Schlagwort-Archive: Meinungsäußerungen der Solisten Bach Cantata Tour 2000

Neue Reihe: Bach-Kantaten zum Sonntag im Kirchenjahr mit Hörbeispielen und Kantatenbeschreibung für den Sonntag: „Exaudi“


J.S. Bach (1685-1750)

Liebe Bach-Freunde !

Nach den Veröffentlichungen einer Übersicht der BWV für Bach-Kantaten:

Link: BWV als PDF-Download im Blog 

stelle ich für jeden Sonntag im Kirchenjahr den Besuchern von

„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“

eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag im Kirchenjahr zur Verfügung.

Am 05.06.2011 begehen wir den Sonntag: „Exaudi“

Der Name dieses Sonntags leitet sich ab von dem Beginn der lateinischen Antiphon: Exaudi, Domine, vocem meam, qua clamavi ad te; miserere mei, et exaudi me! (Ps 27,7;). Der Sonntag ist schon deutlich auf Pfingsten bezogen dadurch, dass er die wartende Haltung der Gemeinde und damit ihre Abhängigkeit vom Heilswirken Gottes herausstreicht, und von daher eigentlich nicht mehr Bestandteil des Osterfestkreises, der mit Christi Himmelfahrt abschloss. 

Der Sonntag Exaudi spiegelt die Spannung wider, in der die Jünger sich befanden, nachdem ihr Herr gen Himmel aufgefahren war. Sie wissen um die Verheißung des Geistes, haben ihn aber noch nicht erfahren. Sie leben in einer kaum erträglichen Spannung, denn das Vergangene hat nun keine Bedeutung mehr, und das Zukünftige hat keine Kraft. Die Gegenwart, in der sie machtlos sind, wird übermächtig und scheint sie zu fesseln. In diese Spannung hinein erklingt als Erinnerungsruf die Rede Jesu, in der er den Tröster, seinen Geist, verheißt. Am Sonntag Exaudi hören wir die Verheißungen des Geistes und beten, dass dieser Geist unter uns sei und wirke. Wohl wissen wir von Pfingsten her, dass der Geist Gottes schon ausgegossen ist auf alles Fleisch, aber oft erkennen wir unsere eigene Trägheit, die dem Wirken des Geistes keinen Platz gewährt. Aufgrund der Verheißungen aber glauben wir, dass der Geist uns erfüllt und unsere Trägheit von uns nimmt.

(Textauszüge: ©  Martin Senftleben)

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Bach-Kantaten für den Sonntag: „Exaudi“

BWV    44  –  „Sie werden euch in den Bann tun“

BWV 183  –  „Sie werden euch in den Bann tun“

Anmerkung zur Textgleichheit der zwei Kantaten:

Bachs Kantaten BWV 44 und 183 werden desselben Anfangs wegen oft als 1. Komposition bzw. 2. Komposition bezeichnet; doch haben beide außer dem Sonntag ihrer Bestimmung nur den Text des einleitenden Bibelworts gemein; weitere textliche oder musikalische Beziehungen bestehen nicht. Das BWV 44 ist in Bachs erstem Leipziger Amtsjahr zum 21. Mai 1724 entstanden.

Das BWV 183 komponierte J.S. Bach zum 13. Mai 1725 in Leipzig.

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Im Radio Live: 

„Bach-Kantate“ WDR3 – Geistliche Musik

Sonntag, 29.05.2011 von 09:05  – 10:00 Uhr

Livestream-Link: http://www.wdr.de/wdrlive/wdrplayer/wdr3player.html Allgemein http://www.wdr.de/radio/wdr3/ Programm http://www.wdr.de/programmvorschau/programDateDateSender.jsp?programmeId=3;dayOffset=0

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Programm-Auszug vom WDR3
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Johann Christian Bach
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Konzert B-dur für Orgel, 2 Violinen und Bass;
Ensemble In Ore Mel, Leitung: Olivier Vernet
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Johann Sebastian Bach
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„Sie werden euch in den Bann tun“  BWV 44 Kantate zum Sonntag Exaudi
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für Soli, Chor, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo; Yukari Nonoshita, Sopran; Mutsumi Hatano, Alt;
Gerd Türk, Tenor; Peter Kooij, Bass; Bach Collegium Japan,
Leitung: Masaaki Suzuki

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/ YouTube: BWV 44 –

Sie werden euch in den Bann tun“ (Aufführungs-Ort: Sherborne Abbey)

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Kantaten-Beschreibung zum BWV 44 und BWV 183

von „Sir John Eliot Gardiner“ ist als PDF-Download nachstehend hinterlegt!

Kantaten für den Sonntag  „Exaudi“ (Aufführungs-Ort: Sherborne Abbey)

BWV 44

Die zwei Leipziger Kantaten, die Bach für Exaudi schrieb, haben den Titel „Sie werden euch in den Bann tun“ gemeinsam, Jesu Warnung an seine Jünger aus dem Johannes-Evangelium (16, 2). Beide schildern auf ihre eigene, voneinander unabhängige Weise eine irdische Reise, die mit der Prophezeiung drohender Verfolgung beginnt und für alle die Notwendigkeit beinhaltet, sich dem Heiligen Geist anzuvertrauen. Doch hier hört schon die Ähnlichkeit auf. Bach hatte BWV 44 1724 als Teil seines ersten Leipziger Kantantenjahrgangs komponiert.

Das Werk beginnt mit einem Präludium in g-moll, einer Triosonate für zwei Oboen und Fagott als Continuoinstrument, die als eindringliche Klage angelegt ist und sich zu einem Quintett auffächert, das den Einsatz der Vox Domini enthält. Denn hier, ungewöhnlich für 13Bach und eher typisch für Schütz, ist die Stimme Christi für zwei Stimmen (Tenor und Bass) und nicht nur eine bestimmt. In einer Weise, die eher typisch für Telemann ist, leitet sie in einen detonierenden Turba-Chor über: ‚Es kömmt aber die Zeit, dass, wer euch tötet, wird meinen, er tue Gott einen Dienst daran’. Er ist von überwältigender Wucht, unvermittelt leiser werdend bei ‚wer euch tötet’, und mit seinen gerade einmal fünfunddreißig Takten ein gewaltiger Edelstein, eine schockierende Verfolgungsszene, wie sie die Welt seit der Zeit der frühen Christen immer wieder erlebt hat. Mit seiner Figura corta und der Chromatisierung durch Melismen bei dem Wort ‚tötet’ hat dieser Chor eine große Ähnlichkeit mit den ‚Kreuzige’-Chören der Johannes- Passion, die gerade einmal sechs Wochen zuvor uraufgeführt worden war.

Dürr bemerkt, diese Kantate beinhalte in ihrer Disposition und der Art und Weise, wie auf das Leiden der Christen in dieser Welt Nachdruck gelegt wird, Parallelen zu drei anderen nachösterlichen Kantaten des folgenden Jahrgangs (BWV 6, 42 und 85). Daraus ließe sich der Schluss ziehen, dass Bach möglicherweise geplant hatte, diese drei Kantaten gemeinsam mit BWV 44 in seinen ersten Kantatenjahrgang aufzunehmen, sie aber bis zum nächsten Jahr zurückstellen musste, weil er sich mit der Komposition und Vorbereitung der Johannes-Passion im März 1724 übernommen hatte. Weil ihm nicht sehr viel Zeit und Energie für eine neue Komposition für seinen ersten Leipziger Zyklus blieben, griff er auf frühere Kantaten zurück (BWV 131, 12, 172 und 194) und verwertete Material aus weltlichen Werken seiner Köthener Zeit (BWV 66, 134, 104, 173 und 184). Bach lässt auf diesen Eingangschor eine getragene, elegische Arie in c-moll für Alt mit Oboe folgen, ‚Christen müssen auf der Erden Christi wahre Jünger sein’, in der selbst die unvermeidlichen Heimsuchungen ‚Marter, Bann und schwere Pein’ im B-Teil so präsentiert werden, als wären sie von kurzer Dauer und würden bald ‚selig überwunden’.

Danach kehren wir zu einem Choral zurück, dem wir bereits zweimal Anfang Januar begegnet waren, ‚Ach Gott, wie manches Herzeleid’, und der den ‚trübsalvollen, schmalen Weg zum Himmel’ beschreibt. Diesmal wird er vom Tenor vorgetragen, über einer Basslinie, die in der Manier, wie sie sich matt und in Halbtonschritten voranschleppt, möglicherweise nach dem Muster der Orgelchoräle Georg Böhms, Bachs Lehrer in Lüneburg, gearbeitet ist, und doch bewegt sie sich immer noch doppelt so schnell voran wie die vokale Melodie, die sie ankündigt (Nr. 4). Dreh- und Angelpunkt der ganzen Kantate wird das kernige Rezitativ für den Bass (Nr. 5), das die Heimtücke des Antichristen schildert. Es verwendet das in der Barockzeit gängige Bild, das die Christen mit Palmenzweigen vergleicht, ‚die durch die Last nur desto höher steigen’, und leitet über zu einer kunstreich gestalteten Arie für Sopran mit zwei Oboen und Streichern, ‚Es ist und bleibt der Christen Trost’.

Hier verschmilzt Bach Tanz- und Liedelemente miteinander, um mittels einer arkadischen Metapher darzulegen, wie ‚doch nach den Trübsalstürmen die Freudensonne bald gelacht’. Die mit triolisierten Melismen verzierte Gesangslinie weist auf das Gelächter hin, mit dem die Sängerin die ohnmächtige Wut der Elemente quittiert (das Signal, das dräuende Sturmwolken aufziehen lässt, Symbol für die Heimsuchung). Um diese Reise durch die irdische Drangsal zu vollenden, greift Bach im Abschlusschoral noch einmal auf Heinrich Isaacs wunderbare ‚Innsbruck’-Melodie zurück und erinnert daran, dass sie unlängst in der Johannes-Passion zu hören war, wo sie die schmerzerfüllte Reaktion der Christengemeinde auf den ‚Backenstreich’ zum Ausdruck brachte, den Jesus bei seiner Gerichtsverhandlung vor dem Hohen Rat erhielt.

© John Eliot Gardiner 2007. Aus einem während der Bach Cantata Pilgrimage geschriebenen Tagebuch

Übersetzung: Gudrun Meier

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/ YouTube: BWV 183 –  Sie werden euch in den Bann tun“

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  Sir Gardiners weitere Kantaten-Beschreibungen:   h i e r  zum Download als PDF

  Künstler-Beitrag: David Watkin – Violincelli – als PDF 

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Link: Bach-Kantaten:

 
 Cover: SDG 144 Vol. 25

BWV 44 “Sie werden euch in den Bann tun

Gardiner Pilgrimage CD – SDG 144 – Vol.  25 – CD  2

BWV 183 “Sie werden euch in den Bann tun

Gardiner Pilgrimage CD  – SDG 144 –  Vol. 25 – CD 2

BWV 150 „Nach dir Herr, verlanget mich“

Gardiner Pilgrimage CD  – SDG 144 –  Vol. 25 – CD 2

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Ich wünsche allen Besuchern einen sonnigen und musikalischen Sonntag „Exaudi.“

Herzliche Grüße

Volker

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Neue Reihe: Bach-Kantaten zum Sonntag im Kirchenjahr mit Hörbeispielen und Kantatenbeschreibung für den Feiertag: „Himmelfahrt“


J.S. Bach Kantaten zu "Himmelfahrt"

Liebe Bach-Freunde !

Nach den Veröffentlichungen einer Übersicht der BWV für Bach-Kantaten:

Link: BWV als PDF-Download im Blog 

stelle ich für jeden Feiertag und Sonntag im Kirchenjahr den Besuchern von

„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“

eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag im Kirchenjahr zur Verfügung.

Am 02.06.2011 begehen wir den Feiertag: „Himmelfahrt“

Das Fest Christi Himmelfahrt ist als selbständiges Fest erst im 4. Jahrhundert bezeugt, wurde aber schnell zu einem Fest von großem Ansehen, an dem Prozessionen begangen wurden und die Himmelfahrt durch Hochziehen einer Christusfigur veranschaulicht wurde. Später trat noch eine Vigil hinzu und endlich auch eine Oktav.

Die protestantische Kirche übernahm dieses Fest und behielt teilweise die bildliche Darstellung der Himmelfahrt bei. Erst in der Aufklärung wurde das Fest regelrecht gefährdet, aber es kam höchstens zu Verlegungen auf den Sonntag Exaudi, nicht aber zur Abschaffung des Festtages.
Das Wort Jesu: „Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott“ (Joh 20, 17) ist nun verwirklicht. Er, der Auferstandene, erfüllt mit seiner Herrschaft Himmel und Erde, er umspannt alles Sichtbare und Unsichtbare.

Christi Himmelfahrt ist das Fest der Thronbesteigung Christi. Er tritt seine Herrschaft an zur rechten Hand Gottes, ist einerseits mitten in seiner Kirche, der er sich in Brot und Wein gibt, und andererseits kann er nicht mit der Größe des Weltalls erfaßt werden.
Der Tag wird aber erst vollständig mit der Verheißung in Apg 1, 11: „Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.“ – Wir sehen nicht hinter dem fortgehenden Jesus her, sondern können und sollen dem kommenden Jesus entgegensehen!

Im Gottesdienst wird die Osterkerze, die Zeichen für die Gegenwart des Auferstandenen unter den Menschen ist, nach der Verlesung der Himmelfahrtsgeschichte gelöscht. Die Jünger verharren ängstlich und unwissend über das Kommende in ihren Behausungen. Sie warten auf den ihnen verheißenen Geist; diese Erwartung wird auch in den Gebeten dieses Tages und des kommenden Sonntags Exaudi ausgesprochen. Noch 10 Tage dauert es, bis diese Erwartung erfüllt wird. Der Feiertag Christi Himmelfahrt ist die Thronbesteigung Jesu und damit ein äußerst großartiges Fest.

(Textauszüge: ©  Martin Senftleben)

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Bach-Kantaten für den Feiertag / Sonntag: „Himmelfahrt“

BWV 11 – „Lobet Gott in seinen Reichen“ (Himmelfahrts-Oratorium)
BWV 37 – „
Wer da gläubet und getauft wird“ /  BWV 43 – „Gott fähret auf mit Jauchzen“
BWV 128 – „Auf Christi Himmelfahrt allein“

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Im Radio Live: „Bach-Kantate“

WDR3 – Geistliche Musik

Donnerstag, 02.06.2011

von 09:05  – 10:00 Uhr

Livestream-Link: http://www.wdr.de/wdrlive/wdrplayer/wdr3player.html

Allgemein http://www.wdr.de/radio/wdr3/

Programm http://www.wdr.de/programmvorschau/programDateDateSender.jsp?programmeId=3;dayOffset=0

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Programm-Übersicht WDR3 für  09:05  – 10:00 Uhr

Johann Sebastian Bach

„Wer da gläubet und getauft wird“ BWV 37, Kantate zu Christi Himmelfahrt

für Soli, Chor, Oboe d´amore, Streicher und Basso continuo; Christoph Prégardien, Tenor; Klaus Mertens, Bass; Amsterdam Baroque Choir and Orchestra, Leitung: Ton Koopman.

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Giovanni Pierluigi da Palestrina

Credo, aus der „Missa Viri Galilaei“, aus „Missarum … Liber

Duodecimus“; La Chapelle Royale; Ensemble Organum, Leitung: Philippe

Herreweghe und Marcel Pérès

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Giovanni Gabrieli

Sonate Nr. 19 zu 15 Stimmen; Mitglieder der Gabrieli Players, Leitung:

Paul McCreesh

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Johann Rosenmüller

Ascendit Christus in altum, geistliches Konzert für Alt, Streicher und

Basso continuo; Robin Blaze, Countertenor; Parley of Instruments,

Leitung: Peter Holman

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Georg Philipp Telemann

Gott fähret auf mit Jauchzen, Kantate; Stefanie Wüst, Sopran; Angela

Froemer, Mezzosopran; Georg Poplutz, Tenor; Jens Hamann, Bariton; Bach

Chor Siegen; Hannoversche Hofkapelle, Leitung: Ulrich Stötzel

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/ YouTube: BWV 11 – „Lobet Gott in seinen Reichen“ (Himmelfahrts-Oratorium)

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Kantaten-Beschreibung von Sir Gardiner zu Himmelfahrt – entfällt  !! –

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/ YouTube: BWV 37 – „Wer da gläubet und getauft wird“

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/ YouTube: BWV 43 – „Gott fähret auf mit Jauchzen“

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/ YouTube: BWV 128 – „Auf Christ Himmelfahrt allein“

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  Sir Gardiners Kantaten-Beschreibungen:    entfällt für Himmelfahrt ! –

  Künstler-Beitrag: – entfällt für Himmelfahrt ! –

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Link: Bach-Kantaten:

Cover DG-Archiv 463 583-2 (1993:99)

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Fantastische Einspielungen auf dieser CD von Sir J.E. Gardiner zu „Himmelfahrt“ sind zu bewundern!
CD’s – DG – Archiv 463 583-2 (von 1993/99)
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BWV 11 – BWV  37  –   BWV 43 – BWV 123

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Ich wünsche allen Besuchern einen schönen Himmelfahrtstag – ungekürzte Pracht-Kantaten zu Himmelfahrt sind in meinem Beitrag von YouTube zu genießen..!!

Grüße

Volker

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Neue Reihe: Bach-Kantaten zum Sonntag im Kirchenjahr mit Hörbeispielen und Kantatenbeschreibung für den Sonntag: „Rogate“


Die Titelseite der "Calov-Bibel" mit J.S. Bach's Signatur rechts unten!

Liebe Bach-Freunde !

Nach den Veröffentlichungen einer Übersicht der BWV für Bach-Kantaten:

Link: BWV als PDF-Download im Blog 

stelle ich für jeden Sonntag im Kirchenjahr den Besuchern von

„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“

eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag im Kirchenjahr zur Verfügung.

Am 29.05.2011 begehen wir den Sonntag: „Rogate“

Der Name dieses Sonntags rührt von den Bittumgängen her, die in vergangener Zeit (und manchenorts noch heute) auf den Feldern für eine gute Ernte vollzogen wurden. Diese Bittumgänge begannen am Sonntag Rogate (= Betet!) und wurden in der damit beginnenden Woche fortgeführt.

Der Sonntag „Rogate“ wird in der evangelischen Kirche als Missionssonntagbegangen. Mit ihm beginnt die „Missionsopferwoche“.
Der Sonntag Rogate ist der Betsonntag. Dieses Thema wird in den Perikopen vielfach beleuchtet. Auch dieses Thema ist eine Antwort auf das Ostergeschehen: Die Gemeinde ist nun frei durch Jesus Christus, Gott direkt zu bitten, ohne jeglichen Mittler, wie es zuvor notwendig gewesen war. Die Perikopen beleuchten das Thema Gebet nur von dem Aspekt des „Bittens“ her, was wohl angemessen ist. Wir sollten aber nicht vergessen, dass zum Gebet auch Dank gehört!

(Textauszüge: ©  Martin Senftleben)

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Bach-Kantaten für den Sonntag: „Rogate“

BWV 86 – Wahrlich, wahrlich, ich sage euch
BWV 87 –
Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen

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Im Radio Live: „Bach-Kantate“

WDR3 – Geistliche Musik

Sonntag, 29.05.2011

von 09:05  – 10:00 Uhr

Livestream-Link: http://www.wdr.de/wdrlive/wdrplayer/wdr3player.html

Allgemein http://www.wdr.de/radio/wdr3/

Programm http://www.wdr.de/programmvorschau/programDateDateSender.jsp?programmeId=3;dayOffset=0

Carl Philipp Emanuel Bach

Das Gebet für Singstimme und Klavier; Dorothee Mields, Sopran; Ludger

Rémy, Klavier

Johann Sebastian Bach

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, BWV 86, Kantate zum Sonntag Rogate

für Soli, Chor, Bläser, Streicher und Basso continuo; Siri Thornhill,

Sopran; Petra Noskaiová, Alt; Christoph Genz, Tenor; Jan van der

Crabben, Bass; La Petite Bande, Leitung: Sigiswald Kuijken

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/ YouTube: BWV 86 – „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch“

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Kantaten-Beschreibung zum BWV 86 und BWV 87 von „Sir John Eliot Gardiner“ ist als PDF-Download nachstehend hinterlegt!

Kantaten für den fünften Sonntag nach Ostern (Rogate) Annenkirche Dresden

Bachs erste Kantate für Rogate, BWV 86 „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch“ (1724), beginnt mit einem Zitat aus Jesu Abschiedsrede an seine Jünger (Johannes 16), das der Bass in seiner Eigenschaft als Vox Domini vorträgt, von Streichern und Oboen begleitet: ‚Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, so ihr den Vater etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er’s euch geben’. Im Kontext dessen, wer wir waren, wo wir waren und für wen wir sangen und spielten, hatte diese erste Kantate eine besondere Brisanz. Bei fast jedem anderen Komponisten hätte die Behandlung dieses Themas leicht als schroff, gar anmaßend aufgefasst werden können, denn sie fordert die Hörer dazu auf, sich die Frage zu stellen, wie sich diese Worte Jesu mit ihrer persönlichen Erfahrung vereinbaren lassen. Indem Bach ehrerbietig und klar erkennbar drei fugierte Motive in der Einleitung präsentiert, die der Bass bald übernehmen wird, bietet er die Gewähr, dass sie als vokale Elemente verstanden werden (wie Dürr bemerkt, ließe sich der ganze Satz leicht als vierstimmige Motette singen, nur vom Continuo begleitet).

Bachs anonymer Librettist erweitert nun sein Thema: Wir würden alle liebend gern Rosen brechen, auch auf die Gefahr hin, von den Dornen gestochen zu werden, denn wir sind zuversichtlich, dass unsere flehentlichen Bitten bei Gott Gehör finden werden (Nr. 2); er hält sein Wort (Nr. 3 und 4), auch wenn seine Hilfe auf sich warten lassen sollte (Nr. 5); Gott setzt kein Datum dafür fest, er weiß, wann der beste Zeitpunkt gekommen ist (Nr. 6). Bach betont den Optimismus, der im Text der Kantate angelegt ist, indem er einen abwärts gerichteten modulatorischen Bogen beschreibt, der in E-dur beginnt und endet, einer Tonart, die an der obersten Grenze seines tonalen Spektrums angesiedelt ist und daher positive Assoziationen und Empfindungen aufblitzen lässt. Die auf der obligaten Violine virtuos vorgetragenen gebrochenen Akkorde in der Alt-Arie (Nr. 2) symbolisieren natürlich die Rosenzweige, die gebrochen werden sollen.

Die Arie schildert das gewagte Unterfangen, die Dornen zu überwinden, um zur Blüte vorzudringen (eine Metapher für spirituelle Freude und Schönheit). Das Brechen der Rose ist hier nicht einfach nur ein Schnitt mit der Gartenschere, sondern eine sich drehende, zerrende Figur bei dem Wort ‚brechen’, und die Dissonanz kennzeichnet die ‚stechenden’ Dornen. Die behutsam in die Erinnerung verweisende Stimmung des B- Teils nimmt bei den Worten ‚dass mein Bitten und Flehen Gott gewiss zu Herzen gehen’ mit wilden rhapsodischen Aufschreien der Solovioline in fünf scharf dissonanten Takten über einem Orgelpunkt auf E unvermittelt einen heftigen Ton an. Doch plötzlich heben sich die Wolken, die Violine schweigt, und die Altstimme (jetzt nur mit Continuo) singt: ‚weil es mir sein Wort verspricht’. Auf diese unnachahmliche Weise lässt Bach deutlich werden, dass unsere Bitten ihr Ziel erreicht haben und wirklich zu gegebener Zeit in Erfüllung gehen werden.

Darauf folgt eine Choralvertonung für Sopran mit zwei Oboen d’amore und Continuo (wir entschieden uns für Fagott), die Gottes Versprechen bestätigt. Dieser Satz, der das Bedürfnis der beiden Oboisten, frische Luft zu schöpfen (an einer Stelle werden der ersten Oboe zweiundsiebzig Sechzehntel hintereinander zugemutet!), so offensichtlich missachtet, legt die Vermutung nahe, dass er als Orgelchoral geplant war. Doch den Oboisten kommt die Aufgabe zu, die Illusion eines anmutigen Tanzes zu wecken (der die Verwendung von notes inégales nahelegt), vielleicht gar des himmlischen Reigens ‚der Engel Schar’, auf die sich Georg Grünwald in seinem Text bezieht.

Ein kurzes Seccorezitativ (Nr. 4), das die Gepflogenheiten der Welt, ‚die viel verspricht und wenig hält’, Gottes Gewohnheit gegenüberstellt, uns zu unserer Lust und Freude das zu gewähren, was er zugesagt hat, zeigt im Kleinformat Bachs Kunstfertigkeit, steife, dissonante Intervalle dort zu setzen, wo sie dem Text und seiner Bedeutung besonderes Gewicht verleihen. Die Rückkehr zu E-dur erfolgt schließlich mit vollem Streichersatz in der Tenor-Arie, einem robusten Stück in der Art einer Bourrée, der dem Sänger nur ein Fragment (gerade einmal anderthalb Takte) des einleitenden Motivs zuweist. Trotz ihres instrumentalen Ursprungs ist diese Phrase prägnant genug und – auf fast skurrile Weise – lapidar, um den Sänger in den Stand zu versetzen, die Botschaft in das Bewusstsein der Hörer einzumeißeln: ‚Gott hilft gewiss!’, ein Glaubensbekenntnis, das zusätzlich vom abschließenden Choral bekräftigt wird.

© John Eliot Gardiner 2007. Aus einem während der Bach Cantata Pilgrimage geschriebenen Tagebuch

Übersetzung: Gudrun Meier

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/ YouTube: BWV 87 – „Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen“

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  Sir Gardiners weitere Kantaten-Beschreibungen:   h i e r  zum Download als PDF

  Künstler-Beitrag: David Watkin – Violincello – als PDF 

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Link: Bach-Kantaten:

 
 Cover: SDG 144 Vol. 25

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CDs – SDG 144– Vol. 25

BWV 86 “Wahrlich, wahrlich, ich sage euch“
Gardiner Pilgrimage CD – SDG 144 – Vol.  25 – CD  1

BWV 87 “Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen“
Gardiner Pilgrimage CD  – SDG 144 –  Vol. 25 – CD 1

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Ich wünsche allen Besuchern einen schönen Sonntag Rogate.

Grüße

Volker

Neue Reihe: Bach-Kantaten zum Sonntag im Kirchenjahr mit Hörbeispielen und Kantatenbeschreibung für den Sonntag: „Jubilate“


Johann Sebastian Bach

Liebe Bach-Freunde !

Nach den Veröffentlichungen einer Übersicht der BWV für Bach-Kantaten:

Link: BWV als PDF-Download im Blog 

stelle ich für jeden Sonntag im Kirchenjahr den Besuchern von

„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“

eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag im Kirchenjahr zur Verfügung.

Am 15.05.2011 begehen wir den Sonntag: „Jubilate“

Der Name des Sonntags Jubilate leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: Jubilate Deo, omnis terra!. (Ps 66, 1;).
Am Sonntag Jubilate“ wird das Evangelium von Jesus als dem Weinstock gelesen. Das Thema „Die neue Schöpfung“ wird jedoch nicht ohne weiteres in diesem Evangelium deutlich, sondern in den anderen Lesungen, worin auf die Veränderungen hingewiesen wird, die durch Jesu Auferstehung bewirkt wurden und werden. Interessant ist die Wahl der priesterlichen Schöpfungsgeschichte als alttestamentlicher Lesung: hier wird das, was das Volk Israel schon lange erkannt hat, aufgegriffen: Gott hat die Schöpfung gut geschaffen, ohne Fehl und Tadel. Das zahreiche Elend ist auf das Versagen des Menschen zurückzuführen, den Willen Gottes auszuführen. Durch Christus sind wir nun dazu befähigt.

Am Sonntag Jubilate werden wir ermahnt, am rechten Weinstock zu bleiben, der Christus ist. Nur dann werden wir auch den Tod überwinden, weil Christus ihn überwunden hat. Dankbar hören wir die Verheißung von Jesu Wiederkunft. Durch seine Auferstehung haben auch wir teil an der neuen Schöpfung, die schon jetzt anbricht und bei seinem Kommen vollends heraufgeführt wird.

(Textauszüge: ©  Martin Senftleben)

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Bach-Kantaten für den Sonntag: „Jubilate“

BWV 12 „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“

BWV 103 „Ihr werdet weinen und heulen“

BWV 146 „Wir müssen durch viel Trübsal“

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Im Radio Live: „Bach-Kantate“

WDR3 – Geistliche Musik

Sonntag, 08.05.2011

von 09:05  – 10:00 Uhr

Livestream-Link: http://www.wdr.de/wdrlive/wdrplayer/wdr3player.html

Allgemein http://www.wdr.de/radio/wdr3/

Programm http://www.wdr.de/programmvorschau/programDateDateSender.jsp?programmeId=3;dayOffset=0

Johann Sebastian Bach 

Wir müssen durch viel Trübsal in das Reich Gottes eingehen
BWV 146, Kantate zum Sonntag Jubilate
für Soli, Chor, Bläser, Streicher, obligate Orgel und Basso continuo

Solisten: Rachel Nicholls, Sopran
Robin Blaze, Altus
Gerd Türk, Tenor
Peter Kooij, Bass
Bach Collegium Japan
Leitung: Masaaki Suzuki

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/ YouTube: BWV 146 – „Wir müssen durch viel Trübsal“


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Kantaten-Beschreibung zum BWV 12  – BWV 103 und BWV 146 von „Sir John Eliot Gardiner“ ist als PDF-Download nachstehend hinterlegt!

Kantaten für den dritten Sonntag nach Ostern (Jubilate) Schlosskirche, Altenburg

Es stand auf Messers Schneide, ob wir Altenburg, rund fünfzig Kilometer südlich von Leipzig, ein gutes Stück abseits der üblichen Bach-Pilgerroute gelegen, in unserem Reiseprogramm würden unterbringen können. Wir kamen von Görlitz, an der Ostgrenze zu Polen, und fuhren durch das südliche Thüringen, eine mit Schlackenhalden und den Überbleibseln von Uranminen übersäte Landschaft. Wir schlängelten uns durch die mittelalterlichen Gassen und stiegen zum herzoglichen Schloss hinauf, das auf einem Felsen die Stadt überragt. Dort steht, in wunderbar erhaltenem Zustand, die alte Schlosskapelle aus dem 15. Jahrhundert, mit einer L-förmigen (der Felsformation angepassten) Einwölbung im Mittelschiff und der berühmten, gegen die Nordwand gedrückten Orgel, die den Innenraum der Kirche beherrscht. Was mag sich Herzog Friedrich II. (dessen Hauptresidenz und Hofkapelle sich in Gotha befanden, hundertfünfzig Kilometer westlich) gedacht haben, als er bei Tobias Heinrich Gottfried Trost diese Orgel bestellte – mit siebenunddreißig Registern und auf dem neusten Stand der Technik? Bach besuchte Altenburg 1739 ungefähr zur Zeit ihrer Fertigstellung und spielte diese ‚mächtige Wurlitzer’ der Barockzeit, die seinen Idealen von Ton und Klang, wie Experten sagen, vermutlich am nächsten kam.

Spuren von Bachs eigenem Musizieren sind an Orten wie diesem in gewisser Weise lebendiger geblieben als in den berühmteren Hochburgen. Als wir in der Mitte der Schlosskapelle standen, den majestätischen Klängen der Trost-Orgel lauschten, von der die konzertartige Einleitung zu BWV 146 erklang, und spürten, wie begeistert sich das Publikum von Bachs Musik tragen ließ, waren plötzlich alle Zweifel zerstreut, ob es sich angesichts der logistischen Schwierigkeiten gelohnt hatte, zum Sonntag Jubilate nach Altenburg zu kommen.

Alle drei Kantaten Bachs für Jubilate befassen sich mit der Sorge um Jesu Abschied von seinen Jüngern, mit den Anfechtungen, die sie in seiner Abwesenheit zu gewärtigen haben, und mit der Vorfreude, ihn wieder zu sehen. Jede Kantate ist eine Reise, eine theologische und musikalische Entwicklung.

Aus Gardiner seinem Reisetagebuch zum BWV 146

Bachs dritte Kantate für Jubilate, die uns erhalten ist, BWV 146 „Wir müssen durch viel Trübsal“ stammt entweder aus dem Jahr 1726 oder 1728. Was ursprünglich ein (inzwischen verloren gegangenes) Violinkonzert war und später das berühmte Cembalokonzert in d-moll (BWV 1052a) wurde, taucht hier wieder auf als die zwei einleitenden Sätze der Kantate, beide mit obligater Orgel, der zweite zusätzlich mit vierstimmigem Chor. Letzterer wäre eindrucksvoll genug als unglaublich klug aufgepfropftes Stück, wenn es das gewesen war. Wir werden nie mit Sicherheit wissen, ob Bach von Anfang an genau diese Lösung im Sinn hatte oder ob er, mit der Spürnase eines Großmeisters im Schach, so viele mögliche Veränderungen und Konstellationen späterer Züge voraussehen konnte – zum Beispiel dass die vier Gesangslinien an gewissen Stellen leicht einander überschneiden und gleichzeitig zu dem schon vorhandenen adagio-Satz des Violin-(jetzt Orgel-)Konzertes passen würden. Zugegeben, das Gerüst, das Bach liefert – eine ostinate Basslinie, die im Laufe des Satzes sechsmal zu hören ist –, ergibt eine wunderbar solide Grundlage für den doppelten Prozess des Erfindens und Ausfeilens, worin er brillierte. Das ist alles reine Spekulation; unstreitig ist allerdings, dass die Sänger und Instrumentalisten eine ungeheure Kontrolle und Selbstbeherrschung aufzubieten haben müssen, um die gedrückte, sorgenvolle Stimmung dieses Satzes über siebenundachtzig Takte durchhalten zu können.

Jeder der folgenden Sätze ist ein Kleinod: Die Alt-Arie mit einer strahlenden obligaten Violine, die dem ‚schnöden Sodom’ ihre Abkehr verkündet, dann ein qualerfülltes accompagnato für Sopran und Streicher, worin jede einzelne Zählzeit der insgesamt neunzehn Takte eine affektive Funktion erfüllt. Diesem folgt eine Arie im galanten Stil für Sopran mit Flöte, zwei Oboen d’amore und Continuo (Nr. 5), in der sich zum ersten Mal in dieser überwältigenden Kantate die gedrückte Stimmung aufhellt – zu einem Text, der auf dem Psalmvers ‚Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten’ basiert. Ein schönes Tenor- Rezitativ leitet zu dem mitreißenden Duett ‚Wie will ich mich freuen’ zwischen Tenor und Bass über, das von Oboen und Streichern begleitet wird und wie ein passepied angelegt ist, jene Art weltlicher Musik, wie sie Bach während seiner Zeit in Köthen so wunderbar komponierte. Das Stück weist einen kräftigen und unwiderstehlichen Schwung auf, der genau zum richtigen Zeitpunkt kommt auf dieser Reise von der Trübsal zur Vorfreude auf die Ewigkeit.

Der abschließende Choral endet mit den Worten: ‚Er ist in der festen Stadt, da Gott seine Wohnung hat; er ist in das Schloss geführet, das kein Unglück nie berühret’. Genau an dieser Stelle während des Konzertes war es, dass Silas Standage, unser junger Organist, und ich Blicke tauschten. Wir schmunzelten beide. Denn kurz bevor er mit dem gewaltigen Orgelsolo zu Anfang dieser Kantate (selbst eine Allegorie auf die weltliche ‚Trübsal’) beginnen wollte, hatte der arme Silas auf dem oberen Manual der berühmten Trost-Orgel einen Heuler entdeckt. Wir waren gezwungen, um eine Unterbrechung zu bitten, um die möglicherweise notwendige Reparatur durchzuführen. Werkzeug wurde ausgepackt, Expertenrat eingeholt, und nach vielen Hämmern und Klopfen konnten wir fortfahren. Ich erinnerte mich an eine Stelle in Bachs Handexemplar der Calov-Bibel, die er unterstrichen hatte: ‚Herr, ich walte meins Ampts – und thuer was du mir besehen hast – und will gerne alles arbeiten und thun – was du haben willt – allein hilff du mir auch haushalten – hilff du mir auch regieren – e.c.’

© John Eliot Gardiner 2007. Aus einem während der Bach Cantata Pilgrimage geschriebenen Tagebuch

Übersetzung: Gudrun Meier

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/ YouTube: BWV 12 „Weinen, Klagen, sorgen, Zagen“


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/ YouTube: BWV 103 „Ihr werdet weinen und heulen“


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  Sir Gardiners weitere Kantaten-Beschreibungen:   h i e r  zum Download als PDF 

  Künstler-Beitrag: Silas John Standage Orgel als PDF

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Link: Bach-Kantaten:

SDG 107 Vol. 24

CDs – SDG 107 – Vol. 24

BWV 12 „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“
Gardiner Pilgrimage CD 107 – Vol.  24 – CD  1

BWV 103 „Ihr werdet weinen und heulen“
Gardiner Pilgrimage CD 107 –  Vol. 24 – CD 1

                           BWV 146 „Wir müssen durch viel Trübsal“
                          / Gardiner Pilgrimage – Vol. 24 – CD 1

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Ich wünschen allen Besuchern einen schönen Bach-Sonntag.

Grüße Volker

Neue Reihe: Bach-Kantaten zum Sonntag im Kirchenjahr mit Hörbeispielen und Kantatenbeschreibung für den Sonntag: „Misericordias Domini“



In 1750 erstellt das Volbach Portrait J.S. Bach in seinem Sterbejahr 1750

Liebe Bach-Freunde !

Nach den Veröffentlichungen einer Übersicht der BWV für Bach-Kantaten:

Link: BWV als PDF-Download im Blog 

stelle ich für jeden Sonntag im Kirchenjahr den Besuchern von

„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“

eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag im Kirchenjahr zur Verfügung.

Am 08.05.2011 begehen wir den Sonntag: „Misericordias Domini“ 

Der Name des Sonntags „Misericordias Domini“ leitet sich vom Beginn der früheren lateinischen Antiphon ab: Misericordias Domini plena est terra. (Ps 33, 5;).
Der Sonntag Misericordias Domini wird durch das Evangelium vom Guten Hirten bestimmt. Der Hirte sorgt für seine Schafe, die ihm treu folgen. Gleichzeitig wird aber auch der Hinweis laut auf die „falschen Hirten“, die nur an ihren eigenen Vorteil denken. Entscheidend ist jedoch die Zusage Jesu, dass er als der gute Hirte sein Leben hingibt für die Schafe. Das bedeutet, dass wir umfassenden Schutz genießen und uns vor nichts zu fürchten brauchen, auch wenn es dunkel um uns wird.

(Textauszüge: ©  Martin Senftleben)

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Bach-Kantaten für den Sonntag: Misericordias Domini

BWV 85   – „Ich bin ein guter Hirt“
BWV 104 – „Du Hirte Israel, höre“
BWV 112 – „Der Her ist mein getreuer Hirt“
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Im Radio Live: „Bach-Kantate“

WDR3

Sonntag, 08.05.2011 von 09:05  – 10:00 Uhr

Livestream-Link: http://www.wdr.de/wdrlive/wdrplayer/wdr3player.html

Allgemein http://www.wdr.de/radio/wdr3/

Programm http://www.wdr.de/programmvorschau/programDateDateSender.jsp?programmeId=3;dayOffset=0

Johann Sebastian Bach 

Ich bin ein guter Hirt, BWV 85
Kantate zum Sonntag Misericordias Domini
für Soli, Chor, 2 Oboen, Violoncello piccolo, Streicher und Basso continuo
Gerlinde Sämann, Sopran / Petra Noskaiová, Alt / Christoph Genz, Tenor /
Jan van der Crabben, Bass
La Petite Bande
Leitung: Sigiswald Kuijken
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/ YouTube: BWV 85 – „Ich bin ein guter Hirt“


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Kantaten-Beschreibung zum BWV 85  – BWV 104 und BWV 112 von „Sir John Eliot Gardiner“ ist als PDF-Download nachstehend hinterlegt!

Bach nähert sich 1725 dem gleichen pastoralen Gelände auf einem anderen Weg. BWV 85 Ich bin ein guter Hirt ist die dritte von drei Kantaten an aufeinander folgenden Festtagen (die anderen sind BWV 6 und 42), die eine in sich geschlossene Folge bilden, und jede ist eine neue Antwort auf die wachsende Sorge der Jünger, damals und heute, wie das Leben in einer Welt ohne die körperliche Präsenz Jesu zu bewerkstelligen sei. Allen drei Kantaten liegen zeitgenössische, Themen aus dem Johannesevangelium verarbeitende und vermutlich von einem einzigen Autor stammende Texte zugrunde, die Bach im Jahr zuvor zusammengestellt und für seinen ersten Leipziger Jahrgang 1723/24 vorgesehen hatte.

Diesen Zyklus musste er zurückstellen, vielleicht weil die Vollendung der Johannespassion für Karfreitag 1724 seine Kräfte übermäßig beanspruchte und ihn nötigte, bei einigen der in diesem Jahr für die Zeit nach Ostern bestimmten Kantaten auf bereits vorhandenes Material zurückzugreifen. Die Kantate BWV 85 ist der Höhepunkt dieser Untergruppe, die Jesus als guten Hirten in den Mittelpunkt stellt und die Macht des Beschützers mit der Freundlichkeit des Freundes vereint. ‚Ich bin ein guter Hirte, ein guter Hirt lässt sein Leben für die Schafe’, dieses berühmte Zitat aus dem Johannesevangelium, leitet das Werk ein, als Arioso für Bass gesetzt.

Die vierundvierzig Takte erweitern auf faszinierende Weise zwei im Keim angelegte Themen, die beide im allerersten Takt zu hören sind, und während das eine zu einer versonnenen, lyrisch gestalteten Oboenmelodie erblüht, erscheint das andere zunächst im Continuo, später in der ersten Phrase des Sängers. In der Weise, wie die gehaltene Note der Oboe sich ihrer selbst besinnt und dann aufblüht, die Violinen zu einer Antwort auffordernd, verweisen melodische Gestaltung und Tonart auf den langsamen Satz in Bachs Doppelkonzert BWV 1060 in c-moll. Die vorherrschende Stimmung ist kontemplativ, nicht bukolisch im eigentlichen Sinne, eher die musikalische Entsprechung zu einer Umarmung, doch von Traurigkeit umhaucht.

In der Meditation über Christus als guten Hirten ist das Violoncello piccolo, das Bach als obligates Instrument für die sich anschließende Alt- Arie in g-moll (Nr. 2) vorschreibt, eine geniale Entscheidung. Man wüsste so gern, ob er dieses spezielle, kleinere Cello (mit E als oberster Saite) einsetzte, weil das Instrument und/oder einer seiner besonders talentierten Exponenten zufällig vorhanden war(en), oder ob er selbst die Initiative ergriff und es in voller Absicht als zentralen poetischen Bedeutungsträger seiner Ausdeutung der für dieses Frühjahr 1725 vorgesehenen Kantaten zugrunde legte (er verwendet es fünfmal in den fünfzig Tagen zwischen Ostern und Pfingsten).

Wie es auch immer gewesen sein mag, dieses besondere Instrument scheint mit seinem wehmütigen Tenorklang die Herzen der Hörer so zu bewegen, wie es sonst nur zwei anderen Lieblingsinstrumenten Bachs und in nicht unähnlichen Situationen gelingt, der Viola d’amore und der Oboe da caccia. Man spürt, dass dieser mantraähnliche Klang den ‚Schafen’ die Zuversicht gibt, gegen jeden Viehdieb, Wolf, Fuchs oder Menschen gerüstet zu sein. Wie in BWV 6, das dreizehn Tage zuvor zu hören war, verwendet Bach die viersaitige Version des Violoncello piccolo mit seinem besonderen ‚Schein’, um zwischen Vokalsolisten und Continuo sowohl im Tonbereich als auch harmonisch zu vermitteln. In diesen beiden Kantaten scheint das Instrument die persönliche Beziehung des Gläubigen zu Jesus theologisch auszudeuten, es liefert ein Element der Stabilität in einer Welt zunehmender Dunkelheit (BWV 6) und fungiert als Symbol für die liebenden, schützenden ‚Arme’ des guten Hirten (BWV 85).

Als nächstes folgt eine Choralvertonung des 23. Psalms in der Übersetzung von Cornelius Becker, in der sich die Stimmen zweier Oboen zu einer kunstvoll gestalteten Invention verweben – in der Wirkung die Textur einer Triosonate, da der Continuo die behutsam ornamentierte Melodie des Soprans umfängt. Im einzigen Rezitativ der Kantate (Nr. 4) wendet sich der Tenor an Jesus als den Oberhirten, der eingreifen muss, ‚wenn die Mietlinge schlafen’, um seine Herde zu retten – das Stichwort für abrupte Streicherarpeggien in Gegenbewegung, während der ‚Höllenwolf’ (oder Satan) einzudringen sucht. Es nimmt bereits das Rezitativ der Matthäuspassion vorweg, wo Jesus, mit seinen Jüngern am Ölberg angekommen, an die Prophezeiung erinnert, in der es hieß: ‚Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen’.

Der seelenvollste Satz der Kantate ist die sich anschließende Tenor- Arie in Es, ‚Seht, was die Liebe tut’, ein weiterer Hinweis auf die Matthäuspassion und die wunderbare Alt-Arie ‚Sehet, Jesus hat die Hand’ in der gleichen Tonart, Inbegriff der Liebe des Hirten, die sich am Kreuz offenbart, wenn Jesus mit seinen ausgestreckten Armen den Sündern eine Zuflucht bereithält, um die Gläubigen wie ‚verlass’ne Küchlein’ bei sich aufzunehmen. Mit ihrer reichen, fließenden Melodie und dem sanft wiegenden Rhythmus bietet diese Arie, in der die ersten vier Silben mit einer einzelnen wiederholten Note vom Sänger ‚festgenagelt’ werden, das komplementäre Bild von Schafen, die ‚fest eingeschlossen’ und ‚in zarter Hut’ des Hirten sind, der ‚am Kreuzesstamm für sie vergossen sein teures Blut’.

Diese thematischen Bezüge zur Matthäuspassion sind zu eng, um zufällig zu sein: Ihre Musik, die er zwar nicht rechtzeitig bis Karfreitag vollendete, war in der Vorosterzeit 1725 Bachs Gedanken nie fern, hatte er doch ursprünglich geplant, sie als Juwel in die Mitte seines zweiten Kantatenjahrgangs zu stellen, als Pendant zu seiner Johannespassion des vorangegangenen Jahres.

© John Eliot Gardiner 2007 Aus einem während der Bach Cantata Pilgrimage geschriebenen Tagebuch

Übersetzung: Gudrun Meier

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/ YouTube: BWV 104 – „Du Hirte Israel, höre“


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/ YouTube: BWV 112 – „Der Herr ist mein getreuer Hirt“


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  Sir Gardiners Kantaten-Beschreibungen:  h i e r  zum Download als PDF 

  Künstler-Beitrag: Katharina Arfken, Oboe  / Künstler-Beitrag Katharina Arfken  als PDF

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Link: Bach-Kantaten:

CDs – SDG 131 Vol. 23

BWV 85 – „Ich bin ein guter Hirt“ Gardiner Pilgrimage CD 131

Vol.  23 – CD  2

BWV 104 – „Du Hirte Israel, höre / Gardiner Pilgrimage CD 131

Vol. 23 – CD 2

BWV 112 – „Der Herr ist mein getreuer Hirt / Gardiner Pilgrimage CD 131

Vol. 23 – CD 2

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Ich wünsche allen Besuchern einen sonnenreichen Sonntag!

Grüsse

Volker