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Kontrabass einmal liegend..!!
Ein Hinweis für alle Mitleser es gibt einen weiteren Bericht als Rezension von dem
„Bach-Konzert“ vom 22.01.2012 in der Marienkirche Höxter..!!
Titel:
„Ein Internet-basierter Chor-Workshop erfüllte die Anforderungen zu einem Konzert mit zwei festlichen Bach-Kantaten in der Marienkirche Höxter.“
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Link zur Konzert-Rezension Marienkirche Höxter nachstehend:
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Am Freitag, den 20. Januar, bin ich direkt nach der Arbeit in den Intercity von Essen nach Münster gestiegen um mich mit Werner am HBF Münster zu treffen, um gemeinsam nach Höxter zu starten. Im Gepäck zwei grandiose Bach-Kantaten, BWV 1 „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ und BWV 63 „Christen ätzet diesen Tag“. Die Vorbereitung auf diese Kantaten geschah individuell zuhause, im Internet waren die Einzelstimmen, unterschiedliche Tempi und ein Gesamtklang jederzeit abrufbar, so dass auch der ungeübteste Chorsänger optimal vorbereitet zu den Proben erscheinen sollte.
Zuerst checkten wir in unser Hotel „Schloss Corvey“ ein, damit wir erst mal das Gepäck abladen konnten. Im Vorfeld hatte ich mich beim Fremdenverkehrsamt in Höxter in einem Anfall von Knickerigkeit um Privatquartiere bemüht, habe das dann aber wieder verworfen, weil die Vermieter sich nicht zurückgemeldet haben, keine 2 Einzelzimmer hatten oder zu weit entfernt lagen. Vom Hotel aus liessen sich alle Wege fußläufig erreichen. Wolle hatte sich dagegen in seiner Vorliebe für spartanische Unterkünfte mit seinem Drahtesel in der Jugendherberge einquartiert, die allerdings JWD (janz weit draußen) lag. Auf den ersten Blick und trotz des ungemütlichen Wetters machte Höxter einen guten Eindruck, eine kleine, saubere Stadt mit wunderschönen Fachwerkhäusern, romantisch gelegen an der übervollen Weser.

Um 19.30 Uhr dann die erste „Kennenlern-Probe“. Die Stuhlreihen in der Marienkirche lassen erahnen, dass dem Internetaufruf zu diesem Chorprojekt eine beachtliche Menge Bachphiler Sänger gefolgt sind. Nachdem das Gros der Sänger eingetrudelt ist und man sich mit seinem Singnachbarn beschnuppert hat, geht´s los. Einsingen erfolgt durch Kai Koch, der durch gezielte Übungen in angemessenem Rahmen mit motorischer Unterstützung uns auf Bachs Schwierigkeitsgrade einstimmt. Das macht schon Spass.
Elektronische Instrumente mit Verstärker
Nahtlos reiht sich dann Jost Schmithals ein, es geht los mit den „Marmorsteinen“ der „Baumarktkantate“. Aufgrund der Größe des Chores sind überall Verstärker aufgebaut, damit das E-Piano in die letzten Chorniederungen zu hören ist. Die Proben sind straff, keine Leerläufe, insgeheim hoffe ich in den Männerstimmproben oder Sopranproben mal ein bisschen Kontakt mit meinen Nachbarn aufnehmen zu können, Fehlanzeige, wenn nicht einzelne Stimmen zusammenproben, müssen wir den Sopran in einer oktavierten angenehmen Lage mitsingen, warscheinlich um a) nicht zu quatschen und die Aufmerksamkeit zu halten, b) um das Rhytmusgefühl für diese Kantate zu bekommen. Die Probe ist zu keiner Zeit langweilig, Bach zu singen immer wieder ein Erlebnis. Schmidthals bleibt immer geschmeidig, auch wenn´s mal bestimmter wird und er hat durchaus Entertainer Qualitäten. Meine netten Mit-Altistinnen empfehlen uns diverse Lokale für einen Absacker. Wolle geht uns verloren, weil er mit den Berlinern, die auch in der Jugendherberge untergebracht sind und mit denen er ein Taxi nehmen will, plötzlich verschwunden ist. Wir versacken im „Ritmo“ bei Cocktails und castellanischer Livemusik (super).
Um 10.00 Uhr gehts dann am nächsten Morgen los. Es hat geschneit, extra für die „Marmorsteine“. Schmithals´ komplette Familie ist eingebunden, ein Sohn spielt elektronisch verstärktes Cello, seine Frau singt im Sopran und managt die Kaffeerunde, beim „Morgenstern“ soll der Sopran den Alt mitsingen, das Gerücht, ein Kinderchor würde den Cantus-Firmus singen, macht die Runde. Ich entscheide, für den Morgenstern wechsle ich in den Tenor. Wollte immer schon mit Werner + Wolle zusammensingen. Wolle kommt zu spät, er musste noch im Schlecker (ist der nicht pleite?) einige Vergessartikel besorgen und danach konnte ihm keiner sagen, wo die Brüderstraße ist. Kommentar meiner Nachbarin: „die wissen das schon alle, aber die haben keine Lust es zu erklären“ Ist das das ominöse OWL? Der „Morgenstern ist viel einfacher als die „Marmorsteine“, wird von Kai Koch geprobt, hierzu gehen wir in die Frauen- und in die Männerstimmproben und einige heikle Stellen werden explizit bearbeitet.

Probe unter dem Herrnhuter Stern in der Marienkirche Höxter
Der Herrnhuter Stern soll übrigens beim Abschmücken der Kirche schlichtweg vergessen worden sein… Der Probentag geht mit zufriedenen Gesichtern zu Ende, die „Marmorsteine“ haben durchaus Form bekommen, mit dem Fortschritt des „Morgenstern“ bin ich persönlich nicht zufrieden.

Herrnhuter Stern mit der Beckerath-Sauer-Orgel in der Marienkirche Höxter
Erstes Ansingen auf den Podesten. Während wir erstmal entlassen sind, geht’s für die beiden musikalischen Leiter mit den Solistenproben weiter. Auf dem Weg zu einer kulinarischen Stätte werden uns von einer Höxteranrin bei Nacht die schönsten Fachwerkhäuser gezeigt.

Adam und Eva-Haus in Höxter
Highlight ist das „Adam+Eva-Haus“, das Wolle unbedingt sehen muss, O-ton Wolle: Das müssen Sie mir unbedingt zeigen, ich heiße nämlich Adam. Wir speisen gut und gemütlich im „Landsknecht“, die Berliner stoßen später noch dazu (Wolle hat ja Transportmittel-Not) und sie verwirren die saarländische Inhaberin mit ihrem Berliner Humor. Als berichtet wird, dass „Volker“ (der echte VIP, ja der von „Volkers Klassikseiten“) zum morgigen Konzert aufkreuzt, outen sich die Berliner, aufgrund von Volkers Bericht gekommen zu sein. Na, das ist mal ein Ding.
Der nächste Tag ist zur freien Verfügung bis 16.00 Uhr, wir beschliessen einen Besuch auf Schloss Corvey und holen den von einer Akkordeonorchester-Probe gepeinigten Wolle in der JH ab.

Hochwasser an der Weser in Höxter
Das Wetter ist fies und alles ist geschlossen, nach einem kurzen Besuch verlassen wir durchgefroren die Klosteranlage. Wir durchstreifen Höxter und Werner findet einige interessante Fotomotive mit Tipps von Wolfgang. Erneut eingefroren freue ich mich auf ein gemütliches Cafe. Dort treffen wir die Solisten, die Wolle sogleich an unseren Tisch ordert und sie über ihre Gagen befragt. Als sparender Schatzmeister des Herforder Kirchenmusikförderkreises ist er dann der Meinung, dass ja mit 150 Euro Gage allem Genüge getan sein muss. Mit Wolli ist es halt nie langweilig und immer gibts was zum Schmunzeln.

Orchesterprobe mit den Vokal-Solisten in der Marienkirche Höxter
Werner und ich hören uns bis 16.00 Uhr noch die Solisten und Orchesterproben an. Das Solistenensemble paßt wunderbar zusammen und begeistert uns mit ihren Stimmen. Die Generalprobe verläuft unspektakulär, ich bin zuversichtlich, dass es eine schöne Aufführung wird. Schmithals läßt nichts durchgehen und weist die orientalischen Trompeter nett aber bestimmt auf die unsicheren Stellen hin. Der Cantus Firmus wird von den Solisten beim „Morgenstern“ gesungen, die Einsatztöne sind aber für den Chor gar nicht abzunehmen, daher klappt der Einsatz auch nicht. Den solls dann aber im Konzert überdeutlich geben.
Große Freude dann als die anderen Blogger, Iris und Kalla mit Elli, Volker, Rita mit Schwager und mein Mann Rüdiger eintreffen. Auf Bachianer ist halt Verlaß.
Es war ein interessantes Wochenende, was viele neue Eindrücke gebracht hat, ich habe viele nette Leute aus Höxter und Umgebung kennengelernt, die total kontakfreudig und offen waren. Es wurde sogar erwägt das nächste Mal Privatquartiere anzubieten. Klar trifft man auch die Spezies, wo man beim ersten Blick weiss, jetzt kommt eine Lebensgeschichte in epischer Breite, aber das sind marginale Erscheinungen. Ein großes Lob auch an Kai Koch und Jost Schmithals, die mit einem Mammutengagement dieses Projekt geplant, vorbereitet und durchgezogen haben.
Ein Verbesserungsvorschlag: Es gibt tolle Kantaten im Sommer / Trinitatiszeit, mit einer hartnäckigen Erkältung als Erinnerung habe die ganze Woche gehabt mich an Höxter zu erinnern.