Schlagwort-Archive: Stefan Kuhlich

RUHR2010 Teil XXX: Volkers Klassikseiten im Ruhrpott!


Auf diesen Tag hatte ich mich schon so lange gefreut: Rita und Volker, Ulrike und Werner, Iris und Karl-Heinz, Italo-Wolle und ich haben vorgestern, 21.11.2010 bei bestem Wetter das Ruhrgebiet unsicher gemacht!

Edouard Manet "Die Eisenbahn"

Getroffen haben wir uns am Museum Folkwang, wo seit Oktober 2010 die Ausstellung „die Impressionisten in Paris“ stattfindet. Mit einer öffentlichen Führung haben wir uns in die große Expansionsperiode der französischen Metropole Ende des 19. Jahrhunderts begeben. Von Van Gogh, Gauguin, Renoir, Manet, Caillebotte und Monet sind alle vertreten. Die Ausstellung war thematisch in sich sehr geschlossen und wurde neben den Malereien mit Fotographien aus der Zeit von Napoléon III. und seinem Architekten Haussmann abgerundet. Die Ausstellung ist noch bis zum 30.01.2011 in Essen zu sehen. www.museum-folkwang.de

St. Ludgerus Essen-Werden (Foto: WernerK)

Weiter gehts nach Essen Werden, zur Basilika St. Ludgerus. 799 von Luitger als Benediktinerabtei gegründet war sie ein Christianisierungsstützpunkt unter Karl dem Großen. Nach der Zerstörung der Kirche durch einen Brand wurde der neue Bau 1275 im Übergangsstil von der Romanik zur Gotik geweiht. Architektonischer Höhepunkt ist der achteckige Vierungsturm dessen Kuppelgewölbe zu den Höhepunkten der rheinischen Baukunst gehört. In der Confessio, der Ringkrypta und ältestem Teil der Kirche befindet sich das Ludgerusgrab. Der bronzene Sarkopharg stammt aus dem Jahre 1984. www.st.ludgerus-werden.de

Hochofen Henrichshütte (Foto: VolkerH)

Mittagessen auf der Henrichshütte in Hattingen in der Gastronomie „Henrich´s“, ein modern eingerichtetes Restaurant in der architektonischen Synthese mit der Industriekultur. Der Kampf der Henrichshütte endete 1987, als der Hochofen gegen großen Widerstand ausblasen wurde. 150 Jahre spuckte er das flüssige Eisen aus und in Hochzeiten arbeiteten bis zu 10.000 Menschen auf der Henrichshütte. Unter teilweise schwierigen Bedingungen verdienten die Menschen dort ihren Lebensunterhalt. Die archaische, riesige Brache der Schwerindustrie macht erlebbar, „wodurch unser Wohlstand erschaffen wurde“ (Kalla). http://www.lwl.org/LWL/Kultur/wim/portal/S/hattingen/ort/

spätnachmittägliche Impressionen auf der Henrichshütte (Foto: WernerK)

Unser letzter Programmpunkt und gleichzeitiger Höhepunkt ist die Dorfkirche Stiepel in BO. 900 erstmals urkundlich im Güterverzeichnis des Klosters Werden als Villa Stipula erwähnt, wird 1008 mit Zustimmung des Kölner Erzbischofs Heribert die Erlaubnis für den Bau einer Hofkirche erteilt. Mit ihren fast 800 Jahren alten Malereien aus der Frühzeit der Kirche ist sie ein Kulturdenkmal von überregionaler Bedeutung (ich berichtete bereits auf Volkers Klassikseiten). Um 18.00 Uhr findet heute dort die Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ BWV 140 im Rahmen der „Momente der Ewigkeit“ (Ruhrpott-Kantate) statt. Vorher konnte noch Kaffee und Kuchen auf dem Adventsbasar eingenommen werden. www.evkirchebochum.de/stiepel

Dorfkirche Bo-Stiepel (Foto: VolkerH)

Sopran: Ulrike Hellermann, Alt: Katharina Wagner, Tenor: Stefan Kuhlich, Bass: Peter Lutz

Barockorchester Caterva musica, Leitung und Orgel: Kantor Michael Goede, Liturgie und Ansprache: Pfarrer Jürgen Stasing

„Wachet auf ruft uns die Stimme“ wurde am 25.11.1731 in Leipzig uraufgeführt. Zugrunde liegt Philipp Nicolais Gedicht, mit der populären Melodie gregorianischen Ursprungs. Sie handelt von dem Gleichnis der 10 Jungfrauen, die sich auf die Ankunft des Bräutigams vorbereiten. In ihrer ganzen Stimmung lassen Bach, Nicolai und ein anonymer Textdichter nun die grimmigen Texte und Sündenvorwürfe der Trinitatiszeit hinter sich und orientieren sich in ihrem festlichen Charakter eindeutig in Richtung der Adventszeit.

Nervosität kommt auf, wo ist der Chor? Herr Goede hat sich tatsächlich für eine solistische Besetzung entschieden, was zum intimen Rahmen des Konzerts aber gut passt. Akustisch ist dies jedoch nicht so glücklich gewählt gewesen: Sopran und Alt haben partiell sehr tiefe Partien, so dass sie nur wahrgenommen werden, wenn es in die höheren Bereiche geht. Tenor und Bass haben es etwas leichter, sie haben auch die interessanteren Parts, verkörpern sie doch die ungeduldigen Seelen, die auf den Bräutigam warten. Höhepunkt der Aufführung ist das etwas erotisch angehauchte Duett zwischen Bass und Sopran „Mein Freund ist mein-und ich bin Dein“, unterstrichen von den vielsagenden Blicken der Ausführenden.

Wenn auch Geige und Bratsche nicht richtig stimmten, die Oboe manchmal nicht flüssig durchlief und die solistische Besetzung nicht durchweg meine Zustimmung fand, war es dennoch eine stimmungsvolle, auf den Advent einstimmende Kantate, die durch die phantastische Atmosphäre eine würdige Abrundung fand. Wie Kalla meinte: „In so einer Kirche brauchst Du nicht zu predigen“

Schlussapplaus

Es war ein wunderschöner, erlebnisreicher Tag mit Euch! Danke auch für die super-Fotos! Gruß, Claudia