
Stillleben im Braunschweiger Dom im Juni 2016
Liebe Bach-Freunde/innen !
Eine Übersicht der Bach-Kantaten zum aktuellen Sonntag im Kirchenjahr steht zum Download bereit:
Link: Bach-Kantaten im Kirchenjahr – als PDF-Download
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 14.08.2016 begehen wir den 12. Sonntag nach „Trinitatis“
Am 12. Sonntag nach Trinitatis denken wir nach über die Veränderungen,die mit Jesus in diese Welt gekommen sind. Es wird uns deutlich, dass eine neue Zeit angebrochen ist, die aber noch nicht ihre Erfüllung gefunden hat. Darum leben wir in einer Spannung, die uns antreibt, alles zu tun, was dem Kommen des Reiches Gottes dient.
Am 12. Sonntag nach Trinitatis hören wir die Geschichten von der Heilung eines Taubstummen und von der Bekehrung des Paulus. Beides macht uns deutlich, dass mit dem Kommen Jesu eine grundlegende Verwandlung geschehen ist, deren Früchte wir aber nur begrenzt erfahren; denn der Tag, an dem der Herr kommen und alles ans Licht bringen wird, ist noch nicht angebrochen. Solange wir auf diesen Tag warten, bauen wir aber mit am Reich Gottes mit den Gaben, die Gott uns gegeben hat.
Wochenspruch:
Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.(Jes 42, 3)
Wochenlied:
„Nun lob mein Seel den Herren“ (EG 289)
YouTube – Musikvideo zum Wochenlied
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(Textauszüge: © Martin Senftleben)
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Bach-Kantaten für den “ 12. Sonntag nach Trinitatis “
BWV 35 – „Geist und Seele wird verwirret“
BWV 69a – „Lobe den Herren, meine Seele„
BWV 137 – „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren„
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R a d i o – Sender in Deutschland mit Bach-Kantaten:
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WDR3 – Klassik
Sendung: 07:05 bis 08:30 Uhr
WDR3 – Livestream-Link:
http://www.wdr.de/wdrlive/wdrplayer/wdr3player.html
Allgemein-Link:
Programm: Link:
http://www.wdr.de/programmvorschau/wdr3/uebersicht/
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WDR3 – Auszüge aus dem Programm:
Geistliche Musik – Sonntag: 07:05 bis 08:30 Uhr
BWV 69a “Lobe den Herrn, meine Seele,„
Kantate zum 12. Sonntag nach Trinitatis
Yukari Nonoshita, Sopran; Yoshie Hida, Sopran; Sollek-Avella, Alt;
Robin Blaze, Countertenor; Gerd Türk, Tenor
Makoto Sakurada, Tenor; Peter Kooij, Bass
Leitung: Masaaki Suzuki
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NDRkultur
Sonntag: 08:03 – 08:40 Uhr
Livestream –Link:
http://www.ndr.de/ndrkultur/programm/livestream243.html
Programm-Link:
http://www.ndr.de/ndrkultur/programm/index.html
Archiv zum Nachhören:
http://www.ndr.de/ndrkultur/programm/zum_nachhoeren/ndr2234.html
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NDRkultur – Kantate
Sendung Sonntag: 08:03 – 08:40 Uhr
Johann Sebastian Bach
BWV 35 “Geist und Seele wird verwirret, ”
Claude Eichberger, Alt / Norbert Zeilberger, Orgel
Orchester der Johann Sebastian Bach-Stiftung St. Gallen
Cembalo und Leitung: Rudolf Lutz
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HR2 – Kultur
Sendung: 06:05 – 07:30 Uhr
Programm:
http://www.hr-online.de/website/radio/hr2/kalender3758.jsp?rubrik=3758
Livestream:
http://www.hr-online.de/website/static/streaming_popup/mp3streamer.jsp?client=hr2
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HR2 – Kultur
Geistliche Musik – Auszug aus dem Programm:
Sendung: Sonntag 06:05 – 07:30 Uhr
Kantate: ca. ab 07:10 Uhr
Johann Sebastian Bach
BWV 137 “Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren,”
Johannette Zomer, Sopran / Christoph Prégardien, Tenor
Klaus Mertens, Bass
Amsterdam Baroque Choir and Orchestra
Leitung: Ton Koopman
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SR2-Radio Saarbrücken (Klassik-Radio)
Programm:
http://www.sr.de/sr/sr2//station106~week.html;jsessionid=BB206B8BE43558076CF9D56CD9C9D460
Webradio:
http://www.sr-online.de/sr2/351/5305.html
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SR2-Radio Saarbrücken (Klassik-Radio)
Auszüge aus dem Programm:.
Sonntag 08:04 – 09:00 Uhr
Bach-Kantate
BWV 137 “Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren”
Kantate zum 12. Sonntag nach Trinitatis
Maria Theresia Meier, Sopran; Margot Oitzinger, Mezzosopran
Max Ciolek, Tenor; Ekkehard Abele, Bass
Vokalconsort & Ensemble Parlando
Leitung: Rainer Oster
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SWR2 (Kulturradio)
Sendung: 08:03 bis 08:30 Uhr
Programm:
http://www.swr.de/swr2/programm/-/id=661104/1rcmvqp/index.html
Webradio:
http://www.swr.de/swr2/-/id=7576/nid=7576/did=1586900/pv=mplayer/10idhq8/index.html
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SWR2 – Auszüge aus dem Programm:
Geistliche Musik am Sonntag um 08:03 bis 08:30 Uhr
SWR2 – Kantate
Johann Sebastian Bach
BWV 137 “Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren ”
Edith Mathis (Sopran) Julia Hamari (Alt)
Peter Schreier (Tenor) Dietrich Fischer-Dieskau (Bariton)
Münchner Bach-Chor und Münchener Bach-Orchester
Leitung: Karl Richter
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RBB Kulturradio
Sendung Sonntag: 09:30 bis 10:00 Uhr
Programm:
http://www.kulturradio.de/programm/index.html
Livestream
http://www.kulturradio.de/livestream/index.html
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rbb-kulturradio
Auszüge aus dem Programm:
Sendung Sonntag von 09:30 bis 10:00 Uhr
Johann Sebastian Bach
BWV 137 “Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren”
Ratswahlkantate, zugleich auch Kantate am 12. Sonntag nach Trinitatis
Arleen Augér, Sopran / Ortrun Wenkel, Alt
Peter Schreier, Tenor / Theo Adam, Bass
Neues Bachisches Collegium / musicum zu Leipzig
Leitung: Hans-Joachim Rotzsch
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MDR – Kultur
Sendung: Sonntag: 06:30 bis 07:00 Uhr
Programm:
http://www.mdr.de/kultur/radio-tv/radio/startseite-figaro–100.html
MDR-Kultur Live:
http://www.mdr.de/kultur/radio-tv/radio/index.html
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MDR – Kultur
Auszüge aus dem Programm:
Sendezeit: Sonntag um 06:30 bis 07:00 Uhr
06:30 Uhr Kantate
Johann Sebastian Bach
BWV 35 „Geist und Seele wird verwirret“
Claude Eichenberger, Alt / Norbert Zeilberger, Orgel
Orchester der J. S. Bach-Stiftung, St. Gallen
Leitung: Rudolf Lutz
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Bayern-Klassik
Sendung Sonntag: 08:05 bis 08:30 Uhr
Programm:
Live-Stream:
(Es ist zu empfehlen, den VLC Media Player, den man kostenlos aus dem Internet herunterladen kann – zu benutzen!)
http://www.br.de/radio/br-klassik/index.html
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Bayern-Klassik
Auszüge aus dem Programm:
Sonntag um 08:05 Uhr bis 08:40 Uhr
Johann Sebastian Bach
BWV 35 „Geist und Seele wird verwirret“
Claude Eichenberger, Alt / Norbert Zeilberger, Orgel
Orchester der J. S. Bach-Stiftung, St. Gallen
Leitung: Rudolf Lutz
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Deutschlandfunk
Sendung Sonntag: 06:10 Uhr bis 07:00 Uhr
Programm:
http://www.deutschlandfunk.de/programmvorschau.281.de.html?cal:month=5&drbm:date=06.07.2016
PODCAST:
http://www.deutschlandradio.de/podcasts.226.de.html
Live-Stream:
http://www.deutschlandfunk.de/unsere-live-streams.2396.de.html
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Deutschlandfunk
Auszüge aus dem Programm:
Sendung Sonntag: 06:10 Uhr bis 07:00 Uhr
Johann Sebastian Bach
Kantate BWV 137 „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“
Katharine Fuge, Sopran; Robin Tyson, Countertenor;
Christoph Genz, Tenor
Monteverdi Choir / English Baroque Soloists
Leitung: John Eliot Gardiner
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Domradio Köln
Sendung: „Cantica“ Sonntag um 06:30 Uhr bis 07:00 Uhr
Wiederholung: Sonntag um 23:00 – 23:30 Uhr
Programm:
http://www.domradio.de/radio/programmschema
Web-Radio:
http://www.domradio.de/web-radio
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Domradio Köln
Sendung: „Cantica“ am Sonntag 06:30 Uhr bis 07:00 Uhr
Wiederholung: um 23:00 – 23:30 Uhr
Marc-Antoine Charpentier (1649-1704)
„Missa Assumpta est Maria“
Französische Barockmusik zu Maria Himmelfahrt
Marc-Antoine Charpentier komponierte am Ende des 17. Jahrhunderts diese Messvertonung – das Werk verzaubert vor allem mit zurückhaltenden Klängen und betörenden Melodien.
Anlass war wohl das Hochfest Maria Himmelfahrt am 15. August. Der Titel der Messe „Assumpta est Maria“ – zu deutsch etwa: „Maria ist aufgenommen in den Himmel“ stammt aus den Texten, die die Liturgie für die Eucharistiefeier an diesem Tag vorsieht.
Sehr umfangreich besetzt ist die Missa Assumpta est Maria. Charpentier sieht 8 Gesangssolisten, sechsstimmigen Chor und Orchester vor. Die Messe steht für die Vollendung der französischen geistlichen Musik der Zeit.
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ERF – Plus (Evang. – Rundfunksender)
Sendung: Sonntag Bach-Kantate
Die Sonntagskantaten des Thomaskantors gespielt und erklärt.
Sonntag, 11:00 Uhr
Tages-Programm:
Livestream:
http://www.erf.de/livestream?radio=erfplus
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ERF – Plus (Evang. – Rundfunksender)
Sonntag, 11:00 Uhr
Johann Sebastian Bach
Kantate BWV 35 „Geist und Seele wird verwirret“
zum 12. Sonntag nach Trinitatis
in der Aufnahme der J.S. Bach-Stiftung St. Gallen.
Solisten sind Claude Eichberger (Alt) und Norbert Zeilberger (Orgel),
Rudolf Lutz leitet das Orchester der J.S.Bach-Stiftung.
Im Anschluss daran erklingt das Wochenlied „Nun lob, mein Seel, den Herren“ – in Sätzen von Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach. Interpreten sind der Stuttgarter Kammerchor, der Organist Martin Frey und das Ensemble „Musicalische Compagney“.
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Videos:
mit Bach-Kantaten für den 12. Sonntag nach Trinitatis
BWV 35 – „Geist und Seele wird verwirret“
BWV 69a – „Lobe den Herren, meine Seele“
BWV 137 – „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren„
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/ YouTube: BW 35 – “Geist und Seele wird verwirret“ (Interpret: Herreweghe )
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/YouTube: BWV 69 – Zur Ratswahl – “Lobe den Herren, meine Seele„ – (Interpret: Koopman)
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/YouTube: Kantate – BWV 69a – “Lobe den Herren, meine Seele„ – (Interpret: Koopman)
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/YouTube: BWV 137 – ”Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren„
(Interpret: Koopman)
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In loser Reihenfolge stelle ich bemerkenswerte Werke
von J.S. Bach sowie aus der Bach-Familie – u.a. Barock-Komponisten vor..!!
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Gottfried Heinrich Bach, (1724-1763)
ältester Sohn von Johann Sebastian Bach und seiner zweiten Frau Anna Magdalena litt unter einer Nervenkrankheit, die von den Zeitgenossen leider nur als eine nicht näher bestimmte geistige Behinderung beschrieben wurde. Er starb 1763 im Alter von nur 39 Jahren.
Gottfried Heinrich Bach (* 26. Februar 1724 in Leipzig; † 12. Februar 1763 in Naumburg) war der erstgeborene Sohn aus der zweiten Ehe Johann Sebastian Bachs mit Anna Magdalena geb. Wilcke. Er war geistig behindert und lebte nach dem Tod seines Vaters bei seiner Schwester Elisabeth und seinem Schwager Johann Christoph Altnikol. Möglicherweise stammt von ihm ein kleines Klavierstück sowie die Melodie der
Aria ·”So oft ich meine Tobackspfeife” aus dem Klavierbüchlein für Anna Magdalena Bach.
Erwähnt wird er auch in der Chronik der Bach-Familie, die Johann Sebastian Bach verfasst hatte: „…inclinirt gleichfalls zur Musik, inspecie zum Clavier.“ Carl Philipp Emanuel Bach ergänzt: „War ein großes Genie, welches aber nicht entwickelt wurde.“
Video:
Sooft ich meine Tobackspfeife,
Mit gutem Knaster angefüllt,
Zur Lust und Zeitvertreib ergreife,
So gibt sie mir ein Trauerbild –
Und füget diese Lehre bei,
Dass ich derselben ähnlich sei.
Die Pfeife pflegt man nicht zu färben,
Sie bleibet weiß. Also der Schluss,
Dass ich auch dermaleinst im Sterben
Dem Leibe nach erblassen muss.
Im Grabe wird der Körper auch
So schwarz wie sie nach langem Brauch.
Ich kann bei so gestalten Sachen
Mir bei dem Toback jederzeit
Erbauliche Gedanken machen.
Drum schmauch ich voll Zufriedenheit
Zu Land, zu Wasser und zu Haus
Mein Pfeifchen stets in Andacht aus.
Klaus Mertens, baritone
Ton Koopman, harpsichord
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Sir John Eliot Gardiner – Kantaten-Beschreibungen
Kantaten für den 12. Sonntag nach Trinitatis
Jakobskirche, Köthen am 10. September 2000
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Kantate für den 12. Sonntag nach Trinitatis
Kantaten-Beschreibung: “Lobe den Herrn, meine Seele“ – BWV 69 a
Als Bach 1717 in Köthen ankam, um als Kapellmeister und ‚Director derer Cammer-Musiquen’ in den Dienst des jungen Fürsten Leopold zu treten, dürfte ihm klar gewesen sein, was man von ihm erwarten würde und dass er keine neue Kirchenmusik zu liefern hätte. Fürst Leopold war, wie sein Vater vor ihm, streng reformierten Glaubens, und die in der Jakobskirche, der am Marktplatz gelegenen Hauptkirche der Stadt, praktizierte kalvinistische Liturgie bot – bis auf ganz besondere Gelegenheiten – keinen Platz für figurierte Musik. Als wir das herrliche spätgotische Bauwerk betraten, um dort zu proben, versuchte ich mir vorzustellen, wie diese Kirche im März 1729 ausgesehen haben mochte, ‚schön erleuchtet, doch ganz mit Schwarz ausgeschlagen’, als Leopold zu später Stunde in der Fürstengruft beigesetzt wurde.
War Bach unbehaglich zumute, oder fühlte er sich gar ein bisschen bestätigt, als er, diesmal mit Anna Magdalena und seinem ältesten Sohn Friedemann an seiner Seite, seinem geliebten ehemaligen Dienstherrn die letzte Ehre erwies? Während seiner fünfeinhalbjährigen Amtszeit war ihm und seiner Familie, ebenso wie Leopolds verwitweter Mutter, der Gottesdienstbesuch nur in der lutherischen Agnuskirche gestattet gewesen, und zwischen den Pfarrern der beiden Kirchen bestand offene Feindschaft, wie er es in Mühlhausen erlebt hatte, als er Anfang zwanzig war. Ungefähr sechs Jahre nach seiner Abreise nach Leipzig kehrte nun Bach mit einem umfangreichen Werk zurück, das Arien und Chöre aus der Trauerode BWV 198 und der Matthäus-Passion parodierte. Für die Trauergemeinde und die aus Leipzig, Halle und verschiedenen Nachbarstädten aufgebotenen Musiker muss das Erleben dieser Musik im Rahmen einer neuen Trauerfeier außerordentlich bewegend gewesen sein.
Wir hingegen waren mit einer Rarität nach Köthen gekommen – einem der fröhlichsten Programme der ganzen Trinitatiszeit. Nach so vielen Wochen voller Feuer und Schwefel, furchteinflößenden Warnungen vor teuflischen Verführungen, Doppelzüngigkeit, falschen Propheten und ähnlich schrecklichen Dingen war es eine Wohltat, heiteren, festlichen Stücken zu begegnen, das eine mit obligater Orgel und zwei mit Pauken und Trompeten, Instrumente, die für Bach zum Talisman geworden waren. Die Sorge, diese Pauken-und-Trompeten-Eingangschöre in C- oder D-dur könnten recht formelhaft oder ewig gleich wirken, ist unbegründet: Sie weisen in Stimmung, Textur und Affekt subtile Unterschiede auf.
Der Eingangschor von BWV 69a “Lobe den Herrn, meine Seele”, später für die Ratswahl umgearbeitet, ist eine freie Komposition erhabenster Größe. Bach jubiliert und frohlockt, er zieht aus den Farbkontrasten zwischen den drei Instrumentengruppen in seinem Orchester (Blechbläser, Holzbläser und Streicher) und den Unterteilungen innerhalb jeder Gruppe den größten Nutzen. Das Markenzeichen dieser Fantasie ist die Art, wie zwei harmlos klingende Takte mit trillerartig aufsteigendem Figuren einem frohlockenden, zwerchfellerschüttenden Motiv aus zwei kurzen Noten weichen, die auf der zweiten Zählzeit aufeinanderfolgender 3/4-Takte wiederholt werden – euphorisch, bukolisch, doch dem Text aus Psalm 103 durchaus angemessen: ‚Lobe den Herrn, meine Seele’. Ein solcher Chor lässt erkennen, wie unscharf die Trennung ist (wenn sie überhaupt existiert) zwischen Bachs geistlicher Festmusik und seiner Musik für weltliche Feiern – den Geburtstagsoden oder auch den Quodlibets, die seine Familie bei ihren jährlichen Zusammenkünften sang.
Der Hauptteil des Chorfugatos beginnt mit einer kreiselnden Variante der trillerartigen Eröffnung, die sich zu einer lyrischen Schlusswendung glättet. Der zweite Teil ist insgesamt lyrischer, enthält längere Noten mit Vorhalten und verweist voller Pathos auf die Worte ‚Vergiss nicht’. Doch wie vorauszusehen ist, wird das Beste erst noch kommen: Bach führt die beiden Fugen zusammen, und die Musik feuert plötzlich aus allen Rohren. Die erste Trompete schmettert das erste Fugenthema, fast wie eine Generalprobe für den widersinnigen Lick, der in den letzten sieben Takten von ‚Cum sancto Spirito’ aus der h-moll-Messe auftaucht, über Fanfareneinwürfe der tiefen Blechbläser und ein aufstrebendes Thema für Sopran- und Tenorstimmen gelagert und mit der Garantie, wie nur Bach sie zu liefern vermag, dass alle Emotionen angesprochen werden, dass allein ihre Begeisterung, ihr rhythmischer Schwung die Stimmung hebt. Keine Segmentierung der Bauelemente in der Verarbeitung dieser Fuge – alle führen auf Motive zurück, die im Orchestervorspiel und in der Verteilung auf die verschiedenen Gruppen (Chor und dreigeteiltes Orchester) zum ersten Mal zu hören waren – vermag Bachs Erfindungsgabe, seine Art, dem Hörer ständig neue Überraschungen zu bieten und doch alle Bauelemente nahtlos ineinander zu verweben, auch nur ansatzweise zu bestimmen, geschweige denn auf das Wesentliche zu reduzieren.
Wer auch immer Bach den Text zu dieser Kantate geliefert haben mag, er übernahm, mit geringfügigen Änderungen, einen Text für diesen Sonntag, den Johann Knauer drei Jahre zuvor in Gotha veröffentlicht hatte. Dieser verwendet Markus’ Bericht, wie Jesus einen Taubstummen heilt, als Metapher für Gottes ‚Hut und Wacht’ und liefert dem Psalmisten den Vorwand, zum Lobpreis Gottes aufzurufen. Die Verweise auf das Wunder sind zahlreich; ‚Ach, dass ich tausend Zungen hätte… zu Gottes Lob…’ im Eingangsrezitativ des Soprans, die Verwendung des Wortes ‚hephata’ (aramäisch für ‚öffne dich’), mit dem Jesus den Tauben geheilt hat, im Alt- Rezitativ (Nr. 4), und eine Verknüpfung zwischen dem Wunder und dem Psalmtext, ‚alsdenn singt mein Mund mit Freuden’, in der Bass-Arie (Nr. 5).
Diese weist, wie zuvor die Tenor-Arie, einen Dreiertakt auf, erstere eindrucksvoll in der Verflechtung klanglich differenzierter Holzblasinstrumente (Blockflöte, Oboe da caccia und Fagott), letztere in der Natürlichkeit der Textausdeutung. Wenn man die ersten beiden Zeilen, ‚Mein Erlöser und Erhalter, nimm mich stets in Hut und Wacht’, laut spricht, wird man sofort verstehen, warum sich Bach für einen schwungvollen 3/4- oder 9/8-Takt entschieden hat, dessen rhythmisches Muster der Sarabande mit ihren punktierten französischen Rhythmen entspricht: triolisierte Melismen über einem langsamen chromatischen Abstieg im Continuo bei dem Gebet ‚Steh mir bei in Kreuz und Leiden’, blumiger Überschwang bei dem Versprechen ‚alsdenn singt mein Mund mit Freuden’. Diese Gegensätze rhythmischer Deklamation und Stimmung unterstreicht Bach, wie es gar nicht seine Art ist und sehr ausgiebig, mit akribischen Angaben zur Dynamik im Solopart der Oboe und den begleitenden Streichern, von forte über poco forte bis piano und pianissimo, die alle dazu dienen, die Stimmen deutlich herauszuarbeiten und die Ausdrucksbewegung dieser herrlichen Arie genau festzulegen. Der abschließende Choral stammt aus der Weimarer Kantate BWV 12 Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen, verzichtet jedoch merkwürdigerweise auf ihre ausdrucksvolle Oberstimme.
© John Eliot Gardiner 2007
Aus einem während der Bach Cantata Pilgrimage geschriebenen Tagebuch
Übersetzung: Gudrun Meier
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Kantaten-Beschreibungen von„Sir John Eliot Gardiner“
ist als PDF-Download nachstehend hinterlegt !
Sir GardinersKantaten-Beschreibungenzum “12. und 13. Sonntag nach Trinitatis”
Gardiner Reisetagebuch SDG 134 zum Download als PDF
Künstler-Beitrag: Valerie Botwright, Kontrabass – zum Download als PDF
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.CDs – Bach-Kantaten: für den 11. Sonntag nach Trinitatis
veröffentlicht von der DGG (Deutsche Gramophon Gesellschaft)
Link: Inhalt eine CD
BWV 113 – “Herr Jesu Christ, du höchstes Gut”
BWV 179 – ”Sieh zu, dass deine Gottesfurcht nicht Heuchelei sei”
BWV 199 – “Mein Herze schwimmt in Blut”
Link zur CD-Bestellung der DGG
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CDs – Bach-Kantaten: für den 12. und 13. Sonntag nach Trinitatis”
Cover: SDG 134 – Vol. 6
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CD-Bestellung zum Link: CD Bach-Kantaten – SDG 134 – Vol. 6
Aufführungsorte:
Kantaten für den “12. und 13. Sonntag nach Trinitatis”
Jakobskirche, Köthen am 10. September 2000
Dreikönigskirche, Frankfurt am 17. September 2000
CD – e i n s – Inhalte:
Kantaten für den “12. Sonntag nach Trinitatis”
Gardiner Pilgrimage CD – SDG 134 – Vol. 6 – CD 1
BWV 69 a “Lobe den Herrn, meine Seele“
Gardiner Pilgrimage CD – SDG 134 – Vol. 6 – CD 1
BWV 137 “Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren“
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CD – z w e i – Inhalte:
Kantaten für den “13. Sonntag nach Trinitatis”
BWV 33 – “Allein zu dir, Herr Jesu Christ”
Gardiner Pilgrimage CD 134 Vol. 6 – CD 2
BWV 77 – “Du sollst Gott, deinen Herren, lieben”
Gardiner Pilgrimage CD 134 Vol. 6 – CD 2
BWV 164 – “Ihr, die ihr euch von Christo nennt”
Gardiner Pilgrimage CD 134 Vol. 6 – CD 2
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Bachfest Leipzig 2017 vom 09.06 – 18.06.2017
“EIN SCHÖN NEW LIED” – MUSIK UND REFORMATION
Das Bachfest 2017 steht unter dem Motto ““EIN SCHÖN NEW LIED” – MUSIK UND REFORMATION Martin Luther sah in „Frau Musica“ eine göttliche Kunst, da sie den Teufeln zuwider sei. Entsprechend stellte er die Musik in eine Reihe mit der Theologie, erhob das deutschsprachige geistliche Lied zu einem festen Bestandteil des reformatorischen Programms und hielt ließ es Eingang in den Gottesdienst finden. Häufig als „schöne newe Lieder“ betitelt, verbreitete sich das neue reformatorische Liedrepertoire rasant….
Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2017 beginnt 14. Oktober 2016.
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Programm zum Download als PDF
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S i t z p l ä n e der Leipziger Kirchen als PDF:
Sitzplan der Thomaskirche Leipzig als PDF zum Download
Sitzplan der Nikolaikirche Leipzig als PDF zum Download
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Kartenvorbestellungen:
über Ticket-Online
oder
für die Konzerte innerhalb des Bachfestes
Telefonische Kartenbestellung:
Mo–Fr: 8–21 Uhr, Sa: 8–20 Uhr, So: 10–20 Uhr
Aus Deutschland: 0 18 06-56 20 30
(0,20 € pro Anruf aus den dt. Festnetzen, max. 0,60 € pro Anruf aus den dt. Mobilfunknetzen)
Aus dem Ausland: +49 -3871-2 11 41 91
(lokale Tarife) – See more at:
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V i d e o – vom Thomanerchor
BWV 137 – “Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“
Bass; Hans Hamptmann; Günther Ramin, conductor (1940/1956)
Günther Ramin is both a musical and historical legend in Germany today. His tenure as Cantor of Bach’s „old church“, St Thomas‘ Leipzig, from 1940 to 1956, spanned one of the most difficult periods in Germany’s recent history, to which Ramin responded with musicianship, enthusiasm, conviction, loyalty and persistence. His 100th birthday anniversary on October 15th 1998 was celebrated „officially“ by the special issue of a large 3 DM stamp depicting Ramin conducting the Thomanerchor; the occasion also provided an appropriate opportunity for historical, political and musical reminiscences.
In mild October sun a gathering of old friends and ex-Thomanerchor singers gathered at Ramin’s Leipzig graveside to hear the Thomanerchor under its new conductor Georg Christoph Biller sing Ramin’s own youthful composition: the motet „Out of Zion breaks the wondrous light of God“.
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Auf YouTube veröffentlichte Videos der
Rudolf Lutz – Dirigent und musikalischer Leiter der J.S. Bach-Stiftung St. Gallen)
J.S. Bach Cantata BWV 33 „Allein zu Dir, Herr Jesu Christ“
Kantate BWV 33 zum dreizehnten Sonntag nach Trinitatis für Alt, Tenor und Bass, Vokalensemble, Oboe I + II, Fagott, Streicher und Basso Continuo.
Solisten:
Ruth Sandhoff (Alt)
Musikalischer Leiter: Rudolf Lutz
Die DVD enthält die Filmaufnahmen der kompletten Kantate, den Einführungsworkshop sowie die Reflexion des Referenten. Zudem beinhaltet die DVD das Filmportrait der J. S. Bach-Stiftung.
Die DVD mit der gesamten Kantate ist erhältlich im Bach-Shop
Link: http://www.bachstiftung.ch/shop/allein-zu-dir-herr-jesu-christ-bwv-33-dvd.html
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YouTube – Video
BWV 33 – J. S. Bach Cantata – „Allein zu Dir, Herr Jesu Christ“
Dritter Satz BWV 33 (aria alto, Solist: Ruth Sandhoff )
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Jede Kantatenaufführung der J. S. Bach-Stiftung wird mit einer dreiviertelstündigen Werkeinführung („Workshop“) eingeleitet. Der musikalische Leiter der J. S. Bach-Stiftung gestaltet die Einführung zusammen mit dem Theologen Karl Graf. Dieses Video zeigt die Einführung zur Kantate BWV 180 („Schmücke dich, o liebe Seele“). Die Live-Aufzeichnung der Kantate, der Werkeinführung sowie der Reflexion ist als DVD hier erhältlich:
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Link: mp3 – herunterladen –
J.S. Bach-Stiftung – bei
Amazon – mit Hörproben
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Link zum Bach-Shop:
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DVD’s der Johann Sebastian Bach-Stiftung St. Gallen
Bezugsquelle: –
Link : bei j p c
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(Bach-Projekt in Holland)
Niederlanden Bachgesellschaft, Leitung: Jos van Veldhofen
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Neu J. S. Bach – BWV 588 Orglewerk „Canzona d-moll“
vom 12.08.2016
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Info: über das Orgelwerk BWV 588 „Canzona d-moll“
1. Canzona – BWV 588
Verallgemeinernd gesagt und von den Ursprüngen und Vorformen abgesehen, handelt es sich bei der Canzona um einen instrumentalen Formtypus aus der ersten Zeit des 17. Jahrhunderts, in dem ein Thema imitatorisch-fugenhaft zunächst in geradem (4/2-)Takt, sodann – mehr oder weniger stark umgeformt – im ungeraden (3/2-)Takt durchgeführt wird. Eine abschließende Rückkehr in den geraden Takt ist möglich, liegt bei der Bachschen Canzona aber nicht vor.
Das Thema der Canzona lautet in seiner ersten Form (zurTaktvorzeichnung der Canzona siehe Abschnitt 2)
Schon beim zweiten Themeneinsatz gesellt sich – ganz nach Art der italienischen Vorbilder (und nicht “echt bachisch”, wieKeller behauptet!) ein chromatischer, im weiteren Verlauf des Stückes beibehaltener Kontrapunkt dazu:
Für die Durchführung im Dreiertakt wird das Thema reizvoll umgewandelt:
Der chromatische Kontrapunkt ist schon beim ersten Einsatz wieder mit dabei:
Die “Canzona” wird oft als “Studienarbeit” bezeichnet, weil Bach sich in Form, Setzweise und Diktion an die alten Muster hält. Damit kommt etwas Abwertendes in die Betrachtung des Stückes hinein, und es sei deshalb betont, daß die Canzona – auch ohne eine Emanation Bachschen Personalstils zu sein – ein reizvoll lebendiges und plastisches Stück Musik von hoher Qualität ist, dem es zukäme, nicht nur als Studier- und Übungsstück Bachs wie heutiger Organisten angesehen zu werden. Interessant ist auch allemal, wie weit Bach gerade in diesem Stück Tonfall und Machart der alten Kompositionsweise zu treffen verstand.
2. Allabreve
Der Titel bezieht sich auf die Taktnotierung und Zählweise dieses Satzstils. Der alte 4/2-Takt des klassisch-vokalpolyphonen Stilmusters war später im Interesse größerer Übersichtlichkeit in zwei 2/2-Takte unterteilt worden. Es ergab sich das Notenbild eines 4/4-Taktes, der aber “alla breve”, also nur mit zwei Halbeschlägen gezählt wurde und dadurch eine besondere metrisch-rhythmische Qualität gewann. Wie eingangs gesagt, orientiert sich das Allabreve in Thematik und Linienführung mehr am Vokalen und ist als Musiziertypus zeitgenössischer als die Canzona (man denke an entsprechende Sätze in den Concerti Grossi der Corellizeit und Händels).
Das Thema – dem in der Regel ein beibehaltener Kontrapunkt hinzugefügt ist – lautet:
Ab Takt 43 erscheint es auch – in unterschiedlicher Verzahnung – in Engführungen. Die mit fast 200 Takten sehr lang ausgefallene Komposition erfährt durch das abschnittsweise Aussetzen der Pedalstimme, die jeweils zu tonartlich-funktionsharmonischen Angelpunkten führt (D-Fis-h-e-A-D), ihre Gliederung, so unablässig die Musik auch dahinzuströmen scheint. Trotz der im Vergleich zur Canzona mehr akademisch-studienhaften Machart ist an zahllosen Details die versierte “Findigkeit” des meisterlichen Kontrapunktikers Bachs ablesbar. Als Registrierung ist “Pro Organo Pleno” verlangt; daß Bach sich solche Stücke im “alten Stil” stets so registriert dachte, geht aus der gleichlautenden Vorschrift für die in ihrem ersten Teil ebenso komponierte Es-Dur-Fuge (BWV 552) hervor.
Weitere Orgelwerke, in denen Bach die historische Tonsprache von Canzona und Allabreve, bald in mehr vokaler, bald mehr instrumentaler Ausprägung aufgreift, sind die d-moll-Fuge aus BWV 538, die F-Dur-Fuge aus BWV 540 und – in genial individualisierender Weiterentwicklung – der fünfstimmige Mittelteil der G-Dur-Fantasie (Pièce d’Orgue) BWV 572, ebenso die Fugen F- und Fis-Dur (BWV Anh. 42 u. 97, NBA IV/11). Obgleich auch von anderen Einflüssen und Elementen geprägt, zählen auch die Fugen c-moll (BWV 546, Eingangsteil), f-moll (BWV 534), schließlich der dritte Satz der c-moll-Triosonate BWV 526 (1. Thema ff.) in diesen Bereich.
Video: über das Orgelwerk BWV 588 Canzona d-moll
Zum Anhören in das Foto oder diesen Text klicken..!!
Info über das Orgelwerk BWV 903 „Fantasie und Fuge d-Moll“
Die Chromatische Fantasie und Fuge in d-Moll (BWV 903) ist ein Werk für Cembalo bzw. Klavier von Johann Sebastian Bach. Als Entstehungszeit wird Bachs Zeit in Köthen (1717–1723) vermutet. Das Stück gehört zu Bachs bedeutenden Kompositionen und galt schon zu seiner Zeit als einzigartiges Meisterwerk.
Ein Autograph dieses Werkes ist nicht bekannt. Wegen des improvisatorischen, expressiven und alle Tonarten einbeziehenden Stils der Komposition weistWalther Siegmund-Schultze sie der Zeit der „gärenden Köthener Umbruchswerke“ zu.
Es existieren mindestens 16 verschiedene handschriftliche Kopien des Notentextes, darunter fünf aus Bachs Lebzeiten. Die älteste Kopie umfasst nur eine frühe, zwei Takte kürzere Variante der Fantasie, stammt von dem Bach-Schüler Johann Tobias Krebs und entstand nach 1717, also nahe an der Entstehungszeit. Zwei weitere Kopien entstanden um 1730 und umfassen auch die Fuge; als Notatoren vermutet werden Gottfried Grünewald oder Christoph Graupner. Eine Kopie des Doppelwerkes stammt von Johann Friedrich Agricola und entstand zwischen 1738 und 1740. Auf ihr beruht eine ab 1750 entstandene Kopie der Fantasie von Johann Gottfried Müthel und eine Gesamtkopie von Johann Nikolaus Forkel (1800).
Auf diesen beiden Handschriften beruhen die ersten Druckausgaben des Werkes von Franz Anton Hoffmeister (1802) und Friedrich Konrad Griepenkerl (1819). Wegen der starken Abweichungen in Details, die sich nicht auf eine gemeinsame Grundform zurückführen lassen, wird angenommen, dass Bach selbst verschiedene Varianten des Werks notiert und in Umlauf gebracht hat.
Die Fantasie beginnt als Toccata mit schnellen, auf und ab wogenden Läufen in Zweiunddreißigsteln sowie gebrochenen Akkorden in Sechzehnteltriolen, bei denen oft verminderte Septakkorde im Halbtonabstand aneinandergereiht werden. Der zweite Teil ist eine Folge von sehr frei und weit modulierenden ruhig schreitenden Akkorden, die schon in den ältesten Abschriften mit „Arpeggio“ überschrieben sind, also eine gebrochene Ausführung verlangen. Der dritte Teil ist mit „Rezitativ“ überschrieben und enthält eine mit vielen verschiedenen Verzierungen angereicherte, stark expressive Melodienführung. In diesem Teil finden sich auffällige enharmonische Verwechslungen, die die wohltemperierte Stimmung der Tasteninstrumente zu Bachs Köthener Zeit voraussetzen. Das Rezitativ geht in eine Schlusspassage chromatisch absinkender verminderter Septakkorde über dem Orgelpunkt D über.
Das Thema der Fuge beginnt mit einer in Halbtonschritten aufsteigenden Linie von a nach c, hier also von der Terz zur Quinte der zu d-Moll parallelen Dur-Tonart F-Dur, schwenkt von dort mit einer erneuten chromatisch von e bis g aufsteigenden Linie nach g-moll über und moduliert von dort zurück zur Haupttonart d-moll:
Aus den charakteristischen chromatisch aufsteigenden Linien des Fugenthemas ergab sich der spätere, nicht von Bach stammende Namenszusatz „chromatisch“ für das gesamte Werk.
Video J.S. Bach – Orgelwerk BWV 903 „Fantasie und Fuge d-Moll“
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J.S. Bach – Kantaten-Projekt in Stuttgart
Bach:vokal
Die Ensembles der Stiftsmusik Stuttgart führen im Zeitraum von 2011 bis 2021 unter der künstlerischen Leitung von
Stiftskantor Kay Johannsen
an jährlich vier Bach-Wochenenden (Donnerstag, Freitag & Sonntag) und in ergänzenden Sonderkonzerten das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach auf. Die geistlichen Kantaten erklingen dabei im Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Bestimmung im Kirchenjahr.
Auf der Webseite zum Projekt finden Sie alle Informationen rund um Termine, Karten, Künstler:
Link: www.bach-vokal.de
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Bach: vokal auf YouTube
Professionelle Qualität in Bild und Ton: Jede Woche kommt ein Chorsatz, eine Arie oder ein Choral hinzu! So können Sie mit Bach:vokal verbunden bleiben, auch wenn gerade kein Konzert ansteht.
Unter dem nachstehenden Link sind veröffentlichte Videos auf YouTube einsehbar..!!
Link: http://www.stiftsmusik-stuttgart.de/seiten/archiv.html
Info zur Kantate BWV 39 „Brich den Hungrigen dein Brot“
„Brich dem Hungrigen dein Brot“ (BWV 39) ist eine Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach.
Die Kantate wurde komponiert für den 1. Sonntag nach Trinitatis und wurde am 23. Juni 1726 in Leipzig aufgeführt. Die Kantate gehört zum dritten Leipziger Kantatenjahrgang.
Die vorgeschriebenen Lesungen für den Sonntag waren 1 Joh 4,16–21 LUT, „Gott ist Liebe“, und Lk 16,19–31 LUT, das Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus. Thema der Kantate ist in Anlehnung an das Evangelium der Aufruf zur Nächstenliebe, im 1. Satz alttestamentlich nach Jes 58,7–8 LUT, im zentralen 4. Satz neutestamentlich nach Hebr13,16 LUT. Der Text des abschließenden Chorals ist die 6. Strophe des Liedes Kommt, laßt euch den Herren lehren (1648) von David Denicke. Der Dichter der Rezitative und Arien ist unbekannt.
- Coro: Brich dem Hungrigen dein Brot
- Recitativo (Bass): Der reiche Gott
- Aria (Alt, Violine und Oboe): Seinem Schöpfer noch auf Erden
- (Bass): Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht
- Aria (Sopran, Blockflöten): Höchster, was ich habe
- Recitativo (Alt, Streicher): Wie soll ich dir, o Herr
- Choral: Selig sind, die aus Erbarmen
Formal besteht die siebensätzige Kantate aus zwei Teilen, die vor und nach der Predigt aufgeführt wurden. Sie ist symmetrisch um den 4. Satz angeordnet, der den zweiten Teil beginnt und dem Bass-Solisten anvertraut ist. Eindringlicher Gesang zwischen Arioso und Arie ähnelt Bachs Vertonung von Jesus-Worten in seinen Passionen. Die Sätze 1 und 7 sind chorisch, 2 und 6 Rezitative, 3 und 5 zweiteilige Arien. Der Eingangschor folgt dem Text in komplexem dreiteiligem Aufbau, dessen erster und dritter Teil jeweils aus drei Abschnitten bestehen.
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Video: J.S. Bach, Kantate BWV 39 „Brich dem Hungrigen dein Brot“
Ausführende:
Fanie Antonelou, Sopran
Lena Sutor-Wernich, Alt
Matthias Horn, Bass
Stuttgarter Kantorei
Stiftsbarock Stuttgart (Konzertmeisterin: Susanne von Gutzeit)
Leitung: Kay Johannsen
Aufführung im Rahmen des Zyklus‘ Bach:vokal und als Konzert beim Deutschen Evangelischen Kirchentag am 4.6.2015 in der Stiftskirche Stuttgart.
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Ich wünsche allen Besuchern einen schönen Sonntag !
Herzliche Grüße
Volker
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Es sind wieder Pracht-Kantaten für den 12. Sonntag nach Trinitatis.
Ich danke dir Volker, für deine Veröffentlichungen.
Eine Nostalgie-Aufnahme mit Karl Richter und dem Münchener Bachchor & Orchester !
J.S. Bach Cantata Lobe den Herren, den maechtigen Koenig der Ehren BWV 137
Cantata for the 12th Sunday after Trinity
1. Coro: Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren 0:00
2. Aria (alto): Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret, 3:24
3. Aria (soprano, bass): Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet 7:34
4. Aria (tenor): Lobe den Herren, der deinen Stand sichtbar gesegnet 11:41
5. Chorale: Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen! 14:26
Edith Mathis Soprano,
Julia Hamari Alt,
Peter Schreier Tenor,
Dietrich Fischer Dieskau Bass,
Munchener Bach Chor,
Munchener Bach Orchester,
Karl Richter Conductor
Ich wünsche allen ein schönes Wochenende.
Grüße
kwest
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Liebe BachfreundINnen!
Der BWV 137 habe ich mit dankbaren Gefühlen zugehört. Der Schlusschor hatte ja eine besondere ‚richterische‘ Delikatesse zu bieten. ‚Er ist Dein LIII…CHT, Seele vergiss es ja nii..cht.‘ Da ist IMMER nochmal eine Verkündigung zu spüren, die oft in den verschiedenen Interpretationen zu kurz kommt.
Immerhin ‚läuten‘ die Kantaten ja den Sonntag ein.
Gesegneten Sonntag
Wünscht Adamo
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