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Neue Reihe: Bach-Kantaten zum Sonntag im Kirchenjahr mit Hörbeispielen und Kantatenbeschreibung für den 1. Sonntag nach „Epiphanias“


Die Bach-Familie. Dieses romantisierende Gemälde der Familie Bach stammt von Edward Rosenthal aus dem Jahr 1870

Liebe Bach-Freunde/innen !

Nach den Veröffentlichungen einer Übersicht der BWV für Bach-Kantaten:

Link: BWV als PDF-Download im Blog 

stelle ich für jeden Sonntag im Kirchenjahr den Besuchern von

„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“

eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag im Kirchenjahr zur Verfügung.

Am 08.01.2012 

begehen wir den 1. Sonntag  nach „Epiphanias“ 

Das Epiphaniasfest ist das älteste nichtjüdische Herrenfest und das erste Fest der Kirche, das kalendarisch festgelegt war (später kam das Christfest hinzu). Vermutlich entstand es um 300 im Osten und bekam die Inhalte: Geburt Jesu, Taufe Jesu, Weinwunder zu Kana und zuletzt auch die Verklärung Jesu, wobei es regional unterschiedliche Schwerpunkte in der Feier gab. In manchen Gegenden aber wurden drei Inhalte zugleich gefeiert. Im Laufe der Zeit verlagerte sich im Westen der Schwerpunkt auf die Weisen aus dem Morgenland, deren Dreizahl zwar nicht biblisch belegt ist, sich aber schon früh aufgrund der Zahl der Geschenke durchgesetzt hat. Durch diesen Schwerpunkt wurde ein engerer Bezug zum Christfest hergestellt. Im Osten hingegen lag der Schwerpunkt auf der Taufe Jesu, und in der armenischen Kirche ist der 6. Januar bis heute das Geburtsfest Christi.

Das Fest Epiphanias ist natürlich nicht das Fest der „Heiligen Drei Könige“, sondern das Fest des Kindes in der Krippe, das der Heiland der Welt ist. „Epiphanie“ bedeutet „Erscheinung“, und am 6. Januar sowie in der darauffolgenden Zeit wird besonders der Aspekt der Erscheinung Gottes im Fleisch, der Herrlichkeit Gottes, wie sie uns im Leben und Wirken Jesu offenbart wurde, betont.

Die protestantische Kirche konnte mit dem Fest wenig anfangen, nur die Lutheraner übernahmen es aus dem römischen Festkalender, wobei Luther den Schwerpunkt auf die Taufe Jesu legte, aber auch die Bezeichnung „Tag der Heiligen Drei Könige“ oder „Fest der Erscheinung“ verwendete. Im Laufe der Zeit aber wurde das Fest immer bedeutungsloser, und Versuche, es mit anderen Inhalten zu füllen (z.B. als Missionstag), scheiterten. Die früher auf einen Tag gelegten Inhalte (drei Weise, Taufe Jesu, Weinwunder zu Kana und Verklärung) sind nun auf die Epiphaniaszeit verteilt worden.

Die Epiphaniaszeit führt hin in die Fastenzeit, die wiederum den Weg weist in das Leiden und Sterben unseres Herrn, wobei wir wissen, dass Johannes das Kreuz Jesu als dessen Herrschaftsthron interpretiert und gerade am Kreuz die Herrlichkeit Gottes deutlich wird. Am Gipfelpunkt, an dem sich Epiphanias- und Fastenzeit begegnen, hören wir das Evangelium von der Verklärung Jesu, das uns in eine Welt schauen läßt, die noch fern von uns ist. Aber durch die Auferstehung wissen wir, dass der Weg durch Leid und durch Tod in dieser in Jesus uns so nahe gekommenen, wunderbaren Welt enden wird.

Am 1. Sonntag nach Epiphanias steht die Taufe Jesu im Mittelpunkt, die früher auch am Epiphaniastag selbst gefeiert wurde. Hiermit wird Jesus aus seinem einfachen Menschsein herausgenommen und von Gott berufen. Es ist Teil des großen Geheimnisses der Gottheit und Menschheit in Jesus Christus, dass diese Berufung und Taufe mach Jesu eigenen Worten notwendig ist. Jedoch ist eigentlich nur das Evangelium dieses Sonntages mit der Taufe Jesu „beschäftigt“. Die anderen Texte haben die Botschaft im Mittelpunkt, die durch Jesus die Welt veränderte: Tut Buße, kehrt um, wendet euch Gott zu, der durch Jesus eure Sünden getilgt hat.

(Textauszüge: ©  Martin Senftleben)

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Bach-Kantaten für  den 1. Sonntag nach  „Epiphanias“

BWV  32 – Liebster Jesu mein Verlangen

BWV 124 – Meinen Jesum lass ich nicht

BWV 154 – Mein liebster  Jesus ist verloren

BWV 248 – „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“ – (Weihnachtsoratorium Kantate VI – für Epiphanias)

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„Bach-Kantate“ WDR3 – Geistliche Musik

Sendung: 09:05 Uhr bis 10:00 Uhr

WDR3 – Livestream-Link: 

http://www.wdr.de/wdrlive/wdrplayer/wdr3player.html

Allgemein Link: 

http://www.wdr.de/radio/wdr3/

Programm: Link: 

http://www.wdr.de/programmvorschau/programDateDateSender.jsp?programmeId=3;dayOffset=0

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WDR3 – Auszüge aus dem Programm:

Geistliche Musik

Johann Sebastian Bach

BWV 225 Motette „Singet dem Herrn ein neues Lied“

für 2 vierstimmige Chöre und Basso continuo;

Trinity Baroque, Leitung: Julian Podger

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BWV 124  „Meinen Jesum lass´ ich nicht “ –  Kantate zum 1. Sonntag nach Epiphanias

für Soli, Chor, Oboe d´amore, Streicher und Basso continuo; Yukari Nonoshita, Sopran; Robin Blaze, Countertenor; Andreas Weller, Tenor; Peter Kooij, Bass;

Bach Collegium Japan,

Leitung: Masaaki Suzuki

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NDRkultur – (Kantate)

Sendung: 08:03 Uhr bis 08:40 Uhr

Livestream – Link:  

http://www.ndr.de/ndrkultur/programm/livestream243.html

Programm – Link:

http://www.ndr.de/ndrkultur/programm/programmuebersichten/index.html

Archiv zum Nachhören:

http://www.ndr.de/ndrkultur/programm/zum_nachhoeren/ndr2234.html

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NDRKultur – Auszüge aus dem Programm:

Geistliche Musik

Johann Sebastian Bach:

BWV 32  Kantate „Liebster Jesu, mein Verlangen“

Claron McFadden, Sopran / Peter Harvey, Bariton

Monteverdi Choir London / English Baroque Soloists

Ltg.: John Eliot Gardiner

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SWR2

Sendung: 08:03 Uhr bis 08:30 Uhr

Programm: 

http://www.swr.de/swr2/programm/-/id=661104/1rcmvqp/index.html

Webradio:  

http://www.swr.de/swr2/-/id=7576/nid=7576/did=1586900/pv=mplayer/10idhq8/index.html

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SWR2 – Auszüge aus dem Programm:

Kantate:

Johann Sebastian Bach:

BWV 154 „Mein liebster Jesus ist verloren“

Petra Noskaiová (Alt)
Jan Kobow (Tenor)
Jan van der Crabben (Bariton)
La Petite Bande 
Leitung: Sigiswald Kuijken

Johann Sebastian Bach:

Präludium und Fuge für Orgel d-Moll BWV 554
Gerhard Weinberger (Orgel)

Johann Sebastian Bach:

BWV 32 „Hier, in meines Vaters Stätte“,

Arie aus der Kantate BWV 32

Matthias Goerne (Bass)
Hillary Hahn (Violine)
Leitung: Alexander Liebreich

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rbb kulturradio

Sendung: 09:30 Uhr bis 10:00 Uhr

Programm:  http://www.kulturradio.de/programm/index.html

Livestream http://www.kulturradio.de/livestream/index.html

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rbb-kulturradio – Auszüge aus dem Programm:

Johann Sebastian Bach

Kantate BWV 124 am 1. Sonntag nach Epiphanias

 Meinen Jesum lass ich nicht“

Yukari Nonoshita, Sopran
Robin Blaze, Countertenor
Andreas Weller, Tenor
Peter Kooij, Bass

Bach Collegium Japan
Masaaki Suzuki

Johann Sebastian Bach

Passacaglia für Orgel c-Moll BWV 582
Jürgen Wolf


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Bayern-Klassik
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Sendung: 08:05 Uhr bis 08:30 Uhr
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oder
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Bayern-Klassik  Auszüge aus dem Programm:
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Die Bach-Kantate:
BWV 32 „Liebster Jesu, mein Verlangen“
Kantate zum 1. Sonntag nach Epiphanias,
Emma Kirkby, Sopran; Gotthold Schwarz, Bass;
Heinrich Schütz Ensemble; Monteverdi Orchester:
Leitung: Wolfgang Kelber
BWV 604 „Gelobt seist du, Jesu Christ“,
Günther Fetz, Orgel
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./ YouTube: BWV 32 –  „Liebster Jesu mein Verlangen“  Part 1 –  (Interpret: Leonhardt)

  „BWV 190 – „Liebster Jesu mein Verlangen“ 

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/ YouTube: BWV 32  – „Liebster Jesu mein Verlangen“  Part 2 – ( Interpret: Leonhardt)

BWV 32  – „Liebster Jesu mein Verlangen“  

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/ YouTube: BWV 32  – „Liebster Jesu mein Verlangen“  Part 3 – (Interpret: Leonhardt)

BWV 32  – „Liebster Jesu mein Verlangen“  

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/ YouTube: BWV 154  – „Mein liebster  Jesus ist verloren “  Part 1

– (Interpret: Harnoncourt)

BWV 154  – „Mein liebster  Jesus ist verloren“  

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/ YouTube: BWV 154  – „Mein liebster  Jesus ist verloren “  Part 2 

– (Interpret: Harnoncourt)

BWV 154  – „Jesu, nun sei gepreiset“  

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/ YouTube: BWV 124  –  „Meinen Jesum lass ich nicht“  Part 1

– (Interpret:  Harnoncourt)

BWV 124 –  „Meinen Jesum lass ich nicht“

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/ YouTube: BWV 124  –  „Meinen Jesum lass ich nicht“  Part 2

– (Interpret:  Harnoncourt)

BWV 124 –  „Meinen Jesum lass ich nicht“

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Kantaten-Beschreibung 

zum  BWV 124 – „Meinem Jesum lass ich nicht

Kantaten für den 1. Sonntag nach Epiphanias –  

Aufführungsort: Hauptkirche St. Jacobi Hamburg,

am 9. Januar 2000 

Nach der aufgeheizten Atmosphäre in Leipzig und der Intensität des Dreikönigskonzertes in der Nikolaikirche hatten wir wirklich eine lange Bahnfahrt nötig, um den Geist zu klären und den Körper den Übergang von unserem letzten Bestimmungsort zum nächsten Ziel bewältigen zu lassen. Auf der Reise legten wir noch einmal in Gedanken unsere Wege durch die Berliner Stadtviertel zurück (wo wir das neue Jahrtausend mit zwei Aufführungen von Bachs Neujahrskantaten begrüßt hatten) und kamen schließlich in der feineren Gegend Hamburgs an.

Unser Ziel war die Jacobikirche, wo Bach 1720 sehr gut den Posten als Organist hätte bekommen können, wenn er nicht – verständlicherweise – die Bedingungen eines Vertrags abgelehnt hätte, demzufolge der Organist den Kirchenchor aus seiner eigenen Tasche subventionieren sollte. St. Jacobi, eine der fünf Hauptkirchen der Hansestadt, wurde im 14. Jahrhundert erbaut, die gotische Innenausstattung mit ihrem nüchternen weißen Rippengewölbe und das Mauerwerk aus Backstein hatten die Bomben des Zweiten Weltkriegs zum größten Teil überstanden. Wir fanden den langen Nachhall in der leeren Kirche anfangs ein wenig bedenklich, aber als der Raum mit Publikum gefüllt war, wurde die Akustik klar. Man braucht kein Orgelfan zu sein, um Arp Schnitgers prachtvolles Instrument (1693 errichtet und genau dreihundert Jahre später restauriert) mit seinen sechzig Registern und 4.000 Pfeifen, mit dem Bach bestens vertraut war, zu würdigen. Der amtierende Organist Rudolf Kelber lieferte uns nicht nur den Beweis für die außergewöhnliche Vielfalt an Klangfarben, sondern zeigte auch Sportsgeist, indem er sich bereit erklärte, bei unserer einzigen Chorprobe das Klavier zu spielen und es einen Halbton tiefer auf ‚Barockton’ zu stimmen.

Als Heranwachsender unternahm Bach verschiedene Fußreisen von Lüneburg nach Hamburg, vor allem mit dem Ziel, wie sein erster Biograph Johann Nikolaus Forkel befand, ‚alles zu thun, zu sehen und zu hören, was ihn nach seinen damaligen Begriffen immer weiter darin bringen könnte’. Allgemein wird angenommen, damit sei gemeint, er habe Johann Adam Reinken, dem Nestor der Norddeutschen Orgelschule, zu Füßen gesessen. Doch daraus lässt sich nicht unbedingt schließen, Bach habe seine Besuche in Hamburg auf die Kirchen beschränkt, das neue Theater am Gänsemarkt jedoch bewusst gemieden, wo das stattfand, was ein konservativer Kirchenmann ‚die krumme Operen Schlange’ nannte. Auf einen aufstrebenden Musiker von Bachs Generation wirkte die Hamburger Oper wie ein Lichtsignal der Gelegenheiten und Beschäftigungsmöglichkeiten.

Für Johann Mattheson war sie eine ‚musikalische Universität’, ein Laboratorium, in dem sich als ausführender Musiker wie als Komponist gut experimentieren ließ. Für Händel war sie ein Sprungbrett zum Ruhm im Ausland, die Basis für beruflichen Aufstieg – riskant, aber mit hohem Gewinn. Da Bach Leute wie Reinken und Georg Böhm gut kannte, die beide enge Verbindungen zur Hamburger Oper unterhielten, können wir mutmaßen, dass ihn seine natürliche Neugier zumindest als Zuhörer in die Nähe dieser Örtlichkeit zog, selbst wenn ihn, so er denn drin war, eine natürliche Schüchternheit davon abhielt, die für einen Erfolg nötigen Kontakte in einer Welt zu knüpfen und auszubauen, die darauf angelegt war, die Eitelkeit einzelner Interpreten zu befriedigen. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit, die Dinge zu sehen: Bach stippt seinen Zeh in dieses Gewässer und schreckt zurück, nicht aus irgendeiner lutherischen Prüderie, sondern einfach weil ihn die Musik, die er dort hört, kalt lässt.

Aus diesem Grund zieht er es vor, sich von einer Richtung zu distanzieren, auf die der überwiegende Teil der Komponisten seiner Generation versessen war. Zu keinem Zeitpunkt war er von dem modernen ‚Opernzeug’ isoliert, er nahm es durchaus zur Kenntnis und war keineswegs abgeneigt, in seinen eigenen Werken solche Techniken später immer dann zu einzusetzen, wenn sie seinen Zwecken entsprachen. Bach hatte eine natürliche Neigung zu ‚opernhaftem’ Ausdruck, zu einer dramatischen und kontrastreichen Gestaltung des musikalischen Ablaufs, was nicht nur in den Passionen zum Ausdruck kommt, sondern auch in so vielen Stücken seiner Kantaten, wie wir im Laufe des Jahres entdeckten; Eigenschaften, an denen vielleicht viele seiner ersten Zuhörer Gefallen fanden und die wir heute schätzen, die jedoch von den Klerikern seiner Zeit missbilligt wurden.

Die Vielfalt und die Abstufungen des dramatischen Ausdrucks sind in Bachs Kantaten so groß, dass man den Eindruck gewinnt, die Dinge seien auf einzigartige Weise ausgedrückt, könnten gar nicht anders ausgedrückt werden. Da ist zum Beispiel BWV 124 „Meinen Jesum lass ich nicht aus seinem zweiten Leipziger Jahrgang.

Äußerlich scheint diese Kantate direkt an BWV 123 Liebster Immanuel anzuschließen, die wir am vergangenen Sonntag in Leipzig aufgeführt hatten: genau die gleiche Anlage, eine einleitende Choralfantasie, ein sechs Sätze umfassendes Libretto, von denen die ersten und letzten Strophen unverändert bleiben (einschließlich der Melodie), während die Texte der von einem anonymen Autor stammenden mittleren Sätze paraphrasiert werden, und Rezitative von ungewöhnlicher Schönheit. Aber da hören die Gemeinsamkeiten schon auf. Bei der Vertonung von Keymanns Choral (1658) wählt Bach einen sanften, fast naiven Tonfall, um die im Text angelegte Ergebenheit zu betonen. Nur im mittleren Satz, einer Arie für Tenor mit Oboe d’amore und Streichern (Nr. 3), öffnet er seinen Vorratsschrank, um zur Schilderung der ‚Furcht’ und des ‚Schreckens’, die den ‚harten Todesschlag’ begleiten, eine Flut dramatischer Wirkungen zu entfesseln: eine im Staccato-Rhythmus pulsierende Basslinie, ein beharrliches viernotiges Trommeln in den hohen Streichern, eine rhythmisch stark punktierte Anlage der Singstimme und in völligem Kontrast dazu eine weit ausgreifende Melodie der Oboe d’amore, das Bekenntnis des Gläubigen ‚Ich lasse meinen Jesum nicht’, was auch immer kommen mag.

Die Choralfantasie, mit der die Kantate in E-dur beginnt, ist im Stil eines Menuetts angelegt, aber in der ungewöhnlichen Abfolge AI–AII–AIII, mit Orchesterritornellen am Anfang, in der Mitte und am Ende. Bach weist der Oboe d’amore eine äußerst virtuose konzertante Rolle zu. In der Weise, wie sich ihre raschen Sechzehntelfiguren in sich selbst einzurollen scheinen, unternehmen sie offenbar den Versuch, uns das mitzuteilen, was jeder Spaziergänger auf dem Land weiß, dass nämlich Kletten die ihm unwillkommene Eigenart besitzen, an der Kleidung zu verharren (der Text spricht von der Pflicht des Christen, ‚klettenweis an ihm – d.h. Jesus – zu kleben’) – so wie sich die drei tiefen Stimmen unisono drei Takte lang bei dem Wort ‚kleben’ an dem H festhaken.

In den Kirchenkantaten zeigt sich nicht zuletzt Bachs Fertigkeit als Komponist von Rezitativen, die häufig sehr viel dramatischer sind als in den Opern seiner Zeitgenossen. Im Bass-Rezitativ (Nr. 4) bildet er in der Continuolinie eine Kette aus sieben aufeinander folgenden Tönen der chromatischen Skala, um die Frage zu betonen: ‚Wird nicht die hart gekränkte Brust / zu einer Wüstenei und Marterhöhle / bei Jesu schmerzlichstem Verlust?’. In scharfem Kontrast dazu ist das folgende Duett in A-dur für Sopran und Alt mit Continuo als Gigue angelegt, deren fröhliche Unbekümmertheit (alle diese Dezimensprünge im Continuo) die Loslösung von allen weltlichen Dingen feiert: ‚Entziehe dich eilends, mein Herze, der Welt’. Der abschließende Choral, die Harmonisierung einer Melodie von Andreas Hammerschmidt (1658), enthält im Continuo eine wiederkehrende drehende Figur, mit der die wesentlichen Wörter des Textes ‚Jesum’, ‚Christus’ und ‚selig’ betont werden. 

Sir John Eliot Gardiner 2010

Aus einem während der Bach Cantata Pilgrimage geschriebenen Tagebuch

Übersetzung: Gudrun Meier

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  Sir Gardiners Kantaten-Beschreibungen für den 1. Weihnachtsfeiertag:

               Link:    h i e r  zum Download als PDF  Gardiner   

  Künstler-Beitrag –  

              Link:   Künstler-Meinungen; Julian Clarkson-Bass

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/ YouTube: BWV  248 – Kantate 6 – WO „Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben“

BWV 248    Kantate 6  Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben  (für Epiphanias)

(Interpret: Gardiner, Monteverdi Choir)

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CD’s –  für   den 1. Sonntag nach Epiphanias
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Link:   CD’s  Bach-Kantaten – SDG 174, Vol. 18
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Cover:
CD’s SDG 174
Vol. 18
CD – zwei –
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Kantaten für den 1. so nach Epiphanias
BWV 32 – Liebster Jesu, mein Verlangen
BWV 124 – Meinen Jesum lass ich nicht
BWV 154 – Mein liebster Jesus ist verloren
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Ich wünsche allen Besuchern einen schönen Sonntag !

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Grüße

Volker

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