Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 26.07.2020 begehen wir den 7. Sonntag nach „Trinitatis“
Kernaussage:
Der 7. Sonntag nach Trinitatis steht im Zeichen des Abendmahls: Brot und Wein stiften Verbindung mit Gott und unter denen, die miteinander teilen und feiern.
Abendmahl: Gott stillt Hunger
Ich habe so viel – und trotzdem bin ich manchmal ganz leer. Ich werde täglich satt, trotzdem habe ich einen ungeheuren Durst nach Mehr. Ich sehne mich nach etwas, das ich nicht beschreiben kann …
Dass Gott körperlichen und seelischen Hunger stillt, davon erzählen die Lesungen des 7. Sonntag nach Trinitatis, der aus verschiedenen Perspektiven das Abendmahl beleuchtet. Essen und Trinken, Feiern und Teilen sowie große Gastfreundschaft gehören zum christlichen Glauben. Jesus nahm die natürlichen Bedürfnisse der Menschen ernst, sättigte Tausende mit fünf Broten und zwei Fischen und saß mit unterschiedlichsten Menschen zu Tisch. Im Abendmahl setzen Christen von Anfang an diese einträchtige Tischgemeinschaft fort und nehmen die Zeit vorweg, in der der Hunger nach wahrem Leben gestillt sein wird.
J.S. Bach Kantate BWV 107„Was willst du dich betrüben“
Kantate für den 7. Sonntag nach Trinitatis!
„Was willst du dich betrüben“ (BWV 107) ist eine Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte die Choralkantate in Leipzig für den 7. Sonntag nach Trinitatis als siebte Kantate in seinem zweiten Kantatenzyklus und führte sie am 23. Juli 1724 erstmals auf. Die Kantate beruht auf dem Choral von Johann Heermann Was willst du dich betrüben (1630), dessen sieben Strophen Bach ausnahmsweise unverändert vertonte.
Aufnahme von 2009 live aus der Thomaskirche zu Leipzig
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Die Gächinger Cantorey in der Georgenkirche Eisenach 2019
News vom Label SDG – Soli Deo Gloria in England !
Ab Sonntag, 19. April 2020, um 10 Uhr (britischer Zeit) wird an jedem Sonntag eine neue Kantate aufgeführt, die von J.S. Bach und speziell von John Eliot Gardiner ausgewählt –
Kantate der Woche
Folgen Sie unseren Spuren, während unsere Bachkantaten-Pilgerfahrt weiter zum nächsten Ziel führt: der
Erhältlich ab Sonntag (26. Juli) 2020 um 10 Uhr (UK-Zeit) können Sie
die Kantate BWV ? zur Zeit keine Aktualisierung von sdg.uk
hören, der für den 7. Sonntag nach Trinity komponiert wurde .
Link YouTube fehlt zur Zeit !
Diese Kantate bleibt wie immer sieben Tage lang frei verfügbar.
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Hören Sie auch ab Sonntag auch auf YouTube nachstehend:
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Am 04.08.2019 begehen wir den 7. Sonntag nach „Trinitatis“
Kernaussage:
Der 7. Sonntag nach Trinitatis steht im Zeichen des Abendmahls: Brot und Wein stiften Verbindung mit Gott und unter denen, die miteinander teilen und feiern.
Abendmahl: Gott stillt Hunger
Ich habe so viel – und trotzdem bin ich manchmal ganz leer. Ich werde täglich satt, trotzdem habe ich einen ungeheuren Durst nach Mehr. Ich sehne mich nach etwas, das ich nicht beschreiben kann …
Dass Gott körperlichen und seelischen Hunger stillt, davon erzählen die Lesungen des 7. Sonntag nach Trinitatis, der aus verschiedenen Perspektiven das Abendmahl beleuchtet. Essen und Trinken, Feiern und Teilen sowie große Gastfreundschaft gehören zum christlichen Glauben. Jesus nahm die natürlichen Bedürfnisse der Menschen ernst, sättigte Tausende mit fünf Broten und zwei Fischen und saß mit unterschiedlichsten Menschen zu Tisch. Im Abendmahl setzen Christen von Anfang an diese einträchtige Tischgemeinschaft fort und nehmen die Zeit vorweg, in der der Hunger nach wahrem Leben gestillt sein wird.
Bachwoche Ansbach 2019 Konzert der J. S- Bach-Stiftung St. Gallen in St. Gumbertus
Video Thomanerchor
J.S. Bach Kantate BWV 107 „Was willst du dich betrüben“
Kantate für den 7. Sonntag nach Trinitatis!
„Was willst du dich betrüben“ (BWV 107) ist eine Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte die Choralkantate in Leipzig für den 7. Sonntag nach Trinitatis als siebte Kantate in seinem zweiten Kantatenzyklus und führte sie am 23. Juli 1724 erstmals auf. Die Kantate beruht auf dem Choral von Johann Heermann Was willst du dich betrüben (1630), dessen sieben Strophen Bach ausnahmsweise unverändert vertonte.
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eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Der dritte Sonntag in der Passionszeit – Okuli (auf Deutsch: „Augen“) – hat seinen Namen von Psalm 25,15: „Meine Augen sehen stets auf den Herrn.“ Das „auf den Herrn sehen“ wird mit einem Text aus dem Lukasevangelium noch präzisiert. In Lukas 9,57–62 sagt einer der Jünger zu Jesus: „Ich will dir folgen, wohin du auch gehst.“
Doch was das in der Konsequenz heißen kann, wird den Jünger damals schockiert haben – und es ist erst recht für Gläubige von heute nur schwer zu akzeptieren. Zum einen ist absolute Besitzlosigkeit angesagt – verbunden mit einer ungewissen Zukunft.
„Die Vögel haben Nester, aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege“ (Vers 58). Das zweite, was Jesus von dem Jünger fordert, ist der Bruch mit der Herkunftsfamilie. Er soll nicht einmal seinen soeben verstorbenen Vater begraben (Vers 60). Und das dritte: Der Blick zurück ist verboten, es zählt nur der Blick nach vorne (Vers 62). Natürlich, Jesus hat recht: Wie soll man gerade Furchen ziehen können, wenn man immer nach hinten schaut? Aber sollen wir unsere Gewohnheiten, auch unsere Sicherheiten aufgeben? Sollen wir mit Beziehungen, die uns wertvoll sind, brechen?
Der Text vom „Ernst der Nachfolge“ kann auch dazu anregen, darüber nachzudenken, was für uns Nachfolge Jesu bedeutet und wo sie in unserem eigenen Leben konkret wird.
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Am 30.07.2017 begehen wir den 7. Sonntag nach „Trinitatis“
Der 7. Sonntag nach Trinitatis geht nun auch auf die körperlichen Bedürfnisse des Menschen ein, wobei die Symbolhandlung des Abendmahls allerdings auch eine wichtige Rolle spielt. Jesu Handeln in unserem Leben macht uns frei von irdischen Bedürfnissen dadurch, dass wir sie immer erfüllt bekommen, indem wir teilhaben am Brot des Lebens. Der 6. und der 7. Sonntag nach Trinitatis könnten auch als „Sakramentssonntage“ bezeichnet werden, denn an ihnen wird der Taufe und des Abendmahls in ihrer Bedeutung für das Leben des Christen gedacht.
Durch die Erzählung von der Speisung der 5000 erfahren wir am 7. Sonntag nach Trinitatis, wie wunderbar Gott für uns Menschen durch die Gaben seiner Schöpfung sorgt. So können wir auch getrost darauf sehen, dass unser Nächster genug zu essen hat, und von unserem Reichtum abgeben, weil wir wissen, dass der Herr uns speisen wird, wenn wir selbst einmal Not leiden.
Wochenspruch:
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. (Eph. 2, 19)
Sendung: „Cantica“ am Sonntag 06:30 Uhr bis 07:00 Uhr
Wiederholung: um 23:00 – 23:30 Uhr
Johann Sebastian Bach
Bach-Motette
BWV 225 „Singet dem Herrn ein neues Lied“
Am 28. Juli 1750 Jahren starb Johann Sebastian Bach in Leipzig. Der Thomaskantor gilt heute als einer der wichtigsten Komponisten der Musikgeschichte – bis auf die Oper hat er in allen Gattungen bahnbrechende Werke geschrieben.
Auch seine Motetten sind etwas Besonderes, denn das Komponieren dieser Chorwerke gehörte eigentlich nicht zu seinen Aufgaben als Thomaskantor.
Stattdessen musste er Kantaten aufführen und auch komponieren. 400 solcher Kantaten schrieb Bach im Laufe seines Lebens. Sie sind meistens mit Chor, vier Gesangssolisten und Orchester umfangreich besetzt, eingeteilt in Eingangschor, Arien, Rezitativen und einem abschließenden Choral. Motetten hingegen wurden zu Bachs Zeiten nur vom Chor aufgeführt, allerdings ist bis heute unklar, ob der Chor durch Instrumente unterstützt wurde oder alleine sang. Einige der Bach-Motetten sind für Doppelchor geschrieben, so auch die Motette „Singet dem Herrn“….
Kantaten-Beschreibung: BWV 186 “Ärgre dich, o Seele, nicht“
Zurückgekehrt aus Ansbach und wieder in Schottland eine Woche nach dem Gedächtniskonzert auf Iona, machten wir uns nun auf nach Haddington, einem bescheidenen Marktflecken in East Lothian, ungefähr dreißig Kilometer östlich von Edinburgh. Die Stiftskirche St Mary ist die längste und laut Pevsner, einem englischsprachigen Standardwerk der Architekturgeschichte, ‚die eindrucksvollste spätmittelalterliche piktische Kirche’ in Schottland. Anfang der 1970er Jahre wurde ein Projekt in Angriff genommen, das den zerstörten, dachlosen Altarraum der im 14. Jahrhundert erbauten Franziskanerkirche durch Abriss der falschen Wand am Ende des Schiffes unter der Vierung wieder eingliedern sollte. Das blassrosa gefärbte Mauerwerk des Chors und Altarraums hatte in den Regen- und Hagelstürmen von über drei Jahrhunderten eine beachtliche Patina angesetzt.
Jetzt ist es von einem modernen Fiberglasdach umschlossen, welches das ursprüngliche Steingewölbe ersetzt. Die Organisatoren der Lamp of Lothian-Konzerte hatten für unsere Aufführung den Bereich unter der Vierung vorgesehen, wo ein rundes, mit dickem Teppich ausgelegtes Podium aufgestellt war. Selbst mit einem Holzfußboden bedeckt, glaubte ich, würde sich nie ein für das Publikum befriedigender Klang ergeben, und daher ging ich mit einer kleinen Gruppe ans östliche Ende, um dort die Akustik zu testen. Traumhaft! Wir zogen also um – Chor, Orchester, Orgel und Cembalo – , während die Toningenieure, ohne zu maulen, ihre Mikrophone neu ausrichteten.
Alle drei Bach-Kantaten für diesen Tag (BWV 186, 187 und 107) haben meisterhafte Anfangssätze. Keiner ist besonders bombastisch oder festlich, doch jeder auf seine ganz eigene Weise ausdrucksvoll. Diesmal verwendet Bach Pastelltöne statt Grundfarben. Kernstück von
BWV 186 “Ärgre dich, o Seele, nicht”
ist die Anweisung an die Seele, nicht ärgerlich zu sein, wenn sie sieht, dass das ‚allerhöchste Licht (…) s
ich in Knechtsgestalt verhüllt’. Das war im 18. Jahrhundert der Kernpunkt in der Kritik der Rationalisten am Christentum: Die Vorstellung von einem Christus als Schöpfer und einem Christus in majestätischem Glanz konnte man tolerieren, doch Christus gedemütigt und erniedrigt durch Armut und Leid – das war für sie offenbar unbefriedigend und in Wahrheit ja auch lächerlich. Das mag uns heute merkwürdig erscheinen, aber zu Bachs Zeiten war es eine lebenswichtige Frage. Bach vertrat natürlich die lutherische Richtung, und schon in den einleitenden Worten des Chors geht er daran, uns durch eine Reihe sich steigernder Dissonanzen einen Eindruck davon zu vermitteln, auf welche Weise die verärgerte Christenseele mit sich zu Rate geht.
Doch wie so oft in den Kantaten, die wir bisher aufgeführt haben, gewinnt man den Eindruck, dass das zusätzliche Verständnis, das uns Bachs Musik von den Texten verschafft, ein ganzes Stück über das verbal Geäußerte hinausgreift und seinen eigenen Weg geht. Nehmen wir zum Beispiel, wie er dieses einleitende Motto des Chores fortführt, wie er abwechselnd jede Stimme zu demselben Text durch einen einfachen Kunstgriff, drei aufsteigende Noten im Sprechrhythmus, deren dritte ein Vorhalt auf dem Dominantakkord ist, mit einem Fugenthema in Führung gehen lässt. Das gibt der Musik die genau richtige, vorwärts treibende Kraft, wobei die harmonische Spannung des dreinotigen Incipits innerhalb eines längeren achttaktigen Absatzes hin und her wogt.
Es lässt sich schwer sagen, was der tröstenden Stimmung mehr Eloquenz gibt, die instrumentalen Linien (Streicher durch Rohrblattinstrumente verdoppelt) oder die Chorstimmen. Formal gesehen ist dieser Satz unkonventionell – in der Weise, wie zum Beispiel die Verschachtelung der fugierten Abschnitte des Chors wie ein Gegenthema zu dem teilweise wiederkehrenden Hauptthema wirkt, das stets vom Orchester gespielt wird. In einem ABABA-Schema weist Bach den zweiten Teil (B) seinem Chor zu (‚Gottes Glanz und Ebenbild, sich in Knechtsgestalt verhüllt’), wobei den zuerst einsetzenden Sopranstimmen die drei übrigen, homophon geführten Stimmen antworten, die als Stütze nur ein Continuo haben – der erste deutliche Hinweis darauf, dass diese Musik als eines der früheren Werke in Bachs Weimarer Jahren entstanden ist.
Es bedarf nicht sehr großer Phantasie, hier das Flehen der Viertausend in der Wüste zu entdecken, die nach körperlicher und geistlicher Nahrung verlangen, was das Thema des hier vertonten Textes aus dem Evangelium ist (Markus 8, 1–9). Diese flehenden Gesten finden erneut Ausdruck in dem Arioso, mit dem das erste Bass- Rezitativ endet: ‚Ach Herr, wie lange willst du mein vergessen?’ Es könnte fast ein Entwurf sein für eine der großen Vertonungen der Passion. Der Bass erweitert diesen Hilfeschrei in seiner Arie mit Continuo (Nr. 3), wo er die zweifelnde Seele auffordert, sich nicht von der Vernunft ‚bestricken’ zu lassen, denn: ‚Deinen Helfer, Jakobs Licht, kannst du in der Schrift erblicken’. Wiederum in einem Rezitativ, das einem Arioso Raum gibt, verbreitet sich der Tenor über den Wert des heiligen Mannas: ‚Drum, wenn der Kummer gleich das Herze nagt und frisst, so schmeckt und sehet doch, wie freundlich Jesus ist’.
Es erweitert sich zu einer Arie, in der von den ‚Gnadenwerken’ des Heilands die Rede ist, die kraftvoll genug sind, ‚den schwachen Geist zu lehren’, und ‚dies sättigt Leib und Geist’. Wir haben Beweise, dass diese Kantate tatsächlich als sechssätziges Werk (BWV 186a) für den Dritten Adventssonntag 1716, auf einen Text von Salomo Franck, in Weimar entstanden ist. Da Bach sie wegen des Tempus clausum, der Zeit vom zweiten bis vierten Adventssonntag, in der nicht gesungen werden durfte, nicht verwenden konnte, beschloss er, sie früh in seinen ersten Leipziger Kantatenjahrgang aufzunehmen, und zwar als zweiteilige Kantate in elf Sätzen für den Siebenten Sonntag nach Trinitatis.
Das bedeutete, dass wegen der veränderten Position des Werkes in der Liturgie des Kirchenjahres im Hinblick auf die Form einige wesentliche Änderungen notwendig wurden: Anpassungen der Arientexte und drei neue Rezitative (die vier Arien folgten vorher direkt aufeinander). Außerdem beschloss Bach, beide Teile mit jeweils einem Chor zu beenden, bei deren Komposition er auf die Verse 12 und 11 des Chorals ‚Es ist das Heil uns kommen her’ von Paul Speratus aus dem Jahr 1523 zurückgriff, die er bereits einer der Kantaten der letzten Woche zugrunde gelegt hatte (BWV 9).
Wenn Teil I dieser Kantate betont, dass die wahre Quelle des Glaubens in der Schrift zu finden sei, so wird in Teil II, wie Eric Chafe sagt, ‚der Gedanke der Glaubensbahn um die Vorstellung ergänzt, wie der Glauben zu leben sei – als Leben unter dem Kreuz gewissermaßen’. Wie in BWV 170 Nr. 3 in der vergangenen Woche beginnen wir unseren Weg in einer Welt, in der alles auf den Kopf gestellt ist, diesmal mit einem mächtigen Bass-Accompagnato, das die Welt als ‚große Wüstenei’ beschreibt (‚der Himmel wird zu Erz, die Erde wird zu Eisen’). Dieser Welt wird als scharfer Kontrast ‚Christi Wort’ entgegengestellt, das ‚ihr [der Christen] größter Reichtum’ ist (Salomo Franck war in Weimar Leiter des herzöglichen Münzkabinetts und Numismatiker, was eine Erklärung für seine Vorliebe für Vergleiche mit Münzen und Metallen ist).
Bach hält, in Anlehnung an Franck, diese Antithese den ganzen zweiten Teil hindurch aufrecht, zwischen dem ‚Jammertal’ des gegenwärtigen Lebens und der Freude und Erfüllung im Leben ‚nach vollbrachtem Lauf’. Das bringt er in einer Reihe lebhafter musikalischer Gesten zum Ausdruck – zum Beispiel den absteigenden Tetrachord-Arpeggien des Continuos in der Sopran-Arie (Nr. 8), stellvertretend für ‚die Armen’, die Gott ‚umarmen’ will, während die Violinen einen ausgedehnten chromatischen Aufstieg bewältigen.
Eine in verschiedene Richtungen verlaufende Bewegung kennzeichnet auch die instrumentalen Linien in den identischen Chorälen, die beide Teile beschließen (Nr. 6 und 11), mit aufsteigenden Oboen und absteigenden Violinen in plänkelndem Wechselspiel, ein musikalisches Äquivalent zu der Antithese zwischen Drangsal und Hoffnung, die im Text zum Ausdruck kommt. Wie so oft spielt sich sehr viel mehr unter der Oberfläche der Musik ab, als es auf den ersten Blick scheinen mag – eine (absichtliche?) Spannung zwischen musikalischen Figuren und dem zugrunde liegenden ‚Affekt’ und, ebenfalls ohne Zweifel, auch ein numerologischer Aspekt, wie zum Beispiel die merkwürdige dreizehntaktige Form des Duetts für Sopran und Alt (Nr. 10) zeigt, eine Gigue in c-moll mit vollständiger Oboen- und Violinengruppe, in der die entscheidende Anweisung (‚Sei, Seele, getreu!’) bis zu den letzten beiden Takten aufgespart wird.
Da die neuen Leipziger Stimmen (seit 1906) dieser überarbeiteten Kantate verloren sind, ergeben sich verschiedene Probleme, zum Beispiel was die tiefen B in der Continuobegleitung von Nr. 9 betrifft: War das ursprünglich der Part eines basse de violon, dessen tiefe Saite auf B gestimmt war? Dann die Tonlage und Instrumentierung der Tenor-Arie (Nr. 5) – Oboe da caccia in der Weimarer Version, doch in der autographen Partitur für die Leipziger Wiederaufführung als ‚Oboe und Violinen I & II’ ausgewiesen. Dürr und Kubik empfahlen beide eine Transposition um eine Oktave nach oben, was unwahrscheinlich und unbefriedigend erscheint: Sie schiebt die Oboe an ihre Obergrenze (Es) und trennt Singstimme (Tenor) und Obligato durch eine sehr viel größere Folge von Intervallen, als sie uns bisher begegnet sind. Daher haben wir die ursprüngliche Tonlage beibehalten und die Oboe da caccia mit Violinen und Bratschen verdoppelt, und das Ergebnis war recht schön.
Der wohl bekannteste Thomaskantor: Johann Sebastian Bach
Die Reihe berühmter Thomaskantoren eröffnete Georg Rhau, in dessen zweijährige Amtszeit 1519 das Streitgespräch zwischen Martin Luther und Johannes Eck fiel. Anfangs wechselten die Kantoren häufig, Sethus Calvisius aber war bereits zwanzig Jahre Thomaskantor (1594-1615).
Ihm folgten
Johann Hermann Schein (1616-1630),
Tobias Michael (1631-1657),
Sebastian Knüpfer (1657-1676),
Johann Schelle (1677-1701),
Johann Kuhnau (1701-1722),
Johann Sebastian Bach (1723-1750).
Am 30. Mai 1723 war die Antrittskantate Johann Sebastian Bachs. Am 1. Juni 1723 wurde er in das Amt des Thomaskantors eingeführt, das er fortan bis zu seinem Tode 1750 ausübte.
Ihm folgten
Gottlob Harrer (1750-1755),
Johann Friedrich Doles (1756-1789),
Johann Adam Hiller (1789-1800),
August Eberhard Müller (1801-1810),
Johann Gottfried Schicht (1810-1823),
Christian Theodor Weinlig (1823-1842),
Moritz Hauptmann (1842-1868),
Ernst Friedrich Eduard Richter (1868-1879),
Wilhelm Rust (1880-1892),
Gustav Schreck (1893-1917),
Karl Montgomery Rufus Siegfried Straube (1918-1939),
Günther Ramin (1940-1956),
Kurt Thomas (1957-1960),
Erhard Mauersberger (1961-1972),
Hans-Joachim Rotzsch (1972-1991)
Georg Christoph Biller (1992-2015)
und Gotthold Schwarz (seit 2016)
2015 begann für den Thomanerchor mit einer großen Zäsur. Ende Januar 2015 legte Prof. Georg Christoph Biller (*1955) sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder. Er hatte das Amt als 16. Thomaskantor nach Johann Sebastian Bach 1992 angetreten und konnte den Chor 22 Jahre lang maßgeblich prägen. Für die längere Zeit der Findung einer Nachfolge im vakant gewordenen Amt des Thomaskantors wurden alle Thomaskantorenaufgaben auf Gotthold Schwarz als „Interim im Thomaskantorat“ übertragen.
1952 im sächsischen Zwickau geboren, erhielt Gotthold Schwarz seine musikalische Ausbildung an der Kirchenmusikschule Dresden und an der Hochschule für Musik „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig, wo er Gesang und Dirigieren studierte. Eine umfangreiche Konzerttätigkeit als Sänger führte Gotthold Schwarz frühzeitig in die bedeutenden europäischen Musikzentren und u.a. nach Japan, Israel, Brasilien, Argentinien sowie in die USA, wo er auch Interpretationskurse zu Werken Bachs gab. Als Oratorien- und Liedsänger erwarb er ein umfassendes Repertoire vom Barock bis zur Moderne, was auch durch zahlreiche Einspielungen dokumentiert ist.
Rudolf Lutz – Dirigent und musikalischer Leiter der J. S. Bach-Stiftung St. Gallen)
J.S. Bach Kantate BWV 9 „Es ist das Heil uns kommen her“für den 6. Sonntag nach Trinitatis
„Es ist das Heil uns kommen her“ (BWV 9) ist eine Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte die Choralkantate zwischen 1732 und 1735 in Leipzig für den 6. Sonntag nach Trinitatis als Ergänzung zu seinem zweiten Kantatenzyklus.
Ausführende:
Orchester der Bachstiftung St. Gallen
Julia Doyle (Sopran), Alex Potter (Counter), Charles Daniels (Tenor),
Peter Harvey (Bass)
Chor der J.S. Bachstiftung St. Gallen
Leitung & Cembalo: Rudolf Lutz
Aufnahme vom 21. März 2014
Aufnahmeort: Evangelische Kirche St. Gallen-Trogen (Schweiz)
J.S. Bach – Kantate BWV 158– „Der Friede sei mit dir“
ist eine der kürzesten Kantaten von Johann Sebastian Bach und verfügt über einen Bass-Solist. Die Kantate ist für den dritten Tag von Ostern bestimmt aber es könnte vielleicht ein Fragment sein. Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass es von Christian Friedrich Penzel, einer von Bachs letzten Schüler kopiert wurde, gibt es eine verwirrende Vielfalt der vorgeschlagenen Zusammensetzungen. Es kann auf Bachs Weimarer Zeit zurückreichen, wenn auch ein Datum nicht existiert wird das Jahr 1735 als Entstehung angenommen.
an jährlich vier Bach-Wochenenden (Donnerstag, Freitag & Sonntag) und in ergänzenden Sonderkonzerten das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach auf. Die geistlichen Kantaten erklingen dabei im Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Bestimmung im Kirchenjahr.
Auf der Webseite zum Projekt finden Sie alle Informationen rund um Termine, Karten, Künstler:
Professionelle Qualität in Bild und Ton: Jede Woche kommt ein Chorsatz, eine Arie oder ein Choral hinzu! So können Sie mit Bach:vokal verbunden bleiben, auch wenn gerade kein Konzert ansteht.
Unter dem nachstehenden Link sind veröffentlichte Videos auf YouTube einsehbar..!!
Die Kantate BWV 188 „Ich habe meine Zuversicht“ ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte die Kantate in Leipzig für den 21. Sonntag nach Trinitatis und wahrscheinlich führte sie erstmals am 17. Oktober 1728 auf.
Ich wünsche allen Besuchern einen schönen Sonntag !
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
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Am 17.07.2016 begehen wir den 8. Sonntag nach „Trinitatis“
Der 8. Sonntag nach Trinitatis fragt nach der Antwort des Menschen auf das Handeln Gottes in seinem Leben. Diese Antwort erfordert nicht viel; es ist eigentlich ein schlichtes „Nichtverbergen“ dessen, was man bekommen hat. Schwerpunkt der Texte ist aber auch das Licht, das von denen, die dem Volk Gottes angehören, ausgeht, oder an dem sie teilhaben.
Die Zusage Jesu: Ihr seid das Licht der Welt – läßt uns fragen, wodurch diese Zusage gerechtfertigt ist. Wir erkennen, dass es nicht unser Handeln ist, sondern der Glaube an den, der selber das Licht dieser Welt ist. Dieser Glaube läßt uns teilhaben an der Liebe Gottes, die sich uns in Jesus Christus erwiesen hat, und indem wir von dieser Liebe durch unser Leben zeugen, tragen wir das Licht in diese Welt.
Wochenspruch:
Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. (Eph 5, 8b-9)
Sendung: „Cantica“ am Sonntag 06:30 Uhr bis 07:00 Uhr
Wiederholung: um 23:00 – 23:30 Uhr
Wolfgang Amadeus Mozart„Krönungsmesse“
Mozarts „Krönungsmesse“ in der Vorstellung – Messe nicht nur für gekrönte Häupter!
Die so genannte „Krönungsmesse“ wird von ambitionierten Kirchenchören und an vielen Kathedralen durch die jeweiligen Dommusiken regelmäßig aufgeführt. Die Missa in C KV317 – wie die Krönungsmesse offiziell heißt – schafft es, in nur rund 25 Minuten Aufführungsdauer den lateinischen Text in vielen Facetten darzustellen. Der Beiname ist nicht von Mozart, der eigentliche Anlass für die Entstehung war wohl ein Hochfest.
19 Vertonungen der Katholischen Messe gibt es von Wolfgang Amadeus Mozart – nicht mit eingerechnet das unvollendet gebliebene Requiem in d-moll KV 626. Grundsätzlich unterscheiden Musikwissenschaftler bei diesen Kompositionen zwischen der „Missa brevis“, also Messvertonungen für gewöhnliche Sonntage, die eher knapp gehalten sind, mit kleinerem Orchester und nur kurzem Solistenpassagen im Gegensatz zur „Missa solemnis“. Diese „festlichen“ Messen waren für hohe kirchliche Feiertage bestimmt und entsprechend länger, ausführlicher und reicher konzipiert……..
Auf dem Programm: die Kantate von Johann Sebastian Bach zum 8. Sonntag nach Trinitatis in der Aufnahme der Bach-Rilling-Edition.
Interpreten sind die Gächinger Kantorei und das Bach-Collegium Stuttgart sowie die Solisten Helen Watts, Aldo Baldin und Philippe Huttenlocher.
Von Bach sind weiterhin zu hören die Choralfantasie BWV 1128 über „Wo Gott der Herr nicht bei uns hält“ mit dem Organisten Ullrich Böhme und das Violin-Doppelkonzert in d-moll (BWV 1034) mit Christoph Poppen und Isabel Faust als Solisten.
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Videos:
mit Bach-Kantaten für den 8. Sonntag nach Trinitatis
Im 2. Satz ist eine sehr bewegende Arie für Tenor zu hören mit BC (Violoncello)
2. Aria Tenor:
Violoncello piccolo, Continuo
Ich fürchte nicht des Todes Schrecken, Ich scheue ganz kein Ungemach.Denn Jesus‘ Schutzarm wird mich decken, Ich folge gern und willig nach; Wollt ihr nicht meines Lebens schonen Und glaubt, Gott einen Dienst zu tun, Er soll euch selber noch belohnen, Wohlan, es mag dabei beruhn.
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In loser Reihenfolge stelle ich bemerkenswerte Werke
Johann Kuhnau (* 6. April 1660 in Geising; † 5. Juni 1722 in Leipzig) war ein deutscher Komponist und Schriftsteller des Barock.
Der Sohn eines Tischlers besuchte als Stipendiat die berühmte Kreuzschule in Dresden und studierte anschließend Philosophie und Rechtswissenschaft in Leipzig, bevor er eine Stelle als Kantor in Zittau antrat. Damit entsprach er dem seit der Reformationszeit üblichen Typus des akademisch gebildeten Kantors. Nach einem zeitgenössischen Urteil galt er als Universalgelehrter unter den Musikern. VonJohann Christoph Adelung heißt es über Kuhnau: „Ich weiss nicht, ob er dem Orden der Tonkünstler oder den anderen Gelehrten mehr Ehre gebracht. Er war gelehrt in der Gottesgelahrtheit, in den Rechten, Beredsamkeit, Dichtkunst, Mathematik, fremden Sprachen und Musik.“
1682 kehrte er wieder nach Leipzig zurück und wurde zwei Jahre darauf Organist an der Thomaskirche. Ab 1701 bis zu seinem Tode war er Thomaskantor als Nachfolger von Johann Schelle und unmittelbarer Vorgänger von Johann Sebastian Bach. Außerdem bekleidete er ab 1701 auch das Amt des Universitätsmusikdirektors.
YouTube-Video:
“Johann Kuhnau“
Bach Collegium San Diego | „Gott sei mir gnädig – Johann Kuhnau
BACH COLLEGIUM SAN DIEGO
Ruben Valenzuela, Music Director
The Twelfth Season • 2014-2015
Leipzig Legacy: The Thomaskantor Tradition
Saturday, 27 September 2014
San Diego History Center (Balboa Park)
Kantaten-Beschreibung: BWV 136 “Erforsche mich Gott, und erfahre mein Herz“
Anmerkung:
Für den 9. Sonntag nach Trinitatis liegt ein Reisetagebuch von Sir Gardiner nicht vor, die Kantaten für den 9. So. nach Trinitatis wurden von der DGG (Deutschen Gramophon Gesellschaft) eingespielt und veröffentlicht.
Kantaten-Beschreibung: “Erforsche mich Gott, und erfahre mein Herz“ BWV 136
Ein Jahr zuvor und gerade einmal acht Wochen, nachdem er sein Amt als Kantor in Leipzig angetreten hatte, stellte Bach seine Kantate BWV 136 “Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz” vor. Die Fassung, in der sie uns überliefert ist, wirft einige Fragen auf. Da wäre zum Beispiel die ausgedehnte Choralfuge zu Beginn. In der heiteren Tonart A-dur wirkt sie einerseits festlich – ein Hornruf kündigt das Hauptthema an –, mit ihrer gefälligen Figuration aus Sechzehnteln im 12/8-Takt hingegen gibt sie sich pastoral. Doch was hat das mit dem ernsten, bußfertigen Ton von Psalm 139 zu tun, dessen Text sie zitiert? Selbst der schön gearbeiteten Phrase ‚prüfe mich’ und den Abschnitten aufwühlender Polyphonie gelingt es kaum, die sanfte Drehbewegung dieser Gebetsmühle zu behindern und ihre Musik in Umlauf zu bringen, erst recht nicht, ‚das Bild eines allmächtigen, doch barmherzigen Gottes zu malen, der sich um den einzelnen Menschen kümmert’ (Chafe).
Was ist die Aufgabe des isoliert eingesetzten vokalen Kopfmotivs, auf das anderthalb Takte weiterer Instrumentalmusik folgen, bevor die Fuge in Gang kommt? Lässt die Tatsache, dass das Fugenthema häufiger den Außenstimmen statt den Mittelstimmen zugewiesen wird, darauf schließen, dass es eine (verlorene) frühere Originalfassung gegeben haben muss, eine Version für weniger Gesangsstimmen und (eher spekulativ) auf einen anderen, möglicherweise weltlichen Text, vielleicht sogar in einer anderen Tonart und wohl auch in einer etwas anderen Orchestrierung? Wenn Bach nur zwei Oboen einsetzte, pflegte er normalerweise nicht die eine als ‚d’amore’, die andere als normale Oboe auszuweisen, auch wenn ihre Musik enorme Höhen erklimmt oder in der Tiefe die Grenze ihres natürlichen Tonbereichs überschreitet. Und doch schätzte er immerhin diesen Anfangssatz so sehr, dass er ihn später zum ‚Cum Sancto Spirito’ für seine kurze Messe in A-dur (BWV 234) umarbeitete. Dann hätte es wiederum sein können, dass er den Anstoß zu diesem Satz aus dem jahreszeitlichen Kontext der Ernte bezog, genau wie bei der Alt-Arie der letzten Woche aus BWV 157, als er sich der Metapher der ‚guten Früchte’ bediente, die sich ihren Weg zur Reife durch ‚Sündendornen’ und ‚Lasterdisteln’ erkämpfen – der Albtraum jedes Weinbauern.
Die Altstimme verkündet nun den Tag, ‚vor dem die Heuchelei erzittern mag’, in einer Arie für obligate Oboe d’amore und mit einem Presto-Mittelteil im 12/8-Takt, der das tobende Strafgericht schildert. Das Duett in h-moll zwischen Tenor und Bass mit unisono geführten Violinen im 12/8-Takt erinnert an ‚der Sünden Flecken, so Adams Fall auf uns gebracht’, die durch den ‚großen Strom voll Blut’ aus Jesu Wunden ‚wieder rein gemacht’ werden können, durch den ‚edlen Saft’, auf den noch einmal der abschließende Choral mit einem aufstrebenden Fauxbourdon der Violine verweist. Das ließ mich an die Johannes- und die Matthäus-Passion denken, in denen so häufig auf das Blut des Erlösers Bezug genommen wird, das sich als Strom der Gnade und Barmherzigkeit über die Menschen ergießt, und auch an den Ursprung dieser Symbolik in den mittelalterlichen Legenden vom Heiligen Gral. ‚Blut ist ein ganz besonderer Saft’, ließ Goethe später Mephistopheles zu Faust sagen, der ihren Pakt mit einem Tropfen Blut unterzeichnen sollte, um auf diese Weise von religiösen und moralischen Zwängen befreit zu werden.
BWV 46 – Schauet doch und sehet, ob irgendein Schmerz sei
Gardiner Pilgrimage CD 147 Vol. 5
BWV 101 – Nimm von uns, Herr, du treuer Gott
Gardiner Pilgrimage CD 147 Vol. 5
BWV 102 – Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben
Gardiner Pilgrimage CD 147 Vol. 5
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Bachfest Leipzig 2017 vom 09.06 – 18.06.2017
“EIN SCHÖN NEW LIED” – MUSIK UND REFORMATION
Das Bachfest 2017 steht unter dem Motto ““EIN SCHÖN NEW LIED” – MUSIK UND REFORMATION Martin Luther sah in „Frau Musica“ eine göttliche Kunst, da sie den Teufeln zuwider sei. Entsprechend stellte er die Musik in eine Reihe mit der Theologie, erhob das deutschsprachige geistliche Lied zu einem festen Bestandteil des reformatorischen Programms und hielt ließ es Eingang in den Gottesdienst finden. Häufig als „schöne newe Lieder“ betitelt, verbreitete sich das neue reformatorische Liedrepertoire rasant….
Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2017 beginnt 14. Oktober 2016.
Telefonische Kartenbestellung:
Mo–Fr: 8–21 Uhr, Sa: 8–20 Uhr, So: 10–20 Uhr Aus Deutschland: 0 18 06-56 20 30
(0,20 € pro Anruf aus den dt. Festnetzen, max. 0,60 € pro Anruf aus den dt. Mobilfunknetzen) Aus dem Ausland: +49 -3871-2 11 41 91
(lokale Tarife) – See more at:
i. Sonata
ii. Chorus: Der Himmel lacht! Die Erde jubilieret
iii. Recitative (bass): Erwünschter Tag!
iv. Aria (bass): Fürst des Lebens, starker Streiter
v. Recitative (tenor): So stehe dann, du gottergebne Seele
vi. Aria (tenor): Adam muss in uns verwesen
vii. Recitative (soprano) : Weil dann das Haupt sein Glied
viii. Aria (soprano) and chorale: Letzte Stunde, brich herein
ix. Chorale: So fahr ich hin zu Jesu Christ
Johannes Hildebrandt, boy soprano Tobias Hunger, tenor Andreas Scheibner, bass
Thomanerchor Leipzig Gewandhausorchester Georg Christoph Biller
Einer der grössten Komponisten aller Zeiten trifft diesen Sommer erneut auf das Appenzellerland und seine Eigenheiten. Die Appenzeller Bachtage – ein kleines Festival, das bewusst mit Konventionen bricht. Ein Brückenschlag zwischen der Gregorianik des St. Galler Mönchs Notker und dem Kirchenlied des Reformators Luther in der St. Galler Kathedrale, musikalische Überraschungen auf Holzbrücken, klangvolle Begegnung in erlesenem Ambiente privater Häuser stimmungsvolle Atmosphäre in Grubenmann-Kirchen und Festsälen des Appenzeller Mittellandes.
Zuhörendes Erforschen, gemeinsames Erleben und der Austausch in einer ungezwungenen Atmosphäre stehen im Vordergrund der Appenzeller Bachtage. Kein künstlerischer Monolog, sondern ein echter Dialog mit dem Publikum auf allen Ebenen.
Die DVD enthält die Filmaufnahmen der kompletten Kantate, den Einführungsworkshop sowie die Reflexion des Referenten. Zudem beinhaltet die DVD das Filmportrait der J. S. Bach-Stiftung.
Neu J. S. Bach –Sonate Nr. 3 E-Dur für Violine und obligates Cembalo – BWV 1016 – vom 15.07.2016
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Info: BWV 1016 – Sonate Nr. 3 E-Dur für Violine und obligates Cembalo,
Satzbezeichnungen
1. Adagio
2. Allegro
3. Adagio ma non tanto
4. Allegro
Erläuterungen
Die sechs Sonaten für Violine und obligates Cembalo, BWV 1014-1019
Die “Sei Sounate à Cembalo certato è Violino Solo”, wie sie in der frühesten authentischen Quelle genannt werden, sind Bachs bedeutendster Kammermusikzyklus, gewissermaßen sein kammermusikalisches Vermächtnis an die Nachwelt. Es waren die ersten Violinsonaten der Musikgeschichte, in denen das Tasteninstrument sich aus der Rolle der akkordischen Begleitung im Basso continuo löste und der Violine als gleichberechtigter Partner gegenübertrat. Die Fantasie, mit der Bach die satztechnischen Möglichkeiten dieser Konstellation auskostete, die formale Vollendung jeder einzelnen Sonate und ihre ganz spezifische Ausdruckswelt machen diese Stücke zu den ersten “klassischen” Duosonaten des Geigenrepertoires.
Im satztechnischen Verständnis der Bachzeit handelte es sich freilich um Triosonaten. Da über dem Bass, also der linken Hand des Cembalos, zwei Oberstimmen, die Violine und die rechte Hand, konzertieren, hat man es mit einer der Triosonate analogen Situation zu tun. Unter Bachs Händen multiplizierten sich freilich die Möglichkeiten dieser Konstellation – vom puren Cembalosolo über den strengen Triosatz bis hin zum veritablen Quartett- oder gar Quintettsatz.
Komponiert wurden die Sonaten vor 1725. Im Sommer dieses Jahres nämlich ließ Bach von seinem Neffen Johann Heinrich eine Stimmenabschrift anfertigen, die er eigenhändig um die letzten Sätze der noch unvollendeten sechsten Sonate ergänzte. Offenbar wollte Bach die Sonaten bei seinem Besuch in Dresden im September 1725 mit seinem dortigen Geigerfreund Johann Georg Pisendel spielen und möglicherweise auch im Dezember in Köthen, zusammen mit dem Köthener Konzertmeister Spieß und Fürst Leopold an der Gambe. Zu den Sonaten hat sich nämlich eine Gambenstimme erhalten, die den Cembalobass verstärkt. Komponiert wurden die Stücke sicher vor seinem Amtswechsel nach Leipzig, also vor Mai 1723 am Köthener Hof. Später hat Bach den Zyklus zweimal überarbeitet, wobei die sechste Sonate jeweils eine grundlegende Neufassung erfuhr. Die Fassung letzter Hand aus der 1740er Jahren ist in einer Abschrift seines Schwiegersohns Johann Christoph Altnickel erhalten.
SONATAIII E-Dur, BWV 1016
Der Kopfsatz der E-Dur-Sonate verbindet eine vollgriffige Cembalobegleitung, die an Bachsche Streichersätze erinnert, mit der reich verzierten Solostimme eines Corelli-Adagios. Wie in manchen, von den Streichern begleiteten Ariosi in Bachs Kantaten führt das Cembalo ein einziges Sechzehntelmotiv in parallelen Terzen und Sexten während des ganzen Satzes durch die Tonarten, während die Violine in freier “Deklamation” dazu eine Art gebundenes Rezitativ vorträgt. Die Violinstimme ist freilich stärker verziert und von größeren melodischen Umfang, als es im Falle eines gesungenen Ariosos möglich wäre. Der Effekt ist von erhabener Größe, die würdige Einleitung einer Sonate, die die prächtigste des Sechserzyklus darstellt und von Bachs geigerischen Fähigkeiten beredtes Zeugnis ablegt.
Der zweite Satz kleidet ein für Bach ungewöhnlich galantes Thema, das auch von Telemann stammen könnte, in die Form einer keineswegs komplizierten dreistimmigen Fuge in zwei Teilen. Im zweiten Teil wird ein Mollabschnitt mit gebrochenen Achtelfiguren eingeschoben, mit dem das Fugenthema danach zusammengeführt wird. Dass es am Ende gar in Engführung erscheint, geht fast im singenden Duktus der Musik unter.
Als dritter Satz folgt eine der schönsten lyrischen Eingebungen Bachs, eine Passacaglia über den absteigenden Molltetrachord in cis-Moll. Der viertaktige Bass wird zu Beginn in der linken Hand des Cembalos angeschlagen und von repertierten Achtelakkorden begleitet. Die Violine tritt mit einer unvergesslichen Triolenmelodie hinzu, die sie nach einer Variation an das Cembalo abtritt, während sie selbst die Achtelakkorde übernimmt. Aus diesen drei Bausteinen ? dem gleichbleibenden Bass, den Achtelakkorden und den Sechzehnteltriolen ? hat Bach in immer neuen dialogischen Varianten einen innigen Zwiegesang entstehen lassen, der an affektiven Höhepunkten schier unerschöpflich ist. Man höre nur den Wiedereintritt des Triolenthemas im Cembalo. Der Satz lässt es verständlich erscheinen, dass Carl Philipp Emanuel Bach noch 1774 über die Violinsonaten seines Vaters schrieb: “Es sind einige Adagii darin, die man heut zu Tage nicht sangbarer setzen kann.”
Ein Halbschluss am Ende des cis-Moll-Adagios bereitet den Einsatz des Finales vor, den man sich glänzender nicht vorstellen könnte: Violine und Cembalo führen ein virtuoses Sechzehntelthema von italienischer Bravura durch die Stimmen. Ein zweites Thema in Triolen wird zuerst von der Violine vorgestellt und gleich von den Sechzehntelmotiven des ersten Themas kommentiert, dann vom Cembalo aufgegriffen und schließlich subtil mit dem ersten Thema überlagert, bis dieses seine glänzende Reprise feiert. Formal ist dieser Satz der fortschrittlichste des gesamten Zyklus, ein Sonatenfinale in des Wortes eigentlicher Bedeutung.
HISTORISCHES
Die Sonaten und Partiten (recte: Partien) für Violine solo hat Bach 1720 im böhmischen Karlsbad ins Reine geschrieben, als er sich dort im Gefolge des Fürsten Leopold von Anhalt-Köthen aufhielt. Der von familiären und administrativen Pflichten befreite Hofkapellmeister Bach nutzte seinen Urlaub, um sein “Libro primo”, sein “erstes Buch” mit Geigensonaten zu vollenden: die Sei Solo à Violino senza Basso accompagnato, wie er sie auf dem Titelblatt nannte. Die autographe Reinschrift dieser sechs Werke gehört zu den schönsten und berühmtesten Manuskripten aus Bachs kalligraphischer Feder. Für die ersten fünf Stücke muss es eine heute verlorene Urfassung aus Bachs Weimarer Zeit gegeben haben. Vermutlich hat er sie nach seiner Ernennung zum Weimarer Konzertmeister 1714 komponiert. Er selbst war also der erste Adressat seiner Violinsoli, was ihren erheblichen Aufwand an Doppel- und Akkordgriffen erklärt, denn Bach hatte bei seinem Vater Ambrosius das polyphone Violinspiel deutscher Schule studiert. Außer ihm selbst haben sicher auch der Köthener Konzertmeister und dessen aus Berlin stammende Geigerkollegen die Sei Solo gespielt. Ihre eine Hälfte besteht aus drei ganz unterschiedlich gebauten Suiten, die andere aus Sonaten in der viersätzigen Da Chiesa-Form (Adagio – schnelle Fuge – Andante – Allegrofinale).
Den Zyklus der sechs Sonaten für Violine und obligates Cembalo hat Bach erst als Thomaskantor in Leipzig um 1725 vollendet. Man darf vermuten, dass er sie mit seinem ältesten Sohn Friedemann spielte, als dieser ein Violinstudium bei Graun absolviert hatte. Ein Autograph ist nicht erhalten. In der wichtigsten Abschrift heißen die Werke Sei Suonate à Cembalo certato è Violino Solo, was die Priorität des Cembalos unterstreicht. Sein Part steigert sich von der Zwei- bis zur Vier- oder gar Fünfstimmigkeit und liefert der Violine weit mehr als nur einen gefälligen Klanggrund. Dreistimmige Fugen bestimmen auch hier, wie in den Solosonaten, das Bild der schnellen Sätze, während die langsamen Sätze Cembalo- und Violinklang in satztechnisch freier Weise zu Adagios von unübertroffener Tiefgründigkeit kombinieren.
SONATAIII E-Dur, BWV 1016
Die E-Dur-Sonate ist unter den Sonaten mit obligatem Cembalo die prachtvollste: vollstimmig im ersten Satz, galant im zweiten, mit einer Passacaglia als drittem Satz und einem rauschenden Concerto-Finale. Der Eindruck des Orchestralen im Kopfsatz entsteht aus dem vollgriffigen Satz des Cembalos, das ein einziges, kreisendes Motiv in Terzen und Sexten durchführt. Darüber entfaltet sich die Violine in einer Art “Sprechgesang”, einem instrumentalen Arioso, das mit Läufen und anderen Ornamenten angereichert wird. Die Konstellation entspricht dem Anfang von Bachs Soprankantate Weichet nur, betrübte Schatten, wo sich über den sanft wogenden Akkorden der Streicher der Sopran in einem ätherisch hohen Solo entfaltet. Auch motivisch und im frühlingshaft strahlenden Affekt sind die beiden Sätze vergleichbar.
Der zweite Satz kleidet ein für Bach ungewöhnlich galantes Thema in die Form einer unkomplizierten dreistimmigen Fuge in zwei Teilen. Im zweiten Teil wird ein galantes Mollthema eingeschoben und mit dem Fugenthema kombiniert. Als dritter Satz folgt eine der schönsten lyrischen Eingebungen Bachs, eine Passacaglia in cis-Moll über einen absteigenden Bass, den der Cembalist im kurzen Vorspiel in der linken Hand vorgibt, während die rechte Hand nachschlagende Achtelakkorde spielt. Die Violine setzt mit einer Triolenmelodie ein, auf die Sechzehntel in Zweierbindungen folgen. Aus diesen drei Bausteinen ? den Achtelakkorden, den Triolen und den Zweierbindungen ? hat Bach über dem gleichmäßigen Passacaglia-Bass einen innigen Zwiegesang zwischen Violine und rechter Hand des Cembalos entwickelt, der an affektiven Höhepunkten schier unerschöpflich ist. Der Satz lässt es verständlich erscheinen, dass Carl Philipp Emanuel Bach noch 1774 über die Violinsonaten seines Vaters schrieb: “Es sind einige Adagii darin, die man heut zu Tage nicht sangbarer setzen kann.”
Ein Halbschluss bereitet den Einsatz des Finales vor, den man sich glänzender nicht vorstellen könnte: Ein rauschendes Sechzehntelthema von italienischer Bravura wird durch die drei Stimmen geführt. Im Mittelteil wird es von einem Triolenthema vorübergehend verdrängt, behauptet sich aber im fast durchführungsartigen Wettstreit, dem die rhythmische Spannung zwischen Triolen und Sechzehnteln seinen Reiz verleiht. Die Reprise des Hauptteils beschließt den Satz.
Video J. S. Bach BWV 1016 – Sonate Nr. 3 E-Dur für Violine und obligates Cembalo,
an jährlich vier Bach-Wochenenden (Donnerstag, Freitag & Sonntag) und in ergänzenden Sonderkonzerten das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach auf. Die geistlichen Kantaten erklingen dabei im Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Bestimmung im Kirchenjahr.
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Professionelle Qualität in Bild und Ton: Jede Woche kommt ein Chorsatz, eine Arie oder ein Choral hinzu! So können Sie mit Bach:vokal verbunden bleiben, auch wenn gerade kein Konzert ansteht.
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Als Johann Sebastian Bachs Lutherische Messen oder Kleine Messen bezeichnet man seine vier Kyrie-Gloria-Messen in F-Dur, A-Dur, g-Moll und G-Dur, BWV 233 bis 236. Sie vertonen das Kyrie und Gloria der Lateinischen Messe und werden daher auch Missa brevis genannt. Zur selben Gattung zählt auch die Missa aus Kyrie und Gloria, die Bach 1733 komponierte und die er später zur h-Moll-Messe erweiterte.
Die vollständige Vertonung aller Teile der Messe („Missa tota“) besteht aus fünf Teilen: Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus mit Hosanna und Benedictus sowie Agnus Dei. Demgegenüber wird die Komposition von Kyrie und Gloria als „Missa brevis“ (Plural: Missae breves) und in der protestantischen Kirchenmusik auch als „lutherische Messe“ bezeichnet. Eine einheitliche Deutsche Messe konnte sich im Protestantismus nicht durchsetzen; weder war die Sprache noch der genaue Umfang festgelegt.
Der Name „Lutherische Messen“ knüpft zum einen an diese protestantische Tradition an, vorzugsweise Kyrie und Gloria zu vertonen. Kyrie-Gloria-Messen waren im 18. Jahrhundert „in Italien wie auch in Deutschland durchaus gebräuchlich“ und wurden „choraliter oder still zu Ende geführt“. In der protestantischen Kirchenmusik ist bereits früh eine Beschränkung auf die Vertonung von Kyrie und Gloria zu verzeichnen. Zum anderen bringt der Name zum Ausdruck, dass Bachs lateinische Messkompositionen für den lutherischen Gottesdienst konzipiert worden sind. Dem Bachforscher Christoph Wolff zufolge hat Bach die Figuralmessen für hohe kirchliche Feiertage in den Leipziger Gottesdiensten komponiert, möglicherweise auch für den protestantischen Hofgottesdienst in Dresden. Insbesondere seit der Urtextausgabe der Neuen Bach-Ausgabe, der wissenschaftlichen Standardedition des Johann-Sebastian-Bach-Instituts Göttingen und des Bach-Archivs Leipzig, ist der Name „Lutherische Messen“ in der Musikwissenschaft und bei CD-Einspielungen nahezu zu einem Synonym für Bachs lateinische Messen BWV 233–236 geworden: „Da für die protestantische Messe, die lediglich aus den beiden Teilen Kyrie und Gloria besteht, ein verbindlicher Begriff fehlt, hat sich – sowohl im deutschen als auch im englischen Sprachgebrauch – der Begriff ‚lutherisch‘ eingebürgert.“
Der Begriff „Lutherische Messen“ kann missverständlich sein, da es sich bei Bachs Werken um Kompositionen in lateinischer Sprache handelt. Zum anderen wurden während Bachs Kantorat in Leipzig auch andere Teile des Ordinariums wie das Credo gesungen. Als Alternative wurde deshalb von Konrad Küster die Bezeichnung „Kyrie-Gloria-Messen“ vorgeschlagen, die deskriptiv den Umfang der Messen angibt. „Missa brevis“ erscheint für Bachs Kompositionen weniger passend, weil hiermit in katholischer Tradition in der Regel kurze Vertonungen des vollständigen Ordinariums Missae verstanden werden, „anstatt der, wie hier, sehr ausführlichen Vertonung nur des Kyrie und des Gloria, die man im lutherischen Bereich ebenfalls als „Missae“ bezeichnet (deshalb auch so die Titel der 4 Messen)“.
Die Lutherischen Messen sind wahrscheinlich einige Jahre nach der Missa für den Hof zu Dresden (1733), später Kyrie und Gloria der h-Moll-Messe, entstanden und werden heute spätestens um 1738/39 datiert. Arnold Schering vertrat die heute als überholt geltende These, dass Graf Franz Anton von Sporck der Auftraggeber von Bachs lateinischen Messen war und sie von diesem in Böhmen aufgeführt wurden.
Das Kyrie ist in diesen Kurzmessen jeweils ein einsätziger, dreiteiliger Chorsatz, der Gloria-Text ist jedoch in fünf Sätze aufgeteilt, mit Chorsätzen zu Beginn und Schluss und dazwischen eingeschobenen Soloarien. Die Gesamtdauer entspricht etwa der einer durchschnittlichen Kantate, – das lässt auf den praktischen Gebrauch im Gottesdienst schließen.
Ähnlich wie die h-Moll-Messe bestehen die Kleinen Messen fast ausschließlich aus Parodien, also Überarbeitungen von bereits vorhandenen Chören und Arien. Die herangezogenen Kantaten stammen überwiegend aus Bachs Zeit in Leipzig. Dazu waren Neufassungen der Singstimmenpartien notwendig, um den ursprünglichen deutschen Kantatentext durch lateinische Prosa zu ersetzen.
Diese Arbeiten lassen sich als Beleg für Bachs Bestreben in seinen späteren Jahren deuten, Werke, die ihm besonders wertvoll erschienen, in einen zeitenthobenen Zusammenhang zu stellen.
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 10.07.2016 begehen wir den 7. Sonntag nach „Trinitatis“
Der 7. Sonntag nach Trinitatis geht nun auch auf die körperlichen Bedürfnisse des Menschen ein, wobei die Symbolhandlung des Abendmahls allerdings auch eine wichtige Rolle spielt. Jesu Handeln in unserem Leben macht uns frei von irdischen Bedürfnissen dadurch, dass wir sie immer erfüllt bekommen, indem wir teilhaben am Brot des Lebens. Der 6. und der 7. Sonntag nach Trinitatis könnten auch als „Sakramentssonntage“ bezeichnet werden, denn an ihnen wird der Taufe und des Abendmahls in ihrer Bedeutung für das Leben des Christen gedacht.
Durch die Erzählung von der Speisung der 5000 erfahren wir am 7. Sonntag nach Trinitatis, wie wunderbar Gott für uns Menschen durch die Gaben seiner Schöpfung sorgt. So können wir auch getrost darauf sehen, dass unser Nächster genug zu essen hat, und von unserem Reichtum abgeben, weil wir wissen, dass der Herr uns speisen wird, wenn wir selbst einmal Not leiden.
Wochenspruch:
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. (Eph. 2, 19)
Sendung: „Cantica“ am Sonntag 06:30 Uhr bis 07:00 Uhr
Wiederholung: um 23:00 – 23:30 Uhr
Antonio Vivaldi
Vivaldis farbige Vertonung von Psalm 112
„Beatus vir“
Besonders bekannt ist der alttestamentliche Text durch die lateinischen Anfangsworte „Beatus vir“ (Wohl dem Mann). Thema ist der Segen der Gottesfurcht. Gepriesen wird im Psalm der Mensch, der ein gottgefälliges Leben führt. Den Gottlosen hingegen geht es schlecht. Antonio Vivaldi vertonte den Text im 18. Jahrhundert….
Kantate zum 7. Sonntag nach Trinitatis in der Aufnahme der Bach-Rilling-Edition. Die Interpreten sind die Gächinger Kantorei und das Bach-Collegium Stuttgart sowie die Solisten Arleen Auger, Helen Watts, Kurt Equiluz und Philippe Huttenlocher.
Als Ergänung des Programm erklingt der mit zwei Strophen in der Kantate vorkommende Choral „Es ist das Heil uns kommen her“
Johann Kuhnau (* 6. April 1660 in Geising; † 5. Juni 1722 in Leipzig) war ein deutscher Komponist und Schriftsteller des Barock.
Der Sohn eines Tischlers besuchte als Stipendiat die berühmte Kreuzschule in Dresden und studierte anschließend Philosophie und Rechtswissenschaft in Leipzig, bevor er eine Stelle als Kantor in Zittau antrat. Damit entsprach er dem seit der Reformationszeit üblichen Typus des akademisch gebildeten Kantors. Nach einem zeitgenössischen Urteil galt er als Universalgelehrter unter den Musikern. Von Johann Christoph Adelung heißt es über Kuhnau: „Ich weiss nicht, ob er dem Orden der Tonkünstler oder den anderen Gelehrten mehr Ehre gebracht. Er war gelehrt in der Gottesgelahrtheit, in den Rechten, Beredsamkeit, Dichtkunst, Mathematik, fremden Sprachen und Musik.“
1682 kehrte er wieder nach Leipzig zurück und wurde zwei Jahre darauf Organist an der Thomaskirche. Ab 1701 bis zu seinem Tode war er Thomaskantor als Nachfolger von Johann Schelle und unmittelbarer Vorgänger von Johann Sebastian Bach. Außerdem bekleidete er ab 1701 auch das Amt des Universitätsmusikdirektors.
Bachfest Leipzig 2003 / From the Church of St. Thomas, Leipzig
Amsterdam Baroque Orchestra & Choir
Deborah York, soprano
Bogna Bartosz, alto
Jörg Dürmüller, tenor
Klaus Mertens, baritone
Ton Koopmann, conductor and organist
Kantaten-Beschreibung: BWV 186 “Ärgre dich, o Seele, nicht“
Zurückgekehrt aus Ansbach und wieder in Schottland eine Woche nach dem Gedächtniskonzert auf Iona, machten wir uns nun auf nach Haddington, einem bescheidenen Marktflecken in East Lothian, ungefähr dreißig Kilometer östlich von Edinburgh. Die Stiftskirche St Mary ist die längste und laut Pevsner, einem englischsprachigen Standardwerk der Architekturgeschichte, ‚die eindrucksvollste spätmittelalterliche piktische Kirche’ in Schottland. Anfang der 1970er Jahre wurde ein Projekt in Angriff genommen, das den zerstörten, dachlosen Altarraum der im 14. Jahrhundert erbauten Franziskanerkirche durch Abriss der falschen Wand am Ende des Schiffes unter der Vierung wieder eingliedern sollte. Das blassrosa gefärbte Mauerwerk des Chors und Altarraums hatte in den Regen- und Hagelstürmen von über drei Jahrhunderten eine beachtliche Patina angesetzt. Jetzt ist es von einem modernen Fiberglasdach umschlossen, welches das ursprüngliche Steingewölbe ersetzt. Die Organisatoren der Lamp of Lothian-Konzerte hatten für unsere Aufführung den Bereich unter der Vierung vorgesehen, wo ein rundes, mit dickem Teppich ausgelegtes Podium aufgestellt war. Selbst mit einem Holzfußboden bedeckt, glaubte ich, würde sich nie ein für das Publikum befriedigender Klang ergeben, und daher ging ich mit einer kleinen Gruppe ans östliche Ende, um dort die Akustik zu testen. Traumhaft! Wir zogen also um – Chor, Orchester, Orgel und Cembalo – , während die Toningenieure, ohne zu maulen, ihre Mikrophone neu ausrichteten.
Alle drei Bach-Kantaten für diesen Tag (BWV 186, 187 und 107) haben meisterhafte Anfangssätze. Keiner ist besonders bombastisch oder festlich, doch jeder auf seine ganz eigene Weise ausdrucksvoll. Diesmal verwendet Bach Pastelltöne statt Grundfarben. Kernstück von
BWV 186 “Ärgre dich, o Seele, nicht”ist die Anweisung an die Seele, nicht ärgerlich zu sein, wenn sie sieht, dass das ‚allerhöchste Licht (…) sich in Knechtsgestalt verhüllt’. Das war im 18. Jahrhundert der Kernpunkt in der Kritik der Rationalisten am Christentum: Die Vorstellung von einem Christus als Schöpfer und einem Christus in majestätischem Glanz konnte man tolerieren, doch Christus gedemütigt und erniedrigt durch Armut und Leid – das war für sie offenbar unbefriedigend und in Wahrheit ja auch lächerlich. Das mag uns heute merkwürdig erscheinen, aber zu Bachs Zeiten war es eine lebenswichtige Frage. Bach vertrat natürlich die lutherische Richtung, und schon in den einleitenden Worten des Chors geht er daran, uns durch eine Reihe sich steigernder Dissonanzen einen Eindruck davon zu vermitteln, auf welche Weise die verärgerte Christenseele mit sich zu Rate geht. Doch wie so oft in den Kantaten, die wir bisher aufgeführt haben, gewinnt man den Eindruck, dass das zusätzliche Verständnis, das uns Bachs Musik von den Texten verschafft, ein ganzes Stück über das verbal Geäußerte hinausgreift und seinen eigenen Weg geht. Nehmen wir zum Beispiel, wie er dieses einleitende Motto des Chores fortführt, wie er abwechselnd jede Stimme zu demselben Text durch einen einfachen Kunstgriff, drei aufsteigende Noten im Sprechrhythmus, deren dritte ein Vorhalt auf dem Dominantakkord ist, mit einem Fugenthema in Führung gehen lässt. Das gibt der Musik die genau richtige, vorwärts treibende Kraft, wobei die harmonische Spannung des dreinotigen Incipits innerhalb eines längeren achttaktigen Absatzes hin und her wogt.
Es lässt sich schwer sagen, was der tröstenden Stimmung mehr Eloquenz gibt, die instrumentalen Linien (Streicher durch Rohrblattinstrumente verdoppelt) oder die Chorstimmen. Formal gesehen ist dieser Satz unkonventionell – in der Weise, wie zum Beispiel die Verschachtelung der fugierten Abschnitte des Chors wie ein Gegenthema zu dem teilweise wiederkehrenden Hauptthema wirkt, das stets vom Orchester gespielt wird. In einem ABABA-Schema weist Bach den zweiten Teil (B) seinem Chor zu (‚Gottes Glanz und Ebenbild, sich in Knechtsgestalt verhüllt’), wobei den zuerst einsetzenden Sopranstimmen die drei übrigen, homophon geführten Stimmen antworten, die als Stütze nur ein Continuo haben – der erste deutliche Hinweis darauf, dass diese Musik als eines der früheren Werke in Bachs Weimarer Jahren entstanden ist.
Es bedarf nicht sehr großer Phantasie, hier das Flehen der Viertausend in der Wüste zu entdecken, die nach körperlicher und geistlicher Nahrung verlangen, was das Thema des hier vertonten Textes aus dem Evangelium ist (Markus 8, 1–9). Diese flehenden Gesten finden erneut Ausdruck in dem Arioso, mit dem das erste Bass- Rezitativ endet: ‚Ach Herr, wie lange willst du mein vergessen?’ Es könnte fast ein Entwurf sein für eine der großen Vertonungen der Passion. Der Bass erweitert diesen Hilfeschrei in seiner Arie mit Continuo (Nr. 3), wo er die zweifelnde Seele auffordert, sich nicht von der Vernunft ‚bestricken’ zu lassen, denn: ‚Deinen Helfer, Jakobs Licht, kannst du in der Schrift erblicken’. Wiederum in einem Rezitativ, das einem Arioso Raum gibt, verbreitet sich der Tenor über den Wert des heiligen Mannas: ‚Drum, wenn der Kummer gleich das Herze nagt und frisst, so schmeckt und sehet doch, wie freundlich Jesus ist’.
Es erweitert sich zu einer Arie, in der von den ‚Gnadenwerken’ des Heilands die Rede ist, die kraftvoll genug sind, ‚den schwachen Geist zu lehren’, und ‚dies sättigt Leib und Geist’. Wir haben Beweise, dass diese Kantate tatsächlich als sechssätziges Werk (BWV 186a) für den Dritten Adventssonntag 1716, auf einen Text von Salomo Franck, in Weimar entstanden ist. Da Bach sie wegen des Tempus clausum, der Zeit vom zweiten bis vierten Adventssonntag, in der nicht gesungen werden durfte, nicht verwenden konnte, beschloss er, sie früh in seinen ersten Leipziger Kantatenjahrgang aufzunehmen, und zwar als zweiteilige Kantate in elf Sätzen für den Siebenten Sonntag nach Trinitatis. Das bedeutete, dass wegen der veränderten Position des Werkes in der Liturgie des Kirchenjahres im Hinblick auf die Form einige wesentliche Änderungen notwendig wurden: Anpassungen der Arientexte und drei neue Rezitative (die vier Arien folgten vorher direkt aufeinander). Außerdem beschloss Bach, beide Teile mit jeweils einem Chor zu beenden, bei deren Komposition er auf die Verse 12 und 11 des Chorals ‚Es ist das Heil uns kommen her’ von Paul Speratus aus dem Jahr 1523 zurückgriff, die er bereits einer der Kantaten der letzten Woche zugrunde gelegt hatte (BWV 9).
Wenn Teil I dieser Kantate betont, dass die wahre Quelle des Glaubens in der Schrift zu finden sei, so wird in Teil II, wie Eric Chafe sagt, ‚der Gedanke der Glaubensbahn um die Vorstellung ergänzt, wie der Glauben zu leben sei – als Leben unter dem Kreuz gewissermaßen’. Wie in BWV 170 Nr. 3 in der vergangenen Woche beginnen wir unseren Weg in einer Welt, in der alles auf den Kopf gestellt ist, diesmal mit einem mächtigen Bass-Accompagnato, das die Welt als ‚große Wüstenei’ beschreibt (‚der Himmel wird zu Erz, die Erde wird zu Eisen’). Dieser Welt wird als scharfer Kontrast ‚Christi Wort’ entgegengestellt, das ‚ihr [der Christen] größter Reichtum’ ist (Salomo Franck war in Weimar Leiter des herzöglichen Münzkabinetts und Numismatiker, was eine Erklärung für seine Vorliebe für Vergleiche mit Münzen und Metallen ist).
Bach hält, in Anlehnung an Franck, diese Antithese den ganzen zweiten Teil hindurch aufrecht, zwischen dem ‚Jammertal’ des gegenwärtigen Lebens und der Freude und Erfüllung im Leben ‚nach vollbrachtem Lauf’. Das bringt er in einer Reihe lebhafter musikalischer Gesten zum Ausdruck – zum Beispiel den absteigenden Tetrachord-Arpeggien des Continuos in der Sopran-Arie (Nr. 8), stellvertretend für ‚die Armen’, die Gott ‚umarmen’ will, während die Violinen einen ausgedehnten chromatischen Aufstieg bewältigen. Eine in verschiedene Richtungen verlaufende Bewegung kennzeichnet auch die instrumentalen Linien in den identischen Chorälen, die beide Teile beschließen (Nr. 6 und 11), mit aufsteigenden Oboen und absteigenden Violinen in plänkelndem Wechselspiel, ein musikalisches Äquivalent zu der Antithese zwischen Drangsal und Hoffnung, die im Text zum Ausdruck kommt. Wie so oft spielt sich sehr viel mehr unter der Oberfläche der Musik ab, als es auf den ersten Blick scheinen mag – eine (absichtliche?) Spannung zwischen musikalischen Figuren und dem zugrunde liegenden ‚Affekt’ und, ebenfalls ohne Zweifel, auch ein numerologischer Aspekt, wie zum Beispiel die merkwürdige dreizehntaktige Form des Duetts für Sopran und Alt (Nr. 10) zeigt, eine Gigue in c-moll mit vollständiger Oboen- und Violinengruppe, in der die entscheidende Anweisung (‚Sei, Seele, getreu!’) bis zu den letzten beiden Takten aufgespart wird.
Da die neuen Leipziger Stimmen (seit 1906) dieser überarbeiteten Kantate verloren sind, ergeben sich verschiedene Probleme, zum Beispiel was die tiefen B in der Continuobegleitung von Nr. 9 betrifft: War das ursprünglich der Part eines basse de violon, dessen tiefe Saite auf B gestimmt war? Dann die Tonlage und Instrumentierung der Tenor-Arie (Nr. 5) – Oboe da caccia in der Weimarer Version, doch in der autographen Partitur für die Leipziger Wiederaufführung als ‚Oboe und Violinen I & II’ ausgewiesen. Dürr und Kubik empfahlen beide eine Transposition um eine Oktave nach oben, was unwahrscheinlich und unbefriedigend erscheint: Sie schiebt die Oboe an ihre Obergrenze (Es) und trennt Singstimme (Tenor) und Obligato durch eine sehr viel größere Folge von Intervallen, als sie uns bisher begegnet sind. Daher haben wir die ursprüngliche Tonlage beibehalten und die Oboe da caccia mit Violinen und Bratschen verdoppelt, und das Ergebnis war recht schön.
Das Bachfest 2017 steht unter dem Motto ““EIN SCHÖN NEW LIED” – MUSIK UND REFORMATION Martin Luther sah in „Frau Musica“ eine göttliche Kunst, da sie den Teufeln zuwider sei. Entsprechend stellte er die Musik in eine Reihe mit der Theologie, erhob das deutschsprachige geistliche Lied zu einem festen Bestandteil des reformatorischen Programms und hielt ließ es Eingang in den Gottesdienst finden. Häufig als „schöne newe Lieder“ betitelt, verbreitete sich das neue reformatorische Liedrepertoire rasant….
Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2017 beginnt 14. Oktober 2016.
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Programm zum Download als PDF –>>> Programm Bachfest Leipzig 2017 <<<
Telefonische Kartenbestellung:
Mo–Fr: 8–21 Uhr, Sa: 8–20 Uhr, So: 10–20 Uhr Aus Deutschland: 0 18 06-56 20 30
(0,20 € pro Anruf aus den dt. Festnetzen, max. 0,60 € pro Anruf aus den dt. Mobilfunknetzen) Aus dem Ausland: +49 -3871-2 11 41 91
(lokale Tarife) – See more at:
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V i d e o vom Bach-Archiv
Veröffentlicht am 21.10.2014
Im Mittelpunkt dieses Konzertes steht das italienische Cembalo des Bach-Archivs, eine 2008 gefertigte Kopie nach Giacomo Ridolfi (1665). Das besondere Interesse Eckart Kupers, der an der Auswahl dieses Instrumentes beteiligt war, gilt den historischen Tasteninstrumenten, ihrer Spielart und ihren Klangeigenschaften.
Programm: Girolamo Frescobaldi (1583–1643)
Toccata decima
aus: Toccate e partite … libro primo (Rom 1615/1637)
Partita sopra la Romanesca
aus: Toccate e partite … libro primo
Toccata nona
aus: Toccate e partite … libro primo
Eckhart Kuper (*1961) Improvisation (1)
Bernardo Storace (spätes 17. Jh.)
Aria sopra la spagnoletta
aus: Selva di varie compositioni (Venedig 1664)
Passacaglia (in a)
aus: Selva di varie compositioni
Partite sopra il cinque passi
aus: Selva di varie compositioni
Eckhart Kuper Improvisation (2)
Bernardo Storace
Ciaccona (in C)
aus: Selva di varie compositioni
Einer der grössten Komponisten aller Zeiten trifft diesen Sommer erneut auf das Appenzellerland und seine Eigenheiten. Die Appenzeller Bachtage – ein kleines Festival, das bewusst mit Konventionen bricht. Ein Brückenschlag zwischen der Gregorianik des St. Galler Mönchs Notker und dem Kirchenlied des Reformators Luther in der St. Galler Kathedrale, musikalische Überraschungen auf Holzbrücken, klangvolle Begegnung in erlesenem Ambiente privater Häuser stimmungsvolle Atmosphäre in Grubenmann-Kirchen und Festsälen des Appenzeller Mittellandes.
Zuhörendes Erforschen, gemeinsames Erleben und der Austausch in einer ungezwungenen Atmosphäre stehen im Vordergrund der Appenzeller Bachtage. Kein künstlerischer Monolog, sondern ein echter Dialog mit dem Publikum auf allen Ebenen.
Die DVD enthält die Filmaufnahmen der kompletten Kantate, den Einführungsworkshop sowie die Reflexion des Referenten. Zudem beinhaltet die DVD das Filmportrait der J. S. Bach-Stiftung.
„Der Friede sei mit dir“ BWV 158, ist eine der kürzesten Kantaten von Johann Sebastian Bach und verfügt über einen Bass-Solist. Die Kantate ist für den dritten Tag von Ostern bestimmt aber es könnte vielleicht ein Fragment sein. Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass es von Christian Friedrich Penzel, einer von Bachs letzten Schüler kopiert wurde, gibt es eine verwirrende Vielfalt der vorgeschlagenen Zusammensetzungen. Es kann auf Bachs Weimarer Zeit zurückreichen, wenn auch ein Datum nicht existiert wird das Jahr 1735 als Entstehung angenommen.
Die erhaltene Quelle ist eine Kopie von Penzel, auf der Titelseite, die für die Reinigung zu sein scheint (die lutherische Fest Mariae Reinigung), die am 2. Februar, aber mit einer anderen Bezeichnung für den 3. Ostertag am Dienstag in den Teilen gefeiert wurde.
Bachs mehrere Kantaten für die Reinigung und die Texte im Zusammenhang mit Simeons Lobgesang Nunc dimittis, ist ein Teil der vorgeschriebenen Lesungen. Aufgrund der Verweise auf die „Nunc dimittis“ in „Der Friede sei mit dir“ und wegen der alternativen Titelseite Bezeichnung wird angenommen, dass die beiden zentralen Texte ursprünglich Teil einer längeren Kantate für die Reinigung, mit einem anderen einleitenden Rezitativ für Ostern existierte. Die obligate Flöte in der Arie zu schreiben, scheint geeigneter zu sein als das „Violino“. In Penzel Kopie wird zur Unterstützung der Hypothese zitiert, dass es ursprünglich für eine andere Gelegenheit geschrieben wurde.
Joshua Rifkin hat die Termine 15. April 1727 oder 30. März 1728 für die Premiere der überlebenden Ostern Version vorgeschlagen. Die vorgeschriebenen Lesungen für diesen Tag aus den Gesetzen der Apostel waren (Apg 13: 26-33) die Predigt des Paulus in Antiochia, und aus dem Lukas-Evangelium, das Auftreten von Jesus an die Apostel in Jerusalem (Lukas 24:36 -47). Der Librettist ist nicht bekannt, aber vielleicht Salomon Franck gewesen, zitierte Hymne Strophen von Johann Georg Albinus und Martin Luther.
Die Kantate ist für Sopran und Bass, vierstimmigen Chor, Oboe, Violine und Basso continuo.
Da keine vollständige Kopie der Arbeit existiert, ist es möglich, dass es ursprünglich mehr Sätze waren als jetzt bekannt ist.
Rezitativ (Bass): „Der Friede sei mit Dir“
Arie (Bass) und Choral (Sopran): „Welt, ade, ich bin dein müde“ (die Choralmelodie ist von Johann Rosenmüller)
Rezitativ und Arioso (Bass): „Nun, Herr, regiere meinen Sinn“
Choral: „Hier ist das rechte Osterlamm“
Beide Rezitative sind „geschmeidig“ und in Secco. Der zweite Satz ist „eine Fusion einer dulcet Arie in Form einer Triosonate“ für Bass, Violine und Basso Continuo, mit eingestreuten Zeilen aus dem Choral von Sopran und Oboe durchgeführt. Es ist formal eine da capo-Arie von einem achtzehn Maß Ritornell eingeführt. Das Werk endet mit einem vierteiligen Choral.
an jährlich vier Bach-Wochenenden (Donnerstag, Freitag & Sonntag) und in ergänzenden Sonderkonzerten das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach auf. Die geistlichen Kantaten erklingen dabei im Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Bestimmung im Kirchenjahr.
Auf der Webseite zum Projekt finden Sie alle Informationen rund um Termine, Karten, Künstler:
Professionelle Qualität in Bild und Ton: Jede Woche kommt ein Chorsatz, eine Arie oder ein Choral hinzu! So können Sie mit Bach:vokal verbunden bleiben, auch wenn gerade kein Konzert ansteht.
Unter dem nachstehenden Link sind veröffentlichte Videos auf YouTube einsehbar..!!
„Meinen Jesum laß ich nicht (BWV 124) ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte die Choralkantate, die auf dem Choral von Christian Keymann basiert, in Leipzig für den 1. Sonntag nach Epiphanias und führte sie am 7. Januar 1725 erstmals auf.
Bach schrieb die Kantate in seinem zweiten Jahr in Leipzig für den 1. Sonntag nach Epiphanias (Erscheinung des Herrn). Die vorgeschriebenen Lesungen für den Sonntag waren Röm 12,1-6 LUT, die Pflichten des Christen, und Lk 2,41-52 LUT, Suchen und Finden des zwölfjährigen Jesus im Tempel. Im Vorjahr hatte Bach zum selben Anlass in „Mein liebster Jesus ist verloren“ die Situation des Menschen bedacht, der Jesus verloren hat. Dieser Kantatentext basiert auf dem Choral in sechs Strophen von Christian Keymann (1658). Der Choraltext beginnt, wie im Werk des Vorjahrs, mit einer Parallele zum Evangelium: Der Glaubende will Jesus nicht verlieren, so wie die Eltern des Zwölfjährigen ihn nicht verlieren wollten. Im weiteren Verlauf verfolgt der Choral die Vorstellung, mit Jesus nach dem Tod verbunden zu sein. Der unbekannte Textdichter behielt die erste und letzte Strophe im Wortlaut bei und dichtete die übrigen Strophen zu ebenso vielen abwechselnden Rezitativen und Arien um. Bach führte die Kantate erstmals am 7. Januar 1725 auf, einen Tag nach Liebster Immanuel, Herzog der Frommen zu Epiphanias.
Die Kantate ist besetzt mit vier Solisten, Sopran, Alt, Tenor und Bass, vierstimmigem Chor, Horn zur Verstärkung des Soprans im Choral, Oboe d’amore, zwei Violinen, Viola und Basso continuo.
Coro: Meinen Jesum laß ich nicht
Recitativo (tenor): Solange sich ein Tropfen Blut
Aria (tenor): Und wenn der harte Todesschlag
Recitativo (bass): Doch ach! welch schweres Ungemach
Aria (soprano, alto): Entziehe dich eilends, mein Herze, der Welt
Chorale: Jesum laß ich nicht von mir
Im Eingangschor tragen Sopran und Horn zeilenweise den cantus firmus vor, eine Melodie von Andreas Hammerschmidt, der mit Keymann zusammenarbeitete. Die Unterstimmen sind überwiegend homophon geführt, während das Orchester eigenes Themenmaterial benutzt in Vorspiel, Zwischenspielen und Begleitung. Der Satz hat Menuett-Charakter, wobei die Oboe d’amore eine konzertante führende Rolle übernimmt. Die Phrase „klettenweis an ihm zu kleben“ wird durch einen drei Takte lang gehaltenen „klebenden“ Ton in den Unterstimmen illustriert. Ein kurzes secco-Rezitativ führt zu einer Tenor-Arie, die von der Oboe begleitet wird, während die Streicher durch ein „trommelndes“ Motiv wiederholter schneller Noten „Furcht und Schrecken“ ausdrücken. Alfred Dürr vergleicht dieses Motiv mit einer ähnlichen Figur im Alt-Rezitativ „Warum wollt ihr erschrecken“, Satz 49 in Bachs Weihnachtsoratorium, Teil VI. In einem weiteren secco-Rezitativ werden die Worte „nach vollbrachtem Lauf“ veranschaulicht durch einen aufsteigenden Lauf über eine Oktave. Ein Duett von Sopran und Alt, nur vom continuo begleitet, ähnelt einem Tanz, der in gleichförmige Abschnitte von vier Takten gegliedert ist. Die Kantate wird durch die letzte Strophe des Chorals in vierstimmigem Satz beschlossen.
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 28.02.2016 begehen wir den Sonntag “Oculi”
Der Name des Sonntags Okuli leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: “Okuli mei semper ad Dominum, quoniam ipse evellet de laqueo pedes meos” (Ps 25, 15;) Der Sonntag Okuli hat das Thema “Konsequente Nachfolge”. In diesem Thema klingt alles mit, was zum Thema Nachfolge von Bedeutung ist. Nicht unbedeutend ist in manchen Perikopen auch die Bereitschaft zum Verzicht auf weltliche Güter.
Der Sonntag Okuli steht im Mittelpunkt der Fastenzeit (die Heilige Woche ist hier ausgenommen), und als solcher sollte er auch begangen werden: es sollte eine Bekräftigung der Entscheidung zur Nachfolge stattfinden, und im Rahmen der Fastenzeit kann man vielleicht auch generell noch einmal auf verschiedene Möglichkeiten des Verzichtes eingehen. Die Stellung des Sonntags als Mittelpunkt der Fastenzeit vor der Heiligen Woche lädt auch dazu ein, das Leiden und Sterben Jesu, wodurch wir gerecht werden, vorweg zu erahnen. Denn dadurch ist ja auch unser Versuch, an diesem Leiden durch Verzicht auf etwas liebgewonnenes teilzuhaben, ohne Verpflichtung möglich. Der von uns geleistete Verzicht erfolgt aus freien Stücken und bringt uns keinen Gewinn bei Gott, aber für uns selbst.
Am Sonntag Okuli hören wir, dass die Nachfolge Jesu auch Verzicht auf die Reichtümer bedeutet, deren Gebrauch uns so selbstverständlich ist. Nachfolge bedeutet auch Einsamkeit, wenn das Wort, das wir befolgen, uns zwingt, gegen den Strom zu schwimmen. Das Blut Jesu Christi aber macht es uns leicht, auch diese Bürden der Nachfolge zu tragen.
Wochenspruch:
Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. (Lk 9, 62)
Kantate F 89 – Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste
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In loser Reihenfolge stelle ich bemerkenswerte Werke
von J. S. Bach sowie aus der Bach-Familie – u.a. Barock-Komponisten vor..!!
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Johann Ludwig Krebs (1713-1780)
Der Bach-Schüler und spätere Schlossorganist in Zeitz und Altenburg, war nicht nur Komponist von Orgelmusik, er schrieb interessante Instrumentalkonzerte und Chor- und Kammermusik.
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Johann Ludwig Krebs wurde vermutlich zwischen dem 10. und dem 12. Oktober 1713 in Buttelstedt bei Weimar geboren. Er war einer der drei Söhne von Johann Tobias Krebs. Ersten Musikunterricht erhielt er vermutlich von seinem Vater, der seit 1710 Kantor und Organist in Weimar war. Nach dem Tod seiner Mutter zog Johann Ludwig zusammen mit seinem Vater nach Buttstädt, wo dieser eine Organistenstelle annahm.
Im Juli 1726 wurde Johann Ludwig Schüler an der Thomasschule in wo er neun Jahre lang Freund, Privatschüler und Notenkopist von Johann Sebastian Bach, dem damaligen Kantor, war.
„Das hervorragendste musikalische Talent aber besaß Johann Ludwig […] Das Verhältnis Bachs zu diesem Lieblingsschüler war ein besonders vertrautes. Er bewunderte seine musikalischen Leistungen und schätzte seine gelehrten Kenntnisse [… Er] ließ sich sogar herbei, seine Kompositionen zu vertreiben […] Unzweifelhaft war er als Orgelkünstler Bachs würdigster Schüler, und einer der größten, welche überhaupt nach Bach gelebt haben.“ (Philipp Spitta, Bachbiograph, 1916)
Verschiedene Quellen belegen sein hervorragendes Orgelspiel. Zusätzlich spielte Krebs auch Laute, Cembalo und Violine. Ab 1730 sang er auch im Chor.
„Er war nicht nur ein sehr guter Orgelspieler, sondern auch ein fruchtbarer Componist für Orgel, Clavier und Kirchenmusik. […] Zur Bezeichnung seiner Vortrefflichkeit sagten zu seiner Zeit die witzigen Kunstliebhaber: es sey in einem Bach nur ein Krebs gefangen worden.“ (Johann Nikolaus Forkel, Bachbiograph, 1802)
Bach erteilte Krebs schließlich am 24. August 1735 ein lobendes Zeugnis. Nach seinem Studium an der Thomasschule studierte Krebs noch zwei Jahre lang Philosophie an der Leipziger Universität.
Am 4. Mai 1737 wurde Krebs, nachdem er sich für diesen Posten erfolgreich beworben hatte, Domorganist an der Zwickauer Marienkirche. Drei Jahre später heiratete er die älteste Tochter Johann Sophie des kurfürstlichen Steuereinnehmers Nacke.
1742 bewarb sich Krebs um die Organistenstelle der Dresdner Frauenkirche mit ihrer prunkvollen Silbermann-Orgel, lehnte die Zusage jedoch – vermutlich aufgrund des unzureichenden Gehaltes – ab. Ein Jahr später bewarb er sich um die Stelle als Schlossorganist in Zeitz, zu der er nach einem Probespiel am 2. Januar 1743 schließlich berufen wurde. Dort stand ihm allerdings nur eine schadhafte Orgel zur Verfügung.
Nach dem Tode Johann Sebastian Bachs im Jahr 1750 bewarb sich Krebs vergeblich um Bach’s Nachfolge als Thomaskantor. Erfolglos blieb auch eine Bewerbung als Organist an der St.-Johannis-Kirche zu Zittau, die ebenfalls eine Silbermann-Orgel beherbergte.
Am 20. Oktober 1756 wurde Krebs Organist am Hofe Friedrichs III. von Altenburg, wo er in den Genuss einer prächtigen, 1739 fertiggestellten Trost-Orgel gelangte. Diese Stelle hatte er bis zu seinem Tod am Neujahrstag 1780 inne.
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Video: Der heutige Altenburger Schlossorganist Felix Friedrich erzählt über seinen bedeutenden Amtsvorgänger aus dem 18. Jahrhundert, den Bachschüler Johann Ludwig Krebs (1713 — 1780). Ein Beitrag zum mitteldeutschen Projekt „Krebs300″ aus Anlass des 300. Geburtstages des Organisten und Komponisten.
Aufführungsort: Walpole St. Peter, Norfolkam 05.03.2000
BWV 54 – “Widerstehe doch der Sünde”
Kantaten für den Sonntag Oculi
Als nächstes folgte BWV 54“Widerstehe doch der Sünde”,
eine Solokantate mit zwei Arien für tiefe Altstimme (der wunderbaren Nathalie Stutzmann geradezu auf den Leib geschrieben), vermutlich wie Himmelskönig im selben Jahr – oder ein Jahr später – für den Dritten Fastensonntag (Oculi) komponiert. Das Werk sieht ein fünfstimmiges Streicherensemble mit geteilten Bratschen vor und legt einen Text von Georg Christian Lehms zugrunde, der auf dem Brief an Jakobus basiert: ‚So seid nun Gott untertänig, widerstehet dem Teufel, so fliehet er vor euch’.
Die erste Arie ist überwältigend. Zweimal im Laufe eines Jahres beginnt Bach einen Satz mit einer schroffen Dissonanz, einem Dominantseptakkord über einem Orgelpunkt auf der Tonika (das zweite Mal in der Adventskantate BWV 61 Nun komm, der Heiden Heiland). Es ist ein Schocktaktik, die den Hörer aufhorchen lassen und warnen soll: ‚Widerstehe doch der Sünde, sonst ergreifet dich ihr Gift’. War das auch, so fragt man sich, seine Art, sich zwei Tage nach seiner Ernennung zum Concertmeister am Weimarer Hof einzuführen? Bach schafft eine Atmosphäre dringlichen, unbeirrbaren Widerstands gegen die verführerischen, beharrlichen Mächte des Bösen. Diese beschwört er in lyrischen Violinlinien herauf, die sich drehen und winden und ineinander 12verflechten, dann einen ganzen Takt lang in taumelnder Spannung verharren, bevor sie in eine scheinbare Ruhe taumeln, ein deutliches Symbol für die Gnadenfrist, die jenen gewährt wird, die sich der Sünde standhaft widersetzen.
Ein tödlicher Fluch (dargestellt durch zwei abrupte Neueinsätze der Bratschen auf der gleichen Dominantseptime) erwartet jene, die den Willen zum Widerstand verlieren. Und für den Fall, dass jemand nicht richtig aufgepasst hat, behält Bach das mächtige, hartnäckige Pulsieren des Akkords unverändert bei. Von den zweiunddreißig Achteln der vier Anfangstakte sind nur vier Konsonanzen, alle übrigen sind Dissonanzen, zwölf davon Akkorde aus fünf Noten!Das sich anschließende Rezitativ reißt der Sünde die Maske vom Gesicht, sie erweist sich bei näherem Hinsehen als ‚leerer Schatten’. Sie ist auch ‚als wie ein scharfes Schwert, das uns durch Leib und Seele fährt’.
Die zweite Arie ist als vierstimmige Fuge angelegt, deren einschmeichelndes chromatisches Thema und ein langes, verzerrtes Gegenthema die listigen Fesseln des Bösen beschreiben. War das wirklich der Schluss des Stückes oder haben wir irgendwo unterwegs einen Choral verloren, wenn nicht ganz am Ende, dann vielleicht als Cantus firmus, als musikalische Überschrift der Fuge? Mir fällt auf, dass Bach genau einen solchen Kunstgriff (Strophen von Paul Gerhardts Choral ‚Warum sollt’ ich mich denn grämen’) in seiner doppelchörigen Motette BWV 228 Fürchte dich nicht einsetzt, die offensichtlich auch um diese Zeit entstanden ist. Beide Fugen überraschen mit einer absteigenden chromatischen Figur zu Beginn. Noch erstaunlicher ist die Ähnlichkeit des Gegenthemas mit dem Thema im letzten Satz von BWV 63 Christen, ätzet diesen Tag, das für Weihnachten 1714 in Weimar geschrieben wurde. Nehmen wir einen Augenblick an (und hier will sich selbst der große Alfred Dürr nicht festlegen), Widerstehe sei im folgenden Jahr entstanden; könnte es sein, dass Bach sein weihnachtliches Flehen um Gnade (‚Höchster, schau in Gnaden an diese Glut gebückter Seelen!’ ) in der Kantate der Fastenzeit wiederholt, um die verführerische Schönheit der Sünde (‚von außen wunderschön’), die eine Erfindung des Teufels ist, für null und nichtig zu erklären?
Christian Tetzlaff, Martin Stadtfeld und das Klenke-Quartett werden das Programm mit außergewöhnlichen Kammermusikbeiträgen bereichern. Unter dem Motto »nichts als Meisterstücke« erklingen,besonders am »Kantatentag«, zahlreiche Kantaten aus Bachs erstem Leipziger Kantatenjahrgang in chronologischer Abfolge.
Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2016 beginnt am 15. Oktober 2015.
J.S. Bach Cantata – BWV 54 “Widerstehe doch der Sünde” zum Sonntag Okuli für Altus, Sreicher und Continuo.
Die DVD enthält die Filmaufnahmen der kompletten Kantate, den Einführungsworkshop sowie die Reflexion des Referenten. Zudem beinhaltet die DVD das Filmportrait der J. S. Bach-Stiftung.
Die Achtzehn Choräle von verschiedener Art, auch Leipziger Choräle stellte Johann Sebastian Bach in seinen letzten Lebensjahren zusammen mit der Absicht, sie zu drucken. Diese Sammlung enthält Choralbearbeitungen für Orgel mit zwei Manualen und Pedal.
Bach wählte Sätze aus ganz verschiedenen Lebensperioden aus – die meisten dürften bereits in Weimar entstanden sein. In vielen Fällen gibt es mehrere ältere Lesarten, beispielsweise sind die beiden letzten Sätze auch im Orgelbüchlein enthalten; nicht immer weichen diese Frühformen so weit von der Endfassung ab, dass sie eigene BWV-Nummern erhielten.
Wie immer schrieb Bach nicht nur ab, sondern nutzte die Gelegenheit zu zahllosen Detailverbesserungen. Das Manuskript beginnt in fester, sicherer Schrift, die aber – wohl wegen Bachs Augenleiden – zunehmend unsicher und zittrig wird. Die letzten drei Sätze wurden von Bachs Schwiegersohn Johann Christoph Altnikolgeschrieben; laut der Vorrede der Kunst der Fuge nach Diktat.
Erstdruck der Kunst der Fuge 1751: Anfang des Chorals „Wenn wir in hoechsten Noethen“
Der letzte Choral, Vor deinen Thron tret’ ich hiermit ist wohl am bekanntesten; er wurde unter dem Namen Wenn wir in höchsten Nöten sein von den Herausgebern in die Kunst der Fuge integriert und wird bis heute manchmal als deren Abschluss gespielt.
Präludium und Fuge g-Moll, BWV 861, bilden ein Werkpaar im 1. Teil des Wohltemperierten Klaviers, einer Sammlung von Präludien und Fugen für Tasteninstrumente von Johann Sebastian Bach.
Das Präludium ist in dreistimmigem Satz geschrieben, wobei man sich den mit einem langen Triller einsetzenden Sopran als Violinstimme vorstellen kann. Eine rhythmische Verdichtung erfolgt dadurch, dass die 32tel-Figuren im zweiten Teil des Stücks ab Takt 12 zunehmen. Ein ähnlicher Effekt findet sich in der zweistimmigen Invention in B-Dur BWV 785. Zwei neapolitanische Akkorde auf c, in Takt 13 und 17, fügen einen reizvollen harmonischen Farbwert hinzu.
Das Thema umfasst zwei Motive, die durch eine Achtelpause getrennt sind. Der originelle Gedanke besteht darin, dass das zweite Motiv genau den Tonraum ausfüllt, den das erste ausspart. Aus der Umkehrung des zweiten Motivs entsteht ab Takt 3 der Kontrapunkt. Durch das ganze Stück hindurch werden entweder Teile des Themas oder des Kontrapunkts beibehalten. Auch wenn ab der zweiten Hälfte von Takt 24 im Sopran und Alt ein neues Thema in durchgehender 16tel-Bewegung eingeführt wird, erklingt dazu im Bass das ursprüngliche zweite Motiv als Begleitung.
Die Fugenmitte in Takt 17 ist durch die erste Engführung gekennzeichnet. In der zweiten Engführung in Takt 28 erklingt der dritte Themeneinsatz unvollständig. In Takt 33 wird mit unterschiedlichen Mitteln eine abschließende Steigerung erreicht: paralleler Abstieg von Sopran und Bass, Erweiterung der ursprünglichen Vierstimmigkeit zur Fünfstimmigkeit zur harmonischen Verdichtung. Zudem ist dies – abgesehen vom Beginn – der einzige Takt ohne 16tel-Noten, was ein Ritardando in diesem vorletzten Takt überflüssig macht.
an jährlich vier Bach-Wochenenden (Donnerstag, Freitag & Sonntag) und in ergänzenden Sonderkonzerten das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach auf. Die geistlichen Kantaten erklingen dabei im Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Bestimmung im Kirchenjahr.
Auf der Webseite zum Projekt finden Sie alle Informationen rund um Termine, Karten, Künstler:
Professionelle Qualität in Bild und Ton: Jede Woche kommt ein Chorsatz, eine Arie oder ein Choral hinzu! So können Sie mit Bach:vokal verbunden bleiben, auch wenn gerade kein Konzert ansteht.
Unter dem nachstehenden Link sind veröffentlichte Videos auf YouTube einsehbar..!!
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 26.07.2015 begehen wir den 8. Sonntag nach „Trinitatis“
Der 8. Sonntag nach Trinitatis fragt nach der Antwort des Menschen auf das Handeln Gottes in seinem Leben. Diese Antwort erfordert nicht viel; es ist eigentlich ein schlichtes „Nichtverbergen“ dessen, was man bekommen hat. Schwerpunkt der Texte ist aber auch das Licht, das von denen, die dem Volk Gottes angehören, ausgeht, oder an dem sie teilhaben.
Die Zusage Jesu: Ihr seid das Licht der Welt – läßt uns fragen, wodurch diese Zusage gerechtfertigt ist. Wir erkennen, dass es nicht unser Handeln ist, sondern der Glaube an den, der selber das Licht dieser Welt ist. Dieser Glaube läßt uns teilhaben an der Liebe Gottes, die sich uns in Jesus Christus erwiesen hat, und indem wir von dieser Liebe durch unser Leben zeugen, tragen wir das Licht in diese Welt.
Wochenspruch:
Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. (Eph 5, 8b-9)
Im 2. Satz ist eine sehr bewegende Arie für Tenor zu hören mit BC (Violoncello)
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2. Aria Tenor:
Violoncello piccolo, Continuo
Ich fürchte nicht des Todes Schrecken, Ich scheue ganz kein Ungemach.Denn Jesus‘ Schutzarm wird mich decken, Ich folge gern und willig nach; Wollt ihr nicht meines Lebens schonen Und glaubt, Gott einen Dienst zu tun, Er soll euch selber noch belohnen, Wohlan, es mag dabei beruhn.
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“BACHCELONA” Festival Bach de Barcelona 2015
BACHCELONA 2015 findet vom vom 23. bis 28. Juli 2015 in Barcelona statt.
Johann Kuhnau (* 6. April 1660 in Geising; † 5. Juni 1722 in Leipzig) war ein deutscher Komponist und Schriftsteller des Barock.
Der Sohn eines Tischlers besuchte als Stipendiat die berühmte Kreuzschule in Dresden und studierte anschließend Philosophie und Rechtswissenschaft in Leipzig, bevor er eine Stelle als Kantor in Zittau antrat. Damit entsprach er dem seit der Reformationszeit üblichen Typus des akademisch gebildeten Kantors. Nach einem zeitgenössischen Urteil galt er als Universalgelehrter unter den Musikern. VonJohann Christoph Adelung heißt es über Kuhnau: „Ich weiss nicht, ob er dem Orden der Tonkünstler oder den anderen Gelehrten mehr Ehre gebracht. Er war gelehrt in der Gottesgelahrtheit, in den Rechten, Beredsamkeit, Dichtkunst, Mathematik, fremden Sprachen und Musik.“
1682 kehrte er wieder nach Leipzig zurück und wurde zwei Jahre darauf Organist an der Thomaskirche. Ab 1701 bis zu seinem Tode war er Thomaskantor als Nachfolger von Johann Schelle und unmittelbarer Vorgänger von Johann Sebastian Bach. Außerdem bekleidete er ab 1701 auch das Amt des Universitätsmusikdirektors.
Kantaten-Beschreibung: BWV 136 “Erforsche mich Gott, und erfahre mein Herz“
Anmerkung:
Für den 9. Sonntag nach Trinitatis liegt ein Reisetagebuch von Sir Gardiner nicht vor, die Kantaten für den 9. So. nach Trinitatis wurden von der DGG (Deutschen Gramophon Gesellschaft) eingespielt und veröffentlicht.
Kantaten-Beschreibung: “Erforsche mich Gott, und erfahre mein Herz“ BWV 136
Ein Jahr zuvor und gerade einmal acht Wochen, nachdem er sein Amt als Kantor in Leipzig angetreten hatte, stellte Bach seine Kantate BWV 136 “Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz” vor. Die Fassung, in der sie uns überliefert ist, wirft einige Fragen auf. Da wäre zum Beispiel die ausgedehnte Choralfuge zu Beginn. In der heiteren Tonart A-dur wirkt sie einerseits festlich – ein Hornruf kündigt das Hauptthema an –, mit ihrer gefälligen Figuration aus Sechzehnteln im 12/8-Takt hingegen gibt sie sich pastoral. Doch was hat das mit dem ernsten, bußfertigen Ton von Psalm 139 zu tun, dessen Text sie zitiert? Selbst der schön gearbeiteten Phrase ‚prüfe mich’ und den Abschnitten aufwühlender Polyphonie gelingt es kaum, die sanfte Drehbewegung dieser Gebetsmühle zu behindern und ihre Musik in Umlauf zu bringen, erst recht nicht, ‚das Bild eines allmächtigen, doch barmherzigen Gottes zu malen, der sich um den einzelnen Menschen kümmert’ (Chafe).
Was ist die Aufgabe des isoliert eingesetzten vokalen Kopfmotivs, auf das anderthalb Takte weiterer Instrumentalmusik folgen, bevor die Fuge in Gang kommt? Lässt die Tatsache, dass das Fugenthema häufiger den Außenstimmen statt den Mittelstimmen zugewiesen wird, darauf schließen, dass es eine (verlorene) frühere Originalfassung gegeben haben muss, eine Version für weniger Gesangsstimmen und (eher spekulativ) auf einen anderen, möglicherweise weltlichen Text, vielleicht sogar in einer anderen Tonart und wohl auch in einer etwas anderen Orchestrierung? Wenn Bach nur zwei Oboen einsetzte, pflegte er normalerweise nicht die eine als ‚d’amore’, die andere als normale Oboe auszuweisen, auch wenn ihre Musik enorme Höhen erklimmt oder in der Tiefe die Grenze ihres natürlichen Tonbereichs überschreitet. Und doch schätzte er immerhin diesen Anfangssatz so sehr, dass er ihn später zum ‚Cum Sancto Spirito’ für seine kurze Messe in A-dur (BWV 234) umarbeitete. Dann hätte es wiederum sein können, dass er den Anstoß zu diesem Satz aus dem jahreszeitlichen Kontext der Ernte bezog, genau wie bei der Alt-Arie der letzten Woche aus BWV 157, als er sich der Metapher der ‚guten Früchte’ bediente, die sich ihren Weg zur Reife durch ‚Sündendornen’ und ‚Lasterdisteln’ erkämpfen – der Albtraum jedes Weinbauern.
Die Altstimme verkündet nun den Tag, ‚vor dem die Heuchelei erzittern mag’, in einer Arie für obligate Oboe d’amore und mit einem Presto-Mittelteil im 12/8-Takt, der das tobende Strafgericht schildert. Das Duett in h-moll zwischen Tenor und Bass mit unisono geführten Violinen im 12/8-Takt erinnert an ‚der Sünden Flecken, so Adams Fall auf uns gebracht’, die durch den ‚großen Strom voll Blut’ aus Jesu Wunden ‚wieder rein gemacht’ werden können, durch den ‚edlen Saft’, auf den noch einmal der abschließende Choral mit einem aufstrebenden Fauxbourdon der Violine verweist. Das ließ mich an die Johannes- und die Matthäus-Passion denken, in denen so häufig auf das Blut des Erlösers Bezug genommen wird, das sich als Strom der Gnade und Barmherzigkeit über die Menschen ergießt, und auch an den Ursprung dieser Symbolik in den mittelalterlichen Legenden vom Heiligen Gral. ‚Blut ist ein ganz besonderer Saft’, ließ Goethe später Mephistopheles zu Faust sagen, der ihren Pakt mit einem Tropfen Blut unterzeichnen sollte, um auf diese Weise von religiösen und moralischen Zwängen befreit zu werden.
Christian Tetzlaff, Martin Stadtfeld und das Klenke-Quartett werden das Programm mit außergewöhnlichen Kammermusikbeiträgen bereichern. Unter dem Motto »nichts als Meisterstücke« erklingen, besonders am »Kantatentag«, zahlreiche Kantaten aus Bachs erstem Leipziger Kantatenjahrgang in chronologischer Abfolge.
Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2016 beginnt im 15. Oktober 2015.
i. Sonata
ii. Chorus: Der Himmel lacht! Die Erde jubilieret
iii. Recitative (bass): Erwünschter Tag!
iv. Aria (bass): Fürst des Lebens, starker Streiter
v. Recitative (tenor): So stehe dann, du gottergebne Seele
vi. Aria (tenor): Adam muss in uns verwesen
vii. Recitative (soprano) : Weil dann das Haupt sein Glied
viii. Aria (soprano) and chorale: Letzte Stunde, brich herein
ix. Chorale: So fahr ich hin zu Jesu Christ
Johannes Hildebrandt, boy soprano Tobias Hunger, tenor Andreas Scheibner, bass
Thomanerchor Leipzig Gewandhausorchester Georg Christoph Biller
Die DVD enthält die Filmaufnahmen der kompletten Kantate, den Einführungsworkshop sowie die Reflexion des Referenten. Zudem beinhaltet die DVD das Filmportrait der J. S. Bach-Stiftung.
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YouTube – Video
BWV 54 – J.S. Bach Cantata BWV 54 – „Widerstehe doch der Sünden“
an jährlich vier Bach-Wochenenden (Donnerstag, Freitag & Sonntag) und in ergänzenden Sonderkonzerten das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach auf. Die geistlichen Kantaten erklingen dabei im Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Bestimmung im Kirchenjahr.
Auf der Webseite zum Projekt finden Sie alle Informationen rund um Termine, Karten, Künstler:
Professionelle Qualität in Bild und Ton: Jede Woche kommt ein Chorsatz, eine Arie oder ein Choral hinzu! So können Sie mit Bach:vokal verbunden bleiben, auch wenn gerade kein Konzert ansteht.
Unter dem nachstehenden Link sind veröffentlichte Videos auf YouTube einsehbar..!!
Kay Johannsen spielt Charles-Marie Widor (1844-1937): Symphonie op. 42/7, a-Moll, 6. Satz: Finale (Allegro vivace)
Mühleisen-Orgel (IV/P, 81) der Stiftskirche Stuttgart. Aufgezeichnet im Juli 2013 von Peter Willkommen
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Ich wünsche allen Besuchern einen schönen Sonntag !
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 19.07.2015 begehen wir den 7. Sonntag nach „Trinitatis“
Der 7. Sonntag nach Trinitatis geht nun auch auf die körperlichen Bedürfnisse des Menschen ein, wobei die Symbolhandlung des Abendmahls allerdings auch eine wichtige Rolle spielt. Jesu Handeln in unserem Leben macht uns frei von irdischen Bedürfnissen dadurch, dass wir sie immer erfüllt bekommen, indem wir teilhaben am Brot des Lebens. Der 6. und der 7. Sonntag nach Trinitatis könnten auch als „Sakramentssonntage“ bezeichnet werden, denn an ihnen wird der Taufe und des Abendmahls in ihrer Bedeutung für das Leben des Christen gedacht.
Durch die Erzählung von der Speisung der 5000 erfahren wir am 7. Sonntag nach Trinitatis, wie wunderbar Gott für uns Menschen durch die Gaben seiner Schöpfung sorgt. So können wir auch getrost darauf sehen, dass unser Nächster genug zu essen hat, und von unserem Reichtum abgeben, weil wir wissen, dass der Herr uns speisen wird, wenn wir selbst einmal Not leiden.
Wochenspruch:
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. (Eph. 2, 19)
Johann Kuhnau (* 6. April 1660 in Geising; † 5. Juni 1722 in Leipzig) war ein deutscher Komponist und Schriftsteller des Barock.
Der Sohn eines Tischlers besuchte als Stipendiat die berühmte Kreuzschule in Dresden und studierte anschließend Philosophie und Rechtswissenschaft in Leipzig, bevor er eine Stelle als Kantor in Zittau antrat. Damit entsprach er dem seit der Reformationszeit üblichen Typus des akademisch gebildeten Kantors. Nach einem zeitgenössischen Urteil galt er als Universalgelehrter unter den Musikern. Von Johann Christoph Adelung heißt es über Kuhnau: „Ich weiss nicht, ob er dem Orden der Tonkünstler oder den anderen Gelehrten mehr Ehre gebracht. Er war gelehrt in der Gottesgelahrtheit, in den Rechten, Beredsamkeit, Dichtkunst, Mathematik, fremden Sprachen und Musik.“
1682 kehrte er wieder nach Leipzig zurück und wurde zwei Jahre darauf Organist an der Thomaskirche. Ab 1701 bis zu seinem Tode war er Thomaskantor als Nachfolger von Johann Schelle und unmittelbarer Vorgänger von Johann Sebastian Bach. Außerdem bekleidete er ab 1701 auch das Amt des Universitätsmusikdirektors.
Kantaten-Beschreibung: BWV 186 “Ärgre dich, o Seele, nicht“
Zurückgekehrt aus Ansbach und wieder in Schottland eine Woche nach dem Gedächtniskonzert auf Iona, machten wir uns nun auf nach Haddington, einem bescheidenen Marktflecken in East Lothian, ungefähr dreißig Kilometer östlich von Edinburgh. Die Stiftskirche St Mary ist die längste und laut Pevsner, einem englischsprachigen Standardwerk der Architekturgeschichte, ‚die eindrucksvollste spätmittelalterliche piktische Kirche’ in Schottland. Anfang der 1970er Jahre wurde ein Projekt in Angriff genommen, das den zerstörten, dachlosen Altarraum der im 14. Jahrhundert erbauten Franziskanerkirche durch Abriss der falschen Wand am Ende des Schiffes unter der Vierung wieder eingliedern sollte. Das blassrosa gefärbte Mauerwerk des Chors und Altarraums hatte in den Regen- und Hagelstürmen von über drei Jahrhunderten eine beachtliche Patina angesetzt. Jetzt ist es von einem modernen Fiberglasdach umschlossen, welches das ursprüngliche Steingewölbe ersetzt. Die Organisatoren der Lamp of Lothian-Konzerte hatten für unsere Aufführung den Bereich unter der Vierung vorgesehen, wo ein rundes, mit dickem Teppich ausgelegtes Podium aufgestellt war. Selbst mit einem Holzfußboden bedeckt, glaubte ich, würde sich nie ein für das Publikum befriedigender Klang ergeben, und daher ging ich mit einer kleinen Gruppe ans östliche Ende, um dort die Akustik zu testen. Traumhaft! Wir zogen also um – Chor, Orchester, Orgel und Cembalo – , während die Toningenieure, ohne zu maulen, ihre Mikrophone neu ausrichteten.
Alle drei Bach-Kantaten für diesen Tag (BWV 186, 187 und 107) haben meisterhafte Anfangssätze. Keiner ist besonders bombastisch oder festlich, doch jeder auf seine ganz eigene Weise ausdrucksvoll. Diesmal verwendet Bach Pastelltöne statt Grundfarben. Kernstück von
BWV 186 “Ärgre dich, o Seele, nicht”ist die Anweisung an die Seele, nicht ärgerlich zu sein, wenn sie sieht, dass das ‚allerhöchste Licht (…) sich in Knechtsgestalt verhüllt’. Das war im 18. Jahrhundert der Kernpunkt in der Kritik der Rationalisten am Christentum: Die Vorstellung von einem Christus als Schöpfer und einem Christus in majestätischem Glanz konnte man tolerieren, doch Christus gedemütigt und erniedrigt durch Armut und Leid – das war für sie offenbar unbefriedigend und in Wahrheit ja auch lächerlich. Das mag uns heute merkwürdig erscheinen, aber zu Bachs Zeiten war es eine lebenswichtige Frage. Bach vertrat natürlich die lutherische Richtung, und schon in den einleitenden Worten des Chors geht er daran, uns durch eine Reihe sich steigernder Dissonanzen einen Eindruck davon zu vermitteln, auf welche Weise die verärgerte Christenseele mit sich zu Rate geht. Doch wie so oft in den Kantaten, die wir bisher aufgeführt haben, gewinnt man den Eindruck, dass das zusätzliche Verständnis, das uns Bachs Musik von den Texten verschafft, ein ganzes Stück über das verbal Geäußerte hinausgreift und seinen eigenen Weg geht. Nehmen wir zum Beispiel, wie er dieses einleitende Motto des Chores fortführt, wie er abwechselnd jede Stimme zu demselben Text durch einen einfachen Kunstgriff, drei aufsteigende Noten im Sprechrhythmus, deren dritte ein Vorhalt auf dem Dominantakkord ist, mit einem Fugenthema in Führung gehen lässt. Das gibt der Musik die genau richtige, vorwärts treibende Kraft, wobei die harmonische Spannung des dreinotigen Incipits innerhalb eines längeren achttaktigen Absatzes hin und her wogt.
Es lässt sich schwer sagen, was der tröstenden Stimmung mehr Eloquenz gibt, die instrumentalen Linien (Streicher durch Rohrblattinstrumente verdoppelt) oder die Chorstimmen. Formal gesehen ist dieser Satz unkonventionell – in der Weise, wie zum Beispiel die Verschachtelung der fugierten Abschnitte des Chors wie ein Gegenthema zu dem teilweise wiederkehrenden Hauptthema wirkt, das stets vom Orchester gespielt wird. In einem ABABA-Schema weist Bach den zweiten Teil (B) seinem Chor zu (‚Gottes Glanz und Ebenbild, sich in Knechtsgestalt verhüllt’), wobei den zuerst einsetzenden Sopranstimmen die drei übrigen, homophon geführten Stimmen antworten, die als Stütze nur ein Continuo haben – der erste deutliche Hinweis darauf, dass diese Musik als eines der früheren Werke in Bachs Weimarer Jahren entstanden ist.
Es bedarf nicht sehr großer Phantasie, hier das Flehen der Viertausend in der Wüste zu entdecken, die nach körperlicher und geistlicher Nahrung verlangen, was das Thema des hier vertonten Textes aus dem Evangelium ist (Markus 8, 1–9). Diese flehenden Gesten finden erneut Ausdruck in dem Arioso, mit dem das erste Bass- Rezitativ endet: ‚Ach Herr, wie lange willst du mein vergessen?’ Es könnte fast ein Entwurf sein für eine der großen Vertonungen der Passion. Der Bass erweitert diesen Hilfeschrei in seiner Arie mit Continuo (Nr. 3), wo er die zweifelnde Seele auffordert, sich nicht von der Vernunft ‚bestricken’ zu lassen, denn: ‚Deinen Helfer, Jakobs Licht, kannst du in der Schrift erblicken’. Wiederum in einem Rezitativ, das einem Arioso Raum gibt, verbreitet sich der Tenor über den Wert des heiligen Mannas: ‚Drum, wenn der Kummer gleich das Herze nagt und frisst, so schmeckt und sehet doch, wie freundlich Jesus ist’.
Es erweitert sich zu einer Arie, in der von den ‚Gnadenwerken’ des Heilands die Rede ist, die kraftvoll genug sind, ‚den schwachen Geist zu lehren’, und ‚dies sättigt Leib und Geist’. Wir haben Beweise, dass diese Kantate tatsächlich als sechssätziges Werk (BWV 186a) für den Dritten Adventssonntag 1716, auf einen Text von Salomo Franck, in Weimar entstanden ist. Da Bach sie wegen des Tempus clausum, der Zeit vom zweiten bis vierten Adventssonntag, in der nicht gesungen werden durfte, nicht verwenden konnte, beschloss er, sie früh in seinen ersten Leipziger Kantatenjahrgang aufzunehmen, und zwar als zweiteilige Kantate in elf Sätzen für den Siebenten Sonntag nach Trinitatis. Das bedeutete, dass wegen der veränderten Position des Werkes in der Liturgie des Kirchenjahres im Hinblick auf die Form einige wesentliche Änderungen notwendig wurden: Anpassungen der Arientexte und drei neue Rezitative (die vier Arien folgten vorher direkt aufeinander). Außerdem beschloss Bach, beide Teile mit jeweils einem Chor zu beenden, bei deren Komposition er auf die Verse 12 und 11 des Chorals ‚Es ist das Heil uns kommen her’ von Paul Speratus aus dem Jahr 1523 zurückgriff, die er bereits einer der Kantaten der letzten Woche zugrunde gelegt hatte (BWV 9).
Wenn Teil I dieser Kantate betont, dass die wahre Quelle des Glaubens in der Schrift zu finden sei, so wird in Teil II, wie Eric Chafe sagt, ‚der Gedanke der Glaubensbahn um die Vorstellung ergänzt, wie der Glauben zu leben sei – als Leben unter dem Kreuz gewissermaßen’. Wie in BWV 170 Nr. 3 in der vergangenen Woche beginnen wir unseren Weg in einer Welt, in der alles auf den Kopf gestellt ist, diesmal mit einem mächtigen Bass-Accompagnato, das die Welt als ‚große Wüstenei’ beschreibt (‚der Himmel wird zu Erz, die Erde wird zu Eisen’). Dieser Welt wird als scharfer Kontrast ‚Christi Wort’ entgegengestellt, das ‚ihr [der Christen] größter Reichtum’ ist (Salomo Franck war in Weimar Leiter des herzöglichen Münzkabinetts und Numismatiker, was eine Erklärung für seine Vorliebe für Vergleiche mit Münzen und Metallen ist).
Bach hält, in Anlehnung an Franck, diese Antithese den ganzen zweiten Teil hindurch aufrecht, zwischen dem ‚Jammertal’ des gegenwärtigen Lebens und der Freude und Erfüllung im Leben ‚nach vollbrachtem Lauf’. Das bringt er in einer Reihe lebhafter musikalischer Gesten zum Ausdruck – zum Beispiel den absteigenden Tetrachord-Arpeggien des Continuos in der Sopran-Arie (Nr. 8), stellvertretend für ‚die Armen’, die Gott ‚umarmen’ will, während die Violinen einen ausgedehnten chromatischen Aufstieg bewältigen. Eine in verschiedene Richtungen verlaufende Bewegung kennzeichnet auch die instrumentalen Linien in den identischen Chorälen, die beide Teile beschließen (Nr. 6 und 11), mit aufsteigenden Oboen und absteigenden Violinen in plänkelndem Wechselspiel, ein musikalisches Äquivalent zu der Antithese zwischen Drangsal und Hoffnung, die im Text zum Ausdruck kommt. Wie so oft spielt sich sehr viel mehr unter der Oberfläche der Musik ab, als es auf den ersten Blick scheinen mag – eine (absichtliche?) Spannung zwischen musikalischen Figuren und dem zugrunde liegenden ‚Affekt’ und, ebenfalls ohne Zweifel, auch ein numerologischer Aspekt, wie zum Beispiel die merkwürdige dreizehntaktige Form des Duetts für Sopran und Alt (Nr. 10) zeigt, eine Gigue in c-moll mit vollständiger Oboen- und Violinengruppe, in der die entscheidende Anweisung (‚Sei, Seele, getreu!’) bis zu den letzten beiden Takten aufgespart wird.
Da die neuen Leipziger Stimmen (seit 1906) dieser überarbeiteten Kantate verloren sind, ergeben sich verschiedene Probleme, zum Beispiel was die tiefen B in der Continuobegleitung von Nr. 9 betrifft: War das ursprünglich der Part eines basse de violon, dessen tiefe Saite auf B gestimmt war? Dann die Tonlage und Instrumentierung der Tenor-Arie (Nr. 5) – Oboe da caccia in der Weimarer Version, doch in der autographen Partitur für die Leipziger Wiederaufführung als ‚Oboe und Violinen I & II’ ausgewiesen. Dürr und Kubik empfahlen beide eine Transposition um eine Oktave nach oben, was unwahrscheinlich und unbefriedigend erscheint: Sie schiebt die Oboe an ihre Obergrenze (Es) und trennt Singstimme (Tenor) und Obligato durch eine sehr viel größere Folge von Intervallen, als sie uns bisher begegnet sind. Daher haben wir die ursprüngliche Tonlage beibehalten und die Oboe da caccia mit Violinen und Bratschen verdoppelt, und das Ergebnis war recht schön.
”Das Bachfest 2015 steht unter dem Motto “So herrlich stehst Du, liebe Stadt!”. Zum Jubiläum der Ersterwähnung Leipzigs vor 1.000 Jahren werden musikalische Werke aufgeführt, die in der sächsischen Metropole entstanden oder mit ihrem Musikleben unmittelbar verbunden sind.
Vom 12. bis 21. Juni 2015 sind namhafte Künstler und Ensembles eingeladen, darunter Philippe Herreweghe und das Collegium Vocale Gent, Masaaki Suzuki und als “Ensemble in residence” das Ensemble 1704 unter Leitung von Vaclav Luks.
Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2015 beginnt am 15. Oktober 2014.
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Programm zum Download als PDF ->>> Programm Bachfest Leipzig 2016 <<<
Im Mittelpunkt dieses Konzertes steht das italienische Cembalo des Bach-Archivs, eine 2008 gefertigte Kopie nach Giacomo Ridolfi (1665). Das besondere Interesse Eckart Kupers, der an der Auswahl dieses Instrumentes beteiligt war, gilt den historischen Tasteninstrumenten, ihrer Spielart und ihren Klangeigenschaften.
Programm: Girolamo Frescobaldi (1583–1643)
Toccata decima
aus: Toccate e partite … libro primo (Rom 1615/1637)
Partita sopra la Romanesca
aus: Toccate e partite … libro primo
Toccata nona
aus: Toccate e partite … libro primo
Eckhart Kuper (*1961) Improvisation (1)
Bernardo Storace (spätes 17. Jh.)
Aria sopra la spagnoletta
aus: Selva di varie compositioni (Venedig 1664)
Passacaglia (in a)
aus: Selva di varie compositioni
Partite sopra il cinque passi
aus: Selva di varie compositioni
Eckhart Kuper Improvisation (2)
Bernardo Storace
Ciaccona (in C)
aus: Selva di varie compositioni
Die DVD enthält die Filmaufnahmen der kompletten Kantate, den Einführungsworkshop sowie die Reflexion des Referenten. Zudem beinhaltet die DVD das Filmportrait der J. S. Bach-Stiftung.
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YouTube – Video
BWV 54 – J.S. Bach Cantata BWV 54 – „Widerstehe doch der Sünden“
Video, Veröffentlicht am 19.04.2014 – J. S. Bach-Stiftung St. Gallen
Cantata BWV 66 „Erfreut euch, ihr Herzen“ (Rejoice, all ye spirits), performed by the J. S. Bach Foundation of St Gallen under Rudolf Lutz. Further information on the Bach Foundation at http://www.bachstiftung.ch. The DVD with the complete cantata, introductory workshop and reflection lecture (in German) is available at:
Kantate BWV 66 („Erfreut euch, ihr Herzen“), aufgeführt durch die J. S. Bach-Stiftung St. Gallen. Musikalischer Leiter: Rudolf Lutz. Weitere Informationen zur Bachstiftung unter http://www.bachstiftung.ch. Die DVD mit der gesamten Kantate und Einführungsworkshop sowie Reflexion ist hier erhältlich:
an jährlich vier Bach-Wochenenden (Donnerstag, Freitag & Sonntag) und in ergänzenden Sonderkonzerten das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach auf. Die geistlichen Kantaten erklingen dabei im Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Bestimmung im Kirchenjahr.
Auf der Webseite zum Projekt finden Sie alle Informationen rund um Termine, Karten, Künstler:
Professionelle Qualität in Bild und Ton: Jede Woche kommt ein Chorsatz, eine Arie oder ein Choral hinzu! So können Sie mit Bach:vokal verbunden bleiben, auch wenn gerade kein Konzert ansteht.
Unter dem nachstehenden Link sind veröffentlichte Videos auf YouTube einsehbar..!!
J.S. Bach, Kantate BWV 188„Ich habe meine Zuversicht“: Nr. 3 Recitativo„Gott meint es gut mit jedermann“ & Nr. 4 Aria„Unerforschlich ist die Weise“ | Jens Hamann (Bass), Lidia Vinyes Curtis (Alt), Andreas Gräsle (Orgel)
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Ich wünsche allen Besuchern einen schönen Sonntag !
Die Trauungskirche von Johann Sebastian Bach – St. Bartholomäi-Kirche in Dornheim. Am 17. Oktober 1707 heiratete Johann Sebastian Bach in der Dornheimer Kirche seine Cousine 2.Grades Maria Barbara Bach.
Liebe Bach-Freunde/innen !
Eine Übersicht der Bach-Kantaten zum aktuellen Sonntag im Kirchenjahr steht zum Download bereit:
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 08.03.2015 begehen wir den Sonntag “Oculi”
Der Name des Sonntags Okuli leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: “Okuli mei semper ad Dominum, quoniam ipse evellet de laqueo pedes meos” (Ps 25, 15;) Der Sonntag Okuli hat das Thema “Konsequente Nachfolge”. In diesem Thema klingt alles mit, was zum Thema Nachfolge von Bedeutung ist. Nicht unbedeutend ist in manchen Perikopen auch die Bereitschaft zum Verzicht auf weltliche Güter.
Der Sonntag Okuli steht im Mittelpunkt der Fastenzeit (die Heilige Woche ist hier ausgenommen), und als solcher sollte er auch begangen werden: es sollte eine Bekräftigung der Entscheidung zur Nachfolge stattfinden, und im Rahmen der Fastenzeit kann man vielleicht auch generell noch einmal auf verschiedene Möglichkeiten des Verzichtes eingehen. Die Stellung des Sonntags als Mittelpunkt der Fastenzeit vor der Heiligen Woche lädt auch dazu ein, das Leiden und Sterben Jesu, wodurch wir gerecht werden, vorweg zu erahnen. Denn dadurch ist ja auch unser Versuch, an diesem Leiden durch Verzicht auf etwas liebgewonnenes teilzuhaben, ohne Verpflichtung möglich. Der von uns geleistete Verzicht erfolgt aus freien Stücken und bringt uns keinen Gewinn bei Gott, aber für uns selbst.
Am Sonntag Okuli hören wir, dass die Nachfolge Jesu auch Verzicht auf die Reichtümer bedeutet, deren Gebrauch uns so selbstverständlich ist. Nachfolge bedeutet auch Einsamkeit, wenn das Wort, das wir befolgen, uns zwingt, gegen den Strom zu schwimmen. Das Blut Jesu Christi aber macht es uns leicht, auch diese Bürden der Nachfolge zu tragen.
Wochenspruch:
Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. (Lk 9, 62)
Kantate F 89 – Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste
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In loser Reihenfolge stelle ich bemerkenswerte Werke
von J. S. Bach sowie aus der Bach-Familie – u.a. Barock-Komponisten vor..!!
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Johann Ludwig Krebs (1713-1780)
Der Bach-Schüler und spätere Schlossorganist in Zeitz und Altenburg, war nicht nur Komponist von Orgelmusik, er schrieb interessante Instrumentalkonzerte und Chor- und Kammermusik.
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Johann Ludwig Krebs wurde vermutlich zwischen dem 10. und dem 12. Oktober 1713 in Buttelstedt bei Weimar geboren. Er war einer der drei Söhne von Johann Tobias Krebs. Ersten Musikunterricht erhielt er vermutlich von seinem Vater, der seit 1710 Kantor und Organist in Weimar war. Nach dem Tod seiner Mutter zog Johann Ludwig zusammen mit seinem Vater nach Buttstädt, wo dieser eine Organistenstelle annahm.
Im Juli 1726 wurde Johann Ludwig Schüler an der Thomasschule in wo er neun Jahre lang Freund, Privatschüler und Notenkopist von Johann Sebastian Bach, dem damaligen Kantor, war.
„Das hervorragendste musikalische Talent aber besaß Johann Ludwig […] Das Verhältnis Bachs zu diesem Lieblingsschüler war ein besonders vertrautes. Er bewunderte seine musikalischen Leistungen und schätzte seine gelehrten Kenntnisse [… Er] ließ sich sogar herbei, seine Kompositionen zu vertreiben […] Unzweifelhaft war er als Orgelkünstler Bachs würdigster Schüler, und einer der größten, welche überhaupt nach Bach gelebt haben.“ (Philipp Spitta, Bachbiograph, 1916)
Verschiedene Quellen belegen sein hervorragendes Orgelspiel. Zusätzlich spielte Krebs auch Laute, Cembalo und Violine. Ab 1730 sang er auch im Chor.
„Er war nicht nur ein sehr guter Orgelspieler, sondern auch ein fruchtbarer Componist für Orgel, Clavier und Kirchenmusik. […] Zur Bezeichnung seiner Vortrefflichkeit sagten zu seiner Zeit die witzigen Kunstliebhaber: es sey in einem Bach nur ein Krebs gefangen worden.“ (Johann Nikolaus Forkel, Bachbiograph, 1802)
Bach erteilte Krebs schließlich am 24. August 1735 ein lobendes Zeugnis. Nach seinem Studium an der Thomasschule studierte Krebs noch zwei Jahre lang Philosophie an der Leipziger Universität.
Am 4. Mai 1737 wurde Krebs, nachdem er sich für diesen Posten erfolgreich beworben hatte, Domorganist an der Zwickauer Marienkirche. Drei Jahre später heiratete er die älteste Tochter Johann Sophie des kurfürstlichen Steuereinnehmers Nacke.
1742 bewarb sich Krebs um die Organistenstelle der Dresdner Frauenkirche mit ihrer prunkvollen Silbermann-Orgel, lehnte die Zusage jedoch – vermutlich aufgrund des unzureichenden Gehaltes – ab. Ein Jahr später bewarb er sich um die Stelle als Schlossorganist in Zeitz, zu der er nach einem Probespiel am 2. Januar 1743 schließlich berufen wurde. Dort stand ihm allerdings nur eine schadhafte Orgel zur Verfügung.
Nach dem Tode Johann Sebastian Bachs im Jahr 1750 bewarb sich Krebs vergeblich um Bach’s Nachfolge als Thomaskantor. Erfolglos blieb auch eine Bewerbung als Organist an der St.-Johannis-Kirche zu Zittau, die ebenfalls eine Silbermann-Orgel beherbergte.
Am 20. Oktober 1756 wurde Krebs Organist am Hofe Friedrichs III. von Altenburg, wo er in den Genuss einer prächtigen, 1739 fertiggestellten Trost-Orgel gelangte. Diese Stelle hatte er bis zu seinem Tod am Neujahrstag 1780 inne.
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Video: Der heutige Altenburger Schlossorganist Felix Friedrich erzählt über seinen bedeutenden Amtsvorgänger aus dem 18. Jahrhundert, den Bachschüler Johann Ludwig Krebs (1713 — 1780). Ein Beitrag zum mitteldeutschen Projekt „Krebs300″ aus Anlass des 300. Geburtstages des Organisten und Komponisten.
Aufführungsort: Walpole St. Peter, Norfolkam 05.03.2000
BWV 54 – “Widerstehe doch der Sünde”
Kantaten für den Sonntag Oculi
Als nächstes folgte BWV 54“Widerstehe doch der Sünde”,
eine Solokantate mit zwei Arien für tiefe Altstimme (der wunderbaren Nathalie Stutzmann geradezu auf den Leib geschrieben), vermutlich wie Himmelskönig im selben Jahr – oder ein Jahr später – für den Dritten Fastensonntag (Oculi) komponiert. Das Werk sieht ein fünfstimmiges Streicherensemble mit geteilten Bratschen vor und legt einen Text von Georg Christian Lehms zugrunde, der auf dem Brief an Jakobus basiert: ‚So seid nun Gott untertänig, widerstehet dem Teufel, so fliehet er vor euch’.
Die erste Arie ist überwältigend. Zweimal im Laufe eines Jahres beginnt Bach einen Satz mit einer schroffen Dissonanz, einem Dominantseptakkord über einem Orgelpunkt auf der Tonika (das zweite Mal in der Adventskantate BWV 61 Nun komm, der Heiden Heiland). Es ist ein Schocktaktik, die den Hörer aufhorchen lassen und warnen soll: ‚Widerstehe doch der Sünde, sonst ergreifet dich ihr Gift’. War das auch, so fragt man sich, seine Art, sich zwei Tage nach seiner Ernennung zum Concertmeister am Weimarer Hof einzuführen? Bach schafft eine Atmosphäre dringlichen, unbeirrbaren Widerstands gegen die verführerischen, beharrlichen Mächte des Bösen. Diese beschwört er in lyrischen Violinlinien herauf, die sich drehen und winden und ineinander 12verflechten, dann einen ganzen Takt lang in taumelnder Spannung verharren, bevor sie in eine scheinbare Ruhe taumeln, ein deutliches Symbol für die Gnadenfrist, die jenen gewährt wird, die sich der Sünde standhaft widersetzen.
Ein tödlicher Fluch (dargestellt durch zwei abrupte Neueinsätze der Bratschen auf der gleichen Dominantseptime) erwartet jene, die den Willen zum Widerstand verlieren. Und für den Fall, dass jemand nicht richtig aufgepasst hat, behält Bach das mächtige, hartnäckige Pulsieren des Akkords unverändert bei. Von den zweiunddreißig Achteln der vier Anfangstakte sind nur vier Konsonanzen, alle übrigen sind Dissonanzen, zwölf davon Akkorde aus fünf Noten!Das sich anschließende Rezitativ reißt der Sünde die Maske vom Gesicht, sie erweist sich bei näherem Hinsehen als ‚leerer Schatten’. Sie ist auch ‚als wie ein scharfes Schwert, das uns durch Leib und Seele fährt’.
Die zweite Arie ist als vierstimmige Fuge angelegt, deren einschmeichelndes chromatisches Thema und ein langes, verzerrtes Gegenthema die listigen Fesseln des Bösen beschreiben. War das wirklich der Schluss des Stückes oder haben wir irgendwo unterwegs einen Choral verloren, wenn nicht ganz am Ende, dann vielleicht als Cantus firmus, als musikalische Überschrift der Fuge? Mir fällt auf, dass Bach genau einen solchen Kunstgriff (Strophen von Paul Gerhardts Choral ‚Warum sollt’ ich mich denn grämen’) in seiner doppelchörigen Motette BWV 228 Fürchte dich nicht einsetzt, die offensichtlich auch um diese Zeit entstanden ist. Beide Fugen überraschen mit einer absteigenden chromatischen Figur zu Beginn. Noch erstaunlicher ist die Ähnlichkeit des Gegenthemas mit dem Thema im letzten Satz von BWV 63 Christen, ätzet diesen Tag, das für Weihnachten 1714 in Weimar geschrieben wurde. Nehmen wir einen Augenblick an (und hier will sich selbst der große Alfred Dürr nicht festlegen), Widerstehe sei im folgenden Jahr entstanden; könnte es sein, dass Bach sein weihnachtliches Flehen um Gnade (‚Höchster, schau in Gnaden an diese Glut gebückter Seelen!’ ) in der Kantate der Fastenzeit wiederholt, um die verführerische Schönheit der Sünde (‚von außen wunderschön’), die eine Erfindung des Teufels ist, für null und nichtig zu erklären?
”Das Bachfest 2015 steht unter dem Motto “So herrlich stehst Du, liebe Stadt!”. Zum Jubiläum der Ersterwähnung Leipzigs vor 1.000 Jahren werden musikalische Werke aufgeführt, die in der sächsischen Metropole entstanden oder mit ihrem Musikleben unmittelbar verbunden sind.
Vom 12. bis 21. Juni 2015 sind namhafte Künstler und Ensembles eingeladen, darunter Sir J. E. Gardiner, Philippe Herreweghe und das Collegium Vocale Gent, Masaaki Suzuki und als “Ensemble in residence” das Ensemble 1704 unter Leitung von Vaclav Luks.
Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2015 beginnt am 15. Oktober 2014.
Die Leipziger Thomaskirche ist voll, wenn der Thomanerchor gemeinsam mit Musikern des Gewandhausorchesters Werke Johann Sebastian Bachs aufführen. Der Klang und die Atmosphäre an historischer Stätte bieten der Phantasie breiten Raum, und viele Zuhörer wähnen sich um gut 300 Jahre zurückversetzt. Aber klang Bach 1730 auch schon so wie heute? Wurde das Konzert auch damals so aufgeführt? Den Fragen geht im Bach-Archiv Dr. Andreas Glöckner, Dramaturg des alljährlichen Bach-Fests, nach. Wie? Mit Klangexperimenten.
Video von Sir J. E Gardiner im Rahmen der Gerda Henkel-Stiftung
EPISODE 11 | Sir John Eliot Gardiner über Johann Sebastian Bach
Bach schützte seine Privatsphäre und achtete sehr darauf, was an die Öffentlichkeit gelangen durfte. Das macht bis heute eine Rekonstruktion seines Lebens und seiner Persönlichkeit äußerst schwierig. Der Präsident des Bach-Archivs, Sir John Eliot Gardiner, vergleicht die mühsame Forschungsarbeit mit der Rekonstruktion einer Statue aus vielen kleinen Einzelteilen. Ziel ist es, das verzerrte Bild des perfekten Komponisten, das frühere Biographien hervorgerufen haben, zu korrigieren. Denn Bach war alles andere als perfekt.
Zum Video über den nachstehenden Link oder in das Bild klicken..!!
J.S. Bach Cantata – BWV 54 “Widerstehe doch der Sünde” zum Sonntag Okuli für Altus, Sreicher und Continuo.
Die DVD enthält die Filmaufnahmen der kompletten Kantate, den Einführungsworkshop sowie die Reflexion des Referenten. Zudem beinhaltet die DVD das Filmportrait der J. S. Bach-Stiftung.
an jährlich vier Bach-Wochenenden (Donnerstag, Freitag & Sonntag) und in ergänzenden Sonderkonzerten das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach auf. Die geistlichen Kantaten erklingen dabei im Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Bestimmung im Kirchenjahr.
Auf der Webseite zum Projekt finden Sie alle Informationen rund um Termine, Karten, Künstler:
Professionelle Qualität in Bild und Ton: Jede Woche kommt ein Chorsatz, eine Arie oder ein Choral hinzu! So können Sie mit Bach:vokal verbunden bleiben, auch wenn gerade kein Konzert ansteht.
Unter dem nachstehenden Link sind veröffentlichte Videos auf YouTube einsehbar..!!
J.S. Bach, Kantate BWV 38 „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“: Nr. 1 Coro „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ | solistenensemble stimmkunst | Stiftsbarock Stuttgart (Konzertmeisterin: Christine Busch) | Leitung: Kay Johannsen
J.S. Bach, Kantate BWV 38 „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“: Nr. 5 Aria(Terzetto) „Wenn meine Trübsal als mit Ketten“ | Fanie Antonelou (Sopran), Lidia Vinyes Curtis (Alt), Thomas Scharr (Bass)
J.S. Bach, Kantate BWV 38 „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“: Nr. 6 Choral „Ob bei uns ist der Sünden viel“ | solistenensemble stimmkunst | Stiftsbarock Stuttgart (Konzertmeisterin: Christine Busch) | Leitung: Kay Johannsen
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 10.08.2014 begehen wir den 8. Sonntag nach „Trinitatis“
Der 8. Sonntag nach Trinitatis fragt nach der Antwort des Menschen auf das Handeln Gottes in seinem Leben. Diese Antwort erfordert nicht viel; es ist eigentlich ein schlichtes „Nichtverbergen“ dessen, was man bekommen hat. Schwerpunkt der Texte ist aber auch das Licht, das von denen, die dem Volk Gottes angehören, ausgeht, oder an dem sie teilhaben.
Die Zusage Jesu: Ihr seid das Licht der Welt – läßt uns fragen, wodurch diese Zusage gerechtfertigt ist. Wir erkennen, dass es nicht unser Handeln ist, sondern der Glaube an den, der selber das Licht dieser Welt ist. Dieser Glaube läßt uns teilhaben an der Liebe Gottes, die sich uns in Jesus Christus erwiesen hat, und indem wir von dieser Liebe durch unser Leben zeugen, tragen wir das Licht in diese Welt.
Wochenspruch:
Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. (Eph 5, 8b-9)
Im 2. Satz ist eine sehr bewegende Arie für Tenor zu hören mit BC (Violoncello)
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2. Aria Tenor:
Violoncello piccolo, Continuo
Ich fürchte nicht des Todes Schrecken, Ich scheue ganz kein Ungemach. Denn Jesus‘ Schutzarm wird mich decken, Ich folge gern und willig nach; Wollt ihr nicht meines Lebens schonen Und glaubt, Gott einen Dienst zu tun, Er soll euch selber noch belohnen, Wohlan, es mag dabei beruhn.
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In loser Reihenfolge stelle ich bemerkenswerte Werke
Johann Kuhnau (* 6. April 1660 in Geising; † 5. Juni 1722 in Leipzig) war ein deutscher Komponist und Schriftsteller des Barock.
Der Sohn eines Tischlers besuchte als Stipendiat die berühmte Kreuzschule in Dresden und studierte anschließend Philosophie und Rechtswissenschaft in Leipzig, bevor er eine Stelle als Kantor in Zittau antrat. Damit entsprach er dem seit der Reformationszeit üblichen Typus des akademisch gebildeten Kantors. Nach einem zeitgenössischen Urteil galt er als Universalgelehrter unter den Musikern. VonJohann Christoph Adelung heißt es über Kuhnau: „Ich weiss nicht, ob er dem Orden der Tonkünstler oder den anderen Gelehrten mehr Ehre gebracht. Er war gelehrt in der Gottesgelahrtheit, in den Rechten, Beredsamkeit, Dichtkunst, Mathematik, fremden Sprachen und Musik.“
1682 kehrte er wieder nach Leipzig zurück und wurde zwei Jahre darauf Organist an der Thomaskirche. Ab 1701 bis zu seinem Tode war er Thomaskantor als Nachfolger vonJohann Schelle und unmittelbarer Vorgänger von Johann Sebastian Bach. Außerdem bekleidete er ab 1701 auch das Amt des Universitätsmusikdirektors.
Kantaten-Beschreibung: BWV 136 “Erforsche mich Gott, und erfahre mein Herz“
Anmerkung:
Für den 9. Sonntag nach Trinitatis liegt ein Reisetagebuch von Sir Gardiner nicht vor, die Kantaten für den 9. So. nach Trinitatis wurden von der DGG (Deutschen Gramophon Gesellschaft) eingespielt und veröffentlicht.
Kantaten-Beschreibung: “Erforsche mich Gott, und erfahre mein Herz“ BWV 136
Ein Jahr zuvor und gerade einmal acht Wochen, nachdem er sein Amt als Kantor in Leipzig angetreten hatte, stellte Bach seine Kantate BWV 136 “Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz” vor. Die Fassung, in der sie uns überliefert ist, wirft einige Fragen auf. Da wäre zum Beispiel die ausgedehnte Choralfuge zu Beginn. In der heiteren Tonart A-dur wirkt sie einerseits festlich – ein Hornruf kündigt das Hauptthema an –, mit ihrer gefälligen Figuration aus Sechzehnteln im 12/8-Takt hingegen gibt sie sich pastoral. Doch was hat das mit dem ernsten, bußfertigen Ton von Psalm 139 zu tun, dessen Text sie zitiert? Selbst der schön gearbeiteten Phrase ‚prüfe mich’ und den Abschnitten aufwühlender Polyphonie gelingt es kaum, die sanfte Drehbewegung dieser Gebetsmühle zu behindern und ihre Musik in Umlauf zu bringen, erst recht nicht, ‚das Bild eines allmächtigen, doch barmherzigen Gottes zu malen, der sich um den einzelnen Menschen kümmert’ (Chafe).
Was ist die Aufgabe des isoliert eingesetzten vokalen Kopfmotivs, auf das anderthalb Takte weiterer Instrumentalmusik folgen, bevor die Fuge in Gang kommt? Lässt die Tatsache, dass das Fugenthema häufiger den Außenstimmen statt den Mittelstimmen zugewiesen wird, darauf schließen, dass es eine (verlorene) frühere Originalfassung gegeben haben muss, eine Version für weniger Gesangsstimmen und (eher spekulativ) auf einen anderen, möglicherweise weltlichen Text, vielleicht sogar in einer anderen Tonart und wohl auch in einer etwas anderen Orchestrierung? Wenn Bach nur zwei Oboen einsetzte, pflegte er normalerweise nicht die eine als ‚d’amore’, die andere als normale Oboe auszuweisen, auch wenn ihre Musik enorme Höhen erklimmt oder in der Tiefe die Grenze ihres natürlichen Tonbereichs überschreitet. Und doch schätzte er immerhin diesen Anfangssatz so sehr, dass er ihn später zum ‚Cum Sancto Spirito’ für seine kurze Messe in A-dur (BWV 234) umarbeitete. Dann hätte es wiederum sein können, dass er den Anstoß zu diesem Satz aus dem jahreszeitlichen Kontext der Ernte bezog, genau wie bei der Alt-Arie der letzten Woche aus BWV 157, als er sich der Metapher der ‚guten Früchte’ bediente, die sich ihren Weg zur Reife durch ‚Sündendornen’ und ‚Lasterdisteln’ erkämpfen – der Albtraum jedes Weinbauern.
Die Altstimme verkündet nun den Tag, ‚vor dem die Heuchelei erzittern mag’, in einer Arie für obligate Oboe d’amore und mit einem Presto-Mittelteil im 12/8-Takt, der das tobende Strafgericht schildert. Das Duett in h-moll zwischen Tenor und Bass mit unisono geführten Violinen im 12/8-Takt erinnert an ‚der Sünden Flecken, so Adams Fall auf uns gebracht’, die durch den ‚großen Strom voll Blut’ aus Jesu Wunden ‚wieder rein gemacht’ werden können, durch den ‚edlen Saft’, auf den noch einmal der abschließende Choral mit einem aufstrebenden Fauxbourdon der Violine verweist. Das ließ mich an die Johannes- und die Matthäus-Passion denken, in denen so häufig auf das Blut des Erlösers Bezug genommen wird, das sich als Strom der Gnade und Barmherzigkeit über die Menschen ergießt, und auch an den Ursprung dieser Symbolik in den mittelalterlichen Legenden vom Heiligen Gral. ‚Blut ist ein ganz besonderer Saft’, ließ Goethe später Mephistopheles zu Faust sagen, der ihren Pakt mit einem Tropfen Blut unterzeichnen sollte, um auf diese Weise von religiösen und moralischen Zwängen befreit zu werden.
BWV 46 – Schauet doch und sehet, ob irgendein Schmerz sei
Gardiner Pilgrimage CD 147 Vol. 5
BWV 101 – Nimm von uns, Herr, du treuer Gott
Gardiner Pilgrimage CD 147 Vol. 5
BWV 102 – Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben
Gardiner Pilgrimage CD 147 Vol. 5
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Bachfest Leipzig 2015 –vom 12.06. bis 21.06.2015
“So herrlich stehst Du, liebe Stadt!”
”Das Bachfest 2015 steht unter dem Motto “So herrlich stehst Du, liebe Stadt!”. Zum Jubiläum der Ersterwähnung Leipzigs vor 1.000 Jahren werden musikalische Werke aufgeführt, die in der sächsischen Metropole entstanden oder mit ihrem Musikleben unmittelbar verbunden sind.
Vom 12. bis 21. Juni 2015 sind namhafte Künstler und Ensembles eingeladen, darunter Philippe Herreweghe und das Collegium Vocale Gent, Masaaki Suzuki und als “Ensemble in residence” das Ensemble 1704 unter Leitung von Vaclav Luks.
Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2015 beginnt am 15. Oktober 2014.
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Programm zum Download als PDF ->>> Programm Bachfest Leipzig 2015 <<<
Die DVD enthält die Filmaufnahmen der kompletten Kantate, den Einführungsworkshop sowie die Reflexion des Referenten. Zudem beinhaltet die DVD das Filmportrait der J. S. Bach-Stiftung.
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YouTube – Video
BWV 54 – J.S. Bach Cantata BWV 54 – „Widerstehe doch der Sünden“
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, Radio-Programme mit Bach-Kantaten und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 03.08.2014 begehen wir den 7. Sonntag nach „Trinitatis“
Der 7. Sonntag nach Trinitatis geht nun auch auf die körperlichen Bedürfnisse des Menschen ein, wobei die Symbolhandlung des Abendmahls allerdings auch eine wichtige Rolle spielt. Jesu Handeln in unserem Leben macht uns frei von irdischen Bedürfnissen dadurch, dass wir sie immer erfüllt bekommen, indem wir teilhaben am Brot des Lebens. Der 6. und der 7. Sonntag nach Trinitatis könnten auch als „Sakramentssonntage“ bezeichnet werden, denn an ihnen wird der Taufe und des Abendmahls in ihrer Bedeutung für das Leben des Christen gedacht.
Durch die Erzählung von der Speisung der 5000 erfahren wir am 7. Sonntag nach Trinitatis, wie wunderbar Gott für uns Menschen durch die Gaben seiner Schöpfung sorgt. So können wir auch getrost darauf sehen, dass unser Nächster genug zu essen hat, und von unserem Reichtum abgeben, weil wir wissen, dass der Herr uns speisen wird, wenn wir selbst einmal Not leiden.
Wochenspruch:
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. (Eph. 2, 19)
Johann Kuhnau (* 6. April 1660 in Geising; † 5. Juni 1722 in Leipzig) war ein deutscher Komponist und Schriftsteller des Barock.
Der Sohn eines Tischlers besuchte als Stipendiat die berühmte Kreuzschule in Dresden und studierte anschließend Philosophie und Rechtswissenschaft in Leipzig, bevor er eine Stelle als Kantor in Zittau antrat. Damit entsprach er dem seit der Reformationszeit üblichen Typus des akademisch gebildeten Kantors. Nach einem zeitgenössischen Urteil galt er als Universalgelehrter unter den Musikern. Von Johann Christoph Adelung heißt es über Kuhnau: „Ich weiss nicht, ob er dem Orden der Tonkünstler oder den anderen Gelehrten mehr Ehre gebracht. Er war gelehrt in der Gottesgelahrtheit, in den Rechten, Beredsamkeit, Dichtkunst, Mathematik, fremden Sprachen und Musik.“
1682 kehrte er wieder nach Leipzig zurück und wurde zwei Jahre darauf Organist an der Thomaskirche. Ab 1701 bis zu seinem Tode war er Thomaskantor als Nachfolger vonJohann Schelle und unmittelbarer Vorgänger von Johann Sebastian Bach. Außerdem bekleidete er ab 1701 auch das Amt des Universitätsmusikdirektors.
Kantaten-Beschreibung: BWV 186 “Ärgre dich, o Seele, nicht“
Zurückgekehrt aus Ansbach und wieder in Schottland eine Woche nach dem Gedächtniskonzert auf Iona, machten wir uns nun auf nach Haddington, einem bescheidenen Marktflecken in East Lothian, ungefähr dreißig Kilometer östlich von Edinburgh. Die Stiftskirche St Mary ist die längste und laut Pevsner, einem englischsprachigen Standardwerk der Architekturgeschichte, ‚die eindrucksvollste spätmittelalterliche piktische Kirche’ in Schottland. Anfang der 1970er Jahre wurde ein Projekt in Angriff genommen, das den zerstörten, dachlosen Altarraum der im 14. Jahrhundert erbauten Franziskanerkirche durch Abriss der falschen Wand am Ende des Schiffes unter der Vierung wieder eingliedern sollte. Das blassrosa gefärbte Mauerwerk des Chors und Altarraums hatte in den Regen- und Hagelstürmen von über drei Jahrhunderten eine beachtliche Patina angesetzt. Jetzt ist es von einem modernen Fiberglasdach umschlossen, welches das ursprüngliche Steingewölbe ersetzt. Die Organisatoren der Lamp of Lothian-Konzerte hatten für unsere Aufführung den Bereich unter der Vierung vorgesehen, wo ein rundes, mit dickem Teppich ausgelegtes Podium aufgestellt war. Selbst mit einem Holzfußboden bedeckt, glaubte ich, würde sich nie ein für das Publikum befriedigender Klang ergeben, und daher ging ich mit einer kleinen Gruppe ans östliche Ende, um dort die Akustik zu testen. Traumhaft! Wir zogen also um – Chor, Orchester, Orgel und Cembalo – , während die Toningenieure, ohne zu maulen, ihre Mikrophone neu ausrichteten.
Alle drei Bach-Kantaten für diesen Tag (BWV 186, 187 und 107) haben meisterhafte Anfangssätze. Keiner ist besonders bombastisch oder festlich, doch jeder auf seine ganz eigene Weise ausdrucksvoll. Diesmal verwendet Bach Pastelltöne statt Grundfarben. Kernstück von
BWV 186 “Ärgre dich, o Seele, nicht” ist die Anweisung an die Seele, nicht ärgerlich zu sein, wenn sie sieht, dass das ‚allerhöchste Licht (…) sich in Knechtsgestalt verhüllt’. Das war im 18. Jahrhundert der Kernpunkt in der Kritik der Rationalisten am Christentum: Die Vorstellung von einem Christus als Schöpfer und einem Christus in majestätischem Glanz konnte man tolerieren, doch Christus gedemütigt und erniedrigt durch Armut und Leid – das war für sie offenbar unbefriedigend und in Wahrheit ja auch lächerlich. Das mag uns heute merkwürdig erscheinen, aber zu Bachs Zeiten war es eine lebenswichtige Frage. Bach vertrat natürlich die lutherische Richtung, und schon in den einleitenden Worten des Chors geht er daran, uns durch eine Reihe sich steigernder Dissonanzen einen Eindruck davon zu vermitteln, auf welche Weise die verärgerte Christenseele mit sich zu Rate geht. Doch wie so oft in den Kantaten, die wir bisher aufgeführt haben, gewinnt man den Eindruck, dass das zusätzliche Verständnis, das uns Bachs Musik von den Texten verschafft, ein ganzes Stück über das verbal Geäußerte hinausgreift und seinen eigenen Weg geht. Nehmen wir zum Beispiel, wie er dieses einleitende Motto des Chores fortführt, wie er abwechselnd jede Stimme zu demselben Text durch einen einfachen Kunstgriff, drei aufsteigende Noten im Sprechrhythmus, deren dritte ein Vorhalt auf dem Dominantakkord ist, mit einem Fugenthema in Führung gehen lässt. Das gibt der Musik die genau richtige, vorwärts treibende Kraft, wobei die harmonische Spannung des dreinotigen Incipits innerhalb eines längeren achttaktigen Absatzes hin und her wogt.
Es lässt sich schwer sagen, was der tröstenden Stimmung mehr Eloquenz gibt, die instrumentalen Linien (Streicher durch Rohrblattinstrumente verdoppelt) oder die Chorstimmen. Formal gesehen ist dieser Satz unkonventionell – in der Weise, wie zum Beispiel die Verschachtelung der fugierten Abschnitte des Chors wie ein Gegenthema zu dem teilweise wiederkehrenden Hauptthema wirkt, das stets vom Orchester gespielt wird. In einem ABABA-Schema weist Bach den zweiten Teil (B) seinem Chor zu (‚Gottes Glanz und Ebenbild, sich in Knechtsgestalt verhüllt’), wobei den zuerst einsetzenden Sopranstimmen die drei übrigen, homophon geführten Stimmen antworten, die als Stütze nur ein Continuo haben – der erste deutliche Hinweis darauf, dass diese Musik als eines der früheren Werke in Bachs Weimarer Jahren entstanden ist.
Es bedarf nicht sehr großer Phantasie, hier das Flehen der Viertausend in der Wüste zu entdecken, die nach körperlicher und geistlicher Nahrung verlangen, was das Thema des hier vertonten Textes aus dem Evangelium ist (Markus 8, 1–9). Diese flehenden Gesten finden erneut Ausdruck in dem Arioso, mit dem das erste Bass- Rezitativ endet: ‚Ach Herr, wie lange willst du mein vergessen?’ Es könnte fast ein Entwurf sein für eine der großen Vertonungen der Passion. Der Bass erweitert diesen Hilfeschrei in seiner Arie mit Continuo (Nr. 3), wo er die zweifelnde Seele auffordert, sich nicht von der Vernunft ‚bestricken’ zu lassen, denn: ‚Deinen Helfer, Jakobs Licht, kannst du in der Schrift erblicken’. Wiederum in einem Rezitativ, das einem Arioso Raum gibt, verbreitet sich der Tenor über den Wert des heiligen Mannas: ‚Drum, wenn der Kummer gleich das Herze nagt und frisst, so schmeckt und sehet doch, wie freundlich Jesus ist’.
Es erweitert sich zu einer Arie, in der von den ‚Gnadenwerken’ des Heilands die Rede ist, die kraftvoll genug sind, ‚den schwachen Geist zu lehren’, und ‚dies sättigt Leib und Geist’. Wir haben Beweise, dass diese Kantate tatsächlich als sechssätziges Werk (BWV 186a) für den Dritten Adventssonntag 1716, auf einen Text von Salomo Franck, in Weimar entstanden ist. Da Bach sie wegen des Tempus clausum, der Zeit vom zweiten bis vierten Adventssonntag, in der nicht gesungen werden durfte, nicht verwenden konnte, beschloss er, sie früh in seinen ersten Leipziger Kantatenjahrgang aufzunehmen, und zwar als zweiteilige Kantate in elf Sätzen für den Siebenten Sonntag nach Trinitatis. Das bedeutete, dass wegen der veränderten Position des Werkes in der Liturgie des Kirchenjahres im Hinblick auf die Form einige wesentliche Änderungen notwendig wurden: Anpassungen der Arientexte und drei neue Rezitative (die vier Arien folgten vorher direkt aufeinander). Außerdem beschloss Bach, beide Teile mit jeweils einem Chor zu beenden, bei deren Komposition er auf die Verse 12 und 11 des Chorals ‚Es ist das Heil uns kommen her’ von Paul Speratus aus dem Jahr 1523 zurückgriff, die er bereits einer der Kantaten der letzten Woche zugrunde gelegt hatte (BWV 9).
Wenn Teil I dieser Kantate betont, dass die wahre Quelle des Glaubens in der Schrift zu finden sei, so wird in Teil II, wie Eric Chafe sagt, ‚der Gedanke der Glaubensbahn um die Vorstellung ergänzt, wie der Glauben zu leben sei – als Leben unter dem Kreuz gewissermaßen’. Wie in BWV 170 Nr. 3 in der vergangenen Woche beginnen wir unseren Weg in einer Welt, in der alles auf den Kopf gestellt ist, diesmal mit einem mächtigen Bass-Accompagnato, das die Welt als ‚große Wüstenei’ beschreibt (‚der Himmel wird zu Erz, die Erde wird zu Eisen’). Dieser Welt wird als scharfer Kontrast ‚Christi Wort’ entgegengestellt, das ‚ihr [der Christen] größter Reichtum’ ist (Salomo Franck war in Weimar Leiter des herzöglichen Münzkabinetts und Numismatiker, was eine Erklärung für seine Vorliebe für Vergleiche mit Münzen und Metallen ist).
Bach hält, in Anlehnung an Franck, diese Antithese den ganzen zweiten Teil hindurch aufrecht, zwischen dem ‚Jammertal’ des gegenwärtigen Lebens und der Freude und Erfüllung im Leben ‚nach vollbrachtem Lauf’. Das bringt er in einer Reihe lebhafter musikalischer Gesten zum Ausdruck – zum Beispiel den absteigenden Tetrachord-Arpeggien des Continuos in der Sopran-Arie (Nr. 8), stellvertretend für ‚die Armen’, die Gott ‚umarmen’ will, während die Violinen einen ausgedehnten chromatischen Aufstieg bewältigen. Eine in verschiedene Richtungen verlaufende Bewegung kennzeichnet auch die instrumentalen Linien in den identischen Chorälen, die beide Teile beschließen (Nr. 6 und 11), mit aufsteigenden Oboen und absteigenden Violinen in plänkelndem Wechselspiel, ein musikalisches Äquivalent zu der Antithese zwischen Drangsal und Hoffnung, die im Text zum Ausdruck kommt. Wie so oft spielt sich sehr viel mehr unter der Oberfläche der Musik ab, als es auf den ersten Blick scheinen mag – eine (absichtliche?) Spannung zwischen musikalischen Figuren und dem zugrunde liegenden ‚Affekt’ und, ebenfalls ohne Zweifel, auch ein numerologischer Aspekt, wie zum Beispiel die merkwürdige dreizehntaktige Form des Duetts für Sopran und Alt (Nr. 10) zeigt, eine Gigue in c-moll mit vollständiger Oboen- und Violinengruppe, in der die entscheidende Anweisung (‚Sei, Seele, getreu!’) bis zu den letzten beiden Takten aufgespart wird.
Da die neuen Leipziger Stimmen (seit 1906) dieser überarbeiteten Kantate verloren sind, ergeben sich verschiedene Probleme, zum Beispiel was die tiefen B in der Continuobegleitung von Nr. 9 betrifft: War das ursprünglich der Part eines basse de violon, dessen tiefe Saite auf B gestimmt war? Dann die Tonlage und Instrumentierung der Tenor-Arie (Nr. 5) – Oboe da caccia in der Weimarer Version, doch in der autographen Partitur für die Leipziger Wiederaufführung als ‚Oboe und Violinen I & II’ ausgewiesen. Dürr und Kubik empfahlen beide eine Transposition um eine Oktave nach oben, was unwahrscheinlich und unbefriedigend erscheint: Sie schiebt die Oboe an ihre Obergrenze (Es) und trennt Singstimme (Tenor) und Obligato durch eine sehr viel größere Folge von Intervallen, als sie uns bisher begegnet sind. Daher haben wir die ursprüngliche Tonlage beibehalten und die Oboe da caccia mit Violinen und Bratschen verdoppelt, und das Ergebnis war recht schön.