
1723 zog Bach mit seiner Familie nach Leipzig und nahm die Stelle als Thomaskantor an. Dieser Holzstich von 1890 zeigt sein Wohnhaus.
Liebe Bach-Freunde/innen !
Nach den Veröffentlichungen einer Übersicht der BWV für Bach-Kantaten:
Link: BWV als PDF-Download im Blog
stelle ich für jeden Sonntag im Kirchenjahr den Besuchern von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 15.01.2012
begehen wir den 2. Sonntag nach „Epiphanias“
Der Sonntag, der dem 2. Sonntag nach Epiphanias vorangestellt ist, widmet sich der Taufe Jesu, d.h. seinem „Amtsantritt“ oder besser seiner „Berufung zum Amt“. Dass schon am 2. Sonntag nun seine Tätigkeit als „Freudenmeister“ im Vordergrund steht, hat weniger damit zu tun, dass die, die die Lesungen ausgewählt hatten, meinten, dass die Lebensfreude das Wichtigste sei, sondern vielmehr damit, dass im Johannesevangelium das Wunder bei der Hochzeit zu Kana ausdrücklich als das erste Wunder Jesu bezeichnet wird. Damit stellt es den Anfang seines Wirkens dar und ist somit prädestiniert als erste „Amtshandlung“ Jesu.
Dennoch darf man den weltlichen Aspekt dieses Evangeliums nicht unter den Tisch kehren. Zu sehr hat die christliche Kirche die Leibfeindlichkeit betont, so dass jetzt viele, die mit dieser Prämisse nicht zurechtkommen, sich von der Kirche abwenden. Kirche und Leibfeindlichkeit (bis hin zu der sehr einfachen Beobachtung, dass man Sonntag morgens zu „nachtschlafender Zeit“ zum Gottesdienst gerufen wird) haben sich tief in das Bewußtsein der Menschen als ein und dasselbe eingeprägt, und man ist zu faul, sich vom Gegenteil zu überzeugen. Man kann daher gar nicht genug betonen, dass Jesus bewußt das weltliche Feiern unterstützte, und er tat es wohl kaum, um sich selbst als der Sohn Gottes herauszustellen, denn das wird in der Evangelienlesung am wenigsten betont. Es ist die schlichte Tatsache, dass Jesus hier selbst Freude am Leben zeigt: ihm gefällt es nicht, dass da nicht genug Wein zur Verfügung steht, also beschafft er welchen, damit die Feier noch mehrere Tage weitergehen kann.
Am 2. Sonntag nach Epiphanias hören wir die Geschichte von der Hochzeit zu Kana, bei der Jesus Wasser in Wein verwandelte. Wir können Gott nicht schauen, aber sein Wirken, das uns in Jesus Christus offenbart ist, erfüllt uns mit Freude und macht uns fähig, einander anzunehmen darum, dass wir durch das Kreuz Jesu erlöst sind. Es ist gut zu wissen, dass Jesus auch die Freuden dieser Welt durch dieses Wunder bejaht.
(Textauszüge: © Martin Senftleben)
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Bach-Kantaten für den 2. Sonntag nach „Epiphanias“
BWV 3 – Ach Gott, wie manches Herzeleid
BWV 13 – Meine Seufzer, meine Tränen
BWV 155 – Mein Gott, wie lang, ach lange
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„Bach-Kantate“ WDR3 – Geistliche Musik
Sendung: 09:05 Uhr bis 10:00 Uhr
WDR3 – Livestream-Link:
http://www.wdr.de/wdrlive/wdrplayer/wdr3player.html
Allgemein Link:
Programm: Link:
http://www.wdr.de/programmvorschau/programDateDateSender.jsp?programmeId=3;dayOffset=0
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WDR3 – Auszüge aus dem Programm:
Geistliche Musik
Johann Sebastian Bach
BWV 13 „Meine Seufzer, meine Tränen“
Kantate zum 2. Sonntag nach Epiphanias
für Soli, Chor, Bläser, Streicher und Basso continuo;
Gerlinde Sämann, Sopran; Petra Noskaiová, Alt; Christoph Genz, Tenor; Jan van der Crabben, Bass;
La Petite Bande, Leitung: Sigiswald Kuijken
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NDRkultur – (Kantate)
Sendung: 08:03 Uhr bis 08:40 Uhr
Livestream – Link:
http://www.ndr.de/ndrkultur/programm/livestream243.html
Programm – Link:
http://www.ndr.de/ndrkultur/programm/programmuebersichten/index.html
Archiv zum Nachhören:
http://www.ndr.de/ndrkultur/programm/zum_nachhoeren/ndr2234.html
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NDRKultur – Auszüge aus dem Programm:
Geistliche Musik
Johann Sebastian Bach:
BWV 13 Kantate „Meine Seufzer, meine Tränen“
Rachel Nicholls, Sopran / Robin Blaze, Altus
Gerd Türk, Tenor / Peter Kooij, Bass
Bach Collegium Japan / Ltg.: Masaaki Suzuki
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SWR2
Sendung: 08:03 Uhr bis 08:30 Uhr
Programm:
http://www.swr.de/swr2/programm/-/id=661104/1rcmvqp/index.html
Webradio:
http://www.swr.de/swr2/-/id=7576/nid=7576/did=1586900/pv=mplayer/10idhq8/index.html
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SWR2 – Auszüge aus dem Programm:
Kantate:
Johann Sebastian Bach:
BWV 3 „Ach Gott, vom Himmel sieh darein“
Dorothee Mields (Sopran)
Pascal Bertin (Countertenor)
Gerd Türk (Tenor)
Peter Kooij (Bass)
Bach Collegium Japan – Leitung: Masaaki Suzuki
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Johann Sebastian Bach:
„Ach Gott und Herr“ BWV 714
Gerhard Weinberger (Orgel)
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rbb kulturradio
Sendung: 09:30 Uhr bis 10:00 Uhr
Programm: http://www.kulturradio.de/programm/index.html
Livestream http://www.kulturradio.de/livestream/index.html
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rbb-kulturradio – Auszüge aus dem Programm:
Johann Sebastian Bach
Kantate BWV 3 „Ach Gott, vom Himmel sieh darein“ für den 2. Sonntag nach Epiphanias
Richard Wyn Roberts, Countertenor
Julian Podger, Tenor
Gerald Finley, Bass
The English Baroque Soloists
Leitung: John Eliot Gardner
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./ YouTube: BWV 3 – „Ach Gott, wie manches Herzeleid„ – (Interpret: Harnoncourt)
(Vollständige Kantate als Video..!!)
„BWV 3 – „Ach Gott, wie manches Herzeleid“
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/ YouTube: BWV 13 – „Meine Seufzer, meine Tränen “ Part 1 – (Interpret: Leonhardt)
BWV 13 – „Meine Seufzer, meine Tränen“
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/ YouTube: BWV 13 – „Meine Seufzer, meine Tränen“ Part 2 – (Interpret: Leonhardt)
BWV 13 – „Meine Seufzer, meine Tränen“
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/ YouTube: BWV 13 – „Meine Seufzer, meine Tränen„ Part 3 – (Interpret: Leonhardt)
BWV 13 – „Meine Seufzer, meine Tränen„
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/ YouTube: BWV 155 – „Mein Gott, wie lang, ach lange“ – (Interpret: Gardiner)
BWV 155 – „Mein Gott, wie lang, ach lange„
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Kantaten-Beschreibung
zum BWV 155 – „Mein Gott, wie lang, ach lange„
Kantaten für den 2. Sonntag nach Epiphanias –
Aufführungsort: Old Royal Naval College Chapel, Greenwich
am 16. und 17. Januar 2000
Das war das erste Kantatenprogramm auf dieser Pilgerreise, das – für viele von uns – auf Heimatboden stattfand. Nach drei äußerst intensiven Wochen des Musizierens, zu Weihnachten in Weimar, in Berlin über Neujahr und in Leipzig und Hamburg zu Epiphanias, machten sich einige aus der Gruppe Gedanken, dass die besondere Stimmung verflogen sein könnte, und mit ihr die außergewöhnliche Art des Hörens, die ein deutsches Publikum zu einer solchen Musik beiträgt. Das Royal Naval College in Greenwich war jedoch an zwei aufeinander folgenden Abenden so gut gefüllt, das wir uns keine Sorgen hätten zu machen brauchen.
Auf den ersten Blick könnte man es ein bisschen merkwürdig finden, dass uns Bach für einen Sonntag, an dem das Altargebet lautet ‚Uns ist ein Kind geboren. Hallelujah!’, drei Kantaten unter dem Titel ‚Mein Gott, wie lang, ach lange?’ (BWV 155), ‚Ach Gott, wie manches Herzeleid’ (BWV 3) und ‚Meine Seufzer, meine Tränen’ (BWV 13) hinterlassen hat. War es nur eine Spezialität des lutherischen Klerus, die Auffassung, dem Jammer des Lebens müsse im Büßerhemd begegnet werden, zum Fetisch zu erheben? Die Kantaten durchschreiten einen Weg von der Trauer zum Trost – der durch Bachs Musik Licht erhält – und verwenden dieses Motto, während das Evangelium des Tages (das Wunder der Verwandlung von Wasser in Wein) wechselndes Gewicht erhält, als Symbol für die Verwandlung irdischer Mühsal in himmlische Glückseligkeit. Sie verweisen auch auf die ‚rechten Stunden’ (‚Meine Stunde ist noch nicht gekommen’ sagte Jesus zu seiner Mutter), in welcher ‚der Sorgen Kummernacht’ endlich enden wird.
Wir führten die erste der Kantaten für diesen Sonntag, BWV 155 „Mein Gott, wie lang, ach lange“ (1716 in Weimar komponiert) in ihrer überarbeiteten Leipziger Fassung von 1724 auf. Sie zeichnet den Weg auf, den die arme Seele aus Jammer und Tränen (Nr. 1) unter dem Zuspruch der Mitgläubigen (Nr. 2) und die Tröstung durch Gottes Wort (Nr. 3) in ein sicheres und freudvolles Vertrauen auf Christus (Nr. 4) zurücklegt. Ein Aufschrei der Verzweiflung in d-moll in den oberen Streichern über einer pulsierenden Basslinie lanciert die Sopranstimme in ihr herzzerreißendes Arioso. Bald wird eine Antithese geschaffen zwischen ‚der Tränen Maß’, das ‚stets voll eingeschenket’ wird, und ‚der Freuden Wein’, an dem es ‚gebricht’. Es stellte sich heraus, dass dies eine Gemeinsamkeit aller drei Kantaten sein würde – dieser Gegensatz ‚Weinen’/’Wein’ als Metapher für Kummer und Tränen, die unumgänglich sind, wenn der Glaube wachsen soll. Der Grund, warum Bach den ersten und vierten Satz von Salomo Francks Text für Sopran gesetzt hat, mag Luthers Sicht von Maria gewesen sein, die ihm in einem weniger anspruchsvollen Licht erscheint: geehrt als Mutter Jesu, doch eine äußerst menschliche Figur. Bach stellt sie zunächst vor, wie sie die Hände ringt, weil bei der Hochzeit zu Kanaa ‚der Freuden Wein’ ausgeht, ihr ‚sinkt fast alle Zuversicht’; doch sie spricht für alle Gläubigen, wenn sie aus tiefer Angst (Nr. 1) zu einer freudvollen Annahme von Christi Wort zu der ihm genehmen Zeit gelangt (Nr. 4).
Irgendwann um seinen fünfzigsten Geburtstag bekam Bach einen herrlichen Kristallkelch geschenkt – vielleicht von zwei ehemaligen Schülern, den Brüdern Krebs –, der mit Trauben und Weinranken dekoriert war. Er trägt eine Inschrift, die teilweise Verse enthält, teilweise Stücke einer absteigenden chromatischen Skala, ein sicherer Weg, des Meisters Aufmerksamkeit zu erringen. War es vielleicht eine verschlüsselte List der Schenker, ihre Art, ihn aus seiner Abneigung gegen das Komponieren neuer Musik für die Kirche aufzurütteln, seine Begeisterung neu zu entfachen, indem sie ihre Hoffnung ‚auf Leben’ ausdrückten, ‚so du [Bach] ihnen nur kanst geben’. (Der Name der Brüder ist in der Rückwärtsbewegung, im Krebsgang des zweiten Teils zu lesen). Wir können uns vorstellen, wie Bach aus diesem Kelch dem Wein zusprach, achtsam gegenüber der eingravierten lutherischen Ermahnung – dass man, um die Prüfungen des Lebens zu überstehen, Glauben und die Hoffnung auf Erhörung benötige – und eingedenk der glücklichen Lösung, die er ungefähr zwanzig Jahre früher gefunden hatte, genau diesen Gedanken auszudrücken: Der Sopran wirbelt hinauf zu einem hohen G bei den Worten ‚der Freuden Wein’, während sich die hohen Streicher in Parallelbewegung abwärts bewegen.
Spuren dieser bukolischen Stimmung sind noch in dem ausladenden, murrenden Fagott vorhanden, das die trostreiche Botschaft des Duetts zwischen Alt und Tenor leutselig umspielt. Ist dieses Duett als Musik für eines der berühmten Bachschen Familientreffen entstanden? Diese Stimmung ist auch vorhanden, wenn der Bass den ‚Trost- und Freudenwein’ erwähnt, der all jenen gewährt werden wird, die Gottes Prüfung in Sachen Liebe und Glaube bestanden haben (Nr. 3). Ich finde den tänzerischen Überschwang der letzten Arie einfach unwiderstehlich – die Art, wie der Sopran alle Vorsicht in den Wind schlägt, sich selbst ‚in des Höchsten Liebesarme’ wirft und den Text allen möglichen kantigen, doch kecken Verdrehungen unterzieht. Der abschließende Choral bestätigt, dass dieses Vertrauen wieder hergestellt worden ist: Wenn es Gott besonders gut meint, dann ist er für das menschliche Auge häufig unsichtbar.
© John Eliot Gardiner 2006
Aus einem während der Bach Cantata Pilgrimage geschriebenen Tagebuch
Übersetzung: Gudrun Meier
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Sir Gardiners Kantaten-Beschreibungen für den 1. Weihnachtsfeiertag:
Link: h i e r zum Download als PDF Gardiner
Künstler-Beitrag –
Link: Künstler-Meinungen; Maya Homburger–Violine
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/ YouTube: BWV 248 – Kantate 6 – WO „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“
BWV 248 Kantate 6 „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben„ (für Epiphanias)
(Interpret: Gardiner, Monteverdi Choir)
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BWV 13 – Meine Seufzer, meine Tränen
BWV 155 – Mein Gott, wie lang, ach lange
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Ich wünsche allen Besuchern einen schönen Sonntag !
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Grüße
Volker
Hallo Volker!
Wie schön, daß Du Gustav Leonhardt für die Kantaten BWV 3 und 13 ausgewählt hast. Für mich war er einer der Größten in Sachen Bachinterpretation. Leider ist er nun 83-jährig gestorben.
LG
Yo
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Hallo Yo,
das sehe ich genau so, gerne verwende ich YouTube-Videos von Gustav Leonhardt für die Sonntags-Kantaten von J.S. Bach im Blog. So leben seine Werke in uns weiter ist er doch einer, der die „Historische Aufführungspraxis“ mit Harnoncourt in den 1960er Jahren ins Leben gerufen hat und wir heute davon profitieren können.
Lieben Gruß
Volker
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