J. S. Bach-Kantaten zum liturgischen Sonntag im Kirchenjahr mit Videos und Kantaten-Beschreibungen für den 3. Advent und dem ZDF-Adventskonzert aus der Dresdner Frauenkirche am 11.12.2022
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe, mit Bach-Kantaten und „Bach-Kantaten-Beschreibungen“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 11.12.2022 begehen wir den 3. Advent
„Bereitet dem Herrn den Weg!“ Gott ist auf dem Weg in die Welt – das ist das Thema des 3. Advents. Es verbindet sich mit Johannes dem Täufer, der als Wegbereiter Jesu gilt.
Predigttext: Lukas 3,(1–2)3–14(15–17)18(19–20)
Macht den Weg frei! Manchmal suche ich Gott, aber der Weg scheint versperrt. Ich dringe nicht durch, stehe mir selbst im Weg. Räumt die Steine aus dem Weg! fordert der Dritte Advent.
Im Zentrum: Johannes der Täufer, der mit seinem Ruf zur Umkehr Jesus den Weg bereitet. Wo Jesus kommt, da wird die Welt heller und heiler: Vertrocknetes beginnt zu blühen, verschlossene Augen öffnen sich, es zeigt sich, was in den Herzen verborgen ist. Nichts soll seinem Kommen entgegenstehen: weder Täler der Traurigkeit noch Berge der Selbstüberschätzung. Ihm den Weg zu bereiten heißt wach zu bleiben und sich in Bewegung setzen zu lassen: Traurige zu trösten, einander anzunehmen und die zu ermutigen, die längst schon aufgegeben haben.
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Ich bitte um Beachtung des Gast-Beitrages von Dr. Ulrich Kahmann, am Ende der Beitrags-Seite – mit seiner Sendung in NDR-Klassik am Sonntag, 11.12.2022
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Videos:
Bach-Kantaten für den 2. bis 4. Advent
Tempus clausum ohne Kantatenaufführung am 3. Advent in Leipzig
J.S. Bach komponierte die Kantate, BWV 186a, „Ärgre dich, o Seele, nicht“ 1716 in Weimar, wo es am 13. Dezember 1716 zum 3. Advent aufgeführt wurde.
Die Kantate BWV 186a „Ärgre dich, o Seele, nicht“ basiert auf einem Kantatentext von Salomon Franck für den dritten Adventssonntag, 1717 veröffentlicht in Evangelische Sonn- und Fest-Tages-Andachten.
Die Musik zum Schlusschoral vom BWV 186 a ist verschollen.
Die übrigen Sätze in der Kantate 186 a / Sätze 1 bis 5) entspricht den Sätzen in der Kantate BWV 186 / Satz: 1, 3, 5, 8 und 10.
In dieser leider so gar nicht friedlichen Zeit möchte ich Ihnen gleichwohl gute Tage im Advent, frohgemute Weihnachten und schon jetzt ein glücklich gelingendes Neues Jahr wünschen.
Gern aufmerksam möchte ich Sie meine Radiosendung mit vorweihnachtlicher Musik am 3. Advent:
Empfindsam und Galant. Adventliche Musik der Bach-Söhne am Sonntag, den 11. Dezember, 18-19 Uhr, auf NDR Kultur.
Mit herzlichen Grüßen und Wünschen
Dr. Ulrich Kahmann
Viehtriftenweg 105 – D-32052 Herford
05221 / 75 92 08 – 0176 92 16 93 56
Musik ist die Fortsetzung der Liebe mit anderen Mitteln.
Da steht der Feind – und darüber ist kein Zweifel: Dieser Feind steht rechts!
Joseph Wirth, 1922
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In eigener Angelegenheit !
Ich bitte wieder um eine Spende für Volkers Klassikseiten J. S. Bach
Der finanzielle Aufwand für diese Klassikseite ist sehr hoch und belastet mich sehr. Ich würde mich über eine finanzielle Beteiligung sehr freuen, um auch in Zukunft diese Klassikseite weiter betreiben zu können !
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Ich wünsche allen einen schönen 3. Advents-Sonntag !
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Am 12.12.2021 begehen wir den 3. Advent
„Bereitet dem Herrn den Weg!“ Gott ist auf dem Weg in die Welt – das ist das Thema des 3. Advents. Es verbindet sich mit Johannes dem Täufer, der als Wegbereiter Jesu gilt.
Predigttext: Lukas 3,(1–2)3–14(15–17)18(19–20)
Macht den Weg frei! Manchmal suche ich Gott, aber der Weg scheint versperrt. Ich dringe nicht durch, stehe mir selbst im Weg. Räumt die Steine aus dem Weg! fordert der Dritte Advent.
Im Zentrum: Johannes der Täufer, der mit seinem Ruf zur Umkehr Jesus den Weg bereitet. Wo Jesus kommt, da wird die Welt heller und heiler: Vertrocknetes beginnt zu blühen, verschlossene Augen öffnen sich, es zeigt sich, was in den Herzen verborgen ist. Nichts soll seinem Kommen entgegenstehen: weder Täler der Traurigkeit noch Berge der Selbstüberschätzung. Ihm den Weg zu bereiten heißt wach zu bleiben und sich in Bewegung setzen zu lassen: Traurige zu trösten, einander anzunehmen und die zu ermutigen, die längst schon aufgegeben haben.
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Videos:
Bach-Kantaten für den 2. bis 4. Advent
Tempus clausum ohne Kantatenaufführung am 3. Advent in Leipzig
J.S. Bach komponierte die Kantate, BWV 186a, „Ärgre dich, o Seele, nicht“1716 in Weimar, wo es am 13. Dezember 1716 zum 3. Advent aufgeführt wurde.
Die Kantate BWV 186a „Ärgre dich, o Seele, nicht“ basiert auf einem Kantatentext von Salomon Franck für den dritten Adventssonntag, 1717 veröffentlicht in Evangelische Sonn- und Fest-Tages-Andachten.
Die Musik zum Schlusschoral vom BWV 186 a ist verschollen.
Die übrigen Sätze in der Kantate 186 a / Sätze 1 bis 5) entspricht den Sätzen in der Kantate BWV 186 / Satz: 1, 3, 5, 8 und 10.
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
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Am 13.12.2020 begehen wir den 3. Advent Kernaussage:
„Bereitet dem Herrn den Weg!“ Gott ist auf dem Weg in die Welt – das ist das Thema des 3. Advents. Es verbindet sich mit Johannes dem Täufer, der als Wegbereiter Jesu gilt.
Predigttext: Lukas 3,(1–2)3–14(15–17)18(19–20)
Macht den Weg frei! Manchmal suche ich Gott, aber der Weg scheint versperrt. Ich dringe nicht durch, stehe mir selbst im Weg. Räumt die Steine aus dem Weg! fordert der Dritte Advent.
Im Zentrum: Johannes der Täufer, der mit seinem Ruf zur Umkehr Jesus den Weg bereitet. Wo Jesus kommt, da wird die Welt heller und heiler: Vertrocknetes beginnt zu blühen, verschlossene Augen öffnen sich, es zeigt sich, was in den Herzen verborgen ist. Nichts soll seinem Kommen entgegenstehen: weder Täler der Traurigkeit noch Berge der Selbstüberschätzung. Ihm den Weg zu bereiten heißt wach zu bleiben und sich in Bewegung setzen zu lassen: Traurige zu trösten, einander anzunehmen und die zu ermutigen, die längst schon aufgegeben haben.
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Videos:
Bach-Kantaten für den 2. bis 4. Advent
Tempus clausum ohne Kantatenaufführung am 3. Advent in Leipzig
J.S. Bach komponierte die Kantate, BWV 186a,„Ärgre dich, o Seele, nicht“1716 in Weimar, wo es am 13. Dezember 1716 zum 3. Advent aufgeführt wurde.
Die Kantate BWV 186a „Ärgre dich, o Seele, nicht“ basiert auf einem Kantatentext von Salomon Franck für den dritten Adventssonntag, 1717 veröffentlicht in Evangelische Sonn- und Fest-Tages-Andachten.
Die Musik zum Schlusschoral vom BWV 186 a ist verschollen.
Die übrigen Sätze in der Kantate 186 a / Sätze 1 bis 5) entspricht den Sätzen in der Kantate BWV 186 / Satz: 1, 3, 5, 8 und 10.
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Am 15.12.2019 begehen wir den 3. Advent
Advent
Kernaussage:
„Bereitet dem Herrn den Weg!“ Gott ist auf dem Weg in die Welt – das ist das Thema des 3. Advents. Es verbindet sich mit Johannes dem Täufer, der als Wegbereiter Jesu gilt.
Predigttext: Lukas 3,(1–2)3–14(15–17)18(19–20)
Macht den Weg frei!
Manchmal suche ich Gott, aber der Weg scheint versperrt. Ich dringe nicht durch, stehe mir selbst im Weg. Räumt die Steine aus dem Weg! fordert der Dritte Advent.
Im Zentrum: Johannes der Täufer, der mit seinem Ruf zur Umkehr Jesus den Weg bereitet. Wo Jesus kommt, da wird die Welt heller und heiler: Vertrocknetes beginnt zu blühen, verschlossene Augen öffnen sich, es zeigt sich, was in den Herzen verborgen ist. Nichts soll seinem Kommen entgegenstehen: weder Täler der Traurigkeit noch Berge der Selbstüberschätzung. Ihm den Weg zu bereiten heißt wach zu bleiben und sich in Bewegung setzen zu lassen: Traurige zu trösten, einander anzunehmen und die zu ermutigen, die längst schon aufgegeben haben.
J.S. Bach komponierte die Kantate,BWV 186a, „Ärgre dich, o Seele, nicht“1716 in Weimar, wo es am 13. Dezember 1716 zum 3. Advent aufgeführt wurde.
Die Kantate BWV 186a „Ärgre dich, o Seele, nicht“ basiert auf einem Kantatentext von Salomon Franck für den dritten Adventssonntag, 1717 veröffentlicht in Evangelische Sonn- und Fest-Tages-Andachten.
Die Musik zum Schlusschoral vom BWV 186 a ist verschollen.
Die übrigen Sätze in der Kantate 186 a / Sätze 1 bis 5) entspricht den Sätzen in der Kantate BWV 186 / Satz: 1, 3, 5, 8 und 10.
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
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Am Sonntag, 13.11.2016begehen wir den 25. Sonntag nach Trinitatis“
Der Vorletzte Sonntag im Kirchenjahr befasst sich mit dem Weltgericht, wie es vielfach im Neuen Testament angekündigt. Viele Menschen unterliegen der Gefahr, das Kommen des Weltgerichtes in den Zeichen dieser Zeit zu sehen: in Verwüstungen, Naturkatastrophen, Kriegen usw. Dabei machen sie sich zu Beobachtern, obgleich sie doch selbst Betroffene sein müssten. Unser Glaube lehrt uns, dass Gott barmherzig und gnädig ist und dem vergibt, der sich ihm in Vertrauen zuwendet. Somit ist es wohl angebracht, das Weltgericht als ein positives Geschehen zu erwarten und nicht als etwas, das Zerstörung und damit Leid bringt.
Am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres hören wir die Erzählung vom Weltgericht und werden daran erinnert, dass auch wir nicht dem Gericht ausweichen können. Aber wir wissen, dass wir hindurchkommen durch die Liebe Gottes, die er uns in seinem Sohn Jesus Christus bewiesen hat. Diese Liebe wollen wir auch in unserem Leben weitergeben.
Wochenspruch:
Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. (2. Kor 5, 10a)
Wochenlied:
Es ist gewisslich an der Zeit (EG 149 – auch in Rev. 2014)
Liszts Legende von der Hl. Elisabeth Lobpreisung des menschlichen Mitgefühls
Franz Liszt faszinierte das Leben der Hl. Elisabeth von Thüringen so sehr, dass er ihr ein Oratorium schrieb.
Franz Liszt ist vor allem als großartiger Klaviervirtuose bekannt. Viele seiner Kompositionen wurden für dieses Instrument, aber auch für die Orgel geschrieben. Einen besonderen Platz nehmen daher die drei großen Oratorien ein, die Liszt im Laufe seines Lebens schuf. Mit der Komposition des ersten Oratoriums, der „Legende von der heiligen Elisabeth“, begann Liszt in den letzten Jahren seines Weimarer Aufenthaltes, wo er von 1843 bis 1861 als Hofkapellmeister wirkte. Die Idee dazu gab eine Serie von Fresken, die in der nahe gelegenen Wartburg zu der Zeit fertiggestellt wurden und Szenen aus dem Leben der Thüringischen Landesheiligen zeigen. Die Geschichte Elisabeths, die wie Liszt gebürtig aus Ungarn stammte, ließ das Oratorium zu einem Glaubensbekenntnis des Komponisten zur Lobpreisung des menschlichen Mitgefühls werden. Die Uraufführung des Werks erfolgte am 15. August 1865 in Budapest in ungarischer Sprache und wurde ein voller Erfolg……..
Jan Dismas Zelenka (Taufname Jan Lukáš Zelenka; * getauft 16. Oktober 1679 in Launiowitz, Böhmen; † 23. Dezember 1745 in Dresden) war ein böhmischer Barockkomponist.
Zelenka war Sohn eines tschechischen Dorflehrers und Organisten und wurde am Prager Jesuitenkolleg, wahrscheinlich am Clementinum, ausgebildet. Aus der Titelseite der Komposition Immisit Dominus pestilentiam geht hervor, dass Zelenka im Jahr 1709 im Haushalt von „Graf Hartig“ lebte. 1712 schrieb Zelenka in einem Bewerbungsschreiben an Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen, er habe bei dem berühmten Musiker „Baron von Hartig“ aus Prag musikalische Unterweisung erhalten.
Im Jahr 1710 trat er eine Stelle als Violonist bzw. Kontrabassist am sächsischen Hof in Dresden an. Zwischen 1716 und 1719 reiste er nach Wien, wo er bei Johann Joseph Fux studierte. Ein vielfach vermuteter Aufenthalt in Italien, wo er Antonio Lotti und Alessandro Scarlatti getroffen haben soll, ist nicht belegt. Nach dem Tod des Dresdner Kapellmeisters Johann David Heinichen 1729, den er während dessen Krankheit bereits vertreten hatte, bewarb er sich bei Kurfürst Friedrich August II. um dessen Nachfolge, unterlag jedoch Johann Adolf Hasse. 1733 wurde er lediglich zum Hofkomponisten und 1735 zum „Kirchen-Compositeur“ ernannt und er blieb, mit Ausnahme gelegentlicher Reisen nach Prag, bis zu seinem Tod im Jahr 1745 in Dresden.
Zelenkas Grab auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden ist nicht erhalten. Seit 1996 erinnert auf dem Friedhof eine Gedenkstele an ihn. Ein authentisches Porträt Zelenkas ist nicht überliefert. Im Internet häufig zu findende angebliche Darstellungen Zelenkas zeigen in Wirklichkeit Johann Joseph Fux.
Jan Dismas Zelenka komponierte höchst originelle und unkonventionelle Orchester- und Vokalwerke. Viele davon erlebten erst im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts eine Renaissance. Charakteristisch für seine Kompositionen ist der häufige Einbau tonartfremder Akkorde. In seinen herausragenden geistlichen Werken für den Dresdner Hof (seit der politisch motivierten Konversion Augusts des Starken zum katholischen Glauben) verbindet er teils archaische Satztechniken mit den modernsten Ausdrucksmitteln seiner Zeit zu hochexpressiven Schöpfungen. Die kammermusikalischen Werke Zelenkas sind in der Instrumentierung unspezifisch.
Zelenka konnte auf eine reiche tschechische, wenn auch oft anonyme Tradition zurückgreifen. Als tschechische Komponisten vor Zelenka wären etwa Adam Václav Michna z Otradovic oder Pavel Josef Vejvanovský zu nennen. Wie Zelenka fanden auch weitere böhmische Komponisten außerhalb ihrer Heimat Anstellung und Anerkennung, wie Andreas Hammerschmidt, Heinrich Ignaz Franz Biber, Josef Mysliveček und Jan Křtitel Vaňhal.
Zelenka verdankt seine Wiederentdeckung in Tschechien besonders dem Musikwissenschaftler und Flötisten Milan Munclinger. Im Jahr 1959 spielte er mit seinem Ensemble Ars Rediviva für das Label Supraphon eine der Kammersonaten ein (in dem Ars-rediviva-Konzertzyklus aber schon 1958 aufgeführt). Im Jahr 1964 folgten dann die Schallplattenaufnahmen von weiteren Triosonaten, Orchesterwerken und 1969 die Lamentationes Jeremiae Prophetae (Solisten: Theo Altmeyer, Karel Berman, Nedda Casei; Ars rediviva unter der Leitung von Milan Munclinger), ebenfalls für Supraphon.
Seit Mitte der 1970er-Jahre werden der Erfindungsreichtum und die Virtuosität von Zelenkas Gesamtwerk, das sich von den verbreiteten Stilen des 18. Jahrhunderts beträchtlich entfernt, mehr und mehr gewürdigt. Einen maßgeblichen Anteil an der Wiederentdeckung der Werke Zelenkas hatte der Oboist Heinz Holliger, der 1972 die Schallplattenaufnahmen der sechs Triosonaten für das Label DGG Archiv Produktion leitete und 1977 an der Einspielung der Orchesterwerke (ebenfalls DGG Archiv Produktion) beteiligt war. Aufgrund der Verwandtschaft zu den Klangvorstellungen Johann Sebastian Bachs wird Zelenka in zunehmendem Maße als dessen Pendant erkannt. J. S. Bach selbst schätzte seinen Kollegen sehr, was auf Wechselseitigkeit beruhte.
Das kirchenmusikalische Werk Zelenkas wird seit seiner Entstehungszeit nahezu ununterbrochen an der Dresdner Hofkirchegepflegt, dem Ort, für den die meisten Werke Zelenkas komponiert wurden. Die Dresdner Kapellknaben führen gemeinsam mit Mitgliedern der Staatskapelle Dresden, der Nachfolgeinstitution der sächsischen Hofkapelle, Mess- und Psalmvertonungen Zelenkas eingebunden in den liturgischen Kontext auf.
Video
Jan Dismas Zelenka Requiem ZWV 46
Collegium 1704 conducted by Václav Luks
Requiem, Kyrie 0:00 Dies Irae 9:10 Tuba Mirum 10:03 Mors Stupebit 11:24 Liber Scriptus 11:56 Rex Tremendae 14:14 Recordare 14:45 Lacrimosa 18:40 Domine Jesu Christe 22:05 Sanctus 25:54 Benedictus 27:32 Agnus Dei 31:25 Lux Aeterna 35:12
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Gesprächskonzerte mit Helmuth Rilling (Thüringer Bachwoche)
Weimarer Bachkantaten-Akademie 2015: Abschlusskonzert 1
Weimar Bach Cantata Academy 2015: Final Concert 1
Georgenkirche Eisenach | 20 August 2015
Johann Sebastian Bach: Kantaten cantatas
Wachet! Betet! Betet! Wachet! BWV 70
Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu Dir BWV 131
Herz und Mund und Tat und Leben BWV 147
Julia Sophie Wagner – Sopran soprano
Lidia Vinyes Curtis – Alt alto
Nicholas Phan – Tenor tenor
Tobias Berndt – Bariton baritone
Ensembles der Bachkantaten-Akademie
Ensembles of the Bach Cantata Academy
Kathy Saltzman Romey – Chorleitung Chorus master
Helmuth Rilling – Leitung conductor
Concert filmed by Tilo Krause, 2015.
A project of the Thuringia Bach Festival in collaboration with the Liszt University of Music Weimar, made possible by the generous support of the Friends of Helmuth Rilling association.
.Kantaten-Beschreibung für den 25. Sonntag nach Trinitatis
Winchester Cathedral, am 26. November 2000
Aufführungsort: Erlöserkirche Potsdam am 29.10.2000
Kantaten-Beschreibung:
Kantate: BWV 90 “Es reißet euch ein schrecklich Ende“
Da Ostern in diesem Jahr (2000) spät lag, wurden uns die Sonntage nach Trinitatis knapp, an denen wir Bachs Musik für den Rest des Kirchenjahres unterbringen konnten, und wir mussten sie entsprechend aufteilen.
Die wunderbar theatralische und knappe Kantate in d-moll
BWV 90“Es reißet euch ein schrecklich Ende”
für den fünfundzwanzigsten Sonntag nach Trinitatis bestimmt, lieferte einen starken Kontrast zu der Folge von drei Kantaten, die alle g-moll verwendeten und für den neunzehnten Sonntag nach Trinitatis komponiert waren. Ihr Thema, eschatologisch ausgerichtet, ist die Polarität zwischen dem ‚schrecklich’ Ende’, das alle Sünder beim Jüngsten Gericht erwartet und in den Tenor- und Bass-Arien anschaulich dargestellt wird, und dem wohltuenden Schutz, den Gott seinen Auserwählten gewährt und der in dem abschließenden Rezitativ und Choral geschildert wird.
Die Kantate beginnt mit Gift und Galle, der Tenor/Prediger prophezeit dem ‚sündlichen Verächter’ sein Schicksal, in einer wutvoll rasenden Arie, die mit ihren Tiraden (Feuerwerke von vierzehn aufeinander folgenden Zweiunddreißigsteln), beschnittenen Phrasenenden, weiten Sprüngen durch den Tonraum und spannungsvollen Pausen mitten im Wort (‚schreck… lich’) ebenso brillant und dramatisch ist wie alles bei Händel. Bach scheint in der Tat seine gesamte Generation italienischer Opernkomponisten ins Visier zu nehmen und sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Die unermüdliche Energie seines melodischen Erfindungsreichtums und rhythmischen Schwungs ist immer darauf ausgerichtet, den Text getreu umzusetzen, und das ist ihm hier auf ebenso unnachahmliche wie erregende Weise gelungen. In dieser Hinsicht ist nur Rameau, zwei oder mehr Jahrzehnte später, ein ernsthafte Konkurrent zu Bach. Die zweite (Bass-) Arie für Trompete in B und Streicher ist in gewisser Hinsicht sogar noch eindrucksvoller, ein gruseliges Portrait des ‚rächenden Richters’, der ‚im Eifer den Leuchter des Wortes auslöschet’. In militärischer Manier schreitet der gebieterische daktylische Rhythmus voran, der in dem Augenblick besonders bedrohlich wird, wenn die Trompete im Widerstreit mit dem Arpeggio der Violinen in A-dur auf ihren tiefen Ds verharrt.
Benommen von der Intensität dieser beiden Bilder kann man leicht übersehen, auf welch gelungene und intelligente Weise der Text der zwei Rezitative vertont ist – nötigenfalls ein Beweis dafür, dass Bach seit Monteverdi der beste Komponist von Seccorezitativen war – und welch eine erstaunliche Schönheit der abschließende Choral aufweist, eine Fassung des Vaterunsers in Versform. Er wirkt wie das Dankgebet einer Gemeinde, die mit einer riesigen Naturkatastrophe – einem Orkan oder Erdbeben – gestraft worden war, und selbst nach mehrmaligem Hören merkte ich, dass mich bei der Erwähnung des ‚sel’gen Stündeleins’, wenn die Gläubigen in Gottes Gegenwart geführt werden, das plötzliche Schlingern in die erniedrigte Tonika immer noch aufschrecken ließ.
Das Bachfest 2017 steht unter dem Motto ““EIN SCHÖN NEW LIED” – MUSIK UND REFORMATION
Martin Luther sah in „Frau Musica“ eine göttliche Kunst, da sie den Teufeln zuwider sei. Entsprechend stellte er die Musik in eine Reihe mit der Theologie, erhob das deutschsprachige geistliche Lied zu einem festen Bestandteil des reformatorischen Programms und hielt ließ es Eingang in den Gottesdienst finden. Häufig als „schöne newe Lieder“ betitelt, verbreitete sich das neue reformatorische Liedrepertoire rasant….
Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2017 beginnt 14. Oktober 2016.
Violinist Rachel Podger plays Johann Sebastian Bach’s Allemande from the d minor Partita (BWV 1004) and reflects on the music of Johann Sebastian Bach and on the Bachfest Leipzig.
Recorded on 18 June 2015 in the ‚Sommersaal‘ at the Bach Museum Leipzig.
Die Geigerin Rachel Podger spielt Johann Sebastian Bachs Allemande aus der Partita in d-moll (BWV 1004) und spricht über ihre Erfahrungen mit der Musik Johann Sebastian Bachs und über das Bachfest Leipzig.
Aufgenommen am 18. Juni 2015 im Sommersaal des Bach-Museums Leipzig.
Info: J. S. Bach Kantate BWV 144 “Nimm, was dein ist, und gehe hin”
ist eine Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte sie in Leipzig für den Sonntag Septuagesimae und führte sie erstmals am 6. Februar 1724 auf.
Die vorgeschriebenen Lesungen waren 1 Kor 9,24 LUT – 1 Kor 10,5 LUT, „Wettlauf um den Sieg“, und Mt 20,1-16 LUT, das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg.[1] Der unbekannte Textdichter entnimmt dem Evangelium nur einen Gedanken: die Genügsamkeit ist ein Schlüsselwort seines Textes. Der Eingangschor beruht auf Vers 14 des Evangeliums. Satz 3 ist die erste Strophe von Samuel Rodigasts Choral Was Gott tut, das ist wohlgetan. Der Schlusschoral ist die erste Strophe des Liedes von Albrecht von Preußen Was mein Gott will, das g’scheh allzeit (1547).
Besetzung und Aufbau:
Die Kantate ist besetzt mit drei Solisten, Sopran, Alt und Tenor, vierstimmigem Chor, zwei Oboen, Oboe d’amore, zwei Violinen, Viola und Basso continuo.
Coro: Nimm, was dein ist, und gehe hin Aria (Alt): Murre nicht, lieber Christ Choral: Was Gott tut, das ist wohlgetan Recitativo (Tenor): Wo die Genügsamkeit regiert Aria (Sopran, Oboe d’amore): Genügsamkeit ist ein Schatz in diesem Leben Choral: Was mein Gott will, das g’scheh allzeit
Friedrich Wilhelm Marpurg, nach Friedrich Kauke (1758) Bach komponiert den extrem kurzen Bibeltext des Eingangschors als eine motettische Fuge, die von den Instrumenten colla parte gespielt wird. So erreicht er gesteigerte Aufmerksamkeit für die Worte. Der Textteil „gehe hin“ wird zuerst im langsamen Thema vorgestellt, doch dann als Kontrasubjekt zweimal in vierfachem Tempo wiederholt. Diese Textbehandlung wurde bereits 1760 von dem Berliner Musiktheoretiker Friedrich Wilhelm Marpurg bewundert: „die vortreffliche Deklamation“, die „der Componist im Hauptsatze und in einem kleinen besonderen Spiele mit dem ‚gehe hin‘ angebracht hatte“.
Bach wiederholt das lebhafte „gehe-hin“-Motiv sechzig Mal in 68 Takten. Die erste Arie hat Menuett-Charakter. In „Murre nicht, lieber Christ“ wird das Murren durch Repetition in der Begleitung hörbar gemacht. Satz 3 ist die erste Strophe eines Chorals, den Bach ein Jahr später vollständig für seine Choralkantate BWV 99 benutzte, und erneut in den 1730er Jahren für BWV 100. Sein Beginn „Was Gott tut, das ist wohlgetan“ wird im folgenden Rezitativ als freies Arioso wieder aufgegriffen. Eine obligate Oboe d’amore begleitet die folgende Sopran-Arie. Statt eines da capo wird der gesamte Text in freier Variation wiederholt. Der Schlusschoral ist schlicht vierstimmig.
Video: J. S. Bach Kantate BWV 144 “Nimm, was dein ist, und gehe hin”
an jährlich vier Bach-Wochenenden (Donnerstag, Freitag & Sonntag) und in ergänzenden Sonderkonzerten das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach auf. Die geistlichen Kantaten erklingen dabei im Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Bestimmung im Kirchenjahr.
Auf der Webseite zum Projekt finden Sie alle Informationen rund um Termine, Karten, Künstler:
Professionelle Qualität in Bild und Ton: Jede Woche kommt ein Chorsatz, eine Arie oder ein Choral hinzu! So können Sie mit Bach:vokal verbunden bleiben, auch wenn gerade kein Konzert ansteht.
Unter dem nachstehenden Link sind veröffentlichte Videos auf YouTube einsehbar..!!
Lobet den Herrn, alle HeidenBWV 230, ist eine Motette von Johann Sebastian Bach. Er bezieht seinen Text aus Psalm 117 Vers 1-2 .
Es ist nicht bekannt, wann das Werk komponiert wurde. Es wurde erstmals im Jahre 1821 veröffentlicht. Der Verlag behauptete, Zugang zu einer autographen Partitur zu haben. Die Arbeit wurde in der Folge als eine von einer Reihe von sechs erhaltenen Motetten von Bach, katalogisiert BWV 225-230.
Es ist der einzige Satz für vier Stimmen. Es ist auch ungewöhnlich, dass eine leichte Instrumentalbegleitung angegeben wird.
Einige Wissenschaftler haben Zweifel an der Zuschreibung an Bach.
Ausführende:
J.S. Bach, Motette BWV 230 „Lobet den Herrn, alle Heiden“| solistenensemble stimmkunst | Stiftsbarock Stuttgart (Konzertmeisterin: Christine Busch) | Leitung: Kay Johannsen
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Ich wünsche allen Besuchern einen schönen Sonntag!
Bewerber als neuer Thomskantor „Markus Teutschbein“ in der Motette am 14.11.2015
Markus Teutschbeinist der erste von vier Kandidaten für die Nachfolge im Thomaskantorat, die zu einer Probewoche mit dem Thomanerchor nach Leipzig eingeladen wurden. Seit Montag bereitet er die Auftritte des Thomanerchores in den Motetten und im Gottesdienst am Wochenende in zahlreichen Proben mit den Thomanern musikalisch vor.
Es wäre wie eine Heimkehr“, würde er Thomaskantor, hatte Markus Teutschbein am Donnerstag noch zu Protokoll gegeben. Und damit meinte der Musiker gewiss nicht nur seine biografischen Wurzeln (er wurde 1971 in Schkeuditz geboren und in der Thomaskirche getauft, sein Vater war Thomaner), sondern auch und vor allem die ästhetischen. Denn der Auftritt in der Motette in der Thomaskirche zeigte am gestrigen Freitagabend ziemlich überzeugend, dass der amtierende Leiter des Baseler Knabenkantorei weiß, wofür die Thomaner stehen….
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Am Sonntag, 22.11.2015begehen wir den 25. Sonntag nach Trinitatis“ – „Totensonntag“
Der Letzte Sonntag im Kirchenjahr kann in zweifacher Weise begangen werden: als Ewigkeitssonntag oder als Gedenktag der Entschlafenen (Totensonntag). Eine Kombination beider ist nicht abwegig. Hier wird noch getrennt, weil dies auch vom neuenEvangelischen Gottesdienstbuch so vorgesehen wird.
Als Ewigkeitssonntag schauen die Perikopen dieses Tages in die Zukunft, die jenseits unserer Vorstellungen liegt. Dabei ist wichtig, diese wunderbare Zukunft nicht als rein geistige Realität zu erfahren und zu vermitteln. Denn durch Jesus Christus ist Ewigkeit in unser Leben hineingedrungen und kann so auch in unserer Realität schon greifbar werden.
Am letzten Sonntag des Kirchenjahres hören wir vom himmlischen Jerusalem, der ewigen Stadt, die uns als Wohnstatt verheißen ist. Das Warten scheint uns lang zu werden, aber vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag, und um seiner Schöpfung willen schenkt er Raum zur Buße. So freuen wir uns auf die verheißene Stadt und warten geduldig in dem Wissen, dass der Tag des Herrn unvermittelt anbrechen wird.
Wochenspruch:
„Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen“. (Lk 12, 35)
Johann Christian Bach (* 5. September 1735 in Leipzig; † 1. Januar 1782 in London), der Mailänder oder Londoner Bach, war ein Komponist derFrühklassik aus der Familie Bach. Er hatte großen Einfluss auf den Stil des jungen Mozart.
Johann Christian Bach war der jüngste Sohn Johann Sebastian Bachs und das elfte von dreizehn Kindern aus dessen zweiter Ehe mit Anna Magdalena, geb. Wilcke. Seine ersten musikalischen Unterweisungen geschahen wohl durch seinen Vater, obwohl vermutlich auch Johann Elias Bach daran beteiligt gewesen sein könnte, der von 1738 bis1743 im Bachschen Haushalt lebte und als Sekretär tätig war. Johann Christian war offensichtlich ein Lieblingssohn seines Vaters und erbte nach dessen Tod Ende Juli 1750 am 11. November 1750 drei Pedalklaviere im geschätzten Wert von je 50 Talern, Wäsche und 38 Taler Bargeld.
1750 ging er nach Berlin zu seinem Halbbruder Carl Philipp Emanuel Bach, der dort als Kammercembalist König Friedrichs II. tätig war. Carl Philipp Emanuel bildete seinen Bruder zu einem vorzüglichen Pianisten aus, der mehrfach mit Beifall in Berlin konzertierte. Starke musikalische Eindrücke empfing Johann Christian auch von den Aufführungen der Berliner Königlichen Oper, die damals unter dem Hofkapellmeister Carl Heinrich Graun ihre Glanzzeit erlebte.
1754 reiste Bach nach Italien und trat in Mailand in die Dienste des Grafen Agostino Litta. Wie die Verbindung zwischen ihm und dem Grafen zustande gekommen war, lässt sich nicht mehr genau rekonstruieren; möglicherweise spielten Kontakte der Berliner Hofmusiker dabei eine Rolle. Litta finanzierte seinem Schützling ein Kontrapunktstudium bei Padre Giovanni Battista Martini in Bologna. Bis 1760 komponierte Bach neben Instrumentalwerken für das Privatorchester seines gräflichen Gönners vor allem Kirchenmusik. Eine Messe, ein Dies irae(beide um 1757/58), ein doppelchöriges Magnificat (1758) und ein Te Deum (1759) fanden besonderen Beifall.
1760 wurde Bach zweiter Organist am Mailänder Dom, nachdem er zuvor zum Katholizismus konvertiert war. Als Protestant hätte er dieses Amt nicht antreten können. Carl Philipp Emanuel nahm seinem Bruder diesen Bruch mit der Familientradition sehr übel und soll sich danach nur noch abfällig über ihn geäußert haben.
Der Erfolg dieser Werke machte Bach auch im Ausland bekannt. In London wurde die britische Königin Sophie Charlotte (geborene Prinzessin zu Mecklenburg-Strelitz) auf ihn aufmerksam und engagierte ihn als ihren persönlichen Musiklehrer. Im Mai 1762 ließ sich Bach vom Mailänder Domkapitel für ein Jahr beurlauben, und obwohl die Stelle für ihn offengehalten wurde, kehrte er nie zurück. Er traf im Sommer 1762 in London ein und begann 1763 mit den sechs Klavierkonzerten op. 1 die Reihe seiner im Druck erschienenen Werke. Der Finalsatz des letzten Konzertes besteht aus Variationen über God save the King, eine Hommage an die Königsfamilie.
In London konnte Bach auch die Reihe seiner insgesamt 12 Opern fortsetzen, hatte hiermit aber nur wechselnde Erfolge. 1763 war er gleich mit zwei Novitäten am King’s Theatre vertreten: Orione (19. Februar) und Zanaida (7. Mai). Nachdem er 1764 wegen Intrigen am Theater pausieren musste, erntete seine nächste Oper Adriano in Siria bei der Premiere am 26. Januar 1765 einen Misserfolg. Mehr Anklang fand Carattaco nach zweijähriger Opernpause am 24. Februar 1767. Daneben lieferte Bach Beiträge zu Pasticcio-Opern, wie sie damals auch in London beliebt waren. Für die britische Erstaufführung von Christoph Willibald Glucks Orfeo ed Euridice am 7. April 1770 steuerten Bach und Pietro Alessandro Guglielmi eine Reihe von Einlagearien bei. Am 22. März 1770 brachte Bach ebenfalls am King’s Theatre sein Oratorium Gioas Re di Giuda heraus, hatte es aber schwer, sich damit neben den Oratorien von Händel zu behaupten, der in Großbritannien bereits als „Klassiker“ verehrt wurde. Als Bach in der Pause der Aufführung ein Orgelkonzert spielte, wie auch Händel dies seinerzeit getan hatte, wurde er vom Publikum ausgezischt. Einem Zeitungsbericht zufolge wurde seine Spielweise als „der Orgel nicht gemäß“ empfunden…..
Video:
Johann Christian Bach (1735-1782)
“Missa da Requiem”
“Die Akademie für Alte Musik und der RIAS-Kammerchor unter Hans-Christoph Rademann agieren mit phänomenaler Klangschönheit, Geschmeidigkeit und Eleganz, was selbst ein Requiem zur Freude macht. Ähnlich stark ist der Auftritt des Solistenquartetts, angeführt von Lenneke Ruiten (Sopran) und Ruth Sandhoff (Alt). Eine Werkveredelung erster Güte.”
.Kantaten-Beschreibung für den 25. Sonntag nach Trinitatis
Winchester Cathedral, am 26. November 2000
Aufführungsort: Erlöserkirche Potsdam am 29.10.2000
Kantaten-Beschreibung:
Kantate: BWV 90 “Es reißet euch ein schrecklich Ende“
Da Ostern in diesem Jahr (2000) spät lag, wurden uns die Sonntage nach Trinitatis knapp, an denen wir Bachs Musik für den Rest des Kirchenjahres unterbringen konnten, und wir mussten sie entsprechend aufteilen.
Die wunderbar theatralische und knappe Kantate in d-moll
BWV 90“Es reißet euch ein schrecklich Ende”
für den fünfundzwanzigsten Sonntag nach Trinitatis bestimmt, lieferte einen starken Kontrast zu der Folge von drei Kantaten, die alle g-moll verwendeten und für den neunzehnten Sonntag nach Trinitatis komponiert waren. Ihr Thema, eschatologisch ausgerichtet, ist die Polarität zwischen dem ‚schrecklich’ Ende’, das alle Sünder beim Jüngsten Gericht erwartet und in den Tenor- und Bass-Arien anschaulich dargestellt wird, und dem wohltuenden Schutz, den Gott seinen Auserwählten gewährt und der in dem abschließenden Rezitativ und Choral geschildert wird.
Die Kantate beginnt mit Gift und Galle, der Tenor/Prediger prophezeit dem ‚sündlichen Verächter’ sein Schicksal, in einer wutvoll rasenden Arie, die mit ihren Tiraden (Feuerwerke von vierzehn aufeinander folgenden Zweiunddreißigsteln), beschnittenen Phrasenenden, weiten Sprüngen durch den Tonraum und spannungsvollen Pausen mitten im Wort (‚schreck… lich’) ebenso brillant und dramatisch ist wie alles bei Händel. Bach scheint in der Tat seine gesamte Generation italienischer Opernkomponisten ins Visier zu nehmen und sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Die unermüdliche Energie seines melodischen Erfindungsreichtums und rhythmischen Schwungs ist immer darauf ausgerichtet, den Text getreu umzusetzen, und das ist ihm hier auf ebenso unnachahmliche wie erregende Weise gelungen. In dieser Hinsicht ist nur Rameau, zwei oder mehr Jahrzehnte später, ein ernsthafte Konkurrent zu Bach. Die zweite (Bass-) Arie für Trompete in B und Streicher ist in gewisser Hinsicht sogar noch eindrucksvoller, ein gruseliges Portrait des ‚rächenden Richters’, der ‚im Eifer den Leuchter des Wortes auslöschet’. In militärischer Manier schreitet der gebieterische daktylische Rhythmus voran, der in dem Augenblick besonders bedrohlich wird, wenn die Trompete im Widerstreit mit dem Arpeggio der Violinen in A-dur auf ihren tiefen Ds verharrt.
Benommen von der Intensität dieser beiden Bilder kann man leicht übersehen, auf welch gelungene und intelligente Weise der Text der zwei Rezitative vertont ist – nötigenfalls ein Beweis dafür, dass Bach seit Monteverdi der beste Komponist von Seccorezitativen war – und welch eine erstaunliche Schönheit der abschließende Choral aufweist, eine Fassung des Vaterunsers in Versform. Er wirkt wie das Dankgebet einer Gemeinde, die mit einer riesigen Naturkatastrophe – einem Orkan oder Erdbeben – gestraft worden war, und selbst nach mehrmaligem Hören merkte ich, dass mich bei der Erwähnung des ‚sel’gen Stündeleins’, wenn die Gläubigen in Gottes Gegenwart geführt werden, das plötzliche Schlingern in die erniedrigte Tonika immer noch aufschrecken ließ.
Christian Tetzlaff, Martin Stadtfeld und das Klenke-Quartettwerden das Programm mitaußergewöhnlichen Kammermusikbeiträgen bereichern. Unter dem Motto »nichts als Meisterstücke« erklingen,besonders am »Kantatentag«, zahlreiche Kantaten aus Bachs erstem Leipziger Kantatenjahrgang in chronologischer Abfolge.
Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2016 beginnt am 15. Oktober 2015.
Violinist Rachel Podger plays Johann Sebastian Bach’s Allemande from the d minor Partita (BWV 1004) and reflects on the music of Johann Sebastian Bach and on the Bachfest Leipzig.
Recorded on 18 June 2015 in the ‚Sommersaal‘ at the Bach Museum Leipzig.
Die Geigerin Rachel Podger spielt Johann Sebastian Bachs Allemande aus der Partita in d-moll (BWV 1004) und spricht über ihre Erfahrungen mit der Musik Johann Sebastian Bachs und über das Bachfest Leipzig.
Aufgenommen am 18. Juni 2015 im Sommersaal des Bach-Museums Leipzig.
J. S. Bach Orgel – BWV 665 „Jesus Christus, unser Heiland“
Die Achtzehn Choräle von verschiedener Art, auch Leipziger Choräle stellte Johann Sebastian Bach in seinen letzten Lebensjahren zusammen mit der Absicht, sie zu drucken. Diese Sammlung enthält Choralbearbeitungen für Orgel mit zwei Manualen und Pedal.
Bach wählte Sätze aus ganz verschiedenen Lebensperioden aus – die meisten dürften bereits in Weimar entstanden sein. In vielen Fällen gibt es mehrere ältere Lesarten, beispielsweise sind die beiden letzten Sätze auch im Orgelbüchlein enthalten; nicht immer weichen diese Frühformen so weit von der Endfassung ab, dass sie eigene BWV-Nummern erhielten.
Wie immer schrieb Bach nicht nur ab, sondern nutzte die Gelegenheit zu zahllosen Detailverbesserungen. Das Manuskript beginnt in fester, sicherer Schrift, die aber – wohl wegen Bachs Augenleiden – zunehmend unsicher und zittrig wird. Die letzten drei Sätze wurden von Bachs Schwiegersohn Johann Christoph Altnikol geschrieben; laut der Vorrede der Kunst der Fuge nach Diktat.
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J. S. Bach Orgel – BWV 665 „Jesus Christus, unser Heiland“
J. S. Bach Kantate BWV 144 “Nimm, was dein ist, und gehe hin”
ist eine Kirchen-Kantate von Johann Sebastian Bach. Er komponierte sie in Leipzig für den Sonntag Septuagesimae und führte sie erstmals am 6. Februar 1724 auf.
an jährlich vier Bach-Wochenenden (Donnerstag, Freitag & Sonntag) und in ergänzenden Sonderkonzerten das gesamte Vokalwerk von Johann Sebastian Bach auf. Die geistlichen Kantaten erklingen dabei im Zusammenhang mit ihrer ursprünglichen Bestimmung im Kirchenjahr.
Auf der Webseite zum Projekt finden Sie alle Informationen rund um Termine, Karten, Künstler:
Professionelle Qualität in Bild und Ton: Jede Woche kommt ein Chorsatz, eine Arie oder ein Choral hinzu! So können Sie mit Bach:vokal verbunden bleiben, auch wenn gerade kein Konzert ansteht.
Unter dem nachstehenden Link sind veröffentlichte Videos auf YouTube einsehbar..!!
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J. S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 17.11.2013 begehen wir den vorletzten Sonntag im Kirchenjahr !
Der Vorletzte Sonntag im Kirchenjahr befasst sich mit dem Weltgericht, wie es vielfach im Neuen Testament angekündigt. Viele Menschen unterliegen der Gefahr, das Kommen des Weltgerichtes in den Zeichen dieser Zeit zu sehen: in Verwüstungen, Naturkatastrophen, Kriegen usw. Dabei machen sie sich zu Beobachtern, obgleich sie doch selbst Betroffene sein müssten. Unser Glaube lehrt uns, dass Gott barmherzig und gnädig ist und dem vergibt, der sich ihm in Vertrauen zuwendet. Somit ist es wohl angebracht, das Weltgericht als ein positives Geschehen zu erwarten und nicht als etwas, das Zerstörung und damit Leid bringt.
Am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres hören wir die Erzählung vom Weltgericht und werden daran erinnert, dass auch wir nicht dem Gericht ausweichen können. Aber wir wissen, dass wir hindurchkommen durch die Liebe Gottes, die er uns in seinem Sohn Jesus Christus bewiesen hat. Diese Liebe wollen wir auch in unserem Leben weitergeben.
Wochenspruch:
Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. (2. Kor 5, 10a)
Wochenlied:
“Es ist gewisslich an der Zeit“ (EG 149)
YouTube – Musikvideo zum Wochenlied
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Bach-Kantaten für den 25. Sonntag nach ”Trinitatis“ (Vorletzter Sonntag im Kirchenjahr)
Johann Christian Bach (* 5. September 1735 in Leipzig; † 1. Januar 1782 in London), der Mailänder oder Londoner Bach, war ein Komponist derFrühklassik aus der Familie Bach. Er hatte großen Einfluss auf den Stil des jungen Mozart.
Johann Christian Bach war der jüngste Sohn Johann Sebastian Bachs und das elfte von dreizehn Kindern aus dessen zweiter Ehe mit Anna Magdalena, geb. Wilcke. Seine ersten musikalischen Unterweisungen geschahen wohl durch seinen Vater, obwohl vermutlich auch Johann Elias Bach daran beteiligt gewesen sein könnte, der von 1738 bis1743 im Bachschen Haushalt lebte und als Sekretär tätig war. Johann Christian war offensichtlich ein Lieblingssohn seines Vaters und erbte nach dessen Tod Ende Juli 1750 am 11. November 1750 drei Pedalklaviere im geschätzten Wert von je 50 Talern, Wäsche und 38 Taler Bargeld.
1750 ging er nach Berlin zu seinem Halbbruder Carl Philipp Emanuel Bach, der dort als Kammercembalist König Friedrichs II. tätig war. Carl Philipp Emanuel bildete seinen Bruder zu einem vorzüglichen Pianisten aus, der mehrfach mit Beifall in Berlin konzertierte. Starke musikalische Eindrücke empfing Johann Christian auch von den Aufführungen der Berliner Königlichen Oper, die damals unter dem Hofkapellmeister Carl Heinrich Graun ihre Glanzzeit erlebte.
1754 reiste Bach nach Italien und trat in Mailand in die Dienste des Grafen Agostino Litta. Wie die Verbindung zwischen ihm und dem Grafen zustande gekommen war, lässt sich nicht mehr genau rekonstruieren; möglicherweise spielten Kontakte der Berliner Hofmusiker dabei eine Rolle. Litta finanzierte seinem Schützling ein Kontrapunktstudium bei Padre Giovanni Battista Martini in Bologna. Bis 1760 komponierte Bach neben Instrumentalwerken für das Privatorchester seines gräflichen Gönners vor allem Kirchenmusik. Eine Messe, ein Dies irae(beide um 1757/58), ein doppelchöriges Magnificat (1758) und ein Te Deum (1759) fanden besonderen Beifall.
1760 wurde Bach zweiter Organist am Mailänder Dom, nachdem er zuvor zum Katholizismus konvertiert war. Als Protestant hätte er dieses Amt nicht antreten können. Carl Philipp Emanuel nahm seinem Bruder diesen Bruch mit der Familientradition sehr übel und soll sich danach nur noch abfällig über ihn geäußert haben.
Der Erfolg dieser Werke machte Bach auch im Ausland bekannt. In London wurde die britische Königin Sophie Charlotte (geborene Prinzessin zu Mecklenburg-Strelitz) auf ihn aufmerksam und engagierte ihn als ihren persönlichen Musiklehrer. Im Mai 1762 ließ sich Bach vom Mailänder Domkapitel für ein Jahr beurlauben, und obwohl die Stelle für ihn offengehalten wurde, kehrte er nie zurück. Er traf im Sommer 1762 in London ein und begann 1763 mit den sechs Klavierkonzerten op. 1 die Reihe seiner im Druck erschienenen Werke. Der Finalsatz des letzten Konzertes besteht aus Variationen über God save the King, eine Hommage an die Königsfamilie.
In London konnte Bach auch die Reihe seiner insgesamt 12 Opern fortsetzen, hatte hiermit aber nur wechselnde Erfolge. 1763 war er gleich mit zwei Novitäten am King’s Theatre vertreten: Orione (19. Februar) und Zanaida (7. Mai). Nachdem er 1764 wegen Intrigen am Theater pausieren musste, erntete seine nächste Oper Adriano in Siria bei der Premiere am 26. Januar 1765 einen Misserfolg. Mehr Anklang fand Carattaco nach zweijähriger Opernpause am 24. Februar 1767. Daneben lieferte Bach Beiträge zu Pasticcio-Opern, wie sie damals auch in London beliebt waren. Für die britische Erstaufführung von Christoph Willibald Glucks Orfeo ed Euridice am 7. April 1770 steuerten Bach und Pietro Alessandro Guglielmi eine Reihe von Einlagearien bei. Am 22. März 1770 brachte Bach ebenfalls am King’s Theatre sein Oratorium Gioas Re di Giuda heraus, hatte es aber schwer, sich damit neben den Oratorien von Händel zu behaupten, der in Großbritannien bereits als „Klassiker“ verehrt wurde. Als Bach in der Pause der Aufführung ein Orgelkonzert spielte, wie auch Händel dies seinerzeit getan hatte, wurde er vom Publikum ausgezischt. Einem Zeitungsbericht zufolge wurde seine Spielweise als „der Orgel nicht gemäß“ empfunden…..
Video:
Johann Christian Bach (1735-1782)
„Missa da Requiem“
„Die Akademie für Alte Musik und der RIAS-Kammerchor unter Hans-Christoph Rademann agieren mit phänomenaler Klangschönheit, Geschmeidigkeit und Eleganz, was selbst ein Requiem zur Freude macht. Ähnlich stark ist der Auftritt des Solistenquartetts, angeführt von Lenneke Ruiten (Sopran) und Ruth Sandhoff (Alt). Eine Werkveredelung erster Güte.“
.Kantaten-Beschreibung für den 25. Sonntag nach Trinitatis
Winchester Cathedral, am 26. November 2000
Aufführungsort: Erlöserkirche Potsdam am 29.10.2000
Kantaten-Beschreibung:
Kantate: BWV 90“Es reißet euch ein schrecklich Ende“
Da Ostern in diesem Jahr (2000) spät lag, wurden uns die Sonntage nach Trinitatis knapp, an denen wir Bachs Musik für den Rest des Kirchenjahres unterbringen konnten, und wir mussten sie entsprechend aufteilen.
Die wunderbar theatralische und knappe Kantate in d-moll
BWV 90“Es reißet euch ein schrecklich Ende”
für den fünfundzwanzigsten Sonntag nach Trinitatis bestimmt, lieferte einen starken Kontrast zu der Folge von drei Kantaten, die alle g-moll verwendeten und für den neunzehnten Sonntag nach Trinitatis komponiert waren. Ihr Thema, eschatologisch ausgerichtet, ist die Polarität zwischen dem ‚schrecklich’ Ende’, das alle Sünder beim Jüngsten Gericht erwartet und in den Tenor- und Bass-Arien anschaulich dargestellt wird, und dem wohltuenden Schutz, den Gott seinen Auserwählten gewährt und der in dem abschließenden Rezitativ und Choral geschildert wird.
Die Kantate beginnt mit Gift und Galle, der Tenor/Prediger prophezeit dem ‚sündlichen Verächter’ sein Schicksal, in einer wutvoll rasenden Arie, die mit ihren Tiraden (Feuerwerke von vierzehn aufeinander folgenden Zweiunddreißigsteln), beschnittenen Phrasenenden, weiten Sprüngen durch den Tonraum und spannungsvollen Pausen mitten im Wort (‚schreck… lich’) ebenso brillant und dramatisch ist wie alles bei Händel. Bach scheint in der Tat seine gesamte Generation italienischer Opernkomponisten ins Visier zu nehmen und sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Die unermüdliche Energie seines melodischen Erfindungsreichtums und rhythmischen Schwungs ist immer darauf ausgerichtet, den Text getreu umzusetzen, und das ist ihm hier auf ebenso unnachahmliche wie erregende Weise gelungen. In dieser Hinsicht ist nur Rameau, zwei oder mehr Jahrzehnte später, ein ernsthafte Konkurrent zu Bach. Die zweite (Bass-) Arie für Trompete in B und Streicher ist in gewisser Hinsicht sogar noch eindrucksvoller, ein gruseliges Portrait des ‚rächenden Richters’, der ‚im Eifer den Leuchter des Wortes auslöschet’. In militärischer Manier schreitet der gebieterische daktylische Rhythmus voran, der in dem Augenblick besonders bedrohlich wird, wenn die Trompete im Widerstreit mit dem Arpeggio der Violinen in A-dur auf ihren tiefen Ds verharrt.
Benommen von der Intensität dieser beiden Bilder kann man leicht übersehen, auf welch gelungene und intelligente Weise der Text der zwei Rezitative vertont ist – nötigenfalls ein Beweis dafür, dass Bach seit Monteverdi der beste Komponist von Seccorezitativen war – und welch eine erstaunliche Schönheit der abschließende Choral aufweist, eine Fassung des Vaterunsers in Versform. Er wirkt wie das Dankgebet einer Gemeinde, die mit einer riesigen Naturkatastrophe – einem Orkan oder Erdbeben – gestraft worden war, und selbst nach mehrmaligem Hören merkte ich, dass mich bei der Erwähnung des ‚sel’gen Stündeleins’, wenn die Gläubigen in Gottes Gegenwart geführt werden, das plötzliche Schlingern in die erniedrigte Tonika immer noch aufschrecken ließ.
Das Bachfest Leipzig 2014 findet vom 13. bis 22. Juni 2014 statt und steht unter dem Motto »die wahre Art« – eine Reminiszenz an das 1753 erschienene und bedeutendste Lehr- und Studienwerk »Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen« von Carl Philipp Emanuel Bach.
Das Werk des zweitältesten Bach-Sohnes bildet im Jahr seines 300. Geburtstages den inhaltlichen Schwerpunkt im Bachfest Leipzig. Seine Kompositionen erklingen im Kontext des Œuvres von Vater Johann Sebastian und seinem Taufpaten und Hamburger Amtsvorgänger Georg Philipp Telemann. Der Ticketverkauf für das Bachfest Leipzig 2014 startet am 15. Oktober 2013.
Die DVD enthält die Filmaufnahmen der kompletten Kantate, den Einführungsworkshop sowie die Reflexion des Referenten. Zudem beinhaltet die DVD das Filmportrait der J. S. Bach-Stiftung.
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 25.11.2012 begehen wir den 25. Sonntag nach Trinitatis“ (Ewigkeitssonntag)
Der Letzte Sonntag im Kirchenjahr kann in zweifacher Weise begangen werden: als Ewigkeitssonntag oder als Gedenktag der Entschlafenen (Totensonntag). Eine Kombination beider ist nicht abwegig. Hier wird noch getrennt, weil dies auch vom neuen Evangelischen Gottesdienstbuch so vorgesehen wird. Als Ewigkeitssonntag schauen die Perikopen dieses Tages in die Zukunft, die jenseits unserer Vorstellungen liegt. Dabei ist wichtig, diese wunderbare Zukunft nicht als rein geistige Realität zu erfahren und zu vermitteln. Denn durch Jesus Christus ist Ewigkeit in unser Leben hineingedrungen und kann so auch in unserer Realität schon greifbar werden.
Am letzten Sonntag des Kirchenjahres hören wir vom himmlischen Jerusalem, der ewigen Stadt, die uns als Wohnstatt verheißen ist. Das Warten scheint uns lang zu werden, aber vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag, und um seiner Schöpfung willen schenkt er Raum zur Buße. So freuen wir uns auf die verheißene Stadt und warten geduldig in dem Wissen, dass der Tag des Herrn unvermittelt anbrechen wird.
Wochenspruch:
Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen. (Lk 12, 35)
Wochenlied:
„Wachet auf, ruft uns die Stimme“ (EG 147)
YouTube – Musikvideo zum Wochenlied
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Bach-Kantaten für den 25. Sonntag nach ”Trinitatis“
Johann Christoph Friedrich Bachgeboren am 21. Juni 1732 in Leipzig, gestorben am: 26. Januar 1795 im Fürstentum Schaumburg-Lippe in “Bückeburg” – Niedersachsen. Sein Lebenslauf begann wie der seiner Brüder: Er erhielt eine Ausbildung an der Leipziger Thomasschule sowie musikalischen Unterricht durch seinen Vater.
Wilhelm Friedemann Bach, der älteste Sohn Johann Sebastian Bachs, hielt (nach der Aussage von Nikolaus Forkel) den Halbbruder für den „stärksten Spieler“ unter den vier Brüdern, der „seines Vaters Claviercompositionen am fertigsten vorgetragen“ habe. Mit siebzehn Jahren begann Friedrich ein Jurastudium an der Leipziger Universität, brach dieses aber bald darauf, noch vor dem Tod des Vaters, wieder ab und folgte um die Jahreswende 1749/50 als gerade Achtzehnjähriger dem Ruf, als „Hochgräflich Schaumburg-Lippischer Cammer-Musicus“ am Hof in Bückeburg in Dienste zu treten. Der aufgrund seines 45-jährigen Wirkens in der Stadt wurde Johann Christoph Friedrich Bach (auch der “Bückeburger Bach”) – genannt.
Am Bückeburger Hof waren derzeit die beiden Italiener Angelo Colonna als Konzertmeister und Giovanni Battista Serini als Kapellmeister und Komponist tätig. Bach lernte hier den Stil der italienischen Oper und Kantate kennen, da in den mindestens zweimal wöchentlich stattfindenden Concerten, die in der Regel spätnachmittags gegeben wurden, vor allem Vokalmusik aufgeführt wurde. Dazu unterhielt die Hofkapelle eine Sängerin, Lucia Elisabeth Münchhausen, Tochter des Hofmusikers Ludolf Andreas Münchhausen, die durch den Unterricht des Konzertmeisters Serini in die italienische Gesangskultur eingeführt wurde,
Bach wurde 1756 mit der Leitung der Hofkapelle betraut und bekam 1759 offiziell die Stelle des Hofkapellmeisters. Der einzige Versuch Johann Christoph Friedrichs, diese Anstellung gegen eine andere einzutauschen, war seine Bewerbung als Musikdirektor in Hamburg (1767). Da die Wahl jedoch auf seinen Bruder Carl Philipp Emanuel fiel, blieb er weiterhin in Bückeburg. Unter seiner Leitung wurde die Bückeburger Hofkapelle zu einer der besten an den fürstlichen Höfen Deutschlands. Er betreute die Kapelle bis zu seinem Tod am 26. Januar 1795. Hinsichtlich seines kompositorischen Schaffens steht Johann Christoph Friedrich Bach bis heute im Schatten seiner Brüder. Während seiner 45-jährigen Beschäftigung am Bückeburger Hof schrieb er jedoch eine beachtliche Anzahl von Oratorien, Kantaten und später etliche Sinfonien und Klavierkonzerte.
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Motette: „Wachet auf, ruft uns die Stimme!“
Eine dreiteilige Motette: “Wachet auf, ruft uns die Stimme” vom Bückeburger Bach ist erhalten geblieben und entstand im Jahr 1780 oder 1781 in Bückeburg. Es ist eine vierstimmige Motette und entwickelt sich aus dem aufsteigenden Dreiklang des “Wachet auf” eine kunstvoll-virtuos gearbeitete Introduktion. Den Hauptteil des Satzes bildet eine Choralbearbeitung nach dem Vorbild der alten thüringischen Cantus-firmus-Motette, mit der Liedmelodie im Sopran, bevor am Ende des Satzes die Introduktion in verkürzter Form noch einmal zurückkehrt. Beinahe unverändert übernimmt Johann Christoph Friedrich nun den Schlusschoral im 3.Satz aus der Kantate BWV 140 seines Vaters und führt die Schlußzeile “des sind wir froh…” in einem eigenen freien Fugato weiter, ohne jedoch die tonale Grundebene noch einmal zu verlassen.
Aufführungsort: Erlöserkirche Potsdam am 29.10.2000
Kantaten-Beschreibung:
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Kantate: BWV 90 “Es reißet euch ein schrecklich Ende“
Da Ostern in diesem Jahr (2000) spät lag, wurden uns die Sonntage nach Trinitatis knapp, an denen wir Bachs Musik für den Rest des Kirchenjahres unterbringen konnten, und wir mussten sie entsprechend aufteilen.
Die wunderbar theatralische und knappe Kantate in d-moll
BWV 90„Es reißet euch ein schrecklich Ende“
für den fünfundzwanzigsten Sonntag nach Trinitatis bestimmt, lieferte einen starken Kontrast zu der Folge von drei Kantaten, die alle g-moll verwendeten und für den neunzehnten Sonntag nach Trinitatis komponiert waren. Ihr Thema, eschatologisch ausgerichtet, ist die Polarität zwischen dem ‚schrecklich’ Ende’, das alle Sünder beim Jüngsten Gericht erwartet und in den Tenor- und Bass-Arien anschaulich dargestellt wird, und dem wohltuenden Schutz, den Gott seinen Auserwählten gewährt und der in dem abschließenden Rezitativ und Choral geschildert wird.
Die Kantate beginnt mit Gift und Galle, der Tenor/Prediger prophezeit dem ‚sündlichen Verächter’ sein Schicksal, in einer wutvoll rasenden Arie, die mit ihren Tiraden (Feuerwerke von vierzehn aufeinander folgenden Zweiunddreißigsteln), beschnittenen Phrasenenden, weiten Sprüngen durch den Tonraum und spannungsvollen Pausen mitten im Wort (‚schreck… lich’) ebenso brillant und dramatisch ist wie alles bei Händel. Bach scheint in der Tat seine gesamte Generation italienischer Opernkomponisten ins Visier zu nehmen und sie mit ihren eigenen Waffen zu schlagen. Die unermüdliche Energie seines melodischen Erfindungsreichtums und rhythmischen Schwungs ist immer darauf ausgerichtet, den Text getreu umzusetzen, und das ist ihm hier auf ebenso unnachahmliche wie erregende Weise gelungen. In dieser Hinsicht ist nur Rameau, zwei oder mehr Jahrzehnte später, ein ernsthafte Konkurrent zu Bach. Die zweite (Bass-) Arie für Trompete in B und Streicher ist in gewisser Hinsicht sogar noch eindrucksvoller, ein gruseliges Portrait des ‚rächenden Richters’, der ‚im Eifer den Leuchter des Wortes auslöschet’. In militärischer Manier schreitet der gebieterische daktylische Rhythmus voran, der in dem Augenblick besonders bedrohlich wird, wenn die Trompete im Widerstreit mit dem Arpeggio der Violinen in A-dur auf ihren tiefen Ds verharrt.
Benommen von der Intensität dieser beiden Bilder kann man leicht übersehen, auf welch gelungene und intelligente Weise der Text der zwei Rezitative vertont ist – nötigenfalls ein Beweis dafür, dass Bach seit Monteverdi der beste Komponist von Seccorezitativen war – und welch eine erstaunliche Schönheit der abschließende Choral aufweist, eine Fassung des Vaterunsers in Versform. Er wirkt wie das Dankgebet einer Gemeinde, die mit einer riesigen Naturkatastrophe – einem Orkan oder Erdbeben – gestraft worden war, und selbst nach mehrmaligem Hören merkte ich, dass mich bei der Erwähnung des ‚sel’gen Stündeleins’, wenn die Gläubigen in Gottes Gegenwart geführt werden, das plötzliche Schlingern in die erniedrigte Tonika immer noch aufschrecken ließ.
Erstmals wagt sich ein Veranstalter daran, die theologischen, dramaturgischen und kompositionstechnischen Verbindungslinien der großen oratorischen Kompositionen Bachs in eine unmittelbare Beziehung zu setzen:
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Weihnachts-Oratorium
Johannespassion
Oster- und Himmelfahrts-Oratorium
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fügen sich zu einem inhaltlich wie musikalisch bestimmten Großprojekt zusammen.
Rudolf Lutz Dirigent und Leiter der J.S. Bach-Stiftung St. Gallen
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J.S. Bach Cantata BWV 140 „Wachet auf ruft uns die Stimme“
Kantate BWV 140 „Wachet auf, ruft uns die Stimme“
Die DVD enthält die Filmaufnahmen der kompletten Kantate, den Einführungsworkshop sowie die Reflexion des Referenten. Zudem beinhaltet die DVD das Filmportrait der J. S. Bach-Stiftung.
„Wachet auf, ruft uns die Stimme“
Kantate BWV 140 zum 27. Sonntag nach Trinitatis für Sopran, Tenor und Bass, Vokalensemble, Corno, Oboe I+II, Taille, Fagott. Streicher und Continuo.
Die neue Woehl-Bach-Orgel in der Thomaskirche Leipzig geweiht in 200
Die Woehl–Bach-Orgel in der Thomaskirche in Leipig.
Die Scheibe-Orgel der zerstörten Pauliner- und Universitätskirche Leipzig wurde von J.S.Bach getestet und bekam das Gütesiegel des Thomaskantors. Auf ihr wurde optisch das Orgelprospekt fussend – die neue Woehl-Orgel der Thomaskirche nachgebaut. Eine Vorgabe für den Neubau war die von Bach bekannte Sterzing-Orgel aus der Georgenkirche in Eisenach, dass Bachs Toccaten, Präludien, Fugen, Choralvorspiele und Trios in möglichst authentischer Gestalt erklingen können und nach den Prinzipien des mitteldeutschen Orgelbaus im 18. Jahrhundert erbaut wird.
Historisches zur ehemaligen Sterzing-Orgel in der Georgen Kirche in Eisenach:
Auf Betreiben Johann Christoph Bachs kam es nach 1696 zu einem Neubau durch den aus Ohrdruf stammenden Orgelbauer Georg Christoph Sterzing. Das Ringen um den Bau und die Disposition dieser Orgel hat möglicherweise das Wissen des jungen Johann Sebastian Bach um das Wesen der Orgel sowie sein Klangideal wesentlich beeinflusst. Die 1707 fertiggestellte Sterzing-Orgel hatte 58 Stimmen.
Wie alle Leipziger-Orgeln der Bach-Zeit ist die neue Orgel im Chorton gestimmt. (465 Hz.) Als eine Besonderheit besitzt sie eine Kammerkoppel, die das ganze Werk um zwei Halbtöne nach unten transponiert.Die tiefe Kammertonstimmung (415 Hz) ermöglicht das Zusammenspiel mit barocken Streich- und Blasinstrumenten. Die Bauausführung der neuen Bachorgel lag in den Händen von der Orgelwerkstatt Gerald Woehl aus Marburg.
Zur adäquaten Wiedergabe Bach’scher Orgelwerke bedarf es in besonderer Weise der vielfältigen Einzelklangfarben, einer sensiblen, alles übermittelnden Spieltraktur und eines immer richtig reagierenden Orgelwindes. Erst durch das musikalische Ineinandergreifen dieser drei Bereiche kann Bach’sche Orgelmusik ihren vollendeten Ausdruck finden – die innige Zwiesprache zwischen der Seele und dem Geistigen. Das im Chorton gestimmte Instrument kann Bachs Orgelmusik in ihrer ganzen Monumentalität und Klangpracht erlebbar machen.
Die Bach-Orgel kann aber je nach Anforderung, zum Beispiel bei Aufführungen von Kantaten, vollständig mit ihrem ganzen Registerfundus von der Farbigkeit eines Kantatenorchesters einen ganzen Ton tiefer im Kammerton gespielt werden. Für die zukünftige Musik in der Thomaskirche werden so Möglichkeiten geschaffen, die einzigartig in der Welt sind.
(Textauszüge: Woehl-Orgelbau)
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Video von der neuen Woehl-Bach-Orgel in der Thomaskirche Leipzig
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 07.10.2012 begehen wir den 18. Sonntag nach Trinitatis“
Der 18. Sonntag nach Trinitatis ist bestimmt vom Evangelium über das „höchste Gebot“, das sowohl von der Gottesliebe als auch der Nächstenliebe redet. Dies gibt uns erneut Gelegenheit, über das Verhältnis der Christen zum jüdischen Volk nachzudenken, denn dieses höchste Gebot stammt in seiner zweifachen Ausrichtung vollständig aus der jüdischen Tradition. Allerdings haben die anderen Texte nicht immer das „höchste Gebot“ im Sinn, sondern reden auch von der Nachfolge im Allgemeinen. Der alttestamentliche Text ist die Perikope mit den „10 Geboten“ Am 18. Sonntag nach Trinitatis hören wir die Antwort Jesu auf die Frage, was das höchste Gebot sei, als das Gebot, nach dem wir unser Leben ausrichten sollen. Es ist nicht leicht, diesem Gebot in jeder Situation zu folgen, und wir erfahren oft, dass wir an Gott und unserem Nächsten schuldig werden. Um so wichtiger ist für uns, dass einer dieses Gebot vollständig erfüllt hat: Jesus Christus.
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Wochenspruch:
Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. (1. Joh 5, 4c)
Wochenlied:
„Herzlich lieb hab ich dich, o Herr“ (EG 397)
YouTube – Musikvideo zum Wochenlied
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Bach-Kantaten für den 18. Sonntag nach ”Trinitatis“
Wilhelm Friedemann Bach wechselte 1746-1770 nach Halle a.d. Saale zur Marktkirche Unserer Lieben Frauen. Sein Pflichtenkreis war umfangreicher als in Dresden: zu hohen Festtagen und Sonntagen mußten die drei Hauptkirchen (Liebfrauen-, St. Ulrich-, St. Moritzkirche), an kleineren Festtagen die Liebfrauenkirche mit Kantaten versehen werden. Ihm standen auch Stadtmusiker und ein Collegium Musicum zur Verfügung. Seine Stellung ähnelte derjenigen seines Vaters in Leipzig; auch den Titel „Director Musices“ führte er. Zu Pfingsten 1746 führte er seine erste Kantata „Wer mich liebet“ auf. Ca. 20 Kantanten sind aus dieser Zeit erhalten. Wilhelm Friedemann Bach hatte dort ausgezeichnete Schüler herangebildet. (Johann Samuel Petri, Friedrich Wilhelm Rust). 1764 gab er sein Amt in Halle auf. Seither lebte er ohne feste Anstellung und versuchte, durch Konzerte, Unterricht und Kompositionen seinen Lebensunterhalt zu verdienen. 1770 zog er nach Braunschweig, im Frühjahr 1774 nach Berlin wo er dort am 1. Juli 1784 verstarb.
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Video-Trailer W.F. Bach-Cantatas:
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Die DVD mit den Vokal-Werken von Wilhelm Friedemann Bach ist bei Amazon erschienen..!!
Viele seiner Werke galten lange als verschollen. Seit den 1990er-Jahren liegen zunehmend mehr Einspielungen vor. Der Harvard-Professor Christoph Wolff trug 1999 mit seiner Entdeckung umfangreicher bis dahin verschollener Bestände des Archivs der Singakademie Berlin in Kiew zu einer Erweiterung der Anzahl der bekannten Noten Bachs bei. Im Jubiläumsjahr 2010 veröffentlichte das Bach-Archiv Leipzig eine elfbändige Gesamtdokumentation mit Unterstützung des Packard Humanities Institute in Los Altos, Kalifornien. Im selben Jahr begann eine CD-Ausgabe der vollständigen Werke des Komponisten unter Verwendung des wiederentdeckten Materials aus dem Archiv.
CD –z w e i – Inhalte:Kantaten für den „18. Sonntag nach Trinitatis“
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BWV 96 – „Herr Christ, der ein’ge Gottessohn“
Gardiner Pilgrimage CD 159 Vol. 9 – CD 2
BWV 116 – „Du Friedefürst, Herr Jesu Christ“
Gardiner Pilgrimage CD 159 Vol. 9 – CD 2
BWV 169 – „Gott soll allein mein Herze haben“
Gardiner Pilgrimage CD 159 Vol. 9 – CD 2
BWV 668 – „Vor deinen Thron tret ich hiermit“
Gardiner Pilgrimage CD 159 Vol. 9 – CD 2
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.Kantaten für den 18. Sonntag nach Trinitatis
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Thomaskirche, Leipzig am 22. Oktober 2000
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Kantaten-Beschreibung: BWV 169 „Gott soll allein mein Herze haben“
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Dann folgte BWV 169„Gott soll allein mein Herze haben“,
die letzte und, meiner Meinung nach, in sich stimmigste und schönste Arie von Bachs Kantaten für Alt solo. Wie BWV 35, sechs Wochen zuvor aufgeführt, enthält sie Sätze aus einem früheren Instrumentalkonzert, das für obligate Orgel eingerichtet wurde. Hier sind es das Präludium und die zweite Arie (Nr. 5), die ihren Ursprung in dem verloren gegangenen Werk hatten, das möglicherweise für Oboe, Flöte oder Oboe d’amore bestimmt war und das Bach später zu dem bekannten Cembalokonzert E-dur, BWV 1053 umarbeitete. (Es kann auch als echtes Orgelkonzert, das Bach für die Einweihung der neuen Silbermannorgel 1725 in der Dresdener Sophienkirche geschrieben hatte und bei dieser Gelegenheit selbst spielte, wieder aufgetaucht sein.) Die umfangreiche Sinfonia, die das Werk einleitet und drei neue, teilweise unabhängige Stimmen für Oboen enthält, gibt der Kantate zusätzliches Gewicht. Der Satz für obligate Orgel ist hier sehr viel sicherer und überzeugender als zum Beispiel in Vergnügte Ruh BWV 170. Bach-Forscher haben sich bisher noch nicht mit der Frage befasst, ob Bach für die sechs Kantaten für Solostimme, die er im Vorfeld des Advents 1726 komponierte, die Libretti selbst unter dem Aspekt ausgesucht hat, ob sie sich für eine vokalsolistische Verarbeitung eignen, in welchem Maß er in ihren Aufbau eingegriffen haben könnte oder ob ihm die Texte von den Geistlichen vorgeschrieben wurden und ihm, da sie die Frömmigkeit des einzelnen Menschen behandeln, keine andere Wahl ließen, als sie als Solowerke zu verarbeiten.
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In seiner andächtigen Klarheit und äußeren Schlichtheit dürfte das erste vokale Arioso auch den im armseligsten Büßerhemd wandelnden Pietisten in Leipzig zugesagt haben. Es beginnt mit einem Motto im Basso continuo, das dann zur Altstimme weitergereicht wird und sich wie ein Rondomotiv verhält, indem es den unterschwelligen Bezug des anonymen Librettos auf das Sonntagsevangelium umrahmt, das Gottes Liebe zum Thema hat, und in freier Umkehrung am Anfang der ersten Arie (Nr. 3) erscheint, während das verzierte Orgelobligato im Menuettrhythmus fortfährt und vorwiegend diatonisch bleibt. Eine enge Zusammenarbeit Bachs mit seinem Librettisten bei der Formulierung dieses Mottos, so meint Dürr, sei die Voraussetzung gewesen, um eine übergreifende Einheit zu schaffen, die von einem einzelnen rhetorisch abgeleiteten Gedanken (propositio) herrührt, der einen implizierten Dialog zwischen dieser Figur – dem wiederholten Textabschnitt ‚Gott soll allein mein Herze haben’ – und ihrer Ausdeutung (confirmatio) erlaube, die sie im Rezitativ erfährt. Es ist ein hervorragendes Beispiel für Bachs Geschick, den Ermahnungen zeitgenössischer Musiktheoretiker nachzukommen – so Mauritius Vogt, der dafür plädierte, den ‚Text an sich zu reißen’ (1719), damit ein textbezogener musikalischer Ausdruck erreicht werden könne, der laut Johann David Heinichen (1711) das ‚wahre Ziel der Musik’ sei. Die sanfte Stimmung beharrlicher Frömmigkeit, die auf der Beachtung des doppelten Gebotes Christi basiert, steht in äußersten Gegensatz zu der Strenge und unvergesslichen Eindringlichkeit, mit der Bach diese Gebote drei Jahre früher in Du sollt Gott, deinen Herren, lieben BWV 77 verkündet hatte.
Außerordentlich eindrucksvoll ist auch, wie Bach dem bereits vorhandenen Siciliano für Streicher (Nr. 5), dem langsamen Satz seines früheren Konzertes für Oboe oder Orgel oder Cembalo, eine völlig neue Gesangslinie hinzufügt. Mit ihrem Thema des Abschieds vom weltlichen Leben, ihrem unregelmäßigen Satzrhythmus und Reimschema gibt sie David Schulenbergs Behauptung Gewicht, der Text müsse zur Verwendung in dem vorhandenen Contrafactum eigens geschrieben oder zumindest adaptiert worden sein. Sie ist ebenso kunstfertig gestaltet und mit jeder Note ebenso gelungen wie in seinem Cembalokonzert in Wir müssen durch viel Trübsal BWV 146, dessen Grundstock er um vier neue Gesangslinien erweitert hat. Dieser ausgedehnten Zurückweisung weltlicher Versuchungen zugunsten der Liebe Gottes folgt im Rezitativ (Nr. 6) eine kurze Erinnerung an das zweite Gebot (‚Doch meint es auch dabei mit eurem Nächsten treu’), das gewissermaßen als nachträgliche Betrachtung eingeschoben ist und als Präludium dient zu einem Gebet der Gemeinde, der dritten Strophe von Luthers Choral ‚Nun bitten wir den Heiligen Geist’ (1524).
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Zu Bachs Zeit bestimmte der lutherische Kirchenkalender mit den beiden großen Festen Ostern (beweglich) und Weihnachten (unbeweglich) über Anlage und Inhalt der Kantatensammlungen. Die Trinitatiszeit musste deutlich vier Wochen vor Weihnachten enden, so dass in einem Jahr wie 1724, als Ostern spät fiel, von den siebenundzwanzig möglichen Sonntagen nach Trinitatis vor Beginn des Tempus clausum, der ‚geschlossenen Zeit’ zwischen dem ersten Adventssonntag und Heiligabend, in der keine Kantaten oder Konzerte aufgeführt werden durften, nur fünfundzwanzig Sonntage übrig blieben.
Das bedeutete im Jahr 2000, dass wir die Kantaten, die von Bach für das Ende der Trinitatiszeit erhalten sind, irgendwo in unseren früheren Programmen unterbringen mussten.
So ergab sich bei unserem Konzert in Leipzig die Möglichkeit, die herrliche Choralkantate:
BWV 116 „Du Friedefürst, Herr Jesu Christ“
einzufügen, die am 26. November 1724 als letzte Kantate der Trinitatiszeit in Bachs zweitem Jahrgang aufgeführt worden war………………
(weitere Angaben dazu in Gardiners – Reisetagebuch)
..Link:>> Filme-Klangquartier<< – Wissenswertes vom Klangquartier Leipzig! –
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Bachfest Leipzig 2013 – „Vita Christi“
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vom 14.06.2013 – 23.06.2013
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Erstmals wagt sich ein Veranstalter daran, die theologischen, dramaturgischen und kompositionstechnischen Verbindungslinien der großen oratorischen Kompositionen Bachs in eine unmittelbare Beziehung zu setzen: Weihnachts-Oratorium, Johannespassion, Oster- und Himmelfahrts-Oratorium fügen sich zu einem inhaltlich wie musikalisch bestimmten Großprojekt zusammen.
Am Sonntag, 02.9.2012 sendete das Schweizer Fernsehen (SF1) die folgende Sendung:
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„Sternstunde Religion Mit Bach von Leipzig bis Trogen – Unterwegs mit Rudolf Lutz“
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Eine Reportage von Judith Hardegger und Christian Walther
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Rudolf Lutz Dirigent und Leiter der J.S. Bach-Stiftung St. Gallen
Wenn Rudolf Lutz Bach spielt, Bach dirigiert oder Bach erklärt, ist er in seinem Element. Der Schweizer Organist, Cembalist, Dirigent und Komponist ist der künstlerische Leiter der J.S. Bach-Stiftung St. Gallen und damit die Schlüsselfigur eines gigantischen Musikprojekts. Im appenzellischen Trogen bringt er seit fünf Jahren jeden Monat mit hochkarätigen jungen Musikern eine Bachkantate zur Aufführung.
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Die geplante Gesamtaufführung des Vokalwerks von Johann Sebastian Bach wird noch weitere 20 Jahre in Anspruch nehmen. Was macht für Rudolf Lutz die Faszination von Bachs Musik aus? Wie vermittelt er sie? Und was verbindet ihn mit Bach als Person? Judith Hardegger und Christian Walther blicken in ihrem Filmbeitrag hinter die Kulissen und begleitet den Barockspezialisten und Ausnahmekünstler an verschiedene Orte seiner Tätigkeit: zu den Proben und Kantatenaufführung in Trogen, an die Hochschule für Alte Musik Basel, wo er Improvisation unterrichtet, und dorthin, wo J.S. Bach lange Zeit gewirkt hat: in die Leipziger Thomaskirche.
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Diese Sendung ist in der Mediathek von SF1 (Schweiz) im Internet weiterhin unbegrenzt aufrufbar.
800 Jahre Thomanerchor – Singen für Gott und die Welt.
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Die Thomaner !
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„Einmal Thomaner, immer Thomaner“, sagen die Mitglieder des Chores, ganz gleich, ob sie es gerade sind oder einmal waren. Bis sie 18 sind, leben sie für die Musik: Proben, Singen in Kirchen und Konzertsälen, Reisen in die ganze Welt.
Dazu kommen Medienauftritte und CD-Aufnahmen. Dabei sind sie aber auch „ganz normale“ Schüler, Kinder, Jugendliche. Sie spielen Fußball, tummeln sich bei Facebook, verlieben sich. Sie leben im Internat, das bei ihnen „Alumnat“ heißt, so wie es schon die Thomaner vor 800 Jahren taten, als die Thomasschule als erste öffentliche Schule Deutschlands gegründet wurde. Leben, lernen und singen, das war und ist das Konzept, bis heute. Mit Johann Sebastian Bach ist der Thomanerchor nachhaltig in die Geschichte eingegangen. Noch immer singen die Thomaner jeden Freitag, Samstag und Sonntag Motetten und Kantaten. Viele davon stammen aus der Feder des einstigen Thomaskantors Bach.
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„Er ist mein persönlicher Lieblingskomponist, um das gleich klarzustellen“, sagt der zwölfjährige Paul Vogel. Er ist einer der drei Jungen, die im Mittelpunkt des Films zum Jubiläum des Chores stehen. Mit ihnen wird der Alltag der Thomaner erlebbar: ihr Leben im sogenannten „Kasten“, der eine Welt für sich ist und nun umgebaut wird, damit er den Bedürfnissen im Heute entspricht; die Probenarbeit mit Thomaskantor Georg Christoph Biller, dem der große Name seines Vorgängers Bach nicht immer nur Ansporn und Freude war; gemeinsame Mahlzeiten, Unterricht. Der Film blickt hinter die Kulissen des Thomanerchors und zeigt, dass die Jungs nicht nur die braven „Engelsgesichter“ in Matrosenanzug und mit Krawatte, sondern auch laut, frech und fröhlich sind, dass sie gläubig sind oder auch nicht und wie alle Jugendlichen ihren persönlichen Weg suchen.
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Der Film ist eine Entdeckungsreise in Vergangenheit, Gegenwart und in eine mögliche Zukunft des Chores, der sich den Veränderungen der Zeit anpassen muss, dabei aber seine 800-jährige Tradition und die hohe Qualität des Musizierens bewahren will.
stelle ich für jeden Sonntag im Kirchenjahr den Besuchern von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Gezielt möchte ich auf Gardiners Konzert vom 22. Oktober 2000 in der Thomaskirche Leipzig hinweisen, die er so eindrücklich und emotional in seinem Reisetagebuch von der Bach-Cantata-Pilgrimage 2000 – für die Bach-Kirche beschrieben hat. Einen Auszug davon gibt es in diesem Beitrag als Kantaten-Beschreibung für das BWV 116 und BWV 668..!!
Am 23.10.2011 begehen wir den 18. Sonntag nach „Trinitatis“
Der 18. Sonntag nach Trinitatis ist bestimmt vom Evangelium über das „höchste Gebot“, das sowohl von der Gottesliebe als auch der Nächstenliebe redet. Dies gibt uns erneut Gelegenheit, über das Verhältnis der Christen zum jüdischen Volk nachzudenken, denn dieses höchste Gebot stammt in seiner zweifachen Ausrichtung vollständig aus der jüdischen Tradition. Allerdings haben die anderen Texte nicht immer das „höchste Gebot“ im Sinn, sondern reden auch von der Nachfolge im Allgemeinen. Der alttestamentliche Text ist die Perikope mit den „10 Geboten“. Am 18. Sonntag nach Trinitatis hören wir die Antwort Jesu auf die Frage, was das höchste Gebot sei, als das Gebot, nach dem wir unser Leben ausrichten sollen. Es ist nicht leicht, diesem Gebot in jeder Situation zu folgen, und wir erfahren oft, dass wir an Gott und unserem Nächsten schuldig werden. Um so wichtiger ist für uns, dass einer dieses Gebot vollständig erfüllt hat: Jesus Christus.
BWV 96 „Herr Christ, der einge Gottessohn“ Kantate am 18. Sonntag nach Trinitatis
für Soli, Chor, Bläser, Streicher und Basso continuo;
Katharine Fuge, Sopran; Nathalie Stutzmann, Alt; Christoph Genz, Tenor;
Gotthold Schwarz, Bass; Monteverdi Choir; English Baroque Soloists,
Leitung: John Eliot Gardiner
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/YouTube: BWV 116 –
„Du Friedefürst, Herr Jesu Christ“ – (Interpret: Harnoncourt)
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Kantaten-Beschreibung zum BWV 116
Kantaten für den 18. Sonntag nach Trinitatis –
Aufführungsort: Thomaskirche Leipzig am 22.10.2000
Zu Bachs Zeit bestimmte der lutherische Kirchenkalender mit den beiden großen Festen Ostern (beweglich) und Weihnachten (unbeweglich) über Anlage und Inhalt der Kantatensammlungen. Die Trinitatiszeit musste deutlich vier Wochen vor Weihnachten enden, so dass in einem Jahr wie 1724, als Ostern spät fiel, von den siebenundzwanzig möglichen Sonntagen nach Trinitatis vor Beginn des Tempus clausum, der ‚geschlossenen Zeit’ zwischen dem ersten Adventssonntag und Heiligabend, in der keine Kantaten oder Konzerte aufgeführt werden durften, nur fünfundzwanzig Sonntage übrig blieben.
Das bedeutete 2000, dass wir die Kantaten, die von Bach für das Ende der Trinitatiszeit erhalten sind, irgendwo in unseren früheren Programmen unterbringen mussten. So ergab sich bei unserem Konzert in Leipzig die Möglichkeit, die herrliche Choralkantate BWV 116„Du Friedefürst, Herr Jesu Christ“ einzufügen, die am 26. November 1724 als letzte Kantate der Trinitatiszeit in Bachs zweitem Jahrgang aufgeführt worden war. Themen der lutherischen Theologie sind an diesem Ende des liturgischen Jahres häufig das Jüngste Gericht, die Wiederkunft des Herrn oder der im Evangelium verkündete ‚Greuel der Verwüstung‘. Obwohl sich der Text des siebenstrophigen Chorals von Jakob Ebert (1601), der für die beiden Ecksätze wörtlich übernommen, in den Innensätzen jedoch paraphrasiert wurde, auf die Übertretung der Gebote durch die Menschen konzentriert und ‚ein erschreckt geplagtes Land’ benennt, ist im Kopfsatz von Jesus als ‚Friedefürst’ die Rede, der im Leben und im Tod ‚ein starker Nothelfer’ sei.
Das steht im Einklang mit der liturgischen Zweckbestimmung, die in Gesangbüchern dieser Zeit über der Melodie erscheint: ‚in allgemeiner Not’, oder um speziell ‚zur Zeit des Krieges um Frieden zu bitten’). Das Orchesterritornell für Streicher mit zwei Oboen d’amore wirkt dabei wie ein umgearbeiteter Konzertsatz in A-dur: merkwürdig positiv, sicher und lebendig, ein Eindruck, den die gegen unabhängiges instrumentales Material gesetzten Blockharmonien der ersten Choralzeilen bestätigen. Erst in der vorletzten Zeile des Abgesangs (dem B-Teil der Barform A-A-B) erfolgt ein Hinweis auf das Jüngste Gericht in der Weise, wie die drei tiefen Stimmen auf den Cantus firmus (Sopran und Cornetto) reagieren – mit einem nervösen, zerrissenen, homophonen Kommentar in imitierender Komplizenschaft mit den instrumentalen Linien.
Das Grauen, das die verängstigte, vor das Gericht beorderte Seele erlebt, kommt deutlicher in der Alt-Arie mit ihrem verschlungenen Obligato für Oboe oboe d’amore zum Ausdruck (Nr. 2). Singstimme und Oboe verschachteln sich wie in einem richtigen Duett, wobei der zugrunde liegende ausdrucksstarke Text in der Oboenlinie ständig mitschwingt – eine schlagfertige Antwort auf Beaumarchais’ Ausspruch, was nicht wert sei, gesagt zu werden, werde gesungen. Manch einer, freilich unter Leuten, die mit Bachs Cembalowerken vertrauter sind als mit seinen Kantaten und die Bach in der formalen Disziplin seiner Kompositionen einer nüchternen Vornehmheit bezichtigen (oder ihn dafür rühmen), dürfte von der Intensität dieses erschütternden Angstschreis überwältigt sein. Er ist in der Weise, wie er den chromatischen Tonbereich der neu erfundenen Oboe d’amore und ihre extreme Chromatik ausnutzt, wie er ungemein instabile tonale Zentren wie gis-moll auslotet, so dass man sich fortwährend fragt, wohin die Modulation steuert, ganz und gar seiner Zeit verhaftet, greift jedoch auch auf jene frei experimentierenden Möglichkeiten des Ausdrucks zurück, die Bachs älterer Cousin Johann Christoph erkundet hatte.
Eine Erinnerung an die grundlegende Bedeutung dieses Chorals von Jakob Ebert begegnet in der Continuoeinleitung zum Tenor- Rezitativ (Nr. 3), wo Jesus als ‚Fürst des Friedens’ angerufen wird. Statt in einer zweiten Arie vertont Bach in Nr. 4 das Bekenntnis menschlicher Schuld als ein Terzett (in seinen Kantaten relativ selten), das vom Continuo gestützt wird, so wie er es vier Wochen zuvor in BWV 38 Aus tiefer Not getan hatte. In beiden Terzetten scheint er sich absichtlich vertrackte kompositorische Aufgaben gestellt zu haben – in dem früheren Terzett musste zwischen ‚Trübsal’ und ‚Trost’ eine wechselseitige und völlig aussichtslos scheinende Beziehung geschaffen werden, und hier geht es darum, das thematische Potenzial des Motivs aus dem Eingangsritornell zutage zu fördern und dessen modulatorische Permutationen in einem Zirkel fallender Quinten zu erforschen, die den Hörer durch ein weiträumiges unterirdisches Tunnelsystem führen, bei dem ständig unklar bleibt, wo sich der Ausgang befindet.
Nachdem er eine gewisse Normalität einkehren lässt, indem er den B-Teil in der verwandten Molltonart (cis) beschließt, lässt er uns ein Dacapo des A-Teils in abgewandelter Form erwarten, bringt es dann jedoch unverändert und führt uns zum Ausgangspunkt zurück, der Grundtonart E-dur. Ein Schlüssel zur Lösung dieser Verwicklungen und ausgeprägten auf- und absteigenden Muster, die Eric Chafe ‚klangliche Allegorie’ nennt, ist vielleicht in den Worten des Mittelteils zu finden, ‚Es brach ja dein erbarmend Herz, als der Gefallnen Schmerz dich zu uns in die Welt getrieben’, die Bach mit ungewöhnlichem Pathos vertont. Im vorletzten Satz erscheint wieder das Streicherensemble, und die Bitte der Altstimme um Frieden, jetzt mit einem Hoffnungsschimmer, führt uns zurück in die heitere Ruhe von A-dur und in ein gemeinschaftliches Gebet um die Erleuchtung von ‚Sinn und Herz’.
Es erschien uns angebracht, unser Konzert im Chorraum dieser berühmten Kirche zu beenden, dort, wo Bach in den letzten siebenundzwanzig Jahren seines Lebens gewirkt, frohlockt und gelitten hat, und uns in Hufeisenform um seine letzte Ruhestätte aufzustellen, zu beiden Seiten die Porträts von Theologen mit ihren langen Talaren und spitzenbesetzten Beffchen, darunter vielleicht seine einstigen klerikalen Peiniger. Von dort aus sangen wir den vierstimmigen ‚Sterbebettchoral’ BWV 668, den die Legende voller Ehrfurcht als sein letztes Werk identifiziert und den ‚der selige Mann’, wie Marpurg in der postumen Erstausgabe der Kunst der Fuge (1752) anmerkt, ‚in seiner Blindheit einem seiner Freunde aus dem Stegreif in die Feder dictiret hat’.
Diese ergreifende Geschichte gerät durch die Existenz mindestens zweier früherer Fassungen eines Choralpräludiums (BWV 641 und BWV 668a) ins Wanken. Beweise dafür, dass sich Bach während seiner Krankheit vor dem Tod mit unvollendeten Werken beschäftigte, sind vorhanden, so dass es durchaus möglich ist, dass er zumindest die imitierenden Passagen in den dreistimmigen (in BWV 641 nicht vorhandenen) Abschnitten, die partielle Entfernung der filigranen Ornamentierungen in der Diskantlinie und einige kleinere Verbesserungen in der vorzüglichen abschließenden Coda ‚dictiret’ hat. Wie auch immer die Fakten liegen mögen, nichts behindert die herzzerreißende Schönheit dieses zweistrophigen Gesangs, dessen ursprünglicher Wortlaut ‚Wenn wir in höchsten Nöten sein’ durch den besser geeigneten Text ‚Vor deinen Thron tret ich hiermit’ ersetzt wurde, der ebenfalls nach dieser Melodie gesungen wurde. Es klingt überzeugend: Dieser Mann, der während seines gesamten Schaffens nach musikalischer Perfektion gestrebt hatte, korrigiert und ändert hier in den letzten Augenblicken, die er in seinem Leben bewusst erlebt und in denen er sich auf seinen eigenen, auf lutherische Weise ‚guten’ Tod vorbereitet. Dieses Werk ist die Quintessenz jener ‚überirdischen Heiterkeit’, die Edward Said das Kennzeichen späten Stils und letzter Werke nannte.
Während die Klänge der abschließenden Kadenz noch in der Luft schwebten, herrschte absolute Stille: kein Applaus, kein versessenes Streben nach dem Ausgang, einfach nur Stille. Es war, als hätte das Publikum stillschweigend begriffen, dass dies unsere gemeinschaftliche Huldigung an das Genie war, dessen Musik als Morgenstern unsere Schritte auf unserer Pilgerreise über einen Gutteil des Jahres gelenkt hatte. Dann begann schließlich der Beifall, und Leute kamen nach vorn, um uns zu danken, sichtlich bewegt und nicht willens, diesen Ort zu verlassen. Man hatte tatsächlich den Eindruck, als seien während des Konzertes die bösen Geister in die Flucht geschlagen worden, als hätte Luthers ‚alter böser Feind’ einen heftigen Rippenstoß erhalten und sei mit eingekniffenem Schwanz fortgerannt.
Traditionell an Bachs Todestag, am 28. Juli, endet die Reihe „Johann Sebastian Bach und seine Städte“ mit einem Konzert in der Leipziger Thomaskirche.
Johann Sebastian Bach: Drei Contrapuncti aus „Die Kunst der Fuge“ BWV 1080
Johann Sebastian Bach: „O Ewigkeit, du Donnerwort“,
Kantate BWV 60
Robert Schumann: Requiem Des-Dur op. 148
Johann Sebastian Bach: „Du Friedefürst, Herr Jesu Christ“, Kantate BWV 116
Johann Sebastian Bach: „Vor deinen Thron tret’ ich hiermit“ BWV 668 (Bearb. von H. Breuer)
Ausführende:
Monika Eder, Sopran; Susanne Langner, Mezzosopran; Martin Lattke, Tenor; Daniel Ochoa, Bass
Leipziger Vocalensemble, Thüringisches Kammerorchester Weimar, Leitung: Georg Christoph Biller
(Live aus der Thomaskirche Leipzig, MDR MUSIKSOMMER)
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In der Sendung enthalten: Eine Aufzeichnung vom 27. Juli 2010, Bachsaal, Köthen, Teilwiedergabe MDR MUSIKSOMMER 2010
Bachsaal Schloss Köthen
Werke von Johann Sebastian Bach und Robert Schumann
Alina Ibragimova, Violine; Cédric Tiberghien, Klavier
Seit vielen Jahren gehört die Reihe „Johann Sebastian Bach und seine Städte“ zu den beliebtesten Konzertreihen des MDR MUSIKSOMMER. Jeweils für eine Woche im Juli finden Konzerte entlang der Wirkungsstätten Bachs statt, in diesem Jahr beginnend in Eisenach, Arnstadt und Dornheim über Mühlhausen, Erfurt, Weimar, Meiningen und Köthen. Zur Aufführung kommt in diesem Jahr, am 260. Todestag von Bachs, neben den Werken des großen Thomaskantors auch das Requiem von Robert Schumann, dessen 200. Geburtstages die Musikwelt in diesem Jahr gedachte.