Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 10.09.2017 begehen wir den 13. Sonntag nach „Trinitatis“
Der 13. Sonntag nach Trinitatis redet von der Liebe zu Gott und ihren Ausdrucksformen. Die Liebe zu Gott kann so wie jede menschliche Liebe zur Eifersucht führen, die vor dem Verbrechen nicht zurückschreckt (Kain und Abel), sie kann aber auch zur barmherzigen Tat veranlassen (das Evangelium). Wer seine Liebe zu Gott zur Schau stellt und damit zum Selbstzweck verkommen lässt, braucht von Gott nichts mehr erwarten.
Am 13. Sonntag nach Trinitatis hören wir die Erzählung vom barmherzigen Samariter und werden zur Liebe untereinander aufgerufen. Aber wir wären nicht fähig zu aufrichtiger Liebe, wenn nicht die Liebe Gottes offenbar geworden wäre in seinem Sohn. Diese Liebe befähigt uns, auch die Armen und Außenseiter in unserer Gemeinde zu sorgen.
Wochenspruch:
Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. (Mt 25, 40)
Eng verbunden mit dem Fest der Schmerzen Mariens am 15. September ist das mittelalterliche Gedicht „Stabat mater“.
In dem ergreifenden Text geht es um die Trauer der Gottesmutter Maria, die unter dem Kreuz steht und ihren toten Sohn beweint.
Die wohl bekannteste und berühmteste Vertonung des „Stabat mater“ stammt aus Italien von Giovanni Battista Pergolesi. Das liegt nicht nur an der Qualität der Musik, sondern auch die Umstände seines Lebens. Er war außerordentlich musikalisch begabt, doch er starb früh. Damit gilt er für viele Musikfans als Mozart des frühen 18. Jahrhunderts.
Ähnlich wie bei Mozart gab es rasch nach seinem Tod einen regelrechten Kult um diesen jungen Mann, der hochtalentiert – aber zeitlebens kränkelnd – mit nur 26 Jahren am 16. März 1736 starb. Dennoch ist der Vergleich zu Mozart unzutreffend, da Mozart rund 10 Jahre länger lebte und deutlich mehr Einfluss auf die Nachwelt hatte als Pergolesi, dem schlicht die Lebenszeit fehlte, um sein großes musikalisches Talent in ein umfassendes Werk umzusetzen….
J.S. Bach – Kantate – BWV 137“Lobe den Herrn, den mächtigen König der Ehren”
Ratswahlkantate, zugleich auch Kantate am 12. Sonntag nach Trinitatis
Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren (BWV 137) ist eine
Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte die Choralkantate
1725 in Leipzig für den 12. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am
19. August 1725 erstmals auf.
Rudolf Lutz– Dirigent und Musikdirektor der JS Bach-Stiftung St. Gallen
J.S. Bach – Kantate BWV 33 „Allein zu Dir, Herr Jesu Christ“ Sätze: 3 bis 5 (Kantate-Unvollständig)
„Allein zu dir, Herr Jesu Christ“ (BWV 33) ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach. Er schrieb die Choralkantate 1724 für den 13. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 3. September 1724 erstmals auf. Sie beruht auf dem gleichnamigen Kirchenlied von Konrad Hubert (1540).
Ausführende:
Aus der reformierten Kirche Trogen, Schweiz
Chor und Orchester der J. S. Bachstiftung St. Gallen
2.951 Pfeifen hat sie und 46 Register: Die Jehmlich-Orgelsteht seit 2015 auf der Westempore des Paulinums gegenüber vom Altar. Fotorechte: MDR Katharina Pritzkow
Liebe Bach-Freunde/innen !
Eine Übersicht der Bach-Kantaten zum aktuellen Sonntag im Kirchenjahr steht zum Download bereit:
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Am 03.09.2017 begehen wir den 12. Sonntag nach „Trinitatis“
Am 12. Sonntag nach Trinitatis denken wir nach über die Veränderungen,die mit Jesus in diese Welt gekommen sind. Es wird uns deutlich, dass eine neue Zeit angebrochen ist, die aber noch nicht ihre Erfüllung gefunden hat. Darum leben wir in einer Spannung, die uns antreibt, alles zu tun, was dem Kommen des Reiches Gottes dient.
Am 12. Sonntag nach Trinitatis hören wir die Geschichten von der Heilung eines Taubstummen und von der Bekehrung des Paulus. Beides macht uns deutlich, dass mit dem Kommen Jesu eine grundlegende Verwandlung geschehen ist, deren Früchte wir aber nur begrenzt erfahren; denn der Tag, an dem der Herr kommen und alles ans Licht bringen wird, ist noch nicht angebrochen. Solange wir auf diesen Tag warten, bauen wir aber mit am Reich Gottes mit den Gaben, die Gott uns gegeben hat.
Wochenspruch:
Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.(Jes 42, 3)
Es ist ein berühmter Text des seligen John Henry Newman: „The Dream of Gerontius“. Der englische Komponist Edward Elgar hat die Worte eindrucksvoll vertont.
Im Text geht um die Seele eines Sterbenden, der dann nach seinem Tod begleitet von einem Engel mehrere Etappen im Jenseits zurücklegen muss, ehe er schließlich Gott gegenübertritt und in die Herrlichkeit des Himmels aufgenommen wird.
Das berühmteste Oratorium des englischen Komponisten Edward Elgar trägt den Namen „The Dream of Gerontius“. „Der Traum des Gerontius“ geht auf einen Text des inzwischen seliggesprochenen Kardinals John Henry Newman zurück. Im Text wird die Geschichte von Gerontius erzählt, der Name ist das Synonym für Jedermann, für einen alten Mann, was auch der Name Gerontius nahelegt….
Rudolf Lutz– Dirigent und Musikdirektor der JS Bach-Stiftung St. Gallen
Johann Sebastian Bach – Kantate BWV 35„Geist und Seele wird verwirret“
Aus der reformierten Kirche Trogen, Schweiz Chor und Orchester der J. S. Bachstiftung St. Gallen.
„Geist und Seele wird verwirret“, BWV 35, ist eine geistliche Kantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte die Solo-Kantate für Alt 1726 in Leipzig für den 12. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 8. September 1726 zum ersten Mal auf. Bach komponierte die Kantate in seinem vierten Jahr als Thomaskantor in Leipzig.
J. S. Bach-Kantaten zum Sonntag im Kirchenjahr mit Videos, Rundfunk-Sendungen und Kantaten-Beschreibung für den “11. Sonntag nach Trinitatis”
Ein großartiges Finale der 4. Weimarer Bachkantaten-Akademiein der Thomaskirche Leipzig. Vielen Dank für zwei intensive Wochen voller Musik an die 74 internationalen Teilnehmer, unsere Solisten, Dozenten und natürlich an Helmuth Rilling.
Liebe Bach-Freunde/innen !
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Am 27.08.2017 begehen wir den 11. Sonntag nach „Trinitatis“
Der 11. Sonntag nach Trinitatis widmet sich unserer Einstellung zu Gott und zu seinem Gnadenhandeln. Dafür werden im Evangelium die zwei völlig unterschiedlichen Charaktere des Pharisäers und des Zöllners einander gegenüber gestellt. Die übrigen Texte weisen mehr in die Richtung des „Seligwerdens aus Gnade“ und nicht aus Werken. Unsere Einstellung zu der Gnade Gottes ist entscheidend dafür, ob wir sie auch empfangen werden.
Am 11. Sonntag nach Trinitatis hören wir die Erzählung vom Pharisäer und Zöllner und erfahren, dass unser Glaube nicht unser Verdienst, sondern die Gabe Gottes ist. Wir freuen uns an dieser Gabe, aber wir erkennen auch, dass wir dennoch fähig sind, gegen den Willen Gottes zu handeln. Darum sind wir froh und dankbar, dass Gott uns immer wieder die Möglichkeit zur Buße, zur Umkehr schenkt.
Wochenspruch:
Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. (1. Petr 5, 5)
Diese Messvertonung erklang wohl noch nie im Gottesdienst: Leoš Janáčeks Glagolitische Messe aus dem Jahr 1926. Zwei Jahre vor seinem Lebensende wandte sich Janáček wieder seinen unvollendeten Skizzen einer ganz normalen lateinischen Messe aus den Jahren 1907 und 1908 zu und verwandelte sie zu etwas gänzlich Neuem.
Dabei war seine wichtigste Entscheidung, seinem Nationalgefühl entsprechend den lateinischen Text durch die altslawische Kirchensprache zu ersetzen, das sogenannte Glagolitische…
Memoriam-Konzert zum 267. Todestag von Johann Sebastian Bach live aus der
Thomaskirche in Leipzig am 28. Juli 2017
Das Kirchenlied „Wir glauben all an einen Gott“ schrieb Martin Luther 1524
als Paraphrase des Credo. Die Melodie geht auf eine Urform aus dem 15. Jahrhundert
zurück. Das Lied ist im Evangelischen Gesangbuch in der Rubrik Liturgische Gesänge
eine der beiden Liedalternativen zum Glaubensbekenntnis (Nr. 183).
J.S. Bach – Kantate BWV 102 „Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben“
„Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben“, BWV 102, ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach, geschrieben 1726 in Leipzig für den zehnten Sonntag nach Trinitatis, den 25. August 1726.
Rudolf Lutz– Dirigent und Musikdirektor der JS Bach-Stiftung St. Gallen
J. S. Bach – Kantate BWV 166 „Wo gehest du hin“
Wo gehest du hin? (BWV 166) ist eine Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte sie in Leipzig für den vierten Sonntag nach Ostern, zum Sonntag „Cantate“, und führte sie am 7. Mai 1724 erstmals auf.
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Am 20.08.2017 begehen wir den 10. Sonntag nach „Trinitatis“
Der 10. Sonntag nach Trinitatis bildet den ungefähren Mittelpunkt der Trinitatiszeit und hat daher eine besondere Stellung. Dies wird dadurch unterstrichen, dass er sich dem Verhältnis der Kirche zum Volk Israel widmet, ein Thema, das von großer Bedeutung für die christliche Kirche ist. Die Überlegungen dazu werden selbstverständlich auch den Holocaust und die neonazistischen Strömungen in unserer Gesellschaft beinhalten müssen. Auf der anderen Seite dürfen die Unterschiede nicht übersehen werden.
Allerdings ist es wichtig, dass wir erkennen, dass unsere Wurzeln im Volk Israel, dem Volk Gottes, verankert sind, und nicht ins Leere greifen. Die Erkenntnis des Paulus, dass das Volk Israel nicht verworfen ist (Röm 11, 25-31), muss maßgeblich sein für unser Reden über und vor allem mit diesem Volk.
Am 10. Sonntag nach Trinitatis denkt die Kirche besonders an das Volk Israel und daran, dass Jesus selbst diesem Volk angehört. Das Leid, das Jesus um sein Volk trug, weil es sich nicht bekehren wollte, gibt uns kein Recht, Israel als das verworfene Volk zu bezeichnen. Vielmehr hören wir von Paulus, dass Israel um unseretwillen mit Blindheit geschlagen ist, damit wir selig werden; danach aber auch das Volk Israel als das wahre Volk Gottes.
Wochenspruch:
Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat. (Ps 33, 12)
Seit mehr als 25 Jahren ist es eines der beliebtesten Vertonungen des Magnifikat. John Rutter komponierte das Werk 1990. Gefällige Melodien und schöne Klangeffekte geben dem Werk eine dynamische Leichtigkeit.
Der englische Komponist verzichtet auf starke Dissonanzen, achtet stattdessen auf gute Singbarkeit und eine ansprechende Musiksprache. Es ist besetzt für Sopran Solo, gemischten Chor und Orchester. Aus sieben Sätzen besteht die moderne Magnifikat-Vertonung. Neben dem originalen Text aus dem Lukasevangelium vertont Rutter in dem Werk auch andere Texte über die Gottesmutter Maria. So zum Beispiel das altenglische Gedicht „Of a rose“ – es spricht in hymnischen Worten über Maria als liebliche Rose……
Rudolf Lutz– Dirigent und Musikdirektor der JS Bach-Stiftung St. Gallen
Johann Sebastian Bach – Kantate BWV 168 „Tue Rechnung, Donnerwort“
Wenn es um Liebe und Zuneigung geht, schmilzt alles ineinander, wenn Jubel und Freude herrschen, galoppieren die Fanfaren daher, wenn aus lauter Traurigkeit kein Ausweg mehr gefunden wird, dann seufzt und weint Bach mit. Und wenn Wut und Empörung am Platze sind, dann donnert er. So in der Kantate BWV 168 „Tue Rechnung, Donnerwort“.
„Tue Rechnung! Donnerwort“ (BWV 168) ist eine Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte die Kantate 1725 in Leipzig für den 9. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 29. Juli 1725 erstmals auf.
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Am 13.08.2017 begehen wir den neunten Sonntag nach „Trinitatis“
Der 9. Sonntag nach Trinitatis wird durch das Evangelium von den anvertrauten Zentnern bestimmt. Gott hat uns etwas gegeben, das zu vermehren durch unseren eigenen Einsatz möglich ist. Wir werden daran gemessen werden, wie wir diese “Gaben” fruchtbar einsetzen. Der Sonntag soll uns auch daran erinnern, dass was wir sind und haben, wir unserem himmlischen Vater zu verdanken haben.Die Zusage Jesu: Ihr seid das Licht der Welt – läßt uns fragen, wodurch diese Zusage gerechtfertigt ist. Wir erkennen, dass es nicht unser Handeln ist, sondern der Glaube an den, der selber das Licht dieser Welt ist. Dieser Glaube läßt uns teilhaben an der Liebe Gottes, die sich uns in Jesus Christus erwiesen hat, und indem wir von dieser Liebe durch unser Leben zeugen, tragen wir das Licht in diese Welt.
Am 9. Sonntag nach Trinitatis hören wir das Gleichnis von den anvertrauten Talenten und erfahren, dass Gott selbst uns mit Gaben beschenkt, die wir einsetzen können und sogar sollen. Dabei brauchen wir nicht zu sorgen, etwas zu verlieren, denn Gottes Gaben können nicht verloren gehen.
Wochenspruch:
Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern. (Lk 12, 48 b)
Marc-Antoine Charpentier komponierte am Ende des 17. Jahrhunderts diese Messvertonung – das Werk verzaubert vor allem mit zurückhaltenden Klängen und betörenden Melodien.
Anlass war wohl das Hochfest Maria Himmelfahrt am 15. August. Der Titel der Messe „Assumpta est Maria“ – zu deutsch etwa: „Maria ist aufgenommen in den Himmel“ stammt aus den Texten, die die Liturgie für die Eucharistiefeier an diesem Tag vorsieht.
Sehr umfangreich besetzt ist die Missa Assumpta est Maria. Charpentier sieht 8 Gesangssolisten, sechsstimmigen Chor und Orchester vor. Die Messe steht für die Vollendung der französischen geistlichen Musik der Zeit.
Johann Sebastian Bach – Kantate BWV 178„Wo Gott der Herr nicht bei uns hält“
für den 8. Sonntag nach Trinitatis.
„Wo Gott der Herr nicht bei uns hält“ (BWV 178) ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach. Er schrieb die Choralkantate in Leipzig für den 8. Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 30. Juli 1724 zum ersten Mal auf. Die achte Kantate seines zweiten Kantatenzyklus basiert auf dem Lied „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält“ (1524) von Justus Jonas, einer Umdichtung von Psalm 124.
Ausführende:
Susanne Krumbiegel, Alt / Martin Petzold, Tenor
Matthias Weichert, Bass /
Thomanerchor Leipzig / Gewandhausorchester Leipzig
Rudolf Lutz – Dirigent und musikalischer Leiter der J. S. Bach-Stiftung St. Gallen)
Johann Sebastian Bach – Kantate BWV 168 „Tue Rechnung, Donnerwort“
Wenn es um Liebe und Zuneigung geht, schmilzt alles ineinander, wenn Jubel und Freude herrschen, galoppieren die Fanfaren daher, wenn aus lauter Traurigkeit kein Ausweg mehr gefunden wird, dann seufzt und weint Bach mit. Und wenn Wut und Empörung am Platze sind, dann donnert er. So in der Kantate BWV 168 „Tue Rechnung, Donnerwort“.
Morgen kommen Sie in den Genuss der Kantate BWV 168 «Tue Rechnung, Donnerwort» in voller Länge.
In diesem Workshop zum 9. Sonntag nach Trinitatis führen uns Rudolf Lutz, künstlerischer Leiter der J.S. Bachstiftung, und Pastor Karl Graf durch den musikalischen und theologischen Inhalt von Bachs Kantate BWV 168 „Tue Rechnung, Donnerwort“.
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 06.08.2017 begehen wir den 8. Sonntag nach „Trinitatis“
Der 8. Sonntag nach Trinitatis fragt nach der Antwort des Menschen auf das Handeln Gottes in seinem Leben. Diese Antwort erfordert nicht viel; es ist eigentlich ein schlichtes „Nichtverbergen“ dessen, was man bekommen hat. Schwerpunkt der Texte ist aber auch das Licht, das von denen, die dem Volk Gottes angehören, ausgeht, oder an dem sie teilhaben.
Die Zusage Jesu: Ihr seid das Licht der Welt – läßt uns fragen, wodurch diese Zusage gerechtfertigt ist. Wir erkennen, dass es nicht unser Handeln ist, sondern der Glaube an den, der selber das Licht dieser Welt ist. Dieser Glaube läßt uns teilhaben an der Liebe Gottes, die sich uns in Jesus Christus erwiesen hat, und indem wir von dieser Liebe durch unser Leben zeugen, tragen wir das Licht in diese Welt.
Wochenspruch:
Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. (Eph 5, 8b-9)
Sendung: „Cantica“ am Sonntag 06:30 Uhr bis 07:00 Uhr
Wiederholung: um 23:00 – 23:30 Uhr
Wolfgang Amadeus Mozart
„Krönungsmesse“
Die so genannte „Krönungsmesse“ wird von ambitionierten Kirchenchören und an vielen Kathedralen durch die jeweiligen Dommusiken regelmäßig aufgeführt. Die Missa in C KV317 – wie die Krönungsmesse offiziell heißt – schafft es, in nur rund 25 Minuten Aufführungsdauer den lateinischen Text in vielen Facetten darzustellen. Der Beiname ist nicht von Mozart, der eigentliche Anlass für die Entstehung war wohl ein Hochfest.
19 Vertonungen der Katholischen Messe gibt es von Wolfgang Amadeus Mozart – nicht mit eingerechnet das unvollendet gebliebene Requiem in d-moll KV 626. Grundsätzlich unterscheiden Musikwissenschaftler bei diesen Kompositionen zwischen der „Missa brevis“, also Messvertonungen für gewöhnliche Sonntage, die eher knapp gehalten sind, mit kleinerem Orchester und nur kurzem Solistenpassagen im Gegensatz zur „Missa solemnis“. Diese „festlichen“ Messen waren für hohe kirchliche Feiertage bestimmt und entsprechend länger, ausführlicher und reicher konzipiert……..
Kantaten-Beschreibung: BWV 136“Erforsche mich Gott, und erfahre mein Herz“
Anmerkung:
Für den 9. Sonntag nach Trinitatis liegt ein Reisetagebuch von Sir Gardiner nicht vor, die Kantaten für den 9. So.nntag nach Trinitatis wurden von der DGG (Deutschen Gramophon Gesellschaft) eingespilt und veröffentlicht.
Kantaten-Beschreibung: “Erforsche mich Gott, und erfahre mein Herz“ BWV 136
Ein Jahr zuvor und gerade einmal acht Wochen, nachdem er sein Amt als Kantor in Leipzig angetreten hatte, stellte Bach seine Kantate BWV 136 “Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz” vor. Die Fassung, in der sie uns überliefert ist, wirft einige Fragen auf. Da wäre zum Beispiel die ausgedehnte Choralfuge zu Beginn. In der heiteren Tonart A-dur wirkt sie einerseits festlich – ein Hornruf kündigt das Hauptthema an –, mit ihrer gefälligen Figuration aus Sechzehnteln im 12/8-Takt hingegen gibt sie sich pastoral. Doch was hat das mit dem ernsten, bußfertigen Ton von Psalm 139 zu tun, dessen Text sie zitiert? Selbst der schön gearbeiteten Phrase ‚prüfe mich’ und den Abschnitten aufwühlender Polyphonie gelingt es kaum, die sanfte Drehbewegung dieser Gebetsmühle zu behindern und ihre Musik in Umlauf zu bringen, erst recht nicht, ‚das Bild eines allmächtigen, doch barmherzigen Gottes zu malen, der sich um den einzelnen Menschen kümmert’ (Chafe).
Was ist die Aufgabe des isoliert eingesetzten vokalen Kopfmotivs, auf das anderthalb Takte weiterer Instrumentalmusik folgen, bevor die Fuge in Gang kommt? Lässt die Tatsache, dass das Fugenthema häufiger den Außenstimmen statt den Mittelstimmen zugewiesen wird, darauf schließen, dass es eine (verlorene) frühere Originalfassung gegeben haben muss, eine Version für weniger Gesangsstimmen und (eher spekulativ) auf einen anderen, möglicherweise weltlichen Text, vielleicht sogar in einer anderen Tonart und wohl auch in einer etwas anderen Orchestrierung? Wenn Bach nur zwei Oboen einsetzte, pflegte er normalerweise nicht die eine als ‚d’amore’, die andere als normale Oboe auszuweisen, auch wenn ihre Musik enorme Höhen erklimmt oder in der Tiefe die Grenze ihres natürlichen Tonbereichs überschreitet. Und doch schätzte er immerhin diesen Anfangssatz so sehr, dass er ihn später zum ‚Cum Sancto Spirito’ für seine kurze Messe in A-dur (BWV 234) umarbeitete. Dann hätte es wiederum sein können, dass er den Anstoß zu diesem Satz aus dem jahreszeitlichen Kontext der Ernte bezog, genau wie bei der Alt-Arie der letzten Woche aus BWV 157, als er sich der Metapher der ‚guten Früchte’ bediente, die sich ihren Weg zur Reife durch ‚Sündendornen’ und ‚Lasterdisteln’ erkämpfen – der Albtraum jedes Weinbauern.
Die Altstimme verkündet nun den Tag, ‚vor dem die Heuchelei erzittern mag’, in einer Arie für obligate Oboe d’amore und mit einem Presto-Mittelteil im 12/8-Takt, der das tobende Strafgericht schildert. Das Duett in h-moll zwischen Tenor und Bass mit unisono geführten Violinen im 12/8-Takt erinnert an ‚der Sünden Flecken, so Adams Fall auf uns gebracht’, die durch den ‚großen Strom voll Blut’ aus Jesu Wunden ‚wieder rein gemacht’ werden können, durch den ‚edlen Saft’, auf den noch einmal der abschließende Choral mit einem aufstrebenden Fauxbourdon der Violine verweist. Das ließ mich an die Johannes- und die Matthäus-Passion denken, in denen so häufig auf das Blut des Erlösers Bezug genommen wird, das sich als Strom der Gnade und Barmherzigkeit über die Menschen ergießt, und auch an den Ursprung dieser Symbolik in den mittelalterlichen Legenden vom Heiligen Gral. ‚Blut ist ein ganz besonderer Saft’, ließ Goethe später Mephistopheles zu Faust sagen, der ihren Pakt mit einem Tropfen Blut unterzeichnen sollte, um auf diese Weise von religiösen und moralischen Zwängen befreit zu werden.
J.S. Bach Kantate BWV 107 „Was willst du dich betrüben“ für den 7. Sonntag nach Trinitatis!
Was willst du dich betrüben (BWV 107) ist eine Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte die Choralkantate in Leipzig für den 7. Sonntag nach Trinitatis als siebte Kantate in seinem zweiten Kantatenzyklus und führte sie am 23. Juli 1724 erstmals auf. Die Kantate beruht auf dem Choral von Johann Heermann Was willst du dich betrüben (1630), dessen sieben Strophen Bach ausnahmsweise unverändert vertonte.
Rudolf Lutz – Dirigent und musikalischer Leiter der J. S. Bach-Stiftung St. Gallen)
Johann Sebastian Bach – Kantate BWV 66 „Erfreut euch, ihr Herzen“
Bach komponierte die Kantate für den 2. Osterfesttag (Ostermontag) in Leipzig. Sie geht zurück auf eine weltliche Kantate, die er in Köthen für den 10. Dezember 1718 komponiert hatte und deren Musik verschollen ist. Die Osterkantate wurde am 10. April 1724 uraufgeführt.
Ausführende:
Aus der reformierten Kirche Trogen, Schweiz
Chor und Orchester der J. S. Bachstiftung St. Gallen
Rudolf Lutz – Musikalische Leitung
Solisten
Alex Potter – Alt
Julius Pfeifer – Tenor
Dominik Wörner – Bass
an jährlich vier Bach-Wochenenden (Donnerstag, Freitag & Sonntag) und in ergänzenden Sonderkonzerten das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach auf. Die geistlichen Kantaten erklingen dabei im Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Bestimmung im Kirchenjahr.
Auf der Webseite zum Projekt finden Sie alle Informationen rund um Termine, Karten, Künstler:
Professionelle Qualität in Bild und Ton: Jede Woche kommt ein Chorsatz, eine Arie oder ein Choral hinzu! So können Sie mit Bach:vokal verbunden bleiben, auch wenn gerade kein Konzert ansteht.
Unter dem nachstehenden Link sind veröffentlichte Videos auf YouTube einsehbar..!!
Als Johann Sebastian Bachs Lutherische Messen oder Kleine Messen bezeichnet man seine vier Kyrie-Gloria-Messen in F-Dur, A-Dur, g-Moll und G-Dur, BWV 233 bis 236. Sie vertonen das Kyrie und Gloria der Lateinischen Messe und werden daher auch Missa brevis genannt. Zur selben Gattung zählt auch die Missa aus Kyrie und Gloria, die Bach 1733 komponierte und die er später zur h-Moll-Messe erweiterte.
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 21.08.2016 begehen wir den 13. Sonntag nach „Trinitatis“
Der 13. Sonntag nach Trinitatis redet von der Liebe zu Gott und ihren Ausdrucksformen. Die Liebe zu Gott kann so wie jede menschliche Liebe zur Eifersucht führen, die vor dem Verbrechen nicht zurückschreckt (Kain und Abel), sie kann aber auch zur barmherzigen Tat veranlassen (das Evangelium). Wer seine Liebe zu Gott zur Schau stellt und damit zum Selbstzweck verkommen lässt, braucht von Gott nichts mehr erwarten.
Am 13. Sonntag nach Trinitatis hören wir die Erzählung vom barmherzigen Samariter und werden zur Liebe untereinander aufgerufen. Aber wir wären nicht fähig zu aufrichtiger Liebe, wenn nicht die Liebe Gottes offenbar geworden wäre in seinem Sohn. Diese Liebe befähigt uns, auch die Armen und Außenseiter in unserer Gemeinde zu sorgen.
Wochenspruch:
Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. (Mt 25, 40)
Diese Messvertonung erklang wohl noch nie im Gottesdienst: Leoš Janáčeks Glagolitische Messe aus dem Jahr 1926. Zwei Jahre vor seinem Lebensende wandte sich Janáček wieder seinen unvollendeten Skizzen einer ganz normalen lateinischen Messe aus den Jahren 1907 und 1908 zu und verwandelte sie zu etwas gänzlich Neuem.
Dabei war seine wichtigste Entscheidung, seinem Nationalgefühl entsprechend den lateinischen Text durch die altslawische Kirchensprache zu ersetzen, das sogenannte Glagolitische…..
Kantate BWV 77 „Du sollt Gott, deinen Herren, lieben“
für den 13. Sonntag nach Trinitatis
Aufnahme der Bach-Rilling-Edition. Interpreten sind die Gächinger Kantorei und das Bach-Collegium Stuttgart sowie Helen Donath, Julia Hamari, Adalbert Kraus und Wolfgang Schöne.
Ergänzt wird das Kantatenprogramm durch eine Reihe von Geistlichen Liedern
Dreikönigskirche, Frankfurt am Main am 17. September 2000
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Kantaten für den 13. Sonntag nach Trinitatis
Kantaten-Beschreibung: BWV 33“Allein zu dir, Herr Jesu Christ”“
Nach den unbeschwerten Freuden der jubelnden Festklänge in der vergangenen Woche – ein kurzes Verschnaufen – kam selbstverständlich ganz schnell die Ernüchterung, dass sich unser Komponist nun wieder dem Ernst musikalischer Exegese zu widmen hatte. Für Bach war das wesentliche Ziel seiner Kirchenmusik eine zum Nachdenken anregende Darlegung der Schrift, und zu diesem Zweck musste er im Ohr seiner Hörer vor allem Verbindungen schaffen zwischen den ‚historischen’ (‚was im Gesetz geschrieben steht’) und den spirituellen Attributen der zu vertonenden Texte. Hier, am dreizehnten Sonntag nach Trinitatis, hat er es mit einem Text aus dem Lukas-Evangelium (10, 23–37) zu tun, der das Gleichnis vom barmherzigen Samariter beinhaltet, die findige Art des Menschen, seiner Pflicht gegenüber dem Nächsten aus dem Wege zu gehen, sowie mit einer Lesung aus dem Galaterbrief (3, 15–22), wo Paulus eine bewusste Entscheidung zwischen Glaube und Gesetz postuliert.
Diese Forderung wurde von Luther übernommen, der in seinem zwölfstrophigen Choral die zehn Gebote paraphrasiert – ‚Dies sind die heil’gen zehn Gebot’ – und erklärt, der erste Schritt des Gläubigen zu ihrem Verständnis sei, ‚dass du dein’ Sünd, o Menschenkind, / erkennen sollst und lernen wohl, / wie man vor Gott leben soll’, ein Thema, das Bach bereits zu Beginn seines ersten Leipziger Kantatenjahrganges beschäftigt hatte.
Wenn wir das ganze Jahr hindurch die Kantaten absichtlich nach Festtagen geordnet vorgestellt haben, um mit diesem Längsschnitt durch die Jahre ihrer Entstehung Bachs unterschiedliche Reaktionen auf den gleichen Text miteinander vergleichen zu können, war uns doch, während uns das Programm der jeweils vergangenen Woche immer noch in den Ohren klang, das stützende Gewebe bewusst, das die Kantaten innerhalb eines Jahrgangs von einer Woche zur anderen verbindet.
Bach stellte sich seinen beiden Gemeinden in Leipzig mit zwei monumentalen, jeweils vierzehn Sätze umfassenden Kantaten (BWV 75 und 76) vor, in denen er sein kompositorisches Arsenal zur Schau stellte. Seine Absicht scheint dabei gewesen zu sein, den Dualismus zwischen der Liebe Gottes und der Liebe zum Nächsten mit einer Vision der Ewigkeit als eschatologischem Ziel des Menschen zu verknüpfen. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass er diese thematischen Verknüpfungen zumindest über die ersten vier Wochen der Trinitatiszeit ausdehnen wollte, zuerst in BWV 75 und 76 und dann, als er zu zwei in Weimar komponierten Werken zurückkehrte, BWV 21 und 185. Nun war uns in den vergangenen sechs Wochen, vom achtzehnten bis zum dreizehnten Sonntag nach Trinitatis, eine Folge von Werken begegnet, die er alle auf theologisch miteinander verbundene Texte in Leipzig neu komponiert hatte. Sie alle basieren auf dem Prinzip, dass ein Diktum des Alten Testaments mit den Worten des Tagesevangeliums aus dem Neuen Testament neu interpretiert und auf die Lebensumstände der Gläubigen seiner Zeit zugeschnitten wird. All dies geschah in einem poetischen Stil, der vermuten lässt, die Texte stammten von einem einzigen Librettisten.
Bach scheint nach der unermesslichen Größe seiner Darbietungen aus dem vergangenen Jahr nicht entmutigt gewesen zu sein, als er im September 1724 – BWV 33 “Allein zu dir, Herr Jesu Christ” zu komponieren begann. Das Werk ist eine würdige Fortsetzung, wenngleich es sich ein anderes Ziel setzt. Es beginnt mit einer Choralfantasie, die in der Manier eines alten Rings gearbeitet ist. Der fein gearbeitete Edelstein, der Vortrag des neunzeiligen Chorals von Konrad Hubert, läuft ständig Gefahr, in den Hintergrund zu geraten angesichts der Schönheit des reich verzierten, energisch vorwärts drängenden Orchestersatzes mit seinen motivischen Einfällen und einer Durchführung, die in ihren neun instrumentalen, fünf bis vierundzwanzig Takte umfassenden Ritornellen bereits auf die Symphonie verweist.
Später gibt es zwei reuevolle Rezitative mit harmonischen Streifzügen in fernere Regionen und einen Satz für doppelte Oboen und Stimmen (Nr. 5), der den einzigen auffindbaren Bezug auf den Text des Evangeliums und das Gebot des Neuen Testamentes enthält und in seiner diatonischen Euphonie und Besetzung auf die Sopran-Arie von BWV 77 verweist.
Ebenso enthalten ist wohl eine der schönsten Alt-Arien Bachs, mit gedämpften ersten Violinen und von Streicherpizzicati begleitet, Nr. 3, die in ihrer Stimmung, ihrem Thema (der furchteinflößenden Last der Sünde) und sogar in ihrer melodischen Kontur eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Sopran-Arie von BWV 105 für den neunten Sonntag nach Trinitatis des vergangenen Jahres aufweist. Musikalisch am überzeugendsten ist jedoch sicher der letzte Satz der Kantate: eine flüssige, transparente Harmonisierung von Huberts letzter Strophe, in der Bach an den Kadenzpunkten aus allen vier Gesangslinien ein wunderbares melismatisches Geflecht schafft.
Das Bachfest 2017 steht unter dem Motto ““EIN SCHÖN NEW LIED” – MUSIK UND REFORMATION Martin Luther sah in „Frau Musica“ eine göttliche Kunst, da sie den Teufeln zuwider sei. Entsprechend stellte er die Musik in eine Reihe mit der Theologie, erhob das deutschsprachige geistliche Lied zu einem festen Bestandteil des reformatorischen Programms und hielt ließ es Eingang in den Gottesdienst finden. Häufig als „schöne newe Lieder“ betitelt, verbreitete sich das neue reformatorische Liedrepertoire rasant….
Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2017 beginnt 14. Oktober 2016.
Telefonische Kartenbestellung:
Mo–Fr: 8–21 Uhr, Sa: 8–20 Uhr, So: 10–20 Uhr Aus Deutschland: 0 18 06-56 20 30
(0,20 € pro Anruf aus den dt. Festnetzen, max. 0,60 € pro Anruf aus den dt. Mobilfunknetzen) Aus dem Ausland: +49 -3871-2 11 41 91
(lokale Tarife) – See more at:
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V i d e o – vom Bach-Archiv:
Alt-Bachische Archiv,Spiritual music of Bach Family before J.S. Bach
Rudolf Lutz– Dirigent und Musikdirektor der JS Bach-Stiftung St. Gallen
J.S. Bach Cantata BWV 35 „Geist und Seele wird verwirret“
Die DVD enthält die Filmaufnahmen der kompletten Kantate, den Einführungsworkshop sowie die Reflexion des Referenten. Zudem beinhaltet die DVD das Filmportrait der J. S. Bach-Stiftung.
Die DVD mit der gesamten Kantate ist erhältlich im Shop
„Mein Gott, wie lang, ach lange“ – Werkeinführung BWV 155 mit Rudolf Lutz und Karl Graf
Jede Kantatenaufführung der J. S. Bach-Stiftung wird mit einer rund dreiviertelstündigen Werkeinführung, dem Einführungsworkshop, eingeleitet. Der musikalische Leiter der J. S. Bach-Stiftung Rudolf Lutz gestaltet die Einführung zusammen mit dem Theologen Karl Graf.
Dieses Video zeigt die Einführung zur Kantate BWV 155„Mein Gott, wie lang, ach lange“.
Info Kantate BWV 84 „Ich bin vergnügt mit meinem Glücke“
Ich bin vergnügt mit meinem Glücke(BWV 84) ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte die Solokantate für Sopran in Leipzig für den Sonntag Septuagesimae und führte sie am 9. Februar 1727 erstmals auf.
Bach schrieb die Kantate in Leipzig für den Sonntag Septuagesimae, den dritten Sonntag vor Aschermittwoch. Sie wird seinem dritten Kantatenzyklus zugerechnet und ist eine der wenigen Kantaten, die Bach selbst als Cantata bezeichnet hat. Er hatte für den Anlass zuvor bereits zwei Kantaten komponiert, Nimm, was dein ist, und gehe hin 1724 und die Choralkantate Ich hab in Gottes Herz und Sinn 1725. Die vorgeschriebenen Lesungen waren 1 Kor 9,24 LUT -1 Kor 10,5 LUT, „Wettlauf um den Sieg“, und Mt 20,1-16 LUT, das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. Wie in den früheren Kantaten bezieht sich der Kantatentext nur allgemein auf das Evangelium:
Der Christ soll sich begnügen mit dem Glück, das ihm zuteilwird, ohne Neid auf andere, die bevorzugt erscheinen. Titel und Text zeigen Ähnlichkeit mit Picanders Ich bin vergnügt mit meinem Stande, das 1728 veröffentlicht wurde. Es ist unklar, ob Picander seinen Text auf einer früheren Vorlage aufbaute oder ob Bach eine Version von Picander benutzte, die für den Druck verändert wurde. Wie Klaus Hofmann beobachtet, enthält er Gedanken der frühen Aufklärung: „Seine Verse sind ein Preis der Genügsamkeit, der Bescheidung mit dem, was Gott uns zugedacht hat; ein Lob der Zufriedenheit (das ist mit dem Wort „vergnügt“ gemeint, in seiner damaligen Bedeutung), der Neidlosigkeit gegen andere und der Dankbarkeit gegen Gott. Wie die Gedankenwelt, so ist auch die Sprache nicht eigentlich die Bachs, sondern die der nächstjüngeren Generation: Es fehlt das rhetorische Pathos der Barockdichtung, die Drastik und Künstlichkeit der Bilder; die Sprache ist schlicht und prägnant und nicht bildlich, sondern rational.“[1]
Der Schlusschoral ist die 12. Strophe von Ämilie Juliane von Schwarzburg-Rudolstadts bekanntem Lied „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende“ (1686). Bach benutzte seine erste Strophe bereits in seinen Kantaten Wo gehest du hin? (1724) und Wer weiß, wie nahe mir mein Ende? BWV 27 (1726).
Die Kantate ist kammermusikalisch besetzt mit Solo-Sopran, vierstimmigem Chor nur im Choral, Oboe, zwei Violinen, Viola und Basso continuo.
Aria: Ich bin vergnügt mit meinem Glücke
Recitativo: Gott ist mir ja nichts schuldig
Aria: Ich esse mit Freuden mein weniges Brot
Recitativo: Im Schweiße meines Angesichts
Choral: Ich leb indes in dir vergnüget
Die Musik zeigt unterschiedliche Besetzung und Charakter, um Abwechslung zu bieten trotz nur einer Singstimme. Die erste Arie ist langsam und nachdenklich, begleitet von allen Instrumenten, und erinnert an ein Oboenkonzert. Das erste Rezitativ ist secco, das zweite wird von den Streichern begleitet. Die zweite Arie ist tänzerisch, begleitet von zwei obligaten Instrumenten, Oboe und Violine.
Sie verdeutlichen in lebhafter Figuration der Violine und etwas vereinfachter der Oboe den Text „ein fröhlicher Geist, ein dankbares Herze, das lobet und preist“. Hofmann bemerkt, dass die Arie „das musikalische Genrebild einer ländlichen Idylle mit einer rustikalen Musikszene, eine Huldigung an die aufklärerische Utopie vom einfachen, glücklichen Leben auf dem Lande“ darstellt. Die Violin-Figuren erinnern an „Borduntöne nach Art eines Dudelsacks oder einer Drehleier“. Sextsprünge aufwärts in der Singstimme wirken volkstümlich und „vermitteln zugleich den Eindruck heiterer Gelassenheit“.
Der Choral ist ein schlichter vierstimmiger Satz auf die Melodie von Wer nur den lieben Gott lässt walten.
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Video: Kantate BWV 84“Ich bin vergnügt mit meinem Glücke”
an jährlich vier Bach-Wochenenden (Donnerstag, Freitag & Sonntag) und in ergänzenden Sonderkonzerten das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach auf. Die geistlichen Kantaten erklingen dabei im Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Bestimmung im Kirchenjahr.
Auf der Webseite zum Projekt finden Sie alle Informationen rund um Termine, Karten, Künstler:
Professionelle Qualität in Bild und Ton: Jede Woche kommt ein Chorsatz, eine Arie oder ein Choral hinzu! So können Sie mit Bach:vokal verbunden bleiben, auch wenn gerade kein Konzert ansteht.
Unter dem nachstehenden Link sind veröffentlichte Videos auf YouTube einsehbar..!!
O Ewigkeit, du Donnerwort(BWV 20), ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach. Er schrieb sie in Leipzig für den ersten Sonntag nach Trinitatis und führte sie am 11. Juni 1724 zum ersten Mal auf. Sie eröffnete seinen zweiten Leipziger Kantatenjahrgang, der auch als Choralkantatenjahrgang bekannt ist.
Bach komponierte die Kantate in für den ersten Sonntag nach Trinitatis. Mit diesem Sonntag beginnt die zweite Hälfte des Kirchenjahrs. Ein Jahr zuvor hatte Bach zu diesem Anlass sein Amt als Thomaskantor aufgenommen und den ersten Kantatenzyklus begonnen mit Die Elenden sollen essen.
Die vorgeschriebenen Lesungen für den Sonntag waren 1 Joh 4,16–21 LUT, „Gott ist Liebe“, und Lk 16,19–31 LUT, das Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus. Dem zweiteiligen Werk liegt das gleichnamige Kirchenlied von Johann Rist aus dem Jahre 1642 zugrunde.[3] Die Strophen 1, 8 und 12 wurden im Wortlaut in den Sätzen 1, 7 und 11 übernommen, während ein unbekannter Dichter die anderen Strophen zu einer Folge vonRezitativen und Arien umformte. Den direkt übernommenen Strophen liegt jeweils die Melodie von Johann Schop zugrunde. Das Thema des Lieds steht in Beziehung zum Evangelium des Sonntags.
Mit dieser Kantate begann er das Projekt, für jeden Anlass des Kirchenjahres eine Choralkantate zu schreiben, die das jeweilige lutherische Hauptlied verarbeitete.[1] Leipzig hatte eine Tradition der Betrachtung dieser Lieder. Bereits 1690 hatte der Pfarrer der Thomaskirche, Johann Benedict Carpzov, angekündigt, dass er jeweils über ein „gut, schön, alt, evangelisches und lutherisches Lied“ predigen würde, das Kantor Johann Schelle „in eine anmutige music zu bringen, und solche vor der Predigt … hören zu lassen“ angeboten habe. Bach komponierte in seinem zweiten Kantatenjahrgang vierzig Choralkantaten
Die Kantate ist besetzt mit drei Vokalsolisten, Alt, Tenor und Bass, vierstimmigem Chor, Zugtrompete, drei Oboe, zwei Violinen, Viola und Basso continuo.
Teil I
Coro: O Ewigkeit, du Donnerwort
Recitativo (Tenor): Kein Unglück ist in aller Welt zu finden
Aria (Tenor): Ewigkeit, du machst mir bange
Recitativo (Bass): Gesetzt, es daur’te der Verdammten Qual
Aria (Bass): Gott ist gerecht in seinen Werken
Aria (Alt): O Mensch, errette deine Seele
Choral: Solang ein Gott im Himmel lebt
Teil II
Aria (Bass): Wacht auf, wacht auf, verlornen Schafe
Recitativo (Alt): Verlaß, o Mensch, die Wollust dieser Welt
Aria (Alt, Tenor): O Menschenkind, hör auf geschwind
Choral: O Ewigkeit, du Donnerwort
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Video: J.S. Bach: BWV 20 „O Ewigkeit, du Donnerwort“
Ausführende:
Fanie Antonelou, Sopran
Lena Sutor-Wernich, Alt
Daniel Schreiber, Tenor
Matthias Horn, Bass
Stuttgarter Kantorei
Stiftsbarock Stuttgart (Konzertmeisterin: Susanne von Gutzeit)
Leitung: Kay Johannsen
Ich wünsche allen Besuchern einen schönen Sonntag !
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 14.08.2016 begehen wir den 12. Sonntag nach „Trinitatis“
Am 12. Sonntag nach Trinitatis denken wir nach über die Veränderungen,die mit Jesus in diese Welt gekommen sind. Es wird uns deutlich, dass eine neue Zeit angebrochen ist, die aber noch nicht ihre Erfüllung gefunden hat. Darum leben wir in einer Spannung, die uns antreibt, alles zu tun, was dem Kommen des Reiches Gottes dient.
Am 12. Sonntag nach Trinitatis hören wir die Geschichten von der Heilung eines Taubstummen und von der Bekehrung des Paulus. Beides macht uns deutlich, dass mit dem Kommen Jesu eine grundlegende Verwandlung geschehen ist, deren Früchte wir aber nur begrenzt erfahren; denn der Tag, an dem der Herr kommen und alles ans Licht bringen wird, ist noch nicht angebrochen. Solange wir auf diesen Tag warten, bauen wir aber mit am Reich Gottes mit den Gaben, die Gott uns gegeben hat.
Wochenspruch:
Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen.(Jes 42, 3)
Marc-Antoine Charpentier komponierte am Ende des 17. Jahrhunderts diese Messvertonung – das Werk verzaubert vor allem mit zurückhaltenden Klängen und betörenden Melodien.
Anlass war wohl das Hochfest Maria Himmelfahrt am 15. August. Der Titel der Messe „Assumpta est Maria“ – zu deutsch etwa: „Maria ist aufgenommen in den Himmel“ stammt aus den Texten, die die Liturgie für die Eucharistiefeier an diesem Tag vorsieht.
Sehr umfangreich besetzt ist die Missa Assumpta est Maria. Charpentier sieht 8 Gesangssolisten, sechsstimmigen Chor und Orchester vor. Die Messe steht für die Vollendung der französischen geistlichen Musik der Zeit.
in der Aufnahme der J.S. Bach-Stiftung St. Gallen.
Solisten sind Claude Eichberger (Alt) und Norbert Zeilberger (Orgel),
Rudolf Lutz leitet das Orchester der J.S.Bach-Stiftung.
Im Anschluss daran erklingt das Wochenlied „Nun lob, mein Seel, den Herren“ – in Sätzen von Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach. Interpreten sind der Stuttgarter Kammerchor, der Organist Martin Frey und das Ensemble „Musicalische Compagney“.
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Videos:
mit Bach-Kantaten für den 12. Sonntag nach Trinitatis
ältester Sohn von Johann Sebastian Bach und seiner zweiten Frau Anna Magdalena litt unter einer Nervenkrankheit, die von den Zeitgenossen leider nur als eine nicht näher bestimmte geistige Behinderung beschrieben wurde. Er starb 1763 im Alter von nur 39 Jahren.
Gottfried Heinrich Bach (* 26. Februar 1724 in Leipzig; † 12. Februar 1763 in Naumburg) war der erstgeborene Sohn aus der zweiten Ehe Johann Sebastian Bachs mit Anna Magdalena geb. Wilcke. Er war geistig behindert und lebte nach dem Tod seines Vaters bei seiner Schwester Elisabeth und seinem Schwager Johann Christoph Altnikol. Möglicherweise stammt von ihm ein kleines Klavierstück sowie die Melodie der
Aria ·”So oft ich meine Tobackspfeife” aus dem Klavierbüchlein für Anna Magdalena Bach.
Erwähnt wird er auch in der Chronik der Bach-Familie, die Johann Sebastian Bach verfasst hatte: „…inclinirt gleichfalls zur Musik, inspecie zum Clavier.“ Carl Philipp Emanuel Bach ergänzt: „War ein großes Genie, welches aber nicht entwickelt wurde.“
Video:
Sooft ich meine Tobackspfeife,
Mit gutem Knaster angefüllt,
Zur Lust und Zeitvertreib ergreife,
So gibt sie mir ein Trauerbild –
Und füget diese Lehre bei,
Dass ich derselben ähnlich sei.
Die Pfeife pflegt man nicht zu färben,
Sie bleibet weiß. Also der Schluss,
Dass ich auch dermaleinst im Sterben
Dem Leibe nach erblassen muss.
Im Grabe wird der Körper auch
So schwarz wie sie nach langem Brauch.
Ich kann bei so gestalten Sachen
Mir bei dem Toback jederzeit
Erbauliche Gedanken machen.
Drum schmauch ich voll Zufriedenheit
Zu Land, zu Wasser und zu Haus
Mein Pfeifchen stets in Andacht aus.
Kantaten-Beschreibung: “Lobe den Herrn, meine Seele“ – BWV 69 a
Als Bach 1717 in Köthen ankam, um als Kapellmeister und ‚Director derer Cammer-Musiquen’ in den Dienst des jungen Fürsten Leopold zu treten, dürfte ihm klar gewesen sein, was man von ihm erwarten würde und dass er keine neue Kirchenmusik zu liefern hätte. Fürst Leopold war, wie sein Vater vor ihm, streng reformierten Glaubens, und die in der Jakobskirche, der am Marktplatz gelegenen Hauptkirche der Stadt, praktizierte kalvinistische Liturgie bot – bis auf ganz besondere Gelegenheiten – keinen Platz für figurierte Musik. Als wir das herrliche spätgotische Bauwerk betraten, um dort zu proben, versuchte ich mir vorzustellen, wie diese Kirche im März 1729 ausgesehen haben mochte, ‚schön erleuchtet, doch ganz mit Schwarz ausgeschlagen’, als Leopold zu später Stunde in der Fürstengruft beigesetzt wurde.
War Bach unbehaglich zumute, oder fühlte er sich gar ein bisschen bestätigt, als er, diesmal mit Anna Magdalena und seinem ältesten Sohn Friedemann an seiner Seite, seinem geliebten ehemaligen Dienstherrn die letzte Ehre erwies? Während seiner fünfeinhalbjährigen Amtszeit war ihm und seiner Familie, ebenso wie Leopolds verwitweter Mutter, der Gottesdienstbesuch nur in der lutherischen Agnuskirche gestattet gewesen, und zwischen den Pfarrern der beiden Kirchen bestand offene Feindschaft, wie er es in Mühlhausen erlebt hatte, als er Anfang zwanzig war. Ungefähr sechs Jahre nach seiner Abreise nach Leipzig kehrte nun Bach mit einem umfangreichen Werk zurück, das Arien und Chöre aus der Trauerode BWV 198 und der Matthäus-Passion parodierte. Für die Trauergemeinde und die aus Leipzig, Halle und verschiedenen Nachbarstädten aufgebotenen Musiker muss das Erleben dieser Musik im Rahmen einer neuen Trauerfeier außerordentlich bewegend gewesen sein.
Wir hingegen waren mit einer Rarität nach Köthen gekommen – einem der fröhlichsten Programme der ganzen Trinitatiszeit. Nach so vielen Wochen voller Feuer und Schwefel, furchteinflößenden Warnungen vor teuflischen Verführungen, Doppelzüngigkeit, falschen Propheten und ähnlich schrecklichen Dingen war es eine Wohltat, heiteren, festlichen Stücken zu begegnen, das eine mit obligater Orgel und zwei mit Pauken und Trompeten, Instrumente, die für Bach zum Talisman geworden waren. Die Sorge, diese Pauken-und-Trompeten-Eingangschöre in C- oder D-dur könnten recht formelhaft oder ewig gleich wirken, ist unbegründet: Sie weisen in Stimmung, Textur und Affekt subtile Unterschiede auf.
Der Eingangschor von BWV 69a “Lobe den Herrn, meine Seele”, später für die Ratswahl umgearbeitet, ist eine freie Komposition erhabenster Größe. Bach jubiliert und frohlockt, er zieht aus den Farbkontrasten zwischen den drei Instrumentengruppen in seinem Orchester (Blechbläser, Holzbläser und Streicher) und den Unterteilungen innerhalb jeder Gruppe den größten Nutzen. Das Markenzeichen dieser Fantasie ist die Art, wie zwei harmlos klingende Takte mit trillerartig aufsteigendem Figuren einem frohlockenden, zwerchfellerschüttenden Motiv aus zwei kurzen Noten weichen, die auf der zweiten Zählzeit aufeinanderfolgender 3/4-Takte wiederholt werden – euphorisch, bukolisch, doch dem Text aus Psalm 103 durchaus angemessen: ‚Lobe den Herrn, meine Seele’. Ein solcher Chor lässt erkennen, wie unscharf die Trennung ist (wenn sie überhaupt existiert) zwischen Bachs geistlicher Festmusik und seiner Musik für weltliche Feiern – den Geburtstagsoden oder auch den Quodlibets, die seine Familie bei ihren jährlichen Zusammenkünften sang.
Der Hauptteil des Chorfugatos beginnt mit einer kreiselnden Variante der trillerartigen Eröffnung, die sich zu einer lyrischen Schlusswendung glättet. Der zweite Teil ist insgesamt lyrischer, enthält längere Noten mit Vorhalten und verweist voller Pathos auf die Worte ‚Vergiss nicht’. Doch wie vorauszusehen ist, wird das Beste erst noch kommen: Bach führt die beiden Fugen zusammen, und die Musik feuert plötzlich aus allen Rohren. Die erste Trompete schmettert das erste Fugenthema, fast wie eine Generalprobe für den widersinnigen Lick, der in den letzten sieben Takten von ‚Cum sancto Spirito’ aus der h-moll-Messe auftaucht, über Fanfareneinwürfe der tiefen Blechbläser und ein aufstrebendes Thema für Sopran- und Tenorstimmen gelagert und mit der Garantie, wie nur Bach sie zu liefern vermag, dass alle Emotionen angesprochen werden, dass allein ihre Begeisterung, ihr rhythmischer Schwung die Stimmung hebt. Keine Segmentierung der Bauelemente in der Verarbeitung dieser Fuge – alle führen auf Motive zurück, die im Orchestervorspiel und in der Verteilung auf die verschiedenen Gruppen (Chor und dreigeteiltes Orchester) zum ersten Mal zu hören waren – vermag Bachs Erfindungsgabe, seine Art, dem Hörer ständig neue Überraschungen zu bieten und doch alle Bauelemente nahtlos ineinander zu verweben, auch nur ansatzweise zu bestimmen, geschweige denn auf das Wesentliche zu reduzieren.
Wer auch immer Bach den Text zu dieser Kantate geliefert haben mag, er übernahm, mit geringfügigen Änderungen, einen Text für diesen Sonntag, den Johann Knauer drei Jahre zuvor in Gotha veröffentlicht hatte. Dieser verwendet Markus’ Bericht, wie Jesus einen Taubstummen heilt, als Metapher für Gottes ‚Hut und Wacht’ und liefert dem Psalmisten den Vorwand, zum Lobpreis Gottes aufzurufen. Die Verweise auf das Wunder sind zahlreich; ‚Ach, dass ich tausend Zungen hätte… zu Gottes Lob…’ im Eingangsrezitativ des Soprans, die Verwendung des Wortes ‚hephata’ (aramäisch für ‚öffne dich’), mit dem Jesus den Tauben geheilt hat, im Alt- Rezitativ (Nr. 4), und eine Verknüpfung zwischen dem Wunder und dem Psalmtext, ‚alsdenn singt mein Mund mit Freuden’, in der Bass-Arie (Nr. 5).
Diese weist, wie zuvor die Tenor-Arie, einen Dreiertakt auf, erstere eindrucksvoll in der Verflechtung klanglich differenzierter Holzblasinstrumente (Blockflöte, Oboe da caccia und Fagott), letztere in der Natürlichkeit der Textausdeutung. Wenn man die ersten beiden Zeilen, ‚Mein Erlöser und Erhalter, nimm mich stets in Hut und Wacht’, laut spricht, wird man sofort verstehen, warum sich Bach für einen schwungvollen 3/4- oder 9/8-Takt entschieden hat, dessen rhythmisches Muster der Sarabande mit ihren punktierten französischen Rhythmen entspricht: triolisierte Melismen über einem langsamen chromatischen Abstieg im Continuo bei dem Gebet ‚Steh mir bei in Kreuz und Leiden’, blumiger Überschwang bei dem Versprechen ‚alsdenn singt mein Mund mit Freuden’. Diese Gegensätze rhythmischer Deklamation und Stimmung unterstreicht Bach, wie es gar nicht seine Art ist und sehr ausgiebig, mit akribischen Angaben zur Dynamik im Solopart der Oboe und den begleitenden Streichern, von forte über poco forte bis piano und pianissimo, die alle dazu dienen, die Stimmen deutlich herauszuarbeiten und die Ausdrucksbewegung dieser herrlichen Arie genau festzulegen. Der abschließende Choral stammt aus der Weimarer Kantate BWV 12 Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen, verzichtet jedoch merkwürdigerweise auf ihre ausdrucksvolle Oberstimme.
Das Bachfest 2017 steht unter dem Motto ““EIN SCHÖN NEW LIED” – MUSIK UND REFORMATION Martin Luther sah in „Frau Musica“ eine göttliche Kunst, da sie den Teufeln zuwider sei. Entsprechend stellte er die Musik in eine Reihe mit der Theologie, erhob das deutschsprachige geistliche Lied zu einem festen Bestandteil des reformatorischen Programms und hielt ließ es Eingang in den Gottesdienst finden. Häufig als „schöne newe Lieder“ betitelt, verbreitete sich das neue reformatorische Liedrepertoire rasant….
Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2017 beginnt 14. Oktober 2016.
Telefonische Kartenbestellung:
Mo–Fr: 8–21 Uhr, Sa: 8–20 Uhr, So: 10–20 Uhr Aus Deutschland: 0 18 06-56 20 30
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V i d e o – vom Thomanerchor
BWV 137 – “Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“
Bass; Hans Hamptmann; Günther Ramin, conductor (1940/1956)
Günther Ramin is both a musical and historical legend in Germany today. His tenure as Cantor of Bach’s „old church“, St Thomas‘ Leipzig, from 1940 to 1956, spanned one of the most difficult periods in Germany’s recent history, to which Ramin responded with musicianship, enthusiasm, conviction, loyalty and persistence. His 100th birthday anniversary on October 15th 1998 was celebrated „officially“ by the special issue of a large 3 DM stamp depicting Ramin conducting the Thomanerchor; the occasion also provided an appropriate opportunity for historical, political and musical reminiscences.
In mild October sun a gathering of old friends and ex-Thomanerchor singers gathered at Ramin’s Leipzig graveside to hear the Thomanerchor under its new conductor Georg Christoph Biller sing Ramin’s own youthful composition: the motet „Out of Zion breaks the wondrous light of God“.
Die DVD enthält die Filmaufnahmen der kompletten Kantate, den Einführungsworkshop sowie die Reflexion des Referenten. Zudem beinhaltet die DVD das Filmportrait der J. S. Bach-Stiftung.
Die DVD mit der gesamten Kantate ist erhältlich im Bach-Shop
Jede Kantatenaufführung der J. S. Bach-Stiftung wird mit einer dreiviertelstündigen Werkeinführung („Workshop“) eingeleitet. Der musikalische Leiter der J. S. Bach-Stiftung gestaltet die Einführung zusammen mit dem Theologen Karl Graf. Dieses Video zeigt die Einführung zur KantateBWV 180 („Schmücke dich, o liebe Seele“). Die Live-Aufzeichnung der Kantate, der Werkeinführung sowie der Reflexion ist alsDVD hier erhältlich:
Neu J. S. Bach – BWV 588 Orglewerk „Canzona d-moll“
vom 12.08.2016
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Info: über das Orgelwerk BWV 588 „Canzona d-moll“
1. Canzona – BWV 588
Verallgemeinernd gesagt und von den Ursprüngen und Vorformen abgesehen, handelt es sich bei der Canzona um einen instrumentalen Formtypus aus der ersten Zeit des 17. Jahrhunderts, in dem ein Thema imitatorisch-fugenhaft zunächst in geradem (4/2-)Takt, sodann – mehr oder weniger stark umgeformt – im ungeraden (3/2-)Takt durchgeführt wird. Eine abschließende Rückkehr in den geraden Takt ist möglich, liegt bei der Bachschen Canzona aber nicht vor.
Das Thema der Canzona lautet in seiner ersten Form (zurTaktvorzeichnung der Canzona siehe Abschnitt 2)
Schon beim zweiten Themeneinsatz gesellt sich – ganz nach Art der italienischen Vorbilder (und nicht “echt bachisch”, wieKeller behauptet!) ein chromatischer, im weiteren Verlauf des Stückes beibehaltener Kontrapunkt dazu:
Für die Durchführung im Dreiertakt wird das Thema reizvoll umgewandelt:
Der chromatische Kontrapunkt ist schon beim ersten Einsatz wieder mit dabei:
Die “Canzona” wird oft als “Studienarbeit” bezeichnet, weil Bach sich in Form, Setzweise und Diktion an die alten Muster hält. Damit kommt etwas Abwertendes in die Betrachtung des Stückes hinein, und es sei deshalb betont, daß die Canzona – auch ohne eine Emanation Bachschen Personalstils zu sein – ein reizvoll lebendiges und plastisches Stück Musik von hoher Qualität ist, dem es zukäme, nicht nur als Studier- und Übungsstück Bachs wie heutiger Organisten angesehen zu werden. Interessant ist auch allemal, wie weit Bach gerade in diesem Stück Tonfall und Machart der alten Kompositionsweise zu treffen verstand.
2. Allabreve
Der Titel bezieht sich auf die Taktnotierung und Zählweise dieses Satzstils. Der alte 4/2-Takt des klassisch-vokalpolyphonen Stilmusters war später im Interesse größerer Übersichtlichkeit in zwei 2/2-Takte unterteilt worden. Es ergab sich das Notenbild eines 4/4-Taktes, der aber “alla breve”, also nur mit zwei Halbeschlägen gezählt wurde und dadurch eine besondere metrisch-rhythmische Qualität gewann. Wie eingangs gesagt, orientiert sich das Allabreve in Thematik und Linienführung mehr am Vokalen und ist als Musiziertypus zeitgenössischer als die Canzona (man denke an entsprechende Sätze in den Concerti Grossi der Corellizeit und Händels).
Das Thema – dem in der Regel ein beibehaltener Kontrapunkt hinzugefügt ist – lautet:
Ab Takt 43 erscheint es auch – in unterschiedlicher Verzahnung – in Engführungen. Die mit fast 200 Takten sehr lang ausgefallene Komposition erfährt durch das abschnittsweise Aussetzen der Pedalstimme, die jeweils zu tonartlich-funktionsharmonischen Angelpunkten führt (D-Fis-h-e-A-D), ihre Gliederung, so unablässig die Musik auch dahinzuströmen scheint. Trotz der im Vergleich zur Canzona mehr akademisch-studienhaften Machart ist an zahllosen Details die versierte “Findigkeit” des meisterlichen Kontrapunktikers Bachs ablesbar. Als Registrierung ist “Pro Organo Pleno” verlangt; daß Bach sich solche Stücke im “alten Stil” stets so registriert dachte, geht aus der gleichlautenden Vorschrift für die in ihrem ersten Teil ebenso komponierte Es-Dur-Fuge (BWV 552) hervor.
Weitere Orgelwerke, in denen Bach die historische Tonsprache von Canzona und Allabreve, bald in mehr vokaler, bald mehr instrumentaler Ausprägung aufgreift, sind die d-moll-Fuge aus BWV 538, die F-Dur-Fuge aus BWV 540 und – in genial individualisierender Weiterentwicklung – der fünfstimmige Mittelteil der G-Dur-Fantasie (Pièce d’Orgue) BWV 572, ebenso die Fugen F- und Fis-Dur (BWV Anh. 42 u. 97, NBA IV/11). Obgleich auch von anderen Einflüssen und Elementen geprägt, zählen auch die Fugen c-moll (BWV 546, Eingangsteil), f-moll (BWV 534), schließlich der dritte Satz der c-moll-Triosonate BWV 526 (1. Thema ff.) in diesen Bereich.
Info über das Orgelwerk BWV 903„Fantasie und Fuge d-Moll“
Die Chromatische Fantasie und Fuge in d-Moll (BWV 903) ist ein Werk für Cembalo bzw. Klavier von Johann Sebastian Bach. Als Entstehungszeit wird Bachs Zeit in Köthen (1717–1723) vermutet. Das Stück gehört zu Bachs bedeutenden Kompositionen und galt schon zu seiner Zeit als einzigartiges Meisterwerk.
Ein Autograph dieses Werkes ist nicht bekannt. Wegen des improvisatorischen, expressiven und alle Tonarten einbeziehenden Stils der Komposition weistWalther Siegmund-Schultze sie der Zeit der „gärenden Köthener Umbruchswerke“ zu.
Es existieren mindestens 16 verschiedene handschriftliche Kopien des Notentextes, darunter fünf aus Bachs Lebzeiten. Die älteste Kopie umfasst nur eine frühe, zwei Takte kürzere Variante der Fantasie, stammt von dem Bach-Schüler Johann Tobias Krebs und entstand nach 1717, also nahe an der Entstehungszeit. Zwei weitere Kopien entstanden um 1730 und umfassen auch die Fuge; als Notatoren vermutet werden Gottfried Grünewald oder Christoph Graupner. Eine Kopie des Doppelwerkes stammt von Johann Friedrich Agricola und entstand zwischen 1738 und 1740. Auf ihr beruht eine ab 1750 entstandene Kopie der Fantasie von Johann Gottfried Müthel und eine Gesamtkopie von Johann Nikolaus Forkel (1800).
Auf diesen beiden Handschriften beruhen die ersten Druckausgaben des Werkes von Franz Anton Hoffmeister (1802) und Friedrich Konrad Griepenkerl (1819). Wegen der starken Abweichungen in Details, die sich nicht auf eine gemeinsame Grundform zurückführen lassen, wird angenommen, dass Bach selbst verschiedene Varianten des Werks notiert und in Umlauf gebracht hat.
Die Fantasie beginnt als Toccata mit schnellen, auf und ab wogenden Läufen in Zweiunddreißigsteln sowie gebrochenen Akkorden in Sechzehnteltriolen, bei denen oft verminderte Septakkorde im Halbtonabstand aneinandergereiht werden. Der zweite Teil ist eine Folge von sehr frei und weit modulierenden ruhig schreitenden Akkorden, die schon in den ältesten Abschriften mit „Arpeggio“ überschrieben sind, also eine gebrochene Ausführung verlangen. Der dritte Teil ist mit „Rezitativ“ überschrieben und enthält eine mit vielen verschiedenen Verzierungen angereicherte, stark expressive Melodienführung. In diesem Teil finden sich auffällige enharmonische Verwechslungen, die die wohltemperierte Stimmung der Tasteninstrumente zu Bachs Köthener Zeit voraussetzen. Das Rezitativ geht in eine Schlusspassage chromatisch absinkender verminderter Septakkorde über dem Orgelpunkt D über.
Das Thema der Fuge beginnt mit einer in Halbtonschritten aufsteigenden Linie von a nach c, hier also von der Terz zur Quinte der zu d-Moll parallelen Dur-Tonart F-Dur, schwenkt von dort mit einer erneuten chromatisch von e bis g aufsteigenden Linie nach g-moll über und moduliert von dort zurück zur Haupttonart d-moll:
Aus den charakteristischen chromatisch aufsteigenden Linien des Fugenthemas ergab sich der spätere, nicht von Bach stammende Namenszusatz „chromatisch“ für das gesamte Werk.
Video J.S. Bach – Orgelwerk BWV 903 „Fantasie und Fuge d-Moll“
an jährlich vier Bach-Wochenenden (Donnerstag, Freitag & Sonntag) und in ergänzenden Sonderkonzerten das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach auf. Die geistlichen Kantaten erklingen dabei im Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Bestimmung im Kirchenjahr.
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Info zur Kantate BWV 39„Brich den Hungrigen dein Brot“
„Brich dem Hungrigen dein Brot“(BWV 39) ist eine Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach.
Die Kantate wurde komponiert für den 1. Sonntag nach Trinitatis und wurde am 23. Juni 1726 in Leipzig aufgeführt. Die Kantate gehört zum dritten Leipziger Kantatenjahrgang.
Die vorgeschriebenen Lesungen für den Sonntag waren 1 Joh 4,16–21 LUT, „Gott ist Liebe“, und Lk 16,19–31 LUT, das Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus. Thema der Kantate ist in Anlehnung an das Evangelium der Aufruf zur Nächstenliebe, im 1. Satz alttestamentlich nach Jes 58,7–8 LUT, im zentralen 4. Satz neutestamentlich nach Hebr13,16 LUT. Der Text des abschließenden Chorals ist die 6. Strophe des Liedes Kommt, laßt euch den Herren lehren (1648) von David Denicke. Der Dichter der Rezitative und Arien ist unbekannt.
Coro: Brich dem Hungrigen dein Brot
Recitativo (Bass): Der reiche Gott
Aria (Alt, Violine und Oboe): Seinem Schöpfer noch auf Erden
(Bass): Wohlzutun und mitzuteilen vergesset nicht
Aria (Sopran, Blockflöten): Höchster, was ich habe
Recitativo (Alt, Streicher): Wie soll ich dir, o Herr
Choral: Selig sind, die aus Erbarmen
Formal besteht die siebensätzige Kantate aus zwei Teilen, die vor und nach der Predigt aufgeführt wurden. Sie ist symmetrisch um den 4. Satz angeordnet, der den zweiten Teil beginnt und dem Bass-Solisten anvertraut ist. Eindringlicher Gesang zwischen Arioso und Arie ähnelt Bachs Vertonung von Jesus-Worten in seinen Passionen. Die Sätze 1 und 7 sind chorisch, 2 und 6 Rezitative, 3 und 5 zweiteilige Arien. Der Eingangschor folgt dem Text in komplexem dreiteiligem Aufbau, dessen erster und dritter Teil jeweils aus drei Abschnitten bestehen.
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Video: J.S. Bach, Kantate BWV 39 „Brich dem Hungrigen dein Brot“
Ausführende:
Fanie Antonelou, Sopran
Lena Sutor-Wernich, Alt
Matthias Horn, Bass
Stuttgarter Kantorei
Stiftsbarock Stuttgart (Konzertmeisterin: Susanne von Gutzeit)
Leitung: Kay Johannsen
Aufführung im Rahmen des Zyklus‘ Bach:vokal und als Konzert beim Deutschen Evangelischen Kirchentag am 4.6.2015 in der Stiftskirche Stuttgart.
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Ich wünsche allen Besuchern einen schönen Sonntag !
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 07.08.2016 begehen wir den 11. Sonntag nach „Trinitatis“
Der 11. Sonntag nach Trinitatis widmet sich unserer Einstellung zu Gott und zu seinem Gnadenhandeln. Dafür werden im Evangelium die zwei völlig unterschiedlichen Charaktere des Pharisäers und des Zöllners einander gegenüber gestellt. Die übrigen Texte weisen mehr in die Richtung des „Seligwerdens aus Gnade“ und nicht aus Werken. Unsere Einstellung zu der Gnade Gottes ist entscheidend dafür, ob wir sie auch empfangen werden.
Am 11. Sonntag nach Trinitatis hören wir die Erzählung vom Pharisäer und Zöllner und erfahren, dass unser Glaube nicht unser Verdienst, sondern die Gabe Gottes ist. Wir freuen uns an dieser Gabe, aber wir erkennen auch, dass wir dennoch fähig sind, gegen den Willen Gottes zu handeln. Darum sind wir froh und dankbar, dass Gott uns immer wieder die Möglichkeit zur Buße, zur Umkehr schenkt.
Wochenspruch:
Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. (1. Petr 5, 5)
Der mit Köln eng verbundene Komponist schuf mit der Großen Messe in den 1920er Jahren eine Vertonung, die die gesamte Bandbreite der musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten nutzt.
Wie für viele Komponisten gilt auch für Braunfels: Ohne seine Biographie sind seine Werke kaum zu verstehen. Der Theologe Dr. Gunther Fleischer stellt Person und Werk in Cantica vor.
1882 wurde Braunfels in Frankfurt geboren. Die Familie war evangelisch, hatte aber auch jüdische Wurzeln. Mehrere Erlebnisse bestimmten sein künstlerisches Wirken. Besonders einschneidend scheint eine Verwundung im ersten Weltkrieg gewesen zu sein. Sie führt, möglicherweise durch den Einfluss seiner katholischen Ehefrau schon vorbereitet, zur Konversion Braunfels‘ zum Katholizismus. Musikalisch ist sie ablesbar am Wechsel von der dämonischen, an Berlioz orientierten Vertonung des sechsten Kapitels der Offenbarung 1910 zur Bruckner-inspirierten Vertonung des Te Deum 1920.
Dann folgt in sich noch steigernder Intensität 1923-27 die Große Messe. Alles an ihr ist groß: Die Wahl der Mittel, die Dauer, die bezwingende Gewalt des Ausdrucks. Bach, Beethoven und Bruckner kommen zusammen und werden mit den Mitteln der Zeit gesteigert. Zu ihnen gehört die orchestrale Größtdimensionierung, wie etwa bei Richard Strauss oder Gustav Mahler. Und doch: Braunfels weiß die Mittel auch zu bändigen. Das Kyrie, extrem schwer zu singen in seinen harmonischen Anforderungen, ist Mystik pur……
Kantate BWV 179„Siehe zu, dass deine Gottesfurcht nicht Heuchelei sei“
zum 11. Sonntag nach Trinitatis
in der Aufnahme der Bach-Rilling-Edition. Mitwirkende sind die Gächinger Kantorei, das Bach-Collegium Stuttgart sowie die Solisten Kurt Equiluz, Wolfgang Schöne und Arleen Auger.
Zwei Sätze aus dieser Kantate hat Bach später wieder aufgegriffen, bearbeitet und in andere Kompositionen eingefügt: und zwar in die Missa brevis in G-Dur und die Missa brevis in A-Dur. Diese beiden Sätze stehen ebenfalls auf dem Programm.
Ausklang ist die Sonate für Violone und obligates Cembalo BWV 1019 mit Dmitry Sitkovetsky und Robert Hill als Interpreten.
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Videos:
mit Bach-Kantaten für den 11. Sonntag nach Trinitatis
Anna Magdalena Bach (* 22. September 1701 in Zeitz; † 27. Februar 1760 in Leipzig; – geboren als Anna Magdalena Wilcke) war eine deutsche Sängerin (Sopran) und die zweite Ehefrau von Johann Sebastian Bach.
1721 kam sie als Sopranistin an den Hof von Fürst Leopold von Anhalt-Köthen in Köthen. Dort lernte sie Johann Sebastian Bach kennen, der hier seit Dezember 1717 als Kapellmeister wirkte. Die hohe Wertschätzung der jungen Sängerin zeigt sich zum einen in ihrem vergleichsweise hohen Rang als „Kammermusikerin“, zum anderen auch an ihrem hohen Gehalt; sie erhielt das zweithöchste Gehalt nach Bach und ein etwa doppelt so hohes wie der nächste Musiker
Clavier-Büchlein vor Anna Magdalena Bachin Anno 1722, Deckblatt
Diese Seite des Notenbüchleins von 1722 enthält die Gavotte der Französischen Suite Nr. 5 (BWV 816).
Am 3. Dezember 1721 heirateten Johann Sebastian und Anna Magdalena Bach. Bis zu ihrer Übersiedlung nach Leipzig im April 1723 blieb sie auch als verheiratete Frau in ihrer Stellung. Das von ihr gesungene Repertoire ist nicht im Einzelnen dokumentiert. Es ist aber davon auszugehen, dass sie unter anderem bei den jährlich wiederkehrenden Kantatenaufführungen zum Geburtstag des Fürsten und zu Neujahr mitwirkte. Allerdings ist von diesen Bachschen Werken nur ein Bruchteil erhalten. Die erhaltenen Kantaten enthielten „aufwendige Duette und Soli, die den Hofsängern erhebliche technische Leistungen abverlangten und immer wieder ihr berufliches Können herausforderten“ (Christoph Wolff).
Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach
Ihr Name blieb bis heute auch aufgrund des besonderen Erfolges der Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach, die Arnold Schering nach den Originalen in der Preußischen Staatsbibliothek Berlin herausgab, bekannt. Die beiden Bände von 1722 und 1725 enthalten neben Werken von Bach eine Reihe von Kompositionen anderer Autoren, deren genaue Autorenschaften aber zum Teil ungeklärt blieben. Wenn Anna Magdalena die Stücke dieser Sammlung – darunter zum Beispiel mit den Partiten in a-Moll und e-Moll ausgesprochen anspruchsvolle Werke – alle gespielt hat, muss sie erhebliche Fertigkeiten auf dem Klaviererworben haben. Neben den Klavierstücken finden sich im Notenbüchlein auch Gesangsstücke, darunter die besonders bekannte Arie Willst du dein Herz mir schenken und von Gottfried Heinrich Stölzel die Arie „Bist du bei mir.“
Anna Magdalena Bach starb am 27. Februar 1760, zehn Jahre nach ihrem Mann, in Leipzig als „Almosenfrau“. Anders als diese Bezeichnung suggeriert, bedeutete dies kein Leben in Armut, sondern daß sie Bezieherin einer freiwilligen, regelmäßigen Witwenrente der Stadt Leipzig war. Weiterhin erhielt sie eine regelmäßige Unterstützung von der Universität Leipzig sowie Zahlungen aus verschiedenen Legaten. Anna Magdalena Bach dürfte „ungeachtet mancher Einschränkungen zu den relativ gut versorgten Witwen gehört haben“
Ihre fiktive AutobiographieDie kleine Chronik der Anna Magdalena Bach wurde 1930 von der britischen Schriftstellerin Esther Meynell verfasst. Die darin vorliegende Schilderung des Bachschen Familienlebens beruht auf keinerlei Quellen und taugt daher nicht als Anhaltspunkt für die historische Persönlichkeit Anna Magdalena Bachs.
Indessen geht aus mehreren erhaltenen Briefen, die der Neffe und zeitweilige Sekretär J. S. Bachs Johann Elias Bach verfasste, hervor, dass Anna Magdalena Bach eine „Liebhaberin der Gärtnerei sey“. Johann Elias Bach bat darum seine Mutter, einige Pflanzen zu schicken. Ebenfalls berichtete der Neffe, dass er „bey einem Herrn Cantor zu Halle einen Singvogel gesehn habe“ und bat darum, den Vogel „gegen billige Bezahlung der Frau Cantorin zu überlassen“.
Eine Zusammenstellung des dokumentarischen Materials zu Anna Magdalena Bach wurde von Maria Hübner, 2005, ergänzt durch einen biographischen Essay von Christoph Wolff, veröffentlicht.
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Ein Video über Anna Magdalena Bach
The Chronicle of Anna Magdalena Bach(German: Chronik der Anna Magdalena Bach) is a 1968 film by the French filmmaking duo of Jean-Marie Straub and Danièle Huillet. It was their first full-length feature film, and reportedly took a decade to finance. The film stars renowned harpsichordist Gustav Leonhardt as Johann Sebastian Bach and Christiane Lang as Anna Magdalena Bach. The orchestral music was performed by Concentus Musicus and conducted by Nikolaus Harnoncourt. It is the first of several Straub-Huillet films to be based on works of classical music. The film was entered into the 18th Berlin International Film Festival.
You can turn captions on by clicking the captions icon at the bottom of the video.
Works excerpted in the film, in order of appearance, are:
1. Brandenburg Concerto No. 5, BWV 1050: Allegro 1 (First Movement), bars 147–227
2. Prelude 6 in E major from the Klavierbüchlein für Wilhelm Friedemann Bach, BWV 854
3. (French) Suite #1 in D Minor from the Notebook for Anna Magdalena Bach, BWV 812: Minuet
4. Sonata No. 2 in D major for viola da gamba and obbligato harsichord, BWV 1028: Adagio
5. Trio-sonata No. 2 in C Minor for Organ, BWV 526: Largo
6. Magnificat in D major, BWV 243: Sicut locutus est; Gloria (first part)
7. Partita #6 in E minor from the Notebook for Anna Magdalena Bach, BWV 830: Gavotte
8. Cantata BWV 205 („Aeolus placated“): Bass recitative („Ja! Ja! Die Stunden sind nunmehro nah“) and Aria („Wie will ich lustig lachen“)
9. Cantata BWV 198 (Funeral Ode for Queen Christiane Eberhardine): Final chorus („Doch, Königin! du stirbest nicht“)
10. Cantata BWV 244a (Funeral music for Leopold, Prince of Anhalt-Köthen): Aria, „Mit Freuden sei die Welt verlassen“ (music lost, reconstructed from St Matthew Passion, BWV 244, „Aus Liebe will mein Heiland sterben“)
11. St Matthew Passion, BWV 244: Opening chorus („Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen“)
12. Cantata BWV 42: Sinfonia (Da capo: bars 1–53) and tenor recitative („Am Abend aber desselbigen Sabbats“)
13. Prelude in B Minor for Organ, BWV 544, bars 1–17
14. Mass in B Minor, BWV 232: Opening (start of the first Kyrie, bars 1–29)
15. Cantata BWV 215 (for the coronation of August III): Opening chorus („Preise dein Glücke, gesegnetes Sachsen“), bars 1–181
16. Ascension Oratorio, BWV 11: final chorale, 2nd part
17. Conventional Sunday motet (11th after Trinity) by Leo Leonius from the Florilegium Portense
18. Clavier-Uebung, BWV 671: Organ-chorale from the 3rd part („Kyrie, God Holy Spirit“)
19. Italian Concerto, BWV 971: Andante
20. Cantata Wachet auf, ruft uns die Stimme, BWV 140 („Awake, the voice calls to us“): 1st duet, bars 1–3621. Goldberg Variations, BWV 988: Variation 25
22. Cantata BWV 82 („I am content“), last recitative
23. Musical Offering, BWV 1079: Ricercar a 6, harpsichord, bars 1–139
24. The Art of Fugue, BWV 1080: Contrapunctus XIV, bars 193–239 (harpsichord), last part
25. Chorale for Organ, BWB 668 („Before thy throne, I tread“), bars 1–11
Für den 11. Sonntag nach Trinitatis liegt ein Reisetagebuch von Sir Gardiner nicht vor, die Kantaten für den 11. So. nach Trinitatis wurden von der DGG (Deutschen Gramophon Gesellschaft) eingespielt und veröffentlicht.
Kantaten für den 12. Sonntag nach Trinitatis
Jakobskirche, Köthen am 10. September 2000
Kantaten-Beschreibung: “Lobe den Herrn, meine Seele“ – BWV 69 a
Als Bach 1717 in Köthen ankam, um als Kapellmeister und ‚Director derer Cammer-Musiquen’ in den Dienst des jungen Fürsten Leopold zu treten, dürfte ihm klar gewesen sein, was man von ihm erwarten würde und dass er keine neue Kirchenmusik zu liefern hätte. Fürst Leopold war, wie sein Vater vor ihm, streng reformierten Glaubens, und die in der Jakobskirche, der am Marktplatz gelegenen Hauptkirche der Stadt, praktizierte kalvinistische Liturgie bot – bis auf ganz besondere Gelegenheiten – keinen Platz für figurierte Musik. Als wir das herrliche spätgotische Bauwerk betraten, um dort zu proben, versuchte ich mir vorzustellen, wie diese Kirche im März 1729 ausgesehen haben mochte, ‚schön erleuchtet, doch ganz mit Schwarz ausgeschlagen’, als Leopold zu später Stunde in der Fürstengruft beigesetzt wurde.
War Bach unbehaglich zumute, oder fühlte er sich gar ein bisschen bestätigt, als er, diesmal mit Anna Magdalena und seinem ältesten Sohn Friedemann an seiner Seite, seinem geliebten ehemaligen Dienstherrn die letzte Ehre erwies? Während seiner fünfeinhalbjährigen Amtszeit war ihm und seiner Familie, ebenso wie Leopolds verwitweter Mutter, der Gottesdienstbesuch nur in der lutherischen Agnuskirche gestattet gewesen, und zwischen den Pfarrern der beiden Kirchen bestand offene Feindschaft, wie er es in Mühlhausen erlebt hatte, als er Anfang zwanzig war. Ungefähr sechs Jahre nach seiner Abreise nach Leipzig kehrte nun Bach mit einem umfangreichen Werk zurück, das Arien und Chöre aus der Trauerode BWV 198 und der Matthäus-Passion parodierte. Für die Trauergemeinde und die aus Leipzig, Halle und verschiedenen Nachbarstädten aufgebotenen Musiker muss das Erleben dieser Musik im Rahmen einer neuen Trauerfeier außerordentlich bewegend gewesen sein.
Wir hingegen waren mit einer Rarität nach Köthen gekommen – einem der fröhlichsten Programme der ganzen Trinitatiszeit. Nach so vielen Wochen voller Feuer und Schwefel, furchteinflößenden Warnungen vor teuflischen Verführungen, Doppelzüngigkeit, falschen Propheten und ähnlich schrecklichen Dingen war es eine Wohltat, heiteren, festlichen Stücken zu begegnen, das eine mit obligater Orgel und zwei mit Pauken und Trompeten, Instrumente, die für Bach zum Talisman geworden waren. Die Sorge, diese Pauken-und-Trompeten-Eingangschöre in C- oder D-dur könnten recht formelhaft oder ewig gleich wirken, ist unbegründet: Sie weisen in Stimmung, Textur und Affekt subtile Unterschiede auf.
Der Eingangschor von BWV 69a “Lobe den Herrn, meine Seele”, später für die Ratswahl umgearbeitet, ist eine freie Komposition erhabenster Größe. Bach jubiliert und frohlockt, er zieht aus den Farbkontrasten zwischen den drei Instrumentengruppen in seinem Orchester (Blechbläser, Holzbläser und Streicher) und den Unterteilungen innerhalb jeder Gruppe den größten Nutzen. Das Markenzeichen dieser Fantasie ist die Art, wie zwei harmlos klingende Takte mit trillerartig aufsteigendem Figuren einem frohlockenden, zwerchfellerschüttenden Motiv aus zwei kurzen Noten weichen, die auf der zweiten Zählzeit aufeinanderfolgender 3/4-Takte wiederholt werden – euphorisch, bukolisch, doch dem Text aus Psalm 103 durchaus angemessen: ‚Lobe den Herrn, meine Seele’. Ein solcher Chor lässt erkennen, wie unscharf die Trennung ist (wenn sie überhaupt existiert) zwischen Bachs geistlicher Festmusik und seiner Musik für weltliche Feiern – den Geburtstagsoden oder auch den Quodlibets, die seine Familie bei ihren jährlichen Zusammenkünften sang.
Der Hauptteil des Chorfugatos beginnt mit einer kreiselnden Variante der trillerartigen Eröffnung, die sich zu einer lyrischen Schlusswendung glättet. Der zweite Teil ist insgesamt lyrischer, enthält längere Noten mit Vorhalten und verweist voller Pathos auf die Worte ‚Vergiss nicht’. Doch wie vorauszusehen ist, wird das Beste erst noch kommen: Bach führt die beiden Fugen zusammen, und die Musik feuert plötzlich aus allen Rohren. Die erste Trompete schmettert das erste Fugenthema, fast wie eine Generalprobe für den widersinnigen Lick, der in den letzten sieben Takten von ‚Cum sancto Spirito’ aus der h-moll-Messe auftaucht, über Fanfareneinwürfe der tiefen Blechbläser und ein aufstrebendes Thema für Sopran- und Tenorstimmen gelagert und mit der Garantie, wie nur Bach sie zu liefern vermag, dass alle Emotionen angesprochen werden, dass allein ihre Begeisterung, ihr rhythmischer Schwung die Stimmung hebt. Keine Segmentierung der Bauelemente in der Verarbeitung dieser Fuge – alle führen auf Motive zurück, die im Orchestervorspiel und in der Verteilung auf die verschiedenen Gruppen (Chor und dreigeteiltes Orchester) zum ersten Mal zu hören waren – vermag Bachs Erfindungsgabe, seine Art, dem Hörer ständig neue Überraschungen zu bieten und doch alle Bauelemente nahtlos ineinander zu verweben, auch nur ansatzweise zu bestimmen, geschweige denn auf das Wesentliche zu reduzieren.
Wer auch immer Bach den Text zu dieser Kantate geliefert haben mag, er übernahm, mit geringfügigen Änderungen, einen Text für diesen Sonntag, den Johann Knauer drei Jahre zuvor in Gotha veröffentlicht hatte. Dieser verwendet Markus’ Bericht, wie Jesus einen Taubstummen heilt, als Metapher für Gottes ‚Hut und Wacht’ und liefert dem Psalmisten den Vorwand, zum Lobpreis Gottes aufzurufen. Die Verweise auf das Wunder sind zahlreich; ‚Ach, dass ich tausend Zungen hätte… zu Gottes Lob…’ im Eingangsrezitativ des Soprans, die Verwendung des Wortes ‚hephata’ (aramäisch für ‚öffne dich’), mit dem Jesus den Tauben geheilt hat, im Alt- Rezitativ (Nr. 4), und eine Verknüpfung zwischen dem Wunder und dem Psalmtext, ‚alsdenn singt mein Mund mit Freuden’, in der Bass-Arie (Nr. 5).
Diese weist, wie zuvor die Tenor-Arie, einen Dreiertakt auf, erstere eindrucksvoll in der Verflechtung klanglich differenzierter Holzblasinstrumente (Blockflöte, Oboe da caccia und Fagott), letztere in der Natürlichkeit der Textausdeutung. Wenn man die ersten beiden Zeilen, ‚Mein Erlöser und Erhalter, nimm mich stets in Hut und Wacht’, laut spricht, wird man sofort verstehen, warum sich Bach für einen schwungvollen 3/4- oder 9/8-Takt entschieden hat, dessen rhythmisches Muster der Sarabande mit ihren punktierten französischen Rhythmen entspricht: triolisierte Melismen über einem langsamen chromatischen Abstieg im Continuo bei dem Gebet ‚Steh mir bei in Kreuz und Leiden’, blumiger Überschwang bei dem Versprechen ‚alsdenn singt mein Mund mit Freuden’. Diese Gegensätze rhythmischer Deklamation und Stimmung unterstreicht Bach, wie es gar nicht seine Art ist und sehr ausgiebig, mit akribischen Angaben zur Dynamik im Solopart der Oboe und den begleitenden Streichern, von forte über poco forte bis piano und pianissimo, die alle dazu dienen, die Stimmen deutlich herauszuarbeiten und die Ausdrucksbewegung dieser herrlichen Arie genau festzulegen. Der abschließende Choral stammt aus der Weimarer Kantate BWV 12 Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen, verzichtet jedoch merkwürdigerweise auf ihre ausdrucksvolle Oberstimme.
Das Bachfest 2017 steht unter dem Motto ““EIN SCHÖN NEW LIED” – MUSIK UND REFORMATION Martin Luther sah in „Frau Musica“ eine göttliche Kunst, da sie den Teufeln zuwider sei. Entsprechend stellte er die Musik in eine Reihe mit der Theologie, erhob das deutschsprachige geistliche Lied zu einem festen Bestandteil des reformatorischen Programms und hielt ließ es Eingang in den Gottesdienst finden. Häufig als „schöne newe Lieder“ betitelt, verbreitete sich das neue reformatorische Liedrepertoire rasant….
Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2017 beginnt 14. Oktober 2016.
Telefonische Kartenbestellung:
Mo–Fr: 8–21 Uhr, Sa: 8–20 Uhr, So: 10–20 Uhr Aus Deutschland: 0 18 06-56 20 30
(0,20 € pro Anruf aus den dt. Festnetzen, max. 0,60 € pro Anruf aus den dt. Mobilfunknetzen) Aus dem Ausland: +49 -3871-2 11 41 91
(lokale Tarife) – See more at:
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Johann Sebastian Bach verstarb am 28. Juli 1750 in Leipzig
Am 28. Juli ist der Todestag von J. S. Bach und ein Memoriam-Bach-Konzert findet an diesem Tag jeweils in der Thomaskirche Leipzig, aus diesem Anlass statt.
Wie dürfen wir die Änderungen des Chorals „Wenn wir in höchsten Nöthen sein“ auf dem Totenbett deuten? Zweifellos hat Johann Sebastian Bach schon seit frühester Jugend sein gesamtes Werk „sub species aeternitatis“ geschrieben, vor Gottes Thron also, auf den hin er sein Leben und sein Wirken ausrichtete. Er war kein Frömmler, wußte er doch, daß der Mensch allzeit Sünder bleibt und bis zum letzten Atemzug auf Gottes Gnade angewiesen ist.
Die Freude darüber, daß Jesus dem Sünder die Vergebung und die Erlösung von allem Bösen erwirkt und zugesprochen hat, bestimmte sein Leben. Diese aus felsenfester Heilsgewißheit gewonnene Freude gab ihm die schier unvorstellbare Kraft, sein Leben lang nach höchster Perfektion, nach letzter Vollendung zu streben. Diese Vollendung erstrebte und erlangte er mit der letzten Bearbeitung seines Chorals:
„Wenn wir in höchsten Nöthen sein“.
Mit dem Titel des Gebets- und Morgenliedes „Vor deinen Thron tret ich hiermit“
wurde dieser Choral zur Summe von J.S. Bachs Leben.
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Johann Sebastian Bach
Coral „Vor deinen Thron tret ich hiermit“, BWV 668
„Vor deinen Thron tret ich hiermit“
Bittlied, Melodie: Wenn wir in höchsten Nöten sein
1. Vor deinen Thron tret ich hiermit,
o Gott, und dich demütigt bitt:
Wend doch dein gnädig Angesicht
von mir, dem armen Sünder nicht.
2. Du hast mich, o Gott Vater mild, gemacht nach deinem Ebenbild in dir web, schweb und lebe ich, vergehen müßt ich ohne dich.
3. Gott Sohn, du hast mich durch dein Blut erlöset von der Höllenglut, das schwer Gesetz für mich erfüllt, damit des Vaters Zorn gestillt.
4. Gott Heilger Geist, du höchste Kraft, des Gnade in mir alles schafft, ist etwas Guts am Leben mein, so ist es wahrlich alles dein.
5. Drum danke ich mit Herz und Mund dir, Gott, in dieser Morgenstund für alle Güte, Treu und Gnad, die meine Seel empfangen hat.
6. Und bitt, dass deine Gnadenhand bleib über mir heut ausgespannt; mein Amt, Gut, Ehr, Freund, Leib und Seel in deinen Schutz ich dir befehl.
7. Hilf, dass ich werd von Herzen fromm, damit mein ganzes Christentum aufrichtig und rechtschaffen sei, nicht Augenschein und Heuchelei,
8. dass ich fest in Anfechtung steh und nicht in Trübsal untergeh, dass ich im Herzen Trost empfind, zuletzt mit Freuden überwind.
9. Erlass mir meine Sündenschuld und hab mit deinem Knecht Geduld, zünd in mir Glauben an und Lieb, zu jenem Leben Hoffnung gib.
10. Ein selig Ende mir bescher, am Jüngsten Tag erweck mich, Herr, dass ich dich schaue ewiglich. Amen, Amen, erhöre mich.
(Bittlied, Autor: Bodo von Hodenberg (1604 – 1650 )
In einem bewegenden Kommentar von Sir John Eliot Gardiner, enthalten in seinem Reisetagebuch von der Bach-Cantata-Pilgrimage 2000, schildert er eindrücklich die Wiedergabe vom BWV 668 im Oktober 2000 in der Thomaskirche in Leipzig…!!
……Es erschien uns angebracht, unser Konzert im Chorraum dieser berühmten Kirche (Thomaskirche Leipzig) – zu beenden, dort, wo Bach in den letzten siebenundzwanzig Jahren seines Lebens gewirkt, frohlockt und gelitten hat, und uns in Hufeisenform um seine letzte Ruhestätte aufzustellen, zu beiden Seiten die Porträts von Theologen mit ihren langen Talaren und spitzenbesetzten Beffchen, darunter vielleicht seine einstigen klerikalen Peiniger. Von dort aus sangen wir den vierstimmigen ‚Sterbebettchoral’ BWV 668,Vor deinen Thron tret ich hiermit, den die Legende voller Ehrfurcht als sein letztes Werk identifiziert und den ‚der selige Mann’, wie Marpurg in der postumen Erstausgabe der Kunst der Fuge (1752) anmerkt, ‚in seiner Blindheit einem seiner Freunde aus dem Stegreif in die Feder dictiret hat’.
Diese ergreifende Geschichte gerät durch die Existenz mindestens zweier früherer Fassungen eines Choralpräludiums (BWV 641 und BWV 668a) ins Wanken. Beweise dafür, dass sich Bach während seiner Krankheit vor dem Tod mit unvollendeten Werken beschäftigte, sind vorhanden, so dass es durchaus möglich ist, dass er zumindest die imitierenden Passagen in den dreistimmigen (in BWV 641 nicht vorhandenen) Abschnitten, die partielle Entfernung der filigranen Ornamentierungen in der Diskantlinie und einige kleinere Verbesserungen in der vorzüglichen abschließenden Coda ‚dictiret’ hat.
Wie auch immer die Fakten liegen mögen, nichts behindert die herzzerreißende Schönheit dieses zweistrophigen Gesangs, dessen ursprünglicher Wortlaut ‚Wenn wir in höchsten Nöten sein’ durch den besser geeigneten Text ‚Vor deinen Thron tret ich hiermit’ ersetzt wurde, der ebenfalls nach dieser Melodie gesungen wurde. Es klingt überzeugend: Dieser Mann, der während seines gesamten Schaffens nach musikalischer Perfektion gestrebt hatte, korrigiert und ändert hier in den letzten Augenblicken, die er in seinem Leben bewusst erlebt und in denen er sich auf seinen eigenen, auf lutherische Weise ‚guten’ Tod vorbereitet. Dieses Werk ist die Quintessenz jener ‚überirdischen Heiterkeit’, die Edward Said das Kennzeichen späten Stils und letzter Werke nannte.
Während die Klänge der abschließenden Kadenz noch in der Luft schwebten, herrschte absolute Stille: kein Applaus, kein versessenes Streben nach dem Ausgang, einfach nur Stille. Es war, als hätte das Publikum stillschweigend begriffen, dass dies unsere gemeinschaftliche Huldigung an das Genie war, dessen Musik als Morgenstern unsere Schritte auf unserer Pilgerreise über einen Gutteil des Jahres gelenkt hatte. Dann begann schließlich der Beifall, und Leute kamen nach vorn, um uns zu danken, sichtlich bewegt und nicht willens, diesen Ort zu verlassen.
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Eine CD-Aufnahme von J.E. Gardiner am Grabe von J.S. Bach – im Bachjahr 2000 gesungen!
Katharien Fuge, soprano
Nathalie Stutzmann, contralto
Christoph Genz, tenor
Gotthold Schwarz, bajo
The Monteverdi Choir
John Eliot Gardiner, dirección
Grabado en la Thomaskirche de Leipzig, 22 de Octubre del 2000
Die DVD enthält die Filmaufnahmen der kompletten Kantate, den Einführungsworkshop sowie die Reflexion des Referenten. Zudem beinhaltet die DVD das Filmportrait der J. S. Bach-Stiftung.
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YouTube – Video
BWV 33 – J. S. Bach Cantata – „Allein zu Dir, Herr Jesu Christ“
Für die Reformatoren war es wichtig, dass Singen auch eine Begegnung mit der biblischen Botschaft ermöglicht.
Rudolf Lutzgibt mit Musikbeispielen Einblick in die Entwicklung der protestantischen Kirchenmusik und zeigt deren Funktion im Gottesdienst und im Kirchenjahr. Er sprach Im Rahmen des Vortragszyklus «Heiliger Sound» am 10. Februar 2014 in der St.Galler Kirche St.Mangen. Rudolf Lutz ist Organist, Chorleiter, Lehrer für Improvisation und künstlerischer Leiter der J. S. Bach-Stiftung.
Neu J. S. Bach – BWV 903 Orgelwerk„Fantasie und Fuge d-Moll“
vom 05.08.2016
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Info über das Orgelwerk BWV 903„Fantasie und Fuge d-Moll“
Die Chromatische Fantasie und Fuge in d-Moll (BWV 903) ist ein Werk für Cembalo bzw. Klavier von Johann Sebastian Bach. Als Entstehungszeit wird Bachs Zeit in Köthen (1717–1723) vermutet. Das Stück gehört zu Bachs bedeutenden Kompositionen und galt schon zu seiner Zeit als einzigartiges Meisterwerk.
Ein Autograph dieses Werkes ist nicht bekannt. Wegen des improvisatorischen, expressiven und alle Tonarten einbeziehenden Stils der Komposition weistWalther Siegmund-Schultze sie der Zeit der „gärenden Köthener Umbruchswerke“ zu.
Es existieren mindestens 16 verschiedene handschriftliche Kopien des Notentextes, darunter fünf aus Bachs Lebzeiten. Die älteste Kopie umfasst nur eine frühe, zwei Takte kürzere Variante der Fantasie, stammt von dem Bach-Schüler Johann Tobias Krebs und entstand nach 1717, also nahe an der Entstehungszeit. Zwei weitere Kopien entstanden um 1730 und umfassen auch die Fuge; als Notatoren vermutet werden Gottfried Grünewald oder Christoph Graupner. Eine Kopie des Doppelwerkes stammt von Johann Friedrich Agricola und entstand zwischen 1738 und 1740. Auf ihr beruht eine ab 1750 entstandene Kopie der Fantasie von Johann Gottfried Müthel und eine Gesamtkopie von Johann Nikolaus Forkel (1800).
Auf diesen beiden Handschriften beruhen die ersten Druckausgaben des Werkes von Franz Anton Hoffmeister (1802) und Friedrich Konrad Griepenkerl (1819). Wegen der starken Abweichungen in Details, die sich nicht auf eine gemeinsame Grundform zurückführen lassen, wird angenommen, dass Bach selbst verschiedene Varianten des Werks notiert und in Umlauf gebracht hat.
Die Fantasie beginnt als Toccata mit schnellen, auf und ab wogenden Läufen in Zweiunddreißigsteln sowie gebrochenen Akkorden in Sechzehnteltriolen, bei denen oft verminderte Septakkorde im Halbtonabstand aneinandergereiht werden. Der zweite Teil ist eine Folge von sehr frei und weit modulierenden ruhig schreitenden Akkorden, die schon in den ältesten Abschriften mit „Arpeggio“ überschrieben sind, also eine gebrochene Ausführung verlangen. Der dritte Teil ist mit „Rezitativ“ überschrieben und enthält eine mit vielen verschiedenen Verzierungen angereicherte, stark expressive Melodienführung. In diesem Teil finden sich auffällige enharmonische Verwechslungen, die die wohltemperierte Stimmung der Tasteninstrumente zu Bachs Köthener Zeit voraussetzen. Das Rezitativ geht in eine Schlusspassage chromatisch absinkender verminderter Septakkorde über dem Orgelpunkt D über.
Das Thema der Fuge beginnt mit einer in Halbtonschritten aufsteigenden Linie von a nach c, hier also von der Terz zur Quinte der zu d-Moll parallelen Dur-Tonart F-Dur, schwenkt von dort mit einer erneuten chromatisch von e bis g aufsteigenden Linie nach g-moll über und moduliert von dort zurück zur Haupttonart d-moll:
Aus den charakteristischen chromatisch aufsteigenden Linien des Fugenthemas ergab sich der spätere, nicht von Bach stammende Namenszusatz „chromatisch“ für das gesamte Werk.
Video J.S. Bach – Orgelwerk BWV 903„Fantasie und Fuge d-Moll“
Info: J. S. Bach – BWV 22 Kantate: „Jesus nahm zu sich die Zwölfe“
Jesus nahm zu sich die Zwölfe (BWV 22) ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte sie für den SonntagEstomihi und führte sie erstmals in Leipzig am 7. Februar 1723 auf.
Bach schrieb die Kantate in Leipzig für den Sonntag Estomihi. Es ist der Sonntag vor Aschermittwoch und damit der letzte Sonntag vorKarfreitag, an dem eine Kantate aufgeführt wurde, da in Leipzig während der Passionszeit tempus clausum eingehalten wurde. Die Kantate war 1723 ein Probestück für Bachs Bewerbung um das Amt des Thomaskantors, zusammen mit Du wahrer Gott und Davids Sohn(BWV 23).
Die vorgeschriebenen Lesungen für den Sonntag waren 1 Kor 13,1–13 LUT und Lk 18,31–43 LUT, die Heilung eines Blinden und damit verbunden die Ankündigung des Leidens in Jerusalem. Der unbekannte Textdichter konzentriert sich auf die Ankündigung des Leidens. Der erste Satz benutzt die Verse 31 und 34 des Evangeliums als Text, dementsprechend beginnt der Tenor als Evangelist, während der Bass als Vox Christi die direkte Rede Jesu wiedergibt. Die folgenden Sätze beziehen den gegenwärtigen Christen in die Gruppe der Jünger ein, die das Geschehen nicht begreifen. Der Schlusschoral ist die 5. und letzte Strophe von Elisabeth Crucigers Lied Herr Christ, der einig Gotts Sohn.
Die Kantate ist besetzt mit drei Solisten (Alt, Tenor und Bass), vierstimmigem Chor, Oboe, zwei Violinen, Viola und Basso continuo.
1. Arioso e Coro (Tenor, Bass): Jesus nahm zu sich die Zwölfe
2. Aria (Alt, Oboe): Mein Jesu, ziehe mich nach dir
3. Recitativo (Bass): Mein Jesu, ziehe mich, so werd ich laufen
4. Aria (Tenor): Mein alles in allem, mein ewiges Gut
5. Choral: Ertöt uns durch dein Güte
Video:J. S. Bach – BWV 22 Kantate: „Jesus nahm zu sich die Zwölfe“
an jährlich vier Bach-Wochenenden (Donnerstag, Freitag & Sonntag) und in ergänzenden Sonderkonzerten das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach auf. Die geistlichen Kantaten erklingen dabei im Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Bestimmung im Kirchenjahr.
Auf der Webseite zum Projekt finden Sie alle Informationen rund um Termine, Karten, Künstler:
Professionelle Qualität in Bild und Ton: Jede Woche kommt ein Chorsatz, eine Arie oder ein Choral hinzu! So können Sie mit Bach:vokal verbunden bleiben, auch wenn gerade kein Konzert ansteht.
Unter dem nachstehenden Link sind veröffentlichte Videos auf YouTube einsehbar..!!
Info: Kantate BWV 201„Geschwinde, ihr wirbelnden Winde“
Geschwinde, ihr wirbelnden Winde(BWV 201) ist eine weltliche Kantate von Johann Sebastian Bach. Im Autograph trägt sie den Titel „Der Streit zwischen Phoebus und Pan.“
Die Kantate gehört nicht zu den höfischen Huldigungsmusiken, sondern entstand für die bürgerliche Konzertreihe des LeipzigerCollegium musicum, das seit 1729, als Bach die Leitung übernahm, das Bachische hieß und im Zimmermannschen Kaffeehauskonzertierte. Wahrscheinlich komponierte Bach das Werk für das erste Saisoneröffnungskonzert unter seiner Leitung 1729.
Für diesen Anlass wählte Bach ein programmatisches Thema, für das Christian Friedrich Henrici eine Szene aus denMetamorphosen des Ovid bearbeitete. Im mythologischen Gewand eines Musikwettstreits zwischen den Göttern Phoebus-Apollo und Pan wird die Frage nach der „besseren“ Musik behandelt: Ist es eine durch vordergründige Effekte rasch ins Ohr gehende „Unterhaltungsmusik“ oder eine differenzierte Kunstmusik, deren Reiz sich nur dem aufmerksamen und gebildeten Hörer erschließt? Personifikation der ersteren ist der Hirtengott Pan mit seiner Flöte. Für die zweite steht Phoebus mit der Leier. Auf Anraten des Mercurius wird ein Wettmusizieren organisiert, bei dem jeder sich einen eigenen Schiedsrichter wählt: Phoebus den Tmolus, Pan den Midas. Die Streiter tragen ihre Probearien vor, und wie zu erwarten, spricht sich Tmolus für Phoebus, Midas für Pan aus. Nun aber fallen Phoebus, Tmolus und alle Zuschauer einmütig über Midas her, Phoebus verpasst ihm Eselsohren, und selbst Pan fragt: „Ei! warum hast du diesen Streit auf leichte Schultern übernommen?“ Und als Schlussfolgerung verkünden Momus und der Chor:
Momus
Du guter Midas, geh nun hin
Und lege dich in deinem Walde nieder,
Doch tröste dich in deinem Sinn,
Du hast noch mehr dergleichen Brüder.
Der Unverstand und Unvernunft
Will jetzt der Weisheit Nachbar sein,
Man urteilt in den Tag hinein,
Und die so tun,
Gehören all in deine Zunft.
Ergreife, Phoebus, nun
Die Leier wieder,
Es ist nichts Lieblichers
Als deine Lieder.
Chor
Labt das Herz, ihr holden Saiten,
Stimmet Kunst und Anmut an!
Lasst euch meistern, lasst euch höhnen,
Sind doch euren süßen Tönen
Selbst die Götter zugetan.
Mit der Gestaltung der Kantate unterstreicht Bach überdeutlich seine eigene Position – natürlich die Option für eine „gelehrte“, aufwändige, aber letztlich der Würde der Tonkunst allein gerecht werdende Musik. Schon zur Entstehungszeit hatte er im amtlich-kirchlichen wie im fachlich-musikalischen Bereich Gegner, die seine Kompositionsweise für zu anspruchsvoll und zugleich für antiquiert hielten. Immer wieder musste er gegenüber Rat und Schule um genügend fähige Kräfte für seine Kirchenmusik kämpfen und sich gleichzeitig gegen die Vertreter des empfindsamen Stils zur Wehr setzen, die ihm öffentlich Künstlichkeit und mangelndes Gefühl vorwarfen.
Gegen Ende seines Lebens spitzte sich dieser Konflikt noch einmal zu, und gleichzeitig fädelte Graf Brühl bereits die Amtsnachfolge seines Protégés Johann Gottlob Harrer ein. So organisierte Bach mit seinen Freunden im Herbst 1749 eine Wiederaufführung der Phoebus-und-Pan-Kantate, bei der er die Schlussworte des Momus – mit gelehrter Anspielung auf zwei römische Negativcharaktere – eigenhändig abwandelte in
Die Kantate hat eine Aufführungsdauer von fast einer Stunde. Hinsichtlich Besetzung und virtuosen Anforderungen bleibt das Werk nicht hinter denen für „offizielle“ Anlässe zurück. Die ausschließlich männlichen Akteure wurden teilweise von älteren Knabensolisten (damals bis zu 17 Jahre alt) verkörpert.
Die Probearie des Phoebus in h-Moll Mit Verlangen drück ich deine zarten Wangen gilt als erstes Werk der Musikgeschichte, in dem die gleichgeschlechtliche Liebe – zwischen Phoebus-Apollo und Hyakinthos – besungen wird. Der Komponist bietet hier seine ganze Kunst auf und beweist, dass ein vollendetes kontrapunktisches Geflecht mit Solist, Streichern, Flöte, Oboe, Basso continuo, ohne „Leier“, durchaus tiefstes Gefühl ausdrücken kann. Es kann davon ausgegangen werden, dass Bach die Bratschenstimme („Viola con sordino“) selbst gespielt hat, wie aus Forkels Bach-Biographie (1802 in Leipzig erschienen) hervorgeht. Aber auch an den „populären“ Ton des Pan in seiner Arie Zu Tanze, zu Sprunge, so wackelt das Herz in A-Dur, die in der Bauernkantate mit den Worten Dein Wachstum sei feste und lache vor Lust! nochmals aufgenommen wird, wendet er außer Humor höchste Kunst und Sorgfalt. Als Midas sein Urteil abgibt: Pan ist Meister, stimmen die Violinen ein unverkennbares Eselsgeschrei an. In der Tadelarie des Mercurius (Aufgeblasne Hitze) ist die Schellenmütze vokal und instrumental abgebildet. Und vor dem mitreißenden Schlusshymnus des Chores auf die (wahre) Musik lässt die Harmoniewendung des Rezitativs zu Bachs Selbstermutigung (Ergreife, Phoebus, nun die Leier wieder…) kaum einen aufmerksamen Hörer unberührt.
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Video: J.S. Bach, Kantate BWV 201„Geschwinde, ihr wirbelnden Winde“
(„Der Streit zwischen Phoebus und Pan“) | Solisten, Stuttgarter Kantorei | Stiftsbarock Stuttgart (Konzertmeisterin: Lisa Immer) | Leitung: Kay Johannsen
Aufführung im Rahmen des Zyklus Bach:vokal, Stiftskirche Stuttgart, 24.10.2014. Solisten: Katharina Persicke, Sopran Sophie Harmsen, Alt Andreas Karasiak und Michael Berner, Tenor Krešimir Stražanac und Matthias Horn, Bass Stiftsbarock Stuttgart: Traversflöte Annie Laflamme, Monika Scholand Oboe Saskia Fikentscher, Claire Sirjacobs Fagott Annette Wittemann Trompete Wolfgang Bauer, Thomas Kiess, Ute Rothkirch Pauke Ineke Busch Konzertmeisterin Lisa Immer Violine 1 Lisa Immer, Sarah Immer, Dietlind Mayer, Isabelle Farr Violine 2 Miriam Risch-Graulich, Christina Eychmüller, Angela Pastor Viola Katharina Friederich, Chen-Ying Lu-Riebutsch, Marlene Steg Violoncello Melanie Beck, Christine Wiegräbe Kontrabass Matthias Scholz Orgel Andreas Gräsle
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Ich wünsche allen Besuchern einen schönen Sonntag !
Der 1. Preisträger im Fach Gesang – beim Bach-Wettbewerb 2016 in Leipzig – Patrick Grahl, mit dem Direktor des Bach-Archivs Prof. Dr. Peter Wollny. Foto. Gert Mothes
Liebe Bach-Freunde/innen !
Eine Übersicht der Bach-Kantaten zum aktuellen Sonntag im Kirchenjahr steht zum Download bereit:
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 31.07.2015 begehen wir den 10. Sonntag nach „Trinitatis“
Der 10. Sonntag nach Trinitatisbildet den ungefähren Mittelpunkt der Trinitatiszeit und hat daher eine besondere Stellung. Dies wird dadurch unterstrichen, dass er sich dem Verhältnis der Kirche zum Volk Israel widmet, ein Thema, das von großer Bedeutung für die christliche Kirche ist. Die Überlegungen dazu werden selbstverständlich auch den Holocaust und die neonazistischen Strömungen in unserer Gesellschaft beinhalten müssen. Auf der anderen Seite dürfen die Unterschiede nicht übersehen werden. Allerdings ist es wichtig, dass wir erkennen, dass unsere Wurzeln im Volk Israel, dem Volk Gottes, verankert sind, und nicht ins Leere greifen. Die Erkenntnis des Paulus, dass das Volk Israel nicht verworfen ist (Röm 11, 25-31), muss maßgeblich sein für unser Reden über und vor allem mit diesem Volk.
Am 10. Sonntag nach Trinitatis denkt die Kirche besonders an das Volk Israel und daran, dass Jesus selbst diesem Volk angehört. Das Leid, das Jesus um sein Volk trug, weil es sich nicht bekehren wollte, gibt uns kein Recht, Israel als das verworfene Volk zu bezeichnen. Vielmehr hören wir von Paulus, dass Israel um unseretwillen mit Blindheit geschlagen ist, damit wir selig werden; danach aber auch das Volk Israel als das wahre Volk Gottes.
Wochenspruch:
Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, dem Volk, das er zum Erbe erwählt hat. (Ps 33, 12)
Seit mehr als 25 Jahren ist es eines der beliebtesten Vertonungen des Magnifikat. John Rutter komponierte das Werk 1990. Gefällige Melodien und schöne Klangeffekte geben dem Werk eine dynamische Leichtigkeit.
Der englische Komponist verzichtet auf starke Dissonanzen, achtet stattdessen auf gute Singbarkeit und eine ansprechende Musiksprache. Es ist besetzt für Sopran Solo, gemischten Chor und Orchester. Aus sieben Sätzen besteht die moderne Magnifikat-Vertonung. Neben dem originalen Text aus dem Lukasevangelium vertont Rutter in dem Werk auch andere Texte über die Gottesmutter Maria. So zum Beispiel das altenglische Gedicht „Of a rose“ – es spricht in hymnischen Worten über Maria als liebliche Rose……
Eine Video-Dokumentation über J.S. Bach aus dem Jahr 2000
Dokumentation von 2000 über J.S. Bach „A great composers.“
Ein Fim von Kriss Russman & Rober Levin.
Robert Levin, Präsident des Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerbs Leipzig
Robert Levin studierte Klavier bei Louis Martin und Komposition bei Stefan Wolpe. Als Jugendlicher erhielt er bei Nadia Boulanger in Paris Unterricht. Nach dem Abschlussdiplom der Harvard Universität wurde er von Rudolf Serkin eingeladen, die Musiktheorie-Abteilung des Curtis-Instituts in Philadelphia zu leiten. Es folgte seine Berufung zum Professor an die Staatliche Universität New York/Purchase und später an die Freiburger Musikhochschule. Seit 1993 hat Robert Levin eine Professur an der Harvard Universität in Cambridge. Konzertreisen führen ihn als Solist und Duopartner mit Kim Kashkashian und Ya-Fei Chuang nach Europa und Asien und durch die USA.
Er konzertierte mit Dirigenten wie Sir John Eliot Gardiner, Bernard Haitink, Joseph Silverstein, Christopher Hogwood, Seiji Ozawa und vielen anderen. Sein Repertoire umfasst Werke vom Barock bis zur Gegenwart. Seine Einspielungen umfassen Zyklen der Bach-Konzerte mit Helmuth Rilling, der Beethoven-Konzerte mit Sir John Eliot Gardiner und der Mozart-Konzerte mit Christopher Hogwood.
Neben seiner vielfältigen Konzert- und Lehrtätigkeit widmet sich Robert Levin auch der Mozartforschung. Seine Ergänzungen zu unvollendeten Kompositionen Mozarts und Kadenzen zu Konzerten von Beethoven und Mozart wurden bei den Verlagen Bärenreiter, Carus, Henle, Peters, Universal und WUE veröffentlicht. Robert Levin war bereits mehrfach Juror beim Internationalen Johann-Sebastian-Bach-Wettbewerb in Leipzig sowie bei anderen bedeutenden Wettbewerben.
Kantaten-Beschreibung:“Nimm von uns Herr, du treuer Gott“BWV 101
Die Antithese zwischen Gottes Zorn und Barmherzigkeit tritt noch einmal in den beiden späteren Kantaten Bachs für diesen Sonntag zutage, doch ohne direkten Bezug auf den Bericht des Evangeliums, Jesus habe über das Schicksal Jerusalems geweint. In seiner zweiten Kantate für Leipzig, BWV 101 “Nimm von uns Herr, du treuer Gott”, gelang es Bach und seinem Librettisten, einen einzelnen beiläufigen Hinweis auf die Stadt (Nr. 2) einzufügen, aber sonst entspricht der Text dem des Hauptchorals für diesen Sonntag, den Martin Moller (immer noch auf das Evangelium bezogen) 1584, geschrieben hatte, in einer Zeit, in der die Pest tobte, und der zur Melodie des Luther-Liedes ‚Vater unser im Himmelreich’ gesungen wurde. Parallel zu der unerbittlichen Direktheit, die Luthers ‚Vater unser’ kennzeichnet, und der unüberhörbaren Präsenz, die der Choral in so gut wie allen Sätzen der Kantate erhält, einschließlich der Rezitative, verwendet Bach im Anfangssatz als thematische Basis für seine Choralfantasie einen weiteren Luther-Choral, das Lied ‚Dies sind die heil’gen zehn Gebot’. Klar ist, dass der Lohn der Sünde und die überwältigende Macht der Vergeltung, mit der alle zu rechnen hatten, die sich vom Weg des Herrn entfernten, Bach veranlassten, seine ersten Hörer mit einer doppelten Ladung Munition zu befeuern und das zu komponieren, was mir Robert Levin als ‚das vernichtendste Werk in Bachs Schaffen überhaupt’ beschrieben hat.
Es macht sich grüblerisch mit einer unabhängigen Basslinie auf den Weg, die ein Oboentrio stützt, das im Wechsel mit den hohen Streichern das ‚Zehn Gebote’-Thema vorträgt. Doch bald werden uns über einem Orgelpunkt der Dominante scharf akzentuierte Dissonanzen geliefert, die ersten in einer Folge von Hammerschlägen, die der ‚schweren Straf und großen Not’ des Textes Nachdruck verleihen. Sie tragen zu der beunruhigenden Stimmung dieser ungewöhnlichen Tondichtung bei, die in der Verdopplung der Gesangsstimmen durch den altmodischen Zinken und Posaunen auf Anhieb so altertümlich wirkt, dass der Eindruck entsteht, Bach wolle in Luthers Zeit zurückkehren, und dabei gleichzeitig so modern in der Weise, wie zum Beispiel die schmerzenden Harmonien als vorübergehende Ereignisse eingebunden in den Kontrapunkt erst bei einem bestimmten Tempo einen Sinn ergeben oder wie Bach die siebenstimmige Orchestertextur schließlich auf elf tatsächliche Stimmen ausdehnt. Ein weiteres merkwürdiges, ständig vorhandenes Merkmal ist die ‚Seufzer’-Figur aus drei Noten, die zwischen den Instrumenten ausgetauscht wird, Appoggiaturen, die sich auf normale Weise auflösen, denen sich jedoch von oben und unten verschiedene zunächst vorbereitende Intervalle nähern, die immer größer zu werden scheinen. Soll damit angedeutet werden, dass wir unserer Strafe nicht entgehen können, dem Schicksal, das wir ‚mit Sünden ohne Zahl verdienet haben allzumal’ (das Stichwort, das bei den tiefen Stimmen heftige Proteste auslöst)? Über dem abschließenden Orgelpunkt auf der Tonika errichtet Bach beunruhigend verdichtete Harmonien und gibt den Worten ‚für Seuchen, Feur und großem Leid’ besonderes Gewicht. In einem Satz wie diesem gewinnen wir den Eindruck, dass er seine Motive so gründlich verwertet, wie er nur kann – was wir sonst nur bei Beethoven und Brahms finden… aber es dürfte nicht schwer zu erraten sein, von wem sie das haben!
Von den Arien ist die faszinierendste die ‚Zorn’-Arie für den Bass (Nr. 4), mit drei Oboen (drei erboste Enten, die sich in ein modernes Saxophontrio verwandeln), drei vorgeschriebenen Tempi (vivace – andante – adagio) und unterwegs einem Augenblick, der allein schon ausreicht, den Hörer erschaudern zu lassen, wenn Bach bei dem Wort ‚warum’ [willst du so zornig sein?] auf Mahler’sche Art unvermittelt von e-moll nach c-moll ausweicht. Nicht einmal Henry Purcell mit seiner Neigung, Dissonanzen gezielt ins Zentrum zu rücken, war imstande, hier etwas Gleichwertiges zu bieten, als er den gleichen Text in seinem Anthem ‚Lord, how long wilt Thou be angry?’ vertonte. Bachs einzige Arie, die keinen Choral zugrunde legt (Nr. 2), liefert sehr starke Gegensätze – der Tenor äußert seine Furcht vor dem Richterspruch, eine konzertierende Flöte kontert mit der aufblitzenden Hoffnung auf Gnade und Vergebung. Deutlicher kommt die Eloquenz der Flöte in dem Duett für Sopran und Alt (Nr. 6) zum Ausdruck, wo ihre flehenden Gesten im Siciliano-Rhythmus als Kontrapunkt zu der Choralmelodie gesetzt sind, die zunächst von der Oboe da caccia vorgetragen und dann mit ihr im Wechsel gespielt wird. War es diese (besonders) ergreifende Kombination obligater Instrumente und ihre Assoziation mit der Liebe des Erlösers und dessen Erbarmen mit dem Sünder im Augenblick seines ‚bitteren Todes’, der das Samenkorn legte zu Bachs großer Sopran-Arie ‚Aus Liebe will mein Heiland sterben’ in der Matthäus-Passion? In den beiden Rezitativen (Nr. 3 und 5) gibt Bach den einzelnen Sängern ausgiebig verzierte Versionen der Choralmelodie, und diese unterbrechen ihren eigenen Linien mit ‚Tropen’ eingestreuter Kommentare aus entsprechenden Bibelstellen.
BWV 46 – Schauet doch und sehet, ob irgendein Schmerz sei
Gardiner Pilgrimage CD 147 Vol. 5
BWV 101 – Nimm von uns, Herr, du treuer Gott
Gardiner Pilgrimage CD 147 Vol. 5
BWV 102 – Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben
Gardiner Pilgrimage CD 147 Vol. 5
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Bachfest Leipzig 2017 vom 09.06 – 18.06.2017
“EIN SCHÖN NEW LIED” – MUSIK UND REFORMATION
Das Bachfest 2017 steht unter dem Motto ““EIN SCHÖN NEW LIED” – MUSIK UND REFORMATION Martin Luther sah in „Frau Musica“ eine göttliche Kunst, da sie den Teufeln zuwider sei. Entsprechend stellte er die Musik in eine Reihe mit der Theologie, erhob das deutschsprachige geistliche Lied zu einem festen Bestandteil des reformatorischen Programms und hielt ließ es Eingang in den Gottesdienst finden. Häufig als „schöne newe Lieder“ betitelt, verbreitete sich das neue reformatorische Liedrepertoire rasant….
Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2017 beginnt 14. Oktober 2016.
Telefonische Kartenbestellung:
Mo–Fr: 8–21 Uhr, Sa: 8–20 Uhr, So: 10–20 Uhr Aus Deutschland: 0 18 06-56 20 30
(0,20 € pro Anruf aus den dt. Festnetzen, max. 0,60 € pro Anruf aus den dt. Mobilfunknetzen) Aus dem Ausland: +49 -3871-2 11 41 91
(lokale Tarife) – See more at:
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V i d e o – vom Thomanerchor :
Johann Sebastian Bach:
– „Wer mich liebet, der wird mein Wort halten“, BWV 74
– „Herr Jesu Christ, wahr` Mensch und Gott“, BWV 127
– „Gelobet sei der Herr, mein Gott“, BWV 129
Stephan König: „Haddock“, Chorkantate op. 205 (UA)
»Haddock« wird musiziert von der Leipziger Cantorey und der Staatskapelle Weimar unter der Leitung von Alt-Thomaskantor Georg Christoph Biller.
Die DVD enthält die Filmaufnahmen der kompletten Kantate, den Einführungsworkshop sowie die Reflexion des Referenten. Zudem beinhaltet die DVD das Filmportrait der J. S. Bach-Stiftung.
YouTube – Video
BWV 103 – J. S. Bach Cantata – „Ihr werdet weinen und heulen“
Neu J. S. Bach – BWV 22 Kantate: „Jesus nahm zu sich die Zwölfe“
vom 29.07.2016
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Info: J. S. Bach – BWV 22 Kantate: „Jesus nahm zu sich die Zwölfe“
Jesus nahm zu sich die Zwölfe (BWV 22) ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte sie für den SonntagEstomihi und führte sie erstmals in Leipzig am 7. Februar 1723 auf.
Bach schrieb die Kantate in Leipzig für den Sonntag Estomihi. Es ist der Sonntag vor Aschermittwoch und damit der letzte Sonntag vorKarfreitag, an dem eine Kantate aufgeführt wurde, da in Leipzig während der Passionszeit tempus clausum eingehalten wurde. Die Kantate war 1723 ein Probestück für Bachs Bewerbung um das Amt des Thomaskantors, zusammen mit Du wahrer Gott und Davids Sohn(BWV 23).
Die vorgeschriebenen Lesungen für den Sonntag waren 1 Kor 13,1–13 LUT und Lk 18,31–43 LUT, die Heilung eines Blinden und damit verbunden die Ankündigung des Leidens in Jerusalem. Der unbekannte Textdichter konzentriert sich auf die Ankündigung des Leidens. Der erste Satz benutzt die Verse 31 und 34 des Evangeliums als Text, dementsprechend beginnt der Tenor als Evangelist, während der Bass als Vox Christi die direkte Rede Jesu wiedergibt. Die folgenden Sätze beziehen den gegenwärtigen Christen in die Gruppe der Jünger ein, die das Geschehen nicht begreifen. Der Schlusschoral ist die 5. und letzte Strophe von Elisabeth Crucigers Lied Herr Christ, der einig Gotts Sohn.
Die Kantate ist besetzt mit drei Solisten (Alt, Tenor und Bass), vierstimmigem Chor, Oboe, zwei Violinen, Viola und Basso continuo.
1. Arioso e Coro (Tenor, Bass): Jesus nahm zu sich die Zwölfe
2. Aria (Alt, Oboe): Mein Jesu, ziehe mich nach dir
3. Recitativo (Bass): Mein Jesu, ziehe mich, so werd ich laufen
4. Aria (Tenor): Mein alles in allem, mein ewiges Gut
5. Choral: Ertöt uns durch dein Güte
Video:J. S. Bach – BWV 22 Kantate: „Jesus nahm zu sich die Zwölfe“
J. S. Bach – BWV 642 – Orgelchoral„Wer nur den lieben Gott lässt walten“
Info: zum BWV 642
Das Orgelbüchlein von Johann Sebastian Bach ist eine Sammlung choralgebundener Orgelstücke (Choralvorspiele), die er vor allem während seiner Amtszeit in den Jahren 1712 bis 1717 in Weimar komponierte (BWV 599–644).
Die Einzelsätze der Sammlung verbindet ein hoher künstlerischer Anspruch und der Gedanke der Verwendbarkeit sowohl im Gottesdienst als auch im Instrumental- und Kompositionsunterricht. Kennzeichnend für Bachs Choralsätze im Orgelbüchlein sind laut Christoph Wolff: „Dichte motivische Struktur und kontrapunktisches Raffinement (bis hin zum strengen Kanon) in Verbindung mit einer kühnen und ausdrucksstarken musikalischen Sprache sowie subtiler musikalisch-theologischer Textausdeutung. Jeder Satz erzielt proportionales Gleichgewicht, indem sich Manual- und Pedalstimmen elegant zu einer mustergültigen Orgelpartitur verbinden.“
Bach legte das neunzigseitige querformatige Buch wohl zu Beginn seiner Weimarer Zeit, also schon etwa 1708, an und trug bereits alle Titel der 164 geplanten Choräle ein. Damit legte er nicht nur fest, welche Chorale er hier einkopieren oder neuvertonen wollte, sondern auch, ob sie jeweils eine oder zwei Seiten à sechs Zeilen umfassen würden. Die Reihenfolge der Sätze ist, wie in Gesangbüchern bis heute üblich, die des Kirchenjahres. Etwa die Hälfte der Eintragungen sind Reinschriften, also Kopien bereits bestehender Werke.
Den ersten Teil, von Weihnachten bis Ostern, füllte er fast vollständig, danach treten allmählich immer größere Lücken auf – offenbar ist das doch sehr ehrgeizige Projekt nach und nach in den Hintergrund getreten, so dass er nach 1726 nur noch eine einzige vollständige Vertonung hinzufügte. Damit umfasst das Orgelbüchlein heute „46 ausgeführte Choralvorspiele“, wie ein unbekannter Schreiber zu Bachs Titel ergänzte.
J.S. Bach setzte den Titel erst um 1720 hinzu; er lautet:
Orgel = Büchlein
Worinne einem anfahenden Organisten
Anleitung gegeben wird, auff allerhand
Arth einen Choral durchzuführen, an-
bey auch sich im Pedal studio zu habi-
litiren, indem in solchen darinne
befindlichen Choralen das Pedal
gantz obligat tractiret wird.
1739, zur Zeit der Entstehung des Dritten Teils der Clavierübung, waren diese Sätze offenbar schon zu historisch, um darauf noch einmal zurückzugreifen; Bachs Choralbearbeitungen aus der späteren Zeit haben auch meist einen wesentlich größeren Umfang.
Video J. S. Bach BWV 642 Orgelchoral„Wer nur den lieben Gott lässt walten“
an jährlich vier Bach-Wochenenden (Donnerstag, Freitag & Sonntag) und in ergänzenden Sonderkonzerten das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach auf. Die geistlichen Kantaten erklingen dabei im Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Bestimmung im Kirchenjahr.
Auf der Webseite zum Projekt finden Sie alle Informationen rund um Termine, Karten, Künstler:
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Info: J.S. Bach – Kantate BWV 14„Wär Gott nicht mit uns diese Zeit“
„Wär Gott nicht mit uns diese Zeit“ (BWV 14)ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte die Choralkantate in Leipzig für den 4. Sonntag nach Epiphanias auf das Kirchenlied von Martin Luther und führte sie am 30. Januar 1735 erstmals auf.
Bach schrieb die Choralkantate in Leipzig für den 4. Sonntag nach Epiphanias (Erscheinung des Herrn). In seinem ersten Jahr in Leipzig hatte er zu diesem Anlass Jesus schläft, was soll ich hoffen? komponiert. Im Jahr 1725, als er einen Jahreszyklus von Choralkantaten komponierte, gab es den Sonntag nicht, weil Ostern früh lag. 1735, kurz nach der ersten Aufführung seinesWeihnachtsoratorium, füllte er diese Lücke. Für Christoph Wolff ist es offensichtlich, dass Bach seinen Zyklus von Choralkantaten 1735 wieder aufführte und zwischen Was mein Gott will, das g’scheh allzeit, BWV 111 für den dritten Sonntag nach Epiphanias undIch hab in Gottes Herz und Sinn for Septuagesima eine neue Kantate benötigte.
Die vorgeschriebenen Lesungen für den Sonntag waren Röm 13,8–10 LUT, „So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung“, und Mt8,23–27 LUT, die Sturmstillung. Der Kantatentext beruht auf dem gleichnamigen Kirchenlied in drei Strophen von Martin Luther, einer Umdichtung von Psalm 124, veröffentlicht 1524 in Johann Walters Eyn geystlich Gesangk Buchleyn. Laut John Eliot Gardiner wurde das Lied in Leipzig regelmäßig an diesem Sonntag gesungen. Der Text der ersten und der letzten Strophe wurde für die Kantate im Wortlaut beibehalten, ein unbekannter Librettist dichtete die mittlere Strophe zu einer Folge von Arie, Rezitativ und Arie um, Wolff benenntAndreas Stübel als möglichen Dichter.
Das Thema des Liedes bezieht sich allgemein auf das Evangelium: Unser Leben ist auf Gottes Hilfe angewiesen und ohne ihn verloren. Eine weitere Verbindung ist durch die Bilder von überflutendem Wasser im Psalm gegeben, den Luther umgedichtet hat. Der Kantatendichter entwickelte daraus „Es hätt uns ihre Wut wie eine wilde Flut und als beschäumte Wasser überschwemmet“.
Bach führte die Kantate am 30. Januar 1735 erstmals auf. Sie ist eine seiner spätesten erhaltenen Kirchenkantaten.
Die Kantate ist besetzt mit drei Solisten, Sopran, Tenor und Bass, vierstimmigem Chor, Corno da caccia, zwei Oboen, zwei Violinen, Violaund Basso continuo.
Coro: Wär Gott nicht mit uns diese Zeit
Aria (Sopran): Unsre Stärke heißt zu schwach
Recitativo (Tenor): Ja, hätt es Gott nur zugegeben
Aria (Bass): Gott, bei deinem starken Schützen
Choral: Gott Lob und Dank, der nicht zugab
Video: J.S. Bach – Kantate BWV 14„Wär Gott nicht mit uns diese Zeit“
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Ich wünsche allen Besuchern einen schönen Sonntag !
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 24.08.2016 begehen wir den neunten Sonntag nach „Trinitatis“
Der9. Sonntag nach Trinitatiswird durch das Evangelium von den anvertrauten Zentnern bestimmt. Gott hat uns etwas gegeben, das zu vermehren durch unseren eigenen Einsatz möglich ist. Wir werden daran gemessen werden, wie wir diese “Gaben” fruchtbar einsetzen. Der Sonntag soll uns auch daran erinnern, dass was wir sind und haben, wir unserem himmlischen Vater zu verdanken haben.Die Zusage Jesu: Ihr seid das Licht der Welt – läßt uns fragen, wodurch diese Zusage gerechtfertigt ist. Wir erkennen, dass es nicht unser Handeln ist, sondern der Glaube an den, der selber das Licht dieser Welt ist. Dieser Glaube läßt uns teilhaben an der Liebe Gottes, die sich uns in Jesus Christus erwiesen hat, und indem wir von dieser Liebe durch unser Leben zeugen, tragen wir das Licht in diese Welt.
Am 9. Sonntag nach Trinitatis hören wir das Gleichnis von den anvertrauten Talenten und erfahren, dass Gott selbst uns mit Gaben beschenkt, die wir einsetzen können und sogar sollen. Dabei brauchen wir nicht zu sorgen, etwas zu verlieren, denn Gottes Gaben können nicht verloren gehen.
Wochenspruch:
Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man um so mehr fordern. (Lk 12, 48 b)
Sendung: „Cantica“ am Sonntag 06:30 Uhr bis 07:00 Uhr
Wiederholung: um 23:00 – 23:30 Uhr
J. S. Bach-Motette BWV 225 in der Vorstellung
„Singet dem Herrn ein neues Lied“
Am 28. Juli vor 266 Jahren starb Johann Sebastian Bach in Leipzig. Der Thomaskantor gilt heute als einer der wichtigsten Komponisten der Musikgeschichte – bis auf die Oper hat er in allen Gattungen bahnbrechende Werke geschrieben. Auch seine Motetten sind etwas Besonderes, denn das Komponieren dieser Chorwerke gehörte eigentlich nicht zu seinen Aufgaben als Thomaskantor.
Stattdessen musste er Kantaten aufführen und auch komponieren. 400 solcher Kantaten schrieb Bach im Laufe seines Lebens. Sie sind meistens mit Chor, vier Gesangssolisten und Orchester umfangreich besetzt, eingeteilt in Eingangschor, Arien, Rezitativen und einem abschließenden Choral. Motetten hingegen wurden zu Bachs Zeiten nur vom Chor aufgeführt, allerdings ist bis heute unklar, ob der Chor durch Instrumente unterstützt wurde oder alleine sang. Einige der Bach-Motetten sind für Doppelchor geschrieben, so auch die Motette „Singet dem Herrn“.
Für die normalen Sonntagsgottesdienste sang der Thomanerchor aber wohl kürzere und einfachere Werke von anderen Komponisten aus dem Notenfundus des Chores. Die meisten der insgesamt 6 Motetten komponierte Bach wohl für Beerdigungen, wenn verdiente und zugleich wohlhabende Leipziger Bürger zu Grabe getragen wurden. Zudem waren die Kompositionsaufträge für Bach eine lukrative Nebeneinnahme. Den traurigen Anlass hört man den Werken kaum an, vor allem nicht bei „Singet dem Herrn“. Gerade der fröhliche Charakter der Motette und der positive Text lassen bis heute Musikwissenschaftler zweifeln, ob Bach die Motette wirklich für eine Beerdigung schrieb. Gesichert ist nur der Entstehungszeitraum um 1726.
Textliche Grundlage sind Zitate aus Psalm 149 und 150. Thema ist das Lob Gottes, der Beter des Psalms besingt freudig die Wundertaten Gottes und fordert die Menschen auf, ebenfalls Gott zu loben. Zwischen den Psalmzitaten vertonte Bach den Text des Kirchenliedes „Nun lob mein Seel, den Herren“. Dieser Teil der Motette ist viel ruhiger gestaltet, zwischen den virtuosen und kontrapunktisch anspruchsvollen Passagen für Doppelchor am Anfang und Ende. Die Liedvertonung stellt so etwas wie einen meditativen Ruhepunkt in der Motette dar. Der Doppelchor singt dabei nicht zusammen, sondern wechselt sich beim Interpretieren der Verse ab. Thema ist zum einen die Hoffnung auf einen gnädigen Gott und zum anderen die Empfehlung an die Gläubigen, sich auf Gott als liebenden Vater zu verlassen…….
BWV 105 „Herr, gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht“
Kantate Nr. 105 von Johann Sebastian Bach zum 9. Sonntag nach Trinitatis in der Aufnahme der Bach-Rilling-Edition. Mitwirkende sind die Solisten Arleen Auger, Helen Watts, Adalbert Kraus und Walter Heldwein, die Gächinger Kantorei und das Bach-Collegium Stuttgart.
Die Bitte in einem Rezitativ „Verwirf mich nicht“ verweist auf den Psalm 51, einen Bußpsalm. Dieser ist in der Vertonung von Heinrich Schütz zu hören mit Dorothee Mields, Georg Poplutz und Ludger Remy.
Auch Johannes Brahmshat diesen Psalm-Text als Mottete vertont: die erklingt hier in einer Aufnahme mit der Wuppertaler Kurrende unter Martin Lehmann
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mit Bach-Kantaten für den 9. Sonntag nach Trinitatis
Johann Kuhnau (* 6. April 1660 in Geising; † 5. Juni 1722 in Leipzig) war ein deutscher Komponist und Schriftsteller des Barock.
Der Sohn eines Tischlers besuchte als Stipendiat die berühmte Kreuzschule in Dresden und studierte anschließend Philosophie und Rechtswissenschaft in Leipzig, bevor er eine Stelle als Kantor in Zittau antrat. Damit entsprach er dem seit der Reformationszeit üblichen Typus des akademisch gebildeten Kantors. Nach einem zeitgenössischen Urteil galt er als Universalgelehrter unter den Musikern. VonJohann Christoph Adelung heißt es über Kuhnau: „Ich weiss nicht, ob er dem Orden der Tonkünstler oder den anderen Gelehrten mehr Ehre gebracht. Er war gelehrt in der Gottesgelahrtheit, in den Rechten, Beredsamkeit, Dichtkunst, Mathematik, fremden Sprachen und Musik.“
1682 kehrte er wieder nach Leipzig zurück und wurde zwei Jahre darauf Organist an der Thomaskirche. Ab 1701 bis zu seinem Tode war er Thomaskantor als Nachfolger von Johann Schelle und unmittelbarer Vorgänger von Johann Sebastian Bach. Außerdem bekleidete er ab 1701 auch das Amt des Universitätsmusikdirektors.
Kantaten-Beschreibung: BWV 136“Erforsche mich Gott, und erfahre mein Herz“
Anmerkung:
Für den 9. Sonntag nach Trinitatis liegt ein Reisetagebuch von Sir Gardiner nicht vor, die Kantaten für den 9. So. nach Trinitatis wurden von der DGG (Deutschen Gramophon Gesellschaft) eingespielt und veröffentlicht.
Kantaten-Beschreibung: “Erforsche mich Gott, und erfahre mein Herz“ BWV 136
Ein Jahr zuvor und gerade einmal acht Wochen, nachdem er sein Amt als Kantor in Leipzig angetreten hatte, stellte Bach seine Kantate BWV 136 “Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz” vor. Die Fassung, in der sie uns überliefert ist, wirft einige Fragen auf. Da wäre zum Beispiel die ausgedehnte Choralfuge zu Beginn. In der heiteren Tonart A-dur wirkt sie einerseits festlich – ein Hornruf kündigt das Hauptthema an –, mit ihrer gefälligen Figuration aus Sechzehnteln im 12/8-Takt hingegen gibt sie sich pastoral. Doch was hat das mit dem ernsten, bußfertigen Ton von Psalm 139 zu tun, dessen Text sie zitiert? Selbst der schön gearbeiteten Phrase ‚prüfe mich’ und den Abschnitten aufwühlender Polyphonie gelingt es kaum, die sanfte Drehbewegung dieser Gebetsmühle zu behindern und ihre Musik in Umlauf zu bringen, erst recht nicht, ‚das Bild eines allmächtigen, doch barmherzigen Gottes zu malen, der sich um den einzelnen Menschen kümmert’ (Chafe).
Was ist die Aufgabe des isoliert eingesetzten vokalen Kopfmotivs, auf das anderthalb Takte weiterer Instrumentalmusik folgen, bevor die Fuge in Gang kommt? Lässt die Tatsache, dass das Fugenthema häufiger den Außenstimmen statt den Mittelstimmen zugewiesen wird, darauf schließen, dass es eine (verlorene) frühere Originalfassung gegeben haben muss, eine Version für weniger Gesangsstimmen und (eher spekulativ) auf einen anderen, möglicherweise weltlichen Text, vielleicht sogar in einer anderen Tonart und wohl auch in einer etwas anderen Orchestrierung? Wenn Bach nur zwei Oboen einsetzte, pflegte er normalerweise nicht die eine als ‚d’amore’, die andere als normale Oboe auszuweisen, auch wenn ihre Musik enorme Höhen erklimmt oder in der Tiefe die Grenze ihres natürlichen Tonbereichs überschreitet. Und doch schätzte er immerhin diesen Anfangssatz so sehr, dass er ihn später zum ‚Cum Sancto Spirito’ für seine kurze Messe in A-dur (BWV 234) umarbeitete. Dann hätte es wiederum sein können, dass er den Anstoß zu diesem Satz aus dem jahreszeitlichen Kontext der Ernte bezog, genau wie bei der Alt-Arie der letzten Woche aus BWV 157, als er sich der Metapher der ‚guten Früchte’ bediente, die sich ihren Weg zur Reife durch ‚Sündendornen’ und ‚Lasterdisteln’ erkämpfen – der Albtraum jedes Weinbauern.
Die Altstimme verkündet nun den Tag, ‚vor dem die Heuchelei erzittern mag’, in einer Arie für obligate Oboe d’amore und mit einem Presto-Mittelteil im 12/8-Takt, der das tobende Strafgericht schildert. Das Duett in h-moll zwischen Tenor und Bass mit unisono geführten Violinen im 12/8-Takt erinnert an ‚der Sünden Flecken, so Adams Fall auf uns gebracht’, die durch den ‚großen Strom voll Blut’ aus Jesu Wunden ‚wieder rein gemacht’ werden können, durch den ‚edlen Saft’, auf den noch einmal der abschließende Choral mit einem aufstrebenden Fauxbourdon der Violine verweist. Das ließ mich an die Johannes- und die Matthäus-Passion denken, in denen so häufig auf das Blut des Erlösers Bezug genommen wird, das sich als Strom der Gnade und Barmherzigkeit über die Menschen ergießt, und auch an den Ursprung dieser Symbolik in den mittelalterlichen Legenden vom Heiligen Gral. ‚Blut ist ein ganz besonderer Saft’, ließ Goethe später Mephistopheles zu Faust sagen, der ihren Pakt mit einem Tropfen Blut unterzeichnen sollte, um auf diese Weise von religiösen und moralischen Zwängen befreit zu werden.
BWV 46 – Schauet doch und sehet, ob irgendein Schmerz sei
Gardiner Pilgrimage CD 147 Vol. 5
BWV 101 – Nimm von uns, Herr, du treuer Gott
Gardiner Pilgrimage CD 147 Vol. 5
BWV 102 – Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben
Gardiner Pilgrimage CD 147 Vol. 5
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Bachfest Leipzig 2017 vom 09.06 – 18.06.2017
“EIN SCHÖN NEW LIED” – MUSIK UND REFORMATION
Das Bachfest 2017 steht unter dem Motto ““EIN SCHÖN NEW LIED” – MUSIK UND REFORMATION Martin Luther sah in „Frau Musica“ eine göttliche Kunst, da sie den Teufeln zuwider sei. Entsprechend stellte er die Musik in eine Reihe mit der Theologie, erhob das deutschsprachige geistliche Lied zu einem festen Bestandteil des reformatorischen Programms und hielt ließ es Eingang in den Gottesdienst finden. Häufig als „schöne newe Lieder“ betitelt, verbreitete sich das neue reformatorische Liedrepertoire rasant….
Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2017 beginnt 14. Oktober 2016.
Telefonische Kartenbestellung:
Mo–Fr: 8–21 Uhr, Sa: 8–20 Uhr, So: 10–20 Uhr Aus Deutschland: 0 18 06-56 20 30
(0,20 € pro Anruf aus den dt. Festnetzen, max. 0,60 € pro Anruf aus den dt. Mobilfunknetzen) Aus dem Ausland: +49 -3871-2 11 41 91
(lokale Tarife) – See more at:
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V i d e o – vom Bach-Archiv :
Johann Sebastian Bach: Allemande, Courante, Sarabande und Gigue aus der Französischen Suite Nr. 4 Es-Dur BWV 815 für Cembalo
Interpretin: Cornelia Osterwald
Der Dirigent und Chorleiter Hans-Christoph Rademann spricht über sein Verhältnis zu Leipzig und zur Musik Johann Sebastian Bachs. Aufgenommen am 22. Juni 2015 im Sommersaal des Bach-Museums Leipzig.