Was soll ich da noch schreiben? Diese drei Begriffe sagen eigentlich alles. Wir erlebten ein unglaublich intensives Konzert. Ich scheue mich eigentlich, diesen Abend Konzert zu nennen, so stark fühlte ich mich in das Geschehen mitten im Kirchenschiff hinein gezogen.
Aber von vorne.
Die Bühne (Foto: mb)
Die Bühne war wieder in der Mitte des Kirchenschiffes aufgebaut, sodass das Publikum rechts und links davon saß und selbst auf den besten Plätzen zum Teil deutliche Sichteinschränkungen hatten. Einige wenige Plätze gab es auch frontal zum Orchester im Seitenschiff, aber auch dort werden die Säulen die Sicht beschränkt haben. Akustisch war es auch nicht ideal. Die „Turbo“-Turba-Chöre verschwanden dann schon mal wie „Blitze und Donner“ in den Wolken, sprich, manches der sehr filigranen Chöre waren doch etwas verwaschen. Je nachdem, welchem Zuschauerblock die Solisten entgegensangen, waren sie mal intensiver und mal weniger intensiv zu hören. Und manchmal gab es dann auch, je nach unterschiedlichem Schallweg, schwebende Harmonien, die Bach so nicht vorgesehen hatte. Oder hatte er doch? Denn auch das machte für mich einen Teil der Magie dieses Abends aus. Es war kein Konzert, in dem die einzelnen Nummern so gut und so schön wie möglich musiziert wurden, nein, alles war im Schwingen, es wogte hin und her und so entstand etwas jenseits der reinen Schallwellen, was mich zutiefst berührte.
Der Chor und alle Solisten sangen auswendig! Ich denke, das erklärt zum Teil die ungeheure Intensität. Sie hatten das Werk wirklich „in sich“ und konnten es nun „leben“.
„Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen“ (Foto: mb)
Dies begann mit dem Evangelisten James Gilchrist, der die Geschichte mit einer solchen Inbrunst erzählte, dass auch mal (gewollt) die Stimme versagte. Er putschte je nach Situation die anderen Mitwirkenden oder wies ihnen mit ganz viel Empfindsamkeit den Weg zur folgenden Musik. Nur eins ließ er nicht zu: unbeteiligt und distanziert zu sein. Ihm gegenüber stand Stephan Loges, der Jesus mit wunderbar warmem Bass sang. Dadurch entstand ein Dialog zwischen beiden Sängern, der fesselte. Überhaupt Dialog: dass das Orchester durchaus kammermusikalisch musiziert und damit einen große Lebendigkeit entstehen lässt, kennen wir von den English Baroque Soloists. Dass Solisten auch im Konzert miteinander agieren, haben wir auch schon gesehen. Aber dass ein Chor, oder wie hier ein Doppelchor sich die Stichworte zusingt, das habe ich so noch nicht gesehen. Dieses Miteinander und aus dem Herzen kommende Musizieren war schon außergewöhnlich. Die Solisten waren durch die Bank weg einfach wunderbar, nun gut mit einer Arie als Ausnahme. Sie haben die Grenzen in alle Richtungen ausgelotet, sei es mit der herzzerreißenden Arie “ Aus Liebe will mein Heiland sterben“ oder dem verzweifelten und auch aggressiven „Gebt mir meinen Jesum wieder“. Da bebte das Dach. Auch wenn ich hier die Solisten nicht einzeln mit ihren Arien vorstelle, möchte ich doch einen Sänger herausstellen. Es ist vielleicht noch bekannt, dass ich nicht gerade bekennender Countertenor-Fan bin. Aber so schön und so zu Herzen gehend wie hier von Reginald Mobley habe ich die Alt-Arien selten gehört. Diesen Namen wird man sich merken müssen. Dem stand auch Eleanor Minney in nichts nach. So intensiv und „gelebt“ habe ich das „Erbarme dich“ noch nie gehört. Dabei dachte ich schon manches Mal, dass es nicht mehr intensiver geht.
Es ist unfassbar, wie John Eliot Gardiner es immer wieder schafft, solche magischen Momente entstehen zu lassen. Besonders die Ausdeutung der Choräle mit der gewaltigen Intensität in alle Richtungen war für mich sehr bewegend. Da bin auch ich als Zuhörer Teil des Ganzen gewesen.
Es war nicht alles perfekt. Aber mir hat es wieder gezeigt, dass mein Credo „Perfektion ist langweilig“ immer noch gilt und Besonderes nur entstehen kann, wenn das Unmögliche gewagt wird. Wir haben wieder eine Sternstunde erleben dürfen. Dafür bin ich zutiefst dankbar.
Und nein, mit Flipflops habe ich niemanden gesehen. Das Publikum war auf meiner Seite auch sehr konzentriert, auf der anderen Seite war das wohl nicht so der Fall. Aber man kann nicht alles haben.
Meine Gedanken, meine Gefühle – ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Seid gegrüßt
Barbara
Danke Barbara für deine Informationen von Radio-Sendungen zu Karfreitag und eine Sendung am 20.4.2014. Ich erweitere die Angaben um zwei Fernsehsendungen mit der Matthäus-Passion von J.S. Bach.
Außerdem empfehle ich folgende Seite, auf der noch viel mehr Passion etc. zu finden ist.
Abbildung unten: Gemälde zum Karfreitag. Albrecht Altdorfer: Kreuzigung Christi, 1526, Holz, 28,7 × 20,8 cm. Berlin, Gemäldegalerie.
Sendungen am Karfreitag, 18.4.2014
rbb kulturradio
16.04 – 19.00 h
auch SWR2 18.00 – 21.00 h (hier live aus Baden-Baden
Johann Sebastian Bach
Johannespassion, BWV 245
Camilla Tilling, Sopran
Magdalena Kožená, Mezzosopran
Mark Padmore, Tenor – Evangelist
Topi Lehtipuu, Tenor – Tenor-Arien
Roderick Williams, Bariton – Christus
Christian Gerhaher, Bariton – Pilatus, Petrus
Peter Sellars, Inszenierung
Rundfunkchor Berlin
Berliner Philharmoniker
Leitung: Simon Rattle
Aufnahme vom 27. Februar 2014 in der Berliner Philharmonie
NDR kultur
19.05 – 22.00 h
Matthäuspassion
von Johann Sebastian Bach BWV 244
Rachel Nicholls, Sopran / Robin Blaze, Countertenor
Gerd Türk, Tenor (Evangelist)
Peter Kooj, Bass / Bach Collegium Japan
Ltg.: Masaaki Suzuki
Aufzeichnung vom 29. August 2011 im Rahmen des Musikfestes Bremen in der St. Wilhadikirche in Stade
Dkultur
20.03 – 23.00 h
auch: Ö1 19.00 – 22.00 h
Musikvereinssaal Wien
Aufzeichnung vom 05.04.2014
Johann Sebastian Bach
Matthäus-Passion BWV 244
Michael Schade, Evangelist
Florian Boesch, Christus
Christine Schäfer, Sopran
Martina Janková, Sopran
Bernarda Fink, Alt
Elisabeth von Magnus, Alt
Mauro Peter, Tenor
Gerald Finley, Bass
Christian Immler, Bass
Wiener Sängerknaben
Arnold Schoenberg Chor
Concentus Musicus Wien
Leitung: Nikolaus Harnoncourt
Nordwestradio
20.05 – 23.05 h
Johann Sebastian Bach: Matthäus-Passion BWV 244
Henryk Böhm (Christus, Bass), Max Ciolek (Evangelist/Arien, Tenor), Waltraud Meier, Alt, Susanne Rydén (Arien, Sopran), Gotthold Schwarz (Arien, Bass)
Bremer Domchor
Mädchenchor der Bremer Domsingschule
Kammer Sinfonie Bremen
Ltg.: Wolfgang Helbich
Am 8. April 2013 starb der langjährige Bremer Domkantor Wolfgang Helbich im Alter von 70 Jahren. Helbich war eine der bedeutendsten Persönlichkeiten im Bremer Musikleben der letzten Jahrzehnte, und über 30 Jahre leitete er den Bremer Domchor. Auf ihn geht auch die Gründung des renommierten Alsfelder Vokalensembles zurück – vor rund zwei Jahren konnte es sein 40jähriges Jubiläum feiern. Radio Bremen hat mit zahlreichen Mitschnitten und auch CD-Koproduktionen die Arbeit von Wolfgang Helbich begleitet und dokumentiert. So entstand im April 2004 die Live-Aufnahme der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach mit dem Bremer Domchor, der Kammer Sinfonie Bremen und prominenten Gesangssolisten.
MDR figaro
20.05 – 22.00 h
Carl Philipp Emanuel Bach: Lukaspassion (1771), basierend auf einer Komposition von Georg Philipp Telemann und Musik von Georg Anton Benda, Gottfried Heinrich Stölzel und Gottfried August Homilius
RIAS Kammerchor, Dresdner Barockorchester, Leitung: Hans Christoph Rademann
Aufnahme vom 22.3.2014, Pauluskirche, Magdeburg
HR2
20.05 – 24.00
auch: SR2 16.04 – 19.15
Aus Amsterdam:
Bachs „Matthäus-Passion“
Carolyn Sampson, Sopran / Damien Guillon, Countertenor / Benjamin Hulett, Tenor / Thomas E. Bauer, Bass -Jesus / Peter Kooij, Bass
Nationaler Knabenchor
Collegium Vocale Gent
Concertgebouw-Orchester
Leitung: Philippe Herreweghe
(Aufnahme vom 13. April 2014 aus dem Concertgebouw)
Als Johann Sebastian Bach 1723 das Amt des Thomaskantors in Leipzig antrat, setzte er vieles von dem fort, was sein Vorgänger Johann Kuhnau begonnen hatte, so auch die „musicirte Passion“ am Nachmittag des Karfreitags. Das Gesamtwerk-Verzeichnis Bachs aus seinem Todesjahr 1750 weist insgesamt fünf Passionen auf, von denen allerdings nur zwei als Partitur überliefert sind (Johannes- und Matthäus-Passion) und von einer (Markus-Passion) nur der Text existiert. Bei der Matthäus-Passion bot sich Bach die einzigartige Möglichkeit, seinen musikalischen Ideen und seiner Schöpferkraft freien Lauf zu lassen. Alles, was vorher von ihm und anderen Komponisten geschrieben wurde, sollte übertroffen werden. Die Partitur, mit 68 Nummern außergewöhnlich lang, erfordert einen achtstimmigen Doppelchor und ein voll besetztes Doppelorchester. Die lange Aufführungsdauer von etwa drei Stunden verlangt von Musikern und Publikum gleichermaßen Konzentration und Durchhaltevermögen. Die Matthäus-Passion zählt fraglos zu den beeindruckendsten Werken des Thomaskantors. In diesem Jahr überträgt hr2-kultur Bachs Matthäus-Passion aus dem Concertgebouw Amsterdam. Die musikalische Leitung hat der belgische Bach-Spezialist Philippe Herreweghe.
NDR
22.00 – 24.00 h
Ring Barock
Hannoversche Hofkapelle
Das Konzert
Passion
Johann Sebastian Bach: Orchestersuite Nr. 4
D-Dur BWV 1069
(in der hypothetischen Urfassung)
Georg Philipp Telemann: Der am Ölberg zagende
Jesus, Passionskantate
Ouvertüre g-Moll
Johann Sebastian Bach: Ich will den Kreuzstab gerne tragen, Kantate BWV 56
„Es wäre gut, dass ein Mensch würde umbracht für das Volk“
Die Johannespassion von Johann Sebastian Bach –
Spielfilm Deutschland 1991
Hugo Niebeling hat die Johannespassion von Bach dramatisiert: Musik, Schauspiel, Sprache, Gesang, Tanz und Architektur vereinen sich zu einem Gesamtkunstwerk nach dem Vorbild der griechischen Tragödie. Die Darsteller sind Schauspieler, sie gestalten die Charaktere, sie sprechen ihre Texte, sie flüstern und schreien, treiben die Handlung auch optisch voran. Die Musik von Bach bleibt unangetastet, überlagert die Szenen wie auf einer zweiten mystischen Ebene.
Ort des Geschehens ist der Dom zu Speyer mit seiner tausendjährigen Krypta: Hier hat Niebeling die Bachsche Passion in Szene gesetzt und in den Mittelpunkt die Konfrontation von Jesus und Pilatus gestellt.
Spielfilm von Hugo Niebeling
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Bayerischer Rundfunk, Karfreitag,29.03.2013
BR-alphaund
ARTE-Fernsehen Live-Web (im Internet weiterhin zu sehen)
J.S. Bach’s „Matthäus-Passion“ in Radio, TV und Internet
Am Karfreitag, 29.3.2013 können Sie das Werk noch einmal erleben: im Hörfunk, im TV sowie als Video on demand im Internet.
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Johann Sebastian Bach’s „Matthäus-Passion“ BWV 244 ist ein Gipfelwerk der Musikgeschichte. Als das Oratorium 1727 in der Karfreitagsvesper der Leipziger Thomaskirche erstmals erklang, übertraf es mit seiner berührenden und überwältigenden Ausdruckskraft alles bisher Dagewesene. Die Klanggewalt der Doppelchöre und die kontemplative Schönheit der Rezitative und Arien machen dieses Werk so einzigartig.
Heute ist die „Matthäus-Passion“ nicht mehr Bestandteil des liturgischen Ritus‘, sondern wird vielmehr als ein herausragendes Kunstwerk gesehen, das die Kernaussagen des christlichen Glaubens, ihren religiösen Gehalt und die Dramatik des Passionsgeschehens zu einem musikalisch-theologischen Ganzen formt.
Am 16. Februar präsentierte der Chor des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung seines Künstlerischen Leiters Peter Dijkstra diesen Meilenstein der Passionsmusik. Unterstützt wurde der Chor vom renomierten Alte-Musik-Ensemble „Concerto Köln“, den Regensburger Domspatzen sowie von einem formidablen Solistensextett um Julian Prégardien (Tenor) in der Partie des Evangelisten, Karl-Magnus Fredriksson (Bariton) als Jesus, Karina Gauvin (Sopran), Gerhild Romberger (Alt), Maximilian Schmitt (Tenor) und Michael Nagy (Bariton, Pilatus). Sämtliche weitere Rollen der Passion wurden aus dem Chor besetzt.
Das Bayerische Fernsehen war live dabei und produzierte mit den Aufnahmen der Matthäus-Passion zusätzliche einen Fernsehfilm, der zugleich auch einen Rundgang durch die Alte Pinakothek in München bietet. Die verschiedenen Stationen der Passionsgeschichte werden mit den entsprechenden Gemälden großer Künstler wie zum Beispiel Albrecht Dürer,Hans Holbein d . Ä., Matthias Grünewald und Rogier van der Weyden verdeutlicht. Ausdruckstarke Einzelmotive aus den Bildern intensivieren die Wahrnehmung von Auge und Ohr und betonen die Spiritualität der Musiksprache von Johann Sebastian Bach.
Klassik-Liebhaber, die nicht vor Ort im Herkulessaal dabei sein konnten, hatten erstmals die Möglichkeit, das Konzert per Live-Stream auf br-klassik.de und dem
ARTE Live Webmiterleben zu können. Die Sendung ist weiterhin im Internet aufrufbar:
Im Spätherbst wird diese Gesamtaufnahme der „Matthäus-Passion“ beim Label BR-KLASSIK auf CD und DVD erscheinen.
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3sat-Fernsehen am 29.03.2013
J.S. Bach Matthäus-Passion BWV 244
Freitag, 29. März 2013, um 09.20 Uhr
Lugano (Schweiz) – Kirche „Santa Maria degli Angioli“ gehört zu einem in 1490 gegründeten Franziskanerkloster
Grandios, feierlich, mystisch: Die Matthäus-Passion ist Johann Sebastian Bachs umfangreichstes und am stärksten besetztes Werk und stellt einen Höhepunkt protestantischer Kirchenmusik dar. 2012 wurde sie wiederbelebt in der Kirche Santa Maria degli Angeli in Lugano. Der Chor „Radiotelevisione Svizzera“, das in Lugano ansässige Ensemble „I Barocchisti“ und das „L’Orquesta Barroca de Sevilla“ bieten unter der Leitung von Diego Fasolis eine seltene Interpretation von Weltklasse dar.
Die Aufführung zeichnet sich durch eine musikalische Vielfalt, große Flexibilität und eine starken Ausdruck aus. Der Schweizer Radio Chor wurde 1936 von Edwin Loehrer gegründet. Der Schwerpunkt ihres Repertoires liegt zwischen dem sechzehnten und achtzehnten Jahrhundert. Es ist heute als eines der besten Vokalensembles weltweit angesehen. Das Ensemble „I Barocchisti“ wurde 1998 von Diego Fasolis formiert. Sie haben sich der Wiederentdeckung von Vokal- und Instrumentalwerken aus der Renaissance- und der Barockzeit verschrieben. Das „L’Orquesta Barroca de Sevilla“ wurde 1995 von Barry Sargant und Ventura Rico gegründet. Das Orchester widmet sich der Interpretation Alter Musik.
Aufzeichnung aus der Thomaskirche zu Leipzig von April 2012.
Matthäus-Passion“ von J. S. Bach mit dem Thomanerchor und dem Gewandhausorchester Leipzig – ARTE Fernsehen
800 Jahre Thomanerchor – Leipzigs berühmtester Knabenchor feierte im Jahr 2012 sein großes Jubiläum. Ohne Unterbrechung und über die Zeiten hinweg haben Generationen von Chorschülern den Dreiklang Glauben, Singen und Lernen weitergetragen. Bedeutende Kantoren standen dem Thomanerchor vor. Der Berühmteste von ihnen, Johann Sebastian Bach, trat 1723 sein Amt in Leipzig an. Zu seinen Aufgaben gehörte eine alljährliche Passionsaufführung am Karfreitag. 1727 erlebten die Besucher der Thomaskirche dann erstmals die Matthäus-Passion – ohne vorher zu wissen, welche wahrhaft „passionierte“ Musik von nahezu drei Stunden Dauer sie hören würden. Der Thomaskantor und sein Autor Christian Friedrich Henrici erzählen darin die Geschichte der Kreuzigung Christi, wie sie im Evangelium des Matthäus steht. Zum ersten Mal komponiert Bach ein großes Werk für zwei gleichberechtigte Chöre.
Gleichzeitig erschafft er aber auch Arien und Rezitative voll unglaublich musikalischer Vielfalt. Die Matthäus-Passion ist einer der Höhepunkte protestantischer Kirchenmusik und erfreut sich weltweiter Beliebtheit. Mit der Bach-Renaissance im 19. Jahrhundert setzten die regelmäßigen Aufführungen der Johannes- und der Matthäus-Passionen im jährlichen Wechsel ein. Und so ist es geblieben, bis heute. Mit der Matthäus-Passion waren Gewandhausorchester und Thomaner auch in Japan, Korea und England zu Gast. Thomaskantor Georg Christoph Biller, der Chor und Orchester leitet, war einst selbst Thomaner und hat danach in Leipzig Gesang, Dirigat und Kirchenmusik studiert. 1992 wurde er in dieses bedeutende kirchenmusikalische Amt berufen und ist damit 16. Thomaskantor nach Johann Sebastian Bach, aber auch Nachfolger so bedeutender Thomaskantoren wie Karl Straube, Günther Ramin,Erhard Mauersberger und Hans-Joachim Rotzsch.
Aufzeichnung aus der Kölner Philharmonie vom 28.03.2010
Die Matthäus-Passion für Soli, zwei Chöre und Orchester ist neben der h-Moll-Messe das bedeutendste Werk Johann Sebastian Bachs und eines der größten Werke der barocken Musikgeschichte. Sie schildert die Leidensgeschichte Jesu auf der Grundlage von Worten aus dem 26. und 27. Kapitel des Matthäus-Evangeliums. Der Dirigent Philippe Herreweghe, für seine Aufnahmen der Werke Bachs mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, interpretierte das monumentale Werk in einem Konzert in der Kölner Philharmonie. Unter seiner Leitung musizierten das Collegium Vocale Gent und das Collegium Vocale Orchestra,
Die Karwoche beschert uns wieder eine Überfülle an wahrscheinlich fantastischen Sendungen. Damit die Übersichtlichkeit nicht leidet, teile ich die Radiotipps auf 3 Seiten auf. Nach den Radiosendungen jenseits der Passionen folgen jetzt die Sendungen mit Passionsmusik, vor allem natürlich die großen Passionen von Johann Sebastian Bachs, aber auch unbekanntere Werke. Zuletzt greife ich noch einmal explizit die Sendungen der BBC rund um Gardiners Bach Marathon auf. Sie verdienen eine eigene Vorstellung.
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Gründonnerstag, 28.3.13
. Ö1 (Österreich) 19.30 – 21.00
Johann Sebastian Bachs „Matthäus-Passion“: ein Meisterwerk im Spiegel der musikalischen Zeitenwenden
Heute haben die Musik-„Konsumentin“, der „Konsument“ die Wahl: Wollen sie „ihre“ „Matthäus-Passion“ in romantischer Breite oder „historisch informiert“ aufgeführt? Mit einer Hundertschaft an Mitwirkenden in Chor und Orchester, wie unter der Leitung der Dirigenten Mengelberg, Furtwängler, Klemperer, selbst noch Ozawa – oder selbst im Chor: jede Stimme im Melodiengeflecht auch von einer einzigen Singstimme vorgetragen? Längst überragt die Zahl der – in sich so unterschiedlichen! – Aufnahmen, die der „historischen Aufführungspraxis“ verpflichtet sind (Harnoncourt, Gardiner, Leonhardt, Herreweghe, Brüggen, McCreesh als musikalische Leiter), die „traditionellen“ Versionen.
Aber lassen sich bei ihnen die Einspielungen eines Karl Richter und eines Herbert von Karajan wirklich in diesen einen Topf werfen? Sehr unterschiedlich werden die Bach-Chöre und -Choräle in dieser Sendung daher klingen, und wer wollte wirklich eine definitive Entscheidung treffen zwischen Fritz Wunderlich und Peter Schreier, Janet Baker und René Jacobs, Dietrich Fischer-Dieskau und Thomas Quasthoff, Gundula Janowitz und Dorothea Röschmann?
. DR P2 Klassisk (Dänemark) 19.20 – 22.00
Prégardien singt und dirigiert Bach’s Johannespassion in Kopenhagen
Yorck Felix Speer, Jesus.
Hana Blazikova, soprano,
Ingeborg Danz, alto,
Eric Stoklossa, tenor, Dietrich Henschel, bass.
Le Concert Lorrain.
Leitung und Evangelist: Christoph Prégardien http://www.listenlive.eu/denmark.htmlmit der sehr guten Übertragungsqualität von 192kbps
. NL Radio4 (Niederlande) 20.00 – 23.00 Johann Sebastian Bach – Matthäus Passion BVW 244
Marcel Beekman, evangelist;
Monika Mauch, sopraan;
Heleen Koele, sopraan;
Maarten Engeltjes, alt;
Alex Potter, alt;
Robert Getchell, tenor;
Mikael Stenbaeck, tenor;
Andreas Wolff, bas;
Jelle Draijer, bas
Nederlandse Bachvereniging o.l.v. Peter Dijkstra
opname 19 maart Muziekgebouw Frits Philips Eindhoven
. RNE radio classica (Spanien) 20.30 – 00.30
Concert from the 52nd Cuenca Sacred Music Week. Johann Sebastian Bach – Matthäus Passion BVW 244
Maximilian Schmitt, tenor,
Dorothee Mields, soprano,
Hana Blaziková, soprano,
Damien Guillon, countertenor, Robin Blaze, countertenor,
Thomas Hobbs, tenor,
Sebastian Kohlhepp, tenor, Peter Kooij, bass,
Stephan Macleod, bass.
Collegium Vocale Gent.
Conductor: Philippe Herreweghe.
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Karfreitag, 29.3.13
. SRF2 (Schweiz) 13.45 – 15.00 Johann Joseph Fux: Oratorium germanicum de Passione
St. Florianer Sängerknaben
Ars Antiqua Austria,
Gunar Letzbor
. NDR kultur 15.00 – 18.00 Johann Sebastian Bach – Markuspassion
Deutsche Erstaufführung einer rekonstruierten englischen Fassung von Simon Heighes
Veronika Winter, Sopran
Anne Bierwirth, Alt
Achim Kleinlein, Tenor (Evangelist)
Michael Jäckel, Bass
Albrecht Pöhl, Bass (Jesus)
Knabenchor Hannover / Hannoversche Hofkapelle
Ltg.: Jörg Breiding
Live aus der Stiftskirche Loccum
Die nur als Fragment vorliegende Markus-Passion wird in einer rekonstruierten englischen Fassung von Simon Heighes erstmals zur Sterbestunde Jesu in Deutschland zu hören sein.
Die Aufführung der bachschen Markuspassion bildet gleichzeitig auch den Auftakt der umfangreich besetzten Vokalmusikreihe Loccum Cantate, die zum Jubiläum des Klosters Loccum neben dem Knabenchor Hannover u. a. auch den Norddeutschen Figuralchor, den Mädchenchor Hannover und den NDR Chor zu Gast haben wird.
. MDR Figaro HR2 15.05 – 17.30 SR2 16.00 – 18.04 (zeitversetzt) Johann Sebastian Bach: Johannespassion
Maria Keohane, Helena Ek (Sopran)
Pascal Bertin, Jan Boerner (Alt)
Valerio Contaldo, Reinoud van Mechelen (Tenor)
Matthias Vieweg, Florian Götz (Bass)
Ricercar Consort
Leitung: Philippe Pierlot
(Live aus der Bachkirche Arnstadt)
. WDR3 15.05 – 18.00 Johann Sebastian Bach – Matthäus-Passion, BWV 244
Amaryllis Dieltiens und Siri Karoline Thornhill, Sopran;
Tim Mead und Matthew White, Alt; Gerd Türk, Julian Podger und Charles Daniels, Tenor; Peter Harveyund Sebastian Noack, Bass;
Kampen Boys Choir;
Netherlands Bach Society,
Leitung: Jos van Veldhoven
. BR klassik) 15.05 – 18.00 Johann Sebastian Bach: „Matthäus-Passion“
Karina Gauvin, Sopran;
Gerhild Romberger, Mezzosopran;
Maximilian Schmitt, Julian Prégardien, Tenor;
Michael Nagy, Karl-Magnus Fredriksson, Bariton
Regensburger Domspatzen
Chor des Bayerischen Rundfunks Peter Dijkstra
Concerto Köln
Leitung:Peter Dijkstra
Aufnahme vom 16. Februar 2013 im Herkulessaal der Münchner Residenz
. SWR2 18.00 – 20.00 Johann Sebastian Bach: Johannespassion BWV 245
Michael Schade (Tenor – Evangelist)
Matthias Goerne (Bass – Jesus)
Juliane Banse (Sopran)
Ingeborg Danz (Alt)
James Taylor (Tenor – Arien)
Andreas Schmidt (Bass – Pilatus / Arien)
Sabine Goetz (Sopran – Magd)
Alexander Efanov (Tenor – Diener)
David Stingl (Bass – Petrus)
Gächinger Kantorei
Bach-Collegium Stuttgart
Leitung: Helmuth Rilling
. MDR Figaro 20.05 – 22.00 Frank Martin: „Golgotha“, Passionsoratorium
Susan Gritton, Sopran;
Kate Aldrich, Mezzosopran;
Yann Beuron, Tenor;
Laurent Naouri, Bariton;
incent Le Texier, Bass
Groot Omroepkoor,
Royal Concertgebouw Orchestra
Leitung: Stéphane Denève
(Aufnahme vom 24.3.2013, Royal Concertgebouw, Amsterdam)
. Polskiradio Radio2 Dwoika (Polen) 13.45 – 15.00 Johann Sebastian Bach: Johannespassion BWV 245
Rekonstruktion von Bachs Passions-Liturgie
Nicholas Mulroy – tenor (Ewangelista),
Matthew Brook – bas (Jezus), Joanne Lunn – sopran,
Clare Wilkinson – alt,
Robert Davies – baryton (Piłat, Piotr),
Dunedin Consort,
Leitung John Butt
Bachs Passionsmusik – ein Gesprächs- und Mitsingkonzert
Johann Sebastian Bach
›Christ lag in Todesbanden‹ BWV 4,
Kantate für Soli, Chor, dreiPosaunen, Streicher und Basso continuo Monteverdi Choir English Baroque Soloists
Leitung und Moderation: Sir John Eliot Gardiner
aus der Tagesübersicht,
Eröffnungskonzert Weimarhalle
Aufzeichnung vom 23.03.2013
Johann Sebastian Bach
Matthäuspassion BWV 244
Maximilian Schmitt, Tenor – Evangelist
Florian Boesch, Bass – Jesus
Dorothee Mields, Sopran
Hana Blažikovà, Sopran
Damien Guillon, Alt Robin Blaze, Alt
Thomas Hobbs, Tenor
Sebastian Kohlhepp, Tenor Peter Kooij, Bass
Stephan MacLeod, Bass
Collegium Vocale Gent
Leitung: Philippe Herreweghe .
Kaum in unserer Ferienwohnung in Leipzig angekommen, mussten wir schon wieder los. Koffer blieben unausgepackt; wir durften ja die Übertragung des Eröffnungskonzertes aus der Thomaskirche auf einer Riesen-Leinwand am Marktplatz nicht verpassen und am Abend waren noch die Wandelkonzerte dran.
Wandelkonzerte am Eröffnungsabend des Bachfestes 07.06.2012
In der Mädler-Passage spielte das Zelenka Trio eine Sonata 5 in F-Dur.
In der Mädler Passage spielte das Zelenka Trio, Foto: Dirk Knofe
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Es waren vier Wandelkonzerte, von jeweils ca. ½ Stunde Dauer. Das begeisterte Publikum wanderte (wandelte) dann zum Nächsten. Herrliche Musik, ganz junge Künstler/innen; alle Stipendiaten von der Yeduhi-Menuhin-Stiftung. Wir brauchen uns um Nachwuchs wirklich keine Sorgen zu machen. In Leipzig war er von morgens bis abends in Hülle und Fülle präsent.
Irgendwann konnten wir nicht mehr; ab in die Ferienwohnung. Kofferauspacken war nicht drin – zu müde.
Am 08.06.2012
ging`s gleich morgens um 9.30 h mit der ersten Mette in der Thomaskirche los. Wieder kein Kofferauspacken; nach „Schnuppern“ im Bachmuseum, Thomaskaffee, Bacharchiv und Innenstadt kam um 18.00 h die Motette in der Thomaskirche. Leitung hatte Ludwig Böhme (er singt im Calmus-Ensemble Bass-Bariton) und hat das mit seinem noch relativ jungen Chor ausgezeichnet gemacht.
Abends kam dann der 1. dicke Hammer:
Matthäus-Passion mit Masaaki Suzuki; der nachmittags im Rathaus die Bachmedaille verliehen bekommen hatte.
Die beiden Chöre waren sehr durchsichtig; wurden im Eingangschor von Solisten des Tölzer Knabenchores unterstützt. Suzuki hat diesen Teil spitzenmäßig dirigiert. Einiges war für uns im Laufe des Konzertes sehr gewöhnungsbedürftig – teilweise schleppende Tempi dann wiederum bei Chorälen ein absolut wildes Tempo. Für kühle Nordeuropäer etwas schwierig. Nach drei Stunden MP waren wir fertig wie die Matschbrötchen und sind nur noch nach Hause geschlichen.
Kofferauspacken wieder nix.
Am 09.06.2012
morgens wieder die obligatorische Mette – die musikalische Ausgestaltung war immer beachtlich – die relativ kurzen Ansprachen der Ortspfarrer/in ebenfalls.
Dann natürlich wieder die Motette und abends ging`s in Konzert:
Ton Koopmann mit dem Amsterdamer Barockorchester und Dorothee Mields, die drei Solokantaten gesungen hat, waren für uns der absolute Höhepunkt des Bachfestes.
„Jauchzet Gott in allen Landen“ (BWV 51), „Mein Herze schwimmt im Blute“ (BWV 199), und „Weichet nur, betrübte Schatten“ (BWV 202). Ein ausgelassener Koopmann, eine sprühende, funkelnde Sopranistin (vor allem bei BWV 51 und BWV 202), ein einfühlsames Barockorchester haben uns in eine andere Welt entführt.
Am Schluss gab es 20 Min. stehende Ovationen – wir waren außer Rand und Band, keiner wollte gehen. Auch nach den Zugaben sind wir sitzen geblieben und wären sicherlich auch die ganze Nacht geblieben. Aber irgendwann mussten wir dann doch die Nikolaikirche verlassen und im Fussballgetümmel untertauchen.
An diesem Abend war an Kofferauspacken nicht zu denken.
Sonntagmorgen der obligatorische Gottesdienstbesuch in der Thomaskirche. Wieder wunderschöne Musik, dargeboten von ganz jungen Musikern/Innen. Unsere Allerwertesten wiesen schon Schwielen auf – soviel Kirchenbänke „drücken“ ist doch ungewohnt.
Über Mittag ging`s dann in die Leipziger Altstadt und um 18.00 h ins Gewandhaus.
„Kunst der Fuge“ mit der Sinfonietta Leipzig unter Stefan Asbury. Die einfachen Fugen, die Umkehrfugen, die mehrthemigen Fugen, die Spiegelfugen und Canons wurden so vielschichtig, einfühlsam aber auch packend dargestellt, dass uns der Atem stockte. Obwohl wir „Die Kunst der Fuge“ alle kennen, ist der abrupte Abbruch in der Schlussfuge, das „Aus“ jedes Mal so endgültig, dass es mich mit Angst und Schrecken erfüllt.
Nach diesem Konzert haben wir erst einmal eine Pause eingelegt.
Am 11. 06.2012
sind wir zu Freunden nach Zwickau gefahren. Andächtig haben wir vorm Schumann-Haus und Schumann-Denkmal gestanden und uns gewundert, dass die Zwickauer ebenfalls vom 07.-17.06.2012 (genau in der Zeit des Bachfestes in Leipzig) ihr Schumannfest organisiert haben. Aber so etwas müssen wir nicht verstehen.
Am 12.06.2012
haben wir uns wieder ins Leipziger Getümmel begeben und gleich zweimal die harten Stühle in der Peterskirche ausprobiert: morgens zur Mette und abends zu den Leipziger Universitätsmusiken. Diese Kaffeehauskonzerte erfreuten sich schon zu Bachs Zeiten größter Beliebtheit. Diese Dramma per Musica wurden zu bestimmten Anlässen komponiert. Ehrentage bekannter Persönlichkeiten, Huldigungsmusiken für Könige usw. Bei der Kantate „Preise dein Glücke, gesegnetes Sachsen“ war`s vom Text her fasst um unsere Fassung geschehen. Ich zitiere:
„Ja, ja, Gott ist uns noch mit seiner Hülfe nah
Und schützt Augustens Thron.
Er macht, dass der gesamte Norden
Durch seine Königswahl befriedigt worden.
…. Das macht, ihm ist es eine Lust,
der Untertanen Brust
durch Liebe mehr denn Zwang zu binden“.
Karl-Heinz`jeder 2. Satz ist bis heute: „Preise Dein Glücke gesegnetes Sachsen“ und meine stereotype Antwort: „bin ich froh, dass ich im real existierenden Kapitalismus groß geworden bin und solche Schmarren nicht mitmachen musste“. Dafür habe ich in der Schule noch zu DDR-Zeiten gelernt: „Händchen falten, Köpfchen senken, eine Minute an Väterchen Stalin denken“. Fehlte dann die passende Musik dazu.
Am 13.06.2012
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Evangelisch reformierte Kirche in Leipzig, Konzert der J.S. Bach-Stiftung St. Gallen mit dem Programm: „Thomas-Kantoren“
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für uns der letzte Leipzigtag, war noch mal ein richtiger Höhepunkt.
Am frühen Abend das Treffen mit Claudia, Rüdiger, Alex, Volker und Rita und dann das sagenhafte „Abschluss-Konzert der J.S. Bach-Stiftung St. Gallen.“ Nach einer rasanten Einführung in die Zeit der Thomaskantoren Bach, Moritz Hauptmann (1792-1868) und Johann Schelle (1648 – 1701; Vor-vorgänger J. S. Bachs) lieferten die Schweizer, sprich Chor und Orchester der J. S. Bach-Stiftung unter Leitung von Rudolf Lutz ein beeindruckendes Konzert.
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Vokal-Ensemble & Orchester der J.S. Bach-Stiftung St. Gallen; Leitung: Rudolf Lutz
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Wir waren ganz benommen und haben an dem Abend zusammen noch lange erzählt und geschwärmt.
Am kommenden Sonntag, 22.04.2012, findet um 18:00 Uhr im Konzerthaus Detmold das Antrittskonzert von Prof. Dr. Martin Sander statt. Sander tritt an der Hochschule für Musik Detmold die Nachfolge von Prof. Gerhard Weinberger an, der in den Ruhestand gegangen ist.
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Martin Sander wird auf der imposanten Klais-Orgel ein Konzert mit barocken und romantischen Werken geben. Auf dem Programm stehen Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge Es-Dur BWV 552 sowie die Choralbearbeitung „Schmücke dich, o liebe Seele“ aus den „Leipziger Chorälen“ BWV 654, dann die Orgelsonate Nr. 1 b-Moll op. 1 von Philipp Wolfrum (1854-1919) sowie die dritte aus Robert Schumanns „Sechs Fugen über den Namen BACH“ und die berühmte Phantasie und Fuge über B-A-C-H op. 46 von Max Reger.
Der Eintritt zu dem Konzert ist frei.
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Musiker: Masaaki Suzuki Foto: Marco Borggreve
Leipzig, 16.04.12
Die Bach-Medaille der Stadt Leipzig wird am 8. Juni 2012 im Rahmen des Bachfestes Leipzig an Masaaki Suzukiverliehen. Der Spezialist für historisch informierte Aufführungspraxis hat sich laut Juryentscheidung in seiner Heimat Japan als Organist, Cembalist und Dirigent insbesondere um die Verbreitung des Werkes von Johann Sebastian Bach verdient gemacht, wie das Bach-Archiv Leipzig mitteilt.
Die Bach-Medaille wird seit 2003 jährlich an Musiker verliehen, deren künstlerischer Fokus maßgeblich auf die Bachrezeption zielt. Die aus Meißner Porzellan gefertigte Bach-Medaille wurde bisher an Herbert Blomstedt (2011), Philippe Herreweghe (2010), Frieder Bernius (2009), Hermann Max (2008), Nikolaus Harnoncourt (2007), Ton Koopman (2006), Sir John Eliot Gardiner (2005), Helmuth Rilling (2004) und Gustav Leonhardt (2003) verliehen.
Die Bach-Medaille wird im Rahmen eines öffentlichen Festaktes am Freitag, dem 8. Juni 2012, um 15 Uhr im Alten Rathaus in Leipzig verliehen. Im Anschluss ist der Künstler ab 20 Uhr in der Leipziger Thomaskirche gemeinsam mit dem Bach Collegium Japan zu erleben. Es erklingt unter seiner Leitung die »Matthäus-Passion« BWV 244b in der Fassung von 1729.
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Thomaskantor Gerog Christoph Biller
Thomaskantor Georg Christoph Biller komponiert seine „St.-Thomas-Ostermusik:
„Christus, das Licht“
Möchte man sich die Auferstehung Jesu tatsächlich von drei Blockflöten verkünden lassen? Daran lässt sich zweifeln. Doch der Komponist, Thomaskantor Georg Christoph Biller, geht hier keinem geschmacklosen Klischee auf den Leim, sondern verleiht der naiven Stimme dieses verschrienen Instruments die Kraft des Staunens und führt damit das Wunder vor Augen. Keine reine Orgie der Freude soll sie sein, seine „St.-Thomas-Ostermusik“, sondern soll den Schritt aus der Finsternis ins Licht nachvollziehbar machen.
Möchte man sich die Auferstehung Jesu tatsächlich von drei Blockflöten verkünden lassen? Daran lässt sich zweifeln. Doch der Komponist, Thomaskantor Georg Christoph Biller, geht hier keinem geschmacklosen Klischee auf den Leim, sondern verleiht der naiven Stimme dieses verschrienen Instruments die Kraft des Staunens und führt damit das Wunder vor Augen. Keine reine Orgie der Freude soll sie sein, seine „St.-Thomas-Ostermusik“, sondern soll den Schritt aus der Finsternis ins Licht nachvollziehbar machen.
Biller wünscht sich für die Uraufführung: „Dass es gut geht. Für das Stück wünsche ich mir, dass es wieder aufgeführt wird.“ Eine zweite Aufführung erfährt seine Festmusik im Rahmen der traditionellen Motette am 21. April um 15.00 Uhr in der Thomaskirche Leipzig. Im Bachfest Leipzig 2012 wird die Ostermusik am 14. Juni ebenfalls erklingen. Dann werden nach den Aufführungen erneut Podiumsdiskussionen mit dem Thomaskantor erfolgen, um das Verstehen des Werkes und den Diskurs darüber zu ermöglichen. Natürlich wieder im Altarraum der Thomaskirche, „zu Füßen Bachs“, wie es Pfarrer Christian Wolff formulierte.
Hamburg – Der Sänger Thomas Quasthoff lehnt einen Umbau der öffentlichen Kulturförderung ab. “Das finde ich falsch. Man muss auch die Möglichkeit haben, in Diepholz ins Theater zu gehen”, sagte der 52-jährige Bassbariton dem Magazin “Der Spiegel”. Die kleinen Theater hätten eine Bildungsauftrag. Er widersprach damit der These des umstrittenen Buches „Der Kulturinfarkt“, wonach die Hälfte der deutschen Theater und Museen entbehrlich sei.
Dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen warf Quasthoff vor, diese Aufgabe zu vernachlässigen:„Was machen die denn? Wo sind denn die ganzen Klassiksendungen geblieben? Da gibt es das grauenhaft moderierte Klassik-Echo-Preisträgerkonzert mit Herrn Gottschalk. Der hat dasselbe Interesse an klassischer Musik wie ich am Häkeln…“
Das Sonderkonzert findet im Rahmen des Internationalen Bachfests in Schaffhausen in der Kirche St. Johann, Schaffhausen, statt. Aufgeführt wird die Matthäus-Passion. Konzertbeginn ist um 17.00 Uhr.
The album is packaged in a hard back book similar to our other releases. It contains 44 pages booklet with original notes by John Eliot Gardiner and texts in German, English and French. Dreißig Jahre nach der großartigen ERATO-Einspielung handelt es sich hier um eine Neuaufnahme der Bach-Motetten aus 2011.
CD-Inhalt:
„Singet dem Herrn Ein Neues Lied“ BWV 225 – „Der Geist hilft Unser Schwachheit auf“ BWV 226 – „Jesu, meine Freude“ BWV 227 – „Fürchte dich nicht, ich bin bei dir“ BWV 228 – „Komm, Jesu, komm“ BWV 229 – „Lobet den Herrn, Alle Heiden“ BWV 230 – „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“ BWV 159 Anh.III.
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Gardiner-CDs der DGG
Ein ganz interessanter Hinweis, den mir Werner einmal zugesandt hatte und von mir in Vergessenheit geraten war..!!
Wem noch Bach-Kantaten der DGG mit Gardiner fehlen, dem sei der beigefügte Newletter zur Lektüre empfohlen. Dort gibt es die CDs für EUR 5,99. Allerdings sind darunter auch einige, die bereits vor dem Pilgrimage-Jahr 2000 aufgenommen und veröffentlicht wurden.
Hier geht alles den Bach runter. Vor allem die Preise! Johann Sebastian Bachs Kantaten. Wir haben elf prallgefüllte CDs mit Einspielungen Bachscher Kantaten, die aus einem ganz besonderen Projekt des britischen Dirigenten Sir John Eliot Gardiner hervorgegangen sind, „das er ‚Bach Cantata Pilgrimage‘ überschrieb. In unterschiedlichen europäischen Gotteshäusern sollten Bachs Kantaten aufgeführt werden. Sonntag für Sonntag, Feiertag für Feiertag. Jeweils jene Kantaten, die Johann Sebastian Bach für diese Tage geschrieben hatte.198 Kantaten Bachs sind überliefert. Die Konzerte der Gardinerschen Pilgerschaft fanden in zwölf Ländern und 50 Städten statt, 282 Musiker wurden beschäftigt&ld quo; (welt.online).Diese entstammen dem bestechenden Orchester der English Baroque Soloists und dem von Gardiner gegründeten und vom Gramophone Magazin als bestes Vokalensemble der Welt ausgezeichneten Monteverdi Choir. Ohrenschmaus voraus!
Werk aus eigenem Hause: Thomaskantor schreibt Ostermusik selbst
„Sankt Thomas“ – so heißt die Komposition aus der Feder des amtierenden Thomaskantors Georg Christoph Biller. Am Ostersonntag wird sie in der Leipziger Thomaskirche uraufgeführt.
Biller gestaltet den Einstieg in seine Festmusik aus dem Schlussakkord der Bachschen Matthäuspassion. So thematisiert er vor allem die Art und Weise, wie sich die Dunkelheit der ausklingenden Passionszeit zum Licht des Osterfestes wendet.
Zudem stellt die Sankt Thomas Ostermusik einen inhaltlich aktuellen Bezug zum Unglauben des Jüngers Thomas her.
Mit der Uraufführung der Ostermusik beginnt ein Reigen von fünf Festmusiken zum Jubiläum 800 Jahre Thomana. Zu den Kirchenfesten bis Epiphanias 2013 erklingen Werke von Hans Werner Henze, Heinz Holliger, Brett Dean und Krzysztof Penderecki.
stelle ich für jeden Sonntag im Kirchenjahr den Besuchern von
„Volkers Klassikseiten J.S. Bach“
eine Hör- oder Sehprobe und eine „Bach-Kantaten-Beschreibung“ für den entsprechenden Sonntag-Feiertag im Kirchenjahr zur Verfügung.
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Am 06.04.2012
begehen wir den Feiertag „Karfreitag„
Der Karfreitag (früher Parasceve genannt) wurde vermutlich schon von den ersten Christen begangen als ein Tag des Fastens und der Trauer. Er behielt diesen Charakter über die Jahrhunderte bei. Schon Tertullian (Ende des 2. Jahrhunderts) bezeugte die Einhaltung dieses Tages als großen Fastentag.
Die protestantische Kirchen aber haben zunächst nur teilweise den Karfreitag als Feiertag übernommen. Im 17. Jahrhundert erlebte er als Bußtag eine Renaissance, wobei er freilich seinen ursprünglichen Character verlor. Entgegen der früheren Praxis, an diesem Tag (als dem einzigen des Jahres) kein Abendmahl zu feiern, stand nun das Abendmahl im Vordergrund. Heute entwickelt sich die Feier des Tages wieder zu einer dem ursprünglichen Sinn angemessenen Praxis.
Am Karfreitag hören wir, wie der Sohn Gottes gekreuzigt und zu Tode gebracht wurde. Die christliche Gemeinde verstummt, läßt nur noch das Wort Gottes reden. Dies findet seinen Ausdruck darin, dass die Vesper nach der Todesstunde Jesu einzig aus der Lesung besteht, zu der das Psalmgebet tritt.
Am Karfreitag verlöschen die Kerzen, die bis dahin Zeichen für das lebendige Licht, das Jesus Christus selbst ist, gewesen sind, um erst in der Osternacht wieder am Osterlicht entzündet zu werden. Die liturgische Farbe des Karfreitags und Karsamstags ist schwarz, wobei aber vollkommene Schmucklosigkeit des Altars ausreichend ist. Schwarz ist die „Farbe“ des Todes, der Finsternis, der Verneinung allen Lebens.
Am Karfreitag verstummt das Lob der Gemeinde – das Geschehen am Kreuz macht sie still, vielleicht sogar beschämt, angesichts des Leides und Sterbens unseres Herrn Jesus Christus um unseretwillen.
Am Karfreitag verstummen wir angesichts des Leidens unseres Herrn, das er auf sich nahm, damit wir Frieden hätten mit Gott. Wir denken auch an die Menschen, die in unserer Zeit gefoltert und getötet werden, weil sie den Namen Jesu furchtlos bekennen, und wir müssen erkennen, dass die Ungerechtigkeit unter uns kein Ende genommen hat. Durch das Kreuz Jesu werden wir ermutigt, in dieser unserer Welt für Gerechtigkeit und Versöhnung einzutreten.
Der Wochenspruch:
Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (Joh 3, 16)
In der Karwoche entfallen das „Halleluja“, das „Gloria Patri“ (Ehre sei dem Vater) und das „Gloria in excelsis“ (Ehre sei Gott in der Höhe/Allein Gott in der Höh sei Ehr)
.„Toccata und Fuge F-dur, BWV 540; Zsolt Gárdonyi an der Orgel der Kirche St. Nicolai in Lippstadt
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Johann Sebastian Bach
. Entfliehet, entschwindet, entweichet, ihr Sorgen, BWV 249a, Festkantate;
Edith Mathis, Hetty Plümacher, Theo Altmeyer und Jakob Stämpfli, Gesang; Figuralchor der Gedächtniskirche Stuttgart; Bach-Collegium Stuttgart, Leitung: Helmuth Rilling
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Der Karfreitag auf WDR 3, traditionell mit einer Bach-Passion:
In diesem Jahr sendet WDR 3 Vesper Spezial die Johannes-Passion in einer Fassung von 1749.
Mit seinem Amt als Thomaskantor übernahm Johann Sebastian Bach auch die Aufgabe, jährlich an Karfreitag eine große Passion aufzuführen. Für viele Leipziger war dies ein besonderes Ereignis: Immerhin hatte die Kirchenmusik zuvor in der Fastenzeit sechs Wochen lang geschwiegen.
WDR 3 Vesper Spezial (Karfreitag, 6. April, 15.05 Uhr)
Christus, der uns selig macht BWV 620
Christe, du Lamm Gottes BWV 619
O Mensch, bewein‘ deine Sünde groß BWV 622,
Choralbearbeitungen
Gerhard Dickel, Orgel
. Felix Mendelssohn Bartholdy:
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O Haupt voll Blut und Wunden, Kantate
Michael Volle, Bass / Kammerchor Stuttgart
Stuttgarter Kammerorchester / Ltg.: Frieder Bernius
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NDR Kultur Freitag, 06.04.2012 um 19:05 Uhr
Matthäuspassion
von Johann Sebastian Bach BWV 244
Christina Landshamer, Sopran
Stefan Kahle, Altus
Wolfram Lattke, Tenor (Evangelist)
Klaus Mertens, Bass (Jesus)
Martin Lattke, Tenor (Arien)
Gotthold Schwarz, Bass (Arien, Pilatus)
Thomanerchor Leipzig
Gewandhausorchester Leipzig
Ltg.: Georg Christoph Biller
. Live aus der Thomaskirche Leipzig Übernahme vom MDR
Das Jahr 2012 steht ganz im Zeichen „800 Jahre
Thomana“. Mit einem kirchenmusikalisch reich
ausgestalteten Gottesdienst am 31. Oktober 2011
wurde das Festjahr offiziell eröffnet, Festmusiken und
Tourneen mit Uraufführungen stehen 2012 auf dem
Programm. Die Musik von Johann Sebastian Bach
steht dabei im Zentrum. Georg Christoph Biller leitet
den Chor seit 1992 als 16. Thomaskantor in der
Nachfolge von Johann Sebastian Bach.
Mark Padmore (Evangelist)
Michael Nagy (Christus) Julia Doyle, Grace Davidson (Sopran)
Damien Guillon, Robin Blaze (Altus)
Thomas Hobbs, Hans Jörg Mammel (Tenor) Peter Kooij, Stephan MacLeod (Bass)
Heinrich Ignaz Franz Biber Sonate für Violine und Basso continuo Nr. 7 F-Dur aus den Rosenkranzsonaten ‚Geißelung Jesu‘
Patrick Bismuth, Barock-Violine
Ensemble La Tempesta
Gregorio Allegri Miserere mei, Deus, Karfreitagsliturgie der Päpste
Thomas Herford, William Petter, Knabensopran
Matthew Beale, Tenor
Eamon Dougan, Bass
Oxford Choir of New College
Edward Higginbottom
Jan Zach Präludium und Fuge c-Moll für Orgel
Frantisek Vanícek
Johann Christian Kittel O Haupt voll Blut und Wunden (Choral und sechs Veränderungen)
Philip Swanton, Orgel
Felix Mendelssohn Bartholdy „Christus“, Oratorium op. 97 (Fragment): 2. Teil Leiden Christi
Dorothea Rieger, Sopran
Christoph Prégardien, Tenor
Johannes-Christoph Happel, Bariton
Cornelius Hauptmann, Bass
Mitglieder der Bamberger Symphoniker
Kammerchor Stuttgart
Frieder Bernius
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rbb-kulturradio am 06.04.2012
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um 19:05 – 22:30 Uhr
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JOHANN SEBASTIAN BACH:
MATTHÄUS-PASSION BWV 244
l i v e aus der Thomaskirche Leipzig
Im Jahr 2012 feiern wir mit der Stadt Leipzig das 800-jährige Bestehen der Thomana, bestehend aus Thomaskirche, Thomanerchor und Thomasschule, wobei der Thomanerchor am stärksten über die Grenzen der Stadt und Deutschlands hinausstrahlt. Der Thomanerchor ist nicht nur eine Institution in Leipzig, er feiert auch weltweit Erfolge.
Im Festjahr werden zahlreiche musikalische Höhepunkte zu erleben sein. Einer ist die Aufführung der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach in der Thomaskirche, die zwar traditionell alle zwei Jahre im Wechsel mit der Johannes- Passion auf dem Programm steht, in diesem Jahr aber besondere Beachtung findet. So wird auchkulturradio vom rbb diese Aufführung live übertragen.
Die Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach gehört zum Karfreitag, wie das Weihnachtsoratorium zu Weihnachten. Es ist Musik, die heute noch die Menschen anspricht – auch diejenigen, die nicht tiefgläubig sind.
Solisten: Christina Landshamer, Sopran; Stefan Kahle, Countertenor; Wolfram Lattke, Tenor; Klaus Mertens,
Gotthold Schwarz, Bass
Thomanerchor Leipzig
Gewandhaus Orchester Leipzig
Leitung: Georg Christoph Biller
„Thomana“: 800 Jahre glauben, singen, lernen
Auf eine reiche Tradition konnte die „Schola Thomana“ zu Leipzig schon während Johann Sebastian Bachs Kantorenzeit zurückblicken: Schließlich wurde die Singschule an der Leipziger Thomaskirche bereits im Jahr 1212 gegründet.
Die „Thomana“, bestehend aus Thomaskirche, Thomanerchor und Thomasschule kann also dieses Jahr ihr 800-jähriges Bestehen feiern. Und die Musik Bachs spielt dabei nach wie vor eine zentrale Rolle.
BR Klassik überträgt am Karfreitag die Matthäus-Passion BWV 244 live aus der Thomaskirche, wo sie vor 285 Jahren zum ersten Mal aufgeführt wurde – als ein Werk, das in seiner doppelchörigen, mit Solisten und zwei Orchestern ausgestatteten Konzeption bis heute Seinesgleichen sucht. Der Thomanerchor und das Gewandhausorchester Leipzig musizieren unter der Leitung von Thomaskantor Georg Christoph Biller.
„Während der Passionszeit hatte in Leipzig die Figuralmusik in den Kirchen zu schweigen.“
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Kantaten-BeschreibungBWV 182 – „Himmelskönig, sei willkommen„
Kantatenfür den Sonntag„Palmarum / Palmsonntag“
Aufführungsort: Walpole St. Peter, Norfolk am 26.3.2000
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BWV 182„Himmelskönig, sei willkommen“ das 1714 komponiert wurde, als Palmsonntag und Mariä Verkündigung zusammenfielen. Die Sonate wirkt wie die Miniaturausgabe einer französischen Ouvertüre, Solovioline und Blockflöte dialogisieren mit einer Pizzicato-Begleitung, die ein wenig an Jesu Eselritt nach Jerusalem erinnert. In dem magischen Augenblick, wenn die Streicher zum ersten Mal wieder coll’arco spielen und der Ton aufschwillt, spürt man noch einmal, was für eine Offenbarung die Begegnung mit der Musik seiner Zeitgenossen – Corelli, Vivaldi u.a. – für Bach gewesen sein muss.
Ein madrigalähnliches Willkommenslied für Chor (Nr. 2) – und, wie ich finde, eine idiomatische Verwendung von concertisten und ripienisten, wenn die Streicher und die Blockflöte einsetzen – deutet auf eine wachsende Menge hin, die sich einstellt, um Christus als Gottes Vertreter auf Erden willkommen zu heißen. Selten ist Bach auf eine so frische Weise unbeschwert. Die kammermusikähnlichen Proportionen des Werkes, seine Fröhlichkeit und Unbekümmertheit schienen für das Gebäude wie geschaffen. Nur ein Rezitativ ist vorhanden (Nr. 3), und es ähnelt eher einem Arioso, dafür gibt es drei aufeinander folgende und im Charakter gegensätzliche Arien, in der die Leidenszeit, die Christus bevorsteht, als Quelle geistlicher Inspiration behandelt wird, vom Bass (Nr. 4) und Tenor (Nr. 6), die Christus direkt ansprechen, vom Alt (Nr. 5), der alle Christen aufruft, den Heiland in der Weise zu begrüßen, wie es im Evangelium berichtet wird: ‚Aber viel Volks breitete die Kleider auf den Weg. Die anderen hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg’.
Bach setzt in dieser langsamen und ausgedehnten Dacapo-Arie (mit geringfügig schnellerem B-Teil), deren sich windende, absteigende Phrasen andeuten, wie sich die Zweige neigen und die Menschen vor dem Heiland niederknien, eine einzelne Blockflöte gegen das Alt-Solo. Auf mich wirkte das wie eine musikalische Pietà, die Alt-Marienfigur, die den Heiland in ihren Armen wiegt – und wir fanden in der Nordwestecke der Kirche tatsächlich eine Pietà der englischen Bildhauerkunst. Die Tenor-Arie, von einer regen, zuweilen gequälten Continuolinie unterlegt (cis-moll in dieser transponierten Leipziger Fassung!) verweist auf eine Stimmung zu einem späteren Zeitpunkt während der Passion. Immer wieder abrupter Stillstand und Neubeginn – diese Abfolge deutet an, wie Jesus unter der Last des Kreuzes stolpert, während ihm seine Jünger auf dem langen Weg ‚durch Wohl und Weh’ nicht folgen können.
Die Kantate endet mit zwei Chören, der erste eine motettenähnliche Choralfantasie, die um Vulpius’ schöne Melodie (1609) des für Palmsonntag bestimmten Liedes gebaut ist, der zweite ein munterer Chortanz, der auf direktem Wege einer heiteren Oper dieser Zeit hätte entnommen sein können (und auch im Ersten Akt von Tschaikowskys Eugen Onegin nicht völlig fehl am Platze gewesen wäre). Dieser Tanz verlangt die Ausgeglichenheit eines Trapezkünstlers im Verbund mit der Agilität eines Madrigalgymnasten – und ist einfach faszinierend. In einer Kirche, die bis auf den letzten Platz mit einem so bunt gemischten Publikum besetzt war – der Prince of Wales, seine Stallmeister, sein Leibwächter, die Mimen seiner House-Party, Bach-‚Pilger’ aus London und Oxford, sogar jemand aus Japan –, spürte man noch mehr als sonst das Geheimnis einer Live-Aufführung von Bachs Musik, die offensichtlich Interpret wie Hörer gleichermaßen Nahrung gibt. Die erhebende Stimmung war zu fühlen.