Während ihrer Tour nach München, Frankfurt, Luzern, Aix-en-Provence und Paris Anfang 2015 gab es eine Massenpanik – sie wurde durchgeführt, in vollen Häusern, um das Publikum zu verzaubern.
Dieses Album ist der Höhepunkt der Tour. Es wurde in einer offenen Sitzung in London aufgenommen und erfasst die besondere Atmosphäre der Konzerte.
In einem 2-CD Fallsammlung vorgestellt, es enthält 2 CDs und einer Broschüre mit Originalnoten von John Eliot Gardiner in Englisch, in Deutsch und Französisch übersetzt.
J.E. Gardiner – Johannes-Passion BWV 245 in der Philharmonie Köln (Bildrechte: Leen Roetman).
Hallo zusammen,
nachdem ich die Johannes-Passion nun schon vier Mal mitJohn Eliot Gardiner erlebt habe, hatte ich ein schönes Konzert am Karfreitag, 29. März 2013 in der Philharmonie Köln, aber nicht viele neue Interpretationsansätze erwartet. Zumal die vorigen Versionen sich eigentlich immer glichen. Und doch: Gardiner scheint das Werk völlig neu durchdacht zu haben.
Programm – Johannes-Passion BWV 245 in der Philharmonie Köln (Bildrechte: Leen Roetman).
In der ausverkauften Kölner Philharmonie gab es eine Johannes-Passion, BWV 245 zu hören, die derart filigran durchdacht und musiziert wurde, dass man immer wieder dachte, die Welt müsse kurz still stehen bleiben. Und das meine ich nicht als eine der üblichen Gardiner-Fan-Superlativen.
J.E. Gardiner – Johannes-Passion BWV 245 in der Philharmonie Köln (Bildrechte: Leen Roetman).
War man bisher gewohnt, dass der Eingangschor dramatisch laut und eindringlich den Herrn anrief, ihn manchmal regelrecht anbrüllte, ließ Gardiner nun feierlich und ehrfürchtig „rufen“. Immer wieder reduzierte er deutlich das Volumen und erzielte schon nach wenigen Takten, dass man auch als geübter Konzertbesucher (auch als Gardiner-Kenner) dachte, dass jetzt mal etwas ganz Neues kommt. Der Monteverdi Choir brillierte hier und im gesamten Werk durch selbst für den Monteverdi Choir selten gestochen scharfe Artikulation und besonders in den Chorälen immer wieder durch unerwartete kleine Absetzer, die den Text plastisch in den Vordergrund rückten. Am Ende des Eingangschors war man bisher gewöhnt, dass Chor und Orchester alles geben. Diesmal kamen die Schlusstakte in einem Piano daher, dass den Raum durch Ausdruck, nicht durch Lautstärke einnahm. Die kleine Atempause zwischen den zwei letzten Worten „herrlich“ und „ist“ mit einem zurückhaltenden brutal-sanft-dramatisch-harmonischen Schlussakkord ließ hörbar allen etwa 2000 Zuhörern den Atem stillstehen.
Der Evangelist Andrew Tortise sang seine Rolle im Gegensatz zu dem bisher als Evangelist omnipräsenten Mark Padmorerecht sportlich, was erstaunlicherweise aber weder auf Kosten von Tiefgang, noch auf Kosten von Stimmästhetik ging. Im Gegenteil hat Gardiner mit dieser Wahl wieder einmal bewiesen, dass er es versteht, auch seinen eigenen Interpretationen hin und wieder mal gehörig den Staub auszuschütteln. Was um Himmels Willen keine Kritik an Mark Padmores Evangelist sein soll. Der hat seinen Stern im Bach-Himmel sicher.
Auch die Tenor-Arien sang Andrew Tortise absolut überzeugend. Seine Stimme werden wir nun sicher des Öfteren hören. Gut so.
Zu Peter Harvey(Bass-Pilatus, Arien) – braucht man nicht viel zu schreiben. Egal, was er singt, er macht routiniert das Beste draus. Ebenso Dietrich Henschel(Bass), der als Jesus als Einziger auf der Bühne im dunklen Anzug erschien und nicht im Frack. Im Gegensatz zu vorigen Aufführungen sang diesmal auch „Jesus“ im Chor mit.
Monteverdi Choir und English Baroque Soloists in der Philharmonie Köln am 29.3.2013 (Fotorechte: Leen Roetman)
Hannah Morrison sang ihre Sopranarien mit der in Gardiners Bach nicht mehr wegzudenkenden kristallklaren schlanken Stimme, die wir so oder so ähnlich auch von anderen Sopranistinnen kennen. Vielleicht legt sie in künftigen Konzerten noch etwas an Ausdruck nach.
Meg Bragle (Alt) – verwundert mich immer wieder. Wenn sie einsetzt, habe ich immer Angst, dass sie mit ihrer leisen Stimme untergeht, wenn das Orchester etwas Anderes als Pianissimo spielt. Komischerweise denke ich das aber eben nur, wenn sie einsetzt. Und wenn ich mich hinterher daran erinnere, wie ich das bemerkte. Dazwischen singt sie so enorm hingebungsvoll, so dass man gebannt lauscht.
Was gibt es noch „Neues“? Gardiner hat dem Basso Continuo wieder eine Stelle mehr zugestanden. Anstatt eines Tastenspielers, der ständig zwischen Cembalo und Orgel pendelt, versahen nun Howard Moodyund James Johnstone ihren Vollzeitdienst an der Orgel bzw. am Cembalo. Was mich persönlich freute, weil das Cembalo in einigen Passagen einfach noch mehr Dramatik auszudrücken vermag.
Aus dem „Ruhet wohl“ hat der Boss das Tempo auch noch rausgenommen und beim Orchester das Volumen. Dafür wurde mächtig an Ausdruck zugelegt. Phasenweise schwebt der Klang förmlich schwerelos durch den Raum. Würde er den Chorus auf zwanzig Minuten dehnen – ich bin mir nicht sicher, ob das jemand merken würde, so fesselnd wirkte das.
Inzwischen ist es eines von Gardiners Markenzeichen, größere Werke nach oben hin abzuwinken und sodann die Hände sehr langsam sinken zu lassen. Meistens kapiert das Publikum denn Sinn dahinter nicht und klatscht schnell drauflos, weil man ja auch schon an den Stau im Parkhaus denkt. Nicht so diesmal das sonst eher weniger sensible Publikum der Kölner Philharmonie. Selbst als Gardiners Hände dann unten sind, herrscht gebannte Totenstille, bis er mit er einem Kopfnicken und Grinsen Richtung Kati Debretzeni(Konzertmeisterin) – vermutlich andeutet, dass es diesmal geklappt hat.
Der Applaus kracht herein und nach etwa 15 Sekunden steht die gesamte Philharmonie. Das hab ich da noch nie erlebt.
Schöne Ostern!
Martin
——————————————————————————————————————-
P. S.
Herzlichen Dank an Leen Roetman, der uns die Bilder zur Verfügung gestellt hat..!!
Auf BBC Radio 3 läuft zur Zeit der Bach-Marathon..!!
John Eliot Gardiner feiert im April seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlass gibt es diverse Sendungen, die das Leben und das Werk Gardiners würdigen. Neben den Sendungen der BBC gibt es auch von deutschen Sendern einiges zu hören. Den Anfang machen WDR3 mit einem Portrait und NDR kultur mit der ersten von mehreren Übertragungen von Konzerten, die während seiner Zeit als Chefdirigent beim NDR Sinfonieorchester entstanden sind. Wobei das Konzert, das am Montag gesendet wird, vor der Zeit Gardiners beim NDR entstanden ist, als er kurzfristig für den erkrankten Günter Wand eingesprungen war. Für mich persönlich war dies die erste Begegnung mit Gardiner. Es gab nichts Vernünfiges im Fernsehen, so blieb ich bei der Konzertübertragung aus Lübeck hängen und der große Bügelstapel, der eigentlich der Grund für das Anschalten des Fernsehers war, war nach dem Konzert noch genauso hoch wie vorher, so sehr hatten mich die ersten Takte von Händels Feuerwerkmusik umgehauen. Weitere Sendungen werden im Laufe des Monats sicher folgen. Ich werde sie wochenweise in den Radiotipps vorstellen.
.
30.3.
. TV BBC TWO 20.00 – 21.30 (bei uns 21.00 – 22.30) Bach: A Passionate Life
John Eliot Gardiner goes in search of Bach the man and the musician.
The famous portrait of Bach portrays a grumpy 62-year-old man in a wig and formal coat, yet his greatest works were composed 20 years earlier in an almost unrivalled blaze of creativity.
We reveal a complex and passionate artist; a warm and convivial family man at the same time a rebellious spirit struggling with the hierarchies of state and church who wrote timeless music that is today known world-wide. Gardiner undertakes a ‚Bach Tour‘ of Germany, and sifts the relatively few clues we have – some newly-found.
Most of all, he uses the music to reveal the real Bach. http://www.bbc.co.uk/programmes/b01rrgg6
.
1.4.
. BBC Bachs Marathon live http://www.bbc.co.uk/programmes/b01rl300 http://www.bbc.co.uk/programmes/b01rl302 http://www.bbc.co.uk/programmes/b01rrg9n .
The Baroque Spring Season concludes with an afternoon and evening of music by J S Bach live from Sir John Eliot Gardiner’s Bach Marathon at the Royal Albert Hall in London. John Eliot celebrates his 70th birthday this month and over nine hours he conducts his own Monteverdi Choir and English Baroque Soloists and introduces leading performers in Bach chamber and solo works. Threaded through the day are interviews and round-table discussions with specialists, including American writer Paul Elie, pianist and scholar Robert Levin, neuroscientist Raymond Tallis, and psychologist Tamar Pincus.
Presented by Catherine Bott and Tom Service.
John Eliot recalls that he grew up literally „under the Cantor’s gaze“, since the most important portrait of Bach (by EG Haussmann, 1748) hung in his parents‘ house during his childhood, having been entrusted to them for safekeeping by a refugee fleeing from Nazi Germany during the Second World War. His fascination with the music of the great composer dates from those years when he learnt by heart the treble parts of all Bach’s motets, and then went on to conduct them for the first time in his teens. It has developed throughout his life, often marking milestones in his career, most notably when he celebrated the new Millennium with the epic Bach Cantata Pilgrimage. . 1.00: Motet: Singet dem Herrn ein neues Lied (BWV 225) Monteverdi Choir
Musicians from the English Baroque Soloists
Sir John Eliot Gardiner (conductor)
To open this special Easter celebration, Bach’s joyous, dance-infused double-choir Motet. . 1.20: John Eliot introduces the day from the stage of the Royal Albert Hall. .
1.45: Cello Suite No 6 (BWV 1012)
Alban Gerhardt (cello)
Alban Gerhardt plays one of the best-known compositions ever written for cello. . 2.10: Bach Heroes I: John Eliot introduces a favourite performance of Bach .
2.30: The Goldberg Variations (BWV 988)
Joanna MacGregor (piano)
Innovative musician Joanna MacGregor interprets one of Bach’s most brilliantly deep keyboard works. . 3.45: John Eliot revisits his recording of Bach’s Brandenburg Concertos .
4.10: The distinguished organist and scholar, Stephen Farr surveys some of the organs of Bach’s own time in search of the elusive ‚Bach Organ.‘ Can this be found in the imposing instruments of North Germany, once the pride of the cities of the Hanseatic League, or maybe in the more modestly scaled instruments of Thuringia’s parish churches. . 4.40: Christ lag in Todesbanden (BWV 4), Cantata for Easter Day
Monteverdi Choir
English Baroque Soloists
Sir John Eliot Gardiner, conductor
joined by the audience in the final Chorale
John Eliot leads the Monteverdi Choir, the English Baroque Soloists and the Royal Albert Hall audience in this early cantata which is remarkable for its extreme emotional intensity. . 5.05: Bach Heroes II: John Eliot introduces a favourite performance of Bach .
5.25: Partita No 2 in D minor (BWV 1004)
Viktoria Mullova, violin
Known the world over as a violinist of exceptional versatility, Viktoria Mullova takes on Bach’s Partita including the Chaconne – a high-wire balancing act of musicality and technique. . 6.15: Organ Recital: John Butt, organ
Fantasia and Fugue in G minor (BWV 542)
Orgelbüchlein – chorale preludes for Passiontide and Easter:
Christus, der uns selig mach (BWV 620)
O Mensch, bewein dein Sünde gross (BWV 622)
Christ lag in Todesbanden (BWV 625)
Jesus Christus, unser Heiland (BWV 626)
Heut triumphieret Gottes Sohn (BWV 630)
Sonata 5 in C for two keyboards and pedals (BWV 529)
Prelude and Fugue in Eb ‚St Anne‘ (BWV 552)
Organist and Bach specialist John Butt displays the grandeur and versatility of the Royal Albert Hall’s mighty instrument. . 7.15: Bach Heroes III: John Eliot introduces a favourite performance of Bach .
7.35: Discovering Music: Stephen Johnson explores Bach’s B Minor Mass.
Stephen Johnson looks at how Bach, a devout Lutheran, set about producing a Latin mass in the Catholic tradition at the end of his life, and unpacks some of the many musical clues to its meaning. . 8.00: Mass in B Minor (BWV 232)
Monteverdi Choir
English Baroque Soloists
Sir John Eliot Gardiner (conductor)
John Eliot conducts one of musical history’s towering masterworks. . 10.00 Bach Heroes IV: John Eliot introduces a favourite performance of Bach
Sir John Eliot Gardiner reflects, „Several of the big moments in my life seem to be linked in some way with the music of Bach, and 2013 is no exception. The enormous appeal of his music today extends to an astonishing variety of people from all walks of life. To spend a whole day in the company of distinguished fellow musicians, writers and scientists to perform, discuss and enjoy the music of this supreme composer whose music lights our lives more than 300 years after his death, is absolutely the best birthday present I could wish for.“. .
Andere Sendungen zu John Eliot Gardiners 70. Geburtstag, auch am 1.4.13:
WDR3 – 256
18:05 – 20:00
Vesper spezial
Porträt – Der Dirigent John Eliot Gardiner
Am 20. April feiert der englische Dirigent John Eliot Gardiner seinen 70. Geburtstag. Im Gespräch mit Richard Lorber gibt er Auskunft über seine künstlerischen Anschauungen und berichtet über seine wichtigen musikalischen Projekte. . NDR
20.05 – 22.00
John Eliot Gardiner zum 70. Geburtstag
Georg Friedrich Händel:
Feuerwerksmusik, Suite HWV 351
Ralph Vaughan Williams:
Fantasie über ein Thema von Thomas Tallis
Robert Schumann: Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61
Aufzeichnung vom 25. Juni 1989 im Lübecker Dom
Als John Eliot Gardiner 1991 die Nachfolge von Günter Wand als Chef des NDR Sinfonieorchesters antrat, galt er in der Musikwelt vor allem Spezialist für die historische Aufführungspraxis. Der renommierte Rundfunkklangkörper bot ihm die Möglichkeit, sich als Musiker mit einem universellen Anspruch zu präsentieren, und seine Konzerte zeugten deshalb nicht selten von dem Bestreben, einen großen musikhistorischen Zeitraum zu umspannen. So auch beim Eröffnungskonzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals von 1989, das mit einem Werk des Engländers Ralph Vaughan Williams aus dem Jahre 1910 über eine Melodie des Renaissance-Komponisten Thomas Tallis und der berühmten Feuerwerksmusik von dem Barockmeister Händel auch die zweite Sinfonie des Romantikers Schumann setzte und damit einen Bogen aus dem 16. ins 20. Jahrhundert schlug.
Weiterhin stelle ich für jeden Sonntag / Feiertag im Kirchenjahr für die Besucher von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 15.07.2012
begehen wir den
6. Sonntag nach Trinitatis“
Der 6. Sonntag nach Trinitatis konzentriert sich diesmal auf die Taufe als dem Beginn eines neuen Lebens. In diesem Zusammenhang wird auch der Gedanke eines „lebenslangen Bundes“ aufgenommen. Der 6. und der 7. Sonntag nach Trinitatis könnten auch als „Sakramentssonntage“ bezeichnet werden, denn an ihnen wird der Taufe und des Abendmahls in seiner Bedeutung für das Leben des Christen gedacht. Am 6. Sonntag nach Trinitatis hören wir von der Taufe, dass wir durch sie zu Gottes Volk hinzuberufen sind. Die Taufe läßt uns teilhaben an dem Tod und der Auferstehung Jesu, und so haben wir auch Teil an dem wunderbaren Licht, das mit Jesus in diese Welt leuchtet.
Wochenspruch:
So spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein. (Jes 43, 1)
Präludium und Fuge C-dur für Orgel
Friedhelm Flamme an der Creutzburg-Orgel
von St. Cyriakus in Duderstadt Johann Sebastian Bach
BWV 9 „Es ist das Heil uns kommen her“
Kantate zum 6. Sonntag nach Trinitatis
für Soli, Chor, Bläser, Streicher und Basso continuo
Sandrine Piau, Sopran Bogna Bartosz, Alt James Gilchrist, Tenor Klaus Mertens, Bass
Amsterdam Baroque Choir and Orchestra
In loser Reihenfolge stelle ich ergreifende Instrumentalmusik, Arien, Rezitative, Duette, etc.
aus Bach-Kantaten vor..!!
In dieser Woche wurde im Internet viel über die Kantate zu Mariae Reinigung – BWV 82„Ich habe genug“ der Satz 3 (Schlummer-Arie) „Schlummert ein, ihr matten Augen“ besprochen. Dieser dritte Satz zählt zu den beliebtesten Schöpfungen Bach’s die durch ihren Erfindungsreichtum und ihre Ausdrucksfülle dem Hörer sehr zu Herzen geht.
Der Wechsel von der zauberhaften schottischen Insel Iona, wo einige von uns aus Anlass des 250. Todestages Bachs aufgetreten waren, auf direktem Wege nach Ansbach in Franken war zwangsläufig unangenehm krass. Für die Feier in der alten Iona Abbey hatten wir ein Programm zusammengestellt, das einige der intimsten und bewegendsten Stücke enthielt und das wir an einem milden Sonnentag aufführten, mit den Schreien der Seemöwen und dem Blöken der Schafe im Hintergrund. Unser Programm für die Bach-Woche in Ansbach enthielt, neben der Wiederholung der Kantate Aus der Tiefen vom vergangenen Wochenende in Mühlhausen und zwei Motetten, die beiden Kantaten Bachs, die für den Sechsten Sonntag nach Trinitatis erhalten sind: BWV 170 Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust, eine Kantate für Alt und obligate Orgel, Oboe d’amore und Streicher, und BWV 9 „Es ist das Heil uns kommen her“, eine Choralkantate aus der Zeit um 1732.
BWV 170 „Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“ist die erste der beiden Solokantanten für Alt, die Bach im Sommer 1726 auf fünfzehn Jahre vorher veröffentlichte Texte des Darmstädter Hofbibliothekars Georg Christian Lehms schrieb. In diesem Jahr hatte Bach offenbar einen hervorragenden Sänger zur Verfügung, vielleicht Carl Gotthelf Gerlach, der damals an der Universität studierte und unter Johann Kuhnau bei den Thomanern gesungen hatte, und war begierig, aus seinem Talent einen möglichst großen Nutzen zu ziehen. Oberflächlich gesehen vertonte Bach einen kernigen, wenn auch ausgesprochen altmodischen, an barocker Symbolik reichen Text zu einer Zeit, als der galante Stil in Mode kam und sich sogar schon auf seine eigene Kirchenmusik auszuwirken begann. Faszinierend ist, auf welche Weise es ihm gelingt, aus diesen völlig konträren Ausdrucksformen eine überzeugende Synthese zu schaffen.
Die Anfangsarie ist reines Entzücken, ein warmer, üppiger Tanz im 6/8-Takt in D-dur. Man fühlt förmlich Bachs liebevolles Lächeln über dieser Musik schweben, die uns den Weg zur ‚Himmelseintracht’ weist. Eine jener unbeschreiblich schönen Melodien des Komponisten, die sich in unserem Hörgedächtnis einnisten, sie braucht einen ganzen Takt, um in Gang zu kommen, doch sobald das geschafft ist, erweckt sie den Anschein, als würde sie nie aufhören können (sie ist zwar nur acht Takte lang, wirkt jedoch endlos). Doch erhält diese ausladende, der Oboe d’amore und der ersten Violine anvertraute Melodie ihre Schönheit und heitere pastorale Stimmung erst durch ihr harmonisches Gerüst. Die sanft plätschernden Achtel in den tiefen Streichern werden zu Dreiergruppen verschleift und erinnern an das ‚Bogenvibrato’ oder was die Franzosen balancement nannten, während die abwärts gerichtete Basslinie klingt, als deute sich hier ein Ostinato an – mit anderen Worten der Beginn eines Musters, das sich schleifenartig wiederholen wird. Nun ja, es kommt tatsächlich wieder, aber nicht konsequent oder so, dass es in irgendeiner Weise vorhersagbar wäre. Mit Lehms’ Text vor Augen sucht Bach nach Möglichkeiten, wie er als Lebensziel den Frieden der Seele herausarbeiten kann, und nach Mustern, die ihm gestatten, hin und wieder auf die Sünde und die Schwäche des Fleisches zu verweisen.
Lehms, ein wortgewaltiger und leidenschaftlicher Verseschmied, kommt schon von Nr. 2 an (einem Rezitativ) richtig in Fahrt, wo er das Tagesevangelium (aus der Bergpredigt in Matthäus 5, 20–26) und die Epistel (Paulus an die Römer, 6, 3–11) paraphrasiert und zusammenfasst. Demnach, erklärt er, sei die Welt ein ‚Sündenhaus’, deren Mund ‚voller Ottergift’ den unschuldigen Nächsten als Dummkopf und Narr beschimpfe. Bach liefert erwartungsgemäß die entsprechenden deklamatorischen Gesten und Ausdrucksnuancen und wechselt bei dieser Gelegenheit zu der entfernten Tonart fis-moll. In dieser Welt, in der das Unterste zuoberst gekehrt ist, folgt nun eine ungewöhnliche, recht umfangreiche Arie in A-dur, die für eine zweimanualige obligate Orgel vorgesehen ist. Allerdings haben wir, wie es Bach offenbar bei der Uraufführung der Kantate gehandhabt hatte, zwei Orgeln verwendet, eine für jedes Manual, die eine im Chorton notiert, die andere im Kammerton. Diesen Stimmen fügt Bach in der mittleren Lage nur eine Linie mit unisono geführten Violinen und Bratschen hinzu. Dieser besonderen, ‚Bassettchen’ genannten Verfahrensweise sind wir in diesem Jahr schon verschiedentlich immer dann begegnet, wenn Bach der Meinung ist, eine besondere Stimmung müsse geschaffen werden, und auf die übliche Stütze durch den Basso continuo verzichtet. Er verwendet sie symbolisch mit Bezug auf Jesus (der keine ‚Stütze’ braucht), der die Gläubigen vor den Folgen der Sünde beschützt (wie in der Sopran-Arie ‚Aus Liebe’ in der Matthäus- Passion), und, am anderen Ende, auf die Menschen, die immer wieder in Sünde verfallen, wie in jener wunderbaren Sopran-Arie ‚Wir zittern und wanken’ aus BWV 105, oder (so wie hier) bezogen auf die ‚verkehrten Herzen’, die (im wahrsten Sinne des Wortes) den Boden unter den Füßen verloren haben, weil sie sich von Gott abwenden.
Die Arie ist aus der Warte eines passiven Zeugen aufgezeichnet, der sieht, wie die rückfälligen Sünder ‚mit rechten Satansränken’ Gottes Strafgericht verlachen und ‚sich nur an Rach und Hass erfreun’, und das Unbehagen des Sängers auf seinem Beobachtungsposten ist im zerklüfteten Rhythmus der Bassettchen-Linie zu spüren. Bach weicht an zwei Stellen von der chromatischen, fugierten Verflechtung der beiden Orgellinien ab und liefert stattdessen einen schnelleren, diatonischen Austausch zwischen den Stimmen, der so angelegt ist, dass er im A- Teil mit der in Lehms’ Text erwähnten ‚Rach und Hass’ und im B-Teil mit den Worten ‚frech verlacht’ zur Deckung gelangt. Mir als Nicht- Organisten erscheint das alles ein wenig merkwürdig und unpersönlich. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Arie, mit wendigeren, klagender klingenden Instrumenten gespielt, wie zum Beispiel den Unisono-Violinen in ‚Et incarnatus’ der h-moll-Messe, mehr zu Herzen gehen würde.
Offensichtlich war Bach knapp mit der Zeit, nachdem er beschlossen hatte, dieses Werk am 28. Juli 1726 mit der Kantate seines Meiningener Cousins Johann Ludwig (Ich will meinen Geist in euch geben) zu koppeln; diese wurde vor der Predigt aufgeführt, und Vergnügte Ruh während der Verteilung des Abendmahls. Mir erscheint die Orgel als Soloinstrument in der stolz einherschreitenden Da-Capo- Arie in D-dur (Nr. 5), die das Werk beschließt, sinnvoller eingesetzt, wenngleich auch dies eine Entscheidung gewesen sein mag, die in letzter Minute unter Zeitdruck zustande kam und Bach nötigte, das Orgelsolo selbst zu spielen. Ursprünglich mochte er für diesen Satz ein melodisches Blasinstrument vorgesehen haben – vielleicht eine Oboe d’amore –, und dann, als er Vergnügte Ruh in seinen letzten Jahren, um 1746/47, wieder aufführte, wählte er für diesem Satz sicher eine obligate Flöte, was die in der Uraufführung verwendete zweite Orgel entbehrlich machte. Das erklärt, warum sein ältester Sohn, Wilhelm Friedemann, 1750 in Halle unbedingt die erste Arie wieder aufführen wollte, nicht jedoch den restlichen Teil der Kantate.
Erstmals wagt sich ein Veranstalter daran, die theologischen, dramaturgischen und kompositionstechnischen Verbindungslinien der großen oratorischen Kompositionen Bachs in eine unmittelbare Beziehung zu setzen: Weihnachts-Oratorium, Johannespassion, Oster- und Himmelfahrts-Oratorium fügen sich zu einem inhaltlich wie musikalisch bestimmten Großprojekt zusammen. Unter Leitung von Trevor Pinnock, Thomas Hengelbrock und Sir John Eliot Gardinerwerden die entscheidenden Stationen der Vita Christi an insgesamt drei Konzertabenden zu einem einzigartigen Musikerlebnis.
.
Umrahmt werden die Aufführungen von den Magnificat-Kompositionen von Johann Sebastian Bach und Carl Philipp Emanuel Bach im Eröffnungs- sowie der h-Moll-Messe im Abschlusskonzert.
.
Die Thematik für das Bachfest 2013 wird Vita Christi sein.
.
Sir J.E. Gardiner wird mit dem Monteverdi Choir am Donnerstag, 20.6.2013 in der Thomaskirche die „Johannes-Passion“ aufführen.
…………..
Am Samstag, 22.6.2013 erfolgt dann mit Sir J.E. Gardiner in der Nikolaikirche ein Kantatenkonzert u.a. mit den Bach-Werken:
………
BWV 249 „Kommt eilet und laufet“ und BWV 11 „Lobet Gott in seinen Reichen.“
stelle ich für jeden Feiertag und Sonntag im Kirchenjahr den Besuchern von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag/Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
Am 17.05.2012 begehen wir den Feiertag: „Himmelfahrt“
Das Fest Christi Himmelfahrt ist als selbständiges Fest erst im 4. Jahrhundert bezeugt, wurde aber schnell zu einem Fest von großem Ansehen, an dem Prozessionen begangen wurden und die Himmelfahrt durch Hochziehen einer Christusfigur veranschaulicht wurde. Später trat noch eine Vigil hinzu und endlich auch eine Oktav.
Die protestantische Kirche übernahm dieses Fest und behielt teilweise die bildliche Darstellung der Himmelfahrt bei. Erst in der Aufklärung wurde das Fest regelrecht gefährdet, aber es kam höchstens zu Verlegungen auf den Sonntag Exaudi, nicht aber zur Abschaffung des Festtages. Das Wort Jesu: “Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott” (Joh 20, 17) ist nun verwirklicht. Er, der Auferstandene, erfüllt mit seiner Herrschaft Himmel und Erde, er umspannt alles Sichtbare und Unsichtbare.
Christi Himmelfahrt ist das Fest der Thronbesteigung Christi. Er tritt seine Herrschaft an zur rechten Hand Gottes, ist einerseits mitten in seiner Kirche, der er sich in Brot und Wein gibt, und andererseits kann er nicht mit der Größe des Weltalls erfaßt werden. Der Tag wird aber erst vollständig mit der Verheißung in Apg 1, 11: “Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.” – Wir sehen nicht hinter dem fortgehenden Jesus her, sondern können und sollen dem kommenden Jesus entgegensehen!
Im Gottesdienst wird die Osterkerze, die Zeichen für die Gegenwart des Auferstandenen unter den Menschen ist, nach der Verlesung der Himmelfahrtsgeschichte gelöscht. Die Jünger verharren ängstlich und unwissend über das Kommende in ihren Behausungen. Sie warten auf den ihnen verheißenen Geist; diese Erwartung wird auch in den Gebeten dieses Tages und des kommenden Sonntags Exaudi ausgesprochen. Noch 10 Tage dauert es, bis diese Erwartung erfüllt wird. Der Feiertag Christi Himmelfahrt ist die Thronbesteigung Jesu und damit ein äußerst großartiges Fest.
Wochenspruch: Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, will ich alle zu mir ziehen. (Joh 12, 32)
.Geistliche Musik am Sonntag um 08:03 bis 08:40 Uhr
Johann Sebastian Bach:
Gott fähret auf mit Jauchzen, Kantate BWV 43
Barbara Schlick, Sopran / Catherine Patriasz, Alt
Christoph Prégardien, Tenor / Peter Kooy, Bass
Collegium Vocale Gent /
Geistliche Musik am Sonntag um 08:03 bis 08:30 Uhr
Johann Sebastian Bach:
„Gott fähret auf mit Jauchzen“ BWV 43
Barbara Schlick (Sopran)
Catherine Patriasz (Alt)
Christoph Prégardien (Tenor)
Peter Kooy (Bass)
Chor und Orchester des Collegium Vocale
Leitung: Philippe Herreweghe
Himmelfahrtskantaten in London, St. Giles, am Donnerstag, 10.05.2012
mit dem
Monteverdi Choir,
den English Baroque Solists
Leitung:Sir J. E. Gardiner
St. Giles Cripplegate, London
Solisten:
Lenneke Ruiten
Sopran
Meg Bragle
Mezzosopran
Andrew Tortise
Tenor
Dietrich Henschel
Baß
Im ersten Konzert um 18.30 h kamen zur Aufführung:
Auf Christi Himmelfahrt allein
BWV 128
uraufgeführt:
10. Mai 1725
Wer da gläubet und getauft wird
BWV 37
18. Mai 1724
Lobet Gott in seinen Reichen
BWV 11
19. Mai 1735
Innerhalb von 11 Jahren, von Mai 1724 bis Mai 1735, hat J. S. Bach die Himmelfahrtskantaten und das Himmelfahrtoratorium geschrieben und aufgeführt. Es sind großartige Werke, die einen alles Irdische vergessen lassen und mitnehmen in schwindelerregende Höhen.
Dazu diese erstklassige Besetzung: Die English Baroque Soloists sind einfach nicht zu toppen. Es war ein einziges Swingen und Jazzen, teilweise auch Rocken. Allen voran Prof. Niesemann an seiner Oboe. Zauberei, Magie! Für mich war er das absolute Highlight. Ich habe mich nach den beiden Konzerten bei ihm bedankt. Er schien ganz überrascht, hatte wohl selbst gar nicht gemerkt, wie großartig er gespielt hat.
Der Chor war in ausgezeichneter Form, die Solisten brillant und der Sir einfach genial. Er hat uns alle mitgerissen. In einer kleinen, launigen Rede während einer kurzen Umbauphase hat er sich in beiden Konzerten bei allen für die geleistete Unterstützung bedankt. Selbst aus Afrika, China oder Australien waren Spenden gekommen, um die Lücke in der Reihe der CDs der BachCantataPilgrimage zu schließen. Die Finanzierung für diese Aufnahme wurde erst durch eine gewaltige Spendenaktion möglich. Während der Pilgrimage im Jahr 2000 konnten nur die Himmelfahrtskantaten wegen eines technischen Defektes nicht live aufgenommen werden. Das wurde jetzt in London nachgeholt.
Sir Gardiner – First Tutti for our Ascension Cantata concerts… (Fotorechte: Soli Deo Gloria, England)
Im zweiten Konzert um 20.30 h waren die Musiker/innen, Sänger/innen und Solisten außer Rand und Band, schmetterten, posaunten und jubelten.
Auf Christi Himmelfahrt allein
BWV 128 (Wiederholung)
s. o.
Gott fähret auf mit Jauchzen
BWV 43
30. Mai 1726
Lobet Gott in seinen Reichen
BWV 11 (Whlg. und Krönung)
s. o.
Die absolute Krönung für mich war das BWV 11 Himmelfahrtsoratorium „Lobet Gott in seinen Reichen“.
Alle Erdenschwere schien aufgehoben. Das Frohlocken der Instrumente und der Jubel des Chores haben mir ganz persönlich ein Stückchen Himmel auf Erden gezeigt.
Der Applaus am Ende dieses Konzertes wollte kein Ende nehmen. Auch nach der obligatorischen Zugabe konnte ich mich nur schwer vom Ort des Geschehens lösen.
Ich möchte die einzelnen Kantaten und das Oratorium nicht kommentieren. Das können andere besser. Ich möchte Euch einfach nur an meiner Freude teilhaben lassen; Freude darüber, dass ich diese beiden außerordentlichen Konzerte live erleben konnte, dass meine Gesundheit mitgespielt hat und ich um mich herum immer nette Menschen hatte, die mir meine Fragen beantwortet und weitergeholfen haben.
Einen Wehrmutstropfen habe ich allerdings zu verzeichnen: Meine Kamera hat in London kurzerhand ihren Geist aufgegeben, so dass ich trotz aller Bemühungen vom Konzert und den Örtlichkeiten kein einziges Bild machen konnte. Für mich habe ich mit den Augen fotografiert, seht`s mir nach.
Siegelung der Rahabilitations Urkunde J.S. Bach durch S.K.H. Prinz Michael von Achsen_Weimar_Eisenach mit der Besiegelung am Tisch in 2008. Prominenter Zeuge (rechts) unterzeichnete Bachs Weimarer „Rehabilitations-Urkunde“ Prinz Eduard von Anhalt – in seiner Eigenschaft als direkter Nachfahre von Bachs Köthener Dienstherrn ab 1717, Fürst Leopold. (Fotorechte: Guido Werner)
Eine überfällige ‚Rehabilitation’ Bachs in Weimar initiierte und realisierte der Verein „Bach in Weimar“ e.V. zu Bachs 300. Jubiläum in Weimar 2008. Sie wurde im Rahmen des Festaktes „Bach und seine Musikfürsten“ zum „emotionalen Herzstück“ der ersten BACH BIENNALE WEIMAR. Hier wurde die Entlassung Bachs in „angezeigter Ungnade“ von Anno 1717 offiziell und urkundlich annulliert, sowie Bach ein symbolischer „Dispens“ von seiner damaligen Kerkerhaft erteilt. Vorgenommen wurde diese „fürstliche Amtswaltung“ von der einzig historisch hierzu legitimierten Persönlichkeit: Prinz Michael von Sachsen-Weimar-Eisenach, als Nachfahren von Bachs damaligem Weimarer Dienstherrn Herzog Wilhelm Ernst. Eine „Versöhnung“ der damals um Bach konkurrierenden Fürstenhäuser Weimar-Eisenach sowie Anhalt-Köthen (letzteres hatte Bach 1717 mit höherem Salär aus Weimar „abgeworben“) wurde bei dieser Gelegenheit gleich mit vollzogen: als prominenter Zeuge unterzeichnete Bachs Weimarer „Rehabilitations-Urkunde“ Prinz Eduard von Anhalt – in seiner Eigenschaft als direkter Nachfahre von Bachs Köthener Dienstherrn ab 1717, Fürst Leopold.
(Textquelle: http://www.bachhausweimar.de)
————————————————————-
Ein Video von der Rehabilitation J.S. Bach’s
durch S.K.H. Prinz Michael von Achsen_Weimar_Eisenach mit der Besiegelung !
stelle ich für jeden Sonntag im Kirchenjahr den Besuchern von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag im Kirchenjahr zur Verfügung.
…
Am 11.03.2012
begehen wir den Sonntag „Okuli„
Der Name des Sonntags Oculi leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: „Okuli mei semper ad Dominum, quoniam ipse evellet de laqueo pedes meos“ (Ps 25, 15;).
Der Sonntag Oculi hat das Thema „Konsequente Nachfolge“. In diesem Thema klingt alles mit, was zum Thema Nachfolge von Bedeutung ist. Nicht unbedeutend ist in manchen Perikopen auch die Bereitschaft zum Verzicht auf weltliche Güter. Der Sonntag Okuli steht im Mittelpunkt der Fastenzeit (die Heilige Woche ist hier ausgenommen), und als solcher sollte er auch begangen werden: es sollte eine Bekräftigung der Entscheidung zur Nachfolge stattfinden, und im Rahmen der Fastenzeit kann man vielleicht auch generell noch einmal auf verschiedene Möglichkeiten des Verzichtes eingehen. Die Stellung des Sonntags als Mittelpunkt der Fastenzeit vor der Heiligen Woche lädt auch dazu ein, das Leiden und Sterben Jesu, wodurch wir gerecht werden, vorweg zu erahnen. Denn dadurch ist ja auch unser Versuch, an diesem Leiden durch Verzicht auf etwas liebgewonnenes teilzuhaben, ohne Verpflichtung möglich. Der von uns geleistete Verzicht erfolgt aus freien Stücken und bringt uns keinen Gewinn bei Gott, aber für uns selbst.
Am Sonntag Oculi hören wir, dass die Nachfolge Jesu auch Verzicht auf die Reichtümer bedeutet, deren Gebrauch uns so selbstverständlich ist. Nachfolge bedeutet auch Einsamkeit, wenn das Wort, das wir befolgen, uns zwingt, gegen den Strom zu schwimmen. Das Blut Jesu Christi aber macht es uns leicht, auch diese Bürden der Nachfolge zu tragen.
Der Wochenspruch: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes. (Lk 9, 62)
Geistliche Musik am 3. Sonntag in der Passionszeit
Johann Hermann Schein:
Wende dich, Herr, und sei mir gnädig, Madrigal
Rheinische Kantorei
Christine Kyprianides, Viola da gamba
Hartwig Groth, Violone / Christoph Lehmann, Orgel
Ltg.: Hermann Max
. Dietrich Buxtehude: Toccata F-Dur
Armin Schoof, Orgel
. Vincent Lübeck: Hilf deinem Volk, Kantate
Harry van der Kamp, Bass
Knabenchor des New College Choir Oxford
Fiori Musicali
/YouTube: BWV 54 –„Widerstehe doch der Sünde„ Part: komplett – (Interpret: Leonhardt)
.
.
————————————————————————————————————————
.
/YouTube:BWV 182 – „Himmelskönig sei willkommen“– (Interpret: Bach-consort)
.
.
———————————————————————————————————————
.
Während der Passionszeit hatte in Leipzig die Figuralmusik in den Kirchen zu schweigen.
.
Kantaten-BeschreibungBWV 54 – „Widerstehe doch der Sünde„.
Kantatenfür den Sonntag„Oculi“
Aufführungsort: Walpole St. Peter, Norfolk am 26.3.2000
.
BWV 54„Widerstehe doch der Sünde“
Ein einzelnes Konzert – am dritten Sonntag in der Fastenzeit (am 26. März in diesem Jahr), bei dem wir uns mit einer einzigen Kantate begnügen müssen, Mariä Verkündigung in unmittelbarer Nähe (25. März) und eine abgelegene Kirche in den Marshlands, vielleicht eine der schönsten Kirchen Englands im frühen Perpendikularstil: Bei diesem Konzert gab es immer eine Überraschung, sogar bei der Planung. Genau zwei Jahre vorher hatten wir, als Gäste des Prince of Wales in Sandringham, eine Führung durch seine Lieblingskirchen in Norfolk erhalten. Die Kirche, die mir besonders in Auge fiel, war Walpole St. Peter, ‚Queen of the Marshlands’, mit ihren eleganten Spitzbögen, schlanken Säulen, geschlossenen Bänken aus heller Eiche, ihrem erhöhten Altarraum und geschnitztem Chorgestühl. Ich hatte sofort das Gefühl, dass dies genau der richtige Ort sein würde für diese besonderen drei Kantaten der Fastenzeit. Doch wie hätte Seine Königliche Hoheit wissen sollen, als sie geruhte, das Projekt BWV 1 zu unterstützen, dass dieses Werk nicht nur für Mariä Verkündigung geschrieben war, sondern dass er an diesem Wochenende in Sandringham zugegen sein und daher um die Einladung nachkommen würde, höchstpersönlich unserem Konzert beizuwohnen?
Wir trafen uns am Sonnabendnachmittag, um die drei Kantaten (BWV 182, 54 und 1) in dieser bildschönen, aber eiskalten Kirche zu proben, während der Regen auf das Dach trommelte und auf das öde Acker- und Weideland, das diese Ecke Ostenglands prägt. Am Sonntag ließ sich die Sonne blicken und lieferte das ‚zauberhaft Spiel des Lichtes auf Stein und Holz’, das der Kirche fünf Sterne in Simon Jenkins’ Buch über England’s Thousand Best Churches eingebracht hatte. Der Prince stellte sich pünktlich ein, und wir begrüßten ihn mit Thomas Arnes Arrangement für das Drury Lane Theatre von God Save the King (1745), das nicht in der üblichen schwerfälligen, trübsinnigen Manier gespielt wurde, sondern als luftiger, leichtfüßiger Passepied.
Als nächstes folgte BWV 54 „Widerstehe doch der Sünde“, eine Solokantate mit zwei Arien für tiefe Altstimme (der wunderbaren Nathalie Stutzmann geradezu auf den Leib geschrieben), vermutlich wie Himmelskönig im selben Jahr – oder ein Jahr später – für den Dritten Fastensonntag (Oculi) komponiert. Das Werk sieht ein fünfstimmiges Streicherensemble mit geteilten Bratschen vor und legt einen Text von Georg Christian Lehms zugrunde, der auf dem Brief an Jakobus basiert: ‚So seid nun Gott untertänig, widerstehet dem Teufel, so fliehet er vor euch’. Die erste Arie ist überwältigend. Zweimal im Laufe eines Jahres beginnt Bach einen Satz mit einer schroffen Dissonanz, einem Dominantseptakkord über einem Orgelpunkt auf der Tonika (das zweite Mal in der Adventskantate BWV 61 Nun komm, der Heiden Heiland). Es ist ein Schocktaktik, die den Hörer aufhorchen lassen und warnen soll: ‚Widerstehe doch der Sünde, sonst ergreifet dich ihr Gift’.
War das auch, so fragt man sich, seine Art, sich zwei Tage nach seiner Ernennung zum Concertmeister am Weimarer Hof einzuführen? Bach schafft eine Atmosphäre dringlichen, unbeirrbaren Widerstands gegen die verführerischen, beharrlichen Mächte des Bösen. Diese beschwört er in lyrischen Violinlinien herauf, die sich drehen und winden und ineinander verflechten, dann einen ganzen Takt lang in taumelnder Spannung verharren, bevor sie in eine scheinbare Ruhe taumeln, ein deutliches Symbol für die Gnadenfrist, die jenen gewährt wird, die sich der Sünde standhaft widersetzen. Ein tödlicher Fluch (dargestellt durch zwei abrupte Neueinsätze der Bratschen auf der gleichen Dominantseptime) erwartet jene, die den Willen zum Widerstand verlieren. Und für den Fall, dass jemand nicht richtig aufgepasst hat, behält Bach das mächtige, hartnäckige Pulsieren des Akkords unverändert bei. Von den zweiunddreißig Achteln der vier Anfangstakte sind nur vier Konsonanzen, alle übrigen sind Dissonanzen, zwölf davon Akkorde aus fünf Noten!
Das sich anschließende Rezitativ reißt der Sünde die Maske vom Gesicht, sie erweist sich bei näherem Hinsehen als ‚leerer Schatten’. Sie ist auch ‚als wie ein scharfes Schwert, das uns durch Leib und Seele fährt’. Die zweite Arie ist als vierstimmige Fuge angelegt, deren einschmeichelndes chromatisches Thema und ein langes, verzerrtes Gegenthema die listigen Fesseln des Bösen beschreiben. War das wirklich der Schluss des Stückes oder haben wir irgendwo unterwegs einen Choral verloren, wenn nicht ganz am Ende, dann vielleicht als Cantus firmus, als musikalische Überschrift der Fuge? Mir fällt auf, dass Bach genau einen solchen Kunstgriff (Strophen von Paul Gerhardts Choral ‚Warum sollt’ ich mich denn grämen’) in seiner doppelchörigen Motette BWV 228 Fürchte dich nicht einsetzt, die offensichtlich auch um diese Zeit entstanden ist. Beide Fugen überraschen mit einer absteigenden chromatischen Figur zu Beginn. Noch erstaunlicher ist die Ähnlichkeit des Gegenthemas mit dem Thema im letzten Satz von BWV 63 Christen, ätzet diesen Tag, das für Weihnachten 1714 in Weimar geschrieben wurde. Nehmen wir einen Augenblick an (und hier will sich selbst der große Alfred Dürr nicht festlegen), Widerstehe sei im folgenden Jahr entstanden; könnte es sein, dass Bach sein weihnachtliches Flehen um Gnade (‚Höchster, schau in Gnaden an diese Glut gebückter Seelen!’ ) in der Kantate der Fastenzeit wiederholt, um die verführerische Schönheit der Sünde (‚von außen wunderschön’), die eine Erfindung des Teufels ist, für null und nichtig zu erklären?
Flötenkonzert Friedrichs II. in Sanssouci Gemälde von Adolph Menzel 1850–52 – Am Cembalo C.Ph.E. Bach
Mitte: Friedrich der Große; ganz rechts: Johann Joachim Quantz, des Königs Flötenlehrer; links von ihm mit Violine im dunklen Rock: Franz Benda; ganz links im Vordergrund: Gustav Adolf von Gotter; hinter ihm: Jakob Friedrich Freiherr von Bielfeld; hinter ihm, an die Decke schauend: Pierre-Louis Moreau de Maupertuis; in Hintergrund auf dem rosa Sofa sitzend: Wilhelmine von Bayreuth; zu ihrer rechten: Amalie von Preußen mit einer Hofdame; hinter ihnen: Carl Heinrich Graun; alte Dame hinter dem Notenständer: Gräfin Camas; hinter ihr: Egmont von Chasôt; am Cembalo: Carl Philipp Emanuel Bach.
stelle ich für jeden Sonntag im Kirchenjahr den Besuchern von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag im Kirchenjahr zur Verfügung.
…
Am 04.03.2012
begehen wir den Sonntag „Reminiscere„
Der Name des Sonntags Reminiszere leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: „Reminiscere miserationum tuarum, Domine, et misericordiarum tuarum quae e saeculo sunt.“ (Ps 25,)
Der Sonntag Reminiszere hat das Gleichnis von den bösen Weingärtnern zum Thema. Es geht dabei um das Verhältnis zwischen Gott und Mensch. Wohl wissend, was sie tun, bringen die Weingärtner den Sohn des Besitzers um, hoffend, dass sie dann den ganzen Besitz für sich einstreichen können. Ganz offensichtlich soll das Gleichnis darauf hindeuten, dass die Menschen, die eine Verantwortung von Gott übertragen bekommen haben (jeder), das ihnen Anvertraute lieber als ihr Eigentum ansehen wollen und dabei die Rechte Gottes zu mißachten (und damit auch seine Macht). Die Frage dieses Sonntags und dieser Woche ist daher die nach unserem Verhältnis zu Gott. Sie wird allerdings schwierig zu beantworten sein, denn wie mißt man ein solches Verhältnis? Sobald man zu messen beginnt, ist man ja nicht mehr Betroffener, sondern „Richter“, und stellt sich damit jenseits dessen, was einen zutiefst persönlich angeht. Und das kann nicht gut gehen. Soll man andere den Maßstab anlegen lassen? Auch das ist nicht im Sinne des Evangeliums. Bleibt nur das „Innewerden“, das „Auf-Sich-Besinnen“, als Möglichkeit, über das eigene Verhältnis zu Gott nachzudenken und, falls nötig, Konsequenzen zu ziehen.
Am Sonntag Reminiszere hören wir das Gleichnis von den bösen Weingärtnern und denken daran, wie wenig die Menschheit die Ansprüche Gottes auf sein Eigentum, seine Schöpfung respektiert. Das Kommen Jesu läßt die Menschen unverständig reagieren und wie Feinde Gottes handeln. Auch wir sind oft nicht bereit, Gott in dieser seiner Welt Raum zu geben. Allein durch den Glauben, der uns die Zuversicht gibt, dass Gott sich uns in bedingungsloser Liebe zuwendet, können wir einen Neuanfang wagen.
Wochenspruch: Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. (Röm 5, 8)
Johann Sebastian Bach
Fantasie c-moll, BWV 562 für Orgel; Gerhard Weinberger an der Schnitger-Orgel der Martinikerk in Groningen
Johann Christoph Bach
Wie bist du denn, o Gott, in Zorn auf mich entbrannt, Lamento für Bass, Violine und Basso continuo; Peter Kooij, Bass; L’Armonia Sonora, Leitung: Mieneke van der Velden
Georg Philipp Telemann
Ach, Herr, straf mich nicht in deinem Zorn, Trauerkantate; Cantus Cölln, Leitung: Konrad Junghänel
Kantate BWV 131 „Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu dir“
Howard Crook, Tenor / Peter Kooy, Bass
Chor und Orchester des Collegium Vocale Gent Ltg.: Philippe Hereweghe
Während der Passionszeit hatte in Leipzig die Figuralmusik in den Kirchen zu schweigen.
.
Kantaten-BeschreibungBWV 23 – „Jesus nahm zu sich die Zwölfe„.
Kantatenfür den Sonntag„Estomihi“
Aufführungsort: King’s College Chapel, Cambridgeam 5. März 2000
.
BWV 23„Du wahrer Gott und Davids Sohn“ ist alles in allem sehr viel feierlicher angelegt und sollte nach der Predigt und Austeilung des Abendmahls aufgeführt werden. Es wirkt wie Passionsmusik, und in der Tat scheint Bach den abschließenden Satz, eine Vertonung des deutschen Agnus Dei, einer bereits existierenden Kantate aufgepfropft zu haben, kurz nachdem er zu seiner Aufnahmeprüfung in Leipzig erschienen war (er scheint zu der verloren gegangenen Vertonung seiner Weimarer Passion zu gehören und würde 1725 in der eiligen Überarbeitung seiner Johannes-Passion noch einmal verwertet werden). Die Kantate betont, wie sich Jesus ausdrücklich den Kranken und Behinderten – und daher Außenseitern der Gesellschaft – zuwendet und sie heilt. Bachs Eingangssatz ist ein langsames Duett in c- moll für Sopran und Alt mit zwei obligaten Oboen (Matthäus 20, 30–34 berichtet von zwei Blinden), eine lange Arie, die inmitten von Elend auf ergreifende Weise an das Mitgefühl appelliert und deren kammermusikartiges Geflecht für Bachs Köthener Zeit typisch ist – reich ausgeschmückt und dicht und keine leichte Kost für Bachs kritische Gutachter.
Ihr folgt ein Accompagnato für Tenor und Streicher, worin die Oboe und erste Violine das lutherische Agnus Dei ohne begleitenden Text spielen. Der ursprüngliche Schluss dieser Kantate war der schwungvolle, rondoartige Chor ‚Aller Augen warten, Herr, auf dich’ (Nr. 3), worin das Gebet des Blinden, nun von Tenor und Bass gesungen, siebenmal durch den Text aus Psalm 145 unterbrochen wird, jedes Mal auf einer Basslinie, die, nun in g-moll, die Konturen der einleitenden melodischen Phrase des Agnus Dei nachzeichnet. Bachs Entschluss, seine frühere Passionsvertonung des Agnus Dei als langsamen, vorwiegend homophonen Choral anzufügen, war sicher eine strategisch vernünftige Entscheidung: Sie zeigte seinen zukünftigen Dienstherren auf Anhieb sein breites stilistisches und exegetisches Spektrum.
Ein Pressebericht, durch einen ‚Sonderkorrespondenten’, erschien im Hamburger Relationscourier: ‚Am verwichenen Sonntage Vormittage machte der Hochfürstl. Capellmeister zu Cöthen, Mr. Bach, allhier in der Kirchen zu St. Thomä wegen der bisher noch immer vacant stehenden Cantor-Stelle seine Probe, und ist desselben damahlige Music von allen, welche dergleichen ästimiren, sehr gelobet worden.’ Wie gern hätte man von jenen Leuten wissen mögen, ‚welche dergleichen ästimiren’, ob sie das recht konventionelle (vielleicht nur auf den Nutzen ausgerichtete) BWV 22, das an Kuhnau erinnerte, geneigter aufnahmen – oder das eher raffinierte und spitzfindige BWV 23, dessen Aufteilung der Anfangsverse im Stile Neumeisters in drei Sätze, wie eine italienische Sonate, nicht so sehr vom Text, sondern von kompositorischen und strukturellen Erfordernissen diktiert war.
BWV 22 – Jesus nahm zu sich die Zwölfe
BWV 23 – Du wahrer Gott und Davids Sohn
BWV 127 – Herr Jesu Christ, wahr‘ Mensch und Gott
BWV 159 – Sehet, wir gehen hinauf gen Jerusalem
——————–
————————————————————————————————————–
Ich wünsche allen Besuchern einen schönen Sonntag !
stelle ich für jeden Sonntag im Kirchenjahr den Besuchern von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag im Kirchenjahr zur Verfügung.
…
Am 26.02.2012
begehen wir den Sonntag „Invokavit“
Der Name des Sonntags Invokavit leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: „Invocavit me, et ergo exaudiam eum“ (Ps 91, 15).
Der Sonntag Invokavit hat die Geschichte der Versuchung Jesu zum Thema. Versuchung ist inzwischen zu einem altertümlichen Begriff geworden, vor allem deshalb, weil die Frage nach dem Versuchenden immer deutlicher gestellt wurde und wird. Gibt es ihn überhaupt? Entspringt die Versuchung nicht ausschließlich in einem selbst? Diese Entwicklung muss auf jeden Fall berücksichtigt werden, wenn wir von Versuchung sprechen. Die Vorstellung eines leibhaftigen Versuchers als des Teufels ruft höchstens noch ein müdes Lächeln hervor; das Arbeiten mit solchen Bildern in der Predigt ist heutzutage ausgesprochen schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Die Frage nach dem Versuchenden bleibt, sei es nun die Person selbst oder eine von außen wirkende Kraft. Und immerhin finden wir den Begriff noch in der deutschen Sprache, wenn z.B. gesagt wird: „Ich bin versucht, das und das zu kaufen.“ Aber hier hat es gewiss nicht mehr den Sinn, den es in der Bibel hat.
Am Sonntag Invokavit hören wir die Erzählung von der Versuchung Jesu und danken Gott, dass wir in ihm einen Hohenpriester haben, der – ohne Sünde – durch sein Opfer für uns die Erlösung gewirkt hat. Nur im Blick auf diesen Hohenpriester können wir, die wir immer die Macht der Versuchung erfahren und ihr unterliegen, getrost leben.
Wochenspruch: Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. (1. Joh 3, 8b)
Während der Passionszeit hatte in Leipzig die Figuralmusik in den Kirchen zu schweigen.
.
Kantaten-BeschreibungBWV 22 – „Jesus nahm zu sich die Zwölfe„.
Kantatenfür den Sonntag„Estomihi“
Aufführungsort: King’s College Chapel, Cambridgeam 5. März 2000
.
Dieses Konzert war in vielerlei Hinsicht bedeutsam. Zum einen enthielt es die beiden ‚Prüfungsstücke’ Bachs für das Amt des Kantors an der Leipziger Thomaskirche, BWV 22 und BWV 23, die gemeinsam in einem Gottesdienst am 7. Februar 1723, jeweils vor und nach der Predigt, aufgeführt werden sollten. Da zum anderen Quinquagesima der letzte Sonntag vor der Fastenzeit war, bot sich den Leipzigern vor der vorgeschriebenen, tempus clausum genannten Karenzzeit, die bis zur Vesper am Karfreitag dauern würde, die letzte Gelegenheit, Musik in der Kirche zu hören, und Bach schien entschlossen, sie mit Musik – vier Kantaten – in die Fastenzeit zu schicken, die sie nicht so leicht vergessen würden. Drittens fiel Quinquagesima 2000 zufällig auf den 5. März, an dem ich sechsunddreißig Jahre zuvor als Student zum ersten Mal Monteverdis Vesper von 1610 in der King’s College Chapel dirigiert hatte. Der Monteverdi Choir wurde an jenem Abend gegründet. Ich freute mich, an diesem Jahrestag zur King’s Chapel zurückzukehren und die Chöre des College, aus denen ich die ersten Monteverdi-Sänger rekrutiert hatte, einzuladen, mit uns gemeinsam die Choräle zu Beginn des Konzerts zu singen. Die King’s Chapel schien auf die Musik mit ihrer einzigartigen gotischen Alchemie zu wirken, wenngleich man sich, wie immer, vor dem heimtückischen ‚Schwanz’ ihres langen Nachhalls zu hüten hatte, der selbst das bodenständigste Musizieren zu verschnulzen drohte.
Das Lukas-Evangelium für Quinquagesima erzählt zwei verschiedene Episoden, zum einen wie Jesus den Jüngern die ihm bevorstehende Passion ankündigt, zum anderen wie ein blinder Bettler in der Nähe von Jericho wieder sehend gemacht wird. Bach verarbeitet die erste Episode in BWV 22 Jesus nahm zu sich die Zwölfe, dessen autographe Partitur darauf hindeutet, dass das Werk in aller Eile in Leipzig komponiert wurde; und die zweite in BWV 23 Du wahrer Gott und Davids Sohn, das vermuten lässt, es sei schon in Köthen entstanden. BWV 22 verwendet Tanzrhythmen und zollt in seinem abschließenden Chorsatz – einem elegant fließenden moto perpetuo – Johann Kuhnau, seinem Vorgänger an der Thomaskirche, stilistischen Tribut.
Das Werk beginnt mit einem flüssigen Arioso für Tenor (Evangelist) und Bass (vox Christi) mit Oboe und Streichern und bricht in einen nervösen fugierten Chor aus, der das Unverständnis der Jünger in dem denkwürdigen Kommentar zusammenfasst: ‚Sie aber vernahmen der [Worte] keines und wussten nicht, was da gesaget war’. Man könnte in diesen Satz eine ironische Prophezeiung hineinlesen, wie Bachs neues Leipziger Publikum im Laufe der folgenden sechsundzwanzig Jahre auf seine schöpferischen Verlautbarungen reagieren würde – da immerhin greifbare Indizien oder Beweise für eine ihm entgegengebrachte Würdigung fehlen: weder rasende Begeisterung noch tiefes Verständnis oder offene Missbilligung. Zwei auf Tänzen basierende Arien folgen: Eine grambeladene Gigue im 9/8-Takt für Alt mit obligater Oboe (Nr. 2), eine behutsam vorgetragene Bitte, den Heiland auf seiner spirituellen Reise nach Jerusalem begleiten zu dürfen, und ein Passepied für Tenor und Streicher (Nr. 4), ein Gebet um Mut und Hilfe im Bestreben, dem Fleisch zu entsagen. Die Kantate schließt mit einem piacevole Choralsatz über einem Laufbass, der ein Symbol für den Weg der Jünger zur Erfüllung ist – nichts, was hier Argwohn wecken oder die Gemeinde aus der Fassung hätte bringen können. Im Vergleich zu manchen blumenreichen Texten und unerfreulichen Bildern, die Bach im weiteren Verlauf seines ersten Amtsjahres vertonte, ist dieses Libretto erfrischend direkt und handwerklich solide – vielleicht ein ‚vorgegebener Text’, den ihm seine klerikalen Prüfer zugeteilt hatten?
BWV 22 – Jesus nahm zu sich die Zwölfe
BWV 23 – Du wahrer Gott und Davids Sohn
BWV 127 – Herr Jesu Christ, wahr‘ Mensch und Gott
BWV 159 – Sehet, wir gehen hinauf gen Jerusalem
——————–
————————————————————————————————————–
Ich wünsche allen Besuchern einen schönen Sonntag !
stelle ich für jeden Sonntag im Kirchenjahr den Besuchern von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag im Kirchenjahr zur Verfügung.
…
Am 19.02.2012
begehen wir den Sonntag „Estomihi“
Der Name des Sonntags leitet sich vom Beginn der lateinischen Antiphon ab: esto mihi in lapidem fortissimum et in domum munitam ut salves me (Ps 31, 3b).
Der Sonntag Estomihioder Quinquagesimae (der Fünfzigste) beginnt nun, die Spannung wieder zu steigern, indem er auf das Leiden als einen wichtigen Bestandteil der Erlösung und der Nachfolge betont. Das Evangelium des Sonntags enthält zwei wichtige Aussagen: die Leidensankündigung Jesu und der Aufruf zur Nachfolge unter dem Kreuz: „Wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s erhalten.“ (Mk 8, 35b). Wichtig in dieser Woche ist, dass die Fastenzeit am Aschermittwoch beginnt. In manchen Gegenden ist der Karneval jetzt im vollen Schwung, was sicher auch im kirchlichen Geschehen ein Echo finden kann.
In der Woche des Sonntags Estomihi beginnt mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit. Wir denken nun besonders an den Weg Jesu zum Kreuz und erfahren, dass sich Nachfolge auch durch Leid hindurch vollzieht. In den Armen und Unterdrückten dieser Welt wird deutlich, warum Jesus selbst den Weg des Leidens gehen musste.
Wochenspruch: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. (Lk 18, 31)
BWV 22 – Jesus nahm zu sich die Zwölfe
BWV 23 – Du wahrer Gott und Davids Sohn
BWV 127 – Herr Jesu Christ, wahr‘ Mensch und Gott
BWV 159 – Sehet, wir gehen hinauf gen Jerusalem
————————————————————————————————————-.
Bach-Kantate
WDR3 – Geistliche Musik-Sendung: 09:05 Uhr bis 10:00 Uhr.
Gerlinde Sämann, Sopran; Melinda Paulsen, Alt; Kobie van Rensburg, Tenor;
Christian Hilz, Bass; Heinrich Schütz Ensemble;
Monteverdi-Orchester
Leitung: Wolfgang Kelber
….
——————————————————————————————————–
———————————————————————————————————————–
—
Videos mit Bach-Kantaten:
…..
/YouTube:BWV 22 – „Jesus nahm zu sich die Zwölfe“– (Interpret: Herreweghe)
.
———————————————————————————————————————–
.
/YouTube: BWV 23 – “ Du wahrer Gott und Davids Sohn“– (Interpret: Herreweghe)
.
,
—————————————————————————————————————————-
.
./YouTube: BWV 127 – „Herr Jesu Christ, wahr‘ Mensch und Gott“ – (Interpret: Karl Richter).
.
.
————————————————————————————————————————–
.
/YouTube: BWV 159 – „Sehet, wir gehen hinauf gen Jerusalem“– (Interpret: Leonhardt)
.
.
————————————————————————————————————————-
.
/YouTube: BWV 159 –„Sehet, wir gehen hinauf gen Jerusalem“– (Interpret: Herreweghe)
.
.
————————————————————————————————————————
.
Kantaten-BeschreibungBWV 159 – „Sehet! Wir gehn hinauf gen Jerusalem„.
Kantatenfür den Sonntag„Estomihi“
Aufführungsort: King’s College Chapel, Cambridgeam 5. März 2000
.
Dieses Konzert war in vielerlei Hinsicht bedeutsam. Zum einen enthielt es die beiden ‚Prüfungsstücke’ Bachs für das Amt des Kantors an der Leipziger Thomaskirche, BWV 22 und BWV 23, die gemeinsam in einem Gottesdienst am 7. Februar 1723, jeweils vor und nach der Predigt, aufgeführt werden sollten. Da zum anderen Quinquagesima der letzte Sonntag vor der Fastenzeit war, bot sich den Leipzigern vor der vorgeschriebenen, tempus clausum genannten Karenzzeit, die bis zur Vesper am Karfreitag dauern würde, die letzte Gelegenheit, Musik in der Kirche zu hören, und Bach schien entschlossen, sie mit Musik – vier Kantaten – in die Fastenzeit zu schicken, die sie nicht so leicht vergessen würden. Drittens fiel Quinquagesima 2000 zufällig auf den 5. März, an dem ich sechsunddreißig Jahre zuvor als Student zum ersten Mal Monteverdis Vesper von 1610 in der King’s College Chapel dirigiert hatte. Der Monteverdi Choir wurde an jenem Abend gegründet. Ich freute mich, an diesem Jahrestag zur King’s Chapel zurückzukehren und die Chöre des College, aus denen ich die ersten Monteverdi-Sänger rekrutiert hatte, einzuladen, mit uns gemeinsam die Choräle zu Beginn des Konzerts zu singen. Die King’s Chapel schien auf die Musik mit ihrer einzigartigen gotischen Alchemie zu wirken, wenngleich man sich, wie immer, vor dem heimtückischen ‚Schwanz’ ihres langen Nachhalls zu hüten hatte, der selbst das bodenständigste Musizieren zu verschnulzen drohte.
Als Abschluss sah dieses Quinquagesima-ProgrammBWV 159– „Sehet! Wir gehn hinauf gen Jerusalem“ vor, ein fünfsätziges Stück auf einen Text von Picander, das am 27. Februar 1729 uraufgeführt worden war. Es beginnt gewissermaßen in medias res mit einem Dialog zwischen Jesus (den Bass-Solisten), der die Worte aus dem Lukas-Evangelium (18, 31) spricht: ‚Sehet! Wir gehn hinauf gen Jerusalem’, und der Seele des Christen (Alt), die den Heiland anfleht, diesen Weg nicht zu gehen: ‚Dein Kreuz ist dir schon zugericht’… die Bande warten dein’. Der Alt wird von allen Streichern begleitet, während die Worte des Basses mit einem bruchstückhaften Laufbass unterlegt sind, der nach einem Septimensprung abwärts plötzlich einhält, als bliebe Jesus stehen, wende sich zu seinen Jüngern um und versuche, sie auf die ihm bevorstehende Prüfung und seinen Tod vorzubereiten. Wieder ist sofort die Nähe zur Mattäus-Passion zu spüren – das gleiche, an Magdalena erinnernde Ergießen von Gram und Empörung (‚Ach Golgotha, unsel’ges Golgotha!’), derselbe Librettist, der gleiche ehrhabene Ton, die gleiche Intensität des Ausdrucks.
Die Ähnlichkeiten setzen sich im zweiten Satz fort: Eine fließende 6/8-Arie für Alt und Continuo gleicht dem sechsten Vers des berühmen Passionschorals ‚O Haupt voll Blut und Wunden’ von Paul Gerhardt (1656), der von den darüber liegenden Sopranstimmen gesungen wird. Der vierte Satz beginnt mit den Worten ‚Es ist vollbracht’ – dass Bach diese Worte zweimal vertont hat, einmal in der Johannes-Passion und dann in dieser Kantate, beide Male auf so denkwürdige Weise und mit einem überwältigenden, doch unverwechselbaren Pathos, ist erstaunlich.
In dieser Version der Kantate in B, für Oboe, Streicher und Bass solo, scheint die Zeit fast still zu stehen, ein feierlicher Friede durchstrahlt das Werk, wenn Christus sich in sein Schicksal ergibt. Das mag zum Teil auf den ungewöhnlichen Reichtum von Bachs harmonischer Sprache zurückzuführen sein – eine häufige Betonung der Tonart der Subdominante, sogar der Subdominante der Subdominante! Der abschließende Choral ist die Vertonung einer Strophe von Paul Stockmanns Passionsgedicht ‚Jesu Leiden, Pein und Tod’ (1633) zu der zarten Melodie von Vulpius mit wunderbar beglückenden chromatischen Harmonien über einer lyrischen Basslinie.
BWV 22 – Jesus nahm zu sich die Zwölfe
BWV 23 – Du wahrer Gott und Davids Sohn
BWV 127 – Herr Jesu Christ, wahr‘ Mensch und Gott
BWV 159 – Sehet, wir gehen hinauf gen Jerusalem
——————–
————————————————————————————————————–
Ich wünsche allen Besuchern einen schönen Sonntag !
@Iris, hat es seit einigen Tagen bemerkt, dass ein Webaufruf zu Monteverdi in England gestört war. Nach meinen gestrigen Recherchen ist der Internetauftritt vollständig überarbeitet und mit neuen Link versehen worden. Die wichtigsten Link-Angaben habe ich im Blog rechts am Rand unter:
ist eine Angabe zum Cantatafinder – (von @Alex aus Leipzig) – hinterlegt worden. In dem Cantatafinder müssten von @Alex die Link-Angaben zu SDG überarbeitet werden sie stimmen mit den aktuellen Link nicht mehr überein..!!
Die Übersicht ist meiner Meinung nach besser geworden da nun alles unter einem Webauftritt zusammengefasst worden ist. Probiert es selbst einmal aus, um sich mit dem neuen Web-Auftritt vertraut machen zu können.
—————————————————————————————————————————–
Neu: Shop Monteverdi.co.uk
—————————————————————————————————————————-
Sehr gefällig ist die Shop-Seite geworden. Sehr übersichtlich angeordnet sind die CD’s auf der vergrößerten Seite zu erkennen..!!
In ein Album geklickt erscheint die Seite zum Download als mp3. Hörproben sind mit dem Dreieck (siehe roter Pfeil im Bild unten) zu bekommen.
SDG-CDs Hörproben anklicken - siehe roter Pfeil
——————————————————————————————————————-
Booklet CD SDG 101
Ein Beispiel:
ich möchte die CD im Shop CANTATAS VOL 1 beziehen dann klicke ich in das Booklet der CD und es erscheint danach die obige von mir abgebildete Seite mit dem roten Pfeil. Hier kann dann ein mp3-Download und eine Hörprobe genommen werden.
BACH CANTATAS VOL 1
SDG 101 | 2 CD (56 tracks)
For the Feast of St. John the Baptist
BWV 167 / 7 / 30
For the First Sunday after Trinity
BWV 75 / 39 / 20
‚Na-, warum lässt der Sir Gardiner denn gerade die Motette ‚Der Geist hilft unsrer Schwachheit auf'“ – aus? Kann man denn wirklich eine von den sechsen klassischen Vokalwerken Bach’scher Kunst so zurückstellen?‘ Das raunten einige der zahlreich erschienenen Potsdamer Bach-Freunde in der Reihe hinter mir. Und ich machte mir natürlich auch Gedanken, was uns Gardiner mit dieser wohl bewussten Auslassung sagen wollte. Am Schluß des Konzerts war mir klar: Da als Zugabe von Gardiner die Bach unsicher zugeschriebene Motette ‚Ich lasse Dich nicht, Du segnest mich denn‘ gegeben wurde, waren dann im Ganzen vordergründig alle 6 doch wieder vorhanden. Aber Spaß beiseite.
Ein inhaltlicher Grund drängte sich mir auf. Da in der glänzend dargebotenen Motette ‚Jesu meine Freude‘ sehr viel und pointiert vom ‚Geist‘ die Rede ist, konnte man auf eine neuerliche Wiederholung des ‚Geistes‘ verzichten. Denn das was diese Motette ‚Jesu meine Freude‘ uns vom Geist sagt, ist wirklich ganz wichtig. Die wohl längste Bach-Motette hat vielfältige Sätze. Choral – Terzett – Frauenchor – Männerchor – chorisches Tenorsolo – Fuge – Ekstase (Weg, weg mit allen Schätzen) – mystische Zusagen.
Als Mittelpunkt empfand ist aber die Zusage:
‚Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich‘.
Für den Konserven verwöhnten Musikhörer bedeutet das m.Mg.: Lasst Euch auf die Länge und den Argumentationsverlauf des Musikstücks ein. Seid nicht zufrieden mit einem Highlight z.B. dem Eingangschor, sondern bei Bach setzt der Schlusschoral den Punkt. Geistlich hören, heißt, Raum lassen den innermusikalischen Entwicklungen von Chor – Rezitativ – Arie – Schlusschoral. Da findet ein Gespräch zwischen den Sätzen statt, manchmal sogar ein Drama. Und die bei Bach so gerühmte Kraft der ‚Beruhigung und Heilung‘ des ‚aufgeregten‘ Menschen kann sich nur entfalten, wenn auch vorher die ‚Aufgeregtheit der Welt‘ in Turbae und Virtuosität dargestellt und durchlitten wurde.
Natürlich, bei so eng gestrickten Bach-Werken wie den Motetten leuchtet das leicht jedem ein, aber das gilt erst recht auch für die Kantaten, die Messe und die Passionen. Geistlich aufführen und hören braucht daher keine ‚Höhepunkte‘ Bach’scher Musik. Innermusikalisch gibt es für eine solche Ansicht auch gute Argumente. Nämlich-, die Abfolge von Tonarten, die bei Bach ja bei jedem Satz bewusst eingesetzt werden, wird zerstört und so sorgsam abgestufte verbundene Glieder zerrissen.
Monteverdi Choir und English Baroque Soloists
Wie fing das Konzert an? Der Gardiner-Chor setzte ein mit einem labial wunderbar gerollten und gerundeten ‚L – obet den Herrn, alle Heiden‘. Auf diesen Einsatz war ich besonders gespannt. Da macht es ein ausländischer Chor uns Deutschen vor, was Sprache beinhaltet: niemals gleichförmig und unbeteiligt, immer betont und Entwicklungen verdeutlichend.
Gerade bei der Motette “Fürchte Dich nicht“ wurde mir die argumentative Gestaltung sehr deutlich. Man hätte ja auch mit der These und Behauptung ‚Fürchte Dich nicht‘ zufrieden sein können. Nein-, musikalisch und textlich wird das ‚warum‘ bei Gardiner ernst genommen. ‚Ich stärke Dich – ich halte Dich bei meiner rechten Hand‘. Da wird ausgestaltet, musikalische Linien werden wenn es nötig ist herausgehoben oder abgeschwächt.
Noch ein Licht leuchtete mir als ‚typisch britische Interpretation‘ auf: da gab es eine mysterienartige Interpretation der geheimnisvollen Zusagen wie z.B. ‚weiche nicht‘, ‚ich helfe Dir auch‘, ‚ich halte Dich mit meiner rechten Hand‘-, diese Zusagen kamen eher wispernd und versteckt auf den Hörer zu. Plötzlich konnte ich mir Elfen und Baumgeister vorstellen – oder war ich abgedriftet und hatte über die Maßen ‚Elfen-Literatur‘ mit meiner Tochter gelesen? Jedenfalls hatte ich empfunden, das eine solche eher romantische Auffassung sich abhebt von dem typisch deutsch-protestantischen Kantoren-Stil, der immer Klarheit und Eindrücklichkeit von den Sängern will.
So ging es mit Engagement und Einsatz im Motetten-Verlauf weiter. Der Sir gab sich bescheiden, die Sänger des Chores waren bewegt im Einsatz und ließen auch manche Gesten zu. Eine Mahnung zum Widerstand wie ‚Trotz dem alten Drachen!!‘ kann man nicht mit verschränkten Armen singen! ‚Tobe Welt und springe‘-, da bogen sich fast die Bretter und Balken des renovierten Nikolai-Saals. Erhellend war es auch, das ich in der Pause mit einem Continuo-Spieler ins Gespräch kam. Das Wichtigste:
Sir J.E. Gardiner
Sir Gardiner hat sein Bach-Buch fertig und einem englischen Verlag zur Veröffentlichung freigegeben. Zur Buch-Messe ist es zwar noch nicht übersetzt, doch wir können uns freuen auf eine Bach-Interpretation, die Staunen lässt.
So hatte ich in Berlin und Potsdam auch einen kulturell bereichernden Herbst-Aufenthalt. An jedem Tag wartete auf mich ein Höhepunkt: Zuerst die viel gerühmte ‚Gesichter der Renaissance-Austellung‘ im Bode-Museum, am nächsten Tag 6 Bach-Motetten interpretiert vom Sir Gardiner, am nächsten Abend, tags darauf im Olympia-Stadion mit meiner Tochter der 3 zu 0 Sieg der Hertha gegen die Kölner.
Immer wieder fragte ich mich: Was ist Kultur? Überall kannst Du hingehen und Dir eine Karte irgendwie besorgen, wenn Du es nur willst. Kultureller und materieller Überfluss strömen auf Dich ein. Bei der Portrait-Ausstellung im Bode-Museum hatten mir Landschaften gefehlt. Im Olympiastadium konnte ich mitfeiern, wie der Hauptstadt-Club kurzen Prozess mit den Rheinländern machte. Im Potsdamer Nikolai-Saal wurde ich ‚geistlich‘ so erfüllt, dass ich zum Verstehen der Musik kein Hochglanz-Programm-Heft und kein abgestandenes, müde sprudelndes Glas Sekt in der Pause brauchte.
Bist DU mit all‘ diesen ‚Fleisch-Brocken‘ glücklich. Dann war am Sonntag den 2.10. noch Erntedank-Fest. Ich ging zum Gottesdienst in meine Nachbarkirche. Was sagte der Pfarrer:
‚Sammelt Euch Schätze im Leben, die nicht von Motten und Rost gefressen werden!‘
Cover: Box von ARCHIV - Gardiner sieben Mozart-Operas
Liebe Gardiner und Opern-Freunde/innen!
Am 22.7.2011 wurde eine Box mit den sieben bekanntesten Opern von Wolfgang Amadeus Mozart veröffentlicht. Klassik Akzente schreibt dazu:
John Eliot Gardiners herausragende Aufnahmen der sieben späteren Opern von Mozart eroberten in den 1990er Jahren die musikalische Welt im Sturm. Sie setzen neue Maßstäbe des Gesangs und der Orchesterleistung und brachten den Werken neue Vitalität und Klarheit.
Nun vereint eine 18-CD Edition die legendären Aufnahmen von „Idomeneo“, „Die Entführung aus dem Serail“, „Le nozze di Figaro“, „Don Giovanni“, „Cosí fan tutte“, „La clemenza di Tito“ und die „Zauberflöte“.
Gardiners Genie – Wegweisende Aufnahmen von Mozarts späten Opern Wer historisch sicher gehen will, für den gehört Sir John Eliot Gardiner zur ersten Wahl. Nun sind seine Interpretationen der sieben wichtigsten Opern von Wolfgang Amadeus Mozart in einer Box erhältlich.
Zu den besonderen Pretiosen gehören dabei die Einspielungen der Opern von Wolfgang Amadeus Mozart, die der Maestro in den neunziger Jahren in Deutschland, England und Italien verwirklichte. Sie entstanden mit The English Baroque Solists und dem Monteverdi Choir als Basis, zu denen sich jeweils wechselnde Solisten gesellten. Das Spektrum reicht vom 1991 in London aufgenommenen „Idomeneo“ über „La clemenza di Tito“, „Die Entführung aus dem Serail“, „Le nozze di Figaro“ und „Cosí fan tutte“ bis hin zum „Don Giovanni“ und der „Zauberflöte“, die 1995 in Ludwigsburg aufgezeichnet wurde…….
Zu den Solisten der Aufnahmen gehören unter anderem Anne Sofie von Otter, Hans-Peter Minetti, Bryn Terfel und Ildebrando D’Arcangelo, die während der Aufnahmen teils noch zu den „rising Stars“ der Opernwelt gehörten, inzwischen aber längst die Spitze der internationalen Wertschätzung erreicht haben. Die umfangreich kommentierte, mit dreisprachigem Booklet einschließlich ausführlicher Werkbeschreibungen ausgestattete Box „Mozart Operas“ schafft es daher einerseits, die grundlegenden Werke des Salzburger Komponisten in historisch gültiger Interpretation zu vereinen, bietet aber darüber hinaus auch einen Einblick in die besonders präzise und einfühlsame Teamarbeit eines der bedeutendsten Dirigenten unserer Zeit.
———————————————————————————————–
Liebe @Iris, danke für deine Information über die Wiederveröffentlichung der sieben Mozart-Opern von ARCHIV als Box die bestimmt regen Zuspruch finden werden.
SDG ist stolz darauf, eine neue Aufnahme von J.S. Bach die Johannes-Passion freizugeben. Frühere Versionen haben eine phänomenale Presseberichterstattung erhalten für die Leistung und
Klangqualität.
Erwähnen möchte ich die wunderbaren Erläuterungen im PDF-Format von Sir J.E. Gardiner zum BWV 245 „Johannes Passion“ in deutsch…!! Unter Click here for a German Translation of the sleeve notes.
Aufgenommen in Königslutter im Jahr 2003, bietet dieses Album zwei Disc international renommierter
Solisten, Mark Padmore, Hanno Müller-Brachmann, Peter Harvey und Bernarda Fink.Die Veröffentlichung enthält ein 76-seitiges Booklet mit Original-Noten von John Eliot Gardiner mit Texten in Deutsch, Englisch und Französisch.
Eine erfreuliche Mitteilung aus dem Hause SDG, es handelt sich um die Aufführung aus dem Jahre 2003 aus dem Kaiserdom in Königslutter, die vom NDR mitgeschnitten wurde, die hatte für absolute Furore gesorgt.
Hier eine vernünftige Ansicht vom SDG-Cover SDG 712 „Johannes Passion“
Alt-Cover vom Label SDG-Sir Gardiner Mozart Symphonie Nr 39 & 41
Vom Label SDG – Monteverdi.uk ist nach einer Überarbeitung der bereits als Live-Mittschnitt im Kalenderjahr 2006 herausgebrachten SDG-CD mit den Mozart-Symphonien Nr. 39 & 41 eine CD als „SDG 711„ im Monteverdi-Shop n e u veröffentlicht worden.
Links in blau: CD-Cover von der in 2006 bereits verkauften Mozart-CD durch SDG über die Mitgliederliste!!
Die CD wurde in limitierter Auflage produziert und war bisher noch nicht im freien Handel erhältlich. Trotz geringfügiger Nachbesserungen, zum Beispiel wurden störende Hustgeräusche entfernt, ist sie eine Momentaufnahme dessen, was bei dem Konzert in der Cadogan Hall 2006 geschah – am selben Abend. Ein Live-Mittschnitt vom 9. Februar 2006 in der Cadogan Hall in London.
Play the bit stream tracks with your media player (Real Player). To get a media player click on the icon below.
—————————————————————————————————————————–
Ein YouTube-Video Mozart: Malcolm Bilson (Piano) Sir Gardiner, English Baroque-Soloists
piano concerto 24 (1/4) KV. 491
—————————————————————————————————————————
Diese Mozart-Symphonien habe ich bereits über die Mitglieder-Liste von SDG in 2006 als Live-Mittschnitt erworben und bin damit sehr gut zurecht gekommen. Eine Neuanschaffung empfehle ich allen Interessenten, die diese CD als n e u e und überarbeitete SDG 711 Version von Januar 2011 – alte CD – Version veröffentlicht seit 2006 – noch nicht in ihrem Besitz haben. Es ist eine Veröffentlichung, die wieder von Sir Gardiner und EBS in einer hohen Qualität erstellt wurde und allen sehr empfehlen kann. Ein Highlight ist wieder die Beschreibung der Mozart-Symphonien Nr: 39 & 41 von Sir J.E. Gardiner..!!
Sir J.E. Gardiner am Bachdenkmal vor der Thomaskirche Leipzig
Über sein umfangreiches Bach-Cantata-Pilgrimage 2000 – Projekt von Sir J.E. Gardiner kommt zum rechtzeitigen Zeitpunkt eine gute und launige Rezension in der Zeitung „DIE ZEIT.“ Bereits vorhandene Kommentare sind in der Zeitung DIE ZEIT am Fußende zu beachten..!!
John Eliot Gardiners lange Pilgerreise zu Bach ist zu Ende. Sie liegt nun auf 27 CDs vor.
Der Mann hat Visionen, und keine, mit denen er zum Arzt gehen sollte. John Eliot Gardiners Entschluss, das komplette überlieferte Kantatenwerk Johann Sebastian Bachs, knapp 200 Kantaten, im Laufe eines Jahres in historischen Kirchen quer durch ganz Europa von Santiago de Compostela bis Eisenach live aufzuführen, war eine solche Vision……..
Advents-Kantaten J.S. Bach Philharmonie Berlin am 6.12.2010 um 20 Uhr
J.S. Bach Advents-Kantaten
in der
Philharmonie Berlin am Montag, 6.12.2010, um 20 Uhr.
Adventskantaten
Johann Sebastian Bach
Sir John Eliot Gardiner
Monteverdi Choir
English Baroque Soloists
Programm:
Johann Sebastian Bach:
Nun komm der Heiden Heiland BWV 61
Konzert für Violine und Oboe BWV 1060
Schwingt freudig euch empor BWV 36
Wachet! Betet! BWV 70
Leitung: Sir John Eliot Gardiner
+) Sir John Eliot Gardiner ist einer der vielseitigsten Dirigenten unserer Zeit. Er ist eine der Schlüsselfiguren in der Wiederbelebung der Alten Musik und der Gründer und Künstlerische Leiter des Monteverdi Choir, der English Baroque Soloists und des Orchestre Révolutionnaire et Romantique. Neben Auftritten als Leiter seiner Ensembles tritt er regelmäßig als Gastdirigent der weltweit führenden Symphonieorchester auf, darunter die Wiener und Berliner Philharmoniker sowie das London Symphony Orchestra.
Monteverdi Choir
Die Gründung des Monteverdi Choir erfolgte vor 43 Jahren in Cambridge anlässlich einer Aufführung der „Marienvesper“ von Claudio Monteverdi. Ziel war es damals, sich ausgehend von der Musik des Barock ein breit gefächertes Repertoire zu erarbeiten. Das Ensemble wurde bald bekannt für sein leidenschaftliches Musikantentum, gepaart mit rhythmischer Vitalität und der Fähigkeit, Werke ganz unterschiedlicher Komponisten in verschiedenen Sprachen und Ausdrucksformen stilistisch überzeugend zu präsentieren.
Der Chor unternahm zahlreiche vielbeachtete Tourneen, unter denen die „Bach-Kantaten-Pilgerfahrt“ im Jahr 2000 eine absolute Sonderstellung einnimmt: Anlässlich des 250. Todestages von Johann Sebastian Bach führte der Chor gemeinsam mit den English Baroque Soloists sämtliche 198 geistliche Kantaten in 63 Kirchen in ganz Europa auf.
English Baroque Soloists
Die English Baroque Soloists wurden 1978 von Sir John Eliot Gardiner gegründet und haben sich seither als eines der bedeutendsten auf historischen Instrumenten musizierenden Kammerorchester etabliert.
Das Ensemble hat in zahlreichen großen Konzertsälen in aller Welt gespielt, darunter das Teatro della Scala in Mailand, das Amphitheater in Pompeji, die Philharmonie in Berlin, das Théâtre du Châtelet in Paris, das Lincoln Center in New York, das Sydney Opera House, das Amsterdamer Concertgebouw, San Marco in Venedig. 1990 gaben die English Baroque Soloists ihr Debut bei den Salzburger Festspielen und sind seitdem häufig dort zu Gast. Im Jahr 2000 unternahmen die English Baroque Soloists zusammen mit dem Monteverdi Choir die Bach Cantata Pilgrimage.
Link: Festival Soli Deo Gloria– Feste Alter Musik im Braunschweiger Land e.V. zu Gast in Berlin:
—————————————————————————————————————-
Großer Saal Philharmonie Berlin „Saal-Plan“ zur Vergößerung in die Grafik klicken..!!
Saalplan Philharmonie Berlin "Großer Saal" zur Vergrößerung in die Grafik klicken..!!
———————————————————————————————————————–
Philharmonie
Anfahrt
So finden Sie zur Philharmonie — lorem ipsum dolor sit amet, consectetuer adipiscing elit. Donec convallis. Pellentesque mollis tempus ipsum. Fusce pulvinar, pede et feugiat cursus.
mit der U-Bahn: Linie U2 Bahnhöfe Potsdamer Platz oder Mendelssohn-Bartholdy-Park
mit der S-Bahn: Linien S1, S2, S25, S26 bis Potsdamer Platz
mit dem Bus direkt zur Philharmonie: Linien 200 (Philharmonie), M48 (Kulturforum); weitere Buslinien: M29 (Potsdamer Brücke), M41 (Potsdamer Platz)
mit dem Auto: Auf dem Gelände der Philharmonie stehen begrenzt Parkplätze zur Verfügung.
Bitte nutzen Sie auch die Parkmöglichkeiten im Sony Center (Einfahrten Entlastungsstraße und Bellevuestraße) sowie in den Potsdamer Platz Arkaden (Einfahrt der Tiefgarage am Reichpietschufer) sowie im Parkhaus am Schöneberger Ufer.
Wenn Sie mit dem Fahrrad zu uns kommen und an der Philharmonie keine Abstellmöglichkeit mehr finden, können Sie Ihr Rad an den Fahrradständern an der Gemäldegalerie oder an der Staatsbibliothek abstellen.
Nach dem erfolgreichen Ende und Veröffentlichung der letzten CD-Alben der „Bach Cantata Series“ konnte mein Abgleich mit dem beigefügten Flyer vom Label: Soli Deo Gloria – welches in der letzten CD-Sendung mit enthalten war, meine Recherche auf eine Vollständigkeit der „Bach-Kantaten – für das Kirchenjahr“ – mit den veröffentlichten CD’s von der „Bach-Cantata-Pilgrimage 2000-Tour“ – vorgenommen werden.
Die „Bach Cantata Series“ beinhalten 165 Bach-Kantaten für das Kirchenjahr – die innerhalb der Bach-Cantata-Pilgrimage 2000-Tour im Bachjahr 2000 vom Label: Soli Deo Gloria mit 27 CD-Alben veröffentlicht wurden.
Dazu wurden im Kalenderjahr 2000 (Bachjahr 2000) von der DG (Deutsche Grammophon) – vier CD’s mit 14 Bach-Kantaten für das Kirchenjahr in ihrer Eigenregie veröffentlicht und verkauft. Es handelt sich um die fehlenden BWV 72, 73, 82, 83, 94, 105, 111, 113, 125, 156, 168, 179, 199 und BWV 200, die aus rechtlichen Gründen vom Label: Soli Deo Gloria – nicht verkauft werden durften. Diese vier CD’s der DG führe ich nachstehend zur Ansicht auf.
——————————————————————————————————
Diese fehlenden „Bach-Kantaten“ – für das Kirchenjahr –können zur Vervollständigung als Einspielung mit – Sir Gardiner – EBS und dem Monteverdi Choir von der DG – (Deutsche Grammophon) – nachstehend erworben werden:
Cover: CD der DG vom Bachjahr 2000 - mit dem BWV 72 - 73 - 111 - 156
Cover: CD der DG vom Bachjahr 2000 -mit dem BWV 82 - 83 - 125 - 200
Cover: CD der DG vom Bachjahr 2000 -mit dem BWV 94 - 105 - 168
Cover: CD der DG vom Bachjahr 2000 mit dem BWV 113- 179 - 199
————————————————————————————————-
Von Johann Sebastian Bach sind nach heutigem Kenntnisstand um die 200 Kantaten bekannt. Von diesen „Kantaten zum Kirchenjahr“ werden von den Fachleuten sechs Kantaten J.S. Bach n i c h t zugeordnet. Laut Alfred Dürr in seinen Kantatenbeschreibungen auf Seite 1003, scheiden folgenden BWV für das Kirchenjahr in der Zuordnung zu J.S. Bach aus und wurden dementsprechend vom Label: Soli Deo Gloria und der DG im Bachjahr 2000 nicht veröffentlicht:
BWV 15 „Denn du wirst meine Seele nicht in der Hölle lassen“ (Komponist: Johann Ludwig Bach)
BWV 53 „Schlage doch gewünschte Stunde „(Trauerfeier) (Komponist Georg Melchior Hoffmann)
BWV 141 „Das ist je gewisslich wahr“ (Komponist: Georg Philipp Telemann)
BWV 142 „Uns ist ein Kind geboren“(Komponist: Johann Kuhnau)
BWV 160 „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt“ (Komponist: Georg Philipp Telemann)
BWV 189 „Meine Seele rühmt und preist“ (Komponist Georg Melchior Hoffmann)
————————————————————————————————–
Die nachstehenden zwölf Kantaten sind keinem Sonn- oder Feiertag im Kirchenjahr zuzuordnen, es handelt sich um weltliche Kantaten – aus Anlass eines Ratswechsels, Trauung, oder Trauerfeier. Diese BWV wurden ebenfalls vom Label: Soli Deo Gloria und der DG im Bachjahr 2000 nicht veröffentlicht:
BWV 29 „Wir danken dir, Gott, wir danken dir“ (Ratswahl)
BWV 69 „Lobet den Herrn, meine Seele“ (Ratswechsel)
BWV 71 „Gott ist mein König“ (Ratswechsel zu Mühlhausen 1708) *)
BWV 106 „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit (Actus tragicus) (Trauerfeier)
BWV 119„Preise, Jerusalem, den Herrn“ (Ratswechsel)
BWV 120„Gott, man lobet dich in der Stille“ (Ratswechsel)
BWV 157 „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn“ (Trauerfeier evtl. zu Mariae Reinigung)
BWV 193 „Ihr Tore zu Zion“ (weltliche Kantate, Ratswechsel)
BWV 195 „Dem Gerechten muss das Licht immer wieder aufgehen“ (Trauung)
BWV 196 „Der Herr denket an uns“ (Trauung)
BWV 197 „Gott ist unsre Zuversicht“ (Trauung)
BWV 198 „Laß, Fürstin, laß noch einen Strahl“ (Trauer-Ode für Kurfürstin Christiane Eberhardine, Gemahlin Augusts des Starken, die am 5.9.1727 verstarb)
*) Das BWV 71 „Gott ist mein König“ zur Ratswahl in Mühlhausen 1708 wurde von Sir J.E. Gardiner im Bachjahr 2000 aus besonderem Anlass seines Besuches dort in der Divi Blasii Kirche mit aufgeführt und auf seiner SDG-CD Vol. 3 mit veröffentlicht..!!
————————————————————————————————–
Somit müsste nach meinen oben genannten Angaben und meiner Recherche folgende „Bach-Kantate zum Kirchenjahr“ zur Vervollständigung von dem Bach-Freund noch zusätzlich erworben werden:
BWV 11 „Lobet Gott in seinen Reichen“ (Himmelfahrtsoratorium)
Diese Kantate wurde im Bachjahr 2000 weder vom Label: Soli Deo Gloria, noch von der DG – (Deutsche Grammophon) – eingespielt.
Diese CD ist im Oktober 1993 in London – u.a. mit dem Himmelfahrtsoratorium, BWV 11 – von der DG mit Sir Gardiner – EBS und dem Monteverdi Choir – eingespielt und veröffentlicht worden.
Cover: CD von der DG eingespielt im Oktober 1993 in London u.a. mit dem BWV 11 "Himmelfahrtsoratorium" und BWV 37-43-128 Ausführende: Sir Gardiner-EBS-Monteverdi Choir
——————————————————————————————————-
Diese CD mit dem BWV 11 (Himmelfahrtsoratorium) kann ebenfalls nachstehend erworben werden.
Meine Bewunderung gilt allen Beteiligten der Bach-Cantata-Pilgerreise im Kalenderjahr 2000. Sir John Eliot Gardiner war ein hervorragender Bach-Kenner, genialer Leiter und Bach-Interpret der Extraklasse – die mit einem bewundernswerten barocken Sound auftretenden English Baroque Soloists sind als ein Orchester der Spitzenklasse zu erwähnen – der nicht zu toppende Monteverdi Choir war die Krönung während dieser unvergleichlichen Pilgerreise. Die zur Pilgertour verpflichteten Gesangs-Solisten konnten zur allgemeinen homogenen Ensemble-Leistung mit ihrem Gesangs-Können überzeugen. Sie alle haben etwas Außergewöhnliches vollbracht, was bisher von keinem Ensemble in dieser Form unternommen worden ist. In einem Kalenderjahr (im Bachjahr 2000) haben sie fast vollständig sämtliche „Bach-Kantaten im Kirchenjahr“ in Europa und Übersee zur Aufführung gebracht und als einen Mittschnitt auf CD veröffentlicht.
Leiter: Sir John Eliot Gardiner - EBS und Monteverdi Choir
Wie wurde das alles mit Bravour gemeistert: Instrumentalisten-Gesangs-Solisten terminlich zu verpflichten, die Terminhetze, lange Anreisen, kaum Zeit zum Proben, die örtlichen Akustischen Probleme in den Griff zu bekommen, und und…!!
Umso erstaunlicher, was von dieser Bach-Pilger-Tour an hervorragenden Bach-Kantaten als Ergebnis veröffentlicht wurde. Ich verneige mich ehrfurchtsvoll vor diesem Spitzen-Ensemble und ihrem genialen Leiter: „Sir John Eliot Gardiner“, der diese Idee für das Bachjahr 2000 in sich trug und trotz aller Schwierigkeiten so souverän meisterte. Mir wird ganz schwermütig ums Herz, dass nun alles Vollbracht worden ist und die Bach-Pilgerreise mit der letzten CD-Veröffentlichung ein Ende gefunden hat. Es waren für mich immer spannende Momente, wenn die neue SDG-Bach-CD von der „Bach-Pilgertour 2000“ per Post auf meinem Tisch lag und ich mich mit dieser wunderbaren Bach-Musik vom Alltag entrücken lassen konnte.
Für jeden Kantaten-Liebhaber sind die Ausführungen von Sir John Eliot Gardiner – veröffentlicht in seinem Reisetagebuch zur Bach-Cantata Pilgerreise – von so hoher und gehaltvoller Qualität, so dass sie ein hilfreiches Instrumentarium bedeuten, sich mit den textlichen Ausführungen zu befassen. Zu jeder Bach-Kantate, die im Bachjahr 2000 aufgeführt wurde, sind die gemachten Aussagen als Anschauungsunterricht von unschätzbarem Wert. Hier wird aus erster und genialer Quelle etwas zu dem Werk ausgesagt, das sehr in die Tiefe geht und nicht nur die musikalische Sichtweise darlegt, sondern auch die textlichen und historischen Gründe wunderbar ausdeutet. Ebenso sind die Meinungsaussagen der Künstler und Solisten zur Bach-Cantata-Pilgrimage zu nennen. Hier kommen die Beteiligten zu Wort und sehen die Werke aus ihrer Sicht und beschreiben sehr anschaulich die Bach-Pilgertour 2000.
Nachstehend der Link zum Cantatafinder, wo das Reisetagebuch und die Künstlerbeiträge pro Album einsehbar sind.
Soli Deo Gloria, vielen Dank für eure Bemühung und der wunderbaren J.S. Bach-Musik und den wörtlichen Ausführungen in dem Reisetagebuch und in den Künstlerbeiträgen, die ihr so meisterlich uns zu kredenzen wusstet. Ich werde es vermissen, wenn keine neue Bach-CD von Euch mehr ankommen wird, aber – ich habe ja das „SDG-CD-Bach-Archiv“, damit werde ich mich immer wieder an den schönen Bach-Kantaten erfreuen können und das ist ein Glücksfall, der meine Wehmütigkeit in Grenzen halten wird..!!