Johann Sebastian Bach – „Der liebe Gott der Musik“
Ein Film von Lew Hohmann und Winifred König
Geschichte Mitteldeutschlands | Erstsendung: 14.11.2004
Fast 1200 Kompositionen von Johann Sebastian Bach sind überliefert. Wie viele verloren gingen, wissen wir nicht. Überhaupt gibt es nur wenige Dokumente über Bachs Leben. Der Film zeichnet den Werdegang des genialen Musikschöpfers nach.
„Nicht Bach, Meer sollte er heißen“, sagte Beethoven. „Studiert Bach, dort findet ihr alles“, ermahnte Johannes Brahms seine Schüler. „Wir sind alle Stümper gegen ihn“, meinte Robert Schumann, und Claude Debussy nannte Bach gar den „lieben Gott der Musik“.
Wer war dieser Mann, „von dem alle musikalische Weisheit ausging“ und der heute unbestritten als „das Musikgenie“, als der wohl größte Musiker aller Zeiten gilt?
Sein riesiges Werk, fast 1200 Kompositionen hat er uns hinterlassen, künstlerisch wie technisch hochkompliziert und vollkommen, berührt tief. Das 18. Jahrhundert aber versagte dem Genie Bach seine Anerkennung. Sein Leben, so überraschend wenig gesichertes Wissen wir darüber auch haben, war ein Leben in vielleicht selbst gewählter provinzieller Enge, ein Kampf um die ihm gebührende Achtung, um Auskommen und nötige Arbeitsbedingungen mit kleinlichen Obrigkeiten, ein ständiges und all zu oft erfolgloses Ringen um Anerkennung seiner Arbeit; ein Dasein, das von frühester Jugend an von ständiger Konfrontation mit Verlust und Tod geliebter Menschen begleitet war; ein Leben aber auch, das er unbeirrt einer, seiner Idee unterwarf: musikalische Vollkommenheit zu erreichen und die Grundlagen aller Musik zu schaffen.
Es gibt nur wenige Dokumente, die etwas über Bachs Leben aussagen, nicht einmal ein wirklich verifizierbares Porträt. Das wohl authentischste Zeugnis ist der Nekrolog, den sein Sohn Carl Phillip Emanuel Bach für seinen Vater verfasste. Das Übrige, worauf die Nachwelt angewiesen ist, sind amtliche Texte, Eingaben, Gutachten, Konzeptionen, Rechnungen, Ratsprotokolle, Schullisten. Und es gibt noch weniger Zeugnisse von Bachs eigener Hand, die etwas über den Menschen Bach aussagen, über seine Freuden, seinen Kummer, seine Gedanken, seine Seele. Wenig ist überliefert und dennoch unermesslich viel: seine Musik und das, was sie über sein Empfinden und Fühlen erzählt.
Der Film betrachtet Bachs Biografie, auch manche weniger bekannten Episoden und Charakterzüge in einer Mischung von Dokumentarischem, Authentischem und Fiktionalem, betrachtet den Menschen Bach, um seinem Geheimnis näher zu kommen.
Ende 2004 schrieb ich über den Film:
Biller als Bach
Im Rahmen der Sendereihe über mitteldeutsche Geschichte durfte natürlich Johann Sebastian Bach nicht fehlen. Also stellte der MDR einen Film her, der die wichtigsten Stationen aus dem Leben des größten Komponisten aller Zeiten zeigt. Der Film wurde am Sonntag, 14.11.2004 gezeigt und enthielt zwei kleine Überrraschungen:
1. Bach wurde vom derzeitigen Thomaskantor Biller dargestellt, der nicht nur Cembalo spielte, sondern auch sang (Kenner wissen, daß Biller einmal im Thomanerchor gesungen hat).
2. Der MDR griff auf altes Filmmaterial aus der bekannten 4-teiligen Serie über das Leben und Werk Bachs, die noch zu DDR-Zeiten produziert wurde, zurück, das geschickt in den neuen Film hineingeschnitten wurde.
Was kann man in 45 Minuten über das Leben Bachs berichten: Viele Fakten und Dokumente, einige Spekulationen („er muß seine Frauen sehr geliebt haben“ – ja warum denn nicht – oder bezieht sich „lieben“ auf die insgesamt 20 Kinder Bachs?). Erfreulich zu vermerken ist, daß dieses Filmchen mit der ideologischen Überfrachtung der 4-teiligen Serie Schluß gemacht hat. Negativ zu vermerken ist, daß Biller zum Schauspieler nicht taugt und daß der musikalische Anteil am Film eindeutig zu kurz kam.
Gruß
Yo
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Danke lieber Yo,
es handelt sich tatsächlich um eine alte MDR-Produktion. Es ist absolut legitim, einmal wieder diese Filme über Bach zu veröffentlichen damit sie in Erinnerung bleiben. Dein ausführlicher Kommentar ist großartig und weist auf viele Hinweise über die Entstehung des Filmes hin.
Mir sind ebenfalls die Musikbeiträge in dem Film viel zu kurz und nehmen einem die Würze. Biller als Bach ist für mich unverständlich und ich könnte mir eine bessere Bach-Besetzung vorstellen…!! Verinnerlichen wir uns das, was uns gefällt und übersehen gewissentlich was besser sein könnte.
Liebe Grüße
Volker
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