RUHR2010 Teil XIX: Day of Song

Heute beginnt also das Wochenende der Superlative. Aufgrund der geographischen Nähe entscheide ich mich für das Wandelkonzert in Essen-Werden, das in der ev. Kirche, in Haus Fuhr und im Kammermusiksaal der Folkwanghochschule ab 18.00 Uhr stattfindet. Ich starte in der ev. Kirche mit dem Chor der Technischen Universität Dortmund mit Chormusik um 1900, die Leitung hat Ulrich Lindtner. Da es sich jeweils um ein 20 minütiges Chorprogramm mit Reger und Elgar handelt, ist das Programm übersichtlich, damit man pünktlich in der nächsten Location sein kann.

Chor der TU Dortmund in der ev. Kirche Essen-Werden

Den nächsten Programmpunkt gibts ebenfalls in der ev. Kirche, diesmal das Collegium Vocale Bochum unter Prof. Dr. Hans Jakulsky. Jetzt etwas weltliches, Liebes- und Trinklieder des Barock und der Romantik, genauer gesagt, Schein, Brahms und Rossini. Vorher gibt es immer eine kleine Werkeinführung, die einen schon schmunzeln läßt. So entsteht ja auch sofort Kontakt zum Publikum.

Collegium Vocale der Ruhr-Uni in Bochum

Jetzt heisst es sich sputen, denn bis zur Folkwangschule ist es ein kleiner Marsch, zudem der ursprüngliche Aufführungsort, die Basilika, ausgefallen ist und nun alles im Kammermusiksaal stattfindet. Schade.  Der Ersatzort ist aber auch nicht schlecht, sitzt man doch um einiges bequemer als in einer Kirche. Da ich etwas zu spät bin, quetsche ich mich an anderen Zuhörern vorbei auf einen freien Platz. Der Vortrag der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (na, das gehört ja nicht mehr zur Ruhr…) mit Matthias Heep lautet: Chansons von 1500 bis heute. Da gibt´s Thomas Morley, Hans Leo Hassler und einen brasilianischen Hit, der mir von der musikalischen Umsetzung am besten gefallen hat.

Chor der Heinrich-Heine-Uni D´dorf

Danach kehrt wieder die übliche Wechsel-Unruhe ein, ich bleibe aber wieder sitzen. Blöderweise habe ich jetzt einen Sitzriesen vor mir. Unter der Leitung von Prof. Jörg Breiding (Leiter des Knabenchores Hannover) tritt das erst letztes Jahr gegründete Folkwang Vokalensemble mit Kompositionen von Cardoso, Schütz (Selig sind die Toten-traumhaft ), Gesualdo, Reger und Close-Harmony-Arrangements auf. WDR 3 zeichnet das letzte Stück auf, wo Interaktion zwischen den Sängern stattfindet. Interessant, wie sich die Gestik und Mimik im letzten Stück der Akteure mit der Rhytmik mischt. Tolle Stimmen, super Klang.

Folkwang Vokalensemble

Was hierbei fehlt ist das Programm von Haus Fuhr, dort wurden jazzige A-Cappella-Pott-Pourris und Highlights aus Musicals aufgeführt. Ok, das ist jetzt nicht mein Geschmack, aber ich fand trotzdem dass es ein sehr vielseitiges Programm war und man merkte, dass es den Ausführenden und den Zuhörern super gefallen hat. Als nächstes mal ein Bild vom Ausgang des Kammersaals, leider könnt ihr nicht den intensiven Blütenduft vernehmen, der betörend war…

Aufgang zum Kammermusiksaal

Gleich geht´s weiter…..

Um 23.30 Uhr sind wir im Gasometer in Oberhausen, alles ist dunkel, nur langsam gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit. Über uns trohnt etwas bedrohlich der größte Mond auf Erden, einfach unbeschreiblich. Wir begrüßen den „Day of Song“ mit einem Mitternachtskonzert, das den Titel „Spem in Alium“ trägt, wie die gleichnamige 40-stimmige Motette von Thomas Tallis.

Mit der Beleuchtung war es etwas schwierig, daher mal ein Link für bessere Bilder:

http://www.derwesten.de/staedte/oberhausen/SING-DAY-OF-SONG-id3070725.html

Chor und Orchester unter dem Mond

PROGRAMM:

Avo Pärt-Cantus in memory of Benjamin Britten; John Tavener-Syvati für Solocello gemischten Chor und Streicher; Matthias Bonitz (*1951)-OM 3 buddistische Zeremoniengesänge für Solocello, gem. Chor und Streicher; Mimi Scheffer-Synagogalgesang 1+2; Alexej F. Lwow-Nyinjä ssily für Männerchor; Thomas Tallis-Spem in Alium; Avo Pärt– siehe 1; zwischen den Stücken wird ein anonymer gregorianischer Choral vorgetragen, von einem Vokalensemble in Doppelquartettbesetzung.

Der Avo Pärt war fantastisch für den außergewöhnlichen Raum mit seinem zig-fachen Hall geeignet, bei den gesungenen Stücken, ausser den gregorianischen Chorälen, wurde alles durch den Hall ziemlich breiig. Das schmälerte aber das Konzerterlebnis nicht im Geringsten, es war eine Klangwelt, die uns mit ihrer gespenstischen Atmosphäre direkt ins Universum getragen hat. Und schliesslich gab es auch immer noch den stillen Solisten, den riesigen Mond.

Die Sonne

Die Ausstellung „Sternstunden-Wunder des Sonnensystems“ ist weiterhin bis zum 30.12.10 zu sehen

LINK: www.gasometer.de

Nun also 05. Juni 2010: Ich entscheide mich für eine der 600 Veranstaltungen an diesem Wochenende am „Halbach-Hammer“, das Wetter ist super, beste Voraussetzung für diese Outdoor-Veranstaltung. Etwas umständlich zu erreichen, aber der Aufwand hat sich gelohnt, zwischen A40 und A52, Fulerum und der Magarethenhöhe ist eine kleine Oase mit dem Halbach Hammer.

Halbach Hammer

www.ruhrmuseum.de/de/museum/halbachhammer.jsp

Um 14.30 Uhr tritt hier der kath. Kirchenchor Zur Heiligen Familie , der Jugend- und Kinderchor auf. Um das leibliche Wohl ist es schlecht bestellt, ein Mitarbeiter des Ruhrmuseums schenkt mir seine Apfelschorle, das finde ich sehr nett. Und auch sonst ist alles, wie es im Ruhrgebiet sein soll. Die Chormitglieder sind sehr aufgeschlossen, nett und kontaktfreudig.

Am Ruhrmuseum Halbachhammer mit Chor

Das Programm ist eine Mischung aus Volksliedern, die vom Kirchenchor vorgetragen werden und Rockklassikern, die der Jugendchor übernimmt. Highlight ist die Grönemeyer Ruhrhymne, die vom Jugendchor auch teilweise solistisch dargeboten wird. Zum Abschluss wird das Steigerlied mit den 2 derben, letzten Strophen gesungen.

Chöre "zur heiligen Familie"

Es hat wirklich Spaß gemacht, in diesem familiären, persönlichem Rahmen Teil des !SING-Projektes „Day of Song“ zu sein. Der Kesselbach ist noch in der Renaturierungsphase, daher freut euch, dass ihr diesmal den Duft des Baches beim Lesen nicht riecht. Ich wünsche allen Teilnehmern der „Heiligen-Familie-Chöre“heute abend „auf Schalke“ einen unvergesslichen Abend.

Live-Stream auf www.2010LAB.de

Liebe Grüße, Claudia

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In der WDR-Mediathek weiterhin ansehbar „DAY OF SONG“

Link:

http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2010/06/05/wdr-extra-day-of-song.xml

Veltins-Arena Gelsenkirchen „DAY OF SONG“

Link:  http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2010/06/05/lokalzeit-ruhr-day-of-song.xml

Weitere WDR-Angebote:

http://www.wdr.de/mediathek/html/home/suche.xml

Angefügt von Volker/Admin am 7.6.2010 – 20:50 Uhr

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7 Gedanken zu „RUHR2010 Teil XIX: Day of Song

  1. Volker

    Hallo Claudia,

    ein riesengroßer Bericht über den Day of Song…, war das alles am Samstag, 5.6. oder schon Tage davor, denn dein Besuchs-Programm entspricht einer Marathon Tour, aber aus deinen Schilderungen entnehme ich, dass es sich wieder einmal gelohnt hat.
    Moderne- und Alte-Musik kann durchaus spannend sein und hoffe, dass Du es bei dem super Wetter entsprechend genießen konntest.

    Schönen Sonntag und Gruss
    Volker

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  2. Claudia

    Hallo Volker,
    der Day of song begann am Freitagabend mit dem Wandelkonzert. Um 0.00 Uhr waren wir dann im Gasometer, mein Mann hatte noch aus Versehen (weil Männer ja nicht die Termine im Kopf haben) das Sonnenaufgangskonzert im Nordsternpark in GE gebucht, nachdem wir nach dem Gasometer noch eine Stunde mit Kaffee im Mc D rumgehangen haben, hat mein Mann dann das Handtuch geschmissen. Wie ich im nachhinein gelesen habe, war´s musikalisch auch nicht der Burner. Wenn ich nicht um 10.00 Uhr schon wieder auf dem Pferd hätte sitzen müssen, wäre ich auch zu der Ruhr-Hymne und dem Steigerlied um 12 gegangen, aber alles geht nicht. Leider sind ja sooooo viele Veranstaltungen parallel, dass es die Entscheidung nicht gerade vereinfacht. Der WDR hat heute ein GE-Schalke Day of Song Special gebracht. Vllt. hats ja jemand gesehen. Für mich hat jedenfalls das grandiose Wochenende krönenderweise mit „Brich dem Hungrigen Dein Brot“ in der MH Petrikirche geendet und das war herausragend (hatte ich aber schon vermutet, da ja auch wieder „Le Chardon“ aus GE Buer gespielt hat)

    Schönen kühlen SO-Abend noch,
    Claudia

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  3. Adamo

    ‚Der WDR hat heute ein GE-Schalke Day of Song Special gebracht.

    Liebe Claudia!

    Ja-, wir haben es zufällig im WDR gesehen-, es war ja atemberaubend ‚auf Schalke‘, das ganze Stadium voller singender Menschen in bunten Schals und Kleidern. Wirkliche Fans haben sich da engagiert und präsentiert.

    Gruß

    Wolfgang

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  4. Volker

    @Claudia, Herzlichen Dank für deinen inhaltsreichen Kommentar von gestern.
    Wer noch beim WDR „DAY OF SONGS“ sich ansehen möchte ist über den nachstehenden Link möglich:

    http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2010/06/05/wdr-extra-day-of-song.xml

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    Artikel in der NMZ vom 7.6.2010:

    Link: http://www.nmz.de/online/das-revier-singt-grosses-interesse-am-ruhr2010-projekt-sing-day-of-song

    Aufgrund einer Übertragungspanne beim WDR aber blieb das Startsignal für Dortmund um 12.10 Uhr aus. Bobby McFerrins »Don’ t worry, be happy« kam aus den Lautsprechern. Nach einem ersten enttäuschten Raunen in der Menge sangen dann eben alle diesen Song mit. »Es gibt ein Leitungsproblem, aber wir beginnen jetzt trotzdem«, erklärte um 12.14 Uhr Festival-Direktor Torsten Mosgraber. »Dortmund beginnt jetzt – und zwar als erste Stadt.«

    Gesagt, getan. Die Anwesenden erhoben ihre Stimmen und schufen mit ihrem Gesang eine einzigartige Atmosphäre. In anderen Städten war das nicht anders. Von »Bombenstimmung« sprach Projektleiterin Hella Sinnhuber. »In Bochum muss es wohl besonders grandios gewesen sein, da wurde sogar in U-Bahnen gesungen«, berichtete sie. Genaue Zahlen der teilnehmenden Sänger mochte sie nicht nennen. Einige Zehntausend seien es gewiss gewesen, denn in jeder der 50 Städte hätten sicher mindestens 500 Sängerinnen und Sänger mitgemacht.

    Rund 60 000 Menschen sangen dann am Samstagabend in der Schalke-Arena gemeinsam mit Stars wie Bobby McFerrin, den Wise Guys und Operndiva Vesselina Kasarova. Zweieinhalb Stunden ging es quer durch die Musikgeschichte, von Beatles über Beethoven bis zu Zigeunerchor und Habanera. «Es war einfach überwältigend schön», sagte Ruhr.2010-Geschäftsführer Fritz Pleitgen. Und Steven Sloane, der «!Sing – Day of Song» geplant und organisiert hatte, befand: «Es wird sowieso zu viel geredet in der Welt, es sollte mehr gesungen werden.»

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  5. Claudia

    Bester Volker,
    danke für das Einstellen der Videos!!!! Ich wette Steven Sloane hat da eine Welle losgetreten, die hoffentlich noch lange nachklingt, oder auch Nachahmer findet. Seinem Zitat stimme ich voll zu! Ich bedaure es schon, doch nicht nach GE gefahren zu sein.
    Lieben Gruß und Danke, Claudia

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  6. Detlef

    Schön zu lesen, dass auch die Konzerte in der Evangelischen Kirche Werden und in der Folkwang Universität beim Publikum großen Zuspruch gefunden haben. Tatsächlich gab es für jeden Geschmack etwas, ich habe mir eben die Konzerte im Haus Fuhr angehört, nachzulesen unter

    http//detlefsnotizblog.blogspot.com/2010/06/ruhr2010-leitprojekt-sing-day-of-song.html

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  7. Volker

    Hallo Claudia,

    ich habe mir heute einmal sämtliche Videos vom WDR angesehen und war sehr beeindruckt von der großen Anteilnahme der Schulen, Chöre, etc.
    In der Veltins-Arena mit 60.000 Besuchern und Mitwirkenden muss es ein kolossales Erlebnis gewesen sein. Ich meine und stimme mit dir vollends überein, so etwas könnte des öfteren über die Bühne gehen, da wäre dafür der richtige Inspizent „Steven Sloane“ an erster Stelle zu nennen, von ihm habe ich einen nachhaltigen Eindruck gewonnen, dank seiner Aussagen im WDR-Video, ansonsten kannte ich ihn noch nicht und wurde erst durch diese Veranstaltung auf ihn aufmerksam.
    Bin gespannt, was das Ruhrgebiet2010 noch so auf die Beine stellt, bisher können doch alle mit dem – Gebotenen-Veranstaltungen – zufrieden sein…!!!

    Lieben Gruss
    Volker

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