TROGEN in der Schweiz, die Bachkantate BWV 79 ‚Gott der Herr ist Sonn‘ und Schild‘
und die AUFGEHENDE SONNE.

Die Sonnenstrahlen am Abend in Trogen (Schweiz)
Solisten:
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‚Haben Sie-, liebe Zuhörer schon mal einen Sonnenaufgang bewusst und mit allen Sinnen erlebt?‘ Das fragte herein in das ausverkaufte Kirchenschiff die schweizerische Schriftstellerin Elisabeth Binder. Ja-, Bach hatte sich auch mit dem Aufgehen der Sonne beschäftigt. In seinem düsteren, engen und vom Lärmen der Thomasschüler umtosten Komponierstübchen in der Thomasschule, muss in seine sieben Sinne die Sonne herein geleuchtet sein.
Seine Musik in der Kantate BWV 79 beweist es. Und so haben auch wir, die andächtigen Bach-Hörer/innen, die Chance, in Bach’s Musik einen SONNENAUFGANG zu erleben.
Das zeichnet nämlich die Aufführungspraxis der Trogener J.S. Bach-Stiftung und seinen monatlichen Kantaten-Konzerten aus. Es werden ganz ungeahnte Querverbindungen entdeckt. Auch der zweite Referent des Konzertabends, der Sprachforscher Dr. Stefan Stirnemann wusste sprachliche, sogar grammatikalische Besonderheiten in der Sprache des Textdichters herauszuarbeiten.
Eindrücklich blieb mir vor allem das kleine Wörtchen ‚bloß ‚ im Bass-Rezitativ (Vgl. Text Nr. 4, letzte Zeile). Auf was bezieht sich dieses ‚bloß‘? Ich will dies Rätsel jetzt nicht weiter vertiefen. Schauen Sie/Ihr mal selber im Text nach und machen Sie sich Gedanken.
Mit seinem sprühenden und teilweise witzigen Elan führte Rudolf Lutz durch die musikalische Genese der Kantate, erspürte Motive und warf den Interpretations-Ball dann wieder dem Schweizer Pfarrer i.R. Karl Graf zu, der theologisch Einiges zu sagen hatte.
Die Solisten hatten mir alle gut gefallen.

Konzert BWV 79 in der Evangelisch Reformierten Kirche in Trogen (Schweiz)
Einen Wermutstropfen muss ich doch noch äußern dürfen.
Der Eingangschor (1) und die beiden so aufbauenden Choräle (3+6) der Reformationskantate waren zu meiner Enttäuschung nur solistisch besetzt. D.h., die Aufführung verzichtete auf den Chor und begnügte sich mit den 4 Solisten, die das nicht bringen können, was eben nur ein mit Sängern und Sängerinnen besetzter Chor kann. Nämlich diese Vielstimmigkeit, diese frischen, noch nicht ’solohaften‘ Stimmen, die eine zahlenmäßig große Schar von Gläubigen repräsentieren und jedem Sangeswilligem zurufen: ‚Du kannst auch singen! Mach mit!‘
Gerade in einer an Luther’s Reformation erinnernden Kantate, ist dies ein Manko. Denn Luther wollte doch, dass alle am ‚Werk des Glaubens‘ mitarbeiten. In seiner Gedenk-Kantate dann auch mitsingen.
Eine nur kleine Entschädigung war es dann, dass wir, die Zuhörer, den Choral Nr.3 singen durften.
Mitwirkende von Links: Miriam Feuersinger (Sopran) Markus Forster (Altus) Leitung: Rudolf Lutz.
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Unterm Strich waren aber Trogen und seine Aufführung von BWV 79 für mich ein Erlebnis, das ich nicht vergessen werde. Wie viele Musiker, Mitarbeiter/innen in Organisation, Technik, Werbung und Empfang und Bewirtung der Gäste, waren an diesem verschneiten Freitag-Abend von Sankt Gallen und Basel u.a. nach Trogen heraufgekommen, um nur für Bach und seine Musik da zu sein?
Mitwirkende von Links: Markus Forster (Altus) Leitung: Rudolf Lutz Daniel Johannsen (Tenor) Matthias Helm (Bass).
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Und als ich abends mit dem ‚Trogen-Bähnchen‘ von dem 1000 Meter hohen Trogen wieder nach Sankt Gallen herunter fuhr, ging gerade blutrot die Sonne hinter den Bergen in Richtung Bodensee unter. Eine Sonne, die von Schneeschauern den ganzen Tag verdeckt war. Eben-, es stimmt:
Bach’s Musik FÄNGT DIE STRAHLEN DER SONNE EIN.
Ihr und Euer
ADAMO
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P.S. Volker/Admin: am 30. April 2017 15:43 h
Ich gehe davon aus, dass Wolfgang gegen dieses Video vom BWV 79 mit dem Thomanerchor keine Einspruch erhebt.
Thomaner J.S.Bach Kantate BWV 79 „Gott der Herr ist Sonn und Schild“ – Festgottesdienst in der Thomaskirche Leipzig am Reformationsfest – 800 Jahre Thomaner am 31. Oktober 2012
Ausführende:
Die Solisten sind
Jakob Wetzig – Alt
Paul Vogel – Sopran
Thomanerchor
Gewandhausorchester Leipzig
Leitung: Georg Christoph Biller
Aufnahme zum Reformationsfest am Mittwoch 31. Oktober 2012 in der Thomaskirche Leipzig.
Link zum Video:
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Hallo Wolfgang!
Diese Rezension spricht mir aus dem Herzen. Du hast sehr lebendig deine Empfindungen zu diesem Konzert uns veranschaulicht. Zusätzlich gefallen mir deine eindrücklichen Fotos vor
dem Konzert und während des Konzeretes.
Die J.S. Bach-Stiftung St. Gallen wird für ihre Aufführungspraxis allseits gelobt, was Du auch in der Rezension vermekt hast. Wo gibt es so etwas, dass eine fundierte Einführung zu dem Werk von J.S. Bach dem Besucher nahe gebracht wird. Ebenso eine Reflexion über das Werk durch eine öffentliche Person, die das Bach-Werk aus seiner Sicht dem Besucher veranschaulicht. Ich bewundere diese Bach-Praxis aus der Schweiz und wünsche ihnen weiterhin viele Besucher und ein großartiges Gelingen.
„Soli Deo Gloria“
Herzliche Grüße an alle Bach-Freunde
Karin Sommer
P.S.
Ich habe mich auf Youtube umgeshen und fand eine vollständige Aufnahme vom BWV 79
„Der Herr ist Sonn` und Schild“
Johann Sebastian Bach: „Gott der Herr ist Sonn und Schild“, cantata BWV 79. Performed on period instruments by Joanne Lunn / William Towers / James Glichrist / Peter Harvey
The Monteverdi Choir
The English Baroque Soloists
John Eliot Gardiner
Link: https://youtu.be/INeKvvSxy0U
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Danke liebe Karin für deinen Kommentar. Ebenso möchte ich meinen Dank an Wolfgang aussprechen, der uns diese Rezension so anschaulich zur Verfügung gestellt hat.
Mir ist eben ein Kommentar von Wolfgang auf Facebook aufgefallen, den ich hier in seinem Namen veröffentliche:
Wolfgang Adam auf Facebook:
Das Rätsel des ‚bloß‘.
Ist ja eigentlich überflüssig, sich mit Grammatik und Kommaregeln der barocken Sprache zu beschäftigen.
Bezieht ‚bloß‘ sich auf die ‚vielen, die noch blind torkelnd unter einem fremden Joch ziehen‘ und Christus gerade nebenbei ganz gut finden und ihn immerhin vermitteln lassen.
Oder:
bezieht sich ‚bloß‘ auf Christus, der ’nackt und bloß‘ an Weihnachten Mensch wurde. Also ganz normal und zunächst ohne erkennbare Göttlichkeit war.
Für den barocken Textausleger war das nicht einfach egal.
Heute streiten wir uns darüber nicht mehr. Jeder darf Christus für sich in sein Leben hereinnehmen, wie er es für richtig hält.
Vgl. Bass Rezitativ Nr.4 letzte Zeile.
Zitat-Ende!
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Nein-, Volker, ich erhebe gegen die chorische Fassung des Eingangschores nie und nimmer einen Einwand.
Nochmal zum Rätsel des ‚bloß‘ Nr.4 letzte Zeile. Eine Hilfestellung gibt Bach uns Bach seiner deklamatorischen Gestaltung. Hört es Euch doch mal an! Ich würde es gerne mit Euch diskutieren. Wolfgang
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Ich habe mir eben gerade noch einmal meine Einladung von der J.S. Bach-Stiftung durchgelesen. Hierin wurde folgender Text angegeben:
Die engen Platzverhältnisse auf der Bühne der Wartburg, wo wir die Kantate ebenfalls aufführen werden, zwangen uns zur Reduktion der Besetzung auf ein Solistenquartett. Da bekanntlich ein Teil der musikhistorischen Literatur (Rifkin et al.) ohnehin für die Minimalbesetzung bei den Vokalisten plädiert, erachten wir diese Lösung für e i n m a l als sinnvoll, vorausgesetzt, Sie singen beim mächtigen, von zwei Hörnern und einer Pauke getragenen Danklied kräftig mit! Wir wissen: Sie können es, und das wird dann auch gleich Ihr persönlicher Beitrag zum Reformationsjahr 2017 gewesen sein. Wir haben die Kantate BWV 79 selbstverständlich dessentwegen in diesem Jahresprogramm platziert.
Somit ist der Grund angeführt worden, warum die Kantate Solistisch gesungen wurde.
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Ich möchte noch einmal eindrücklich darauf hinweisen, dass am Samstag, 6. Mai 2017 die Bachstiftung St. Gallen ein Konzert auf der Wartburg in Eisenach geben wird mit folgendem Programm:
Link:
http://www.wartburg.de/de/veranstaltungen/veranstaltungsplan/veranstaltungsdetails/id-384-wartburgkonzert.html
384. Wartburgkonzert
DEUTSCHLANDRADIO KULTUR
Orchester der J. S. Bach-Stiftung St. Gallen
Leitung: Rudolf Lutz
Solisten:
Miriam Feuersinger, Sopran
Markus Forster, Alt
Daniel Johannsen, Tenor
Matthias Helm, Bass
Plamena Nikitassova, Violine
Andreas Helm, Oboe d’amore
JOHANN SEBASTIAN BACH
Konzert für Violine, Streicher und B.c. a-Moll BWV 1041
Kantate “Gott der Herr ist Sonn’ und Schild“ BWV 79
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Concerto A für Oboe d’ amore, Streicher und Generalbass
rekonstr. aus BWV 1055
RUDOLF LUTZ
Luther-Kantate (UA, Auftragswerk vom Deutschlandfunk an Rudolf Lutz als Urheber)
„
Erhalt uns, Herr, bei Deinem Wort“
Chor & Orchester der J.S. Bach-Stiftung wurden 2006 von Rudolf Lutz gegründet. Das Ensemble besteht aus Berufsmusikerinnen und -musikern aus der Schweiz, Süddeutschland und Österreich, die sich in der historischen Musizierpraxis gut auskennen und diese undogmatisch in den Dienst einer modernen, vitalen Interpretation stellen.
Rudolf Lutz (1951) – der Schweizer Organist, Cembalist war Dozent für Improvisation an der Schola Cantorum Basiliensis und ist heute künstlerischer Leiter der J.S. Bach-Stiftung St. Gallen und damit die Schlüsselfigur eines gigantischen Musikprojektes. Er ist auch als Komponist tätig und hat 2002 für seine St. Galler Ensemble ein vielbeachtetes Weihnachtsoratorium in englischer Art («An English Christmas») geschrieben.
Auf der Wartburg erklingt an diesem Abend seine Lutherkantate „Erhalt uns, Herr, bei Deinem Wort“ als Uraufführung und Auftragswerk.
Mit freundlicher Unterstützung durch das BMW Werk Eisenach
Tickets und Saalplan
FESTSAAL DER WARTBURG
http://www.wartburg.de/de/veranstaltungen/veranstaltungsplan/veranstaltungsdetails/id-384-wartburgkonzert.html
Wann das Konzert im DEUTSCHLANDRADIO KULTUR gesendet wird, ist im Moment mir nicht bekannt. Ich werde es rechtzeitig bekannt geben..!!
Wünsche allen einen schönen 1. Mai und als Wonnemonat mit viel Sonnenschein!!!
Herzliche Grüße
Volker
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