ensembles wie den Tallis Scholars oder TheSixteen auf. 1996 entschloss er sich, den Arztberuf aufzugeben und sich ganz der Musik zu widmen. Mittlerweile ist James Gilchrist einer der gefragtesten Tenöre im Bereich der barocken Musik. Sein Repertoire ist jedoch sehr weit gefasst und reicht von Monteverdis Marienvesper über die Liederzyklen Schuberts bis hin zu zeitgenössischer Musik.
International bekannt wurde er durch seine Mitwirkung bei der Bach Cantata Pilgrimage 2000 des Monteverdi Choir und den English Baroque Soloists unter der Leitung von John Eliot Gardiner.
In Deutschland war James Gilchrist auch nach der Bach Cantata Pilgimage häufiger unter John Eliot Gardiner zu hören. So konnte er in L’Allegro, il Penseroso ed il Moderato von Händel, der Schöpfung von Haydn und als Evangelist in der Johannespassion sowie mit Kantaten von Johann Sebastian Bach gehört werden. Bach-Kantaten sang er auch in Arnstadt mit dem Magdalena Consort und mit der NDR Radiophilharmonie in Hannover und Hildesheim. In der Laeiszhalle in Hamburg wirkte er in der Rolle des Jonathans in einer vom NDR übertragenen Aufführung von Händels Saulmit. Mehrfach trat er mit dem Bachverein Köln in der Philharmonie auf, zuletzt als Evangelist in der Matthäuspassion von Bach. An gleicher Stelle war er mit Werken von Händel als Mathan in Athalia unter Ivor Bolton und in der Brockes-Passionmit dem Collegium Vocale Gent zu hören. In der Dresdener Frauenkirche war er an der Aufführung von Brittens War Requiem mit der Dresdener Philharmonie beteiligt. In der Alten Oper in Frankfurt sang er unter Daniel Reuss in einer Aufführung aller sechs Kantaten von Bachs Weihnachtsoratorium.
Sein Opernrepertoire umfasst Rollen wie Ferrando in Cosi fan tutte, Gomaz in Zaide oder Il Contino Belfiore in La Finta Giardiniera von Mozart, Quint in The Turn of the Screw oder Hyllus in Händels Hercules, Scaranuccio in Strauss‘ Ariadne auf Naxos, Evandre in Glucks Alceste, Purcells King Arthur und Antonio in Der Sturm von Frank Martin. An der Staatsoper Berlin trat er in Acis & Galatea auf.
Im Konzertbereich arbeitet James Gilchrist regelmäßig mit Dirigenten wie Ton Koopman, Sir John Eliot Gardiner, Philip Herreweghe, Paul McCreesh und Roger Norrington sowie mit Ensembles wie der Academy of Ancient Music, dem BBC National Orchestra of Wales, dem Tonhalle Orchester Zürich und dem Ensemble Pygmalion und seinem Leiter Raphaël Pichon zusammen. Hier führte er Werke wie Brittens Serenade für Tenor, Horn und Orchester, Haydns Oratorien Die Schöpfung und Die Jahreszeiten, die Passionen von J.S. Bach, die großen Oratorien Händels, z.B. Judas Maccabeus, Athalia oder Alexander’s Feast, bis hin zu OedipusRex und Pulcinella von Strawinsky auf. Eine umfangreiche Repertoireliste ist in der englischen Biographie unter http://www.hazardchase.co.uk/artists/james_gilchrist
zu finden.
James Gilchrist gilt auch als bedeutender Interpret zeitgenössischer Musik. Werke wie Sir Michael Tippets The Knot Garden und Frank Martin’s Der Sturm gehören hier zu seinem Repertoire. Er wirkte bereits an zahlreichen Uraufführungen mit, darunter Knut Nystedts Apocalypsis Joannis, John Taveners Total Eclipse und Helen Ottawas The Echoing Green, ein Auftragswerk für das Salisbury Festival.
Einen Schwerpunkt in der Tätigkeit des Sängers nimmt der Liedgesang ein. Gemeinsam mit der Pianistin Anna Tilbrook, mit der er regelmäßig zusammenarbeitet, ist er in zahlreichen Konzertsälen Großbritanniens, in New York sowie im Concertgebouw Amsterdam mit den großen deutschen Liedzyklen von Schubert, Schumann und Wolf aufgetreten. Ebenso arbeitet er mit führenden Liedbegleitern wie Julius Drake und Malcolm Martinu sowie mit der Harfenistin Alison Nicholls zusammen. Einen besonderen Stellenwert hat für ihn das englische Liedrepertoire mit Werken von Henry Purcell, Gerard Finzi, Ralph Vaughan Williams, Robin Holloway, Michael Tippett und Benjamin Britten. Auch im Bereich des Liedgesanges führt er regelmäßig neue Werke von Komponisten wie Alec Roth, Howard Skempton oder Huw Watkins auf.
James Gilchrist ist ein häufiger Gast bei den großen Festivals in ganz Europa wie z.B. PROMS in London, Edinburgh Festival, Three Choirs Festival in Worcester, Gloucester und Hereford, den Salzburger Festspielen, Festival de Beaune, Anima Mundi in Pisa sowie Wratisalvia cantans und Misteria Paschalia in Polen. In Deutschland ist er bei Festivals wie MDR Musiksommer, Händelfestpiele in Halle, Bachfest Köthen und Rheinvokal aufgetreten.
James Gilchrist wirkte bei vielen CD-Aufnahmen mit. So sang er unter anderem in Aufnahmen der Opern Albert Herring und Owen Wingrave von Benjamin Britten, den Passionen von Johann Sebastian Bach sowie geistlicher Musik von Johann Kuhnau und Claudio Monteverdi mit dem King’s Consort. Neben den Aufnahmen der Bach Cantata Pilgrimage mit Monteverdi Choir und English Baroque Soloists unter Sir John Eliot Gardiner sind auch Aufnahmen von Bachs Kantaten unter Ton Koopman und Masaaki Suzuki erschienen. Die großen Oratorien Händels wie Messiah, Joshua und Jephta sind ebenso wie zeitgenössische Werke wie The Cloud of Unknowing von Francis Pott in seiner umfangreichen Diskographie zu finden. CD-Einspielungen von Liedprogrammen reichen von Elisabethanischen Lautenliedern When Laura smiles mit Matthew Wadsworth bis zu English Songs Oh Fair to See von Gerald Finzi. Seine Debüt-CD bei dem Label Linn Records On Wenlock Edge mit Werken von Vaughan Williams, Warlock, Bliss & Gurney zusammen mit der Pianistin Anna Tilbrook und dem Fitzwilliam String Quartet wurde mit einer Nominierung bei den renommierten Classic FM Gramophone Awards ausgezeichnet. Die Liederzyklen Die schöne Müllerin, Schwanengesang und Die Winterreise von Franz Schubert sind kürzlich bei dem jungen Label Orchid Classics erschienen. Auf seinen CD’s finden sich auch Ersteinspielungen wie in Romantic Residues mit Werken von Roth, Britten, Skempton u.a. gemeinsam mit der Harfenistin Alison Nicholls oder die dahin weitgehend ungekannten Songs von Muriel Herbert. Als jüngste CD mit einem erstmals eingespielten Werk ist mitEarth, Sweet Earthvon Kenneth Leighton zusammen mit Winter Words von Benjamin Britten eine von der Fachpresse hochgelobte Aufnahme erschienen. Darüber hinaus dokumentieren zahlreiche Rundfunkübertragungen seine künstlerische Arbeit.
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[…] er ist zur Zeit unter den lyrischen Tenören unübertroffen an Anmut und technischer Sicherheit ebenso wie an musikalischen Intelligenz. […] The Independent
Franz Schubert – Die Winterreise […] Gilchrist bevorzugt erwartungsgemäß die feinen expressiven Differenzen: Zwar kultiviert er mit seiner Klavierpartnerin Tilbrook einen durchaus romantisch umwehten Zugriff, doch lässt er etliche Erfahrungen und Qualitäten aus der Praxis der Alten Musik fruchtbar werden. […] Denn Gilchrist verfügt über eine durchaus interessante Schlagkraft, die er übrigens auch im älteren geistlichen Repertoire stets überzeugend zur Geltung zu bringen wusste, bei Schubert vielleicht noch um einen lyrisch-sehnenden Zug erweitert. Zugleich eröffnet dieses Potenzial Gilchrist die Möglichkeit, auf engem Raum Momente kontrastierender Schärfe und ausdrucksstarke Farbwechsel einzubringen. Das belebt die insgesamt fein gezeichnete Szenerie. […] Klassik.com, Februar 2012 Link zum Beitrag
Franz Schubert – Die Winterreise […] James Gilchrist scheint ganz ohne Deklamationstrickes auszukommen […] Einsätze wie aus dem Nichts, hinreißend zarte Spitzentöne und geradezu erstaunliches Atemvolumen […] Hier ist jemand am Werk, für den Lieder ein Ganzes sind […] KulturSPIEGEL 2/2012, Seite 32/33 Link zum Beitrag Link zur PDF-Datei des Beitrages
Frank Martin- Der Sturm […] Aus dem übrigen Ensemble ragt James Gilchrist heraus, dessen Tenor als Antonio
mit vorbildlicher Artikulation ebenso lebendig wie exquisit diese Einspielung
bereichert. […] Klassik.com, Oktober 2011 Link zum Beitrag
Georg Friedrich Händel – Jephta
[…] Leider ist von den Solisten einzig James Gilchrists Interpretation von durchweg hervorragender sängerischer Qualität. Bei ihm befinden sich Textverständlichkeit, Ausdruck, Timbre und Tonsicherheit in perfekter Harmonie. Sein Gesang ist von klanglicher Schönheit und Expressivität. Wenn er an der Reihe ist, muss man sich keine Sorgen um die Musik machen. Klassik.com, April 2011 Link zum Beitrag
[…] Bei den Solisten war es als einzigem James Gilchrist (Evangelist, Tenor-Arien) vergönnt, auf weiter Skala alle Elemente des Chronisten, Kommentators und Mitleidenden zu gestalten, und er brachte seine gestalterischen Möglichkeiten dann auch zu bewegender Wirkung. […] Kölner Stadt-Anzeiger, März 2010
[…] Und James Gilchrist ist ein Evangelist, wie man ihn kaum besser wünschen könnte: verlässlich und einfühlsam, ohnmächtig beobachtend und wütend kommentierend. […] Mitteldeutsche Zeitung, September 2008
[…] Aus deren üppig besetzter Riege ragte womöglich der britische Tenor Games Gilchrist heraus – dank seiner unangestrengten Ausdrucksfülle, Stimmschönheit und allzeit stilgerechten darstellerischen Intensität […] Kölner Stadt-Anzeiger, Juni 2008
R. Vaughan Williams: On Wenlock Edge
[…] Und dann sind da der Gesang und die Interpretation von James Gilchrist, der die Welten der vier Komponisten und ihrer Dichter mit größtem Engagement, größtmöglicher Inspiration und emotionaler Beteiligung erkundet und uns, wie gesagt, mit seinem Gesang in den Bann der Musik zieht. […]
Doch kommen wir noch einmal auf Gilchrist zu sprechen: Dieser Sänger hat etwas, was vielen anderen fehlt: Er hat einen sicheren Klanginstinkt und er kann seine Stimme extensiv dynamisch variieren. Er ist ein ganz exzellenter Sänger, der seine vielen Ausdrucksmittel, darunter ein sicheres Piano-Singen, eindrucksvoll einsetzt, immer im Dienste der Musik, immer sehr persönlich, immer sehr tiefschürfend
und unmittelbar ansprechend. […] Pizzicato, November 2007 Link zum Beitrag
[…] Eine exzellente Figur macht James Gilchrist als Evangelist – klar, akzentfrei, hoch emotional und trotzdem kontrolliert. Er vermittelt eine Vorstellung davon, wie man zu Bachs Zeiten Glaubensinhalte spannend und dabei dennoch vollkommen ernsthaft zu vermitteln wusste. […] Rondo Magazin, Dezember 1999
Durch einen Insider-Tipp bin ich aus der Blog-Gemeinschaft auf eine CD aus England aufmerksam gemacht worden und möchte sie wärmstens weiterempfehlen..!!
Pure Freude kommt auf, wenn man sich diese CD-Neueinspielung aus England anhört..! Die Sprache ist von der Neuveröffentlichung der Oratorien zu Ostern – BWV 249 und Himmelfahrt – BWV 11 von J.S. Bach durch das
„Retrospect Ensemble“
Leitung: Matthews Halls.
Als Gesang-Solisten wirken mit: Carolyn Sampson, Iestyn Davies, James Gilchrist, (Tenor)Peter Harvey, (Bass-Bariton) vom Label: Linn !
Eine brilliante Aufnahme die von den großartigen Gesangs-Interpreten lebt und das barocke Orchester weiss den Hörer sofort mit seiner brillanten Interpretation und Musizierfreude einzunehmen und zu begeistern. Es ist immer wieder Erstaunenswert, was aus England an großartigen Einspielungen aus der Barockzeit zu bewundern gibt. Nach den besinnlichen Oratorien der Passionszeit ergibt sich für den Hörer wieder die Gelegenheit, zwei prächtige Jubel-Oratorien mit Pauken und Trompeten von J.S. Bach zu genießen. Eine kleine Hörprobe ist nachstehend beigefügt.
Ihr Lieben, mit den besten Wünschen für die Weihnachtszeit möchte ich mich nach langer Abwesenheit mit einem kleinen Bericht zurückmelden. Diesmal beinhaltet er das Konzert in Divi Blasii Mühlhausen am 23.7.2000.
Dieses Konzert war insofern etwas ganz Besonderes, da es für mich den Beginn der Teilnahme an der BCP darstellte.
Wie bereits in vorigen Reviews berichtet, ging ich zu diesem Zeitpunkt noch davon aus, Gardiner sei nur für 2 oder 3 Konzerte in Deutschland und war folglich mehr als froh, dieses Konzert in Mühlhausen, was im Rahmen des MDR Musiksommers stattfand, besuchen zu können. Die Karten und das Quartier waren rechtzeitig organisiert und es konnte losgehen.
Voller Vorfreude machte ich mich also auf den Weg, bei strahlendem Sonnenschein im Sommer 2000 war die Zeit bis Mühlhausen schnell überstanden und es begann vor Ort das, was sich ab dann fast wöchentlich wiederholen sollte: Einchecken im Hotel, kurz frischmachen und auf zur Kirche. Daß dies fortan ein permanenter Prozeß werden sollte, konnte ich natürlich da noch nicht ahnen. Über John Eliot Gardiner hatte man im Internet diverse Horrorstories gelesen, die sich Gott sei Dank als die üblichen Unwahrheiten entpuppen sollten und an Probenbesuche war noch nicht zu denken. So wurde nun also erst einmal die Kirche ausfindig gemacht.
Dies gestaltete sich als nicht besonders schwierig, denn bereits zwei Querstraßen zuvor hörte man sie… Sie, das waren 16 Sängerinnen und Sänger des Monteverdi Choirs sowie die English Baroque Soloists. Geprobt wurde der Eingangschor der herrlichen Mühlhäuser Ratswahlkantate „Gott ist mein König“ BWV 71, welcher mir quer durch Mühlhausen entgegendonnerte! So konnte es gern weitergehen. Mein erster Gedanke, als ich diesen Chor HÖRTE, war zugegebenermaßen „Oh mein Gott, was müssen das viele sein“ :-). Als ich dann kurz darauf einen Blick durch die offene Kirchentür warf, stockte mir der Atem beim Anblick der wenigen Musiker/-innen. Innerhalb von Sekunden war ich einfach nur noch elektrisiert! Der restliche Nachmittag wurde an der offenen Kirchentür verbracht, so dass ich in etwa wusste, was abends passieren würde. Hatte ich gedacht…
Nach der Probe ging es zum Umziehen und zu kurzer Stärkung zurück ins Hotel und dann in die Kirche. Was für ein Anblick!!
Ich kann es heute nicht mehr sagen, ob es einfach daran lag, dass es „das erste Mal Gardiner“ war oder ob es wirklich so war. Man tauchte ein in eine andere Welt! Die Kirche glitzerte und blinkte an allen Ecken und Enden und man konnte sich einfach nicht sattsehen.
Dann begann das, was man wohl am besten mit „Bach – Gardiner – Monteverdi Choir – Fieber“ beschreibt. Chor und Orchester traten auf und urplötzlich war absolute Stille in der Kirche. Wir warteten auf den Sir! Würdevoll und angemessenen Schrittes erschien dieser auf der Bühne und der Abend begann mit der Kantate „Aus der Tiefen“ BWV 131. Passenderweise ist diese Kantate in den Jahren 1707/08 in Mühlhausen entstanden.
Ruhig und voller Ausdruckskraft führte der Meister seine Sänger und Instrumentalisten durch den herrlichen Eingangschor, der geprägt wird durch die Solo – Oboe, hier meisterhaft gespielt von Xenia Löffler. Es war ganz schnell klar, daß die Probenergebnisse vom Nachmittag noch überbietbar waren! Interessant war, dass der Meister fernab vom Prinzip musizieren ließ, dass Solisten und Chor strikt voneinander getrennt wurden. Er rekrutierte seine Solisten aus dem Chor, waren deren Partien gesungen, gliederten sie sich nahtlos wieder in den Chor ein. Auch die Chöre wurden nicht nur chorisch gesungen, sondern nach dem Concertino – Ripieno Prinzip. Eine Gänsehaut jagte die andere und ich wusste inzwischen nicht mehr, ob ich träumte oder ob das, was ich sah und hörte Wirklichkeit war. Erste Zweifel kamen mir bereits da an den Stories über den Sir. Wenn man sah, mit wie viel Freude und Eifer er seine Musiker zu Höchstleistungen anspornte und was für eine unglaubliche Musik er entstehen ließ, konnte es einfach nicht sein, dass er menschlich so fies sein sollte, wie man immer hörte. Der endgültige Beweis kam dann nach dem Konzert, aber dazu später mehr.
In der ersten Kantate konnte das Publikum bereits die vier Solisten kennenlernen, die sich wie erwähnt als concertino – Sänger in den Chören und dann auch in ihren Solopartien hervortaten. An diesem Abend waren dies Joanne Lunn, die hier eine ihrer Sternstunden ablieferte, William Towers, Kobie van Rendsburg sowie der überragende Peter Harvey. Die erste Kantate verklang mit dem Chor „Israel hoffe auf den Herrn“ und die minutenlange Stille im Anschluß zeigte, dass es wohl vielen anwesenden Zuhörern so ging wie mir. Danach folgte allerdings tobender Beifall.
Die zweite Kantate an diesem Abend war „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ BWV 93. Sie ist für den 9. Juli 1724 entstanden, also in Bachs zweitem Leipziger Jahrgang. Sie begann mit einem großangelegten wiegenden Chorsatz, über dem der Sopran zeilenweise den Choral vorträgt. Hier hatte der Monteverdi Choir wieder einmal die Möglichkeit, seine überragende Gesangskultur unter Beweis zu stellen. Nach dem folgenden Rezitativ erklang eine anmutige Tenorarie, welche zu einem herzerfrischenden Duett von Sopran und Alt überleitet. Dies wurde großartig von Joanne Lunn und William Towers dargeboten. Der Tenor Kobie van Rendsburg hingegen überzeugte eher weniger. Besonders als man danach auf Tenöre vom Kaliber eines James Gilchrist traf…
Nach einem langen Tenorrezitativ sang Joanne Lunn die Arie „Ich will auf den Herren schaun“. Die begleitende Oboe wurde von Xenia Löffler schon fast jazzig – swingend gespielt, es ging herrlich in die Füße 🙂 . Die Kantate wurde vom kraftvollen Choral „Sing, bet und geh auf Gottes Wegen“ beschlossen.
Nach der Pause traten in der nun folgenden Kantate zum ersten Mal Blechbläser hinzu und man konnte sich am strahlenden Blinken von zwei Hörnern erfreuen. Der Titel der Kantate „Siehe, ich will viel Fischer aussenden und viel Jäger“ BWV 88 legte nah, wofür diese da waren. Die Kantate entstand für den 21. Juli 1726. Sie beginnt mit einer großangelegten Arie für den Baß, in der über einem wiegenden Orchestermotiv der Text „Siehe, ich will viel Fischer aussenden“ vorgetragen wird. Mitten im Satz kippt die Stimmung, die man schon fast als „Szene am Bach“ beschreiben könnte auf einmal und es beginnt eine muntere Treibjagd „Und darnach will ich viel Jäger aussenden“. Mit ihren Synkopen untermalen die Hörner hier die Jagdszene auf’s Feinste. Für Sänger und Orchester eine unglaublich schwierige und rhythmisch vertrackte Partie, die souverän gemeistert wurde. Der Unterschied in der sängerischen Qualität zwischen Peter Harvey und Kobie van Rendsburg wurde im direkt anschließenden Tenorrezitativ wieder deutlich! Da lagen wirklich Welten dazwischen!
Zur zweiten Sternstunde der Kantate geriet erneut das Sopran – Alt – Duett „Beruft Gott selbst, so muß der Segen“. Welche Freude ging von diesem überbordenden Satz aus, herrlich musizierte Zweierbindungen und Seufzermotive auf den Text „So hilft er gern“ ließen wirklich keine Wünsche offen. Nach einem Sopran – Rezitativ, wurde auch diese Kantate durch den Choral „Sing, bet und geh auf Gottes Wegen“ beschlossen.
Wie so oft hatte der Sir sich für den Schluß des Konzertes einen schönen Paukenschlag aufgehoben. Hier war dies die Kantate „Gott ist mein König“ BWV 71. Sie entstand 1708 zur Ratswahl in Mühlhausen. Da Bach zu dieser Zeit als Organist an Divi Blasii tätig war, hatte er auch für diese Gelegenheiten die Musik zu liefern und so sind wir zu dieser herrlichen Kantate gekommen. In typischer Manier setzt Bach im Eingangschor unglaubliche Energien frei. Drei Trompeten, Pauken, Flöten , Oboen, Fagott und Streicher sorgen für eine recht gewaltige und feierliche Klangkulisse, ganz dem Entstehungsanlaß entsprechend. Nach ruhigen Momenten „Von altersher“ setzt der Chor immer wieder mit kraftvollen Einwürfen „Gott ist mein König“ ein, ein Jubel, der kaum enden will. Nach einem Tenor – Sopran Satz, bei dem vom Sopran ein Choral über einem rezitierenden Tenor vorgetragen wird, erklang das Quartett „Dein Alter sei wie deine Jugend“. Im Anschluß sang Peter Harvey die berückend schöne Arie „Tag und Nacht ist dein“. Die Ausdruckskraft dieses Mannes ist einfach nicht in Worte zu fassen. Eine derartige stimmliche Wärme hat außer ihm wirklich kaum jemand. Daran schloß sich die Altarie „Durch mächtige Kraft“ an. Sie erinnert etwas an „Der Herr ist König ewiglich“ aus „Lobe den Herren, meine Seele“ BWV 143. Statt Hörnern erklangen hier 3 Trompeten, die für kraftvollen Jubel sorgten.
Der Chorsatz „Du wollest dem Feinde nicht geben“ wurde darauf in der dem Monteverdi Choir typischen Weise musiziert, es war einfach „nicht von dieser Welt“. Schlicht und würdevoll schwebte dieser Satz durch die Kirche und man glaubte vollends nicht mehr, was man da sah und hörte. Der Schlusssatz „Das neue Regiment“ riß dann wirklich alle von den Sitzen. Mit welcher Freude wurde hier musiziert. Die Trompeten zeigten noch einmal, was sie konnten und schmetterten ihre Fanfaren bei „Glück, Heil und großer Sieg“ donnernd dem Publikum entgegen. Ein wahrhaft würdiger Abschluß für ein Konzert, was den Beginn eines halben Jahres nur mit Bach für mich darstellte. Das Publikum tobte und entließ die Künstler erst nach zwei Zugaben.
Im Anschluß daran nahm mich jemand vom Organisationsteam, den ich vor dem Konzert kennengelernt und dem ich von meiner Bach – Gardiner Verrücktheit erzählt hatte, mit hinter die Bühne. Und dann war plötzlich er da und stand vor mir! Der Meister höchstselbst!! Was soll ich sagen?! Die Aura, die von diesem Mann ausgeht, ist nicht in Worte zu fassen. Unglaublich nett nahm er sich Zeit für alle meine Fragen und es entstand sogar noch ein sehr nettes Erinnerungsfoto. Damit waren ALLE Geschichten über ihn außer Kraft gesetzt!
Am gleichen Abend fiel mir das Tour Buch vom Monteverdi Choir in die Hände, welches dort verkauft wurde. Als ich die Terminliste sah, fiel ich aus allen Wolken! Fast jede Woche gab es die Kombination Bach – Gardiner in Deutschland und mir wurde klar, dass ich nun SEHR schnell sein musste. Aber dies ist eine andere Geschichte… 🙂
Vor fast einem Jahr stellte ich Euch die beeindruckende erste CD der Schubert-Reihe von James Gilchristund Anna Tilbrook bei dem Label ORCHID Classics mit dem Liedzyklus „Die schöne Müllerin“ von Franz Schubert vor.
Vor kurzem ist die zweite CD der beiden Künstler in dieser Reihe erschienen, diesmal mit den beiden Liedzyklen „An die ferne Geliebte“ von Ludwig van Beethoven sowie mit „Schwanengesang“ von Franz Schubert. Auch diese CD ist sehr bewegend. Alles, was ich damals geschrieben habe, wird bestätigt und sogar noch übertroffen. Die regelmäßigen Leser dieses Blogs wissen, dass es von mir keine musikwissenschaftlich fundierte und ausgewogene Rezension gibt, sondern, dass ich meine persönlichen Eindrücke schildere, die bestimmt nicht allgemeingültig zu sehen sind.
„An die ferne Geliebte“ von Ludwig van Beethoven wird als der erste Liederzyklus überhaupt angesehen. Orginalzitat James Gilchrist:“ … Das Werk hat etwas besonders Zierliches an sich und eine Leichtigkeit, die fast ehrfürchtig anmutet. Es ist wunderschöne gearbeitet, besitzt durch die sanften Accelerandi zwischen den Sätzen eine ruhelose, jugendliche Aufregung sowie eine besonders befriedigende Symmetrie, die sich dank des ersten und letzten Satzes – die beide in der warmen, angenehmen Tonart Es-Dur stehen – einstellt. …“ Ja, und so singt er es auch, wunderschön, voller Wärme, voller Zuneigung – sehr, sehr innig.
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Anfang April 2011 veröffentlichte ORCHID Classics ein Promotion-Video, in dem es Ausschnitte aus der CD mit ergänzenden Kommentaren von James Gilchrist zu hören und zu sehen gibt.:
„Schwanengesang“ (D 957) ist eine Sammlung von Liedern des Komponisten Franz Schubert (1797–1828). Die Lieder entstanden August bis Oktober 1828. Die Werkzusammenstellung beinhaltet vertonte Gedichte von Ludwig Rellstab, Heinrich Heine und eins von Johann Gabriel Seidl. Da es sich um Schuberts letzte größere Komposition handelt, erhielt die postum veröffentlichte Sammlung nachträglich den Namen Schwanengesang, traditionell die Bezeichnung für das letzte Werk eines Künstlers. Dies bedeutet jedoch nicht – wie James Gilchrist in seinem Beitrag im Booklet sehr schön ausdrückt – dass der Zyklus ein Alterswerk, sondern das Werk eines jungen Komponisten und noch jüngerer Dichter darstellt. Die einzelnen Lieder bieten eine sehr große Spannbreite an Emotionen und Intensität. Sie erzählen keine durchgehende Geschichte wie in „Die schöne Müllerin“ oder „Winterreise“. Da gibt es bei den Rellstab Liedern freundliche Lieder wie „Liebesbotschaft“, die James Gilchrist eben auch freundlich und mit sehr viel jugendlichem Enthusiasmus singt. Da gibt es „Kriegers Ahnung“, fast eine kleine Oper, die er hier voller Dramatik den Zuhörer erleben lässt. Was müsste dieser Sänger auf der richtigen Opernbühne lebendig werden lassen? Und natürlich – das von Wunschkonzerten überstrapazierte „Ständchen“: liebevoll, zärtlich, innig – aber nie kitschig. Welch ein Genuss!
Die Heine-Lieder sind stilistisch ganz anders, eine viel größere Bandbreite an Farben und eben auch an Farblosigkeit, die Sänger und Pianistin wirklich alles abverlangen. So wie die Musik wirklich an Grenzen geht, müssen das auch die Interpreten tun. „Der Atlas“: hier interpretieren sie nicht nur den Kampf, sie erleben ihn und machen ihn regelrecht fühlbar, diesen unglaublichen, unmenschlichen, zermürbenden Kampf des Atlas. Und am anderen Ende steht „Der Doppelgänger“. Mit welch fahlen Tönen machen sie die innere Qual so hörbar, dass sich beim Zuhörer unweigerlich Gänsehaut einstellt.
James Gilchrist will erzählen, will, dass man ihm zuhört, will berühren und er tut das auf eine sehr berührende, sehr persönliche Art und Weise und ganz nebenbei – mit einer nahezu perfekten Aussprache. Wie ich bei der letzten CD schon schrieb: eine Deutlichkeit, von der sich so mancher muttersprachliche Sänger eine Scheibe abschneiden kann. Ganz im Gegenteil, es gibt durchaus sehr bekannte deutsche Liedsänger, die immer wieder als Maßstab herangezogen werden, bei denen ich ständig zusammenzucke. Hier sind es mal ein oder zwei Stellen, wo ein wenig Akzent durchschimmert, wie unwichtig in diesem Kontext. Wie gut, dass die CD mit der „Taubenpost“ schließt, das letzte von Franz Schubert komponierte Lied vor seinem plötzlichen Tod mit einem sehr naiven Text, aber mit so wunderschöner Musik und so wunderbar gesungen. Keiner muss am Ende verzweifeln, mit einem Lächeln geht das Leben weiter.
Dies ist für mich ganz persönlich meine CD des Jahres. Normalerweise scheue ich solch eine Aussage, weil ich mich nie entscheiden kann, was wirklich das Beste ist und Oratorien, Instrumentalkonzerte und Lieder wirklich nicht miteinander vergleichbar sind. Hier liegt ein Stapel verschiedenster neuer CDs mit ganz großartiger Musik. Aber diese Cd liegt bei mir ganz oben, wegen ihrer unglaublichen Intensität, dieser starken persönlichen Ansprache, ja ganz einfach, weil sie ganz tief berührt. Mich jedenfalls.
Es gibt die CD auch als Downloadversion, aber zumindest bei JPC ist nicht das Booklet dabei. Dabei ist dies, da alle erklärenden Texte auch in Deutsch enthalten sind, sehr lesenswert.
Wenn ich schon dabei bin, stelle ich Euch gleich noch eine zweite CD von James Gilchrist und Anna Tilbrook vor, die nahezu zeitgleich mit einem Kontrastprogramm bei Linn Records erschienen ist. Hier sind Werke von Kenneth Leighton (1929-1988) und Benjamin Britten (1913-1976) zu hören. Für unsere Bach-geschulten Ohren ist es etwas schwierige Musik. Aber es lohnt sich, einmal über seinen Horizont herauszuschauen und ein wenig Mühe und Zeit zu investieren. Winter Words von Benjamin Britten ist ein sehr bekannter Zyklus, den Britten für seinen Lebensgefährten Peter Pears geschrieben hat. Sehr interessante Musik, die mich zwar nicht wirklich anspricht, vielleicht, weil ich nicht auf Anhieb den Sinn der Texte verstehe oder da, wo ich verstehe (Choirmasters Burial), ich zutiefst betroffen bin, aber so, WIE sie gesungen wird von Gilchrist, ist sie sehr beeindruckend. Kenneth Leightons „Earth, sweet earth“ dagegen hat mich beim ersten Hören, obwohl auch dies für mich sehr ungewohnte Musik ist, regelrecht in Trance fallen lassen. Es geht, wenn ich es richtig verstanden habe, um die Bewahrung der Schöpfung vor Zerstörung, ein mehr als aktuelles Thema. Sehr bewegende Musik – und sehr bewegend, zu Herzen gehend gesungen.
Ein ganz persönlicher Eindruck von zwei ganz unterschiedlichen CDs – aber beiden gemeinsam ist die unglaublich Intensität, mit der James Gilchrist und Anna Tilbrook Musik lebendig werden lassen. Auf die Winterreise, die sicher folgen wird, bin ich jetzt schon gespannt.
Barbara