Sonntag, 6.5. um 20 Uhr in der Altstädter Nicolaikirche in Bielefeld
ihr aktuelles Programm zu Gehör, das im März auf einer Reise nach Moskau erklang.
Der Chor war dort zum hervorragend besetzten Chorfestival „Ippolitischer Frühling“ eingeladen, benannt nach der gleichnamigen Hochschule und ihrem Gründer.
Die Westfälische Kantorei singt Madrigale in verschiedenen Sprachen aus Renaissance und Moderne sowie Spirituals in Sätzen führender amerikanischer Arrangeure. Im Mittelpunkt stehen Kompositionen der deutschen Chormusiktradition: Teile aus den „8 geistliche Gesängen“ von Max Reger sowie den 6 Geistlichen Liedern“ von Hugo Wolf. Ausserdem erklingt eines der zentralen Chorwerke Johann Sebastian Bachs: Seine doppelchörige Motette – BWV 226 „Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf“
Der Eintritt ist frei, um eine Kollekte zur Deckung der Unkosten wird gebeten.
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YouTube: J.S. Bach Motette BWV 226
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P.S. Es gibt eine weitere Veranstaltung für die Nicolaikirche Bielefeld für den 6. Mai 2012 zu melden:
Bach-Kantate in der Nicolaikirche Bielefeld.
Zum „Sonntag Kantate“ am 6. Mai 2012 wird eine Bach-Kantate in der Altstädter Nicolaikirche erklingen.
Der Gottesdienst beginnt um 10.30 Uhr
und bildet einen der Höhepunkte des kirchenmusikalischen Angebots der Gemeinde in dem von der Landeskirche ausgerufenen „Jahr der Kirchenmusik“.
Zur Aufführung kommt die Kantate „Erschallet, ihr Lieder“ BWV 172.
An der Aufführung wirken Jessica Walden (Sopran), Bettina (Pieck), Markus Gruber (Tenor) und Kevin Dickmann (Bass) mit. Solisten und Chor werden von einem Kammerorchester und einem Detmolder Trompetenensemble begleitet. Die Leitung hat Carsten Briest.
Das Kalenderjahr 2012 ist das Jahr der Kirchenmusik.
Pauluskirche Bünde
Das vom Kulturbüro der EKD und den Musikern der Landeskirchen organisierte Projekt steht unter der Schirmherrschaft von Kulturstaatsminister Bernd Neumann und findet im Rahmen der Lutherdekade statt, die das 500. Reformationsjubiläum 2017vorbereitet.
Die bundesweite Konzertreihe „366+1 – Kirche klingt“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist in Ostwestfalen-Lippe angekommen. Am Freitagabend, 27.04.2012 hatte die kirchenmusikalische Stafette in Bünde mit dem 118. Konzert in der Pauluskirche ihre vorletzte Station in Westfalen.
Bundesweit sind im Themenjahr der EKD unter dem Motto „366+1“ Konzerte und Musikgottesdienste an jedem Tag des Jahres an einem anderen Ort geplant.
366+1 Kirche klingt 2012
Im Miteinander Tausender bringen die verschiedensten Musici bundesweit einen künstlerischen Schatz der Reformation in vielfältiger Tradition zum Klingen: ihre Musik. An jedem Tag ein Konzert – beginnend am 01. Januar 2012 in Augsburg, endend am 31. Dezember 2012 in Zittau. Unzählige Komponisten und Kantoreien stehen in einer Traditionslinie musikalischer Boten der Reformation.
Sie alle lassen sich hören !Sie alle kommen zum Klingen !
Am Freitagabend, 27.04.2012 erklang das 118. Konzert in der Pauluskirche in Bünde. Die Bünder Kantorei und das Telemann-Collegium spielten unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Hans-Martin Kieferihr Programm mit dem Titel „Auferstehung“.
Programm:
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) „Missa brevis in G“ KV 140
Hans-Martin Kiefer, Bünde (Eigen-Komposition) „Christ ist erstanden“
Begonnen wurde mit der kurzen Messe (Missa brevis) in G-Dur (KV 140) von Wolfgang Amadeus Mozart, die zu den frühen Werken des berühmten Musikers gehört. Hans-Martin Kiefer interpretierte sie fein akzentuiert.Hier traten zum ersten Mal die außerordentlichen Solisten hervor: Jutta Potthoff im Sopran, Eike Tiedemann im Alt, Jörd Erler im Tenor und Andreas Jören im Bass. Sie alle sangen sehr expressiv, aber niemals aufdringlich. Sie litten an den Stellen, an denen sie seufzen sollten, erzählten dann, als sie berichten sollten und frohlockten, wenn sie jauchzen sollten. Ein exzellenter Gesangs-Genuss, der vollends überzeugte. Eine ebenso großartige Leistung des Chors der Bünder Kantorei, bestehend aus etwa 20 Männern und 60 Frauen, der dynamisch in den überlagernden Stimmen ganz zart und gefühlvoll eingestellt worden war.
Kirchenmusikdirektor Hans-Martin Kiefer
Anschließend erfolgte die Uraufführung eine Eigenkomposition von Hans-Martin Kiefer. Er hat fünf Sätze über den Osterchoral „Christ ist erstanden“ von Wigbert von Burgund gesetzt. Paradigmatisch führte der Komponist vor, wie zeitgemäß ein Orchester in barocker Instrumentierung klingen kann, ohne mit übertrieben vielen Dissonanzen musikalischen Intellekt vorzutäuschen. Dennoch waren die dem modern sozialisierten Gehör eingängigen Sätze niemals harmonisch belanglos und sehr emotional.
Eindringlich waren die dunkler und offener klingenden Blockflöten, die mit den hellen und gepressten Oboen einen sanften Dialog führten. In der Klangfarbe bediente die Komposition trotz fast minimalistischer orchestraler Besetzung das ganze Spektrum. Rhythmisch kam sie im Arrangement manchmal wie ein leichter Wellenschlag daher, um im nächsten Augenblick mit Blechbläsern und Pauken wieder druckvolle Dominanz zu präsentieren.
von links im Bild: Jörg Erler (Tenor) – Andreas Jören (Bass)
Den Abschluss des Abends bildete das Oster-Oratorium von Johann Sebastian Bach (BWV 249). Obwohl es zu den bekanntesten Werken des damals (1725) bereits Leipziger Kantors gehört, wird es nur selten aufgeführt. Möglicherweise liegt es daran, dass es inhaltlich etwas schwerer kategorisierbar ist. Kiefer intonierte es von Anfang als herrlich verspielte und leichte Barock-Musik.
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Ein Video von Herreweghe mit dem BWV 249 Gesamt-Aufnahme:
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Es klang, als ob er die Schwere, die man an manche Stellen des Werkes hineininterpretieren könnte, nur an den absolut notwendigen Stellen zugelassen hätte, ohne dabei jemals brachial ins Pathos zu kippen. Die warme Klangfarbe und die tiefen Töne bei den Streichern und den Blockflöten klangen zu keiner Zeit übertrieben schwermütig. Das Trompeten-Ensemble war hervorragend und brachten die „Königliche Musik“ hervorragend zur Geltung und fügten sich nahtlos in ein harmonisches Orchester mit ein.
Ein hervorragendes Trompeten-Ensemble
Stürmischer Applaus der ca. 350 Besucher bezeugte den Protagonisten, dass sie ein wunderbares und ausgewogenes Konzert-Programm zu Gehör bekommen haben und vollauf begeistert den Aufführenden ihren Dank zum Ausdruck geben wollten. Kirchenmusikdirektor Hans-Martin Kiefer, das Orchester , Gesangs-Solisten und der Bündner Kirchenchor nahmen es freudestrahlend zur Kenntnis und beglückten den Besucher mit einer Zugabe von J.S. Bach aus dem Oster-Oratorium mit dem Choral-Satz: „Kommt, eilet und laufet, ihr flüchtigen Füße..!“
von links im Bild: Eike Tiedemann (Alt ) – Jutta Potthoff (Sopran)
Nach der Zugabe stand die Kirche Kopf und wir „Beglückten“ labten uns anschließend mit einem Glas Wein und Gebäck im Hinterraum der Pauluskirche. Ein großartiger Konzert-Abend im Rahmen der Reihe: „366+1 Kirche klingt 2012″ hatte somit viel zu schnell ein Ende gefunden.
Herrlich, dass sich wieder die Blog-Riege aus OWL zu diesem Konzert ein Wiedersehen ermöglichte…!!!
Informationen zur Veranstaltungsreihe im Jahr der Kirchenmusik finden sich im Internet unter www.ekd-366plus1.de
Ein gelungenes Examens-Konzert von zwei Jung-Dirigenten der „Hochschule für Kirchenmusik Herford“ erklang am Sonntag, 29.01.2011 um 20 Uhr in der St. Marien Kirche Stift Berg in Herford.
In der seht gut gefüllten St. Marien Kirche trafen sich einige Blog-Mitglieder aus OWL zum Konzert und erlebten spannende eineinhalb Stunden Barock- und Neuzeitliche Musik. Für die Jung-Dirigentin „Ji Kyung Lee“ (A-Examen Kirchenmusik) – begann das Examen-Konzert mit der Bach Kantate für den 3. Epiphanias-Sonntag BWV 72 „Alles nur nach Gottes Willen“ für Solisten, Chor und Orchester. Umsichtig und sicher, ohne große Pathos-Bewegungen im Dirigieren gelang ihr eine gelungene Wiedergabe dieser schönen Bach-Kantate.
Eindrucksvoll wie sich der ca. 35 Personen starke Studenten-Chor – verstärkt mit Dozenten der HfK – sich mit der halligen Kirche zurecht fand. Das Orchester der HfK Herford spielte auf historischen Instrumenten und war ein kongenialer Partner.
Video: J.S. Bach BWV 72 „Alles nur nach Gottes Willen“
Programm Examenskonzert der HfK Herford in der St. Marienkirche Stift Berg. Zur Vergrößerung in das Foto klicken..!
Gut besuchte St. Marienkirche Stift Berg Herford, rechts im Bild die Collon-Orgel
Steinmann-Orgel St. Marien-Kirche Stift Berg Herford
Als Zwischeneinlage erklang das Orgel-Werk BWV 547 „Toccata und Fuge in C-Dur“ an der großen Steinmann-Orgel. Durch die verhinderte Organistin Claudia Michaely sprang kurzfristig Prof. Helmut Fleinghaus dafür ein.
Eine moderne Chormusik a-capella vom norwegischen Komponisten Knut Nystedt (*1915) war die erste Herausforderung für den südkoreanischen Jung-Dirigenten: „Won Sun Jung“ (Examen Künstlerische Ausbildung Chorleitung).
Knut Nystedt ist einer der einflussreichsten norwegischen Komponisten und Chorleiter seit dem 2. Weltkrieg. Er ist vor allem durch seine Chorkompositionen bekannt. In einer Vertonung der Sprüche Salomos, Kapitel 2 Verse 1-15 und Kap. 3 Verse 1-4 „If You receive my words“ erklang ein a-capella-Gesang mit höchsten Schwierigkeitsgraden behaftet. Dazu aus dem Programmheft:
Zu Beginn des Stückes werden die Gotteskinder ermahnt, Gottes Worte zu bewahren und danach zu leben. Die Komposition hat in diesem Teil sein tonales Zentrum auf den Ton h. Die Männerstimmen bilden einen mysteriös wirkenden Klangteppich, der aus Tönen des Modus (Tonleiter) h-phrygisch besteht. Im folgenden Abschnitt setzen die beiden Frauenstimmen nacheinander zunächst mit dem gleichen Tonmaterial wie die Männerstimmen ein. Durch die Hinzufügung des Tones cis, den es in h-phrygisch nicht gibt, wird eine große Aspannung zwischen den Frauen- und Männerstimmen aufgebaut. Das Grundtempo des Tückes wird nun immer schnell, mit großer Emphase wird den Gotteskindern ein gelingendes, unter Gottes Schutz stehendes Leben zugesagt.
Jung-Dirigent der HfK Herford "Won Sun Jung" aus SüdKorea
Es wurde ein fesselnder a-capella-Gesang von dem Chor der HfK Herford dargeboten, hier wurde die fantastische Stimmbildung zur Offenbarung. Diese moderne Musik-Litaratur wurde zu einem absoluten Höhepunkt des Abends, die Halligkeit der Kirche wirkte sich sehr positiv für diese Komposition aus. Ein Volltreffer für den umsichtigen Jung-Dirigenten „Won Sun Jung“, der diese schwierige Chor-Literatur meisterlich führte und in seinem Dirigat vollends überzeugen konnte. Ihm kann eine zukunftsreiche Karriere prognostiziert werden, sein Dirigat war überzeugend und gekonnt und als Pate stand ihm ein vorzüglicher Chor der Hochschule für Kirchenmusik Herford zur Verfügung. Ich erinnere mich an das Examens-Konzert vor vier Jahren an gleicher Stelle, da wirkten unsere deutschen Dirigenten ein wenig steif und hölzern im Gegensatz zu der fantastischen Leistung des SüdKoreaners. Verwundert reibt sich der Besucher die Augen und sucht vergeblich nach gleichwertigen Jung-Dirigenten aus deutschen Landen an der HfK Herford..!!
Video: Knut Nystedt „If You receive my words“
Sein meisterliches Debüt konnte „Won Sun Jung“ anschließend in der G.F. Händel-Psalmvertonung „Dixit Dominus“ (HWV 232) unter Beweis stellen. Dem Programmheft ist zu entnehmen, dass diese Psalmvertonung von G.F. Händel eine herausragende Stellung in den Psalmvertonungen einnimmt. Wie die meisten seiner Kompostionen mit lateinisch-liturgischen Text hat Händel das Werk während seines ersten Aufenthalts in Rom (1707), im Alter von 22 Jahren, geschrieben. Das Spektrum seiner Satztechnik – die Doppelchörigkeit zwischen Vokalchor und Instrumentalensemble, der Wechsel zwischen Ripieno (Tutti) und Concertino (Soli), sowie geschickte harmonische bzw kontrapunktische Wendungen – zeigt sein erstaunliches Können.
Dieses wurde wiederum hervorragend von allen Beteiligten bewundernswert umgesetzt. Ein geniales Orchester, ein stimmiger und profunder Chor und ein Jung-Dirigent, der das alles gekonnt in profihafter Manier zu meistern verstand. Ein überwältigender Schluss-Applaus dankte allen Beteiligten für einen wunderbaren Konzert-Abend.
Examen-Konzert Marienkirche Herford, Dirigentin: Ji Kyung Lee, links im Bild und Won Sun Jung, rechts im Bild alle HfK Herford
Zwei Konzerte für Leipzig und Herford möchte ich im Blog bekannt geben:
Nikolaikirche Leipzig
Samstag, 20. November 2010 um 17:00 Uhr
Nikolaikirche Leipzig
JOHANNES BRAHMS EIN DEUTSCHES REQUIEM
BACHCHOR LEIPZIG – CHOR 89
Viktorija Kaminskaite – Sopran, Daniel Ochoa – Bariton
FESTIVALORCHESTER LEIPZIG –
Leitung: JÜRGEN WOLF
Aufführung mit 350 Mitwirkenden!
Karten zu 15 Euro (ermässigt 10 Euro) am Büchertisch der Nikolaikirche, bei der Musikalienhandlung Oelsner
und allen Vorverkaufsstellen, Abendkasse ab 16.30 Uhr
CANTart Bach-Kantate in der Münster Kirche in Herford-OWL
Der nächste Termin im Rahmen des „CANTart-Festivals“ in Herford ist ein Kantaten-Gottesdienst in der „Münster Kirche – Herford“ / OWL
am Sonntag, 14. November 2010 um 10:00 Uhr.
Zur Aufführung gelangt die
Bach-Kantate, BWV 82
„Ich habe genug.“
Diese Kantate (von 1727) wurde vermutlich von J.S. Bach 1731 in Leipzig umgearbeitet als Solo-Kantate für Sopran. Die Besetzung ist anspruchslos: Eine einzige Singstimme wird von einem Streicherensemble mit Continuo sowie einer Oboe begleitet, die in der e-moll-Fassung der hohen Lage wegen durch eine Querflöte ersetzt wurde.
Es ist kalt und ungemütlich, regnerisch, richtiges Herbstwetter. Ich will mir heute die Missa Gaia (Gaia griechisch: Erde) in der „alten Kirche“ in Langenberg anhören – oder sollte ich besser sagen, auch ansehen?
Inneres der alten Kirche
Der Komponist Paul Winter (*1939) wurde zu diesem Werk durch eine Trauerfeier für Duke Ellington inspiriert. Er liess sich von liturgischen Werken von Palestrina, Bach, Stravinsky und Britten leiten. Einige Melodien, die die Natur anbietet, werden direkt aus ihr entnommen und in das Geschehen mit eingewoben, so das Kyrie, das dem Ruf einer Polarwölfin entlehnt ist oder das Sanctus, wo ein Buckelwal solistisch-musikalisch in Aktion zu erleben ist. Mehrfach finden sich auch Aspekte aus Franz von Assisis „Sonnengesang“. Nach Wunsch des Komponisten soll sie kein unveränderliches Werk sein, sondern sie bietet auch Freiraum für thematisch verwandte Stücke. Sie ist das ökologische Glaubensbekenntnis einer Erkenntnis, die so komplex und doch so einfach ist:
Alles ist eins.
Christine Heßeler: Sopran; Rüdiger Scheipner: Saxophon; Klaus Georg Hanf: Oboe und Orgel; Tobias Sykora: Violoncello; Yasmin Aevermann: Gitarre
Gospelchor „Colours of Joy“ Velbert, Seniorensingkreis und Kirchenchor der ev. Gemeinde Langenberg
Technik: Margrit Finner, Maik Balnak
Bildpräsentation: Yasmin Aevermann
Leitung, Keyboard, Orgel: Peter Nowitzki
Dirigat: Sigrid Wagner-Schluckebier
Der Eingangschor „Canticle of Brother Sun“ ist fetzig, melodisch eingängig und erinnert an einige Sacro-Pop Songs, der Chor ist noch etwas unsicher, wer darüber hinweg hören möchte, schaut sich einfach die wunderschönen Bilder, die passend zum Text auf die Videoleinwand projeziert werden an und unsere Schöpfung in vielfältiger Weise präsentiert.
Das Kyrie scheint doch einige rythmische Stolperfallen zu beinhalten, dem Ruf des Polarwolfes intervallisch zu folgen bringt die Ausführenden in Zugzwang und so bekommt „Herr, Erbarme Dich“ einen neuen Zugang. Insgesamt wirkte der Chor etwas gehetzt, um „mit den Wölfen zu heulen“
Die Bergpredigt wird nun vertont von der Sopranistin Christine Heßeler gesungen, die ein echtes, junges Talent ist. Stimmtechnisch von der Natur mit solider Begabung für den Musicalbereich ausgestattet, bringt sie diesen Part sicher und ergreifend, dass das Publikum spontan applaudiert.
Interessant auch das nächste Stück, eine Zwiesprache der Vögel und des Cellos vor Sonnenaufgang. Es vermittelt zwischen den Instrumenten und der Natur, die in ihrer Intention und Klang nicht sehr weit entfernt voneinander sind.
Bei dem Stück, „die Erde ist schön“ tritt der Seniorenchor Langenberg unisono auf (der Text stammt übrigens von einem Langenberger). Ok, ich darf das jetzt nicht mit Gardiners Chor vergleichen, aber die betagten Damen und Herren animieren viele der Zuhörer spontan zum Mitsingen und so entwickelt dieses Konzert eine Dynamik, die das Publikum nicht als außenstehende Betrachter passiv beläßt, sondern sie aktiv in das Geschehen verquickt. Als weitere Einlage folgt das „Laudato si“.
Beeindruckend auch das Improvisationsstück für Orgel, Saxophon und Haubentaucher „Return to Gaia“-Rückkehr des Raumschiffes zur Erde. Peter Nowitzky und die Orgel versetzen uns in den Weltraum mit Harmonien, die wirklich außerspärisch klingen, untermalt von phantastischen Bildern ferner Galaxien. Von dem atonalen, scheinbar lebensfeindlichen Weltraum, tauchen wir audio-visuell in die vertraute, harmonische Atmosphäre der Erde ein, bis das Saxophon und die Orgel in Sam Cooks „Wonderful World“ einstimmen. Irre!
Ein weiterer Höhepunkt der Missa ist das Agnus Dei; um den Eskimos das Sinnbild des „Lamm Gottes“ näher zubringen, wurde das Lamm zur Kegelrobbe mit ihrem weissen Fell und ihrer sanften und hilflosen Natur umfunktioniert. Die Musik hierzu und die wundervollen Bilder (man hatte auf echte Grausamkeiten verzichtet) mit kleinen Robben und Kindern trieb mir die Tränen in die Augen.
Ein nachhaltiges Erlebnis, ein Plädoyer für die Schöpfung, ein außergewöhnliches Konzert.
“ Wie Samen, die unter der Schneedecke träumen, träumen eure Herzen vom Frühling. Vertraut diesen Träumen, denn in ihnen verbirgt sich das Tor zur Unendlichkeit“ Khalil Gibran
Foto: Gewandhaus Leipzig „Jubiläumskonzert 10 Jahre Calmus-Ensemble“
So hätten wir uns das nicht träumen lassen. Es fing sehr besinnlich an. Eine Hommage an die „Alten“ Schütz und Bach bildete die Einleitung; („Also hat Gott die Welt geliebt“; Dir, Dir Jehova will ich singen“) so hätte es den ganzen Abend weiter gehen können. Lupenreine Intonation, Klangschönheit, ein Dahinschweben, ein sich tragen lassen von diesen exzellenten Stimmen, von der Faszination des Klangbildes. Für mich war`s schon „Jenseits von Eden“.
Foto: Programm: Jubiläumskonzert 10 Jahre Calmus-Ensemble im Gewandhaus mit Autogramm der Calmus-Mitglieder
Doch dann kam alles anders. Das Calmus Ensemble brachte eine Auftragskomposition von Buchberg zu Gehör: „Lobe den Herrn“. Diese Uraufführung war eine tolle Klangwelt; weit weg von unseren „Barockohren“, aber wunderschön. Nach zwei noch sehr moderaten Mozarts trat das Raschèr Saxophone Quartett mit einer „Science-Fiction-Kantate – The Big Rip“ auf. Damit wurde die Geburtstagsfete endzeitlich. Bizarre Klangbilder, Wortmalereien, Klangmalereien stellte der Komponist Mathew Rosenblum – der auch selbst anwesend war – vor. „Kam, kam. Kam ein Wort, kam. Kam durch die Nacht. Wollt leuchten, wollt leuchten. Asche, Asche, Asche.“ Dunkle Energien überziehen die Erde. „Lift up your Eyes up to the heavens, and glance down at the earth below. The heavens will disappear like smoke”.
Foto: Das Calmus-Ensemble im Gewandhaus Leipzig
Wie Ihr seht, mussten wir auch unser etwas verstaubtes Endzeit-Englisch wieder aus der Tasche holen. Es half nur nicht viel. Die Saxofonisten mit ihren wunderschönen Instrumenten und ihren wahnwitzigen Spiel liessen uns die Sprachwelten vergessen. Bei mir blieb zwischendurch kein Auge trocken. Die Urlaute der Saxofone, verwoben mit den Stimmen der fünf Solisten liessen einen Klangteppich erahnen, zu dem nur ein bisschen Mut gehört, ihn zu beschreiten. Ich hab` mir zwischendurch ein Taschentuch vor den Mund gehalten, weil es einfach aberwitzig war und habe mich einfach mitnehmen lassen.
Foto: Mitwirkende im Jubiläumskonzert 10 Jahre Calmus-Ensemble
Mit „den dunklen Energien“ ist das so ein Sache. Ich zitiere aus dem Textheft: „Der Bogen, den der Komponist des Stückes schlägt, ist nun so gewagt wie genial: die metaphorische Brücke führt ihn an dieser Stelle zu einem völlig anderen Thema, das aber ebenfalls sehr viel mit Chaos und Auflösung zu tun hat: zur weltweitenFinanz- und Wirtschaftkrise, unter Benutzung von Zitaten aus einem Internet-Chatroom, in dem sich Opfer jener Krise austauschten…“. Vielleicht gehört so ein Werk wirklich zu einer Geburtstagsfete; und wenn es uns nur erinnert, dass wir „wach“ bleiben sollen.
Foto: Raschèr Saxophone Quartett im Gewandhaus
Im 2. Teil des Konzerts kamen schließlich noch der MDR-Kinderchor, aus dem die Sopranistin Anja Lipfert stammt, das Anton-Philipp-Reclam-Gymnasium, mit dem die fünf Solisten musikalische Aufbauarbeit leisten und noch drei ehemalige Sänger aus den Gründerzeiten des Calmus Ensembles auf die Bühne.
Leider hatte der Liedermache Hans-Eckardt Wenzel absagen müssen. Das Calmus Ensemble brachte stattdesse die „Galgenlieder“ von Christain Morgenstern zu Gehör. Ich hab` mich vor lachen bald weggerollt – mir sind Tränen gekommen bei soviel perfekt-schwarzem Humor. Es war ein großer bunter Blumenstrauss, ein so aufregender Abend, das mein Herz (unsere Herzen) noch mehr für Calmus schlägt als vorher. Angefangen von der Hotelreservierung, über ein liebevoll vorbereitetes Textheft bis zur Durchführung ist den Fünfen das so gelungen, dass wir drauf und dran sind, am 12. 12. 2009 wieder nach Leipzig – diesmal zum Weihnachtskonzert – dieser excelleten Gruppe zu fahren.
Sie haben übrigens in New York wieder einen Preis ergattert; deshalb waren sie nicht persönlich zur Echo-Verleihung in der Semper-Oper in Dresden anwesend.
… und ab sofort freue ich mich jetzt auf den 5. 12. in Hamburg.
Am 03.10.09, der ja dieses Jahr unpraktischerweise auf einen Samstag gefallen ist, mache ich mich aus dem bergischen Land auf in die charmante Kleinstadt Bocholt, nahe der holländischen Grenze. Meine Freundin singt dort seit einiger Zeit in einem guten Chor, von dem sie ziemlich begeistert ist. Ehrensache, dass wir zum Konzert fahren um sie zu unterstützen, wir sind natürlich auch neugierig, auf den Chor, den Chorleiter Max Kuon, die Literatur und die Sängerschar.
Wenn man moderne Literatur singt, warum muss man sich immer dafür entschuldigen? Meine Freundin kündigt das Ganze im Vorfeld etwas negativ als eine Kitschorgie (das sind meine eigenen Worte) an und auch der Vorredner, der die Konzerteinführung hält, möchte dem Publikum die Angst vor einem im Kopf verhafteten atonalen Desaster nehmen. Dabei ist gerade moderne Chorliteratur oft sehr bereichernd und öffnet neue Türen für das Altbekannte.
Englischer Komponist John Rutter in 2006
Der Hauptschwerpunkt liegt auf John Rutter, der mit Stücken aus dem Magnificat, Gloria , Requiem und dem Psalmfest vertreten ist. Rutter wurde 1945 geboren und wenn man Wikipedia Glauben schenken darf, lebt er auch noch. Er sieht so ein bisschen aus wie Kurt Masur nur ohne Bart aber mit Ganzkörperbrille. Selbst wenn man ihm vorwirft, Kaufhausmusik gemacht zu haben, auf diese geistlichen Gesänge mit Klavierbegleitung trifft das auf keinen Fall zu. Es ist rythmisch absolut anspruchsvoll und verlangt konsequentes Durchzählen. Der Chor, der Kammerchor Westfalen (warum haben gute Chöre immer so nichtssagende Namen?) ist wirklich eine Klasse für sich, er klingt sehr homogen, reagiert gekonnt auf das präzise Dirigat von Max Kuon und ist immer präsent. Die Sänger sind erfahren, ein das Alter betreffend recht gemischter Haufe. Lediglich in schwindelerregender Höhe hört man im Sopran mal einen Hauch von Giesskanne (schepper). Besonders genossen habe ich die wahnsinnig spannungsgeladenen Pianissimo-Stellen, die einfach fantastisch diszipliniert und schwergewichtig waren. Im Piano offenbart sich halt die wahre Qualität.
Die Stücke aus dem Requiem sind zuckersüß und haben nichts von der Finsternis anderer Vertonungen, sondern ihr zarter Lichtglanz ist ein freudiges Loslassen der Seele in die andere Welt, während man selbst im Diesseits auf ihr Wohlergehen ein leckeres Sektchen trinkt und Streuselkuchen isst. Was mag Herr Kuon dabei empfunden haben, er, der selbst eine schwere Erkrankung hinter sich gelassen hat?
Die anderen Stücke der anderen Kollegen wie Ravel, Fauré, Langlais und Whitlock, versprühen eine ähnliche Stimmung wie Rutter, bedienen sich aber weniger Divertiermelodien, sondern verwenden Stilelemente vergangener Epochen und beschwören so eine Art modernen Mystizismus herauf. Absoluter Höhepunkt ist auch leider das letzte Stück, „Totus tuus“ von Górecki. Der Chor trägt das Stück in 2 aneinander gereihten Zirkeln ähnlich einer 8 vor, oder sollte diese Aufstellung das mathematische „Unendlichkeitszeichen“ symbolisieren? Draußen stürmt es, während die getragenen Klänge und die Rufe nach Maria in der warm erleuchteten, modernen Kirche St. Paul mit der Stille verschmelzen und das wohlige Gefühl vermitteln, dass man im Herbst angekommen ist.
Dass die Bedenken am Anfang für diese Musik überflüssig waren, zeigt der begeisterte Applaus für ein ungeheuer berührendes und persönliches Konzert. Wir sind froh, in Bocholt dabei gewesen zu sein, anstatt in Saarbrücken oder am Brandenburger Tor.